Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
87<br />
Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Sanierungskonzepte<br />
sowie ihre Wirkungen: Anfang der 1970er Jahre ging<br />
es in den meisten der untersuchten Sanierungsgebiete<br />
vor allem darum,<br />
• autofreie Einkaufsstraßen (Fußgängerzonen)<br />
einzurichten (z. B. Hameln, Bad Ol<strong>des</strong>loe, Neumarkt,<br />
München) bzw. zumin<strong>des</strong>t Verkehrsberuhigungsmaßnahmen<br />
zur Stärkung <strong>des</strong> Einzelhandels<br />
umzusetzen (z. B. Seßlach, Hannover-Linden),<br />
• den veränderten Strukturen <strong>des</strong> Einzelhandels<br />
entsprechend größere Ladenlokale sowie Flächen<br />
für Warenhäuser zur Verfügung zu stellen (Hameln,<br />
Bad Ol<strong>des</strong>loe) bzw. bei Modernisierung auf den<br />
Erhalt <strong>des</strong> Einzelhandels in den Erdgeschosszonen<br />
zu achten (München),<br />
• Konzepte zur Anlieferung der Waren (Anlieferstraßen<br />
parallel zur Fußgängerzone) zu erstellen sowie<br />
• die Erreichbarkeit beispielsweise über Tiefgaragen<br />
oder Parkhäuser zu verbessern.<br />
Mit diesen Maßnahmen meinte man, die Einzelhandelsfunktion<br />
in den Innenstädten mittel- bis langfristig<br />
sichern zu können. Während die Einzelhandelsstandorte<br />
durch die Maßnahmen sicher zunächst gestärkt<br />
werden konnten, wurde auf neuere Entwicklungen<br />
(Fachmarktzentren, Einkaufszentren, Grüne-Wiese-<br />
Standorte) jedoch zunächst kaum reagiert. Reaktionen<br />
auf die dynamischen Veränderungen im Einzelhandel<br />
kommen erst in der Endphase der Sanierung zustande<br />
oder finden nach Abschluss der Sanierung statt. Davor<br />
wird versucht, über Instrumente wie städtebauliche<br />
Rahmenpläne oder Bebauungspläne steuernd einzugreifen.<br />
In den meisten Fällen entsteht jedoch der<br />
Eindruck, dass diese alleine nicht ausreichen bzw.<br />
zeitversetzt anpassungsbedürftig sind.<br />
Verkaufsflächen einstellen (Biberach, ansatzweise<br />
Neumarkt <strong>und</strong> Schwäbisch Hall, Seßlach, Bansin).<br />
Auch diese sind aber gegen neuerliche Konkurrenz<br />
durch den Strukturwandel im Einzelhandel nicht<br />
absolut gefeit.<br />
• Eine dynamische Gebietsentwicklung in einer<br />
Nebenlage bringt eine tendenzielle Stabilisierung<br />
mit sich (München, Hamburg, Freiburg, Köln), wird<br />
aber in ostdeutschen Standorten überformt von der<br />
schwachen Ausgangssituation, so dass dort branchenbezogener<br />
Strukturwandel <strong>und</strong> moderate<br />
Ausdehnung der Verkaufsflächen zu beobachten<br />
sind (Berlin Spandauer Vorstadt, Leipzig). Eine<br />
Konkurrenz durch großflächigen Einzelhandel spielt<br />
hier wegen der geringen Bedeutung als innerstädtischer<br />
Ansiedlungsbereich für großflächigen<br />
Einzelhandel bislang noch keine so große Rolle bzw.<br />
ist abhängig von der Verfügbarkeit solcher Ansiedlungsbereiche<br />
<strong>und</strong> der städtischen Einzelhandelspolitik.<br />
• Eine stabile oder krisenhafte Entwicklung in<br />
zentraler Lage bringt moderate bis drastische<br />
Anpassungsprobleme <strong>und</strong> Strukturveränderungen<br />
mit sich (Neunkirchen, Idar-Oberstein, Hameln, Bad<br />
Ol<strong>des</strong>loe), gerade in Bereichen mit inzwischen als<br />
überholt geltender Gestaltung, Möblierung <strong>und</strong><br />
Verkaufsflächenstruktur z. B. aus den 1970er Jahren.<br />
• Eine moderate, stagnierende oder krisenhafte<br />
Entwicklung in einer Nebenlage führt zu einem<br />
allmählichen Rückzug auf Kernbereiche <strong>und</strong> eine<br />
Schwächung der Sortimentsvielfalt, in Ostdeutschland<br />
überprägt durch die schwache Ausgangssituation<br />
<strong>und</strong> dadurch zumin<strong>des</strong>t in der Lage zu einer<br />
wohnungsnahen Revitalisierung (Hannover,<br />
Duisburg, Mannheim, Schönebeck).<br />
In den Sanierungsgebieten stellt sich hierbei die Situation<br />
ganz unterschiedlich dar, wie die beschriebenen<br />
Phänomene deutlich machen. Sowohl die Ausgangssituation<br />
als auch die Entwicklung <strong>des</strong> Sanierungsgebiets<br />
spielt eine zentrale Rolle. Diese ist bis zu einem<br />
gewissen Grad durch Sanierungsmaßnahmen beeinflussbar,<br />
gerade wenn sich wesentliche Investitionen<br />
der Stadt dort konzentrieren. Tendenziell stellt sich das<br />
Bild dabei wie folgt dar (wobei unbedeutende Einkaufsstandorte<br />
unberücksichtigt bleiben):<br />
• Bei dynamischer Gebietsentwicklung um eine<br />
zentrale Lage kann sich eine Stabilisierung oder<br />
Revitalisierung mit moderater Ausdehnung der<br />
In der Spandauer Vorstadt hat sich z. B. durch den<br />
erheblichen Entwicklungsdruck <strong>und</strong> die gleichzeitig<br />
vorhandene intensive touristische Nutzung eine<br />
Situation ergeben, die dem auf Nahversorgung<br />
orientierten konventionellen kleinteiligen Einzelhandel<br />
nur geringe Entwicklungschancen eröffnet.<br />
Dagegen sind spezialisierte gastronomische Betriebe<br />
<strong>und</strong> Einzelhändler wie etwa Bio-Läden oder kommerzielle<br />
Galerien auf dem Vormarsch. Aktuell kommen<br />
rechnerisch auf jeden Einwohner zwei Gaststättenplätze,<br />
so dass allein hierdurch ein erhebliches Potenzial an<br />
Einzelhandelsflächen wegfällt. Weiterhin hat sich eine<br />
Mode- <strong>und</strong> Kunstszene mit einer zahlungskräftigen<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung