Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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3 Verfahrensanalyse<br />
Vorgehen als angemessen <strong>und</strong> auch nicht konfliktbehaftet<br />
bewerten, wird es in anderen Stadterneuerungsgebieten<br />
kritischer betrachtet. Unter anderem in Soest<br />
musste rückblickend angesichts der zahlreichen<br />
Klagen gegen die Erhebung von Ausgleichsbeträgen<br />
eine nicht optimal durchgeführte Öffentlichkeitsarbeit<br />
festgestellt werden. Die Kläger kritisierten vor allem,<br />
dass sie über die auf sie zukommenden Ausgleichsbeträge<br />
von der Stadt <strong>und</strong> dem Sanierungsträger nicht<br />
oder unzureichend informiert wurden.<br />
Breites Beteiligungsspektrum: Über die reine<br />
Information hinausgehende Partizipationsansätze sind<br />
vor allem in Form von Diskussionsveranstaltungen,<br />
Bürgerversammlungen, Stadtteilkonferenzen oder in<br />
kleinerem Rahmen in Form von Block- oder Mieterversammlungen<br />
vorzufinden. In den großstädtischen<br />
Sanierungsgebieten gehören derartige Veranstaltungen<br />
meist zu den Standardinstrumenten, aber auch<br />
viele Klein- <strong>und</strong> Mittelstädte arbeiten mit diesem<br />
Instrument. Ziel dieser Veranstaltungen ist es, die von<br />
der Sanierung betroffenen Bürger aktiv in den Sanierungsprozess<br />
– insbesondere im Rahmen der Konzeptentwicklung<br />
– einzubinden (siehe Beispiele in Bremen-<br />
Lüssum oder Biberach). Das gleiche Ziel verfolgen<br />
Eigentümer- bzw. Mieterbefragungen sowie die<br />
Initiierung von Bürger-Workshops oder Bewohnerplanungsgruppen<br />
im Rahmen der Konzepterstellung oder<br />
bei Gestaltungsfragen. Zudem wurde in Seßlach die<br />
Kommunikation <strong>und</strong> Diskussion über das Sanierungskonzept<br />
durch den Erfahrungsaustausch über einen<br />
Lehrfilm, Führungen von Besuchergruppen <strong>und</strong><br />
gemeinsame Initiativen mit Nachbargemeinden<br />
gefördert.<br />
Ein weiteres Instrument zur aktiven Bürgerbeteiligung<br />
ist die Einrichtung von Sanierungsbeiräten bzw.<br />
Sanierungskommissionen (oder auch Stadtteilforen,<br />
Stadtteilgruppen, Betroffenenvertretungen sowie<br />
Mieterbeiräte). Bei fast allen untersuchten großstädtischen<br />
Sanierungen (z. B. in Freiburg, Berlin, Bremen,<br />
Hannover, Köln, Leipzig, München) <strong>und</strong> auch bei<br />
einigen Sanierungen in Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten (Esens,<br />
Kleinmachnow, Hameln) wurden derartige Partizipationsgremien<br />
eingerichtet. In Berlin wurde beispielsweise<br />
eine von Sanierungsbetroffenen gewählte Vertretung<br />
gebildet <strong>und</strong> ein monatlich tagender<br />
Sanierungsbeirat mit Betroffenenvertretern, Bezirksvertretern,<br />
Sanierungsträgern <strong>und</strong> Vertretern der<br />
Senatsverwaltung eingerichtet. Zusätzlich wurde eine<br />
Bauantragsr<strong>und</strong>e eingerichtet, in der beantragte<br />
Bauprojekte vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert wurden.<br />
Besonders häufig sind Sanierungsbeiräte bzw. Sanierungskommissionen<br />
in denjenigen Sanierungsgebieten<br />
zu finden, in denen zuvor Bürgerinitiativen mit<br />
einer kritischen Haltung zur Sanierung gegründet<br />
wurden. Die politisierte Auseinandersetzung um<br />
Sanierung <strong>und</strong> Innenstadtentwicklung in den 1970er<br />
Jahren brachte in vielen Städten zwangsläufig eine<br />
hohe Sensibilität mit sich. Diese wurde insbesondere in<br />
den Großstädten bisweilen verschärft durch die<br />
Notwendigkeit, mit den in Sanierungsgebieten<br />
ansässigen Hausbesetzern einen angemessen erscheinenden<br />
Umgang zwischen Wahrung <strong>des</strong> Rechtsfriedens<br />
<strong>und</strong> Berücksichtigung von relevanten mieterorientierten<br />
Sanierungszielen <strong>und</strong> alternativen<br />
Lebensformen zu finden (Beispiel: Hamburg-Ottensen,<br />
Köln-Severinsviertel). Neben der allgemeinen Information<br />
über Sanierungsziele, -konzept <strong>und</strong> -ablauf<br />
wurden in vielen Kommunen im Laufe der Sanierung<br />
jedoch auch zu bestimmten Themenfeldern (Umlegungsverfahren,<br />
Ausgleichsbeträge) weitere Informationsveranstaltungen<br />
organisiert oder Informationsmedien<br />
herausgegeben. Besonders beim Thema<br />
Ausgleichsbeträge stellte sich heraus, dass eine<br />
umfassende Bürgerinformation sehr wichtig ist. Sehr<br />
häufig wurden <strong>des</strong>halb Einzelgespräche mit den betroffenen<br />
Einwohnern zum Thema Ausgleichsbeträge<br />
angeboten (z. B. in Mannheim <strong>und</strong> in Hameln). In den<br />
Kommunen, in denen eine intensive Information über<br />
anstehende Ausgleichsbeträge nicht stattfand, kam es<br />
zum Teil zu größeren Bürgerprotesten gegen die<br />
Abgabe.<br />
Einen relativ neuen, zusätzlichen Baustein der<br />
Bürgerbeteiligung, der in größerem Maße erst in den<br />
Sanierungsgebieten in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern<br />
vorzufinden ist, stellt das Konzept der Bürgeraktivierung<br />
zur Selbsthilfe dar. Schon im Rahmen der<br />
Sanierung in West-Berlin oder Hannover-Linden<br />
wurden zwar die Gründung von Wohnungsgenossenschaften<br />
<strong>und</strong> auch andere „Hilfe zur Selbsthilfe“-Projekte<br />
unterstützt (siehe Sanierung Viktoriastraße), erst<br />
nach der deutschen Wiedervereinigung wurden<br />
derartige Ansätze aber systematisch eingeführt, die<br />
auch nach Ende der Sanierung weiter bestehen (z. B. in<br />
Berlin oder Jena).<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung