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86 5 Impulse für die Stadtentwicklung Entwicklung eines richtigen „Clusters“ in Bezug auf bauliche Handwerkstätigkeiten. Die Sanierungsmaßnahme war somit ein Anstoß für eine erfolgreiche Branchenentwicklung. Alternative Projekte als Motor der lokalen Ökonomie: Eine wichtige Rolle für eine ökonomisch erfolgreiche Entwicklung spielen oftmals auch gerade die Quartiere und Projekte, die sich im Verlauf der Sanierung durch intensive Gestaltung der Prozesse (starke Betroffenenvertretungen) hervorgetan haben. Vielfach haben gerade die „alternativen Projekte“ die Funktion als Motor für die ökonomische Entwicklung der Quartiere übernommen, wenngleich dies in der Regel einen längeren Zeitraum erforderte und von den Akteuren vor Ort nicht beabsichtigt war. Aufhänger waren und sind hier vor allem die Bereiche Kunst, Kultur und Kreativität. Beispiele hierfür finden sich in Freiburg, Leipzig, eingeschränkt in Hannover. Für die Spandauer Vorstadt gilt dies analog, wenngleich hier abgeschwächt im Verhältnis zur Gesamtentwicklung. Lebensfähigkeit des kleinteiligen Einzelhandels Strukturwandel im Einzelhandel und Sanierungsgebiete: Heute reicht der „Schmuckkästcheneffekt“ alleine nicht mehr aus, um die Vitalität historischer Kerne sicherzustellen, auch nicht in Kombination mit der Verbesserung von funktionalen Anforderungen. Folgende Prozesse bedrohen gerade historische Altstädte in ihrer Vitalität: Ladensterben in 1b-Lagen, wegbleibende lokale und überregionale Besucher, geringe Umsätze und ein verändertes Konsumentenverhalten. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig danach zu fragen, welche der eingeschlagenen Strategien Erfolg versprechen und Handlungsspielräume für die Sanierungspolitik eröffnen. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Sicherung der Lebensfähigkeit des kleinteiligen Einzelhandels auch Thema in den Fallbeispielen. Hierbei ist zu differenzieren, welche Funktion der Einzelhandel in den jeweiligen Gebieten im Bezug zu seinem Umfeld und der Gesamtstadt besitzt. Folgende Phänomene sind anzutreffen: • Mit dem Bau nicht integrierter Einzelhandelsstandorte auf der Grünen Wiese geht ein Kaufkraftverlust einher, der dazu führt, dass die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs nicht mehr gewährleistet ist. An die Stelle der Nahversorger treten Billigläden ohne Versorgungsfunktion, oder es kommt zu Leerstand. • Durch eine Ausrichtung auf Besucher, verändertes Einkaufsverhalten und den brancheninternen Strukturwandel werden kleinteilige Einzelhandelseinrichtungen durch Gaststätten und renditeträchtige Einzelhändler (Filialisten) abgelöst. • Eine relative Stabilisierung des traditionellen Einzelhandels geht einher mit einem Rückzug auf herausragende Teilstandorte (Haupteinkaufsstraßen, Fußgängerzonen) und einer Ausrichtung von straßenabgewandten Bereichen der Baublöcke auf deren Bedürfnisse (Lieferverkehr, vergrößerte Ladenflächen im Blockinnenbereich). Einzelne traditionelle Anbieter und mit ihnen Baulichkeiten können im Strukturwandel nicht mithalten und produzieren einen komplexen städtebaulichen Anpassungsbedarf, der im Zuge der Sanierung nur mühsam bewältigt werden kann. • Der Umbau von Einkaufsstraßen zugunsten größerer Einzelhandelseinrichtungen insbesondere in einer frühen Phase der Sanierung macht die Standorte abhängig vom fortgesetzten Strukturwandel mit seinem scharfen Wettbewerb (Niedergang von Warenhäusern und nicht wettbewerbsfähigen Betreiberkonzepten) und verändert die Mikrostandortqualitäten in Einkaufslagen. • Eine Aufwertung von öffentlichen Räumen und eine Verbesserung der Erreichbarkeit stabilisieren wesentlich die Hauptlagen, sind aber ohne eine abgestimmte gesamtstädtische Entwicklung kaum erfolgreich. Auf Nebenlagen hat sie nur begrenzten Einfluss. • Florierende Stadtteile ohne besondere Bedeutung für den Einzelhandel in der Stadt erleben einen allmählichen Wandel ihrer Angebotsstruktur, können aber mitunter wegen der hohen Kaufkraft ein vielfältiges Angebot kleiner Läden weiter „tragen“. In Ausnahmefällen kommt es sogar zu einer moderaten Revitalisierung ehemals niedergegangener Ladenstrukturen, die einhergeht mit einer Renaissance des Stadtteils nach dessen Aufwertung. Hierbei können kleinere traditionelle Läden verdrängt werden. • In stark ethnisch geprägten Stadtteilen wird der Niedergang von traditionellen Geschäftsstraßen teilweise durch eine räumlich sehr konzentrierte, häufig kleinteilige Nahversorgungsstruktur aufgefangen. Langzeitwirkungen und Effektivierung der Städtebauförderung
5 Impulse für die Stadtentwicklung 87 Rahmenbedingungen und Sanierungskonzepte sowie ihre Wirkungen: Anfang der 1970er Jahre ging es in den meisten der untersuchten Sanierungsgebiete vor allem darum, • autofreie Einkaufsstraßen (Fußgängerzonen) einzurichten (z. B. Hameln, Bad Oldesloe, Neumarkt, München) bzw. zumindest Verkehrsberuhigungsmaßnahmen zur Stärkung des Einzelhandels umzusetzen (z. B. Seßlach, Hannover-Linden), • den veränderten Strukturen des Einzelhandels entsprechend größere Ladenlokale sowie Flächen für Warenhäuser zur Verfügung zu stellen (Hameln, Bad Oldesloe) bzw. bei Modernisierung auf den Erhalt des Einzelhandels in den Erdgeschosszonen zu achten (München), • Konzepte zur Anlieferung der Waren (Anlieferstraßen parallel zur Fußgängerzone) zu erstellen sowie • die Erreichbarkeit beispielsweise über Tiefgaragen oder Parkhäuser zu verbessern. Mit diesen Maßnahmen meinte man, die Einzelhandelsfunktion in den Innenstädten mittel- bis langfristig sichern zu können. Während die Einzelhandelsstandorte durch die Maßnahmen sicher zunächst gestärkt werden konnten, wurde auf neuere Entwicklungen (Fachmarktzentren, Einkaufszentren, Grüne-Wiese- Standorte) jedoch zunächst kaum reagiert. Reaktionen auf die dynamischen Veränderungen im Einzelhandel kommen erst in der Endphase der Sanierung zustande oder finden nach Abschluss der Sanierung statt. Davor wird versucht, über Instrumente wie städtebauliche Rahmenpläne oder Bebauungspläne steuernd einzugreifen. In den meisten Fällen entsteht jedoch der Eindruck, dass diese alleine nicht ausreichen bzw. zeitversetzt anpassungsbedürftig sind. Verkaufsflächen einstellen (Biberach, ansatzweise Neumarkt und Schwäbisch Hall, Seßlach, Bansin). Auch diese sind aber gegen neuerliche Konkurrenz durch den Strukturwandel im Einzelhandel nicht absolut gefeit. • Eine dynamische Gebietsentwicklung in einer Nebenlage bringt eine tendenzielle Stabilisierung mit sich (München, Hamburg, Freiburg, Köln), wird aber in ostdeutschen Standorten überformt von der schwachen Ausgangssituation, so dass dort branchenbezogener Strukturwandel und moderate Ausdehnung der Verkaufsflächen zu beobachten sind (Berlin Spandauer Vorstadt, Leipzig). Eine Konkurrenz durch großflächigen Einzelhandel spielt hier wegen der geringen Bedeutung als innerstädtischer Ansiedlungsbereich für großflächigen Einzelhandel bislang noch keine so große Rolle bzw. ist abhängig von der Verfügbarkeit solcher Ansiedlungsbereiche und der städtischen Einzelhandelspolitik. • Eine stabile oder krisenhafte Entwicklung in zentraler Lage bringt moderate bis drastische Anpassungsprobleme und Strukturveränderungen mit sich (Neunkirchen, Idar-Oberstein, Hameln, Bad Oldesloe), gerade in Bereichen mit inzwischen als überholt geltender Gestaltung, Möblierung und Verkaufsflächenstruktur z. B. aus den 1970er Jahren. • Eine moderate, stagnierende oder krisenhafte Entwicklung in einer Nebenlage führt zu einem allmählichen Rückzug auf Kernbereiche und eine Schwächung der Sortimentsvielfalt, in Ostdeutschland überprägt durch die schwache Ausgangssituation und dadurch zumindest in der Lage zu einer wohnungsnahen Revitalisierung (Hannover, Duisburg, Mannheim, Schönebeck). In den Sanierungsgebieten stellt sich hierbei die Situation ganz unterschiedlich dar, wie die beschriebenen Phänomene deutlich machen. Sowohl die Ausgangssituation als auch die Entwicklung des Sanierungsgebiets spielt eine zentrale Rolle. Diese ist bis zu einem gewissen Grad durch Sanierungsmaßnahmen beeinflussbar, gerade wenn sich wesentliche Investitionen der Stadt dort konzentrieren. Tendenziell stellt sich das Bild dabei wie folgt dar (wobei unbedeutende Einkaufsstandorte unberücksichtigt bleiben): • Bei dynamischer Gebietsentwicklung um eine zentrale Lage kann sich eine Stabilisierung oder Revitalisierung mit moderater Ausdehnung der In der Spandauer Vorstadt hat sich z. B. durch den erheblichen Entwicklungsdruck und die gleichzeitig vorhandene intensive touristische Nutzung eine Situation ergeben, die dem auf Nahversorgung orientierten konventionellen kleinteiligen Einzelhandel nur geringe Entwicklungschancen eröffnet. Dagegen sind spezialisierte gastronomische Betriebe und Einzelhändler wie etwa Bio-Läden oder kommerzielle Galerien auf dem Vormarsch. Aktuell kommen rechnerisch auf jeden Einwohner zwei Gaststättenplätze, so dass allein hierdurch ein erhebliches Potenzial an Einzelhandelsflächen wegfällt. Weiterhin hat sich eine Mode- und Kunstszene mit einer zahlungskräftigen Langzeitwirkungen und Effektivierung der Städtebauförderung
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
Entwicklung eines richtigen „Clusters“ in Bezug auf<br />
bauliche Handwerkstätigkeiten. Die Sanierungsmaßnahme<br />
war somit ein Anstoß für eine erfolgreiche<br />
Branchenentwicklung.<br />
Alternative Projekte als Motor der lokalen Ökonomie:<br />
Eine wichtige Rolle für eine ökonomisch erfolgreiche<br />
Entwicklung spielen oftmals auch gerade die Quartiere<br />
<strong>und</strong> Projekte, die sich im Verlauf der Sanierung durch<br />
intensive Gestaltung der Prozesse (starke Betroffenenvertretungen)<br />
hervorgetan haben. Vielfach haben<br />
gerade die „alternativen Projekte“ die Funktion als<br />
Motor für die ökonomische Entwicklung der Quartiere<br />
übernommen, wenngleich dies in der Regel einen<br />
längeren Zeitraum erforderte <strong>und</strong> von den Akteuren<br />
vor Ort nicht beabsichtigt war. Aufhänger waren <strong>und</strong><br />
sind hier vor allem die Bereiche Kunst, Kultur <strong>und</strong><br />
Kreativität. Beispiele hierfür finden sich in Freiburg,<br />
Leipzig, eingeschränkt in Hannover. Für die Spandauer<br />
Vorstadt gilt dies analog, wenngleich hier abgeschwächt<br />
im Verhältnis zur Gesamtentwicklung.<br />
Lebensfähigkeit <strong>des</strong> kleinteiligen Einzelhandels<br />
Strukturwandel im Einzelhandel <strong>und</strong> Sanierungsgebiete:<br />
Heute reicht der „Schmuckkästcheneffekt“<br />
alleine nicht mehr aus, um die Vitalität historischer<br />
Kerne sicherzustellen, auch nicht in Kombination mit<br />
der Verbesserung von funktionalen Anforderungen.<br />
Folgende Prozesse bedrohen gerade historische<br />
Altstädte in ihrer Vitalität: Ladensterben in 1b-Lagen,<br />
wegbleibende lokale <strong>und</strong> überregionale Besucher,<br />
geringe Umsätze <strong>und</strong> ein verändertes Konsumentenverhalten.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> ist es wichtig<br />
danach zu fragen, welche der eingeschlagenen<br />
Strategien Erfolg versprechen <strong>und</strong> Handlungsspielräume<br />
für die Sanierungspolitik eröffnen. Bis auf wenige<br />
Ausnahmen ist die Sicherung der Lebensfähigkeit <strong>des</strong><br />
kleinteiligen Einzelhandels auch Thema in den<br />
Fallbeispielen. Hierbei ist zu differenzieren, welche<br />
Funktion der Einzelhandel in den jeweiligen Gebieten<br />
im Bezug zu seinem Umfeld <strong>und</strong> der Gesamtstadt<br />
besitzt. Folgende Phänomene sind anzutreffen:<br />
• Mit dem Bau nicht integrierter Einzelhandelsstandorte<br />
auf der Grünen Wiese geht ein Kaufkraftverlust<br />
einher, der dazu führt, dass die Versorgung mit<br />
Gütern <strong>des</strong> täglichen Bedarfs nicht mehr gewährleistet<br />
ist. An die Stelle der Nahversorger treten<br />
Billigläden ohne Versorgungsfunktion, oder es<br />
kommt zu Leerstand.<br />
• Durch eine Ausrichtung auf Besucher, verändertes<br />
Einkaufsverhalten <strong>und</strong> den brancheninternen<br />
Strukturwandel werden kleinteilige Einzelhandelseinrichtungen<br />
durch Gaststätten <strong>und</strong> renditeträchtige<br />
Einzelhändler (Filialisten) abgelöst.<br />
• Eine relative Stabilisierung <strong>des</strong> traditionellen<br />
Einzelhandels geht einher mit einem Rückzug auf<br />
herausragende Teilstandorte (Haupteinkaufsstraßen,<br />
Fußgängerzonen) <strong>und</strong> einer Ausrichtung von<br />
straßenabgewandten Bereichen der Baublöcke auf<br />
deren Bedürfnisse (Lieferverkehr, vergrößerte<br />
Ladenflächen im Blockinnenbereich). Einzelne<br />
traditionelle Anbieter <strong>und</strong> mit ihnen Baulichkeiten<br />
können im Strukturwandel nicht mithalten <strong>und</strong><br />
produzieren einen komplexen städtebaulichen<br />
Anpassungsbedarf, der im Zuge der Sanierung nur<br />
mühsam bewältigt werden kann.<br />
• Der Umbau von Einkaufsstraßen zugunsten größerer<br />
Einzelhandelseinrichtungen insbesondere in<br />
einer frühen Phase der Sanierung macht die<br />
Standorte abhängig vom fortgesetzten Strukturwandel<br />
mit seinem scharfen Wettbewerb (Niedergang<br />
von Warenhäusern <strong>und</strong> nicht wettbewerbsfähigen<br />
Betreiberkonzepten) <strong>und</strong> verändert die Mikrostandortqualitäten<br />
in Einkaufslagen.<br />
• Eine Aufwertung von öffentlichen Räumen <strong>und</strong> eine<br />
Verbesserung der Erreichbarkeit stabilisieren<br />
wesentlich die Hauptlagen, sind aber ohne eine<br />
abgestimmte gesamtstädtische Entwicklung kaum<br />
erfolgreich. Auf Nebenlagen hat sie nur begrenzten<br />
Einfluss.<br />
• Florierende Stadtteile ohne besondere Bedeutung<br />
für den Einzelhandel in der Stadt erleben einen<br />
allmählichen Wandel ihrer Angebotsstruktur,<br />
können aber mitunter wegen der hohen Kaufkraft<br />
ein vielfältiges Angebot kleiner Läden weiter<br />
„tragen“. In Ausnahmefällen kommt es sogar zu<br />
einer moderaten Revitalisierung ehemals niedergegangener<br />
Ladenstrukturen, die einhergeht mit einer<br />
Renaissance <strong>des</strong> Stadtteils nach <strong>des</strong>sen Aufwertung.<br />
Hierbei können kleinere traditionelle Läden<br />
verdrängt werden.<br />
• In stark ethnisch geprägten Stadtteilen wird der<br />
Niedergang von traditionellen Geschäftsstraßen<br />
teilweise durch eine räumlich sehr konzentrierte,<br />
häufig kleinteilige Nahversorgungsstruktur<br />
aufgefangen.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung