Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
77<br />
vorzunehmen, was die „Trading-down-Effekte“ in der<br />
Folge verschärfte. Hiervon waren vor allem Objekte<br />
betroffen, die für ihren Versorgungsbereich überdimensioniert<br />
waren <strong>und</strong> der Konkurrenz nicht mehr<br />
standhielten. Der Verlust von Ankermietern an neue,<br />
„zeitgemäße“ Großformen <strong>und</strong> eine zusehends<br />
schwierigere Mieterstruktur lösen eine problematische<br />
Leerstandentwicklung aus, die sich bei Bevölkerungs<strong>und</strong><br />
Kaufkraftverlusten verschärfen. Für die öffentlichen<br />
Großbauten aus der gleichen Zeit (Verwaltung<br />
<strong>und</strong> Kultur) spielt das Problem <strong>des</strong> Leerstands <strong>und</strong> die<br />
reduzierte Nutzerfrequenz eine geringere Rolle.<br />
Innerhalb der Fallbeispiele sind Nachbesserungsversuche<br />
bislang nur in Ansätzen zu erkennen. Das<br />
Problem zeigt sich in Bad Ol<strong>des</strong>loe, Biberach <strong>und</strong><br />
Idar-Oberstein anschaulich. Ein positives Beispiel für<br />
eine auf die Bestandssituation angemessen reagierende<br />
Weiterentwicklung eines innerstädtischen Bereichs<br />
ist die Stadt Schwäbisch Hall. Hier war die Integration<br />
von Verwaltungs- <strong>und</strong> Kulturneubauten in die historische<br />
Baustruktur erfolgreich. In anderen Städten gibt<br />
es aber Handlungsbedarf bei der Nachbesserung der<br />
Großformen in zentralen Bereichen. Das inzwischen<br />
laufende B<strong>und</strong>-Länder-Programm „Aktive Stadt- <strong>und</strong><br />
Ortsteilzentren“ bietet hier teilweise eine zusätzliche<br />
Unterstützung. Ein wesentliches Problem ist bei der<br />
Nachbesserung der mangelnde eigentumsrechtliche<br />
Zugriff der Städte auf die maßstabssprengenden<br />
Bauten. Gelingt es nicht, durch Aufkauf privater<br />
Gebäude oder im Zusammenspiel mit den privaten<br />
Eigentümern, „Stadtreparatur“ durch Abriss, Umgestaltung<br />
oder Weiterentwicklung der betreffenden<br />
Bausubstanz zu betreiben, versuchen die Städte<br />
bisweilen, wenigstens vernachlässigte öffentliche<br />
Räume in ihrer Umgebung aufzuwerten, können<br />
dadurch aber nur einen gewissen Teil der städtebaulichen<br />
Probleme beheben.<br />
Sanierungsmaßnahmen als Katalysatoren <strong>des</strong><br />
„Nachnutzungslernens“: Allerdings stehen den – wenigen<br />
– noch beobachtbaren Widersprüchen von<br />
Großprojekten die zahlreichen Beispiele gegenüber, in<br />
denen die Fördermöglichkeiten der Sanierung Ausgangspunkt<br />
für kreative Umnutzungsprojekte scheinbar<br />
nicht nachnutzungsfähiger Substanz waren. Hier<br />
liegt eine wesentliche städtebauliche Langzeitwirkung<br />
in vielen ehemaligen Sanierungsgebieten. Die „abweichende“<br />
Bausubstanz hat die Unterbringung einmaliger,<br />
kurioser, nischenartiger Nutzungen ermöglicht,<br />
die zentral für die Vitalität, Unverwechselbarkeit <strong>und</strong><br />
nutzungsgemischte Struktur innerstädtischer Quartiere<br />
sind. Der kostenmäßige Mehraufwand einer<br />
Wiedernutzung „zweitbester“ Gebäude – also nicht<br />
herausragender Kirchen oder Rathäuser, die ohnehin<br />
saniert worden wären – wie Geschossfabriken, Remisen,<br />
historischer Speichergebäude <strong>und</strong> anderer<br />
Sonderbauten wurde durch die Sanierung <strong>und</strong> ihre<br />
finanzielle Bündelungswirkung maßgeblich unterstützt.<br />
Nachnutzungsmöglichkeiten wurden erst<br />
einmal konzipiert <strong>und</strong> vorgeführt <strong>und</strong> somit für die<br />
Nachnutzbarkeit „zweitbester“ Gebäude sensibilisiert.<br />
Kleinkünstlerische Aktivitäten, Bürgerinitiativen <strong>und</strong><br />
andere nicht kommerzielle Nutzer spielten bei der<br />
Besetzung der sich bietenden Nischen eine wichtige<br />
Rolle.<br />
Stadtreparatur <strong>und</strong> kontextuelles Bauen: Sanierungsgebiete<br />
erlauben neben Stadtreparaturmaßnahmen<br />
eine moderate gestalterische Steuerung von<br />
Modernisierungsmaßnahmen <strong>und</strong> kontextuellen<br />
<strong>Bauens</strong> in Baulücken. Zwar gelingt es auch außerhalb<br />
der Sanierung, durch Gestaltungssatzungen <strong>und</strong><br />
verwandte Instrumente in hochrangigen Ensembles<br />
einen gewissen einheitlichen gestalterischen Kanon<br />
durchzusetzen, doch wird dieser dort teilweise stärker<br />
in Frage gestellt, während ein Konsens hierüber in<br />
Sanierungsgebieten wahrscheinlicher ist (vgl. hierzu<br />
die Entwicklung in der Berliner Spandauer Vorstadt<br />
<strong>und</strong> der benachbarten Friedrich-Wilhelm-Stadt). Die<br />
Logik der Gesamtmaßnahme mit ihren konzeptionellen<br />
Instrumenten, der Knüpfung der Fördermittelvergabe<br />
an Bedingungen <strong>und</strong> die Logik <strong>des</strong> § 144 BauGB<br />
leisten alle einen gewissen Beitrag hierzu. Dass<br />
dadurch architektonische Kreativität <strong>und</strong> Innovation<br />
nicht verhindert werden muss, zeigen ebenfalls die<br />
Erfahrungen in der Berliner Spandauer Vorstadt oder<br />
in Leipzig-Connewitz.<br />
Schaffung neuer Qualitäten in Blockinnenbereichen<br />
<strong>und</strong> auf Brachgr<strong>und</strong>stücken: In ähnlicher Weise<br />
wirken sensible Entkernungsmaßnahmen im Rahmen<br />
einer behutsamen Gesamtstrategie. Sie konnte an<br />
vielen Orten dazu beitragen, dass zusätzliche gestalterische<br />
Qualitäten in Blockinnenbereichen geschaffen<br />
wurden, die nachhaltige Qualitätsverbesserungen für<br />
die Bewohner vor Ort darstellen <strong>und</strong> damit auch die<br />
Attraktivität als Wohnstandort sichern. Beispiele finden<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung