Auf bleibende Helle - Startbereit - Mariann Baschnonga

Im Verlaufe des Gesprächs habe ich ihr die aristotelische Vorstellung vom
Streben nach dem Guten vorgestellt, d.h. im rechten Sinne tätig zu sein. Die
Klientin gewann dadurch eine ergänzende Sicht auf die Weltsituation. Sie
erkannte, welchen Beitrag sie selbst in ihrem Umfeld zur Verbesserung der
Weltsituation beitragen kann. Sie fühlte sich dadurch weniger abhängig und
gewann durch das philosophische Beratungsgespräch an Autonomie.
Dieses Beratungsgespräch war für mich ein Schlüsselerlebnis, wie Philosophische
Beratung auch einfachen Menschen Orientierung geben kann, wenn
im Beratungsgespräche die philosophischen Ansätze mit der Biografie der
Klientin verknüpft werden. Ganz im Sinne des von mir geprägten Mottos für
meine Philosophische Praxis:
„Denken neue Farben entdecken.
Horizonte öffnen.
Gegensätze verbinden.
Klarheit im Leben und Handeln schaffen.“
Meine Meinung zur Erarbeitung eines philosophischen Welt- und
Menschenbilds bei Depressionen:
Die Erarbeitung eines eigenen Welt- und Menschbildes - am besten mit
Unterstützung von einer philosophischen Beraterin, um „falsche Ideen“ zu
erkennen -, scheint mir der wichtigste Baustein beim Ausstieg aus
Depressionen zu bleibender Helle zu sein: Bei emotional erschütternden
Erfahrungen kann die Klientin das eigenen Weltbild immer wieder zur
Orientierung heranziehen. In Zeiten, wo Orientierung fehlt, hilft ein schriftlich
festgehaltenes Weltbild die Aktivitäten wieder auf die Umsetzung der eigenen
Lebensvision zu fokussieren. Für Jeanne Hersch ist Orientierung ein
Menschenrecht, dass sie wie folgt beschreibt:
„Ich habe es stets für ein Grundrecht jedes Menschen gehalten,
zur vollen Entwicklung zu gelangen - nicht so sehr auf intellektuellem,
künstlerischem, physischem oder irgendeinem anderen Gebiet -,
sondern im Bezug auf seine Fähigkeit, klar zu sehen, zu wissen, wo er
in Zeit und Raum steht, so dass er sich frei, bewusst und verantwortlich
in der ihn umgebenden Welt entscheiden kann.“
(Jeanne Hersch, Schwierige Freiheit)
Auf bleibende Helle.doc 12.11.2010 Seite - 18 -