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Download - Fachgebietes Ökonomie des Planens und Bauens ...

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4 Finanzmanagement – Systematische Ergebnisse aus den Fallstudien<br />

61<br />

• Bei der zweiten Gruppe sind ungewöhnlich hohe<br />

Ausgleichsbetragszahlungen entweder entstanden<br />

bzw. werden erwartet. Hierzu gehören die drei<br />

Maßnahmen in Köln, Berlin (Spandauer Vorstadt)<br />

<strong>und</strong> München. Betrachtet man alleine die Anteile<br />

der Ausgleichsbetragsvolumina im Verhältnis zu<br />

den jeweiligen Städtebauförderungsmitteln, lassen<br />

sich die Spitzenwerte für die Maßnahmen in Berlin<br />

Spandauer Vorstadt mit knapp 10 %, Freiburg mit ca.<br />

9 % sowie Hameln <strong>und</strong> Bansin mit 8 bzw. 7,3 %<br />

messen. Dies zeigt, dass die Ausgleichsbetragszahlungen<br />

durchaus eine ergiebige (Re)Finanzierungsquelle<br />

sein können.<br />

In den untersuchten norddeutschen Fallbeispielen<br />

dominiert bei der Methodik zur Erhebung von Ausgleichsbeträgen<br />

die Anwendung <strong>des</strong> „Niedersächsischen<br />

Modells“ (Bansin, Bad Ol<strong>des</strong>loe, Hannover). In<br />

Bansin wurden gute Erfahrungen mit dieser Methode<br />

gemacht, da die Eigentümer frühzeitig informiert<br />

wurden (keine Klagen). Erfolg gab es auch bei der<br />

Anwendung von Ablösevereinbarungen durch Nachlässe<br />

in Höhe von bis zu 20 %. Die errechneten Bodenwertsteigerungen<br />

waren relativ hoch, die Ausgleichsbeträge<br />

betrugen in Strandnähe bis zu 20-25 Euro pro<br />

m 2 Gr<strong>und</strong>stück, in den weiter vom Strand entfernt<br />

gelegenen Gebieten 7-9 Euro pro m 2 . Die Ausgleichsbeträge<br />

summierten sich in Bansin auf über 1 Mio. Euro<br />

<strong>und</strong> machten 6,5 % der Ausgaben aus. In Hameln liegt<br />

die Quote bei knapp 8 % aufgr<strong>und</strong> höherer Einnahmen<br />

aus Ausgleichsbeträgen (4,75 Mio. Euro) bei gleichzeitig<br />

aber auch höheren Gesamtkosten (ca. 60 Mio. Euro).<br />

Anders als in Bansin <strong>und</strong> Hameln, wo es zu keinen<br />

Komplikationen bei der Erhebung kam, lag der Fall in<br />

Soest: Dort gab es größere Probleme bei der Erhebung<br />

der Ausgleichsbeträge. Kritisiert wurden Fehler im<br />

Verfahren, besonders die schlechte Information der<br />

Bürger im Vorfeld. Mit 77 von 115 Eigentümern konnten<br />

Ablösevereinbarungen getroffen werden. Andere<br />

klagten vor dem Verwaltungsgericht, wodurch sich der<br />

Abschluss der Sanierung verzögerte.<br />

In Freiburg wurden leidlich gute Erfahrungen mit den<br />

Ausgleichsbeträgen gemacht bzw. das Verfahren hat<br />

einigermaßen funktioniert. Es gab einen strittigen Fall<br />

um 110.000 DM, der in zweiter Instanz im Vergleich<br />

gelöst wurde. Es wurde die Zielbaummethode angewandt<br />

<strong>und</strong> es konnten r<strong>und</strong> 1,4 Mio. Euro erlöst werden.<br />

Man hatte vorher keine Erfahrungen mit dem Instrument.<br />

Der Regierungspräsident hat die Methode<br />

akzeptiert, <strong>und</strong> vor Gericht hat sich das Verfahren<br />

ebenfalls bewährt. Bei der Entwicklung von Anfangs<strong>und</strong><br />

Endwerten wurde der Gutachterausschuss<br />

beteiligt. Der RP hat einen „Pionierabschlag“ eingeräumt<br />

<strong>und</strong> so 20 % Abzug bei Ablösungsvereinbarungen<br />

zugelassen, worauf sich viele Eigentümer einließen.<br />

In München wurde ein relativ aufwendiges, gleichwohl<br />

standardisiertes Erhebungsverfahren angewandt. Die<br />

Größe der Gr<strong>und</strong>stücke lässt in vielen Fällen einen<br />

angemessenen Bewertungsaufwand zu, da die erhobenen<br />

Summen nicht nur Bagatellbeträge sind. Hierbei<br />

wird der Ausgleichsbetrag nach einer modifizierten<br />

Münchner Mietspiegelmethode ermittelt. Dabei wird<br />

mittels eines bewertungstechnischen Feinrasters unter<br />

Berücksichtigung der festgestellten Bewertungsmerkmale<br />

die sanierungsbedingte Mietwertsteigerung, die<br />

sich für das gesamte Objekt ergibt, ermittelt <strong>und</strong> auf die<br />

Nachwirkungsdauer der städtebaulichen Sanierung<br />

von 40 Jahren mit dem vom Gutachterausschuss<br />

empirisch ermittelten angemessenen Liegenschaftszinssatz<br />

kapitalisiert. Es gibt umfangreiche <strong>und</strong><br />

wegen <strong>des</strong> reduzierten Aufwands durchweg als positiv<br />

angesehene Erfahrungen mit Ablösevereinbarungen.<br />

Das Münchner Beispiel zeigt aber auch recht hohe<br />

Kosten der Gutachtertätigkeit insgesamt.<br />

Ein gr<strong>und</strong>sätzliches Problem bei der Erhebung von<br />

Ausgleichsbeträgen ist darin zu sehen, dass die Einnahmen<br />

meist zu zwei Dritteln wieder an von B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Land fließen, was den Anreiz der Stadt, insbesondere in<br />

Hinblick auf den bürokratischen Aufwand, stark<br />

einschränken kann. Allerdings ist es zum Teil auch<br />

möglich, die eingenommenen Ausgleichsbeträge<br />

komplett im Gebiet zu verausgaben. Einige Gesprächspartner<br />

in den Kommunen <strong>und</strong> Diskussionspartner in<br />

den Workshops stellten zudem die Frage, ob das nicht<br />

gesetzlich normierte, aufwendige <strong>und</strong> in seiner<br />

Wirkung ungewisse Verfahren der Ausgleichsbetragsermittlung<br />

die Maßnahmen nicht zu stark verzögert.<br />

Bezüglich der Überwindungserfolge beim Durchbrechen<br />

<strong>des</strong> oben angesprochenen Gefangenendilemmas<br />

lassen sich ebenfalls Unterschiede feststellen. Oft<br />

spielte ein massiver Trägereinsatz, der z. B. in Seßlach<br />

<strong>und</strong> München Garant für den Erfolg war, eine große<br />

Rolle. Zum Teil gelang der Durchbruch auch nur für<br />

prominentere Lagen der Gebiete (z. B. in der Hauptstraße<br />

in Neumarkt). In einigen Fallbeispielen kam es auch<br />

Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung

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