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Download - Fachgebietes Ökonomie des Planens und Bauens ...

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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />

93<br />

Unterschiedliche Folgen der Sanierung für die<br />

Struktur der Bevölkerung: Die Bevölkerungs- <strong>und</strong><br />

Gentrifizierungsproblematik ist vorzugsweise in<br />

Sanierungsgebieten größerer Städte <strong>und</strong> hier insbesondere<br />

in verdichteten Quartieren als relevantes Thema<br />

zu betrachten. Die Kommunen versuchen hier durch<br />

den Einsatz der ihnen zur Verfügung stehenden<br />

Instrumente stabile Bevölkerungsstrukturen zu<br />

erhalten oder zu schaffen. Die Fallstudiengebiete mit<br />

größerem Wohnanteil lassen sich folgenden Typengruppen<br />

zuordnen:<br />

• Gebiete mit hoher Attraktivität bzw. Entwicklungsdruck<br />

<strong>und</strong> einer damit verb<strong>und</strong>enen Stabilisierung<br />

<strong>des</strong> Wohnstandorts bis hin zu einer möglichen<br />

Verdrängungsgefahr für die vor der Sanierung<br />

vorhandene Bevölkerung (Berlin Spandauer<br />

Vorstadt, Hamburg, Köln, München, Leipzig, Jena,<br />

Biberach, Schwäbisch Hall)<br />

• Gebiete mit Revitalisierung <strong>und</strong> hoher Attraktivität<br />

<strong>und</strong> dadurch bedingtem Zuzug (Seßlach,<br />

Schönebeck)<br />

• Gebiete mit geringen Veränderungstendenzen<br />

(Berlin Kurfürstenstraße, Hannover, Kassel,<br />

Kleinmachnow)<br />

• Gebiete mit als problematisch betrachteten sozialen<br />

Rahmenbedingungen ohne spürbare Aufwertung<br />

durch die Sanierung oder mit während oder nach<br />

der Sanierung erfolgten sozialen „Abwertungstendenzen“<br />

(Duisburg, Hameln, Soest, Neumarkt i.d.<br />

Oberpfalz, Neunkirchen)<br />

• Gebiete mit uneinheitlicher Entwicklung<br />

(Mannheim, Freiburg)<br />

In den Gebieten mit hohem Entwicklungsdruck <strong>und</strong><br />

einer damit verb<strong>und</strong>enen Verdrängungsgefahr für die<br />

vorhandene Bevölkerung ist der Aufwand für die<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung der Maßnahmen<br />

durchweg hoch. Mithilfe von Sozialplanung, Mieterberatung<br />

<strong>und</strong> einer Einbindung der Bewohner in den<br />

Sanierungsprozess wurden die Sanierungsfolgen für<br />

die ansässige Bevölkerung gemildert, wobei eine strategische<br />

Umsetzung der Bewohner abhängig von der<br />

Rolle größerer Wohnungsunternehmen <strong>und</strong> von einer<br />

aktiven Gr<strong>und</strong>stückspolitik der Sanierungsträger ist<br />

<strong>und</strong> damit in ganz unterschiedlichem Umfang betrieben<br />

wurde. Für eine Stabilisierung der Bevölkerungsstruktur<br />

wurden in den Gebieten zumeist öffentlich<br />

geförderte bzw. von öffentlichen Unternehmen<br />

errichtete Wohnungsneubauten geschaffen oder<br />

Bestandswohnungen modernisiert, Belegungsrechte<br />

im Bestand ausgeübt <strong>und</strong> Sanierungsstandards<br />

begrenzt. Die Schaffung von neuem Wohnraum wirkt<br />

während der Sanierung <strong>und</strong> in der ersten Zeit nach der<br />

Entlassung der Gebiete entlastend. Dennoch wird bei<br />

konstant anhaltendem Entwicklungsdruck eine<br />

Veränderung der Sozialstruktur nicht zu verhindern<br />

sein, da bei Neuvermietungen die traditionelle Klientel<br />

in der Regel einen begrenzten Zugriff auf wesentlich<br />

teurere Wohnungen hat. Unter Umständen sind<br />

erhebliche Einwohnerzuwächse (z. B. 23 % in der<br />

Spandauer Vorstadt) im Hinblick auf die sozialen<br />

Sanierungsziele ambivalent, da zwar die Attraktivität<br />

steigt, sich die Zusammensetzung der Bevölkerung<br />

aber nachhaltig verändern kann.<br />

Ehemals unter starken Attraktivitätsdefiziten leidende<br />

Gebiete konnten durch die Sanierung revitalisiert<br />

werden <strong>und</strong> haben einen Zuzug erlebt. Dies gilt auch<br />

für einige der oben genannten von Verdrängung<br />

betroffenen Gebiete. Im Unterschied dazu ist in den<br />

hier beleuchteten kleineren Orten wegen der starken<br />

Leerstände zu Beginn der Sanierung <strong>und</strong> der begrenzten<br />

gebietsübergreifenden Attraktivität als<br />

Wohnstandort noch keine so angespannte Situation zu<br />

verzeichnen, als dass die Wohnungsmieten erheblich<br />

steigen würden. In kleineren Orten spielt das Wohnungseigentum<br />

ohnehin eine größere Rolle.<br />

In Gebieten mit geringen Veränderungstendenzen sind<br />

die sozialen Sanierungsziele in der Regel gut zu<br />

erreichen, da hier weder ein ausgewiesener Verdrängungsdruck<br />

noch überdurchschnittliches soziales<br />

Abrutschen der Quartiere zu erwarten ist. In der<br />

Kurfürstenstraße war bereits vor Einsetzen der Erneuerungsmaßnahmen<br />

eine stabile Sozialstruktur <strong>und</strong> ein<br />

Zusammenhalt innerhalb der Nachbarschaften<br />

vorhanden, so dass das Sanierungsziel „Verbesserung<br />

der Wohnqualität ohne Verdrängung der Bewohner“<br />

verhältnismäßig leicht zu erreichen war. In Kleinmachnow<br />

ist selbst durch die zusätzlich geschaffenen<br />

Wohnungen keine Veränderung in der Bewohnerstruktur<br />

erfolgt. Eine Verdrängung der Mieterschaft lässt<br />

sich für das Gebiet der Hasenhecke, zumin<strong>des</strong>t zum<br />

Zeitpunkt <strong>des</strong> Abschlusses der Sanierung, nicht<br />

feststellen. Die ursprüngliche Mieter- <strong>und</strong> Sozialstruktur<br />

wurde beibehalten <strong>und</strong> damit ein zentrales Anliegen<br />

der Sanierung umgesetzt. Vorangegangen war<br />

eine umfassende Bewohner- <strong>und</strong> Mieterbeteiligung,<br />

Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung

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