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ORIENTIERUNGEN - Ludwig-Erhard-Stiftung

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Börsengang der Deutschen Bahn<br />

Chancen hat, die Länder zu „erpressen, sie zu locken und glaubwürdig zu drohen“.<br />

Vielmehr ist es umgekehrt: Die Länder selbst haben die Möglichkeit, der<br />

DB AG „glaubwürdig zu drohen“, weil es sich die DB AG nicht erlauben kann,<br />

ein Bundesland als Kunden zu verlieren. Als Unternehmen mit hohen fixen<br />

Kosten ist sie auf jeden Deckungsbeitrag angewiesen.<br />

Säkulare Trends<br />

Unter allen Sachkennern besteht Konsens, dass sich die Wettbewerbsintensität<br />

auf der Schiene in der näheren Zukunft nicht wesentlich verändern wird,<br />

gleichgültig, ob das Separationsmodell oder das Integrationsmodell verwirklicht<br />

wird. Daher hat das PRIMON-Gutachten Annahmen über die Wettbewerbswirkungen<br />

der untersuchten Organisationsmodelle bis 2020 getroffen.<br />

So wird zum Beispiel vorausgesagt, dass der Marktanteil der DB AG im SPNV<br />

von heute 86 Prozent auf 56 Prozent im Jahre 2020 absinken wird, wenn das Eigentumsmodell<br />

realisiert wird, bei dem die Infrastruktur Eigentum einer<br />

Bundesbehörde wird. Beim integrierten Modell verliert die DB AG nach den<br />

Ausführungen im PRIMON-Gutachten weniger: Der Marktanteil sinkt nur auf<br />

60 Prozent. Der Unterschied von vier Prozentpunkten über einen Zeitraum<br />

von 15 Jahren ist nicht signifikant. Zudem wird im Jahr 2020 der Wettbewerb<br />

auf der Schiene wahrscheinlich auch maßgeblich durch die Konkurrenz auf einem<br />

einheitlichen europäischen Schienennetz gekennzeichnet sein. Einflüsse<br />

des potenziellen internationalen Wettbewerbs auf der Schiene klammert das<br />

PRIMON-Gutachten jedoch völlig aus.<br />

Der Wettbewerb auf der Schiene ist gekennzeichnet durch einen marktmächtigen<br />

Anbieter und eine wachsende Anzahl mittelgroßer und großer Konkurrenten.<br />

Die Prognose, dass der Wettbewerb zunehmen wird, ist plausibel. Die<br />

Wettbewerbsintensität wird aber nicht messbar unterschiedlich sein, gleichgültig,<br />

ob die Separation oder die Integration verwirklicht wird. Diese Voraussage<br />

geht von einer funktionsfähigen Regulierung der Schienenverkehrsmärkte<br />

aus. Der BahnBeirat sieht aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit dem<br />

Bundeskartellamt und der Europäischen Wettbewerbsdirektion keinen Grund,<br />

an der Effizienz der Missbrauchsaufsicht in Europa zu zweifeln. Die Regulierungsbehörde<br />

wäre sicher nicht geschaffen worden, wenn man an der Effizienz<br />

ihrer Kontrolle eines diskriminierungsfreien Zugangs zu den Schienenverkehrsmärkten<br />

Zweifel gehegt hätte. Alle anderen Kriterien sprechen für einen<br />

Börsengang des integrierten Bahnkonzerns. <br />

Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik 109 (3/2006)<br />

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