Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
Ein weiteres Beispiel für demographische Effekte ist die<br />
Berliner Spandauer Vorstadt: Der Sanierungserfolg<br />
wirkt sich aufgr<strong>und</strong> der steigenden Mieten im Sanierungsgebiet<br />
auf die Bevölkerungszusammensetzung in<br />
angrenzenden Gebieten aus. In welchem Umfang, lässt<br />
sich aus einer Analyse der Wanderungsbewegungen<br />
ablesen, die in größeren Städten vorliegt, so auch in<br />
Berlin. Eine allmähliche Stabilisierung mit Aufwertungstendenzen<br />
hat bislang noch keine Extremwerte<br />
hervorgebracht – das Gebiet ist trotz positiver Trends<br />
nicht „auffällig“ gegenüber vergleichbaren Innenstadtquartieren<br />
(vgl. das Monitoring Soziale Stadtentwicklung<br />
Berlin). In Leipzig-Connewitz wurde festgestellt,<br />
dass in den angrenzenden Gebieten sich fünf bis sechs<br />
Jahre später die Leerstände reduzierten <strong>und</strong> sich die<br />
Mietpreise stabilisierten. Die Sanierungsmaßnahme hat<br />
einen Beitrag dazu geleistet, die Innenstadt Leipzigs als<br />
Wohnstandort aufzuwerten <strong>und</strong> die Einwohnerzahl zu<br />
stabilisieren. Leipzig-Connewitz ist heute ein beliebter<br />
Stadtteil mit positiver Außenwirkung.<br />
Die Stärkung der Wohnfunktion als wichtige städtische<br />
Funktion ist ein vergleichsweise häufiger Effekt<br />
innerhalb einer Sanierungsmaßnahme. Sie hat – ähnlich<br />
wie die Stärkung der Dienstleistungs- <strong>und</strong> Handelsfunktion<br />
– eine gesamtstädtische Bedeutung. Eine<br />
Modernisierung <strong>und</strong> Sanierung der Wohnbestände ist<br />
für die städtische Bevölkerung <strong>und</strong> deren Versorgung<br />
mit adäquatem Wohnraum besonders wichtig (etwa in<br />
Bremen-Lüssum, im Kölner Severinsviertel, in Kassel-<br />
Hasenhecke, in München-Haidhausen oder in Hannover-Linden).<br />
Allerdings soll an dieser Stelle nicht unerwähnt<br />
bleiben, dass die Effekte, die durch die Sanierung<br />
erzielt wurden, nicht sauber von gesamtstädtischen<br />
Entwicklungen zu trennen sind. Nur ein Beispiel dafür<br />
ist die verstärkte Nachfrage nach Wohnraum im Jenaer<br />
Damenviertel, das sich zu einem attraktiven <strong>und</strong><br />
hochwertigen innerstädtischen Wohnquartier gewandelt<br />
hat <strong>und</strong> immer beliebter wird. Die verstärkte<br />
Nachfrage nach Wohnraum folgt hier aber vermutlich<br />
weitgehend dem allgemeinen Trend zum innerstädtischen<br />
Wohnen.<br />
Die Errichtung oder Sanierung von Kultur- oder<br />
Gemeinweseneinrichtungen ist in der Regel auf den<br />
gesamten Stadtteil oder sogar die Gesamtstadt ausgerichtet<br />
<strong>und</strong> kommt daher nicht nur der Bevölkerung<br />
vor Ort zu Gute. Typische Beispiele hierfür sind z. B. das<br />
Bürgerhaus Stollwerck im Kölner Severinsviertel, das<br />
Haus der Zukunft in Bremen-Lüssum oder der Verein<br />
Künstlerische Abendschule Jena in den Räumlichkeiten<br />
einer ehemaligen Tischlerei. Auch die Kultur-, Freizeit<strong>und</strong><br />
Erholungsangebote in der Altstadt von Neumarkt<br />
sind von zentraler Bedeutung für die Gesamtstadt. Das<br />
gilt unter anderem für den sehr erfolgreichen Konzertsaal<br />
in dem wieder aufgebauten Reitstadel, den<br />
Kunstmuseumsneubau am Altstadtrand <strong>und</strong> den Markt<br />
mit seinen Gaststätten.<br />
Nicht zuletzt lassen sich innerhalb der Planung <strong>und</strong><br />
Organisation von Sanierungsmaßnahmen verschiedene<br />
Lerneffekte beschreiben, die für andere Sanierungsgebiete<br />
von Bedeutung sind <strong>und</strong> damit auch<br />
eine Außenwirkung erzielen. In Freiburg wurde im<br />
Rahmen der Sanierungsmaßnahme Im Grün eine<br />
Praxis der Sanierung entwickelt, die beispielgebend<br />
für die Auseinandersetzung mit Hausbesetzern <strong>und</strong><br />
dem Häuserkampf war <strong>und</strong> in der die behutsame<br />
Stadterneuerung mit intensiver Partizipation vor Ort<br />
eingeübt wurde. In Kleinmachnow war ein Ergebnis<br />
der Sanierung, dass die Gemeinde auch bei künftigen<br />
Maßnahmen eine soziale Betreuung der Mieter<br />
organisieren will. Die Sanierung in München-Haidhausen<br />
hatte Vorbildwirkung für die Sanierung in anderen<br />
Quartieren wie etwa dem Westend. In München<br />
wurde mit unterschiedlichen Instrumenten auf die<br />
sozialen Folgen der wirtschaftlichen Entwicklung<br />
reagiert. Neben einer „sozialgerechten Bodenordnung“<br />
hat die Stadt z. B. für preiswerten Wohnraum<br />
oder in Haidhausen für eine Nutzung der historischen<br />
„Herbergen“ durch örtliche Handwerker gesorgt. Im<br />
Kölner Severinsviertel sind zum Teil sehr hohe Anforderungen<br />
an die denkmalgerechte Sanierung der<br />
Wohnbebauung (z. B. der Fassaden <strong>und</strong> Fenster)<br />
gestellt worden. Dies hat dazu geführt, dass bei den<br />
beauftragten Unternehmen ein spezialisiertes<br />
handwerkliches <strong>und</strong> technisches Wissen um die<br />
denkmalgerechte Sanierung aufgebaut wurde,<br />
welches bei späteren Sanierungsmaßnahmen in Köln<br />
wieder zum Einsatz gekommen ist. Dieser Lerneffekt<br />
lässt sich auch in der Fallstudie zu Hameln beobachten.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung