Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
Regionen Sanierungsmaßnahmen mit gutem Sanierungsstand.<br />
Auffälligerweise haben die untersuchten<br />
ostdeutschen Maßnahmen weitgehend einen relativ<br />
guten Sanierungszustand erreicht, was mit der hohen<br />
Verfügbarkeit von Fördermitteln <strong>und</strong> der etablierten<br />
Sanierungspraxis, die auf Ostdeutschland übertragen<br />
werden konnte, zu tun haben dürfte. Sie weisen darauf<br />
hin, dass offenbar die Dauer der Sanierung keinen<br />
großen Einfluss auf den erreichten Zustand hat.<br />
Insbesondere lange zurückliegende Maßnahmen<br />
weisen wegen ihres damaligen städtebaulichen<br />
Leitbilds oder aufgr<strong>und</strong> der Alterung der inzwischen<br />
vor über 20 Jahren durchgeführten Projekte teilweise<br />
heute wieder Probleme auf, so dass die Sanierung nur<br />
begrenzt zu einer Stabilisierung führen konnte (z. B.<br />
Idar-Oberstein, Neunkirchen, Mannheim, Neumarkt<br />
i.d. Oberpfalz., Hannover-Linden). Auch in wirtschaftlich<br />
eher wohlhabenden Städten gibt es weiterhin<br />
sanierungsbedürftige Teilbereiche, die erneut zum<br />
Gegenstand <strong>des</strong> Strukturwandels geworden sind oder<br />
die (noch) nicht erneuert werden konnten. Besonders<br />
stark kriegszerstörte Innenstädte haben durch den<br />
inzwischen schlechten Zustand ihrer in der Nachkriegszeit<br />
wieder aufgebauten Gebäude <strong>und</strong> ihrer stärkeren<br />
Strukturbrüche bis heute vielfachen Sanierungsbedarf.<br />
Teilweise sind die Gebäude, die zu Beginn der Sanierung<br />
noch in einem ordentlichen Zustand waren, erst<br />
heute in erstmalige Vermarktungsschwierigkeiten <strong>und</strong><br />
größeren Sanierungsbedarf „hineingerutscht“. Dass es<br />
den Eigentümern offenbar bei den innerhalb von Sanierungsgebieten<br />
oder an deren unmittelbarem Rand<br />
gelegenen Immobilien nicht gelungen ist, diese in<br />
privater Initiative in einem guten Zustand zu halten,<br />
lässt sich auf unterschiedliche Gründe zurückführen.<br />
Sie haben ihren Kern in der begrenzten Attraktivität<br />
von alternden Innenstadtimmobilien im Strukturwandel<br />
<strong>und</strong> dem damit zusammenhängenden Mangel an<br />
Initiative ihrer Eigentümer.<br />
Stadträumliche Polarisierung: Innerhalb von<br />
Städten stattfindende sozialräumliche Polarisierungstendenzen<br />
sind in den 1990er Jahren <strong>und</strong> im Zusammenhang<br />
mit dem Programm Soziale Stadt vielfach<br />
thematisiert worden. Inwiefern die Polarisierung auf<br />
Sanierungsmaßnahmen zurückzuführen ist, lässt sich<br />
nur schwer feststellen. Jedenfalls deutet die große<br />
Spannbreite von sozialen Verhältnissen in Sanierungsgebieten<br />
darauf hin, dass ein eindeutiger Zusammenhang<br />
mit übermäßigen Aufwertungstendenzen <strong>und</strong><br />
nachfolgender Verdrängung nicht feststellbar ist. Bei<br />
einer näheren Betrachtung der Merkmale gentrifizierter<br />
oder gentrifizierungsbedrohter Gebiete zeigt<br />
sich, dass alle über gemeinsame Merkmale verfügen.<br />
Zu ihnen zählt eine bauliche Substanz mit gutem<br />
Sanierungsstand bei Vorhandensein attraktiver<br />
Wohngr<strong>und</strong>risse. Historische Altstädte sind aufgr<strong>und</strong><br />
ihrer baulichen Struktur höchstens punktuell betroffen<br />
<strong>und</strong> bei einer sehr starken Konzentration der<br />
Sanierung auf die öffentlichen Freiräume <strong>und</strong> öffentlichen<br />
Gebäude eher abwertungsbedroht. Damit<br />
fallen Klein- <strong>und</strong> Mittelstädte auch bei spürbaren<br />
Aufwertungstendenzen als Schauplätze einer stadtpolitisch<br />
problematischen Gentrifizierung eher aus.<br />
Selbst in Großstädten ist das Bild unterschiedlich.<br />
Gentrifizierungstendenzen sind an tendenziell<br />
wohlhabende Zu- oder Umzügler geb<strong>und</strong>en, die<br />
häufig hochkarätige kaiserzeitliche Substanz suchen.<br />
Innerhalb der betreffenden Quartiere wirken alte<br />
Prägungen nach, die über die Zeit relativ stabil bleiben<br />
<strong>und</strong> sich über Distinktionsmechanismen der Bewohnerschaft<br />
vermitteln, die an unterschiedliche Ausstattungsmerkmale<br />
<strong>und</strong> Zuschreibungen geb<strong>und</strong>en sind.<br />
Voraussetzung für ihre Wirkung ist das positive Image<br />
<strong>des</strong> Quartierstyps, das in Westdeutschland seit den<br />
1980er Jahren gegeben ist. Die Situation in Ostdeutschland<br />
ist durch stärkere Ressentiments der Bevölkerung<br />
gekennzeichnet, da der Siedlungstyp lange stark negativ<br />
stigmatisiert war. Überw<strong>und</strong>en werden diese vor<br />
allem in universitären Umfeldern <strong>und</strong> bei größerer<br />
Fluktuation in der Stadt, also vor allem nicht in<br />
wirtschaftlich schwachen Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten,<br />
die über nachhaltig hohe Leerstände im Altbau<br />
verfügen, in Altstädten teilweise noch stärker als an<br />
ihrem Rand. Weiterhin wirken Nutzungskonflikte wie<br />
eine ungünstige verkehrliche Lage oder ein umfassender<br />
Abwanderungstrend. Die unterschiedlichen<br />
Auswirkungen lassen sich sehr genau an Leipzig<br />
beobachten, wo die genannten Faktoren kleinräumige<br />
Quartiere in ihrer Vitalität <strong>und</strong> Belegung deutlich<br />
ausdifferenzieren. Connewitz hat hier einen relativ<br />
günstigen Sanierungsverlauf erfahren, der aber nur<br />
ansatzweise Auslöser von – insbesondere in verkehrsgünstig<br />
<strong>und</strong> näher an der Innenstadt gelegenen<br />
Quartieren beobachtbaren – Gentrifizierungstendenzen<br />
war. Die kleinräumigen sozialen Folgen<br />
werden im Folgenden mit Blick auf die Fallstudien<br />
noch genauer differenziert <strong>und</strong> auf ihre Ursachen hin<br />
dargestellt.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung