Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
69<br />
Für die Sanierungsgebiete Kassel-Hasenhecke,<br />
Mannheim Neckarstadt-West <strong>und</strong> Freiburg brachte<br />
die Vereinigung <strong>und</strong> ihre Folgen keine nennenswerte<br />
Veränderung in Bezug auf die Behutsamkeitspolitik.<br />
Kennzeichnend für die Sanierung der Hasenhecke<br />
sind neben der ausgeprägten Bestandsorientierung<br />
die Berücksichtigung sozialer <strong>und</strong> ökologischer<br />
Gesichtspunkte im Erneuerungsprozess sowie der<br />
kooperative Ansatz der Zusammenarbeit zwischen der<br />
Stadt <strong>und</strong> der kommunalen Wohnungswirtschaft. In<br />
Mannheim wurde die Idee der Bestandspflege zwar<br />
immer propagiert, ist aber nicht immer konsequent<br />
angegangen worden. Dies lässt sich vor allem anhand<br />
der beiden erwähnten Neubauvorhaben im sozialen<br />
Wohnungsbau ablesen, an der sich Konflikte entzündeten<br />
<strong>und</strong> in scharfe Auseinandersetzungen mündeten.<br />
Auf Bedürfnisse der Ortsansässigen wurde<br />
teilweise nicht reagiert oder gar ein Umschwenken<br />
der Sanierungspolitik für notwendig erachtet.<br />
Kurzfristig werden die Belegungsrechte <strong>und</strong> Mietpreisbindungen<br />
aufgehoben. In anderen gründerzeitlich<br />
geprägten zentralen Bereichen <strong>des</strong> Quartiers, in<br />
denen Wohnungsmodernisierungen, Aufwertungsmaßnahmen<br />
im öffentlichen Raum <strong>und</strong> der Ausbau<br />
der sozialen Infrastruktur im Mittelpunkt stehen, lässt<br />
sich schon eher von einem behutsamen Ansatz<br />
sprechen. Dieser hat dann auch in der Summe der<br />
geförderten Maßnahmen zu einer kleinräumigen<br />
Verbesserung der Wohnsituation <strong>und</strong> Veränderung<br />
der Sozialstruktur geführt. Insgesamt lässt sich<br />
festhalten, dass eine umfassende private Modernisierungstätigkeit<br />
über die Sanierung nicht angeregt<br />
werden konnte, wodurch heute im gesamten Stadtteil<br />
immer noch ein erheblicher Sanierungsbedarf<br />
besteht. In Freiburg wurden während der Sanierung<br />
die gründerzeitlichen Wohngebäude nie in Frage<br />
gestellt <strong>und</strong> von den Eigentümern teilweise ohne<br />
Förderung saniert. Die intensive Mischnutzung im<br />
Gebiet wurde weiter gefördert, auch über konventionelle<br />
Ansätze hinaus. Eine gewisse Teil-Abkehr von der<br />
Behutsamkeit lässt sich am Fall eines Parks am Rand<br />
<strong>des</strong> Gebiets beobachten. Dort wollte eine private<br />
Schule ihre Turnhalle bauen, da sie sonst kein Gr<strong>und</strong>stück<br />
zu finden schien. Da der Park aber erst vor<br />
einigen Jahren entstanden ist, haben sich die Bewohner<br />
stark dagegen eingesetzt. Schließlich wurde auch<br />
eine andere Lösung gef<strong>und</strong>en – die Stadt reagierte also<br />
auf die Bedürfnisse der Ortsansässigen <strong>und</strong> handelte<br />
damit letztendlich doch im Sinne der Behutsamkeit. In<br />
Bezug auf die bauliche Substanz stellt Neumarkt einen<br />
Sonderfall dar, da die Hinterlassenschaften <strong>des</strong><br />
Wiederaufbaus lediglich hinsichtlich ihrer städtebaulichen<br />
Struktur <strong>und</strong> weniger gebäudebezogen als<br />
erhaltenswert angesehen wurden. Überdies hat die<br />
Förderung <strong>des</strong> Wohnens in der Altstadt eher indirekt<br />
eine Rolle gespielt (Aufwertung öffentlicher Raum,<br />
Bau von Quartiersgaragen, Versuch der Entkernung<br />
von Blöcken), so dass hier nur teilweise die Ansprüche<br />
einer behutsamen Erneuerung zum Tragen kommen<br />
konnten. Das liegt außerdem an der Struktur der<br />
Altstadt. Die starke Eigentümerorientierung bei den<br />
kleinen Gebäuden hat eine Sanierung gegen diese<br />
nicht zugelassen. Dabei sind – neben strukturellen<br />
Eingriffen für ein Parkhaus – manche Sanierungsziele<br />
erst sehr langsam verwirklicht worden oder harren<br />
noch der Umsetzung. Dies hat letztlich auch zu einer<br />
gewissen „Behutsamkeit“ geführt, ohne dass sich hier<br />
gravierende Veränderungen nach der Vereinigung<br />
ergeben hätten.<br />
Sanierungspraxis <strong>und</strong> Leitbilder der Städtebauförderung<br />
in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern: In den neuen<br />
Bun<strong>des</strong>ländern spielte das Thema Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
Strukturförderung bei der Festlegung der Sanierungszielsetzung<br />
nach der Wiedervereinigung in einigen<br />
Sanierungsgebieten eine wichtige Rolle, wie z. B. in<br />
Bansin <strong>und</strong> Schönebeck. In Bansin führte das stark auf<br />
strukturpolitische Ziele (Förderung <strong>des</strong> Tourismus)<br />
ausgerichtete Ziel zu einer umfassenden Verlagerung<br />
der Bewohner aus den strandnahen Gebieten in das<br />
„Hinterland“. Obwohl hier nicht von einem behutsamen<br />
Vorgehen gesprochen werden kann, fand die<br />
Umsiedlungsaktion vor dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> damit auch arbeitsmarktpolitischen Zielse<br />
eine große Akzeptanz. Ansonsten lag in den ostdeutschen<br />
Kommunen der Schwerpunkt der Sanierungsmaßnahmen<br />
aber im baulichen Erhalt <strong>und</strong> in der<br />
sozialen Stabilisierung, vor allem in den innerstädtischen<br />
Sanierungsgebieten. In Schönebeck <strong>und</strong> Jena<br />
stand die Idee der Behutsamkeit stark im Mittelpunkt<br />
der Sanierungstätigkeit. In Kleinmachnow, der<br />
Spandauer Vorstadt Berlin <strong>und</strong> Connewitz-Biedermannstraße<br />
in Leipzig war die Behutsamkeit der<br />
Maßnahmen ein Gr<strong>und</strong>prinzip. In Kleinmachnow stand<br />
die sozialverantwortliche Wohnungsversorgung nach<br />
der Wiedervereinigung im Vordergr<strong>und</strong>. In diesem<br />
Kontext ist die Sanierung der August-Bebel-Siedlung<br />
(220 WE) zu betrachten, die als gemeindeeigener<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung