Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
Nutzungskonflikte konnten im Allgemeinen in einem<br />
verträglichen Maß gehalten werden, da emittierende<br />
Betriebe die Ausnahme sind <strong>und</strong> es meist vor allem um<br />
eine Bewältigung von Lärmbelästigungen geht.<br />
Die Möglichkeiten zu einer solchen Struktur sind aber<br />
stark von den Voraussetzungen <strong>des</strong> jeweiligen Gebiets<br />
abhängig, wie etwa die unterschiedlichen Bereiche in<br />
Hannover-Linden zeigen, in denen geeignete Bestandsgebäude<br />
für Nichtwohnnutzungen (verstärkt durch die<br />
Entkernungspolitik) gar nicht in großem Umfang<br />
vorhanden waren. Dies gilt insbesondere auch in<br />
kleineren Städten, wo der Grad der Verdichtung nie ein<br />
Ausmaß wie etwa in Berlin-Kreuzberg angenommen<br />
hat. Tendenziell ist daher die Dichte der angesprochenen<br />
Nichtwohnnutzungen in Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten<br />
wesentlich geringer als in gründerzeitlichen<br />
Altbauquartieren von Berlin <strong>und</strong> dementsprechend der<br />
Anspruch an vielfältige nutzungsgemischte Quartiere,<br />
sofern nicht andere Strategien in Erdgeschosszonen<br />
oder kleineren Baublöcken zum Tragen kommen.<br />
Dennoch hat die Sanierung in unterschiedlichen<br />
Gebietstypen zu einer neuerlichen Akzeptanz von<br />
Wohndichten beigetragen, die in der städtebaulicharchitektonischen<br />
„Moderne“ unüblich waren. Um eine<br />
solche Dichte akzeptabel zu machen, waren im<br />
Wesentlichen – neben den auf die Wohnungen selbst<br />
bezogenen Konzepten – drei Strategien bedeutsam, die<br />
unterschiedlich intensiv verfolgt werden konnten:<br />
erstens die Schaffung von Freiflächen im Zuge einer<br />
Wohnumfeldverbesserung (die im Rahmen von<br />
Blockentkernungsstrategien regelmäßig an Grenzen<br />
stößt <strong>und</strong> mit der Bestandsorientierung kollidiert),<br />
zweitens die Schaffung von hochwertigen Aufenthaltsbereichen<br />
im öffentlichen Raum <strong>und</strong> in Baulücken<br />
sowie drittens die Schaffung einer hohen Nutzungsvielfalt.<br />
Gute Praxis Severinsviertel Köln – Stärkung innerstädtischen Wohnens<br />
Grüner Hinterhof im Severinsviertel<br />
Das Severinsviertel grenzt im Süden an die Kölner Innenstadt.<br />
Das Sanierungsgebiet umfasste ca. 36 ha auf dem vor der<br />
Sanierung ca. 10.000 Menschen lebten. Prägend für das<br />
Severinsviertel sind bis heute die vielen Kneipen <strong>und</strong> kleinen<br />
Geschäfte, die dem Stadtteil seine Urbanität verleihen.<br />
Die unterdurchschnittliche Ausstattung der Wohnungen führte<br />
vor der Sanierung dazu, dass junge Familien das Viertel<br />
verließen <strong>und</strong> weniger solvente <strong>und</strong> ältere Mieter im Viertel<br />
verblieben. In die sich verschlechternde Bausubstanz zogen<br />
zunehmend Familien mit Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />
Das Ziel, das Severinsviertel als Wohngebiet mit hoher<br />
funktionaler Mischung, gemischter Sozialstruktur <strong>und</strong><br />
typischem Milieu <strong>und</strong> Stadtbild zu erhalten, ist heute weitgehend<br />
erreicht worden, wenngleich die Anfangsphase der<br />
Sanierung durch Konflikte um den Abriss der „Stollwerck-Fabrik“<br />
gekennzeichnet war. Die Wohnsituation ist im Vergleich zu den<br />
Anfängen der Sanierung erheblich verbessert, was in erster<br />
Linie auf die umfangreichen Baumaßnahmen zurückzuführen<br />
ist. Im gesamten Gebiet wurden aus öffentlichen Mitteln 384<br />
Wohnungen modernisiert. Weiterhin wurden 1.148 Wohnungen<br />
im Sozialen Wohnungsbau neu errichtet. Für die öffentlich<br />
geförderten Wohnungen erhielt die Stadt Köln ein Belegungsrecht,<br />
das in der Regel 35 Jahre besteht.<br />
Das Severinsviertel ist heute eine „gehobene Wohnlage“, in der<br />
vergleichsweise hohe Mieten bzw. Immobilienpreise zu zahlen<br />
sind. Die Sanierung hat somit neben der baulichen Aufwertung<br />
zu einer erheblichen Steigerung der Nachfrage nach Wohnraum<br />
geführt, was sich in den überdurchschnittlich hohen<br />
Miet- <strong>und</strong> Kaufpreisen niederschlägt. Mit der erhöhten<br />
Nachfrage hat auch eine Aufwertung der Sozialstruktur<br />
stattgef<strong>und</strong>en, die sich räumlich stark an der gründerzeitlichen<br />
Bebauung im Viertel orientiert. Trotzdem ist bis heute die<br />
gemischte Sozialstruktur erhalten geblieben, was auch auf den<br />
Bau der Sozialwohnungen zurückzuführen ist.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung