Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
ten der Kahlschlagsanierung ist daher in den meisten<br />
Fallstudien, die aufgr<strong>und</strong> der ausgewählten Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />
nicht aus der frühesten Phase der Sanierung<br />
stammen, in der Phase der Vorbereitenden Untersuchungen<br />
erfolgt oder hat nur – in Ausnahmefällen – gewisse<br />
Teilbereiche <strong>des</strong> Sanierungsgebiets erfasst.<br />
Mehrfach lässt sich in den Sanierungsgebieten noch<br />
eine gewisse Anpassung der Sanierungsziele bzw. der<br />
Sanierungspraxis in der Durchführung ablesen (etwa in<br />
Hannover-Linden, München-Haidhausen, Köln-Severinsviertel,<br />
Hamburg-Ottensen), so dass etwa der Anteil<br />
der Abrissmaßnahmen in Blockinnenbereichen in den<br />
anfänglich sanierten Blöcken höher ist als in den später<br />
sanierten. Eine solche Entwicklung lässt sich vor allem<br />
in größeren Sanierungsgebieten oder Sanierungszusammenhängen<br />
feststellen. Als Strategien im Umgang<br />
mit dem Widerstand gegen Kahlschlagsanierungen<br />
sind weiterhin die intensiven Bemühungen um<br />
Beteiligungskonzepte, die Tolerierung oder Befriedung<br />
von Besetzer-Initiativen <strong>und</strong> die Förderung von<br />
Selbsthilfe anzusehen.<br />
Deutsche Vereinigung, Veränderung der Schwerpunktsetzung<br />
<strong>des</strong> Förderprogramms <strong>und</strong> Auswirkungen<br />
auf die städtebaulichen Leitbilder: Nach der<br />
Wiedervereinigung wurde ab 1991 zur Beseitigung der<br />
immensen städtebaulichen Missstände in vielen<br />
ostdeutschen Städten ein räumlicher Schwerpunkt der<br />
Städtebauförderung auf die neuen Bun<strong>des</strong>länder<br />
gelegt. Im Gegenzug wurden die Mittel im Programm<br />
Städtebauliche Sanierungs- <strong>und</strong> Entwicklungsmaßnahmen<br />
in den alten Bun<strong>des</strong>ländern gekürzt. Die<br />
Einschränkung oder teilweise Einstellung der Förderung<br />
in den alten Bun<strong>des</strong>ländern bewirkte dort zum<br />
Teil gravierende Einschränkungen hinsichtlich <strong>des</strong><br />
Umfangs der Maßnahmen. Dies zeigt sich beispielsweise<br />
in den untersuchten Sanierungsgebieten Tönning,<br />
Bad Ol<strong>des</strong>loe, Hameln <strong>und</strong> Biberach. Oft sprangen die<br />
jeweiligen Bun<strong>des</strong>länder mit ihren Lan<strong>des</strong>förderungsprogrammen<br />
bei der Finanzierung ein, so dass bereits<br />
begonnene Maßnahmen noch zu Ende geführt werden<br />
konnten. Betrofffen waren vor allem finanzschwache<br />
Kommunen, besonders aus den finanzschwachen<br />
(norddeutschen) Bun<strong>des</strong>ländern. So wurden in Tönning<br />
nach der Wiedervereinigung alle Modernisierungszuschüsse<br />
für Privateigentümer abgeschafft, was die<br />
behutsame Modernisierung von Einzelgebäuden im<br />
Sanierungsgebiet blockierte. In Bad Ol<strong>des</strong>loe führte die<br />
Wiedervereinigung dazu, dass die Umsetzung <strong>des</strong><br />
langfristigen gesamtstädtischen Entwicklungskonzeptes<br />
zunächst nicht weiter vorangetrieben werden<br />
konnte. Die geplante Ausweisung eines weiteren<br />
Sanierungsgebietes („südliche Innenstadt“) wurde<br />
zunächst nicht realisiert. Erst durch die Aufnahme der<br />
Stadt in das Förderprogramm „Stadtumbau West“ im<br />
Jahr 2007 konnte ein neuer Anlauf zur Ausweisung <strong>des</strong><br />
Sanierungsgebietes „südliche Innenstadt“ unternommen<br />
werden.<br />
Für die untersuchten Sanierungsgebiete, die Maßnahmen<br />
auch nach der Wiedervereinigung weiterführten<br />
oder nach der Wiedervereinigung neu begannen, lässt<br />
sich aber gr<strong>und</strong>sätzlich eine Fortsetzung <strong>des</strong> Leitbilds<br />
der „Behutsamkeit“ in den Sanierungszielen feststellen<br />
(Bestandsorientierung, Kleinteiligkeit, sowohl Erhalt<br />
der baulichen als auch sozialen Struktur). So wurde die<br />
Behutsamkeit der Sanierungsmaßnahme auch in<br />
Seßlach nie in Frage gestellt. Die Stadt konnte stark vom<br />
bayerischen Lan<strong>des</strong>sanierungsprogramm profitieren,<br />
als die Bun<strong>des</strong>fördermittel wegfielen. Durch den<br />
Rückzug <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> aus der Städtebauförderung in<br />
Biberach war die Stadt gezwungen, neue Finanzierungsstrategien<br />
zu erarbeiten, um ein Erliegen der<br />
Altstadtsanierung zu verhindern. Das Land Baden-<br />
Württemberg hat die Stadt dabei aber stark unterstützt.<br />
Die Altstadtsanierung wurde danach in kleinerem<br />
Rahmen fortgeführt. Die Maßnahmen der Bestandspflege<br />
wurden auch hier nicht in Frage gestellt. Die<br />
Innenstadterneuerung wurde als kommunalpolitisch<br />
wichtige Aufgabe angesehen <strong>und</strong> besitzt bis heute<br />
politischen <strong>und</strong> finanziellen Rückhalt. In Bezug auf die<br />
Bevölkerungsstruktur konnten die Akteure der Stadt<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Attraktivitätssprungs der Altstadt als<br />
innerstädtischer Wohnstandort die sozialen Zielsetzungen<br />
nicht immer wie geplant umsetzen. Die<br />
Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur hat sich<br />
seit Beginn der Sanierung stark geändert, was sich<br />
jedoch nicht in einen direkten Zusammenhang mit der<br />
veränderten Städtebauförderungspolitik nach der<br />
Wiedervereinigung bringen lässt. In Schwäbisch-Hall<br />
gab es keine Auswirkungen auf die Idee der Behutsamkeit<br />
in Folge der Wiedervereinigung, die Sanierung war<br />
zu diesem Zeitpunkt bereits ausfinanziert <strong>und</strong> die<br />
wichtigsten Maßnahmen umgesetzt. Die Sanierung hat<br />
sich ohnehin bereits in den ersten Jahren zugunsten<br />
einer behutsameren Sanierungspolitik geändert, es<br />
wurde bestandorientiert gearbeitet <strong>und</strong> es wurden<br />
Aspekte der Denkmalpflege beachtet.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung