ORIENTIERUNGEN - Ludwig-Erhard-Stiftung
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Börsengang der Deutschen Bahn<br />
Fünf Modelle zur Bahnprivatisierung<br />
Das PRIMON-Gutachten untersucht fünf Privatisierungsmodelle:<br />
das „Integrierte Modell“, das im Wesentlichen der aktuellen gesellschaftsrechtlichen<br />
Struktur des DB-Konzerns mit einer Management-Holding entspricht;<br />
das „Eigentumsmodell“, welches eine Ausgliederung des Eigentums an der<br />
Schieneninfrastruktur auf ein Wirtschaftsunternehmen vorsieht, dessen Gesellschaftsanteile<br />
vom Bund gehalten werden;<br />
das „Eigentumsmodell in einer Ausgestaltungsvariante“ mit Auftragsverhältnis,<br />
in dem nicht nur die Vermögensverwaltung des Eigentums, sondern<br />
auch Aufgaben wie Trassenvergabe sowie bestimmte übergeordnete (steuernde)<br />
Aufgaben des Infrastruktur-Managements (Planung) auf den Eigentümer<br />
der Infrastruktur übergehen;<br />
das „Finanzholding-Modell“ mit einer unmittelbaren Bundesbeteiligung an<br />
der Infrastruktur, in dem die Holding nur mehr vermögensverwaltende Tätigkeiten<br />
wahrnimmt;<br />
das „Getrennte Modell“, das eine vollständige Trennung zwischen Infrastruktur<br />
und Betrieb vorsieht. Privatisiert werden sollen materiell lediglich die<br />
Transportunternehmen (in diesem Modell bis zu 100 Prozent möglich).<br />
läufig sein. Lediglich im Schienengüterverkehr soll es unter bestimmten Bedingungen<br />
zu Anteilsgewinnen kommen.<br />
Das Eigentumsmodell wirft viele Fragen auf<br />
In den zwei Anhörungen im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages erhielt<br />
die Privatisierung des integrierten Unternehmens so gut wie keine Unterstützung.<br />
Seit Juni 2006 wird daher das sogenannte Eigentumsmodell diskutiert:<br />
Das Netz wird von der DB AG abgetrennt und bleibt im Besitz des Bundes.<br />
Doch die zu privatisierende DB AG wird allein zuständig bleiben für die<br />
Bewirtschaftung des Netzes. Dazu zählt auch die Kontrolle über die Investitionen<br />
in das Netz. Da es bei dieser Variante einen engen Zusammenhang zwischen<br />
der Transportgesellschaft DB AG und dem formell staatlichen Netz geben<br />
wird, darf – so die im PRIMON-Guachten vertretene Auffassung – die<br />
DB AG nur zu 49 Prozent in das Eigentum von privaten Investoren übergehen.<br />
Das Eigentumsmodell scheint die Schwierigkeiten, die es mit den anderen Modellen<br />
gibt, zu lösen: Der Bahnbetrieb wird privatisiert, das Netz bleibt unter<br />
staatlicher Kontrolle, und beide Teile bleiben eng miteinander verbunden.<br />
Doch einige wichtige Fragen bleiben unbeantwortet, zum Beispiel: Wo verbleiben<br />
die in der AG Station & Service zusammengefassten rund 5 500 Bahnhöfe<br />
Wenn sie weiterhin der teilprivatisierten DB AG gehören, dann verfügt diese<br />
über Hunderte Gebäude in Citylagen, in die in den letzten 150 Jahren immense<br />
Summen öffentlicher Gelder geflossen sind.<br />
Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 109 (3/2006)<br />
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