franziskusbote 2/07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
franziskusbote 2/07_ok - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn
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Zeitschrift der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Ausgabe 2, Juli 20<strong>07</strong><br />
Begeisterndes Musiktheater zur Klostergründung<br />
Zusammenwirken selbst<br />
war auch eine Botschaft<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Dreimal ein übervoller<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal, Musiker, Sänger<br />
und Schauspieler, die sichtlich Freude am<br />
Spielen und Singen hatten, ein beeindrucktes<br />
und begeistertes Publikum, das auch<br />
eifrig mitsang, und eine einmalige Gemeinschaftsleistung,<br />
die mit den Aufführungen<br />
des Geistlichen Musiktheaters „David<br />
Fuchs – Spiel mit dem Leben“ dem 150jährigen<br />
Jubiläum des Franziskanerinnen-<br />
Klosters ein großes Geschenk bereitete.<br />
Der evangelische Geistliche Gerhard Ruoff verkörperte den <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Klostergründer David Fuchs (links) beim Geistlichen Musiktheater – hier in einer<br />
berührenden Szene, in der er zur Befreiung der Kinder schreitet.<br />
franziskus-bote<br />
Nicht nur das von Pater Helmut Schlegel<br />
geschriebene und von Rudi Schäfer komponierte<br />
und arrangierte <strong>St</strong>ück transportierte<br />
eine Botschaft, auch das Zusammenwirken<br />
von Klosterschwestern, <strong><strong>St</strong>iftung</strong>smitarbeitern,<br />
behinderten Schülern und Bewohnern,<br />
Kindern aus dem Dorf, <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Chörle, Theaterwerkstatt Schramberg und<br />
Schola Schramberg war selbst eine Botschaft.<br />
Mit dieser Eigenproduktion wurden<br />
die geschichtlichen Wurzeln auf kurzweilige<br />
Weise und in ihrem<br />
aktuellen Bezug<br />
beleuchtet, aber<br />
auch Perspektiven<br />
christlicher Gemeinschaft<br />
entworfen –<br />
von Musik und<br />
Wort spielerisch getragen.<br />
Mit über 1300 Besuchern<br />
am ersten<br />
Mai-Wochenende<br />
erlebten die Musiktheater-Aufführungen<br />
im Rahmen<br />
des 150-jährigen<br />
Jubiläums eine<br />
großartige Resonanz.<br />
Nicht einmal<br />
alle Besucher<br />
Pflegeversicherung<br />
in der Diskussion<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Vorstand Norbert Rapp und der<br />
Leiter der Altenhilfe, Martin Volz-Neidlinger,<br />
setzten sich mit der Reform der Pflegeversicherung<br />
aus Sicht der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
auseinander S. 6<br />
Open-Air-Kino im Klosterhof<br />
mit Filmen zum Jubiläum<br />
Ein Film über eine Ordensschwester und ein<br />
Wunschfilm der Schwestern werden im<br />
diesjährigen Open-Air-Kino in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
gezeigt. S. 8<br />
Werkstatt für behinderte Menschen<br />
liefert Tellerbesen<br />
Ein neues <strong>St</strong>andbein baut sich die Werkstatt<br />
für behinderte Menschen mit der Lieferung<br />
von Tellerbesen für Kehrmaschinen auf.<br />
S. 11<br />
Geschichtsausstellung zum<br />
Klosterjubiläum eröffnet<br />
„Von der Quelle bewegt“ ist die Geschichte<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>s, wie die Ausstellung zum<br />
Klosterjubiläum mit vielen Aspekten aufzeigt.<br />
Sie ist noch bis Oktober zu sehen.<br />
S. 18<br />
Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad<br />
in Zimmern eröffnet<br />
Mit <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern ob Rottweil hat<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> ihr elftes Altenzentrum<br />
eröffnet, das von einem privaten<br />
Investor zur Ergänzung der Seniorenwohnanlage<br />
erstellt wurde. S. 22
Inhaltsverzeichnis<br />
Musiktheater zum Klostergründer mit drei begeisternden Auftritten S. 1<br />
STIFTUNGS-KALENDER S. 5<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> allgemein<br />
Reform der Pflegeversicherung aus Sicht der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in der<br />
Altenhilfe und in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung S. 6<br />
Behindertenhilfe in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Open-Air-Kino im Klosterhof mit buntem Rahmenprogramm S. 8<br />
Erfahrungsbericht aus der neuen Außenwohngruppe Schönblick in Sulgen S. 10<br />
Werkstatt für behinderte Menschen produziert Tellerbesen für Kehrmaschinen S. 11<br />
Praktikum eines Blindenschülers in der Firma Kern-Liebers S. 13<br />
Kurz berichtet: Spenden für Spielgerät im Blindenschul-Pausenhof; <strong>St</strong>uhlflecht-Arbeiten<br />
in der Korbmacherei; Nachruf auf den Ehrenamtlichen Max Maly S. 14<br />
ÜBER DIE SCHULTER GESCHAUT:<br />
Kristina Rosenzweig im Sozialdienst für Hörgeschädigte Rottweil S. 15<br />
Kloster <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Podiumsdiskussion zum Klosterjubiläum<br />
„Wieviel Gemeinschaft braucht der Mensch?“ S. 17<br />
Geschichtsausstellung zum Klosterjubiläum eröffnet S. 18<br />
Interview mit Pfarrer Rolf Oster zum Amt des Kloster-Superiors S. 20<br />
Altenhilfe<br />
Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern eröffnet und eingeweiht S. 22<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth ist in den Neubau umgezogen S. 24<br />
Ein Sinneswagen in mobilem Einsatz im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef Spaichingen S. 26<br />
„Lustnau läuft“ und das Luise-Poloni-Heim läuft mit S. 27<br />
Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />
Aktionstag zur ARD-Kampagne „Kinder sind Zukunft“ zeigt die Vernetzungen auf S. 28<br />
POST AN DEN FRANZISKUS-BOTE S. 30<br />
DAS IST JA DAS VORLETZTE! S. 31<br />
Impressum S. 29<br />
Rückseite: Kunst im Gemüseglas – <strong>Heiligenbronn</strong>er Gruppen präsentieren sich S. 32<br />
fanden einen Sitzplatz, manche mussten<br />
sogar noch weggeschickt werden. Das<br />
Publikum war von dem Spiel und Gesang<br />
der über 80 Akteure (rund 100 Mitwirkende<br />
vor und hinter den Kulissen) sichtlich angetan<br />
und zeigte dies auch durch stürmischen<br />
Applaus. Die freiwilligen Spenden in<br />
Höhe von fast 7000 Euro ermöglichten<br />
auch die Deckung der Kosten vor allem für<br />
Technik und Werbung.<br />
Ein „Gesamtkunstwerk“ geboten<br />
Die Musiktheater-Aufführungen boten ein<br />
„Gesamtkunstwerk“, wie der Schwarzwälder<br />
Bote urteilte. Von der Musik des<br />
Schramberger Kirchenmusikdirektors Rudi<br />
Schäfer mit dramatischen Momenten wie<br />
mit eingängigen Melodien wurden die<br />
Menschen genauso angesprochen wie von<br />
der einfachen und doch poetischen Sprache<br />
des Autors Helmut Schlegel, die mit<br />
Wortspielen und verblüffenden Wendungen<br />
für neue Sichtweisen sorgte, wenn etwa<br />
das <strong>Heiligenbronn</strong>er Gnadenbild mit den<br />
zwei Versen „Der Menschen Los/auf ihrem<br />
Schoß“ beschrieben wird.<br />
Die erzählenden und scherzenden Artistinnen<br />
Alexandra Zink (links) und Sabine Kopp,<br />
im Hintergrund die Gebärdenübertragung.<br />
Die Kombination von Musik und Gesang<br />
(Chörle <strong>Heiligenbronn</strong>, Schola Schramberg<br />
mit Band, Bewohnerchor InTakt) mit Schauspielszenen<br />
sorgte für viel Abwechslung.<br />
Theaterregisseur Tonio Kleinknecht aus<br />
Rottweil nutzte dabei auch eine Vielfalt an<br />
Kombination von Musik<br />
und Gesang mit originellem<br />
Schauspiel sorgte für viel<br />
Abwechslung.<br />
2 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Eine großartige Leistung boten die Chöre aus <strong>Heiligenbronn</strong> und von der Schola Schramberg mit der<br />
Instrumentalband unter Leitung des Komponisten Rudi Schäfer und von Schwester Magdalena Dilger<br />
(rechts), die bei den Gemeindeliedern auch das Publikum mitdirigierte. LInks die beiden Gesangssolisten<br />
Michael Heil und Sonja Gebert. Fotos: Graf, Anton, Ruf<br />
Möglichkeiten für das Bühnenspiel. So<br />
agierten die Artistinnen auf der Rampe, gab<br />
es eine Nebenbühne mit echtem Brunnen,<br />
<strong>Franziskus</strong>- und Marienfigur, aber auch Szenen<br />
im Publikum und sogar vor dem Saalfenster,<br />
wo die Pantomimegruppe aus gehörlosen<br />
jungen Menschen (<strong>St</strong>. Antonius<br />
Rottweil) und später die Königin in der Kutsche<br />
auftauchten. Neben solchen optischen<br />
Reizen wirkten auch die eingespielten<br />
<strong>St</strong>immen (Harald und Gabriele Frommer)<br />
sehr eindrücklich mit ihren Geschichten.<br />
Mit dem Traum des Waldbruders Konrad<br />
(Konrad Gießibl) an der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Quelle am Beginn der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Wallfahrt warf die Erzählung gleich einen<br />
historischen Bogen bis in die Gegenwart,<br />
denn die mittelalterlichen Visionen schildert<br />
Pater Schlegel als immer noch aktuelle einer<br />
humanen und gerechten Welt. Schon hier<br />
meisterte der Chor anspruchsvolle Passagen<br />
und die Solosänger (Michael Heil und<br />
Sonja Gebert) mit ihren sicher vorgetragenen<br />
Partien sorgten für Gänsehaut.<br />
Auffangen – Loslassen – Weitergeben<br />
Die Artistinnen (Sabine Kopp und Alexandra<br />
Zink) schlugen auf unterhaltende Weise<br />
immer wieder die Brücke zur Gegenwart<br />
und verbanden die einzelnen Szenen, interpretierten<br />
aber auch das Geschehen. Ihr<br />
praktisch gezeigtes Motto „auffangen –<br />
loslassen – weitergeben“ exemplifizierte<br />
anschaulich das „Spiel mit dem Leben“, um<br />
das es David Fuchs (Gerhard Ruoff) und<br />
den Klosterschwestern (Sr. Christiane Keil,<br />
Sr. Maria Gratia Horn, Sr. Magdalena Dilger)<br />
im <strong>St</strong>ück ging. Klostergründer David Fuchs<br />
setzte sich gegen die Bedenken seiner<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Mitmenschen und Mitbrüder (Klaus<br />
Andreae, Helga Effinger, Udo Neudeck)<br />
durch, was einige heitere Szenen brachte,<br />
und sorgte als erstes dafür, dass auf<br />
der Bühne eine Kirche gebaut wurde, vom<br />
Chor angefeuert.<br />
Dann schlug die <strong>St</strong>unde der Kinder, die<br />
Beichtvater und Schwestern vor den<br />
Verführungen und Missbräuchen der<br />
damaligen wie heutigen Zeit zu schützen<br />
suchten und ihre Gemeinschaft für sie<br />
öffneten. In der natürlichen Darstellung der<br />
jungen Akteure aus der <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Kirchengemeinde wie der gehörlosen und<br />
des blinden Mädchen aus den Schulen der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> wurde zusammen<br />
mit dem Spiel der heutigen Ordensschwestern<br />
in der Rolle ihrer Vorgängerinnen das<br />
historische Geschehen hautnah erlebbar.<br />
3<br />
Historisches Geschehen aus<br />
den Anfängen des Klosters<br />
wurde hautnah erlebbar.<br />
Mit einem Intermezzo mitten aus dem<br />
Publikum heraus wurde schlaglichtartig und<br />
sympathisch die Historie wieder in die Gegenwart<br />
geholt: eine Schwester und zwei<br />
sehbehinderte Jugendliche (Sr. Irene Beez,<br />
Michael Dörr, Ekatharina Tag) stellten auf<br />
erfrischende Art und Weise die Frage nach<br />
dem Glauben an Gott und zeigten, dass es<br />
viele Wege der Gottsuche gibt.<br />
Lied nicht nur gesungen,<br />
sondern vorgelebt<br />
Für viele Zuschauer ist immer wieder beeindruckend,<br />
wenn sie den Bewohnerchor<br />
„InTakt“ aus der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
(Leitung Georg Sprich) erleben so wie nach<br />
der Pause von „David Fuchs“, als er zum<br />
Gesamtchor stieß und das Lied „Ich trage<br />
einen Schatz in mir“ (Zwar sehen meine<br />
Augen nicht, doch hab ich andere Talente)<br />
nicht nur vorsang, sondern vorlebte.<br />
Für einen Höhepunkt sorgte der Besuch<br />
der Königin (Michèle Hummel) nicht nur in<br />
der jungen Erziehungsanstalt vor über<br />
100 Jahren, sondern auch im Bühnenstück<br />
von 20<strong>07</strong>, wirkte doch das Bemühen der<br />
Schulklasse (Kinder aus der Kirchengemeinde)<br />
gemeinsam mit Lehrerin und Beichtvater,<br />
das Gefallen der Königin Olga zu<br />
finden, echt und urkomisch genauso wie<br />
der Auftritt der Hoheit mit Schleppe und<br />
Kutsche (Kutscher Martin Müller mit Pferd<br />
Lukas).<br />
Bewegte die Zuschauer mit dem aus dem Herzen gesungenen Lied „Ich trage einen Schatz in mir“: der<br />
Bewohnerchor „InTakt“ im Vordergrund.
<strong>St</strong>ürmischer Schlussapplaus mit Königin und Schwestern inmitten der großen Zahl der Akteure, Sänger und Musiker.<br />
Im musikalischen Finale zog Rudi Schäfer<br />
nochmals alle Register und riss das Publikum<br />
mit seiner Band im Chor- und Gemeindelied<br />
„Wir fangen an, die neue Welt<br />
zu bauen“ förmlich fort zum Schlussapplaus.<br />
Der stimmungsvoll komponierte franziskanische<br />
Gruß „Pace e bene – der Friede<br />
sei mit euch!“ erklang zum musikalischen<br />
Abschluss, mit dem sich das Publikum jedoch<br />
keineswegs zufrieden gab, erklatschte<br />
es sich doch jeweils mehrere Zugaben.<br />
Aufzeichnung auch mit Gebärden<br />
Das Jubiläumsjahr wurde nach dem Kirchenkonzert<br />
des Musikvereins Frohsinn<br />
Tennenbronn mit diesen Aufführungen von<br />
„David Fuchs – Spiel mit dem Leben“ mit<br />
einem weiteren kulturellen Höhepunkt<br />
bereichert, der allen, die es erlebt haben,<br />
sicher noch lange im Gedächtnis bleiben<br />
Spielszene um die Aufnahme verwaister und taubstummer<br />
Mädchen mit Schwester Maria-Gratia<br />
Horn als Schwester Elisabetha und Konrad Gießibl<br />
als Pfarrer Rittelmann.<br />
wird. Wer es nicht erlebt hat, kann sich zumindest<br />
eine DVD anschauen und -hören,<br />
die aus einem Mitschnitt erstellt wurde. Sie<br />
gibt es auch in einer Version für Hörgeschädigte<br />
mit Gebärdenübertragung, für die<br />
während einer der drei Aufführungen die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiterinnen Erika Scheurer,<br />
Diana Schuler und Kristina Rosenzweig<br />
sorgten.<br />
Im Hintergrund des Musiktheaters zog der<br />
Sozialdienst der Behindertenhilfe Erwachsene<br />
die Fäden gemeinsam mit anderen<br />
Bereichen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> wie<br />
Hauswirtschaft, Technik und Referat Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie der kräftigen Unter-<br />
Das war grandios.<br />
Diese Musik – beeindruckend.<br />
Der Auftritt der Königin – das war<br />
einfach sensationell.<br />
Ein beeindruckendes Miteinander.<br />
Das war Integration.<br />
Die Musik setzte genau das um, was<br />
im Text angelegt war.<br />
Noch ganz erfüllt von dem einzigartigen<br />
Erlebnis bin ich gestern wieder<br />
gut nach <strong>St</strong>uttgart gekommen. Ihr<br />
habt sicher alle gespürt, wie der Funke<br />
stützung der Schwesterngemeinschaft<br />
und in Zusammenarbeit mit den Firmen<br />
J<strong>ok</strong>atec Licht + Tontechnik, Videofactory,<br />
Linkdesign, Schwenk Arbeitsbühnen<br />
und Bühler Bauzentrum.<br />
Die Ensembles für Gesang, Musik und<br />
Schauspiel engagierten sich bereits seit<br />
dem vergangen Jahr für diese drei Tage<br />
und probten fast ein dreiviertel Jahr. Auch<br />
für sie alle war es ein großes Gemeinschaftserlebnis,<br />
das mit einem Fest nach<br />
der letzten Aufführung ausklang, bei<br />
dem ihnen auch Generaloberin Schwester<br />
Judith Kaupp und Vorstand Norbert Rapp<br />
ihren Dank aussprachen. Ewald Graf<br />
<strong>St</strong>immen zum Musiktheater<br />
4<br />
Eurer Begeisterung auf die Zuschauer<br />
und Zuhörer übergesprungen ist.<br />
Ich fand die Veranstaltung super! Es ist<br />
schade, dass so etwas immer so<br />
schnell vorbei ist, aber die Mühe hat<br />
sich auf alle Fälle gelohnt.<br />
Es war eine großartige Sache und ich<br />
bin sehr dankbar, dass ich daran mitwirken<br />
konnte. Bei dieser Gelegenheit<br />
durfte ich wieder den Geist der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> und des Klosters erspüren.<br />
Das Lied „Wir fangen an, die neue<br />
Welt zu bauen“ wurde nicht<br />
nur gesungen, das wurde gelebt.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>skalender<br />
Wann? Was? Wo?<br />
Sonntag, 15. Juli, Tag der offenen Tür zur Einweihung Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
11 bis 17 Uhr des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Sonntag, 15. Juli, 14.30 Uhr Square-Dance-Gruppe zur Amerika-<br />
Ferienwoche mit Caller, Tanz und Mittanzen<br />
Spaichingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />
Donnerstag, 19. Juli, 8 Uhr Seniorenclub <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Alter-nativ: <strong>Heiligenbronn</strong>, Abfahrt an der<br />
Jahresausflug zu den <strong>St</strong>eiff-Tieren in<br />
Giengen an der Brenz<br />
Korbmacherei<br />
Donnerstag, 19. Juli, 15.30 Uhr Konzert der <strong>St</strong>adtkapelle Rottweil<br />
mit anschließendem Grillfest<br />
Rottweil, Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
Donnerstag, 19. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />
Gesprächskreis mit Schwestern und dem Film<br />
„Nicht von dieser Welt“<br />
der Sinne<br />
Freitag, 20. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />
Beiträgen und dem Film „Eine wahre<br />
Geschichte – The <strong>St</strong>raight <strong>St</strong>ory“<br />
der Sinne<br />
Samstag, 21. Juli, ab 19 Uhr Open-Air-Kino mit Sinnesparcours, Bewirtung, <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und Garten<br />
Musik und dem Film „Vitus“ der Sinne<br />
Dienstag, 24. Juli, 19.05 Uhr Interview zum Förderzentrum Hören und Radio Neckarburg, Sendung<br />
Sprechen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> „Kirche live zu Gast“<br />
Donnerstag, 26. Juli, 10 Uhr Patroziniumsfeier mit Festgottesdienst und<br />
und Geburtstagskaffee<br />
Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Freitag, 14. September, 19.30 Uhr Marktplatz Kirche: Podiumsdiskussion<br />
„Wieviel Gemeinschaft braucht der Mensch?“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Elisabetha-Glöckler-Saal<br />
Samstag, 15. September, 15 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Dr. Gebhard Fürst <strong>Heiligenbronn</strong>, Wallfahrtskirche<br />
zum Festakt des Klosterjubiläums <strong>St</strong>. Gallus<br />
Dienstag, 18. September, 19.30 Uhr Vortrag Lebensthemen heute: Der Mensch<br />
und sein Verhältnis zur Technik – Günther Anders<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, Haus Lebensquell<br />
Mittwoch, 19. September, 10 Uhr Seniorengruppe <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> Alter-nativ: <strong>Heiligenbronn</strong>, Abfahrt an der<br />
Fahrt auf die Burg Hohenzollern Korbmacherei<br />
Samstag, 22. September, ab 14 Uhr Tag der Begegnung mit buntem Programm<br />
und Bildervorführung<br />
Tuttlingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna<br />
Freitag, 28. September, 19 Uhr Museums- und Geschichtsverein Schramberg: <strong>Heiligenbronn</strong>, Klosterhof und<br />
Führung durch die Jubiläumsausstellung und<br />
Vortrag von Ulrich Windhab: „Wölfe!“<br />
Haus Lebensquell<br />
Samstag, 29. September, ab 14 Uhr Tag der Begegnung mit buntem Programm Mühlheim, Altenzentrum <strong>St</strong>. Antonius<br />
Mittwoch, 3. Oktober, 18 Uhr Transitus-Fest der Schwesterngemeinschaft <strong>Heiligenbronn</strong>, Kirche <strong>St</strong>. Gallus und<br />
mit feierlicher Vesper und Begegnung Refektorium des Klosters<br />
Donnerstag, 4. Oktober, 17 Uhr Kinder-Uni von Marktplatz Kirche und JUKS:<br />
„Warum streiten sich Jungs und sind Mädchen<br />
zickig?“ mit Professor Dr. Michael Diehl<br />
Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />
Sonntag, 7. Oktober Tag der Begegnung Wehingen, Altenzentrum <strong>St</strong>. Ulrich<br />
Dienstag, 9. Oktober, 19.05 Uhr Interview zum Behindertenheim <strong>St</strong>. Agnes Radio Neckarburg, Sendung „Kirche live<br />
in Spaichingen zu Gast“<br />
Donnerstag, 11. Oktober, 17 Uhr Kinder-Uni von Marktplatz Kirche und JUKS:<br />
„Warum lachen wir über Witze?“ mit<br />
Professor Dr. Hermann Bausinger<br />
Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />
Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr Marktplatz Kirche: „Wenn die Seele Hilfe<br />
braucht...“ mit Landesbischof Frank O. July und<br />
Psychotherapeut Dr. Jürgen Rockwell-Kollmann<br />
Schramberg, Aula des Gymnasiums<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 5
Die Pflegeversicherung vor der Reform<br />
Im Hintergrund steht die Frage, welchen<br />
<strong>St</strong>ellenwert das Leben im Alter hat<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Berlin. Seit Monaten diskutiert<br />
ein exklusiver Ministerkreis hinter<br />
verschlossenen Türen mögliche Eckpunkte<br />
einer Reform der Pflegeversicherung. Waren<br />
zunächst kaum verlässliche Informationen<br />
zu vernehmen, fließen seit einigen Tagen<br />
einzelne verstreute Inhalte in die öffentliche<br />
und politische Diskussion ein. Daher ist<br />
beim Erscheinen dieses Artikels auch noch<br />
offen, wie die Reform der Pflegeversicherung<br />
inhaltlich und finanziell aussehen<br />
kann, wann sie in Kraft treten bzw. ob sie –<br />
aus koalitionspolitischen Gründen – überhaupt<br />
kommen wird.<br />
Wichtig vor allem für die Betroffenen ist,<br />
dass eine fundierte Reform kommt – aus<br />
inhaltlichen und finanziellen Gründen.<br />
Die Pflegeversicherung ist kein Pflegefall,<br />
wie oft behauptet wird. Aber es besteht<br />
Reformbedarf. Dazu ist ein Blick zurück<br />
notwendig.<br />
Blick zurück auf die 90-er Jahre<br />
Mit Einführung der Pflegeversicherung Mitte<br />
der 90-er Jahre hat sich die Altenhilfelandschaft<br />
massiv verändert. Als ein Beispiel<br />
sei nur die Abschaffung des klassischen Altenheims<br />
genannt, das von einer bestimmten<br />
Zielgruppe älterer Menschen zwar nach<br />
wie vor nachgefragt wird, aber nicht oder<br />
kaum mehr finanziert werden kann. Alternativangebote<br />
wie das betreute Seniorenwohnen,<br />
das Sicherheit unter gleichzeitiger<br />
Wahrung weitest möglicher Selbstbestimmung<br />
garantiert, sind an die <strong>St</strong>elle dieses<br />
klassischen Angebots getreten.<br />
Die positiven Auswirkungen der Pflegeversicherung<br />
für den Betroffenen liegen<br />
u.a. in einer finanziellen Entlastung bei der<br />
Inanspruchnahme pflegerischer Dienstleistungen,<br />
in einer Kostentransparenz sowie in<br />
einer großen Auswahlmöglichkeit bei den<br />
angebotenen Dienstleistungen aufgrund<br />
des massiven Wettbewerbs unterschiedlicher<br />
Dienstleister. Inzwischen ist die Pflegeversicherung<br />
allerdings selbst in die Jahre<br />
gekommen und so zeigen sich auch die<br />
gravierenden Nachteile, anhand derer<br />
auf die zukünftigen Herausforderungen<br />
nicht mehr adäquat reagiert werden kann.<br />
Auch dazu seien schwerpunktmäßig drei<br />
Beispiele genannt:<br />
Was wird die Reform der Pflegeversicherung den älteren Menschen, die in Heimen leben, und ihren<br />
Angehörigen bringen? Vieles ist noch offen bei der Ausgestaltung der Reform. Fotos: Bormann<br />
6<br />
Der finanzielle Leistungsumfang<br />
(<strong>St</strong>ichwort „Teilkaskoversicherung“) ist durch<br />
den Grundsatz der Beitragsstabilität seit<br />
Einführung der Pflegeversicherung gleich<br />
geblieben. Dies hat zur Folge, dass sich der<br />
Eigenanteil für denjenigen, der die Pflegeleistungen<br />
in Anspruch nimmt, seit Jahren<br />
kontinuierlich erhöht hat.<br />
Durch die rechtliche und damit rein körperliche<br />
Fixierung des Pflegebegriffs ist es<br />
nicht möglich, den Bedürfnissen demenziell<br />
erkrankter alter Menschen in der Betreuung<br />
und Versorgung gerecht zu werden.<br />
Die Einführung der streng voneinander<br />
abgegrenzten Sektoren von ambulanten,<br />
teilstationären und stationären Angeboten<br />
führt zu einem hohen bür<strong>ok</strong>ratischen Aufwand<br />
und verteuert die jeweiligen Angebote<br />
extrem.<br />
Die Liste der Beispiele ließe sich beliebig<br />
verlängern. Schon unter diesen Gesichtspunkten<br />
und in Anbetracht der sich abzeichnenden<br />
demographischen Entwicklung<br />
sowie des sich vermindernden Potenzials<br />
pflegender Angehöriger zeigt sich der<br />
fachliche und finanzielle Reformbedarf<br />
bei der Pflegeversicherung. Dieser kann in<br />
folgenden Punkten und in Anlehnung an<br />
vielfache Äußerungen der Spitzenverbände,<br />
in die die Argumente seitens der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> mit eingeflossen<br />
sind, zusammengefasst werden:<br />
Veränderung bzw. Erweiterung<br />
des Pflegebedürftigkeitsbegriffs (<strong>St</strong>ichwort<br />
„Demenz“);<br />
Erweiterung des Leistungsumfangs und<br />
damit verbunden:<br />
Dynamisierung der Leistungshöhe;<br />
Überwindung der starren Grenzen zwischen<br />
ambulanten und stationären Angeboten,<br />
um – wie es der pflegepolitische<br />
Sprecher der CDU-Fraktion, Willi Zylajew,<br />
einmal gesagt hat, „die Pflege auch neu<br />
vom Menschen her denken zu können“;<br />
bessere Unterstützung von pflegenden<br />
Angehörigen, insbesondere in der häuslichen<br />
Betreuung, und von chronisch<br />
Kranken;<br />
Abbau überflüssiger Bür<strong>ok</strong>ratie;<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Einführung einer teilweisen Kapitaldeckung<br />
im Hinblick auf die demographische<br />
Entwicklung.<br />
Zwei Modelle im Gespräch<br />
Es zeigt sich, dass die politisch Handelnden<br />
inhaltlich nicht weit auseinander liegen.<br />
Problematisch wird es bei der Frage nach<br />
der notwendigen Finanzierung der Reform.<br />
In der Koalitionsvereinbarung finden sich<br />
zwei Modelle: das des Finanzausgleichs<br />
zwischen privaten und gesetzlichen Krankenkassen<br />
sowie eine kapitalgedeckte<br />
Demographiereserve. Welche der Möglichkeiten<br />
ob und wie zum Tragen kommen<br />
wird, ist heftig umstritten.<br />
Fazit: Eine Reform der Pflegeversicherung<br />
ist notwendig. Es bleibt zu hoffen, dass<br />
diese grundlegend und nicht nur von taktischen<br />
Überlegungen bestimmt sein wird.<br />
Unabhängig davon bleiben zwei Aufgaben<br />
– eine gesamtgesellschaftliche und eine<br />
individuell persönliche. Die gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe besteht darin, eine<br />
offensive Auseinandersetzung mit der Frage<br />
zu führen, welchen <strong>St</strong>ellenwert das<br />
Leben im Alter – und damit auch ein Leben<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>/Berlin. Mit der erstmaligen<br />
Einführung der Pflegeversicherung<br />
tauchten bereits Abgrenzungsschwierigkeiten<br />
zwischen den Leistungen der Pflegeversicherung<br />
und Leistungen der Eingliederungshilfe<br />
auf. Zudem war der eingeschränkte<br />
Zugang von behinderten Menschen,<br />
die im Heim leben, zu Leistungen<br />
der Pflegeversicherung unbefriedigend.<br />
Ausweitung des Begriffs der<br />
Pflegebedürftigkeit<br />
Durch die bei der Neufassung des Pflegeversicherungsgesetzes<br />
vorgesehene Ausweitung<br />
des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />
besteht die Gefahr, dass die Abgrenzungsschwierigkeiten<br />
noch größer werden.<br />
Zu befürchten ist, dass ein großer Teil der<br />
Menschen mit Behinderung, die heute<br />
noch Leistungen der Eingliederungshilfe<br />
mit Pflegebedürftigkeit – hat. Diese wertorientierte<br />
Auseinandersetzung bestimmt<br />
dann auch die Finanzierungsfragen.<br />
Frage der individuellen Vorsorge<br />
Die individuelle Aufgabe ergibt sich aus der<br />
möglichst frühzeitigen Auseinandersetzung<br />
erhalten, ausschließlich auf die Pflegeversicherung<br />
verwiesen werden und dadurch<br />
keine Teilhabeleistungen in dem bisher gewohnten<br />
Umfang erhalten. Dadurch steigt<br />
aber die finanzielle Belastung der Pflegeversicherung,<br />
die Kommunen würden im<br />
Gegenzug entlastet.<br />
Anspruch auf Eingliederung erhalten<br />
Zweifellos besteht die Notwendigkeit,<br />
dass gerontopsychiatrisch veränderte Menschen,<br />
die bisher keinen oder einen nur<br />
ungenügenden Leistungsanspruch hatten,<br />
einen Anspruch auf Pflegeleistungen erhalten,<br />
gleichzeitig aber die Menschen, die<br />
bisher einen Anspruch auf Eingliederungshilfe<br />
hatten, dieser Anspruch künftig nicht<br />
verwehrt wird, indem sie auf die vorrangigen<br />
Pflegeleistungen verwiesen werden.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 7<br />
Mit der Pflegeversicherung der 90-er Jahre wurde die Versorgung vor allem der körperlich<br />
pflegebedürftigen Seniorinnen und Senioren deutlich verbessert: Pflegerin und Bewohnerin im<br />
Trossinger Altenzentrum Dr.-Karl-Hohner-Heim.<br />
Pflegeversicherung und Eingliederungshilfe<br />
Teilhabe von Menschen mit<br />
Behinderung ist in Gefahr<br />
mit der Frage, wie und in welcher Form jeder<br />
einzelne sein Leben im Alter leben will<br />
und welche finanzielle Absicherung er dafür<br />
individuell vornehmen kann. Denn trotz<br />
allem Reformbedarf: Die Pflegeversicherung<br />
ist und bleibt eine „Teilkaskoversicherung.“<br />
Martin Volz-Neidlinger<br />
Heim als Zuhause anerkennen<br />
Bei Menschen mit Behinderung, die im<br />
Heim leben, müsste ihre Wohnsituation als<br />
Häuslichkeit anerkannt werden. Damit wäre<br />
es möglich, dass sie die ambulanten Leistungen<br />
der Pflegeversicherung in Anspruch<br />
nehmen können, ohne auf die Teilhabeleistungen<br />
der Eingliederungshilfe verzichten<br />
zu müssen. Zu klären ist dabei zweifellos<br />
die Abstimmung zwischen den beiden Leistungssystemen,<br />
die im Sinne einer Komplexleistung<br />
dem behinderten Menschen<br />
ganzheitlich zur Verfügung gestellt werden<br />
müssen. Der derzeitige Paragraph 43 a des<br />
Sozialgesetzbuches XI bietet hierfür einen<br />
guten Ansatz. Schließlich ist auch noch zu<br />
klären, mit welcher Qualifikation Mitarbeiter<br />
als Pflegefachkräfte anerkannt werden.<br />
Norbert Rapp
Open-Air-Kino im Jubiläumsjahr<br />
Dem eigenen Leben auf der Spur –<br />
auf drei verschiedene Weisen<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Auch im Jubiläumsjahr<br />
wird es wieder das beliebte Open-Air-Kino<br />
im Klosterhof <strong>Heiligenbronn</strong> geben, von<br />
Donnerstag, 19. Juli, bis Samstag, 21. Juli. In<br />
Zusammenarbeit mit den Subiaco-Kinos<br />
lädt die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> zum Sommerabend<br />
mit Programm, Parcours und<br />
Gartenwirtschaft sowie einem interessanten<br />
Film ab Einbruch der Dunkelheit. Speziell<br />
zum Klosterjubiläum läuft der Film „Nicht<br />
von dieser Welt“ am Donnerstag, weshalb<br />
an diesem Abend auch ein Gesprächskreis<br />
mit Schwestern angeboten wird.<br />
Die Filme auf der großen Leinwand im<br />
Klosterhof können die Besucher auf bequemen<br />
Gartenstühlen verfolgen. Bei Regen<br />
fällt der Film aus, bisher jedoch hatte das<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>er Open-Air-Kino immer<br />
Glück gehabt mit dem Wetter. Bereits ab<br />
19 Uhr laden Wohngruppen der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
und Schwestern zur Begegnung und zum<br />
Rahmenprogramm in der stimmungsvollen<br />
Kulisse des Klosterhofs ein. Die Erwachsenen-Wohngruppen<br />
Haldenweg und Schönblick<br />
(Donnerstag), <strong>St</strong>. Antonius Rottweil<br />
(Freitag) und Sonnenberg, Marienberg,<br />
Isabel und Fridolin (Samstag) lassen sich zu<br />
den Filmen passende kulinarische Leckerbissen<br />
einfallen wie z.B. Pizza zum italienischen<br />
Film am Donnerstag und bieten Bier<br />
vom Fass und andere Getränke an. Den<br />
Verkaufserlös verwenden die Gruppen für<br />
bestimmte Projekte wie Ausflüge oder<br />
Anschaffungen.<br />
Parallel wird ebenfalls ab 19 Uhr bis zum<br />
Filmbeginn (etwa 22 Uhr) zum Sinnesparcours<br />
im Garten eingeladen, in dem man<br />
wieder unter Anleitung der Helferinnen<br />
und Helfer verschiedene Sinneserfahrungen<br />
machen kann. Der erfolgreiche Behindertensportler<br />
Frank Höfle wird am Donnerstag<br />
und Freitag mit einem akustischen<br />
Biathlon-Gewehr für Sehbehinderte dabei<br />
sein, bei dem mit Licht geschossen wird.<br />
Zum Klosterjubiläum wird den Kinobesuchern<br />
auch der Besuch der Jubiläumsaussstellung<br />
„Von der Quelle bewegt“ angebo-<br />
„Nicht von dieser Welt“ trifft auf die rührige, zielstrebige Ordensfrau Schwester Caterina zwar gar nicht<br />
zu, doch die Begegnung mit einem Baby und dem Wäscherei-Inhaber Ernesto bringt auch ihr Leben<br />
durcheinander. Foto: Schwarzweiss-Filmverleih<br />
ten, die ebenfalls ab 19 Uhr an allen drei<br />
Abenden geöffnet hat. Um 19.30 Uhr und<br />
20.30 Uhr wird auch jeweils eine Führung<br />
durch die Ausstellung angeboten.<br />
Am Donnerstag, 19. Juli, laden die Schwestern<br />
um 20.30 Uhr zu einer Gesprächsrunde<br />
übers Klosterleben auf dem Blindenschul-Pausenhof<br />
beim Garten der Sinne<br />
ein in Vorbereitung zum Film über die<br />
Ordensfrau Caterina.<br />
Und auch ein Kulturprogramm gibt es<br />
wieder mit Beiträgen von Gruppen. Am<br />
Samstagabend spielen „Ele und seine<br />
Freunde“ zur Unterhaltung auf. Der Besuch<br />
von Sinnesparcours und Gartenwirtschaft<br />
ist auch ohne Kinobesuch möglich. Auch<br />
bei sommerlichen Temperaturen sollten die<br />
Besucher an die abendliche Kühle denken<br />
und sich etwas Warmes zum Anziehen<br />
mitnehmen.<br />
„Nicht von dieser Welt“<br />
am Donnerstag, 19. Juli:<br />
Regie: Giuseppe Piccione (Italien 1999) mit<br />
Margherita Buy, Silvio Orlando, Carolina<br />
8<br />
Freschi, Christina Minerva; Dauer 100 Minuten;<br />
frei ab 6 Jahren.<br />
Caterina ist eine junge Frau, die sich im<br />
Mailand von heute für ein Leben als<br />
Ordensschwester entschieden hat und zielstrebig<br />
auf ihre Ewige Profess zusteuert und<br />
eine Missionstätigkeit in Kolumbien. Doch<br />
ein kleines Baby, das ihr in die Hand gedrückt<br />
wird, bringt nicht nur sie durcheinander.<br />
Bei der Suche nach der Mutter führt<br />
das Schicksal lauter Menschen zusammen,<br />
die an einen Scheidepunkt ihres Lebens<br />
geraten: den Wäscherei-Inhaber Ernesto,<br />
der sich von seinem Alltag absorbieren<br />
lässt, Teresa, die nicht weiß, wo sie schlafen<br />
soll, den Polizist Gabriele, der seinen Beruf<br />
ernst nimmt.<br />
Der mit fünf „Donatellos“, dem italienischen<br />
Oscar, und mehreren Festivalpreisen ausgezeichnete<br />
Film ist eine fesselnde Gratwanderung<br />
zwischen Drama und Komödie.<br />
Menschliche Gefühle brechen ein in das<br />
arbeitsreiche Leben der Ordensfrau wie des<br />
Wäschereibesitzers. „Nicht von dieser Welt“<br />
zeigt Menschen auf der Suche nach ihrer<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
„Nicht von dieser Welt“ zeigt<br />
Menschen jenseits aller<br />
Klischees auf der Suche nach<br />
ihrer persönlichen Berufung.<br />
jeweils eigenen Berufung und wirft auch<br />
einen erfrischenden Blick aufs Klosterleben,<br />
in dem auch nicht alles so gerade läuft, wie<br />
man vielleicht denkt.<br />
Die porträtierten Figuren werden mit viel<br />
Sympathie und Humor und ganz ohne<br />
Schockeffekte in ihren unverhofften Begegnungen<br />
mit anderen und sich selbst begleitet,<br />
jenseits aller Klischees. Eine emotionale<br />
Musik zieht dabei die Zuschauer in Bann.<br />
Regisseur Piccioni sagt selbst: „Ich war fasziniert<br />
von der Idee, die Geschichte einer<br />
Frau zu erzählen, die eine endgültige Entscheidung<br />
getroffen hat, die sie nicht rückgängig<br />
machen kann und will, obwohl<br />
sie in einer Welt lebt, in der Entscheidungen<br />
permanent zurückgenommen werden,<br />
sei es in der Politik, bei der Arbeit oder in<br />
der Liebe.“<br />
„Eine wahre Geschichte – the <strong>St</strong>raight<br />
<strong>St</strong>ory“ am Freitag, 20. Juli:<br />
Regie: David Lynch (USA 1999) mit Richard<br />
Farnsworth, Sissy Spacek und Harry Dean<br />
<strong>St</strong>anton; Dauer 111 Minuten; ohne Altersbeschränkung.<br />
Dieser Wunschfilm der<br />
Schwestern erzählt eine wahre Begebenheit<br />
quer zum Zeitgeist. Der 73-jährige Eigenbrötler<br />
Alwin (Foto) macht sich auf,<br />
seinen erkrankten Bruder zu besuchen, mit<br />
dem er zerstritten ist. Da er kein Auto mehr<br />
fahren kann, begibt er sich kurzerhand mit<br />
seinem Rasenmähertraktor auf eine sechswöchige<br />
Reise durch zwei Bundesstaaten.<br />
Auf dieser ungewöhnlichen Art des Reisens<br />
erlebt der Kauz nicht nur vieles, er lernt<br />
auch die unterschiedlichsten Menschen<br />
kennen: einen Priester, Marathon-Radfahrer,<br />
eine junge Ausreißerin, ein zänkisches Paar<br />
eineiiger Zwillinge, Feuerwehrmänner, alte<br />
Kriegsveteranen<br />
oder eine Frau, die<br />
mit Vorliebe Rotwild<br />
in Asphaltbraten<br />
verwandelt...<br />
Der poetische Film<br />
feiert die Langsamkeit<br />
des Reisens auf<br />
ungewöhnliche Art,<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
„Eine wahre Geschichte – the <strong>St</strong>raight <strong>St</strong>ory“ erzählt ein Roadmovie eigener Art: von dem 73-jährigen<br />
Kauz Alvin <strong>St</strong>raight, der sich mit seinem Rasenmäher auf die lange Reise zu seinem Bruder aufmacht.<br />
Foto: Senator<br />
überrascht mit Altersweisheit und Menschlichkeit,<br />
Humor und Melancholie. Wer aus<br />
der Hektik des Alltags kommt, findet hier<br />
den genau richtigen Film zu einem entspannten<br />
Wochenende.<br />
„Vitus“ am Samstag, 21. Juli:<br />
Regie: Fredi M. Murer (Schweiz 2006) mit<br />
Fabrizio Borsani, Teo Gheorghiu, Julika<br />
Jenkins, Bruno Ganz; Dauer: 122 Minuten;<br />
ohne Altersbeschränkung.<br />
Ein außergewöhnlicher Film über ein außergewöhnliches<br />
Kind. Der musikalisch hochbegabte<br />
Vitus kann die Erwachsenen auf<br />
die Palme bringen. Die Mutter widmet sich<br />
schließlich seiner Karriere, er wird zum arroganten<br />
Schnösel, bis er nach einem <strong>St</strong>urz<br />
vom Balkon als durchschnittlich begabter<br />
Junge erwacht. Sein Opa ist die ganze Zeit<br />
der einzige verständnisvolle Verbündete.<br />
Vitus ist ein modernes Märchen mit viel<br />
Witz und Charme aus dem Blickwinkel<br />
eines Wunderkindes inszeniert. Der Hauptdarsteller<br />
des zwölfjährigen Vitus, Teo<br />
Gheorghiu, ist tatsächlich ein hochbegabter<br />
Klaviervirtuose, was seine Darstellung<br />
absolut authentisch macht. Ewald Graf<br />
Das hochbegabte Kind Vitus, mit der Erwachsenenwelt unzufrieden, hat in seinem Großvater<br />
(Bruno Ganz) einen verständnisvollen Verbündeten – Szene aus dem Schweizer Spielfilm „Vitus“.<br />
Foto: Schwarzweiss-Filmverleih<br />
9
Erfahrungen aus einer Trainingswohngruppe:<br />
Mut zur Zukunft in<br />
neuer Wohnform<br />
Schramberg-Sulgen. Im August 2006<br />
wurde das Haus Schönblick auf dem<br />
Sulgen von einer neugebildeten Außenwohngruppe<br />
der Behindertenhilfe Erwachsene<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> bezogen. Es bietet<br />
sechs jungen erwachsenen Menschen mit<br />
Sehbehinderungen die Möglichkeit, ganz<br />
individuell sich auf ein noch selbständigeres<br />
Leben vorzubereiten.<br />
Selbständigkeit wird ausgebaut<br />
Die Idee war, mit dem Haus Schönblick<br />
einen Zwischenschritt zu schaffen zwischen<br />
den beiden Wohnform-Angeboten vollstationär<br />
in einer Außenwohngruppe oder<br />
in einer eigenen Wohnung alleine oder zu<br />
zweit mit ambulanter Betreuung. In der<br />
Schönblick-Gruppe kann die eigene Selbständigkeit<br />
ausgebaut und ausprobiert werden,<br />
ob das Ambulant-Betreute Wohnen,<br />
sprich eine eigene Wohnung zu beziehen,<br />
für einen in Frage kommt.<br />
In zwei Wohneinheiten (zwei 3-Zimmer-<br />
Wohnungen) leben inzwischen sechs junge<br />
erwachsene Menschen, die diese Trainingswohnform<br />
auf ihrem Weg schätzen gelernt<br />
haben. Begleitet werden sie von zwei<br />
Jugend- und Heimerzieherinnen.<br />
Die beiden Betreuerinnen der Wohngruppe im<br />
Schönblick, Ingrid Leser (links) und Petra Mehnert.<br />
An sich gestaltet sich der Alltag der Bewohner<br />
ähnlich dem ihres vorigen in einer<br />
Außenwohngruppe. Von außen betrachtet,<br />
wird der Unterschied nicht unbedingt<br />
deutlich. Auch in einer Außenwohngruppe<br />
besteht die Möglichkeit der individuellen<br />
Förderung und auch dort werden die Menschen<br />
unter Achtung der Selbstbestimmung<br />
begleitet. Die Betreuungszeiten sind<br />
jedoch ausgedehnter, in der Trainingswohngruppe<br />
sind die Bewohner nachts und am<br />
Sonntag alleine.<br />
„Was macht den Unterschied?“ – diese Frage<br />
stellten wir den einzelnen Bewohnern<br />
von Haus Schönblick, denn nur sie können<br />
letztlich die Antwort geben. Hier einige<br />
Meinungen und Erfahrungen nach dem<br />
ersten Jahr:<br />
Tanja Kümmel:<br />
Die Räume sind<br />
größer und heller<br />
und es zieht nicht<br />
so arg zu den Fenstern<br />
rein wie vorher.<br />
Wir müssen auch<br />
Tanja Kümmel keinen Boilerknopf<br />
mehr drücken fürs<br />
Warmwasser. Seit ich Felix, meinen Wellensittich,<br />
auf der Gruppe habe, sind alle Gruppenbewohner<br />
sehr mit Felix befreundet.<br />
Felix und die beiden netten Betreuerinnen<br />
tun gut und ich kann mich in aller Ruhe<br />
aussprechen, ausweinen und mit ihnen<br />
auch Freude teilen. Hier fühle ich mich aufgehoben,<br />
lerne noch was dazu und bin wo,<br />
wo es mir von der Wohnform her gut geht.<br />
Daniela Geiger: Ich bin froh, dass ich den<br />
Schritt machen durfte. Denn er bringt mich<br />
meinem Ziel einer eigenen Wohnung ein<br />
<strong>St</strong>ück näher. Viele Dinge gelingen mir ohne<br />
Hilfe. Aber mit der tatkräftigen Unterstützung<br />
unserer Betreuer lerne ich auch Neues<br />
dazu.<br />
Idris Ikuye: Jetzt lebe ich schon fast ein<br />
dreiviertel Jahr im Haus Schönblick.<br />
Ich habe mir damals lange überlegt, ob ich<br />
Das Haus Schönblick in Sulgen, in das die<br />
neugebildete Trainingswohngruppe eingezogen ist.<br />
Fotos: Leser, Graf<br />
mich auf die Ausschreibungbewerben<br />
sollte. Ich fragte<br />
mich, ob ich es<br />
schaffen würde.<br />
Mein großer Traum<br />
ist eine eigene<br />
Idris Ikuye<br />
Wohnung. Hier<br />
kann ich es ausprobieren.<br />
Ich weiß, dass ich ganz viele Dinge<br />
schon ganz gut kann wie waschen, kochen,<br />
bügeln und backen. In manchen Dingen<br />
brauche ich aber auch noch Hilfe.<br />
Ob ich es bereut habe? Oh nein. Ich bin<br />
froh, dass ich mich getraut habe. Und ich<br />
kann meine ehemaligen Gruppenkameraden<br />
einladen, wann ich will. Neulich war<br />
Birsen vom Sonnenberg da. Ich habe<br />
gekocht. Da war sie ein bisschen neidisch,<br />
hätte sie doch auch die Möglichkeit gehabt,<br />
sich zu bewerben. Und da war ich ein<br />
kleines bisschen stolz auf mich. Nicht jeder<br />
hat den Mut zu seiner eigenen Mutprobe.<br />
Aber ich habe ihn, den Mut zu meiner<br />
Zukunft.<br />
Sabine Kast: Für<br />
mich hat sich manches<br />
verändert.<br />
Zum Beispiel ist am<br />
Schönblick öfters<br />
ein Betreuer für<br />
Sabine Kast<br />
mich da. Zu manchen<br />
Arztterminen<br />
brauche ich Begleitung. Später möchte ich<br />
in einer eigenen Wohnung leben. Vielleicht<br />
mit einem Freund oder einer Freundin. Um<br />
das zu erreichen, muss ich noch selbständiger<br />
werden. Auch im Umgang mit Menschen<br />
möchte ich dazulernen. Am Schönblick<br />
fühle ich mich wohl. Ingrid Leser<br />
10 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Neues Angebot aus der Werkstatt für behinderte Menschen<br />
Mit Tellerbesen der Marke „Rapid“ die<br />
<strong>St</strong>ädte und Gemeinden sauber halten<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Auch wenn sie so heißen<br />
– „Tellerbesen“ haben weder mit Geschirr<br />
noch mit traditionellen Besen zu tun und<br />
die Produktion und Wartung dieser Waren<br />
erfolgt auch nicht in der Bürstenmacherei,<br />
sondern ist ein neues Angebot, das die<br />
Werkstatt für sinnesbehinderte Menschen<br />
(WfbM) im Haus Teresa in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
entwickelt hat.<br />
Werkstatt-Leiter Hugo Keller möchte damit<br />
der WfbM ein weiteres <strong>St</strong>andbein verschaffen.<br />
Denn die Arbeiten, die die rund 100<br />
Menschen mit Sinnesbehinderungen im<br />
Rahmen ihrer beruflichen Rehabilitation<br />
in der Werkstatt ausführen, sind ansonsten<br />
zu hundert Prozent Lohnaufträge aus der<br />
Industrie, die von Firmen aus der Nachbarschaft<br />
von Fall zu Fall in Auftrag gegeben<br />
werden – eine Zukunftsgarantie kann<br />
jedoch keiner geben.<br />
Eigenprodukt für Kehrmaschinen<br />
Mit den „Rapid-Tellerbesen“ verfügt die<br />
Werkstatt in <strong>Heiligenbronn</strong> nun über ein eigenes<br />
Produkt, das sie überregional anbie-<br />
ten kann auf einem Markt, der von beständiger<br />
Nachfrage gekennzeichnet ist: mit<br />
Tellerbesen arbeiten die Kehrmaschinen,<br />
um den Dreck von den <strong>St</strong>raßen und Plätzen<br />
zu bringen – und der kommt unweigerlich<br />
wieder. Sind die metallenen oder Kunststoff-Besätze<br />
abgenutzt – je nach Intensität<br />
des Einsatzes schon nach wenigen Wochen<br />
– müssen sie gegen neue ausgetauscht<br />
werden. Und auch die Tellerkörper selbst<br />
müssen nach etwa 30 verbrauchten<br />
Besätzen wieder ausgetauscht werden.<br />
Arbeitsgemeinschaft mit drei anderen<br />
Behindertenwerkstätten<br />
Die Werkstatt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> hat<br />
sich hierfür mit drei anderen Behindertenwerkstätten<br />
zu einer Arbeitsgemeinschaft<br />
zusammengeschlossen, um gegenseitig zu<br />
kooperieren: dem Blindenwerk in Koblenz,<br />
der Lebenshilfe Meiningen in Thüringen<br />
und dem Verein für Blindenwohlfahrt Neukloster<br />
in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam<br />
produzieren und vermarkten sie<br />
die „Rapid-Tellerbesen“ unter dem Slogan<br />
„Wir produzieren Qualität für Profis nach Ih-<br />
Bei der Herstellung der Tellerbesen und ihrem Neubesatz ist manuelle Arbeit erforderlich, die von Menschen<br />
mit Behinderung in der Werkstatt der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> übernommen werden kann.<br />
Auf unserem Bild: (von links) Vertriebsmitarbeiter Hartmut Föllner, der gehörlose Mitarbeiter Udo Schulz<br />
und Produktionsleiter Andreas Mey. Fotos: Graf<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 11<br />
Eine Kehrmaschine des Schramberger Bauhofs mit<br />
einem Kunststoff-Tellerbesen aus <strong>Heiligenbronn</strong><br />
im Einsatz. Foto: Mey<br />
ren Wünschen!“ Gemeinsamer Einkauf,<br />
Wissensaustausch und bundesweiter Auftritt<br />
sind die Vorteile. Die Koblenzer haben<br />
dabei schon Erfahrungen mit der Tellerbesen-Produktion<br />
mit eingebracht.<br />
Eine solche schlagkräftige Konzeption<br />
braucht es auch, wenn man in diesem begrenzten<br />
Markt Fuß fassen will. Vor allem<br />
die Kommunen sind es, die Bedarf an Kehrmaschinen<br />
und damit an Tellerbesen haben,<br />
aber auch private Fuhrunternehmen<br />
oder etwa Flugplätze. Einen ersten kleinen<br />
Kundenstamm konnte sich die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Werkstatt auch schon sichern: so<br />
war es auch auf Vermittlung von Oberbürgermeister<br />
Zinell der Schramberger Bauhof,<br />
der auf die Belieferung aus dem eigenen<br />
<strong>St</strong>adtteil umschwenkte, aber auch die<br />
Bauhöfe der <strong>St</strong>ädte Villingen-Schwenningen,<br />
Rottweil, Spaichingen und Waiblingen,<br />
die nun regelmäßig mit <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Tellerbesen ihre <strong>St</strong>raßen säubern. Andere<br />
Gemeinden sind schon im Gespräch mit<br />
der Werkstatt.<br />
Bis es soweit war, mussten die Mitarbeiter<br />
der WfbM aber einiges an Vorbereitungen<br />
und Vorleistungen investieren. Der ringförmige<br />
Tellerkörper, in den dann der Besatz<br />
eingezogen wird, sollte im Haus selbst hergestellt<br />
werden. Dies erforderte doch einiges<br />
Know-how und die Anfertigung entsprechender<br />
Werkzeuge. Nun aber kann<br />
die Herstellung individuell an den Kundenwünschen<br />
ausgerichtet erfolgen. Keller:<br />
„Wir sind daran interessiert, mit den Kunden<br />
zusammen die Produkte weiterzuent-
Die Tellerkörper werden in der <strong>Heiligenbronn</strong>er Werkstatt selbst angefertigt und können so auch an<br />
Kundenwünschen ausgerichtet werden.<br />
wickeln.“ Aus den Erfahrungen der Fahrer<br />
lernt auch wieder die Werkstatt als<br />
Lieferant.<br />
Die WfbM in <strong>Heiligenbronn</strong> mit den anderen<br />
Mitstreitern der Arbeitsgemeinschaft<br />
verfolgt am Markt die <strong>St</strong>rategie, bessere<br />
Qualität zu bieten aufgrund von hochwertigem<br />
<strong>St</strong>ahl und hochwertigem Kunststoff,<br />
die verarbeitet werden, und damit auch<br />
längere Haltbarkeit bieten zu können. Dafür<br />
verlangt sie aber auch einen höheren Preis<br />
als die Konkurrenz, was sich für den Kunden<br />
aber langfristig trotzdem als wirtschaftlicher<br />
erweist. Interessenten, berichtet<br />
Produktionsleiter Andreas Mey, bekommen<br />
Tellerbesen aus <strong>Heiligenbronn</strong> kostenlos<br />
zum Praxistest überlassen.<br />
Die ersten Kunden sind auch sehr zufrieden.<br />
Gerade auch mit speziellen Kunststoffbesätzen<br />
an den kleineren Kehrmaschinen,<br />
die vor allem in Fußgängerzonen zum Einsatz<br />
kommen, hat etwa die <strong>St</strong>adt Rottweil<br />
mit ihren Pflasterbelägen hervorragende<br />
Erfahrungen gemacht.<br />
Die in der Werkstatt anfallende Handarbeit<br />
beim Aus- und Einziehen des Besatzmaterials<br />
sowie bei der Herstellung der Tellerkörper<br />
kann gut von mehreren behinderten<br />
Menschen übernommen werden, die für<br />
diese gröbere Arbeit geeignet sind. Ansonsten<br />
sind in der WfbM oft feinmotorische<br />
Arbeiten gefragt. Momentan sind vor<br />
allem hörgeschädigte Menschen mit den<br />
Tellerbesen beschäftigt, denn eine gewisse<br />
Sehfähigkeit ist dabei vonnöten.<br />
Auch Sonderanfertigungen möglich<br />
Auch Sonderanfertigungen kann die Werkstatt<br />
übernehmen. Über die Tellerbesen<br />
hinaus bietet die WfbM auch den Bezug<br />
der Kehrwalzen an für die großen Fahrzeuge.<br />
Tellerbesen selbst sind vor allem auf<br />
Gehsteigen, an Bordsteinen und in Randbereichen<br />
im Einsatz, fegen aber inzwischen<br />
auch dünnere Schneebeläge von der<br />
<strong>St</strong>raße.<br />
Vertriebsmitarbeiter Hartmut Föllner hält<br />
den Kontakt zu den Bauhöfen oder Technischen<br />
Leitern. Seit Herbst 2006 ist dieser<br />
Produktionszweig angelaufen und die<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Werkstatt damit auf dem Markt<br />
präsent. Bisher sind es rund 30 Kehrmaschinen,<br />
die mit <strong>Heiligenbronn</strong>er Tellerbesen<br />
unterwegs sind und damit auch Arbeitsplätze<br />
von behinderten Menschen sichern.<br />
Ziel von Werkstatt-Leiter Hugo Keller ist es,<br />
dass langfristig eine ganze Arbeitsgruppe<br />
damit ausgelastet ist. Und er ist überzeugt:<br />
„Wir stehen im Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
den anderen in nichts nach.“ Ewald Graf<br />
12<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Praktikum eines sehbehinderten Schülers bei Kern-Liebers<br />
Auch den Umgang mit<br />
dem Lötkolben gelernt<br />
Schramberg. Mit der Firma Kern-Liebers<br />
in Schramberg-Sulgen, die Federn, Feinschneid-<br />
und <strong>St</strong>anzteile herstellt, verbindet<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
schon eine langjährige Kooperation im Ausbildungsbereich.<br />
Dem Schüler Ali Turan aus<br />
dem Förderzentrum Sehen wurde nun<br />
ein Praktikum ermöglicht, das für die Orientierung<br />
in der realen Arbeitswelt besonders<br />
wichtig ist. Mit ihm können die Jugendlichen<br />
ihre Berufswünsche vor dem Hintergrund<br />
ihrer Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />
besser einschätzen. Aber es ist nicht leicht,<br />
für die blinden und sehbehinderten Schüler<br />
auch eine geeignete <strong>St</strong>elle zu finden,<br />
weshalb ein besonderer Dank denjenigen<br />
Betrieben und Einrichtungen gilt, die<br />
sehbehinderten Jugendlichen eine solche<br />
Einstiegschance bieten.<br />
Ali Turan ist 15 Jahre alt und besucht die<br />
Klasse 8 der Förderschul-Abteilung des Förderzentrums<br />
Sehen. Er ist sehbehindert,<br />
blendempfindlich und farbenblind. Schon<br />
lange ist es sein Wunsch, mit dem Werkstoff<br />
Metall zu arbeiten. In seiner Freizeit<br />
baut er gerne Metallteile zusammen.<br />
Während einer Betriebserkundung bei Kern-<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Liebers bejahte die Ausbildungsleiterin des<br />
gewerblich-technischen Bereiches, Frau<br />
Reuner, die Frage nach der Möglichkeit eines<br />
Praktikums für sehbehinderte Schüler.<br />
Wenige Tage später bewarb sich Ali schriftlich<br />
mit Lebenslauf und Bewerbungsschreiben.<br />
Postwendend kam die Zusage.<br />
Nun begann das Wegtraining. Die <strong>St</strong>recke<br />
von der Bus-Haltestelle sowie die <strong>St</strong>raßenüberquerung<br />
mussten mehrmals geübt<br />
werden. Der erste Arbeitstag rückte näher,<br />
die Aufregung und Anspannung nahm<br />
merklich zu. Die Eindrücke zu seinem zweiwöchigen<br />
Praktikum hat Ali in seinem Praktikumsheft<br />
schriftlich festgehalten. Hierin<br />
schreibt er:<br />
Am ersten Tag war ich sehr aufgeregt. An<br />
der Pforte holte mich Ausbildungsleiter<br />
Herr Broghammer ab. Dann ging es durch<br />
den Betrieb bis zu meinem „neuen“ Arbeitsplatz<br />
bei den Azubis. Ab sofort war<br />
für mich Azubi Angelika zuständig. Die erste<br />
Arbeit war ein quadratisches <strong>St</strong>ück Eisen,<br />
das ich zu bearbeiten hatte und aus<br />
dem später ein Würfel mit den Bohrlöchern<br />
von 1 bis 6 werden sollte.<br />
Praktikant Ali Turan vom Förderzentrum Sehen in <strong>Heiligenbronn</strong> bei seiner Arbeit im Praktikum von<br />
Kern-Liebers in Schramberg, beraten von Azubi Angelika. Fotos: Rudolf<br />
13<br />
Eins der Werkstücke, die Ali anfertigte.<br />
Meine Tätigkeiten: Feilen, Anreißen,<br />
Körnen, Bohren, Löten. An diesem Würfel<br />
arbeitete ich zwei Tage.<br />
Dann durfte ich mit einer Zange Draht<br />
biegen. Die einzelnen Teile wurden von mir<br />
zusammengelötet. Die Arbeit mit dem<br />
Lötkolben war nicht einfach. Aber ich<br />
schaffte es. So entstand am Ende ein rotes<br />
Drahtmännle, das eine Kutsche zog.<br />
Für ein <strong>St</strong>övchen musste ich die Grundplatte<br />
glatt und rund feilen, anschließend<br />
die <strong>St</strong>ellen, die nachher zu bohren waren,<br />
anreißen. Ganz überrascht war ich, als<br />
plötzlich meine Klassenlehrerin Rosemarie<br />
Fraß und Praktikumslehrer Fritz Rudolf hinter<br />
mir standen, um sich ein eigenes Bild<br />
von meiner Arbeit zu machen.<br />
Die zweite Woche begann mit einer neuen<br />
Arbeit. Ein Schlüsselanhänger verlangte<br />
zahlreiche verschiedene Arbeitstechniken<br />
wie Maß nehmen, sägen und feilen. Am<br />
Ende des Tages war ich richtig geschafft.<br />
Der Anhänger musste schließlich auch lackiert<br />
werden. Mir gefiel die Farbmischung<br />
silber-rot am besten.<br />
Am „girl’s day“ kamen 17 Mädchen, zwei<br />
davon aus <strong>Heiligenbronn</strong>, und „schnupperten“<br />
in den Betrieb. Nachdem ich ein metallenes<br />
Ahornblatt fertig bearbeitet hatte,<br />
durfte ich mir eine Form ausdenken und<br />
diese mit Draht biegen und löten. Ich entschied<br />
mich für das Namensschild „Ali“.<br />
Am letzten Tag musst ich mich leider verabschieden<br />
von meinen neu gewonnenen<br />
Freunden, Betreuern und Ausbildungsleiter.<br />
Es war nicht immer leicht für mich, aber<br />
ich habe es geschafft, weil ich mir ein Ziel<br />
gesetzt hatte. Wahrscheinlich werde ich in<br />
der Nikolauspflege in <strong>St</strong>uttgart im Metallbereich<br />
eine Ausbildung beginnen. Das<br />
Praktikum bei Kern-Liebers hat mich darin<br />
bestärkt, diesen Weg zu gehen.<br />
Fritz Rudolf
Kurz berichtet:<br />
Spenden für die<br />
schwingende Palme<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Dank zweier Spenden hat<br />
das Förderzentrum Sehen in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
ein neues Spielgerät für den Pausenhof<br />
der Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
erhalten. Die Firma Schuler Rohstoff aus<br />
Deißlingen und der Narrenverein aus<br />
Engen-Anselfingen haben es finanziert.<br />
Eine Schwingstange in Form eines Palmwedels,<br />
an der sich auch Jugendliche austoben<br />
können, wurde aufgestellt und dabei<br />
legte die Technikklasse 8/9 mit Fachlehrer<br />
Claus Wagner selbst Hand an, denn das ein<br />
Meter tiefe Fundament gruben die Schüler<br />
selbst aus.<br />
Spatenstich zum Fundament für den schwingenden<br />
Palmwedel im Pausenhof der Blindenschule: in<br />
der Mitte Spenderin Bettina Schuler-Kargoll, rechts<br />
Förderzentrums-Leiter Ludger Bernhard und<br />
Behindertenhilfe-Leiter Günter Seger. Foto: Graf<br />
Bettina Schuler-Kargoll, langjährige Förderin<br />
des Förderzentrums, kam ebenfalls zum<br />
„ersten Spatenstich“ und griff zu. Sie hatte<br />
2000 Euro für das Spielgerät gespendet.<br />
Eine weitere Spende von 400 Euro für die<br />
Schwingstange erhielt das Förderzentrum<br />
vom Narrenverein Hasenbühl aus Anselfingen<br />
bei Engen. Zu dessen 100-jährigem<br />
Jubiläum an der diesjährigen Fasnacht bat<br />
er die Gastvereine beim Freundschaftstreffen<br />
um Spenden für eine soziale Einrichtung<br />
und rundete den Betrag noch auf. Präsident<br />
Reinhard Wikenhauser, Schriftführerin<br />
Bärbel Hensler, Elferrat Karl-Heinz Engesser<br />
und Säckelmeisterin Sonja Engesser, deren<br />
Tochter Franziska die Blindenschule in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
besucht, übergaben die Vereinsspende<br />
an Direktor Ludger Bernhard.<br />
Korbmacherei sucht<br />
<strong>St</strong>uhlflecht-Aufträge<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Weniger bekannt als die<br />
Korbherstellung sind die <strong>St</strong>uhlflechtarbeiten,<br />
die die Korbmacherei der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong> ebenfalls<br />
ausführen kann. Die blinden und sehbehinderten<br />
Mitarbeiter der Korbmacherwerkstatt<br />
können das Wiener Geflecht, auch<br />
„Kaffeehausgeflecht“ genannt, auf <strong>St</strong>ühlen<br />
reparieren. Diese antiquarischen Sitzmöbel<br />
sind oft noch sehr gut erhalten und können<br />
durch ein neues Geflecht in ihrem Wert<br />
erhalten werden. Die <strong>St</strong>ühle selbst werden<br />
aber in der Blindenwerkstatt nicht hergestellt.<br />
Gerne nimmt jedoch Korbmacherin<br />
Dorina Forberger Aufträge zur Reparatur<br />
solcher Flechtrahmen an, um passende<br />
Arbeit für die <strong>St</strong>uhlflechter der Korbmacherei<br />
zu haben.<br />
Dabei kann die Korbmacherei an der Kreuzstraße<br />
in <strong>Heiligenbronn</strong> ausschließlich Rahmengeflechte<br />
bearbeiten, das heißt <strong>St</strong>ühle<br />
mit im Rahmen eingebohrten Löchern.<br />
Berechnet wird nach der Anzahl der Bohrlöcher<br />
im Holzrahmen, pro Bohrloch etwa<br />
80 Cent bis 1,20 €. Ist ein Ausbohren erforderlich,<br />
kostet dies extra. Die <strong>St</strong>ühle können<br />
nach telefonischer Voranmeldung<br />
jederzeit während der Werkstattzeit von<br />
Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr vorbeigebracht<br />
werden.<br />
Telefonnummer der Korbmacherei:<br />
<strong>07</strong>4 22 / 5 69-2 44; Fax: <strong>07</strong>4 22 / 5 69-4 64;<br />
E-Mail: korbmacherei@stiftung-stfranziskus.de.<br />
<strong>St</strong>uhlflechtarbeiten werden in der Korbmacherei<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> ebenso übernommen.<br />
Foto: Bormann<br />
14<br />
Hausmusikant Max Maly<br />
bereitete vielen Freude<br />
Hausmusikant May Maly in seinem Element:<br />
am Klavier begleitet er fröhlichen Gesang.<br />
Foto: Graf<br />
Tuttlingen. Die Tuttlinger Altenzentren<br />
Bürgerheim und <strong>St</strong>. Anna trauern um ihren<br />
beliebten Hausmusikanten und „Tausendsassa“<br />
Max Maly, der im April 20<strong>07</strong> verstorben<br />
ist. Er engagierte sich über viele Jahre<br />
in den beiden Häusern als Musiker und<br />
Alleinunterhalter – kaum ein Fest, an<br />
dem nicht Herr Maly mit seiner geliebten<br />
„Quetschkommode“ oder am Klavier zur<br />
musikalischen Unterhaltung beitrug. Doch<br />
er war nicht nur eine <strong>St</strong>immungskanone,<br />
sondern vielen Menschen durch seine<br />
offene, fröhliche und dennoch bescheidene<br />
Art ans Herz gewachsen. Max Maly ist<br />
vielen in unseren Altenzentren lebenden<br />
und arbeitenden Menschen auch zum<br />
Freund geworden.<br />
Der Musiker aus Leidenschaft musizierte,<br />
soweit es seine Kräfte zuließen, auch bei<br />
Vereinen, Seniorenkränzchen, Geburtstagen<br />
und Jubiläen. Bis vor wenigen Jahren sang<br />
er auch noch in Kirchenchor und Männerchor<br />
und bis vor kurzem begleitete er auch<br />
die Gottesdienste in den Altenzentren an<br />
der Orgel.<br />
Sein musikalisches Interesse wurde schon<br />
im Elternhaus im Erzgebirge geweckt. Mit<br />
sieben Jahren erlernte er das Klavierspiel.<br />
Nach dem Krieg kam er mit seiner Frau,<br />
einer gebürtigen Tuttlingerin, in die Donaustadt<br />
und machte sich schnell als Musikant<br />
einen Namen. Es bereitete ihm immer<br />
große Freude, seine Mitmenschen mit<br />
seiner Musik aufzuheitern – Musik war<br />
sein Leben. Ralf Eberhard<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Dem Sozialdienst für hörgeschädigte Menschen über die Schulter geschaut:<br />
Lebenshilfe durch bessere<br />
Verständigung<br />
Rottweil. Seit einem Jahr arbeitet die<br />
24-jährige Sozialpädagogin Kristina Rosenzweig<br />
in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
Auch wenn sie als Nürnbergerin<br />
einen breiteren fränkischen Dialekt sprechen<br />
würde, hätte sie bei der Verständigung<br />
im Sozialdienst für hörgeschädigte<br />
Menschen keine Probleme: denn mit den<br />
Rat und Hilfe suchenden Klienten unterhält<br />
sie sich meist in Gebärdensprache. Doch<br />
auch hier gibt es durchaus regionale Unterschiede:<br />
so interpretierte sie einmal die<br />
Gebärde für Garage irrtümlich als diejenige<br />
fürs Haus, was bei einem Sozialamt-Termin<br />
für ganz schön Verwirrung sorgte.<br />
Gebärden auf die Person und die<br />
Situation bezogen<br />
An diesem Montag gilt es für sie jedoch<br />
zunächst, den Anrufbeantworter abzuhören,<br />
da sie freitags nicht im Rottweiler Büro<br />
im Haus <strong>St</strong>. Antonius ist. Gespeichert ist<br />
etwa ein Anruf eines Albstädter Beerdigungsinstituts<br />
wegen der Beerdigungsfeier<br />
für eine hörgeschädigte Frau. Hierbei ging<br />
es um die erforderliche Gebärdenübertragung<br />
– nicht Dolmetschen, wie Kristina<br />
Rosenzweig betont, also wortwörtliches<br />
Übertragen, sondern vielmehr um personen-<br />
und situationsgerechtes Übertragen.<br />
Solche Anfragen erhält sie auch regelmäßig<br />
von der Polizei, vom Jugendamt oder der<br />
Agentur für Arbeit, sobald es dort Probleme<br />
in der Verständigung mit hörgeschädigten<br />
Menschen gibt.<br />
Eine spezielle Schrift mit den Zeichen des<br />
Fingeralphabets anstelle der Buchstaben ist viel<br />
im Einsatz im Sozialdienstbüro.<br />
Tassen mit Fingeralphabet<br />
Zu ihrer Büroarbeit heute, die Kristina<br />
Rosenzweig angeht, gehören auch Vorbereitungen<br />
für den Tag der offenen Tür in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> am 1. Juli, bei dem Hörgeschädigte<br />
einen speziellen Treff haben und<br />
für den sie jetzt Tassen mit Fingeralphabet<br />
bestellt. „Gehörlosigkeit ist nicht zu sehen“,<br />
meint sie, und mit den Tassen und einem<br />
Spruchband sollen die Besucher darauf<br />
aufmerksam gemacht werden. Auch ein<br />
E-Mail eines hörgeschädigten Paars aus<br />
Tuttlingen trifft ein, dass sie am 1. Juli bei<br />
der Bewirtung helfen werden.<br />
Von einem Ehepaar aus der Nähe von Horb<br />
ist ein Fax eingegangen wegen Fragen zu<br />
einer Rechnung, die sie nicht verstanden<br />
haben. Frau Rosenzweig hat sie in ihre<br />
nächste Sprechstunde in Horb gebeten, die<br />
einmal monatlich stattfindet. „Bei Rechnungen<br />
bin ich inzwischen Expertin“, meint die<br />
Sozialpädagogin aufgrund der vielen Unklarheiten,<br />
die immer wieder auftauchen in<br />
den Gesprächen.<br />
Plötzlich pfeift es – Kristina Rosenzweig<br />
schickt direkt vom PC aus ein Fax zurück an<br />
das Ehepaar. Der VdK aus Horb ruft an und<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 15<br />
Sozialpädagogin Kristina Rosenzweig hat in ihrem Büro auch eine bundesweite Übersichtskarte<br />
über die Verbundgebiete, in denen behinderte Menschen mit Wertmarke kostenfrei mit Zug und Bus<br />
reisen können. Fotos: Graf<br />
fragt nach dem Wechsel der Ortsgruppe für<br />
ein anderes hörgeschädigtes Ehepaar. Mit<br />
Heimleiterin Beate Mayer klärt Kristina<br />
Rosenzweig zwischendurch ihren Sommerurlaub<br />
und kocht sich auch schon die zweite<br />
Kanne Tee heute.<br />
Montag nachmittags ist Sprechstunde in<br />
ihrem Büro in <strong>St</strong>. Antonius Rottweil. Am<br />
Dienstag nachmittag ist sie abwechselnd in<br />
Balingen und Tuttlingen, am ersten Mittwoch<br />
im Monat auch in Horb. Der Sozialdienst<br />
für hörgeschädigte Menschen ist<br />
also ein Serviceangebot für die ganze Region.<br />
Die Sprechstunden finden jeweils in<br />
den örtlichen Caritas-Zentren statt.<br />
Es klingelt auch schon in ihrem Büro. Ein<br />
hörgeschädigter Mann aus Schramberg<br />
kommt in die Sprechstunde und bringt ein<br />
Schreiben der Agentur für Arbeit mit. Er<br />
hatte mit seiner gesetzlichen Betreuerin<br />
eine Auseinandersetzung deswegen, da er<br />
„Bei Rechnungen bin ich<br />
inzwischen Expertin.“
52 schwerhörigen oder<br />
gehörlosen Menschen und<br />
Familien hat Kristina<br />
Rosenzweig in ihrem ersten<br />
Jahr im Sozialdienst direkt<br />
geholfen.<br />
umsonst in die Agentur gekommen war<br />
und sie die Angelegenheit schon geregelt<br />
hatte – diesen Hinweis hatte er überlesen.<br />
Bei Frau Rosenzweig will er sich nun darüber<br />
„aussprechen“, was in heftigen Gebärden<br />
zum Ausdruck kommt.<br />
Fragen zum Bausparvertrag<br />
Nach dem Gespräch macht sich die Sozialpädagogin<br />
auch gleich Notizen, denn alle<br />
Kontakte wollen d<strong>ok</strong>umentiert sein. Der<br />
zweite Besuch an diesem Nachmittag dreht<br />
sich wieder um Finanzfragen. Ein hörgeschädigter<br />
Rentner hat Fragen zur Auflösung<br />
eines Bausparvertrags, den er für<br />
den kürzlich erfolgten Umzug nach Schramberg<br />
verwenden will. Auch hier kann Frau<br />
Rosenzweig ihn beruhigen, sie hatte inzwischen<br />
auch Kontakt zur Vertreterin der<br />
Bausparkasse aufgenommen.<br />
Ihr Gesprächspartner überreicht ihr noch<br />
Rezepte seiner Partnerin als Dankeschön<br />
und erzählt aus seinem Alltag.<br />
Mit Hilfe eines Bildtelefons wie im Sozialdienst für hörgeschädigte Menschen<br />
lassen sich beim Telefonieren auch Gebärden übertragen, wenn beide Seiten<br />
ein solches Gerät angeschlossen haben.<br />
Kristina Rosenzweig bei einem Beratungsgespräch mit einem hörgeschädigten Besucher.<br />
Mit 52 schwerhörigen oder gehörlosen<br />
Menschen oder Familien in vier Landkreisen<br />
hatte Kristina Rosenzweig in ihrem ersten<br />
Jahr im Sozialdienst direkten Kontakt, jeweils<br />
mehrfach. Dazu kommen die vielzähligen<br />
Kontakte zu Institutionen aller Art, um<br />
den Betroffenen weiterhelfen zu können.<br />
Aktionen und ein regelmäßiger Rundbrief<br />
für die Hörgeschädigten in der Region,<br />
gemeinsam mit dem katholischen Gehörlosenseelsorger<br />
der Region herausgegeben,<br />
zählen ebenfalls zu den Aufgaben.<br />
Eine Kollegin ruft bei Kristina Rosenzweig<br />
an und berichtet ihr, dass ihre Diplomarbeit<br />
– ein Ratgeber über<br />
das Usher-Syndrom,<br />
bei dem Gehörlose<br />
allmählich erblinden<br />
– vervielfältigt und<br />
vom bayerischen<br />
Landesverband der<br />
Gehörlosen eingesetzt<br />
werden soll.<br />
Das freut sie natürlich,<br />
dass die Abschlussarbeit<br />
nun<br />
auch praktischen<br />
Nutzen mit sich<br />
bringt.<br />
16<br />
Beihilfe zur Selbständigkeit<br />
Wenn an Sprechtagen<br />
wie heute ferienbedingt<br />
weniger<br />
Klienten kommen,<br />
bleibt noch Zeit für<br />
Fachlektüre. Neben Finanzen handelt es<br />
sich in ihren Beratungsgesprächen vielfach<br />
um das Ausfüllen von Anträgen, um psychosoziale<br />
Probleme, Kündigungen oder<br />
ähnliches. Dank dem Sozialdienst in<br />
<strong>St</strong>. Antonius können hörgeschädigte Menschen<br />
ihren Alltag in Selbständigkeit aber<br />
doch immer wieder bewältigen, auch wenn<br />
sie an Sprach- und damit an Verständnisgrenzen<br />
stoßen. So wie bei der schwerhörigen<br />
Mutter aus dem Kreis Tuttlingen, die<br />
nicht wusste, wie sie die Ausbildung ihres<br />
Sohnes bei der Industrie- und Handelskammer<br />
in Portugal finanzieren sollte und nun<br />
auf Vermittlung von Kristina Rosenzweig<br />
von der Agentur für Arbeit Berufsausbildungsbeihilfe<br />
für ihn erhält. Ewald Graf<br />
Die Sprechzeiten des Sozialdienstes für<br />
hörgeschädigte Menschen:<br />
Rottweil, Johanniterstraße 35,<br />
Haus <strong>St</strong>. Antonius: jeden Montag von<br />
14.30 Uhr bis 18 Uhr;<br />
Balingen, Caritas-Zentrum Alter Markt 1:<br />
am ersten und dritten Dienstag im Monat<br />
von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr;<br />
Tuttlingen, Caritas-Zentrum Uhlandstr. 3:<br />
am zweiten und vierten Dienstag im Monat<br />
von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr;<br />
Horb, Caritas-Zentrum Marktplatz 27: am<br />
ersten Mittwoch im Monat von 14.30 Uhr<br />
bis 17.30 Uhr.<br />
Telefon (Bildtelefon): <strong>07</strong>41 / 26 06-10<br />
Telefax: <strong>07</strong>41 / 26 06-20; E-Mail:<br />
sozialdienst.rw@stiftung-st-franziskus.de<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Podiumsdiskussion von Marktplatz Kirche zum Klosterjubiläum<br />
Vom Wunsch nach Gemeinschaft bis zur<br />
Erfahrung von Einsamkeit und Identität<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Marktplatz Kirche, die<br />
ökumenische Erwachsenenbildungs-Initiative,<br />
Kloster <strong>Heiligenbronn</strong> und <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />
<strong>Franziskus</strong> laden am Freitag, 14. September,<br />
um 19.30 Uhr zur Podiumsdiskussion im<br />
Rahmen des 150-jährigen Klosterjubiläums<br />
ein. Sie steht unter dem Titel „Wieviel Gemeinschaft<br />
braucht der Mensch?“<br />
Gemeinschaftsformen, Gemeinschaftsleben<br />
und der Wunsch nach Individualität sind<br />
Themen, an denen sich die Menschen immer<br />
wieder reiben. Das Leben in einer Klostergemeinschaft,<br />
Familienleben, Freundeskreise,<br />
Suche nach Einsamkeit oder auch<br />
nach neuen Gemeinschaftsformen sind nur<br />
einige Facetten des Themas, die von den<br />
Gesprächsteilnehmern aufgegriffen werden.<br />
Doch auch das Publikum selbst soll sich als<br />
Gemeinschaft erfahren an diesem Abend<br />
und ist zum Austausch untereinander eingeladen.<br />
Das Kloster hat auf seiner Website<br />
www.kloster-heiligenbronn.de ein Forum<br />
eingerichtet, auf dem man sich bereits jetzt<br />
zum Thema äußern kann.<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiter Cornelius Bisinger<br />
vom Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />
Schwenningen wird einen kabarettistischmusikalischen<br />
Einstieg in das Programm<br />
geben. Moderator des „Marktplatz“-Gesprächs<br />
ist dann <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Kollege Martin<br />
Volz-Neidlinger, Leiter der Altenhilfe.<br />
Als Gäste mit verschiedenem Erfahrungshintergrund<br />
sitzen auf dem Podium: Pater<br />
Anton Rotzetter aus der Schweiz, Schwester<br />
Dorothea Thomalla aus <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
Direktor Martin Fahrner vom Wilhelmsstift<br />
Tübingen, Kinder- und Jugendpsychiaterin<br />
Dr. Dorothee Buchholz-Schmalz (Dornstetten)<br />
und Kommunen-Fachmann <strong>St</strong>effen<br />
Andreae (Kassel).<br />
Pater Rotzetter trat mit 20 Jahren in den<br />
Kapuzinerorden ein, studierte und promovierte,<br />
lernte Armut und Elend in Rio de<br />
Janeiro und Tanzania kennen, setzte sich<br />
mit Franz von Assisi und seiner Spiritualität<br />
auch in vielen Büchern auseinander, leitete<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Kapuzinerpater und Buchautor Anton Rotzetter<br />
nimmt an der Podiumsdiskussion von Marktplatz<br />
Kirche zum Klosterjubiläum teil. Foto: Graf<br />
das Institut für Spiritualität in Münster und<br />
wohnt seit 1988 im Kapuzinerkloster Altdorf<br />
im Kanton Uri. Seine Bücher und Artikel<br />
wurden in viele Sprachen übersetzt. Das<br />
Thema Gemeinschaft sieht er untrennbar<br />
mit dem Mut zur Einsamkeit verbunden.<br />
Direktor Martin Fahrner studierte<br />
Theologie und wurde 1992 zum Priester<br />
geweiht. Als Pfarrer kam er 1997 nach<br />
Schramberg und war bis 2005 Seelsorger<br />
der Gemeinden in Schramberg und Lauterbach<br />
sowie Dekan<br />
des Dekanats<br />
Oberndorf. Seit<br />
2005 leitet er<br />
das Bischöfliche<br />
Theologenkonvikt<br />
Wilhelmsstift und ist<br />
dort für die Priesterausbildungzuständig.<br />
Für ihn zeigt sich der Aspekt der Gemeinschaft<br />
auch im Gottesglauben, denn<br />
Kirche sei nur als „communio“ = Gemeinschaft<br />
glaubwürdig.<br />
17<br />
Schwester Dorothea<br />
Thomalla trat<br />
1984 ins Kloster<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> ein,<br />
wurde Krankenpflegerin<br />
und war als<br />
Dekanatsjugendseelsorgerin<br />
tätig.<br />
Mit Eröffnung des Hauses Lebenquell, das<br />
sie leitet, bildete sie sich auch in Exerzitienund<br />
geistlicher Begleitung aus. Für sie bedeutet<br />
das Leben in dauerhaften Beziehungen<br />
„eine ständige Einladung zu menschlichem<br />
und geistlichem Wachsen“.<br />
Dr. med.<br />
Dorothee Buchholz-SchmalzstudierteWirtschaftswissenschaften<br />
und<br />
Humanmedizin,<br />
bildete sich zur<br />
Fachärztin für Kinder-<br />
und Jugendpsychiatrie sowie Psychotherapie<br />
aus und ist seit 1984 als niedergelassene<br />
Ärztin tätig mit Beratungs- und<br />
Supervisionsaufträgen sowie als Familienmutter.<br />
Sie sieht den Menschen in verschiedene<br />
Gemeinschaften eingebunden,<br />
von denen er auch jeweils verschieden<br />
angesprochen wird.<br />
<strong>St</strong>effen Andreae, in Schramberg aufgewachsen,<br />
studierte Politik und Philosophie,<br />
ist Gründungsmitglied der Genossenschaft<br />
„Gemeinsam Leben“ in Kassel, in deren<br />
„Villa L<strong>ok</strong>omuna“ er<br />
auch lebt, wanderte<br />
u.a. allein mit Hund<br />
von Kassel nach<br />
Spanien und bietet<br />
Busreiseseminare zu<br />
alternativen und generationsübergreifendenWohnprojekten<br />
an. Er siedelt in seinem <strong>St</strong>atement<br />
zum Thema den Menschen zwischen<br />
seinem Wunsch nach Gemeinschaft und<br />
seinem Bedürfnis nach eigener Identität an.<br />
Das Publikum kann bei diesem Podiumsabend<br />
und auch danach noch via Internet<br />
Fragen an die Teilnehmer stellen und mitdiskutieren.<br />
Cornelius Bisinger wird vor dem<br />
„Marktplatz“-Ausklang noch einen kabarettistischen<br />
Schlusspunkt setzen, bevor<br />
der Abend mit dem „Marktplatz“-Dialog<br />
ausklingt. Ewald Graf
Superior Rolf Oster bei seiner Ansprache zur Eröffnung der Geschichtsausstellung „Von der Quelle bewegt<br />
im <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterhof. Hinter den Zuschauern befinden sich die ältesten Gebäude des Klosters.<br />
Fotos: Ronecker, Graf<br />
Geschichtsausstellung zum Jubiläum eröffnet<br />
„Von der Quelle bewegt“<br />
macht Geschichte erlebbar<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. „Von der Quelle bewegt“<br />
wurde im Laufe der Orts- und Klostergeschichte<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>s einiges. Und umgekehrt<br />
wäre eine solche Entwicklung ohne<br />
die Quelle und die Wallfahrt zu ihr mit dem<br />
mittelalterlichen Gnadenbild nicht denkbar.<br />
Das zeigt die Geschichtsausstellung zum<br />
150-jährigen Klosterjubiläum, die auch die<br />
Wallfahrtsgeschichte seit dem Mittelalter<br />
einbezieht und noch bis Sonntag, 21. Oktober,<br />
im <strong>Heiligenbronn</strong>er Klosterhof zu<br />
sehen sein wird.<br />
200 Gäste versammelten sich zur Eröffnung<br />
am 13. Juni direkt im Klosterhof bei<br />
sommerlichen Temperaturen. Generaloberin<br />
Schwester Judith Kaupp begrüßte sie<br />
Eine Tanzimprovisation zu Klängen einer spanischen Messe erlebten die Gäste der Ausstellungseröffnung,<br />
vorgetragen von <strong>St</strong>efanie Sieber, Andrea Sieber, Uli Sieber und Beate Murlowsky (von links).<br />
18<br />
Auch die Räumlichkeiten<br />
selbst sind immer wieder Teil<br />
der Ausstellung.<br />
und dankte allen, die an der Ausstellung<br />
mitgewirkt haben. Und das sind nicht nur<br />
die „Macher“, sondern auch viele Helfer –<br />
allen voran Oberstudienrat Ulrich Windhab<br />
aus Renchen, der dem Ganzen Konzept<br />
und historische Grundlagen verschaffte und<br />
einen durchdachten Rundgang mit thematischen<br />
Schwerpunkten aufbaute – und dabei<br />
aus der Enge der Räumlichkeiten eine<br />
Tugend zu machen verstand.<br />
Superior Rolf Oster stellte im Rahmen der<br />
Eröffnung zwei neue Publikationen vor: den<br />
gerade frisch erschienen Kirchen- und Klosterführer<br />
aus dem Kunstverlag Josef Fink<br />
mit Informationen zu den Kunstwerken und<br />
Künstlern in der Wallfahrtskirche und der<br />
Hauskapelle sowie das „große Opus“ von<br />
Historiker Ulrich Windhab „Wallfahrt und<br />
Wohlfahrt“, das Mitte Juli im Schwaben-Verlag<br />
erscheinen wird. Als kleinen Vorgeschmack<br />
las Windhab selbst aus dem Kapitel<br />
über die Ankunft der ersten Schwestern<br />
vor 150 Jahren vor.<br />
Improvisierte Tanzdarbietungen durch <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Mitarbeiter<br />
Uli Sieber, seinen beiden<br />
Töchtern und Beate Murlowsky zu Klängen<br />
einer spanischen Messe sowie einem Klavierstück<br />
von Dick Hayman schufen eine<br />
besinnlich-entspannte Atmosphäre im Klosterhof<br />
und sprachen ganz andere Sinne an.<br />
Auch Flachsanbau wird gezeigt<br />
Gespannt erwarteten die Gäste auch den<br />
ersten Rundgang durch die Ausstellungsräume<br />
vom Oratorium neben der Kirche bis<br />
zur ehemaligen Bäckerei, die nun für vier<br />
Monate einen einmaligen Einblick in die<br />
Orts- und Klostergeschichte bietet. Denn,<br />
wie Ulrich Windhab zur Einführung erläuterte,<br />
sind auch die Räumlichkeiten immer<br />
wieder Teil der Ausstellung. Geschichte soll<br />
durch sie erlebbar werden, nicht nur mit<br />
Bildern und Texten, sondern auch mit originalen<br />
Figuren und Geräten, Karten und<br />
Modellen oder anschaulichen Inszenierungen<br />
wie einem alten Marktstand zum Thema<br />
Wallfahrt oder dem Flachsanbau mitsamt<br />
junger Pflanze, wie er einst im Kloster<br />
praktiziert wurde.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Auf behinderte Besucher wurde<br />
besondere Rücksicht bei<br />
der Gestaltung genommen.<br />
Leitfiguren zeigen Schwerpunkte<br />
Leitfiguren vom Bruder Konrad bis zu <strong>Franziskus</strong>,<br />
hergestellt in verschiedenen Gruppen<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>, leiten die<br />
Besucher durch den Rundgang und zeigen<br />
die Schwerpunkte auf. Haupttafeln mit<br />
Texten und Bildern geben die wichtigsten<br />
historischen Informationen. Rote Impulse<br />
leiten den Blick auf den Boden, die Decke,<br />
aus dem Fenster oder in den Raum und<br />
gehen auf die Örtlichkeiten ein. Viele historische<br />
Bilder und D<strong>ok</strong>umente, alte Heiligenfiguren,<br />
Gewänder und Messgeräte aus<br />
Klosterbesitz sind zu sehen, Modelle von<br />
den Kirchenbauten oder von den heutigen<br />
Kloster- und <strong><strong>St</strong>iftung</strong>sgebäuden genauso<br />
wie der Originalabguss des Leopoldswappens<br />
aus habsburgischer Zeit, hergestellt<br />
von der Malerfachklasse der<br />
Gewerblichen Schulen Schramberg.<br />
Zur Wallfahrt gehört auch ein Marktstand: Inszenierung<br />
aus der Jubiläumsausstellung. Hölzerne<br />
lebensgroße Leitfiguren wie das Gnadenbild leiten<br />
die Besucher durch den Rundgang.<br />
Schwesternzelle mit PC<br />
Aus Schule und Heimen werden viele historische<br />
Unterrichtsmittel gezeigt oder ein<br />
Korbmacher-Arbeitsplatz. Die schwarze Zeit<br />
des Nationalsozialismus, in der auch Bischof<br />
Sproll aus Rottenburg in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Zuflucht suchte, bildet ein eigenes Thema<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Ausstellungsleiter Ulrich Windhab (Mitte) erklärt bei der Helferschulung das aktuelle Holz-Gebäudemodell,<br />
das im Berufsvorbereitungsjahr der <strong>Heiligenbronn</strong>er Berufsschule hergestellt wurde.<br />
genauso wie das klösterliche Leben, zu<br />
dem man sich auch einen Eindruck von einer<br />
alten Schwesternzelle machen kann.<br />
In dieser steht aber auch ein moderner PC,<br />
auf dem eine selbstbedienbare Präsentation<br />
parat steht mit vielen Informationen zum<br />
Kloster wie den Namen und Herkunftsorten<br />
aller 640 Schwestern, die in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
seit 1857 eingetreten sind.<br />
Auf behinderte Besucher wurde bei der<br />
Ausstellungsgestaltung besondere Rücksicht<br />
genommen. Sie finden kontrastreiche<br />
Großschrift und Braille-Texte an jeder<br />
Haupttafel, Tastreliefs, Rollstuhlrampen und<br />
viele niedrig gehängte Bilder und Objekte.<br />
Zum Schutz der Gegenstände musste aber<br />
doch manches hinter Glas gesetzt werden.<br />
„Auch wir sind Geschichte“<br />
Ein besonderes Zeichen der Lebendigkeit<br />
ist die kleine Kunstausstellung „Auch wir<br />
sind Geschichte“, bei der sich die verschiedensten<br />
Gruppen aus Kloster, <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
und Kirchengemeinde in Gemüsegläsern<br />
selbst charakterisieren und vorstellen. Bei<br />
der Aufsicht sind während der Öffnungszeiten<br />
der Ausstellung auch die verschiedenen<br />
Publikationen zur <strong>Heiligenbronn</strong>er Geschichte<br />
erhältlich sowie ein Spaziervorschlag<br />
zur Ortsgeschichte.<br />
Nicht machbar wäre diese Ausstellung ohne<br />
die über 50 ehrenamtlichen Helfer aus<br />
dem Kloster, dem Seniorenclub Alter-nativ,<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> und der Kirchengemeinde,<br />
die sich als Aufsicht und Führungskräfte zur<br />
Verfügung gestellt haben. Ewald Graf<br />
19<br />
Öffnungszeiten<br />
Die Öffnungszeiten der Jubiläumsausstellung<br />
„Von der Quelle bewegt“ im<br />
Klosterhof <strong>Heiligenbronn</strong>:<br />
Mittwoch: 16 bis 19 Uhr<br />
(jeweils um 17.30 Uhr eine Führung)<br />
Samstag: 14 bis 18 Uhr<br />
Sonntag: 10.30 – 12.30 und 14 – 18 Uhr<br />
bis einschließlich Sonntag, 21. Oktober.<br />
Der Eintritt ist frei.<br />
Führungen für Gruppen durch die Ausstellung<br />
können über das Koordinationsbüro<br />
des Klosters (Telefon <strong>07</strong>4 22 / 5 69-4 02;<br />
E-Mail: info@kloster-heiligenbronn.de)<br />
vereinbart werden.<br />
Die Ausstellungsthemen<br />
Der Rundgang durch die Ausstellung<br />
thematisiert als Schwerpunkte:<br />
Die Anfänge<br />
Aufschwung und Niedergang der<br />
Wallfahrt am Ende des Mittelalters<br />
Wallfahrts-Frömmigkeit vom Barock bis<br />
zur Aufklärung<br />
Die Gründung des Beichtvaters David<br />
Fuchs<br />
Klösterliches Leben<br />
Das Rettungshaus für Fürsorgekinder<br />
Heimschulen für Hör- und Sehgeschädigte<br />
Landwirtschaft und Werkstätten<br />
Bedrängt und verletzt durch den<br />
NS-<strong>St</strong>aat<br />
Das Kloster <strong>Heiligenbronn</strong> heute<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>
Interview mit dem <strong>Heiligenbronn</strong>er Superior Rolf Oster:<br />
„Das Herz der Schwestern<br />
hängt noch ganz an den<br />
Behinderten, auch im Gebet“<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Was ist eigentlich ein Superior<br />
und welche Aufgaben nimmt er<br />
wahr, früher und heute? Pfarrer Rolf Oster,<br />
der seit Dezember 1998 als Superior des<br />
Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tätig ist, gibt im Gespräch<br />
mit franziskus-bote-Redakteur Ewald<br />
Graf anlässlich des 150-jährigen Klosterjubiläums<br />
Auskunft über seine Rolle, Aufgaben<br />
und Erfahrungen.<br />
franziskus-bote: Herr Oster, Sie sind<br />
Superior im Kloster <strong>Heiligenbronn</strong>, was ja<br />
eigentlich „der Obere“ heißt. Welche Aufgaben<br />
aber nehmen Sie wirklich wahr?<br />
Oster: Es ist ein Dienst im Auftrag des<br />
Bischofs fürs Kloster, weil die Schwesterngemeinschaft<br />
eine Kongregation bischöflichen<br />
Rechtes ist. Am 7. Dezember 1998 hat<br />
mich Weihbischof Renz ins Amt eingeführt.<br />
Im Gefolge des Vatikanums sind mit dem<br />
neuen Kirchenrecht 1984 die <strong>St</strong>rukturen<br />
und Verfasstheiten der Klöster neu geregelt<br />
worden. Vorher war es verbindliche Vorschrift,<br />
dass der Superior zusammen mit<br />
der Generaloberin alle Geschäfte getätigt<br />
hat, also Einstellungen z.B., Entlassungen,<br />
Ankäufe, Verkäufe und andere große, relevante<br />
Entscheidungen. Da mussten immer<br />
beide zusammen Verantwortung tragen. Inzwischen<br />
entscheiden die Gemeinschaften<br />
ihre personellen und finanziellen Angelegenheiten<br />
alle eigenständig, d. h. ich habe<br />
damit nichts zu tun.<br />
franziskus-bote: Sie konzentrieren sich<br />
also auf die geistliche Begleitung der<br />
Schwestern?<br />
Oster: Richtig, auf die seelsorgerliche und<br />
geistliche Leitung und Begleitung, den<br />
täglichen Gottesdienst, die Feier der Krankensalbung,<br />
die Beichte. Ich kümmere<br />
mich auch um das Wohl und Wehe der<br />
Schwestern, gerade der vielen älteren<br />
Schwestern. In den Konventen <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
und Maria Hilf bin ich ein häufiger<br />
Gast bzw. im Krankenhaus. Dann biete ich<br />
auch noch Exerzitien an.<br />
franziskus-bote: Kann man also sagen,<br />
dass für Sie das wieder zutrifft, was auch<br />
für den Klostergründer David Fuchs galt,<br />
der als Beichtvater bezeichnet wurde?<br />
Oster: In gewisser Weise ja. David Fuchs<br />
durfte nicht Superior sein, er blieb Beichtvater<br />
und kümmerte sich als solcher um<br />
das Wohl und Wehe der Schwestern und<br />
der Kinder.<br />
Ich bin ja durch diesen Dienst als Superior<br />
auch hineinvermittelt in die <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> und kümmere mich also auch<br />
um die erwachsenen und älteren Hörgeschädigten<br />
und Blinden. Ich bereite jeden<br />
Donnerstagabend mit einer Gruppe den<br />
kommenden Blindengottesdienst vor, halte<br />
monatlich den Gehörlosengottesdienst, der<br />
auch einen guten Zuspruch hat, und gehe<br />
zweimal jährlich nach <strong>St</strong>. Antonius in Rottweil<br />
zur Beichte mit den Hörgeschädigten<br />
dort. Ich begleite auch Bewohner beim<br />
<strong>St</strong>erben, was zwar anstrengende, aber<br />
auch erfüllende Begleitungen sind.<br />
Dann kommt ja noch eines dazu: Seit Dorf-<br />
150 Jahre<br />
pfarrer Paul Welte in den 80er Jahren gestorben<br />
ist, wurde der Superior auch Pfarrer<br />
der Gallus-Gemeinde von <strong>Heiligenbronn</strong>.<br />
franziskus-bote: Ihre Verbindung zur<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> besteht ja auch noch darin, dass<br />
Sie Mitglied im <strong><strong>St</strong>iftung</strong>srat sind.<br />
Oster: Richtig, in diesem Aufsichts- und<br />
Kontrollgremium arbeite ich mit, bin aber<br />
auch sonst in den Informationsfluss eingebunden.<br />
Ich kann so zuweilen auf der<br />
Schiene des vertraulichen Gesprächs Dinge<br />
kanalisieren oder Menschen zueinander<br />
bringen, wenn Handlungsbedarf ist.<br />
franziskus-bote: Ein Superior alten <strong>St</strong>ils<br />
wäre heutzutage angesichts der Aufgabenfelder<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> wahrscheinlich auch<br />
überfordert?<br />
Oster: Ich war ja, bevor ich hierher kam,<br />
neun Jahre in Ravensburg an einem Klinikum<br />
der Franziskanerinnen von Reute<br />
und merkte schon da, wie alle sozialen Einrichtungen<br />
eine unheimliche Differenziert-<br />
Der Generalrat des Klosters <strong>Heiligenbronn</strong> tagt gemeinsam mit Superior Oster und den Schwestern (von<br />
links) Agnes Löber, Christiane Keil, Johannella Schönberger und Generaloberin Sr. Judith Kaupp.<br />
20 franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Lebendige Hoffnung<br />
20<strong>07</strong>
Superior Rolf Oster beim Gemeindegottesdienst in<br />
der <strong>Heiligenbronn</strong>er Wallfahrtskirche.<br />
heit entwickeln und Spezialkenntnisse erfordern,<br />
die sowohl für einen Priester wie<br />
für eine normale Ordensfrau eine Überforderung<br />
darstellen. Die Zeiten, in denen<br />
man mit viel Herz und unbekümmertem<br />
Anpacken – wie auch David Fuchs – beginnen<br />
konnte, sind vorbei. Heute ist wirklich<br />
sozialpolitisches Fingerspitzengefühl und<br />
Management unabdinglich. In den letzten<br />
25 Jahren hat sich da ein gravierender<br />
Wandel vollzogen. Da ist Vertrauen meinerseits<br />
angesagt, dass ich mich mit anderen<br />
auf die solide Facharbeit der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
verlassen kann.<br />
franziskus-bote: Sie können sich also auf<br />
Ihre Seelsorge-Aufgabe konzentrieren, die<br />
Sie vermutlich schon sehr in Anspruch<br />
nimmt, auch wenn die Zahl der Schwestern<br />
zurückgeht?<br />
Oster: Da haben Sie recht. Unabhängig<br />
vom Jahr des Jubiläums ist es manchmal<br />
viel, das ineinander geht. So stehen wir<br />
jetzt vor dem Professjubiläum, vor dem ich<br />
nach den Jubilarinnen schauen und eine<br />
rechte Predigt vorbereiten muss, und zwei<br />
Tage später ist schon wieder Pfingsten, wo<br />
auch wieder was sein muss usw.<br />
Die Schwestern sind, muss man dankbar<br />
dazu sagen, sehr aufmerksame Hörerinnen.<br />
Jeder, der heute in die Kirche geht, will<br />
etwas mitnehmen. Dieser Herausforderung<br />
stelle ich mich, so gut ich kann.<br />
Pfarrer Oster hält Gottesdienst mit den<br />
mehrfachbehinderten Menschen im Förder- und<br />
Betreuungsbereich der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong>.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
„Aber die Schwestern haben<br />
damals, als sie ihre Lebensordnung<br />
neu verfasst haben,<br />
es abgelehnt, sich eine feierliche<br />
Beerdigung zu geben.“<br />
franziskus-bote: Ist es manchmal ein<br />
Spagat für Sie, wenn Sie in der Kirchengemeinde<br />
als Ortspfarrer, als Superior in<br />
der Schwesterngemeinschaft und als Seelsorger<br />
in der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> gefordert sind?<br />
Oster: Spagat oder Gratwanderung ist ein<br />
gutes Bild. Auf der anderen Seite es ja auch<br />
etwas Schönes, Gruppierungen zusammenzubringen,<br />
die von Haus aus nicht unbedingt<br />
zusammenkommen. Zwischen der<br />
Ortsgemeinde und der Schwesternschaft<br />
gab es früher keine so starken Berührungen,<br />
am stärksten noch in der Landwirtschaft.<br />
Sonst blieben die Schwestern<br />
mehr für sich, natürlich beansprucht von<br />
den sozialen Aufgaben mit den Blinden,<br />
Gehörlosen und Vollsinnigen.<br />
Und wenn ich jetzt sehe, wie etwa in der<br />
Osternacht alle zusammen sind – Schwestern,<br />
Behinderte, Ortsgemeinde und die<br />
starke Wallfahrergemeinde –, merkt man<br />
ein Miteinander. Oder wenn der Kirchengemeinderat<br />
beschließt, den Erlös des Gemeindefestes<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zu spenden.<br />
franziskus-bote: Sie haben auch schon<br />
früher Einblick in Ordensgemeinschaften<br />
gehabt. Können Sie für die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Schwestern einen charakteristischen Unterschied<br />
feststellen?<br />
Oster: Der Schwerpunkt bei den <strong>Heiligenbronn</strong>ern<br />
ging nach der Gründung rasch<br />
auf die Sinnesbehinderten, auf Gehörlose,<br />
Blinde und Sehbehinderte und auch Taubblinde.<br />
Und dafür haben die <strong>Heiligenbronn</strong>er<br />
Schwestern ihr besonderes Charisma<br />
entwickelt. Die Pädagogik für Sinnesbehinderte<br />
braucht sehr viel und kostet sehr viel<br />
Kraft. Auch bei den Mehrfachbehinderten,<br />
die hier von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> aufgenommen<br />
wurden, gibt es schöne Beispiele dafür, wie<br />
die Schwestern auch diese Behinderungen<br />
annehmen können. Ihr Herz hängt noch<br />
ganz an den Behinderten, auch im Gebet.<br />
Sie nehmen unheimlich viel Anteil, auch die<br />
Schwestern im Pflegekonvent.<br />
franziskus-bote: Wie schätzen Sie denn<br />
die Zukunft der Schwesterngemeinschaft<br />
ein?<br />
21<br />
Rolf Oster (65) wurde 1969 zum katholischen<br />
Priester geweiht und ist seit Dezember 1998 in<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> als Superior des Klosters und<br />
Ortspfarrer. Fotos. Bormann, Ronecker, Graf<br />
Oster: Ich habe jetzt in diesen 8 Jahren<br />
23 Schwestern beerdigt, zwei ewige Professen<br />
und eine zeitliche Profess gefeiert –<br />
das zeigt das Verhältnis. Von den Zahlen<br />
her sieht es eher grau und bewölkt aus.<br />
Aber die Schwestern haben damals, als sie<br />
ihre Lebensordnung neu verfasst haben,<br />
es abgelehnt, sich selbst eine feierliche Beerdigung<br />
zu geben, und haben sich das<br />
Apostolat der neuen geistlichen Beheimatung<br />
mit Schwerpunkt Haus Lebensquell<br />
angeeignet und die Begleitung all derer, die<br />
Halt und Unterstützung im großen Umfeld<br />
der Wallfahrt suchen. Dies betreiben sie<br />
auch mit Eifer und ich unterstütze das nach<br />
Kräften, stehe für Gespräche mit Gästen<br />
zur Verfügung, begleite das Wallfahrtsteam<br />
spirituell und theologisch.<br />
Insgesamt ist die Zeit der großen Zahlen in<br />
vielen Bereichen der Kirche vorbei, wobei<br />
die Qualität von dem, was in den kleineren<br />
Gruppierungen geschieht, eher dichter<br />
wird. Bei geistlichen Gemeinschaften wie<br />
inzwischen auch bei den Priesterseminaren<br />
haben die Eintretenden oft schon eine<br />
längere Zeit des Berufslebens hinter sich<br />
und manchmal sehr tiefe, existentielle und<br />
damit auch glaubensmäßige Erfahrungen<br />
gemacht , die sie auf diesen Weg geführt<br />
haben. Von daher ist manches anders<br />
als früher.
Neues Altenzentrum <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern eingeweiht<br />
<strong>St</strong>. Konrad ein „buntes<br />
und frisches Haus“<br />
Zimmern ob Rottweil. Bereits 18 Bewohner<br />
waren in <strong>St</strong>. Konrad in Zimmern ob<br />
Rottweil eingezogen und damit die Hälfte<br />
der 36 Plätze belegt, als Ende April die<br />
Einweihung des neugebauten Altenzentrums<br />
gefeiert wurde. Für die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />
<strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> bedeutete diese<br />
Eröffnung nicht nur die Inbetriebnahme<br />
eines neuen Pflegeheims, des insgesamt<br />
elften, sondern auch eine Premiere. Denn<br />
erstmals arbeitete der Bereich Altenhilfe<br />
mit einem privaten Bauinvestor zusammen,<br />
der Immobilienfirma Leuchsner & Rau<br />
Planbau GmbH Rottweil. Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>.<br />
<strong>Franziskus</strong> ist als Mieter nun Betreiber des<br />
Altenzentrums, wobei <strong>St</strong>. Konrad unter<br />
der Heimleitung von Dietmar Zisterer dem<br />
Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth in Rottweil angegliedert<br />
ist.<br />
Das neue Altenzentrum in der Tannstraße<br />
in Zimmern steht in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zu einem Ärztehaus und ebenfalls<br />
von Leuchsner & Rau erstellten betreuten<br />
Seniorenwohnungen, insgesamt 70 Appartements.<br />
Das Pflegeheim soll diese sinnvoll<br />
ergänzen. Das Rottweiler Architekturbüro<br />
pkt, für die Altenhilfe der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
ein langjähriger Partner, plante und<br />
realisierte den Neubau. Trotz Baubeginn am<br />
Anfang eines strengen Winters im Dezember<br />
2005 dauerte es nur 14 Monate bis<br />
zur Fertigstellung – hier engagierte sich die<br />
Baufirma <strong>St</strong>umpp über das normale Maß<br />
hinaus, lobte Architekt und Gesellschafter<br />
Jonas Linz von pkt bei der Einweihung.<br />
Im März 20<strong>07</strong> zogen die ersten Bewohnerinnen<br />
mit Hilfe ihrer Angehörigen ein,<br />
nachdem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit freiwilligem Einsatz das Haus auf<br />
die Schnelle mit allen nötigen Utensilien<br />
ausgestattet und wohnlich eingerichtet<br />
hatten. Die Leitung im Haus <strong>St</strong>. Konrad hat<br />
Altenpfleger und Wohnbereichsleiter Patric<br />
Kreszan, der zuvor im Dunninger Pflegeheim<br />
<strong>St</strong>. Veronika bereits stellvertretender<br />
Hausleiter war.<br />
Die ersten Bewohnerinnen des Altenzentrums <strong>St</strong>. Konrad zogen im März in ihr neues Zuhause.<br />
22<br />
„Licht und Sonne“ ist<br />
das Leitthema des Hauses.<br />
„Licht und Sonne“ seien das Leitthema des<br />
farbenfrohen Hauses <strong>St</strong>. Konrad, betont<br />
Heimleiter Zisterer. Zur Farbberatung wurde<br />
daher die Oberndorfer Künstlerin Sigrid<br />
Vogt-Ladner hinzugezogen. Ihr breitflächiges<br />
Gemälde zum „Sonnengesang“ des<br />
Hl. <strong>Franziskus</strong> als Spende der Bauherren<br />
schmückt die kleine Cafeteria im Erdgeschoss,<br />
die zu einem kommunikativen Mittelpunkt<br />
auch für Besucher werden soll.<br />
Dort befindet sich auch die kleine Hauskapelle,<br />
deren künstlerische Gestaltung der<br />
Zimmerner Künstler Alfons Bippus übernahm,<br />
der auch für den Hausflur ein<br />
Licht- und Wasserkunstwerk mit Hilfe von<br />
15.000 Glaskugeln gestaltet hat.<br />
„Wolfsgründle“ und „Flozbrunnen“<br />
Die beiden oberen <strong>St</strong>ockwerke mit den<br />
Wohnbereichen „Wolfsgründle“ und<br />
„Flozbrunnen“ bieten demenzkranken und<br />
körperlich pflegebedürftigen Seniorinnen<br />
und Senioren ein neues Zuhause. „Das<br />
Wohngruppenkonzept ist zentrales Element<br />
des Hauses“, sagt Dietmar Zisterer. Balkon,<br />
große Terrasse und geschützter Garten<br />
stehen zur Bewegung<br />
und für die<br />
frische Luft zur Verfügung<br />
und in der<br />
Mitte jedes Wohnbereichs<br />
befindet<br />
sich ein gemeinsam<br />
genutzter Wohn-<br />
Aufenthaltsbereich<br />
mit Küche und Pflegetheke,<br />
in dem<br />
immer Leben ist.<br />
Die Zimmer, die<br />
meisten davon Einzelzimmer,<br />
erhalten<br />
mit privaten Möbeln<br />
eine individuelle<br />
Note. Neben den<br />
Pflegefachkräften<br />
sorgen auch die Alltagsbegleiterinnen<br />
mit Mitmachangeboten<br />
dafür, dass<br />
die Bewohner ihre<br />
Fähigkeiten erhalten<br />
und entfalten.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Die Gäste bei der Einweihung vor <strong>St</strong>. Konrad,<br />
rechts daneben eine der Seniorenwohnanlagen in<br />
der Zimmerner Tannstraße. Fotos: Ronecker<br />
Finanzierung über Immobilienfonds<br />
Zum Festakt bei der Einweihung brachte<br />
das Bläserquintett der <strong>St</strong>adtkapelle Rottweil<br />
mit munteren Weisen etwas Schwung<br />
in die Cafeteria, in der die Sitzplätze bei<br />
weitem nicht ausreichten. Bauherr Michael<br />
Leuchsner bedankte sich zunächst bei<br />
den Investoren, ohne die dieses Bauprojekt<br />
nicht hätte verwirklicht werden können.<br />
Auf einem „oftmals kurvigen und steinigen<br />
Weg bis zur Realisierung“, so Leuchsner,<br />
wurde ein Immobilienfonds für die Investition<br />
aufgebaut.<br />
Die Festgäste bei der Einweihung von <strong>St</strong>. Konrad vor dem Sonnengesang-<br />
Gemälde von Sigrid Vogt-Ladner, vorne in der Mitte die beiden Bauherren<br />
Michael Leuchsner (links) und Rudolf Rau.<br />
Geschäftskollege Rudolf Rau sprach angesichts<br />
dieses „Kleinods von Pflegeheim“<br />
von einem „Höhepunkt unserer über<br />
30-jährigen Bautätigkeit“. Für die 70 Seniorenwohnungen<br />
sei <strong>St</strong>. Konrad eine optimale<br />
Ergänzung. Genauso wichtig wie die<br />
„grundsolide Finanzierung“ seien auch die<br />
seriösen und fachlich kompetenten Partner<br />
Der Hausleiter von <strong>St</strong>. Konrad, Patric Kreszan,<br />
beim Rundgang durch das Haus im Gespräch mit<br />
zwei Gästen.<br />
gewesen. Auch mit der Gemeinde<br />
Zimmern, die Bauleistungen und Anpflanzungen<br />
im Außenbereich spendete, sei<br />
eine gute Zusammenarbeit erfolgt.<br />
Vorstand Hubert Bernhard von der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> betonte, dass trotz der<br />
Finanzierung ohne öffentliche Gelder nur<br />
ein moderater Investitionsbeitrag im Pflegesatz<br />
enthalten sei. Den Bewohnern in<br />
<strong>St</strong>. Konrad solle eine Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben ermöglicht werden. Ihre<br />
Zufriedenheit und ihre individuellen Bedürfnisse<br />
seien der<br />
Maßstab für das<br />
alltägliche Handeln.<br />
Auch die Angehörigen<br />
seien Partner<br />
hierbei. Bernhard<br />
bedankte sich auch<br />
bei der Unterstützung<br />
durch die<br />
Kirchengemeinden.<br />
Gemeinderat Gerold<br />
Teufel sprach<br />
in Vertretung des<br />
erkrankten Zimmerner<br />
Bürgermeisters<br />
Emil Maser von einem<br />
„<strong>St</strong>ück Lebensqualität<br />
für unsere älteren Menschen“,<br />
die hier geschaffen worden sei. Die ältere<br />
Generation, die oft um ihre Kindheit wie<br />
Jugend betrogen worden sei, habe dies<br />
auch verdient. Teufel überbrachte als<br />
Geschenk der Gemeinde ein Luftbild der<br />
Firma Weber, die früher einmal an diesem<br />
Ort gestanden hatte.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong> 23<br />
Für die Besucher am Tag der offenen Tür wurden<br />
in den Aufenthaltsbereichen auch die Tischdekorationen<br />
für die Bewohner präsentiert.<br />
Kreissozialdezernent Bernd Hamann<br />
hob die gute Aufstellung des Landkreises<br />
Rottweil durch die heimatnahe Pflege von<br />
Senioren hervor, lobte aber auch <strong>St</strong>. Konrad:<br />
er habe „noch kein Seniorenheim so bunt<br />
und frisch gesehen“. Cafeteria und offener<br />
Mittagstisch sprächen auch für die Öffnung<br />
des Hauses nach außen. Die Gemeinde<br />
könne stolz sein auf dieses Gebäude. Auch<br />
die öffentliche Hand liefere einen Beitrag<br />
bei den laufenden Investitionskostenanteilen<br />
der Pflegesätze. Den Bewohnern<br />
wünschte er, dass sich ihr Aufenthalt so<br />
bunt gestalte wie die Bilder im Haus und<br />
wie das Leben.<br />
Nach Konstanzer Bischof benannt<br />
Dass die Menschenwürde unantastbar sei,<br />
betonte der katholische Pfarrer Anton<br />
Cingia. Die Kirchengemeinde hatte auf Bitte<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> den Namen für das Altenzentrum<br />
nach dem Kirchenpatron und<br />
früheren Bischof der Diözese Konstanz ausgesucht.<br />
Cingia kündigte auch eine kleine<br />
Konradstatue für das Heim an.<br />
Die Kirchengemeinde hatte aber auch zu<br />
Spenden aufgerufen für den Andachtsraum.<br />
Über 13.000 Euro kamen dadurch<br />
zusammen und die Kirchengemeinde investierte<br />
nochmals 14.000 Euro. Die evangelische<br />
Kirchengemeinde schenkte <strong>St</strong>. Konrad<br />
eine Orgel für den Andachtsraum, in dem<br />
regelmäßig Gottesdienste stattfinden<br />
werden. Der katholische Diakon Erwin<br />
Burkard und der evangelische Pfarrer Ulrich<br />
Günther segneten zum Tag der offenen Tür<br />
im Eröffnungsgottesdienst das Haus, seine<br />
Bewohner und Mitarbeiter. Ewald Graf
Die Tagespflege von <strong>St</strong>. Elisabeth hat im Neubau nun schöne Räumlichkeiten im Erdgeschoss .<br />
Neubau des Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth fertig gestellt<br />
Gut vorbereiteter Umzug<br />
ermöglicht gelungenen<br />
<strong>St</strong>art im neuen Heim<br />
Rottweil. Es war zwar ein Umzug, der nur<br />
wenige Schritte weit führte – für die 72 Seniorinnen<br />
und Senioren aus dem Altenzentrum<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth in Rottweil bedeutete dies<br />
trotzdem ein Wechsel in eine völlig neue<br />
Umgebung. Das gesamte Altenzentrum der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong> zog<br />
im Mai von dem Altbau an der Ritterstraße<br />
in den fertig gestellten Neubau im<br />
bisherigen Garten.<br />
Ohne Hektik und Unfälle<br />
Jeden Tag zog ein anderer Wohnbereich<br />
um, berichtet Heimleiter Dietmar Zisterer.<br />
Und so füllten sich die neuen Wohnbereiche<br />
„Schwarzes Tor“, „Marktplatz“ und<br />
„Neckartäle“ von oben nach unten auf. Die<br />
gesamte Mitarbeiterschaft, Ehrenamtliche<br />
und vor allem die Angehörigen der Bewohner<br />
packten kräftig mit an und bewältigten<br />
den ganzen Umzug ohne Unfall und<br />
Hektik. „Es hat alles gearbeitet, was sich<br />
bewegen konnte“, erzählt Zisterer. Eine Angehörige<br />
meinte trotzdem anerkennend:<br />
„Man merkt ja gar nicht, dass ihr umzieht!“<br />
Im dreiflügeligen Neubau von <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
stehen nun 88 Einzelzimmer und drei<br />
Doppelzimmer, alle mit eigenem Bad, zur<br />
Verfügung. Darin sind auch zwei Kurzzeitpflegeplätze<br />
enthalten. Im Erdgeschoss<br />
befinden sich die sechs Plätze der Tagespflege<br />
mit eigener Terrasse. Die zusätzlichen<br />
22 vollstationären Plätze werden nun<br />
nach und nach belegt, bis Mitte Juni schon<br />
die Hälfte, so dass Dietmar Zisterer zuversichtlich<br />
ist, dass die Vollbelegung bald<br />
wieder erreicht ist.<br />
Damit der Umzug für die alten Menschen<br />
reibungslos und ohne große Ängste über<br />
die Bühne gehen konnte, wurde er auch<br />
gut vorbereitet. Bei drei Angehörigenabenden<br />
und in vielen Einzelgesprächen im<br />
24<br />
Wer welches Zimmer im<br />
Neubau belegen wird, wurde<br />
gründlich mit Bewohnern<br />
und Angehörigen überlegt.<br />
Rahmen der Bezugspflege und der Sozialbetreuung<br />
wurde den Angehörigen und<br />
Bewohnern, von denen etwa zwei Drittel<br />
dementiell erkrankt sind, der Neubau<br />
und die Neubelegung vorgestellt, auch<br />
Grundrisse ihrer neuen Zimmer vorgestellt,<br />
damit frühzeitig überlegt werden konnte,<br />
welche eigenen Möbel mitgenommen und<br />
wie sie gestellt werden. Ein Abschiedskaffee<br />
bot Gelegenheit, das Leben im alten<br />
Domizil ausklingen zu lassen – wohnten<br />
doch manche der Bewohner bereits bis zu<br />
20 Jahre in <strong>St</strong>. Elisabeth.<br />
Mit dem Umzug wurden auch neue Wohngruppen<br />
gebildet und deswegen die Entscheidung,<br />
wer in welches Zimmer einzieht,<br />
gründlich besprochen. „Es gibt aber kein<br />
besseres und kein schlechteres Zimmer“,<br />
sagt Heimleiter Zisterer, nur die Vorlieben<br />
seien andere. Fünfmal musste aber dann<br />
doch die Münze entscheiden.<br />
Kürzere Wege und bessere<br />
Ausstattung<br />
Auch für das Personal bedeutet das neue<br />
Heim einen Neubeginn. Zunächst schon<br />
räumlich sind die Wege kürzer geworden,<br />
die Ausrüstung moderner und die Anordnung<br />
praktischer. Aber auch die Teams<br />
wurden neu zusammengesetzt unter<br />
Heimleiter Dietmar Zisterer begrüßt eine Bewohnerin<br />
im neuen Haus.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
fachlichen und persönlichen Aspekten, so<br />
dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
mit neuem Elan starten konnten.<br />
Das neugebaute Haus bietet jetzt auch die<br />
Möglichkeit, das Wohngruppenkonzept<br />
mit Alltagsbegleitung umzusetzen. Jeweils<br />
zehn oder elf Bewohner leben in überschaubaren<br />
Wohngruppen in einem Gebäudeflügel.<br />
Im zentralen und großzügigen<br />
gemeinsamen Wohn- und Aufenthaltsbereich<br />
bieten speziell geschulte Alltagsbegleiterinnen<br />
der Hauswirtschaft den Senioren<br />
gemeinsame Aktivierungen an wie Hilfe<br />
beim Zubereiten des Essens, Kochen, Nähen,<br />
Spiele und Gymnastik. Dieses Angebot<br />
Der Altbau von <strong>St</strong>. Elisabeth (Neubau gleich rechts)<br />
wird noch vor den Sommerferien abgerissen<br />
und an seiner <strong>St</strong>elle eine Seniornwohnanlage des<br />
Siedlungswerks erstellt.<br />
gilt vor allem den demenzkranken Menschen,<br />
deren abendliche Unruhe sogar mit<br />
zwei Begleiterinnen begegnet wird.<br />
Insgesamt hat sich die Mitarbeiterschaft<br />
durch die gestiegene Zahl von Bewohnern<br />
um 20 Frauen und Männer, alles Teilzeitkräfte,<br />
erhöht.<br />
Küchenteam waren die ersten<br />
Die ersten im neuen Altenzentrum war das<br />
Küchenteam von <strong>St</strong>. Elisabeth, das bereits<br />
ab Januar in der neuen Küche im Erdgeschoss<br />
produzierte, so dass die Abläufe bis<br />
zum Umzug schon eingespielt waren. Über<br />
zweieinhalb Jahre wurde das Essen für<br />
<strong>St</strong>. Elisabeth und Essen auf Rädern im Aus-<br />
Das Wohngruppenkonzept<br />
kann in den neuen Räumen<br />
umgesetzt werden und bietet<br />
mit Alltagsbegleiterinnen<br />
gemeinsame Aktivierungen.<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Balkone, Terrassen und geschützter Garten laden im neu gebauten Altenzentrum <strong>St</strong>. Elisabeth Rottweil<br />
ins Freie ein. Fotos: Graf<br />
weichquartier, im ehemaligen Telekom-<br />
Wohnheim gekocht, verbunden mit dem<br />
täglichen Transport des Essens. Die Küche<br />
hatte schon vor Beginn der Neubaumaßnahme<br />
ausziehen müssen, weil zuerst der<br />
Westflügel des Altbaus mit der Küche abgerissen<br />
werden musste. Nun war sie dafür<br />
als erstes an Ort und <strong>St</strong>elle im Neubau.<br />
Provisorisch ist im Wohnbereich „Marktplatz“<br />
im zweiten Obergeschoss auch<br />
schon eine mobile Hauskapelle eingerichtet<br />
für das neue <strong>St</strong>. Elisabeth. Die endgültige<br />
wird im Zuge der nun anstehenden Baumaßnahme<br />
des Siedlungswerks mit der Betreuten<br />
Wohnanlage dann gemeinsam<br />
mit der künftigen Cafeteria realisiert. Das<br />
Kiosk, das als Theke darin integriert sein<br />
wird, kann aber bereits jetzt wieder in Betrieb<br />
gehen. Veranstaltungen finden in den<br />
großen Aufenthaltsbereichen statt. Während<br />
der zweijährigen Bauphase wird es<br />
noch das eine oder andere Provisorium ge-<br />
Neben <strong>St</strong>. Elisabeth entstehen<br />
durch das Siedlungswerk<br />
betreute Seniorenwohnungen<br />
mit gemeinsamer Cafeteria<br />
und Hauskapelle.<br />
ben. Das alte <strong>St</strong>. Elisabeth gehört jedoch<br />
bald der Vergangenheit an, denn der Abriss<br />
begann bereits im Juni.<br />
Tag der offenen Tür im Juli<br />
Der Neubau des Altenzentrums <strong>St</strong>. Elisabeth<br />
in Rottweil hat eine neue Adresse:<br />
Burkardstraße 5. Die Telefonnummer der<br />
Zentrale ist gleich geblieben:<br />
<strong>07</strong>41 / 9 42 39-0, die Nummer des Faxes<br />
hat sich geändert: 9 42 39-125. Nach der<br />
offiziellen Einweihung am 13. Juli wird<br />
die Bevölkerung am Sonntag, 15. Juli,<br />
ab 11 Uhr zu einem Tag der offenen Tür in<br />
den Neubau eingeladen. Ewald Graf<br />
In die großzügig angelegten Wohn- und Aufenthaltsbereiche von <strong>St</strong>. Elisabeth sind auch die Pflegestützpunkte<br />
und die Wohnküchen integriert, so dass auch immer Ansprechpartner greifbar sind.<br />
25
Sinneswagen im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef<br />
Wenn „Peter“ getätschelt<br />
und gewiegt wird<br />
Spaichingen. Zielsetzung jeder Altenhilfe-<br />
Einrichtung der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
<strong>Heiligenbronn</strong> ist es, für die Bedürfnisse der<br />
Bewohner ein Gespür zu entwickeln und<br />
diese ernst zu nehmen. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf den Wohnbereichen<br />
tragen als zentrale Bezugspersonen<br />
maßgeblich zur Geborgenheit und Zufriedenheit<br />
der Bewohner bei. Die individuellen<br />
Bedürfnisse sind dabei das Maß der<br />
professionellen Pflege und Betreuung.<br />
Das Seelsorge-Konzept für die Altenzentren<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> zielt darauf ab, dass Seelsorge<br />
nicht nur in geistlicher Form angeboten<br />
wird, sondern auch in der Frage der Haltung<br />
und des täglichen Kontakts. Hier<br />
findet Seelsorge in der direkten Begegnung<br />
und Kommunikation statt. Vor allem<br />
schwerstpflegebedürftige Menschen, die<br />
wenig von der Außenwelt und viel in der<br />
nahen Zimmerumgebung spüren, haben<br />
das Bedürfnis nach Zuwendung – nach<br />
intensiver Zuwendung.<br />
Auf die Bedürfnisse eingehen<br />
Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Josef in Spaichingen<br />
wurde daher ein „Sinneswagen“ angeschafft,<br />
um hiermit den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern der Pflege eine Begleitung<br />
in ganz individuellen Bedürfnislagen zu<br />
erleichtern und sie dazu zu motivieren.<br />
Der Sinneswagen soll nicht nur in Zeiten<br />
schwerer Krankheit und des Abschieds,<br />
sondern auch im Alltag überall und jeder<br />
Zeit seinen Einsatz finden können und<br />
allen zur Verfügung stehen, die einen Bewohner<br />
eine wertvolle Zeit lang intensiv<br />
begleiten möchten.<br />
Was enthält der Sinneswagen? Allgemein<br />
gesagt Utensilien, die die Möglichkeit<br />
bieten, sich einzulassen und sich einem<br />
Menschen zuzuwenden. Bereits das Aussuchen<br />
der Materialien und das Bestücken<br />
des Wagens hat viel Freude bereitet und<br />
gespannt gemacht auf die ersten Erfahrungen.<br />
Und diese Erfahrungen machten<br />
die Pflegemitarbeiter schon beim allerersten<br />
„Vorstellungstermin“.<br />
Beim Angehörigen-Nachmittag der Tagespflege<br />
von <strong>St</strong>. Josef stellten Pflegedienstleiterin<br />
Susanne Hipp und Sozialdienstleiterin<br />
Nadja Merkle den Hintergrund und den<br />
Inhalt des Mobils vor. Binnen weniger<br />
Minuten waren alle Utensilien im Umlauf<br />
und wurden aktiv „erprobt“. Ein weiblicher<br />
Gast der Tagespflege, stark dementiell<br />
verändert, unruhig und laut, erhielt ohne<br />
Worte die Therapiepuppe „Peter“ auf den<br />
Schoß gesetzt. Sie wurde speziell für<br />
Menschen mit Demenz entwickelt und es<br />
bewahrheitete sich, wie sie beschrieben ist:<br />
Das Gefühl haben, gebraucht zu werden,<br />
trotz eigener Einschränkungen. „Peter“ wurde<br />
sofort getätschelt und gewiegt, Frau T.<br />
verlor sich augenblicklich in eine ausgeglichene<br />
Ruhe und es war nur noch von<br />
Bedeutung für sie, ob Peter bequem sitzt<br />
und genügend Zärtlichkeit bekommt.<br />
Die Angehörigen dieser Dame bestellten<br />
sogleich dieselbe Puppe für zuhause.<br />
Ähnlich verhielt es sich mit Frau M., die eine<br />
halbe <strong>St</strong>unde stumm und zufrieden damit<br />
beschäftigt war, die unterschiedlichen <strong>St</strong>offe<br />
der Nesteldecke zu befühlen und zu betrachten.<br />
Auch für sie war das <strong>St</strong>ück<br />
Kuchen auf ihrem Teller nicht mehr wichtig.<br />
In Teamsitzungen wurde der Sinneswagen<br />
auch allen Mitarbeitern der Pflege vorgestellt<br />
und auf den Wohnbereichen etabliert.<br />
Allein das Gespräch über mögliche Einsätze<br />
und Bewohner, denen das eine oder andere<br />
gut tut, brachte bereits weitere Ideen in<br />
Gang, wie zum Beispiel die Deckengestaltung<br />
in Zimmern von schwerstpflegebedürftigen<br />
Bewohnern oder Aktivierungen in<br />
den Gruppen für demente Bewohner.<br />
Auch Trostspender im Wagen<br />
Da Vorlesen eine wunderbare Brücke sein<br />
kann und Türen öffnet, finden sich auch<br />
Texte und Schriften im Sinneswagen, die es<br />
erleichtern, die richtigen Worte zu finden,<br />
Trost zu spenden oder gemeinsam zu<br />
schmökern („Ich möchte dich begleiten“,<br />
„Zeit zu leben, Zeit zu sterben“...). Ein Fundus<br />
an Entspannungsmusik ermöglicht eine<br />
musikalische Begleitung, CDs mit Geräuschen<br />
aus dem Alltag und die dazugehörigen<br />
Bildkarten geben Hilfen zur Orientierung<br />
und lassen Erinnerungen wach<br />
werden. So können Bewohnerinnen und<br />
Bewohner das Schleudern einer Waschmaschine<br />
oder das Zirpen einer Grille hören.<br />
Bewusste Assoziationen werden auch<br />
durch Gerüche und Düfte wachgerufen.<br />
Duftsprays und -öle können sich beruhigend,<br />
aber auch anregend auswirken. Eine<br />
Auswahl an verschiedenen Essenzen kann<br />
ganz unterschiedlich eingesetzt werden.<br />
Instrumente erregen Aufmerksamkeit<br />
Ein großes Set an Rhythmus- und Musikgeräten<br />
darf natürlich im Wagen nicht fehlen.<br />
Die Instrumente erklingen bereits bei<br />
Bewohner Michael Hauser in <strong>St</strong>. Josef Spaichingen mit seiner Tochter Elisabeth Messner beim sinnesbelebenden<br />
Einsatz des Igelstabes. Fotos: Merkle<br />
26<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
der kleinsten Bewegung, konzentrieren die<br />
Aufmerksamkeit und machen einfach Spaß.<br />
Igelstäbe, Knetmasse, Handroller, Sensorikbürste<br />
und weitere aktivierende Utensilien<br />
sind weitere „Klassiker“ in der Wahrnehmung<br />
und Aktivierung über das taktile<br />
Empfinden und ebenfalls in den Fächern<br />
zu finden.<br />
Selbstverständlich gehören auch geistliche<br />
Gegenstände wie ein Bild eines Schutzengels,<br />
ein Rosenkranz oder eine einfache<br />
Kerze zum Fundus.<br />
Und: der Wagen ist nie komplett. Zum einen,<br />
da er ständig um weitere Materialien<br />
ergänzt wird, etwa von Dorothea Wehrwein,<br />
einer der beiden Fachkräfte für<br />
Gerontopsychiatrie in <strong>St</strong>. Josef. Und zum<br />
anderen deshalb, da die Dinge eingesetzt<br />
werden – spontan, geplant, länger, für einen<br />
kurzen „Bienchendienst“, mit Spaß, mit<br />
Bedacht, gerne und oft.<br />
Tübingen. Unser Luise-Poloni-Heim in<br />
Tübingen-Lustnau versteht sich als Teil der<br />
Gemeinde, weil unsere Heimbewohner,<br />
unsere Angehörigen und auch die Mitar-<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Die Therapiepuppe Peter aus dem Sinneswagen hat so manche Bewohnerin ins Herz geschlossen.<br />
Möge es in <strong>St</strong>. Josef und in anderen Häusern<br />
gelingen, sich mit diesen „Helfern“<br />
einzulassen auf einen Menschen und sich<br />
hineinzufühlen in seine Empfindungen.<br />
beiter Teil der Gemeinde sind. Offene<br />
Donnerstagsveranstaltungen, Mittagstisch<br />
oder Pflegeberatungstage sollen allen<br />
Einwohnern des <strong>St</strong>adtteils ermöglichen, das<br />
Viel öfter sollte das kurze Gefühl der Zeitlosigkeit<br />
das wichtigste Werk des Tages sein.<br />
Nadja Merkle<br />
Luise-Poloni-Heim in Tübingen ganz sportlich<br />
Bei „Lustnau läuft“ auf Publicity-Tour<br />
Unter den über 300 Teilnehmern beim Kirnberglauf des TSV Lustnau durch den Schönbuch war auch ein<br />
Team des Luise-Poloni-Heims Tübingen unterwegs mit dem Motto „Bei uns läuft alles“.<br />
27<br />
Haus kennen zu lernen, Berührungsängste<br />
abzubauen und so zur Vernetzung im<br />
Gemeinwesen beitragen.<br />
Doch obwohl wir auch mit unseren Heimbewohnern<br />
im Ort präsent sind, ist unser<br />
Haus insbesondere unter der jüngeren<br />
Bevölkerung weniger bekannt. Das hat<br />
auch Auswirkungen bei der Gewinnung<br />
Ehrenamtlicher, aber auch, wenn es darum<br />
geht, einen Pflegeplatz für einen Angehörigen<br />
zu suchen.<br />
Wie also bekannter werden und für<br />
Publicity sorgen? Die rettende Idee wartete<br />
auf uns im Veranstaltungskalender der<br />
<strong>St</strong>adt Tübingen: Eigentlich zur Erheiterung<br />
der <strong>St</strong>immung wurde der Vorschlag<br />
geäußert, beim <strong>St</strong>adtlauf in Tübingen mitzumachen.<br />
Es war sehr lustig darüber zu<br />
sprechen und sich auszumalen, wie wir<br />
unser Pflegeheim in Szene setzen könnten<br />
und was für ein Erfolg es sein würde, wenn<br />
wir im Fernsehen kommen würden...<br />
Jeden Montag ist jetzt<br />
„Walking-Tag“ im Poloni-Heim.
Doch an der Zahl der möglichen Teilnehmer<br />
haperte es. Beschwerden über<br />
die Knie, den Rücken, dieses und jenes, die<br />
Kondition usw. führten zum Beschluss, eine<br />
Nummer kleiner anzufangen. Wir meldeten<br />
uns bei „Lustnau läuft“ an.<br />
Betriebssport eingeführt<br />
Weil wir ja auch trainieren wollten (bzw.<br />
mussten), wurden ganz neumodisch „Walking-Tage“<br />
eingeführt. Alle interessierten<br />
Mitarbeiter treffen sich seitdem am Montag<br />
und machen für ein bis zwei <strong>St</strong>unden Betriebssport.<br />
Über die Vorteile dieser Teambildungsmaßnahme<br />
brauchen wir nicht<br />
zu schreiben. Wir haben aber auch sehr,<br />
sehr „SMART“e Ziele schriftlich vereinbart...<br />
Villingen-Schwenningen. „Zur Erziehung<br />
eines Kindes benötigt man ein ganzes<br />
Dorf.“ Dieses afrikanische Sprichwort stellte<br />
das Kinder- und Familienzentrum Villingen-<br />
Schwenningen als Motto über seinen Aktionstag<br />
im April, bei dem im Rahmen der<br />
ARD-Themenwoche „Kinder sind Zukunft“<br />
sich verschiedenste Kooperationspartner in<br />
und um das David-Fuchs-Haus präsentierten<br />
– aufgrund des Platzmangels übrigens<br />
längst nicht alle interessierten.<br />
Potentiale zur Entfaltung bringen<br />
Das Leitthema „Kinder sind Zukunft“, sagte<br />
Einrichtungsleiter Klaus Heß zur Eröffnung,<br />
bedeute Nachhaltigkeit. Norbert<br />
Herausforderung gut gemeistert<br />
Unsere erste Herausforderung am 22. April<br />
haben wir sehr erfolgreich gemeistert: wir<br />
waren nicht die Letzten und brachten<br />
7,5 Kilometer hinter uns! Unser erstes Ziel,<br />
das Luise-Poloni-Heim auch bei Jüngeren<br />
bekannt zu machen, wurde erreicht. Wir<br />
haben in jede Kamera gelächelt, waren im<br />
regionalen Fernsehen und sind im Internet<br />
zu bewundern. Anstrengend war es<br />
auch ein wenig, aber wir trösteten uns<br />
damit, dass unser Tempo ja auch nur positiv<br />
zu sehen ist, denn so konnten auch<br />
Menschen mit der größten Leseschwäche<br />
unser Moto „Luise-Poloni-Heim – bei uns<br />
läuft alles“ genauestens lesen.<br />
Aktionstag des Kinder- und Familienzentrum Villingen-Schwenningen<br />
Kindheit zwischen Zukunft<br />
und Projektion<br />
Einen direkten Einblick in Kindertagesstätte und Heimbereich des David-Fuchs-<br />
Hauses boten die beiden Jugendlichen Andy und Alexander den Besuchern<br />
bei einer Führung.<br />
Rapp, Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
<strong>Heiligenbronn</strong>, wies darauf hin, dass Kinder<br />
eine Bereicherung, aber auch eine Herausforderung<br />
für die Gesellschaft seien. Die<br />
Hilfen des Kinder- und Familienzentrums<br />
seien in den letzten Jahren stark ausdifferenziert<br />
worden, um den Bedürfnissen der<br />
jungen Menschen und ihrer Familien gerecht<br />
zu werden und ihre Potentiale zur<br />
Entfaltung zu bringen.<br />
Dr. Rupert Kubon, Oberbürgermeister<br />
der <strong>St</strong>adt Villingen-Schwenningen, bestätigte,<br />
dass das KiFaZ für einen solchen Tag<br />
hervorragend geeignet sei, stehe es doch<br />
für einen ganzheitlichen Ansatz von Kinderund<br />
Jugendarbeit.<br />
Auch das städtische<br />
Jugendkonzept<br />
werde neu ausgerichtet<br />
etwa durch<br />
mehr wohnortnahe<br />
Angebote und die<br />
Ausweitung der<br />
Ganztagsschulen.<br />
„Kinder sind nicht<br />
nur Zukunft, sondern<br />
haben auch<br />
Zukunft, wenn alle<br />
Verantwortlichen<br />
etwas dafür tun“,<br />
Einige jung gebliebene Teilnehmer wollten<br />
gleich nur mit uns laufen, „für den Fall der<br />
Fälle“ – sagte der eine, „hier sind wir gut<br />
versorgt“ – sagte der andere. Schade, sie<br />
wollten zwar nicht gleich Heimverträge<br />
unterschreiben, haben sich aber bestens informiert<br />
und viel mit uns gelacht.<br />
Nein, die gefragten Heimbewohnerinnen<br />
wollten tatsächlich nicht teilnehmen – es<br />
war ihnen zu warm. Nächstes Jahr wird es<br />
sicher besser: Wir laufen bestimmt 19,5<br />
Kilometer und verteilen <strong>St</strong>andplatzkarten<br />
und Rätschen zum Anfeuern. Zum Schluss<br />
regnet es noch Visitenkarten... alles wegen<br />
der Vernetzung. Oder haben Sie eine<br />
bessere Idee? Carmen Conrad<br />
„Die Tage des Huckleberry<br />
Finn und der Pippi Lanstrumpf<br />
sind vorbei.“ Ralph Warrlich<br />
war Landtagsabgeordneter Karl Rombach<br />
in seinem Grußwort überzeugt.<br />
Ein kritischer Kurzvortrag des Kinder- und<br />
Jugendpsychiaters Ralph Warrlich, mit<br />
dem das KiFaZ eng zusammenarbeitet,<br />
stellte jedoch die Frage nach den realen<br />
Perspektiven: „Kindheit und Jugend sind<br />
nicht mehr das Synonym für Zukunft.“ Kinder<br />
seien programmiert, überlastet und<br />
überdeterminiert. „Kinder und Jugendliche<br />
sind nicht selten Investitionsobjekte“ und<br />
damit Projektionsfeld eigener Ängste und<br />
Wünsche, resümierte Warrlich.<br />
Die Tage des Huckleberry Finn und der<br />
Pippi Langstrumpf seien vorbei. Seine<br />
These: Man müsse sich der Gegenwart<br />
stellen, um eine Zukunft zu haben. Kinder<br />
bräuchten Wertschätzung frei von<br />
defizitären Denkmodellen, so der Psychiater.<br />
Führungen, Präsentationen, Musik<br />
Einen Einblick in die KiFaZ-Arbeit und die<br />
Räumlichkeiten des David-Fuchs-Hauses im<br />
<strong>St</strong>adtteil Schilterhäusle boten Führungen<br />
28 franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Das Brennpunkttheater machte mit dem <strong>St</strong>ück „Chatroom“ die Gefährdungen der Internet-Kommunikation<br />
mit beeindruckenden schauspielerischen Leistungen anschaulich. Fotos: Graf<br />
durch das Haus, die von Jugendlichen der<br />
Wohngruppen selbst gemacht wurden,<br />
aber auch Präsentationen im Foyer und in<br />
den Wohngruppen, wo es auch einen<br />
selbstgedrehten Video über den Schul- und<br />
Gruppenalltag zu sehen und Eis zu schlecken<br />
gab. Für Bewirtung und Unterhaltung<br />
war auch im Hof gesorgt, u.a. durch den<br />
Elternbeirat des David-Fuchs-Kindergartens.<br />
Die Eröffnung hatte Gitarrenlehrer<br />
Hans-Peter Krause mit Schülerinnen umrahmt<br />
und im Freien spielte das Jugendorchester<br />
des Akkordeonvereins Blau-Weiß<br />
Villingen unter der Leitung von Markus<br />
Gentner und Heidi Poppko.<br />
Vielzahl an Informationsständen<br />
Neben den KiFaZ-Angeboten wie dem<br />
KiFaZ-Treff oder der Schulsozialarbeit bot<br />
der Aktionstag bei leider mäßigem öffentlichem<br />
Interesse Informationen und Ansprechpartner<br />
aus einer großen Zahl von<br />
Einrichtungen und Vereinen. Diese kompakte<br />
Zusammenschau verdeutlichte, dass ein<br />
tragfähiges Netz aller am Erziehungs- und<br />
Bildungsprozess Beteiligten notwendig ist.<br />
Das städtische Amt für Familie, Jugend<br />
und Soziales präsentierte beim KiFaZ-<br />
Aktionstag seinen Kinder- und Jugendcircus<br />
und seine Jugendzentren, in denen auch<br />
Jugendliche aus dem Schilterhäusle mitmachen.<br />
„Impuls“, die ehemalige Soziale<br />
Betreuungsstelle des Kreisjugendamtes,<br />
hilft Jugendlichen durch eine Übungsfirma<br />
in der Berufsfindung und beim Bewerbungstraining.<br />
Wichtige Beratungsangebote stellten die<br />
„Grauzone“ aus Donaueschingen mit Hilfe<br />
bei sexueller Gewalt und die Fachstelle<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
Sucht des Landesverbands für Prävention<br />
und Rehabilitation mit einer Beratungsstelle<br />
in Villingen vor. Kinder stark zu machen<br />
gegen solche Gefahren, ist ein Anliegen<br />
dieser Beratungsstellen.<br />
Refugio ist ein Verein mit einer Kontaktstelle<br />
für traumatisierte Flüchtlinge, der zu<br />
seiner Hilfe für betroffene Familien auch<br />
Lobbyarbeit für die Kinder und Jugendlichen<br />
betreibt. Migrationsberatung direkt im<br />
Schilterhäusle und einen Jugendmigrationsdienst<br />
bieten die eng miteinander kooperierenden<br />
kirchlichen Träger der Diakonie<br />
und des Caritasverbandes, die beim Aktionstag<br />
gleichfalls präsent waren und eine<br />
Vielfalt an Beratungs- und Betreuungsangeboten<br />
für Kinder und Jugendliche vereinen.<br />
Erst angedacht, aber durch die räumliche<br />
Nähe vielleicht nicht allzufern ist eine Kooperation<br />
des KiFaZ mit der Schulkindergartengruppe<br />
für Körperbehinderte in<br />
der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt. Berührungspunkte<br />
gibt es bereits z.B. mit der<br />
Turngemeinde Schwenningen, der<br />
Agentur für Arbeit, Pro-Familia-Beratungsstelle,<br />
Berufsakademie, Kinderschutzbund,<br />
Franziskanermuseum oder<br />
dem Brennpunkt-Theater, die alle mit<br />
einem <strong>St</strong>and vertreten waren.<br />
Mit Ausdruckskraft und Emotion<br />
Das Brennpunkt-Theater führte schließlich<br />
zum Abschluss des Aktionstages unter der<br />
künstlerischen Leitung von Karin Pittner das<br />
<strong>St</strong>ück „Chatroom“ von Enda Walsh im<br />
<strong>Franziskus</strong>-Saal des David-Fuchs-Hauses<br />
auf. Und nicht nur Erziehungsleiter Jürgen<br />
Muff spielte dabei mit, sondern auch ein<br />
Jugendlicher des KiFaZ.<br />
29<br />
Kompakte Zusammenschau<br />
zeigt, dass ein tragfähiges<br />
Netz aller am Erziehungs- und<br />
Bildungsprozess Beteiligter<br />
notwendig ist.<br />
Die mitreißend gespielte, teilweise sehr beklemmende<br />
Inszenierung über Jugendliche,<br />
die miteinander im Internet-Chatroom kommunizieren<br />
und sich gegenseitig bis fast<br />
zum Selbstmord treiben, zeigte eine<br />
Ausdruckskraft und Emotion, wie sie der<br />
„reale“ Chatroom vor dem heimischen<br />
Bildschirm nicht bieten kann. Dadurch wie<br />
auch durch Pantomime und Wortfetzen<br />
machten die jugendlichen Schauspieler<br />
deutlich, was der Internet-Generation an<br />
kommunikativer Verarmung und auch Verführung<br />
droht.<br />
Mit dem Publikum tauschten die Akteure<br />
im Anschluss an die Aufführung Gedanken<br />
und Eindrücke aus und praktizierten damit<br />
den Dialog von Angesicht zu Angesicht, der<br />
Kindern und Jugendlichen heute – nicht<br />
nur im <strong>St</strong>ück – oft fehlt. Ewald Graf<br />
Impressum<br />
der franziskus-bote Zeitschrift der<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Herausgeber: Vorstand der <strong><strong>St</strong>iftung</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Auflage: 4000<br />
Redaktion: Ewald Graf (verantwortlich),<br />
Oliver Avemaria, Edgar Kränzler, Beate<br />
Mayer, Fritz Rudolf, Sr. Dorothea Thomalla<br />
(alle <strong>Heiligenbronn</strong>), Hans <strong>St</strong>urm (Baindt),<br />
Kai Marchfeld (Rottweil), Nadja Merkle<br />
(Spaichingen), Nadine Flock (Tübingen),<br />
Marianne Thoma und Ralf Eberhard (Tuttlingen),<br />
Werner Packmohr (Villingen-<br />
Schwenningen).<br />
Gestaltung und Satz:<br />
LINKDESIGN, Schramberg<br />
Druck:<br />
<strong>St</strong>raub-Druck GmbH, Schramberg<br />
Postanschrift:<br />
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2,<br />
78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>;<br />
Tel.: <strong>07</strong>422/569-306; Fax: 569-300;<br />
E-Mail:<br />
franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de
Bitte ausschneiden oder kopieren und faxen an <strong>07</strong>422 / 569-300<br />
Oder per Post an <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
Redaktion franziskus-bote, Kloster 2, 78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong>,<br />
Telefax: <strong>07</strong>422 / 569-300, E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
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Ein Anruf genügt (Telefon: <strong>07</strong>422 / 569-388)<br />
Die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> verfolgt ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke. Spenden sind steuerlich<br />
absetzbar. Sie erhalten nach Ablauf eines Kalenderjahres unaufgefordert eine Zuwendungsbestätigung.<br />
Kontonummer:<br />
BLZ: Bank:<br />
Kontoinhaber:<br />
Datum / Unterschrift des Kontoinhabers<br />
Spendenkonto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>: 540340 bei der Kreissparkasse Rottweil, BLZ 64250040<br />
30<br />
Unterstützung für<br />
„Baut ein Haus!“<br />
Einen Meilenstein erreicht hat die Spendenaktion<br />
„Baut ein Haus!“ für das Wohnheim<br />
<strong>St</strong>. Agnes in Spaichingen für mehrfachbehinderte<br />
Menschen. Es wurden schon über<br />
260 000 Euro für die Ausstattung des Hauses<br />
gesammelt, auch durch viele Aktionen<br />
unterstützt. Unter der Schirmherrschaft von<br />
Franz Schuhmacher und mit seiner tatkräftigen<br />
Unterstützung ließen sich 2500 Spender<br />
gewinnen, die das Projekt förderten.<br />
Auf der Internetseite www.baut-einhaus.de<br />
sind alle Spender genannt (wenn<br />
sie einverstanden sind), die 100 Euro und<br />
mehr gespendet haben. Sie werden dann<br />
auch auf die geplante „Tafel des Dankes“ im<br />
Haus <strong>St</strong>. Agnes aufgenommen. Wer die Aktion<br />
„Baut ein Haus!“ unterstützen möchte,<br />
kann dies mit einer Spende oder einer Abbuchung<br />
unter dem <strong>St</strong>ichwort<br />
„Haus <strong>St</strong>. Agnes“ tun.<br />
✃<br />
✃<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong>
Das ist ja das Vorletzte!<br />
Obwohl die Überschrift das Gegenteil ankündigt:<br />
die <strong><strong>St</strong>iftung</strong> ist nicht identisch mit dem angeführten<br />
Metzgerbetrieb und gibt auch keine Ratschläge<br />
für die Fleisch- oder Wurstzubereitung, sondern<br />
will in Spaichingen lediglich das Wohnheim <strong>St</strong>. Agnes<br />
für mehrfachbehinderte Menschen errichten.<br />
aus: Prima Spaichingen, Mai 20<strong>07</strong><br />
Klostertaler<br />
zum Reinbeißen<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Der Gruppenleiter der<br />
Blindenwohngruppe Birgitta, Uli Sieber,<br />
marschierte eines Morgens in die Bäckerei<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> in <strong>Heiligenbronn</strong><br />
in der Absicht, für seine Familie das bekannte<br />
Klosterbrot zu kaufen. Mit wohl etwas<br />
gedankenverlorenem Blick auf die<br />
Brotregale sagt er dann, als er an der Reihe<br />
ist: „Ich möchte zwei Klostertaler!“<br />
Nun hat die Bäckerei neben Backwaren<br />
zwar auch noch sonst ein paar Lebensmittel,<br />
aber mit Sicherheit weder Klostergelder<br />
noch gar Musik-CDs der bekannten Volksmusikgruppe.<br />
Dementsprechend verwundert<br />
schaut Verkäuferin Luitgard Müller,<br />
bis Uli Sieber selbst aufgeht, was seinem<br />
Mund entfallen ist, und in der Bäckerei<br />
ob des Versprechers große Heiterkeit ausbricht.<br />
Dem Manne konnte aber dann<br />
doch noch mit der richtigen Brotsorte geholfen<br />
werden.<br />
Von Kopf bis Rücken<br />
auf Theater eingestellt<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. So ein Musiktheater mit<br />
vielen Mitwirkenden bringt auch viele Umstände<br />
mit sich. Zu den Aufführungen von<br />
„David Fuchs“ (siehe Titelgeschichte) ließen<br />
sich etliche Geschichten erzählen wie die,<br />
dass der Darsteller von David Fuchs, der<br />
evangelische Pfarrer Gerhard Ruoff, als<br />
eifriger Theaterspieler um Professionalität<br />
bemüht, sich in der Probe kurz vor der Aufführung<br />
kurzerhand ein Musiktheater-Plakat<br />
mit dem Bildnis des Klostergründers<br />
schnappte und damit schnurstracks zu seinem<br />
Friseur ging, damit er ihm das Haar so<br />
franziskus-bote 2/<strong>07</strong><br />
ähnlich richte – was ja auch gut gelang.<br />
Oder dass Konrad Gießibl, in gleich zwei<br />
Spielrollen auf der Bühne und daneben<br />
als Sänger des <strong>Heiligenbronn</strong>er Chörle mit<br />
von der Partie, wegen seiner Rolle als<br />
Waldbruder Konrad, die ihm zunächst einen<br />
ausgiebigen Schlaf auf dem harten Bühnenboden<br />
bescherte, sich eigens in monatelanger<br />
Arbeit einen Bart wachsen ließ...<br />
Oder dass Vikar Michael Heil, als Solosänger<br />
unentbehrlich, auf der Anfahrt zur<br />
wichtigen Generalprobe doch prompt mit<br />
Motorschaden auf der Autobahn liegen<br />
blieb, er es aber wenigstens bis zur ersten<br />
Aufführung noch rechtzeitig schaffte....<br />
Für Irritation bei einer der drei Aufführungen<br />
sorgte ausgerechnet Generalvikarin<br />
Schwester Agnes Löber, die ansonsten<br />
hinter den Kulissen wirbelte, dass alles glatt<br />
laufe und parat stehe einschließlich den<br />
Getränken und Brötchen für die Mitwirkenden.<br />
Kam sie doch in den Regieraum und<br />
bückte sich, um unter den Utensilien am<br />
Boden ein wichtiges Teil zu suchen, stieß<br />
dabei aber beim Bücken mit ihrem Rücken<br />
so geschickt an einen Knopf des Regieraums,<br />
dass dieser eingedrückt wurde und<br />
mitten in das Spiel hinein der damit ausgelöste<br />
Pausengong erklang – passenderweise<br />
übrigens in die Schulklassenszene.<br />
Die Akteure ließen sich jedoch nicht beirren<br />
und das Publikum blieb ebenfalls sitzen...<br />
Kutsche der Königin<br />
anstelle Schauspiel<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Der Andrang zu den<br />
Aufführungen von „David-Fuchs – Spiel mit<br />
dem Leben“ war an allen drei Tagen so<br />
groß, dass vor Beginn doch etliche Zuschauer<br />
wegen Überfüllung wieder weggeschickt<br />
werden mussten. Dies passierte am<br />
Sonntag auch dem <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Schreinermeister<br />
Jürgen Gruber, als er mit seiner Familie<br />
kurz vor Aufführungsbeginn an den<br />
Elisabetha-Glöckler-Saal kam. Schwester<br />
Agnes blieb nichts übrig, als auch ihn wegzuschicken,<br />
doch lief Familie Gruber direkt<br />
Reittherapeut Martin Müller in die Arme,<br />
der für den Auftritt von Königin Olga sein<br />
Pferd Lukas warmlaufen musste mitsamt<br />
der Kutsche hintendran und so konnten<br />
Grubers kurzerhand ein paar Runden<br />
durchs Gelände drehen, was den Kindern<br />
ebensogut gefiel wie der Besuch des<br />
Schauspiels.<br />
31<br />
Hochprozentiges<br />
Klosterwässerchen<br />
<strong>Heiligenbronn</strong>. Im David-Fuchs-<strong>St</strong>ück hatten<br />
Klaus Andreae von der Theaterwerkstatt<br />
Schramberg und Udo Neudeck von<br />
der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> miteinander eine Szene, in der<br />
sie als Geistliche sich über David Fuchs<br />
unterhalten und dabei kräftig aus dem Bierglas<br />
trinken – Wasser natürlich. Zumindest<br />
war das in der Probe und den ersten Aufführungen<br />
so. Angeregt von den Erzählungen<br />
des Regisseurs Tonio Kleinknecht, wie<br />
es am „echten“ Theater so zugeht, stiftete<br />
Klaus Andreae dann aber Sozialdienstler<br />
Frank King als Mann hinter den Kulissen<br />
dazu an, seinem Kollegen in der letzten<br />
Aufführung aber keinen „so billigen Fusel“<br />
mehr ins Glas zu tun, sondern „was recht’s“.<br />
Sollte dieser auch haben. Schwester<br />
Agnes ging im Kloster auf Suche nach einem<br />
Schnäpschen, fand nach mehrmaligen<br />
Anläufen auch etwas und Bianca Hock<br />
vom Sozialdienst tröpfelte beim Herrichten<br />
der Requisiten statt Wasser den Kloster-<br />
„Geist“ in den Krug, nicht nur jedoch bei<br />
Udo Neudeck, sondern auch bei Klaus<br />
Andreae selbst. So waren beide während<br />
der Aufführung schwer überrascht, was sie<br />
da mit kräftigem Schwung tranken und<br />
mussten sich alle Mühe geben, das Gesicht<br />
nicht allzusehr zu verziehen (siehe auf dem<br />
Bild Udo Neudeck). Das geistige Getränk<br />
befeuerte sie auch zu einigen gar nicht im<br />
Text vorgesehenen Äußerungen – zum<br />
Spaß der Mitspieler und ohne dass das<br />
Publikum es bemerkt hätte...
Kunst im Gemüseglas unter dem<br />
Motto „Auch wir sind Geschichte“<br />
präsentieren über 70 Gruppen aus<br />
dem Kloster, der <strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong><br />
und der Kirchengemeinde <strong>Heiligenbronn</strong><br />
im Rahmen der Geschichtsausstellung<br />
zum Klosterjubiläum.<br />
Schüler, Wohn- und Werkstattgruppen,<br />
Schwesternkonvente und<br />
Gemeindegruppen haben sich selbst<br />
<strong><strong>St</strong>iftung</strong> <strong>St</strong>. <strong>Franziskus</strong> <strong>Heiligenbronn</strong><br />
Kloster 2<br />
78713 Schramberg-<strong>Heiligenbronn</strong><br />
Telefon: 0 74 22 / 5 69-0<br />
Telefax: 0 74 22 / 5 69-3 00<br />
E-Mail: franziskus-bote@stiftung-st-franziskus.de<br />
Internet: www.stiftung-st-franziskus.de<br />
Spendenkonto: 540 340<br />
BLZ: 642 500 40, KSK Rottweil<br />
Foto: Graf<br />
in einem kleinen Gemüseglas porträtiert<br />
oder gratulieren dem Kloster<br />
zum Jubiläum und repräsentieren so<br />
die bunte Vielfalt, die das heutige<br />
<strong>Heiligenbronn</strong> charakterisiert – direkt<br />
am Eingang zur Jubiläumsausstellung<br />
„Von der Quelle bewegt“. Die Gläser<br />
sind bereits auf großes Interesse gestoßen<br />
und ebenfalls bis 21. Oktober<br />
im Klosterhof zu sehen.