Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
fähigen Verwaltung ihre Möglichkeiten voll ausspielen<br />
können. Die Erfahrungen aus Berlin zeigen aber auch,<br />
dass Sanierungsbeauftragte während <strong>des</strong> Verfahrens<br />
die sozialen <strong>und</strong> wohnungspolitischen Ziele der<br />
Sanierung unterstützen können. Die Stabilisierung, die<br />
durch Wohnungen im öffentlichen Eigentum erreicht<br />
werden kann, gelingt ihnen allerdings nicht, so dass die<br />
Sicherung der Sanierungsziele nach Abschluss der<br />
Sanierung sehr sorgfältig instrumentiert werden muss.<br />
Innovative Beteiligungs- <strong>und</strong> Beiratsmodelle,<br />
intermediäre Organisationen: Sanierungsgebiete<br />
stellen den wohl wichtigsten Rahmen für eine Erprobung<br />
neuartiger Beteiligungsformen in der deutschen<br />
Stadtentwicklung dar. An dieser Stelle soll noch einmal<br />
herausgehoben werden, dass es vor allem in Großstädten<br />
durch eine Einbindung von Bewohnern in die<br />
Formulierung von Sanierungszielen zu einer bewohnernahen,<br />
auf unterschiedlichste Zielgruppen ausgerichteten<br />
<strong>und</strong> die Potentiale der ansässigen Bevölkerung<br />
ausschöpfenden Aufwertung gekommen ist, die an<br />
vielen Orten Verdrängung durch Sanierung abgefedert<br />
hat. Darüber hinaus gibt es auch bereits bei den Sanierungsmaßnahmen<br />
weitere Formen einer intensiven<br />
Beteiligung der Bürger an der Planung von Anfang an,<br />
wie etwa das in Hannover-Linden praktizierte Anwaltsplanungsmodell<br />
<strong>und</strong> Empowerment-Strategien, die sich<br />
teilweise zu innovativen Betreibermodellen entwickeln.<br />
Gute Praxis Hannover Linden Nord – Innovative Bürgerbeteiligung<br />
durch Anwaltsplanung<br />
Einfahrt zum Kulturzentrum Faust<br />
Hannover Linden-Nord ist ein innenstadtnahes Quartier,<br />
geprägt durch stark verdichtete gründerzeitliche Blockrandbebauung.<br />
Das 67 ha große Sanierungsgebiet zeichnete sich vor<br />
der Sanierung vor allem durch einen schlechten Zustand der<br />
Bausubstanz aus. Es waren vor Sanierungsbeginn völlig<br />
unzureichende Wohnverhältnisse vorzufinden <strong>und</strong> es mangelte<br />
zudem allgemein an Freiflächen <strong>und</strong> Gemeinbedarfseinrichtungen.<br />
Die schlechte Wohnqualität führte im Vorfeld der<br />
Sanierung zu einer rasanten Veränderung der Sozialstruktur im<br />
Stadtteil.<br />
Ein herausragen<strong>des</strong> Merkmal der Sanierung waren die<br />
vorbildlichen Bürgerbeteiligungsstrukturen, die vor allem als<br />
Reaktion auf die Bürgerproteste gegen Flächensanierungsmaßnahmen<br />
im Umfeld <strong>des</strong> Quartiers vor Beginn der<br />
eigentlichen Sanierung in Linden-Nord entwickelt wurden.<br />
Diese haben zu zahlreichen innovativen Projekten <strong>und</strong><br />
Beteiligungsverfahren geführt, die auch außerhalb <strong>des</strong><br />
Sanierungsgebietes Anerkennung gef<strong>und</strong>en haben. Ein<br />
besonderes, ursprünglich in den USA entwickeltes Instrument<br />
war das Verfahren der Anwaltsplanung (advocacy planning).<br />
Die Stadt finanzierte hierbei einen Anwalt, der explizit die<br />
Interessen der Lindener Bürger <strong>und</strong> Bürgerinitiativen<br />
gegenüber der städtischen Planungsabteilung vertreten<br />
sollte. Der Anwaltsplaner sowie die ihn unterstützenden<br />
Fachleute erhielten für ihre Arbeit von der Stadt ein Budget,<br />
mit dem 720 Arbeitsst<strong>und</strong>en pro Jahr finanziert werden<br />
konnten. Die Bürger beurteilten die Arbeit <strong>des</strong> Anwaltsplaners<br />
nach Abschluss der Sanierung als positiv, weshalb das Konzept<br />
anschließend auf andere Stadtteile, später sogar auf die<br />
Gesamtstadt übertragen wurde. Im Bereich der Sozialplanung<br />
wurden angelehnt an das Konzept der Anwaltsplanung zwei<br />
Gemeinwesenarbeiter eingesetzt. Diese hatten die Aufgabe,<br />
den von der Sanierung betroffenen Bürgern (z. B. beim<br />
Umzugsmanagement) zur Seite zu stehen <strong>und</strong> deren<br />
Interessen gegenüber den städtischen Sozialplanern zu<br />
vertreten. Insgesamt wurden im Rahmen der Sanierung<br />
zahlreiche interessante Ansätze zur Beteiligung von Bürgern<br />
entwickelt, die bis heute dazu führen, dass sich die Bürger sehr<br />
stark mit Ihrem Stadtteil identifizieren. Im Rahmen der<br />
Sanierung hat sich in Linden-Nord eine Szene aus aktiven<br />
Bürgern, Architekten <strong>und</strong> Planern entwickelt, die noch immer<br />
besteht <strong>und</strong> die dieses Quartier auszeichnet.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung