Auf bleibende Helle - Startbereit - Mariann Baschnonga

2.3 Gründe für die Ablehnung der Einordnung von Philosophischer
Beratung als Therapie
Raabe führt für die Ablehnung der Einordnung von Philosophischer Beratung
als Therapie die Argumente von Gerd B. Achenbach an, welcher im Mai 1981
in Bergisch Gladbach eine der ersten Philosophische Praxen gegründet hat:
Philosophische Beratung kann nicht als Therapie betrachtet werden, weil zwei
wesentliche Kriterien, die Therapie beschreiben, nicht vorkommen - zum
einen wird der Klient nicht als „Fall“ betrachtet und zum anderen fehlt das
Ziel, „den Patienten zu ändern“, indem etwas mit ihm gemacht wird. Die
Kriterien „Diagnose und Prognose“ und „Passivität“ sind in der Philosophischen
Beratung nicht erfüllt.
Raabe bezieht sich auch auf Ben Mijuskovic, Psychoanalytiker und Philosoph
in den USA, der argumentiert, Philosophische Beratung sei nicht therapeutisch,
weil der Klient im Normalfall nur an seiner „Weltsicht“ und seinen
„Prinzipien“ arbeitet. Gemäss Mijuskovic ist das Kriterium „Leiden“ in der
Philosophischen Beratung nicht erfüllt.
Raabe zieht das Fazit, dass die Philosophische Beratung zur Wahrnehmungs-
und Sichterweiterung, zur Kultivierung des Klienten beiträgt und somit
höchstens indirekt zur Auflösung eines Leidens führt. Das Ziel einer Philosophischen
Beratung ist auch deshalb nicht die Heilung des Klienten, weil
praktische Philosophie gerade Definitionen hinterfragt, wie: Was ist normal?
Was ist geistige Gesundheit? Was ist seelisches Wohlbefinden? Es geht in der
Philosophischen Beratung um das Verständnis von Lebenszusammenhängern
und die Einordnung der eigenen Erfahrungen, der eigenen Geschichte in die
Geschichte der Menschheit. Das Kriterium „Erwartungen“ ist in der Philosophischen
Beratung anders besetzt als in einer Psychotherapie.
Auf bleibende Helle.doc 12.11.2010 Seite - 7 -