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Download - Fachgebietes Ökonomie des Planens und Bauens ...

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112<br />

5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />

fähigen Verwaltung ihre Möglichkeiten voll ausspielen<br />

können. Die Erfahrungen aus Berlin zeigen aber auch,<br />

dass Sanierungsbeauftragte während <strong>des</strong> Verfahrens<br />

die sozialen <strong>und</strong> wohnungspolitischen Ziele der<br />

Sanierung unterstützen können. Die Stabilisierung, die<br />

durch Wohnungen im öffentlichen Eigentum erreicht<br />

werden kann, gelingt ihnen allerdings nicht, so dass die<br />

Sicherung der Sanierungsziele nach Abschluss der<br />

Sanierung sehr sorgfältig instrumentiert werden muss.<br />

Innovative Beteiligungs- <strong>und</strong> Beiratsmodelle,<br />

intermediäre Organisationen: Sanierungsgebiete<br />

stellen den wohl wichtigsten Rahmen für eine Erprobung<br />

neuartiger Beteiligungsformen in der deutschen<br />

Stadtentwicklung dar. An dieser Stelle soll noch einmal<br />

herausgehoben werden, dass es vor allem in Großstädten<br />

durch eine Einbindung von Bewohnern in die<br />

Formulierung von Sanierungszielen zu einer bewohnernahen,<br />

auf unterschiedlichste Zielgruppen ausgerichteten<br />

<strong>und</strong> die Potentiale der ansässigen Bevölkerung<br />

ausschöpfenden Aufwertung gekommen ist, die an<br />

vielen Orten Verdrängung durch Sanierung abgefedert<br />

hat. Darüber hinaus gibt es auch bereits bei den Sanierungsmaßnahmen<br />

weitere Formen einer intensiven<br />

Beteiligung der Bürger an der Planung von Anfang an,<br />

wie etwa das in Hannover-Linden praktizierte Anwaltsplanungsmodell<br />

<strong>und</strong> Empowerment-Strategien, die sich<br />

teilweise zu innovativen Betreibermodellen entwickeln.<br />

Gute Praxis Hannover Linden Nord – Innovative Bürgerbeteiligung<br />

durch Anwaltsplanung<br />

Einfahrt zum Kulturzentrum Faust<br />

Hannover Linden-Nord ist ein innenstadtnahes Quartier,<br />

geprägt durch stark verdichtete gründerzeitliche Blockrandbebauung.<br />

Das 67 ha große Sanierungsgebiet zeichnete sich vor<br />

der Sanierung vor allem durch einen schlechten Zustand der<br />

Bausubstanz aus. Es waren vor Sanierungsbeginn völlig<br />

unzureichende Wohnverhältnisse vorzufinden <strong>und</strong> es mangelte<br />

zudem allgemein an Freiflächen <strong>und</strong> Gemeinbedarfseinrichtungen.<br />

Die schlechte Wohnqualität führte im Vorfeld der<br />

Sanierung zu einer rasanten Veränderung der Sozialstruktur im<br />

Stadtteil.<br />

Ein herausragen<strong>des</strong> Merkmal der Sanierung waren die<br />

vorbildlichen Bürgerbeteiligungsstrukturen, die vor allem als<br />

Reaktion auf die Bürgerproteste gegen Flächensanierungsmaßnahmen<br />

im Umfeld <strong>des</strong> Quartiers vor Beginn der<br />

eigentlichen Sanierung in Linden-Nord entwickelt wurden.<br />

Diese haben zu zahlreichen innovativen Projekten <strong>und</strong><br />

Beteiligungsverfahren geführt, die auch außerhalb <strong>des</strong><br />

Sanierungsgebietes Anerkennung gef<strong>und</strong>en haben. Ein<br />

besonderes, ursprünglich in den USA entwickeltes Instrument<br />

war das Verfahren der Anwaltsplanung (advocacy planning).<br />

Die Stadt finanzierte hierbei einen Anwalt, der explizit die<br />

Interessen der Lindener Bürger <strong>und</strong> Bürgerinitiativen<br />

gegenüber der städtischen Planungsabteilung vertreten<br />

sollte. Der Anwaltsplaner sowie die ihn unterstützenden<br />

Fachleute erhielten für ihre Arbeit von der Stadt ein Budget,<br />

mit dem 720 Arbeitsst<strong>und</strong>en pro Jahr finanziert werden<br />

konnten. Die Bürger beurteilten die Arbeit <strong>des</strong> Anwaltsplaners<br />

nach Abschluss der Sanierung als positiv, weshalb das Konzept<br />

anschließend auf andere Stadtteile, später sogar auf die<br />

Gesamtstadt übertragen wurde. Im Bereich der Sozialplanung<br />

wurden angelehnt an das Konzept der Anwaltsplanung zwei<br />

Gemeinwesenarbeiter eingesetzt. Diese hatten die Aufgabe,<br />

den von der Sanierung betroffenen Bürgern (z. B. beim<br />

Umzugsmanagement) zur Seite zu stehen <strong>und</strong> deren<br />

Interessen gegenüber den städtischen Sozialplanern zu<br />

vertreten. Insgesamt wurden im Rahmen der Sanierung<br />

zahlreiche interessante Ansätze zur Beteiligung von Bürgern<br />

entwickelt, die bis heute dazu führen, dass sich die Bürger sehr<br />

stark mit Ihrem Stadtteil identifizieren. Im Rahmen der<br />

Sanierung hat sich in Linden-Nord eine Szene aus aktiven<br />

Bürgern, Architekten <strong>und</strong> Planern entwickelt, die noch immer<br />

besteht <strong>und</strong> die dieses Quartier auszeichnet.<br />

Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung

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