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08.01.2015 Aufrufe

114 5 Impulse für die Stadtentwicklung werden, wie bei der Beteiligung jugendlicher Besetzer an den Sanierungsarbeiten in Leipzig mit der Senkung der Miete durch bauliche Selbsthilfe. Erwähnenswert ist dies nicht zuletzt deshalb, weil nach der Vereinigung die Möglichkeiten, über Sozialen Wohnungsbau und Belegungsbindungen weniger begüterten Schichten erschwinglichen Wohnraum in Sanierungsgebieten zu verschaffen, mehr und mehr eingeschränkt wurden. Ebenfalls in Leipzig wurde versucht, Bewohner von Beginn an in die Planung einer Straßenumgestaltung einzubeziehen und ihnen damit die Möglichkeit einer Mitgestaltung ihrer Wohnumgebung zu schaffen. Innovative Betreiberformen: Andere Aufgabenteilungen zwischen den Akteuren sind etwa im Rahmen der inzwischen fest etablierten Praxis der Zwischennutzungen oder bei der Beteiligung der Bürger am Betrieb und der Pflege von Grünflächen erprobt worden. Dabei zeigt sich, dass die Verantwortung, die ein überschaubarer Kreis von Bewohnern für eine nicht genutzte private oder eine aufwendig zu pflegende öffentliche Freifläche übernimmt, auch bei schwierigen wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen die Aufrechterhaltung oder Neuschaffung eines Angebots gut nutzbarer Freiflächen erlaubt. Eines der interessantesten Beispiele ist der Krausnickpark in der Berliner Spandauer Vorstadt. Er wurde von der öffentlichen Hand mit intensivem Beteiligungsverfahren hergerichtet, ist inzwischen tagsüber öffentlich zugänglich, kann aber wegen seiner Lage im Blockinnenbereich und wegen der vertraglich abgesicherten Pflege und des Erhalts durch einen Anwohnerverein vor Vandalismus und Übernutzung bewahrt werden. Kooperation mit Eigentümern und Investoren: Je nach Situation konnten in der Sanierung auch wichtige Gute Praxis Freiburg Im Grün – Intensive Einbeziehung der Bürger und konfliktarmes Nebeneinander ehemaliger Hausbesetzer und zentraler Dienstleistungen Hofansicht des Grether-Geländes Das Freiburger Sanierungsgebiet liegt zwischen Innenstadt, Bahnhof und Universität. Es war in Teilen durch untergenutzte Gewerbegrundstücke geprägt, die dem Standort nicht angemessen schienen. Die Umstrukturierung dieser Gewerbebereiche zu einem stärker wohngeprägten Stadtquartier bildete den Auftakt einer lange währenden Sanierungspraxis der Stadt vorrangig in innerstädtischen Quartieren und fiel in die Zeit heftiger stadtpolitischer Auseinandersetzungen, von denen auch das Gebiet Im Grün betroffen war. Dort hatten sich Hausbesetzer niedergelassen, welche die geplanten Abrisse von Fabriken und Wohnhäusern kritisierten. Frühzeitig konnte in intensiven Gesprächen mit einem gebildeten Sanierungsbeirat eine stärker konsensorientierte Strategie entwickelt werden, die sogar Teile der historischen Fabriken erhielt. Neben den Wohnungsneubauvorhaben für Senioren und Studierende sowie einer Aufwertung der gründerzeitlichen Bestände im Norden des Gebiets umfasste diese schließlich auch eine bewohnergetragene Sanierung der „Grether Fabrik“, die zu einem der überregional bekannten Zentren der alternativen Szene mit unterschiedlichen Nutzungen vom Radiosender bis zur Kindertagesstätte wurde und noch heute besteht. Während sich im bahnhofsnahen Westen des Gebiets Dienstleister in Neubauten ansiedelten, konnte dort bis heute das „Crash“ als Punker-Club und Szenetreff mitten in einem stark aufgewerteten Bereich erhalten bleiben. Damit ist es nicht nur gelungen, die in einem Klima von Straßenschlachten begonnene Sanierung weitestgehend friedlich zu beenden, sondern auf kleinstem Raum die unterschiedlichsten Elemente einer urbanen Stadtkultur trotz ihrer potentiellen Konflikte untereinander zu vereinen und das Gebiet zu einem attraktiven Ausgeh-Ort zu profilieren. Langzeitwirkungen und Effektivierung der Städtebauförderung

5 Impulse für die Stadtentwicklung 115 Erfahrungen in der öffentlich-privaten Zusammenarbeit gesammelt werden. Dies gilt insbesondere in Gebieten mit größerer Verfügbarkeit von Neubauflächen, typischerweise in Zusammenhang mit gewerblichen Konversionsflächen. Hierbei wurde in unterschiedlichem Maße versucht, Investoren an der Finanzierung und Gestaltung von öffentlichen Freiflächen und Anlagen für den ruhenden Verkehr zu beteiligen (Neunkirchen). Im Fall einer Veräußerung von Wohnungen konnten in Einzelfällen Modernisierungsauflagen für einen Investitionsschub im Quartier genutzt werden, im Zuge dessen auch weiterer Wohnraum in ausgebauten Dachgeschossen geschaffen wurde (Jena). In geringerem Umfang wurde eine intensive Zusammenarbeit mit Eigentümern institutionell durch Informations-, Beratungs- und Befragungsansätze vorbereitet, um die Mitwirkungsbereitschaft an der Sanierung gerade für rückübertragene Grundstücke in Ost-Berlin frühzeitig und umfassend zu erkunden (Berlin Spandauer Vorstadt). Gute Praxis Spandauer Vorstadt Berlin – Sicherung und Gestaltung von innerstädtischen Grün- und Freiflächen durch neuartige Organisationsmodelle Neugestalteter Krausnickpark Die Spandauer Vorstadt ist der einzige in seiner historisch gewachsenen Struktur erhaltener Teil des alten Berliner Stadtgebiets und ist durch Blockrandbebauung gekennzeichnet. Noch vor 1990 begann eine Diskussion um den Erhalt, ausgelöst durch Abrissplanungen, die die Ausweisung als Flächendenkmal bewirkte. Bereits zu Beginn der Sanierung war der Aufwertungsdruck groß; 96,3 % der Grundstücke waren restitutionsbelastet. Die Vernachlässigung des Gebäudebestands bis in die 1980er Jahre machte eine Sanierung erforderlich. Brachflächen, Baulücken im Blockrand, vereinzelt leer stehende Häuser und Gebäude mit starkem Zerfallsgrad waren Problempunkte der Stadtgestalt. Das Gewerbe lag im Konfliktfeld mit der Wohnnutzung. Die Bürgerbeteiligung durch die Arbeit an gemeinsamen Lösungen und Einbindung der Bewohner in die Gestaltung, den Erhalt und die Pflege von Spiel- und Freiräumen führte zu einer Stärkung der Nachbarschaften im Quartier und einer Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Die Bewohnerinteressen wurden in dem Beschluss, Flächen wie das Gipsdreieck, das Gormanndreieck oder den Krausnickpark von Bebauung freizuhalten und zu Grünflächen und Spielflächen umzugestalten, berücksichtigt. Mit Mitteln der Städtebauförderung wurde der sich im blockinneren befindende Krausnickpark als Park- und Spielfläche geschaffen. Die Anwohner des Krausnickparks vereinbarten in einem Vertrag mit dem Bezirk, im Gegenzug zur Gestaltung des Parks die Pflege und den Erhalt der Grünfläche und Spielplätze zu übernehmen. Langzeitwirkungen und Effektivierung der Städtebauförderung

5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />

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Erfahrungen in der öffentlich-privaten Zusammenarbeit<br />

gesammelt werden. Dies gilt insbesondere in<br />

Gebieten mit größerer Verfügbarkeit von Neubauflächen,<br />

typischerweise in Zusammenhang mit gewerblichen<br />

Konversionsflächen. Hierbei wurde in unterschiedlichem<br />

Maße versucht, Investoren an der<br />

Finanzierung <strong>und</strong> Gestaltung von öffentlichen Freiflächen<br />

<strong>und</strong> Anlagen für den ruhenden Verkehr zu<br />

beteiligen (Neunkirchen). Im Fall einer Veräußerung<br />

von Wohnungen konnten in Einzelfällen Modernisierungsauflagen<br />

für einen Investitionsschub im Quartier<br />

genutzt werden, im Zuge <strong>des</strong>sen auch weiterer Wohnraum<br />

in ausgebauten Dachgeschossen geschaffen<br />

wurde (Jena). In geringerem Umfang wurde eine<br />

intensive Zusammenarbeit mit Eigentümern institutionell<br />

durch Informations-, Beratungs- <strong>und</strong> Befragungsansätze<br />

vorbereitet, um die Mitwirkungsbereitschaft<br />

an der Sanierung gerade für rückübertragene Gr<strong>und</strong>stücke<br />

in Ost-Berlin frühzeitig <strong>und</strong> umfassend zu<br />

erk<strong>und</strong>en (Berlin Spandauer Vorstadt).<br />

Gute Praxis Spandauer Vorstadt Berlin – Sicherung <strong>und</strong> Gestaltung von<br />

innerstädtischen Grün- <strong>und</strong> Freiflächen durch neuartige<br />

Organisationsmodelle<br />

Neugestalteter Krausnickpark<br />

Die Spandauer Vorstadt ist der einzige in seiner historisch<br />

gewachsenen Struktur erhaltener Teil <strong>des</strong> alten Berliner<br />

Stadtgebiets <strong>und</strong> ist durch Blockrandbebauung gekennzeichnet.<br />

Noch vor 1990 begann eine Diskussion um den Erhalt,<br />

ausgelöst durch Abrissplanungen, die die Ausweisung als<br />

Flächendenkmal bewirkte. Bereits zu Beginn der Sanierung war<br />

der Aufwertungsdruck groß; 96,3 % der Gr<strong>und</strong>stücke waren<br />

restitutionsbelastet. Die Vernachlässigung <strong>des</strong> Gebäudebestands<br />

bis in die 1980er Jahre machte eine Sanierung erforderlich.<br />

Brachflächen, Baulücken im Blockrand, vereinzelt leer<br />

stehende Häuser <strong>und</strong> Gebäude mit starkem Zerfallsgrad waren<br />

Problempunkte der Stadtgestalt. Das Gewerbe lag im Konfliktfeld<br />

mit der Wohnnutzung.<br />

Die Bürgerbeteiligung durch die Arbeit an gemeinsamen<br />

Lösungen <strong>und</strong> Einbindung der Bewohner in die Gestaltung, den<br />

Erhalt <strong>und</strong> die Pflege von Spiel- <strong>und</strong> Freiräumen führte zu einer<br />

Stärkung der Nachbarschaften im Quartier <strong>und</strong> einer Förderung<br />

<strong>des</strong> bürgerschaftlichen Engagements. Die Bewohnerinteressen<br />

wurden in dem Beschluss, Flächen wie das Gipsdreieck, das<br />

Gormanndreieck oder den Krausnickpark von Bebauung<br />

freizuhalten <strong>und</strong> zu Grünflächen <strong>und</strong> Spielflächen umzugestalten,<br />

berücksichtigt. Mit Mitteln der Städtebauförderung<br />

wurde der sich im blockinneren befindende Krausnickpark als<br />

Park- <strong>und</strong> Spielfläche geschaffen. Die Anwohner <strong>des</strong> Krausnickparks<br />

vereinbarten in einem Vertrag mit dem Bezirk, im<br />

Gegenzug zur Gestaltung <strong>des</strong> Parks die Pflege <strong>und</strong> den Erhalt<br />

der Grünfläche <strong>und</strong> Spielplätze zu übernehmen.<br />

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