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Download - Fachgebietes Ökonomie des Planens und Bauens ...

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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />

113<br />

Am Beispiel von bedeutenden Stadtteilzentren wie<br />

etwa der „Motte“ in Hamburg-Ottensen wird deutlich,<br />

dass Beteiligungs- <strong>und</strong> Betreiberformen aus dem<br />

Sanierungskontext trotz stärkerer innerer Umstrukturierungen<br />

auch nach Jahrzehnten noch einen wesentlichen<br />

<strong>und</strong> aktiven Part in der Stadtteilentwicklung<br />

spielen können. Wenngleich kontinuierlich öffentliche<br />

Mittel in diese Art von Einrichtungen fließen, erreichen<br />

sie ihre „Nähe“ zur Bevölkerung nur durch ihren<br />

Charakter als „intermediäre Organisationen“ <strong>und</strong> sind<br />

mithin häufig als Verein organisiert. Die Geschichte<br />

<strong>und</strong> Bedeutung intermediärer Organisationen wird in<br />

der Literatur umfassend gewürdigt (vgl. etwa Selle<br />

1994), so dass es an dieser Stelle genügt, auf ihren<br />

Ursprung in der Sanierungszeit <strong>und</strong> ihre langfristige<br />

Stabilisierung im Rahmen der sich herausbildenden<br />

behutsamen Stadterneuerung hinzuweisen. Langfristig<br />

werden sie allerdings nicht aus der Städtebauförderung<br />

finanziert, nicht einmal aus dem Programm<br />

„Soziale Stadt“. Wohl wurden die baulichen Voraussetzungen<br />

für ihr Wirken vielfach im Rahmen von<br />

Sanierungsmaßnahmen geschaffen. Die gesamte<br />

intensive Beteiligungskultur konnte später über das<br />

Programm „Soziale Stadt“ systematisiert <strong>und</strong> auch in<br />

anderen Städten verbreitet werden, wenngleich sie bis<br />

heute mancherorts an der parallel laufenden Sanierungspraxis<br />

vorbeiläuft <strong>und</strong> bei ausgedünnten Verwaltungen<br />

nicht einfach zu verstetigen ist. In kleineren<br />

Städten kam es zwar bisweilen zu einer Intensivierung<br />

der Stadtteilarbeit <strong>und</strong> der bürgerlichen Selbsthilfekultur,<br />

aber ohne dabei immer die eigentliche räumliche<br />

Planung zu erfassen. Inwieweit dies der Fall ist, hängt<br />

von der thematischen Ausrichtung der über längere<br />

Zeit aktiven Initiativen <strong>und</strong> ihrem politischen Selbstverständnis<br />

sowie der organisatorischen Anbindung<br />

der öffentlichen Unterstützung ab. Manchmal läuft<br />

diese über die Wirtschaftsförderung oder einen<br />

gesondert laufenden Leitbildfindungsprozess in der<br />

Stadt <strong>und</strong> befruchtet dann nicht zwangsläufig die<br />

öffentliche Debatte um innerstädtische Sanierungsmaßnahmen.<br />

Angepasste Nutzungskonzepte <strong>und</strong> bauliche<br />

Selbsthilfe: Bereits lange vor dem Boom von „Zwischennutzungen“<br />

in den letzten Jahren, die vor allem<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Stadtumbaus Platz gegriffen haben,<br />

wurden auf bestimmten schwer zu revitalisierenden<br />

Flächen angepasste Nutzungsformen erprobt, die zur<br />

Verbesserung der Lebensqualität im Sanierungsgebiet<br />

dienen sollten. Dies gilt etwa für den Umbau, die<br />

Zweckentfremdung <strong>und</strong> die öffentlich subventionierte<br />

Vermietung einer ehemaligen Panzergarage durch die<br />

Stadt Kassel, der es damit gelang, ihre sehr peripher<br />

gelegene Konversionsfläche mit einer Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

auszustatten, wo andere Strukturen sich nicht<br />

wirtschaftlich getragen hätten. In Freiburg gelang es,<br />

durch die Legalisierung der Besetzung einer ehemaligen<br />

Fabrik vielfältige „alternative“ Nutzungsformen<br />

über lange Zeit zu stabilisieren, die wesentlich zu einer<br />

Attraktivität <strong>des</strong> Gebiets „Im Grün“ beitragen konnten,<br />

kommerziell vermutlich wegen <strong>des</strong> hohen Sanierungsaufwands<br />

<strong>des</strong> altlastenverseuchten Gebäu<strong>des</strong> nicht<br />

tragfähig gewesen wären <strong>und</strong> heute über den Standort<br />

hinaus bekannt sind.<br />

Die Übernahme „schwieriger“ Immobilien wie z. B.<br />

brach gefallener kleiner Fabriken oder ganzer Häuser<br />

durch legalisierte Besetzer oder Selbsthilfegruppen<br />

spielten außerdem eine wichtige Rolle bei der Befriedung<br />

politischer Auseinandersetzungen, der Sicherung<br />

einer sozialen Vielfalt <strong>und</strong> der Bereicherung mit<br />

soziokulturellen Einrichtungen. Sie sind aber eher<br />

Lösungen für Sonderfälle geblieben <strong>und</strong> können nicht<br />

überall im gleichen Maß erfolgreich kopiert werden,<br />

gerade in kleineren Städten oder in Gemeinwesen mit<br />

einer weniger aktiven Zivilgesellschaft. In Jena beispielsweise<br />

scheiterten einige solcher Bemühungen.<br />

Sie waren aber Wegbereiter einer anderen Form der<br />

Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Verwaltung<br />

<strong>und</strong> der Zivilgesellschaft.<br />

Bauliche Selbsthilfe <strong>und</strong> Genossenschaftsmodelle<br />

wurden vor allem in größeren Städten in eigenen<br />

Programmen wie dem Selbsthilfeprogramm <strong>des</strong><br />

Berliner Senats oder dem Programm Alternative<br />

Baubetreuung in Hamburg ab 1984 gefördert. Die<br />

Programme helfen, Eigenanteile der Sanierung zu<br />

senken <strong>und</strong> die Modernisierung für bestimmte einkommensschwächere<br />

Schichten erschwinglich zu gestalten,<br />

aber auch anderweitig kaum erschließbare Selbsthilfepotentiale<br />

zu mobilisieren. Sie werfen aber das Problem<br />

der Qualifikation auf. Wenn sie nicht konsequent mit<br />

Ausbildungsmaßnahmen verb<strong>und</strong>en werden, können<br />

sie zu zeitaufwendigen oder von ihrem Ausführungsstandard<br />

ambivalenten Einzelprojekten führen.<br />

Teilweise konnten die gesammelten Erfahrungen auf<br />

Großstädte in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern übertragen<br />

Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung

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