Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
105<br />
In Städten mit negativer ökonomischer oder demographischer<br />
Entwicklung reicht eine städtebauliche<br />
Sanierung dagegen meist nicht aus, um zukunftsfähige<br />
Strukturen in einem Quartier zu schaffen. So konnten<br />
allein durch die städtebaulichen Sanierungen in<br />
Duisburg-Marxloh, die Großsiedlung Bremen-Lüssum<br />
oder auch in Neunkirchen-Unterstadt nur in geringem<br />
Umfang nachhaltige Impulse für eine notwendige<br />
wirtschaftliche <strong>und</strong> gesellschaftliche Erneuerung<br />
geschaffen werden, was eine Ergänzung durch andere<br />
Programme der Städtebauförderung sowie arbeitsmarkt-<br />
<strong>und</strong> sozialpolitische Programme erforderte.<br />
Derartige Quartiere durchlaufen häufig regelrechte<br />
„Förderkarrieren“. Es bleibt aber einer Frage der<br />
politischen Bewertung vorbehalten, ob die dabei<br />
erreichten Erfolge als Stabilisierung bei dauerhafter<br />
Zuwendung bezeichnet werden sollten <strong>und</strong> damit<br />
Modellcharakter haben, ob davon ausgegangen<br />
werden muss, dass sozialräumliche „Problemlagen“<br />
künftig allein aus dem kommunalen Budget „bearbeitet“<br />
werden sollen, oder ob sozialräumliche „Problemlagen“<br />
künftig allein Angelegenheit etwa Sozial-,<br />
Bildungs- oder Wirtschaftspolitik ohne direkte Bezugnahme<br />
auf die Quartierspolitik werden.<br />
Schwerpunktsetzung beim Einzelhandel mittelfristig<br />
die Attraktivität der Innenstadt als Wohnort gelitten<br />
hat. Dies ist zwar in Einzelfällen zu beobachten, doch<br />
zeigen die meisten Fallstudien, dass bei einer überlegten<br />
Formulierung der Sanierungsziele eine Rückkehr<br />
zu den Rahmenbedingungen vor der Sanierung<br />
(uneingeschränkte Nutzung von Einkaufsstraßen durch<br />
den Pkw-Verkehr, Mangel an Stellplätzen, schlechte<br />
Ausstattung mit sozialer Infrastruktur, kleinteilige,<br />
verbaute Struktur von Innenhöfen, sehr kleinteiliger,<br />
schwer nutzbarer Gr<strong>und</strong>stückszuschnitt) gar nicht im<br />
Sinne einer Hinterfragung der Sanierungsergebnisse<br />
ist. Lediglich in einzelnen Details (etwa einzelne<br />
Mischverkehrsflächen, Ausstattungsstandard öffentlicher<br />
Räume) werden die Maßnahmen hinterfragt.<br />
Selbst die Entscheidung für bauliche Großstrukturen<br />
wird derzeit nur ansatzweise rückgängig gemacht,<br />
wenn bauliche Hinterlassenschaften z. B. der 1970er<br />
Jahre abgerissen <strong>und</strong> durch zeitgenössische baulichfunktionale<br />
Konzepte ersetzt werden. Dagegen wird<br />
mitunter versucht, durch eine Aufnahme in die<br />
Programme Soziale Stadt <strong>und</strong> Aktive Stadt- <strong>und</strong><br />
Ortsteilzentren die anstehenden Nachbesserungen zu<br />
unterstützen (Idar-Oberstein, Neumarkt).<br />
Nachbesserungsbedarf ist zudem in Sanierungsgebieten<br />
festzustellen, in denen der Einzelhandel eine<br />
wichtige Rolle spielt, vor allem in den (historischen)<br />
Stadtkernen von Mittelstädten. Der Strukturwandel im<br />
Einzelhandelssektor sorgt dafür, dass die im Rahmen<br />
der Sanierung entwickelten Konzepte heute überarbeitet<br />
werden müssen, um eine Zukunftsfähigkeit wieder<br />
herzustellen. Neben der Gestaltung der damals<br />
angelegten Fußgängerzonen ist vor allem die Umnutzung<br />
bzw. Revitalisierung alter Warenhäuser eine aktuelle<br />
Aufgabe der Stadtentwicklung. Dieser Nachbesserungsbedarf<br />
besteht unabhängig von der<br />
Stadtsanierung in allen Städten, wobei Städte mit<br />
negativer ökonomischer oder demographischer<br />
Entwicklung von den Veränderungen im Einzelhandel<br />
besonders stark betroffen sind. Ein Bedarf an Nachbesserungen<br />
aufgr<strong>und</strong> von gestalterischen, aber auch<br />
funktionalen <strong>und</strong> bautechnischen Mängeln ist bei<br />
Baumaßnahmen aus den 1960er bis 1980er Jahren<br />
durchaus als normal anzusehen. Die Zukunftsfähigkeit<br />
der Sanierungsgebiete wird lediglich dann in Frage<br />
gestellt, wenn damals realisierte aufwendige Maßnahmen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich rückgebaut oder komplett neu<br />
konzipiert werden müssen oder wenn wegen der<br />
Als langfristig problematisch hat sich in Einzelfällen die<br />
Unterhaltung der im Zuge der Sanierungsmaßnahme<br />
entstandenen Gemeinwohleinrichtungen (soziale <strong>und</strong><br />
kulturelle Einrichtungen) erwiesen. In Städten mit<br />
Schrumpfungstendenzen oder angespannter Haushaltslage<br />
ist die Unterhaltung der „in besseren Zeiten“<br />
errichteten Einrichtungen eine starke finanzielle<br />
Belastung. So ist bei den in Kassel-Hasenhecke im<br />
Rahmen der Sanierung entstandenen sozialen Einrichtungen<br />
(Jugendzentrum <strong>und</strong> Kindertagesstätte) heute<br />
eine Unterauslastung festzustellen – für die Stadt eine<br />
finanzielle Belastung. Auch in Mannheim oder Neumarkt<br />
sind neue Konzepte für Gemeinwohleinrichtungen<br />
erforderlich gewesen.<br />
Instrumentelle Innovationen als Lernerfolge der<br />
Sanierungspraxis<br />
In der Sanierung sind vielerorts eingeführte Verfahrensroutinen<br />
erarbeitet worden, die die Durchführung<br />
der komplexen Maßnahmen ermöglichen. Mit der<br />
Weiterentwicklung der städtebaulichen Leitbilder<br />
gegenüber den Vorstellungen, die ursprünglich aus<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung