Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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6 Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung von Sanierungsmaßnahmen<br />
123<br />
vielfältige Mechanismen erprobt wurden, Nutzungskonflikte<br />
im Gespräch mit den Beteiligten zu befrieden,<br />
ist die Vision der Sanierung, eine innerstädtische<br />
Nutzungsmischung, nicht immer mit einer durchgehenden<br />
Zustimmung der Einwohnerschaft zu erreichen.<br />
Strapaziert wird die Toleranz- <strong>und</strong> Konfliktbereitschaft<br />
immer wieder im Zusammenhang mit<br />
Lärmemissionen durch gastronomische Einrichtungen<br />
(Berlin – Spandauer Vorstadt, Freiburg), gerade wenn<br />
diese ein anderes Publikum ansprechen, als in der<br />
Umgebung wohnt oder arbeitet. Dagegen lassen sich<br />
entsprechende Nutzungsmischungsziele in der<br />
Peripherie auch mit planerischer Unterstützung kaum<br />
erreichen (Bremen, Kassel). Interessanterweise werden<br />
dagegen kaum Probleme mit dem Denkmalschutz<br />
genannt. Es wird vielmehr häufiger auf die vielfältigen<br />
Möglichkeiten verwiesen, durch die Einbeziehung<br />
historischer Substanz dem Sanierungsgebiet einen<br />
besonderen Charakter zu geben (z. B. Bansin, Kleinmachnow,<br />
Neunkirchen, Schönebeck, Spandauer<br />
Vorstadt). Dies gilt sogar bei gewerblich-industrieller<br />
Altsubstanz.<br />
Auswirkungen der Organisation der Städtebauförderung<br />
<strong>und</strong> anderer kommunalrechtlicher Rahmenbedingungen<br />
Genehmigung der Lan<strong>des</strong>programme, Jährlichkeitsprinzip<br />
<strong>und</strong> Verausgabung von Fördermitteln:<br />
Mitunter sind Gemeinden mit prekärer Haushaltslage<br />
in der Praxis dazu gezwungen, Barmittel anzusammeln<br />
<strong>und</strong> einen hinreichend großen Betrag anzusparen, um<br />
ihre Maßnahmen durchführen zu können. Die zur<br />
Sanierung gewährleistete Anschubfinanzierung wird<br />
so erst zeitverzögert in den Quartieren eingesetzt. Dies<br />
wird von den Ländern kritisch gesehen. Auch eine<br />
Streckung der Fördermittelsummen bringt Probleme<br />
mit sich, wenn die gewährten Fördermittel zu gering<br />
sind, um jahresbezogen größere Maßnahmen durchführen<br />
zu können. Die Erteilung von Bewilligungen mit<br />
mehrjährigen Förderbescheiden wiederum wird von<br />
Kommunen ambivalent gesehen, da einerseits die<br />
Planungssicherheit verbessert wird, andererseits<br />
längerfristige Verpflichtungsermächtigungen von der<br />
Politik nicht immer gern gesehen werden. Stockende<br />
Durchführungen können die Folge sein, die von<br />
Lan<strong>des</strong>seite durch die Bewilligungspolitik vermieden<br />
werden sollen. In Einzelfällen werden im Fall der<br />
jährlichen Aktualisierung der auf mehrere Jahre<br />
laufenden Bewilligungsbescheide Mittel in den<br />
Gemeinden erst kurzfristig „aufgetrieben“, obwohl die<br />
ihnen zugr<strong>und</strong>e liegenden gemeindlichen Anträge<br />
rechtsaufsichtlich auf die Verfügbarkeit von Eigenmitteln<br />
geprüft worden sind.<br />
Veränderung der Organisationsstrukturen: Eine<br />
Reorganisation der Bewilligungs- <strong>und</strong> Genehmigungsbehörden<br />
führt wegen veränderter Prüfmaßstäbe <strong>und</strong><br />
einem veränderten Aufgabenverständnis auf Lan<strong>des</strong><strong>und</strong><br />
Mittelbehördenebene zu Anpassungsproblemen<br />
für die Sanierung vor Ort.<br />
Ausdifferenzierung der Städtebauförderung <strong>und</strong><br />
Folgen: Die Aufteilung der Städtebauförderung in<br />
mehrere Einzelprogramme wird unterschiedlich<br />
gewertet. Die Abrechnung der Kassenmittel wird dabei<br />
in Kommunen mit geringen Mittelzuweisungen<br />
offenbar schwieriger. Eine Umschichtung zwischen<br />
verschiedenen Maßnahmen erfordert ein geschicktes<br />
„Umschichtungsmanagement“, das bei einer größeren<br />
Zahl von Einzelprogrammen komplizierter wird. Einige<br />
Bun<strong>des</strong>länder versuchen, ihre Mittel konzentriert in<br />
einige Gebiete zu lenken <strong>und</strong> ermöglichen dazu<br />
entweder eine Überlagerung verschiedener Programme<br />
in ein <strong>und</strong> demselben Gebiet oder eine<br />
umfassende Nutzung eines Programms, das lediglich<br />
grob thematisch mit den planerischen Aufgabenstellungen<br />
in einem Gebiet korrespondiert. Im Saarland<br />
wird eine Bündelung mit GVFG-Mitteln versucht, um<br />
eine Aufstockung der verfügbaren Mittel zu erreichen.<br />
Nicht zu unterschätzen ist die Belastung der Ministerien<br />
<strong>und</strong> Bewilligungsbehörden bei der Beratung von<br />
Kommunen durch die Auffächerung. Die Ministerien<br />
seien wegen der auf sie zukommenden Aufgabenfülle<br />
teilweise nicht mehr in der Lage, die eingespielte Nähe<br />
zu den Kommunen aufrecht zu erhalten.<br />
Verfahrensdauer, Abrechnung <strong>und</strong> Abschluss von<br />
Sanierungsmaßnahmen: Gemeinden tun sich<br />
teilweise schwer, Sanierungsmaßnahmen selbstständig<br />
abzuschließen. Hierfür sind unterschiedliche Gründe<br />
verantwortlich. Dazu zählen<br />
• die oben erwähnten Haushaltsprobleme,<br />
• der Versuch, eine Förderkontinuität zu begründen,<br />
Fördermittel zu akquirieren,<br />
• die Einschätzung, eine Sanierungsmaßnahme sei<br />
noch lange nicht abgeschlossen, gerade wenn sich<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung