07.01.2015 Aufrufe

Die Inkassowirtschaft - Bundesverband Deutscher Inkasso ...

Die Inkassowirtschaft - Bundesverband Deutscher Inkasso ...

Die Inkassowirtschaft - Bundesverband Deutscher Inkasso ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong><br />

Ausgabe 6 Juli 2013<br />

DAS MAGAZIN DES BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.<br />

»Projekt Schulschwein«<br />

Geld ausgeben lernen<br />

BDIU unterstützt Schulden -<br />

prävention an Grundschulen<br />

Schuldnerberatung<br />

Mit Gläubigern reden<br />

Gemeinsam Wege aus<br />

der Überschuldung finden<br />

Jahreshauptversammlung<br />

Branchentreff in Dresden<br />

Impressionen eines<br />

erfolgreichen Kongresses<br />

www.inkassowirtschaft.de


<strong>Inkasso</strong> || STANDPUNKT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

INHALT<br />

zwischen sechs und sieben Millionen Deut -<br />

sche haben Schulden in einer solchen<br />

Hö he angehäuft, dass sie sie aus eigener<br />

Kraft nicht mehr zurückzahlen können.<br />

Auch für die Wirtschaft ist das ein echtes<br />

Problem: Denn die geschädigten Unter -<br />

nehmen müssen ihre eigenen Verbindlichkeiten<br />

wei terhin begleichen – sei es für die<br />

Ma terial kosten der gelieferten Waren, für<br />

Miet zahlungen oder aber für die Gehälter<br />

ihrer Mitarbeiter. Erhalten Gläubiger das ihnen zustehende Geld<br />

nicht, sind viele wirtschaftliche Existenzen gefährdet.<br />

Dabei stellen wir als <strong>Inkasso</strong>unternehmer immer wieder fest: <strong>Die</strong><br />

Ursachen von Überschuldung sitzen tief. Oft haben Betroffene<br />

schon als Jugendliche erste Schulden aufgenommen, oder aber ihr<br />

Elternhaus hat einen schlechten Umgang mit den eigenen finanziellen<br />

Mitteln vorgelebt.<br />

Wie aber bekommt man dieses Problem in den Griff<br />

Einen vielversprechenden Ansatz verfolgt das Projekt Schulschwein.<br />

<strong>Die</strong> private Initiative gibt Schülern, deren Eltern und Lehrern praktisch<br />

erprobte Materialien und Lernhilfen an die Hand, um den verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Geld zum Thema im Unterricht<br />

und zu Hause in der Familie zu machen. Das Besondere: Als einzige<br />

bundesweit aktive Initiative setzt das Projekt Schulschwein mit der<br />

Präventionsarbeit bereits in der Grundschule an.<br />

<strong>Inkasso</strong> || AKTUELLES 3<br />

Kaufmännische Ausbildung<br />

mit Zusatzqualifikation »<strong>Inkasso</strong>«<br />

BDIU als Sachverständiger<br />

im Bundestags-Rechtsausschuss<br />

<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

GELD AUSGEBEN WILL<br />

GUT GELERNT SEIN<br />

Das Projekt Schulschwein macht<br />

Schuldenprävention in Grundschulen<br />

<strong>Inkasso</strong> || IM GESPRÄCH 9<br />

»WIR BRAUCHEN MEHR PRÄVENTION«<br />

Expertin Susanne Wilkening erklärt,<br />

wie Überschuldeten geholfen werden kann<br />

<strong>Inkasso</strong> || KONGRESS 12<br />

BRANCHENTREFF IN DRESDEN<br />

500 Teilnehmer und Gäste tauschten sich<br />

zu inkassorelevanten Themen aus<br />

4<br />

Wir sind überzeugt: Neben den Eltern müssen auch die Schulen<br />

Kindern helfen, mit den immer komplexer werdenden finanziellen<br />

Zusammenhängen von heute zurechtzukommen. Wie das praktisch<br />

funktionieren kann, erfahren Sie in diesem Heft.<br />

Ich wünsche Ihnen eine angenehme und interessante Lektüre<br />

Ihre<br />

Marion Kremer<br />

Vizepräsidentin <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen<br />

Impressum<br />

Herausgeber <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V. ||<br />

Friedrichstraße 50–55 || 10117 Berlin || Telefon 030/206 07 36-0 ||<br />

bdiu@inkasso.de || www.inkasso.de Registergericht Amtsgericht<br />

Charlottenburg VR 28841 B V.i.S.d.P. Kay Uwe Berg<br />

Redaktion Marco Weber, Kay Uwe Berg Konzept + Gestaltung<br />

Nolte | Kommunikation Bildnachweis BDIU; Diana Bartl/Projekt<br />

Schulschwein; Ulrike Fischer; Susanne Wilkening; Peter Himsel/<br />

BDIU-Jahreshauptversammlung; fotolia.com/PRCreativeTeam;<br />

shutterstock.com/Symbiot<br />

Deutsche<br />

<strong>Inkasso</strong> Akademie<br />

<strong>Die</strong> Weiterbildungsinstitution<br />

der <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong><br />

www.inkassoakademie.de


<strong>Inkasso</strong> || AKTUELLES<br />

<strong>Inkasso</strong> in Kürze<br />

Start ins Berufsleben<br />

Mitte Juni freuten sich 23 Absolventen der Staatlichen<br />

Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium<br />

in Hamburg-Harbug: Sie erhielten ihre Abschluss -<br />

zeugnisse und dürfen sich fortan Kaufmann beziehungsweise<br />

Kauffrau mit Zusatzqualifikation<br />

»<strong>Inkasso</strong>« nennen.<br />

Der Ausbildungszweig an der Handelsschule<br />

»H10« in Hamburg ist in dieser Form in Deutsch -<br />

land einzigartig. Vor allem <strong>Inkasso</strong>unternehmen<br />

aus dem norddeutschen Raum entsenden bereits<br />

seit über zehn Jahren ihre kaufmännischen<br />

Auszubildenden an diese Berufsschule, um ihre<br />

jungen Mitarbeiter auf die besonderen Herausforderungen<br />

einer Tätigkeit in der <strong>Inkasso</strong>branche intensiv vorzubereiten.<br />

<strong>Die</strong> dreijährige Berufsausbildung besteht zu 60 Prozent aus kaufmännischen<br />

Inhalten. Der Rest bezieht sich auf die Forderungsein -<br />

ziehung und bereitet die Berufsschüler neben der Vermittlung von<br />

juristischen Inhalten insbesondere auf den Ausgleich der Inte ressen<br />

von Gläubigern und Schuldnern vor. »H10«-Schulleiter Wolfgang<br />

Bruhn gratulierte den Berufsanfängern zu ihrem erfolgreichen<br />

Abschluss und mahnte sie gleichzeitig, sich ihrer großen Verantwortung<br />

bewusst zu sein. Dem Thema »Schulden« komme in unserem<br />

Wirtschaftssystem eine immer größere Bedeutung zu.<br />

Kirsten Pedd als Sachverständige<br />

für den BDIU im Bundestag<br />

Mitte Mai lud der Rechtsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages zu ei -<br />

ner öffentlichen Anhörung über das<br />

geplante »Gesetz gegen unseriöse<br />

Geschäftspraktiken«, mit dem Verbraucher<br />

auch vor unseriösem <strong>Inkasso</strong><br />

geschützt werden sollen.<br />

BDIU-Präsidiumsmitglied Kirsten<br />

Pedd vertrat als Sachverständige<br />

die Interessen der <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong><br />

und machte deut lich, dass nicht nur Verbraucher, sondern<br />

auch die seriösen <strong>Inkasso</strong>unternehmen unter den Machenschaften<br />

der »schwarzen Schafe« leiden und der BDIU das Ziel<br />

des Gesetzgebers daher voll und ganz unterstützt.<br />

Allerdings führte Pedd in ihrer Stellungnahme zahlreiche Kritikpunkte<br />

an dem vorliegenden Gesetzesentwurf an, die in<br />

der weiteren Diskussion von mehreren anderen Teilnehmern<br />

ausdrücklich unterstützt wurden. Insbesondere die Frage der<br />

Aufsicht wurde dabei diskutiert. Neben Kirsten Pedd argumentierten<br />

sowohl Sachverständige vonseiten der Wirtschaft<br />

als auch des Verbraucherschutzes, dass vor allem die behördliche<br />

Aufsicht über <strong>Inkasso</strong>unternehmen verbessert werden<br />

müs se, um unseriösen Geschäftspraktiken wirkungsvoll entgegenzuwirken.<br />

Dagegen träfe ein Gebührendeckel nicht zuletzt<br />

die seriösen Unternehmen – die unseriösen Unternehmen<br />

hielten sich ohnehin nicht an Recht und Gesetz und ließen<br />

sich durch geänderte Gebührenregelungen nicht von ihrem<br />

Treiben abhalten.<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

BS Software GmbH<br />

Martin-Kollar-Str. 15<br />

81829 München<br />

Fon 0 89/451 90 10<br />

Fax 0 89/ 688 16 74<br />

info@bs-inkasso.de<br />

www.bs-inkasso.de<br />

Ab 01.02.2014 verbindlich,<br />

mit BS<strong>Inkasso</strong> schon heute möglich!


<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

SCHULDENPRÄVENTION<br />

Geld ausgeben will<br />

gut gelernt sein<br />

EXPERTEN SIND SICH EINIG: ES MUSS MEHR ZUR SCHULDEN -<br />

VERMEIDUNG GETAN WERDEN. EINEN NEUEN WEG GEHT DAS<br />

»PROJEKT SCHULSCHWEIN«. DIE PRIVATE, DURCH SPENDEN FINANZIERTE INITIATIVE AUS MÜNCHEN HAT<br />

PRAXISERPROBTE UNTERRICHTSIDEEN ENTWICKELT, DIE ELTERN, LEHRERN UND GRUNDSCHUL KINDERN<br />

DEN INTELLIGENTEN UMGANG MIT GELD NAHEBRINGEN. DER BDIU UNTERSTÜTZT DAS PROJEKT.<br />

Es ist bunt, es sieht gut aus, und es hilft bei der Gelderziehung:<br />

Das transparente »Schulschwein« des gleichnamigen<br />

Projekts steht in immer mehr Grundschulklassen und bei<br />

immer mehr Familien zu Hause. Entwickelt haben die Idee<br />

Stephanie Schmid, eine Rechtsanwältin aus München, und<br />

die Fotografin Diana Bartl.<br />

Gründe Jugendverschuldung<br />

(Verbraucher 18 bis 24 Jahre; laut Erfahrung der <strong>Inkasso</strong>unternehmen)<br />

83 %<br />

75 %<br />

72 %<br />

72 %<br />

66 %<br />

55 %<br />

51 %<br />

43 %<br />

16 %<br />

12 %<br />

Zu hohe Konsumausgaben<br />

Zu wenige Kenntnisse über Verträge<br />

Schlechtes Vorbild des Elternhauses<br />

Zu wenig Thema in den Schulen<br />

Zu wenig Eigenverantwortung<br />

Zu wenige Kenntnisse über<br />

wirtschaftl. Zusammenhänge<br />

Löhne/Gehälter zu gering<br />

Schlechte Zukunftsperspektiven<br />

Zu früh Dispokredite eingeräumt<br />

Arbeitslosigkeit/keine Lehrstelle<br />

© <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V., Mai 2013<br />

Das Schulschwein-Konzept ist einfach und logisch, und<br />

genau deshalb funktioniert es auch so gut. Kinder können<br />

in dem transparenten Sparschwein Geld in vier Fächern<br />

hin terlegen. Alle Fächer sind mit praktischen Themen verbunden:<br />

»Ausgeben«, »Sparen«, »Investieren« und »Gute<br />

Tat«. So lernen sie gleichzeitig mit ihren ersten Erfahrungen<br />

im Schulunterricht, wie sie mit Geld verantwortungsvoll<br />

umgehen – und werden so bestens auf die komplexen<br />

Heraus forderungen vorbereitet, die die Gesellschaft mit<br />

ih rem vielfältigen System aus Geldausgaben, Sparen und<br />

Investieren später an sie stellen wird.<br />

»Wir möchten Kinder dazu animieren, sich konkret Ge dan -<br />

ken darüber zu machen, was sie mit ihrem Geld anstellen<br />

wollen«, erklärt Stephanie Schmid den Sinn des Projektes.<br />

In ihrer Kanzlei hat sie oft mit überschuldeten Mandaten<br />

zu tun. Daher weiß sie, welche Folgen es haben kann, wenn<br />

mit Geld falsch umgegangenen wird. In vielen Gesprächen<br />

hat sie bei Ratsuchenden eine Art Schuldenspirale beo -<br />

bachtet – »ein fataler Kreislauf, in dem immer mehr Geld<br />

ausgegeben wird und die Eltern letztlich den Überblick über<br />

ihre finanziellen Verhältnisse verlieren«, so Schmid.<br />

Sorgenfall Konsum-Überschuldung<br />

Dass das ein großes Problem ist, wissen auch die <strong>Inkasso</strong> -<br />

unternehmen. Fast jeder zehnte Erwachsene in Deutschland<br />

gilt als überschuldet. <strong>Die</strong> Wurzeln dieses Problems<br />

sitzen tief. »Viele überschuldete Erwachsene haben bereits<br />

in jungen Jahren Schulden aufgenommen, etwa um sich<br />

eine neue Jeans, neue Schuhe oder Elektronik wie zum<br />

Beispiel ein neues Handy zu leisten«, berichtet Marion<br />

Kremer, Vizepräsidentin des <strong>Bundesverband</strong>es der <strong>Inkasso</strong> -<br />

unternehmen. Das hat weitreichende Folgen. »Wenn Un -<br />

ter nehmen das ihnen zustehende Geld nicht erhalten, weil<br />

ihre Kunden den Überblick über ihre Finanzen verloren<br />

haben, geht das letztlich auf Kosten aller«, sagt Kremer und<br />

fordert daher: »Gegen solche Konsum-Überschuldung<br />

muss dringend etwas unternommen werden, denn sie ist<br />

Gift für eine nachhaltige Wirtschaft.«<br />

Zu hohe Konsumausgaben sind nach Erfahrung von 83 Pro -<br />

zent der <strong>Inkasso</strong>unternehmen der häufigste Grund, warum<br />

4<br />

BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.


<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

junge Verbraucher zwischen 18 und 24 Jahren Schul den<br />

haben. Dabei fließen die aufgenommenen Mittel offensichtlich<br />

häufig in die Befriedigung kurzfristiger Konsumbedürfnisse<br />

– auch dies bestätigen die <strong>Inkasso</strong>unternehmen<br />

in ihrer Umfrage. 86 Prozent melden, dass junge<br />

Schuldner Verbindlichkeiten bei Telekommunikationsunternehmen<br />

haben, ebenfalls 86 Prozent nennen Onlinehändler<br />

(Mehrfachantworten waren in dieser Befragung<br />

möglich). Weite re häufige Gläubiger verschuldeter Verbraucher<br />

zwischen 18 und 24 Jahren sind demnach<br />

Versand händler (65 Prozent der <strong>Inkasso</strong>unternehmen bestätigen<br />

das), Internet-Serviceanbieter (64 Prozent) und<br />

Fitness studios (58 Prozent).<br />

Gerade Jugendliche und junge Erwachsene müssten laut<br />

Kremer davor geschützt werden, in Schuldensituationen<br />

zu geraten. »Häufig führt ein mangelndes Finanzwissen<br />

da zu, dass man leichtfertig mit seinem Geld umgeht«, so<br />

die BDIU-Vizepräsidentin. In der Verbandsumfrage sagen<br />

75 Prozent der <strong>Inkasso</strong>unternehmen, dass zu wenige Kennt -<br />

nisse über vertragliche Verpflichtungen, zum Beispiel bei<br />

Internetgeschäften, der Grund dafür sind, warum junge<br />

Verbraucher zwischen 18 und 24 Jahren Schulden haben.<br />

Oftmals, so die Erfahrung der <strong>Inkasso</strong>dienstleister, werden<br />

die Probleme schlicht und ergreifend aber auch nur<br />

»vererbt« – 72 Prozent der befragten BDIU-Unternehmen<br />

verweisen darauf, dass junge Schuldner bereits im Elternhaus<br />

mit einem schlechten Vorbild konfrontiert worden<br />

seien.<br />

Schlechtes Vorbild Elternhaus<br />

»Wenn die eigenen Eltern den Konsum auf Pump vorleben<br />

und die Kinder es als normal empfinden, dass regelmäßig<br />

Mahnungen ins Haus kommen oder sogar der Gerichtsvollzieher<br />

vor der Tür steht, ist ihre Hemmschwelle,<br />

selbst Schulden aufzunehmen, viel niedriger«, berichtet<br />

Kremer. »Daher ist es auch Aufgabe unse rer Bildungs -<br />

einrichtungen, junge Menschen auf das Wirt schaftsleben<br />

und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld vorzubereiten.<br />

<strong>Die</strong> Schulen sind in der Pflicht, zum Beispiel im<br />

Wirtschafts- und Sozialkundeunterricht praktische Hilfestellungen<br />

für die immer komplexer werdenden Finanzzusammenhänge<br />

zu geben.«<br />

<strong>Die</strong>se Überzeugung teilen auch Stephanie Schmid und<br />

Dia na Bartl. »Es schmerzt, mitzuerleben, wenn Eltern ihr<br />

eigenes gestörtes Verhältnis zum Geld an ihre Kinder<br />

weitergeben und die Schuldenspirale sich so in der nächsten<br />

Generation ungehindert weiterdreht«, sagt Stephanie<br />

Schmid.<br />

Vor drei Jahren war es dann soweit: Stephanie Schmid<br />

wollte nicht erst eingreifen, wenn es bereits zu spät ist und<br />

die Schulden sich zu einem nicht mehr zu bewältigenden<br />

Berg aufgehäuft haben, sondern sie wollte präventiv gegen<br />

Jugendverschuldung tätig werden – die Geburtsstunde des<br />

Projektes Schulschwein!<br />

Ab der ersten Klasse<br />

Als einziges bundesweit aktives Präventionsprojekt setzt<br />

es bereits in Grundschulen an. »Denn Kinder sollen möglichst<br />

früh altersgerecht und praktisch erfahren, wie sie mit<br />

Geld umgehen können«, sagt Schmid. »Bei Sechs- bis<br />

Dreizehnjährigen gibt es noch eine realistische Chance,<br />

Fehlverhalten entsprechend zu bewerten und diesem von<br />

Anfang an mit pädagogischen Mitteln entgegenzuwirken.«<br />

Woher kommt eigentlich das Geld<br />

»Das Geld kommt doch aus dem Automaten!« Solche und<br />

ähnliche Sprüche hören Eltern oft von ihren Kindern.<br />

Oder: »Mama und Papa geben mir das Geld.« Dass das<br />

Geld allerdings auch verdient werden muss und dass es<br />

nicht unendlich viel Nachschub davon gibt, weder am Automaten,<br />

noch von Mama und Papa, das ist vielen Kindern<br />

nicht bewusst – ganz gleich übrigens, aus welcher gesellschaftlichen<br />

Schicht sie kommen.<br />

»Einige Kinder kriegen alles, was sie sich wünschen, haben<br />

wesentlich mehr, als sie brauchen, und müssen sich auch<br />

keine Gedanken darüber machen, jemals pleite zu sein«,<br />

beschreibt Stephanie Schmid vom Projekt Schulschwein<br />

die Lebenswelten mancher Schüler in Deutschland. »Andere<br />

Kinder dagegen müssen zu sozialen Einrich tungen<br />

wie zum Beispiel der Tafel gehen, damit sie etwas zu essen<br />

bekommen.« Beiden Erfahrungswelten – dem Le ben im<br />

Überfluss und dem Leben in Armut – ist allerdings gemein,<br />

dass die darin aufwachsenden Kinder nicht lernen,<br />

mit Geld umzugehen. <strong>Die</strong> einen erleben nie, wie es ist, mit<br />

knappen finanziellen Ressourcen zu rechnen. »Da bei ist es<br />

wichtig, auch einmal die Erfahrung zu machen, kein Geld<br />

zu haben, zumindest für einen überschaubaren Zeitraum,<br />

zum Beispiel für ein paar Tage«, meint Stephanie Schmid.<br />

Kinder dagegen, deren Eltern verschuldet oder arm sind,<br />

haben meist kaum eigenes Geld zur Verfügung. Auch sie<br />

werden also allein mit familiärer Unterstützung den Umgang<br />

mit Geld nicht lernen können.<br />

Weil das so ist, fördert das Projekt Schulschwein den Austausch<br />

zwischen Lehrern, Eltern und Kindern mit verschiedenen<br />

sozialen Hintergründen. Denn die Erfahrung<br />

lehrt: Oft sind mangelndes Selbstbewusstsein und das Bedürfnis<br />

nach Aufmerksamkeit – nach sozialer Anerkennung<br />

– ein Grund, warum junge Menschen oder bereits<br />

Kinder sich verschulden.<br />

Damit Kinder später verantwortungsvoll mit den ihnen jeweils<br />

zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln um -<br />

gehen können, müssen sie lernen, ihr Geld bewusst zu<br />

verpla nen – es einzuteilen, es zu sparen, auszugeben oder<br />

einer guten Tat zukommen zu lassen. Nur dadurch ent -<br />

wickeln sie ein Bewusstsein für den tatsächlichen Wert<br />

von Zahlungsmitteln.<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

5


<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

Jugendliche haben Schulden bei<br />

(Verbraucher bis 24 Jahre; laut Erfahrung der <strong>Inkasso</strong>unternehmen)<br />

86 %<br />

86 %<br />

65 %<br />

64 %<br />

58 %<br />

45 %<br />

36 %<br />

26 %<br />

20 %<br />

18 %<br />

14 %<br />

8 %<br />

4 %<br />

Telekommunikationsunternehmen<br />

Vermieter<br />

Verwandte und Freunde<br />

Energieversorger<br />

Sonstige <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

Einzelhandel/Warenhäuser<br />

Arzt/Gesundheit<br />

Behörden<br />

3 % Handwerker<br />

Onlinehändler<br />

Versandhändler<br />

© <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V., Mai 2013<br />

Internet-Serviceanbieter<br />

Fitnessstudios<br />

Banken/Kreditinstitute<br />

Den Anfang machte eine Grundschule in Unterföhring,<br />

ei ner Gemeinde bei München. Gemeinsam mit Diana Bartl<br />

gelang es Stephanie Schmid, deren Verantwortliche für<br />

das Projekt zu begeistern. Erstmals eingesetzt wurde das<br />

Schul schwein damals im Rahmen eines Schulversuchs des<br />

ba yerischen Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung.<br />

Das Projekt war erfolgreich, und schon bald<br />

wurden weitere Schulen auf die Initiative aufmerksam.<br />

Schon bei der ersten Grundschule war Dreh- und Angelpunkt<br />

des Projektes das namensgebende Schulschwein<br />

selbst. Der Clou für die Schüler: Jedes Fach lässt sich separat<br />

leeren. Da das Schwein transparent ist, sehen die Kinder, wie<br />

Geldmengen wachsen, aber auch schrumpfen. »<strong>Die</strong> Kinder<br />

lernen, dass sie Geld sowohl sparen als auch ausgeben kön -<br />

nen«, erläutert Diana Bartl. »Das ist absolut lebensnah. Der<br />

Umgang mit dem Schulschwein ist ganz ähnlich zu der<br />

Art und Weise, wie Erwachsene mit ihrem Geld verantwortungsvoll<br />

umgehen sollten.«<br />

Das Projekt stellt den teilnehmenden Grundschulen pas -<br />

sen de, altersgerechte Arbeitsmaterialien zur Verfügung.<br />

»Sie sind so aufbereitet, dass sie den Kindern in Fächern,<br />

die auf die Vermittlung von Allgemeinwissen zielen, also<br />

vor allem Deutsch, Mathematik, der Sach unterricht sowie<br />

Religion beziehungsweise Ethik, die Themen Geld, Konsum<br />

und Werte vermitteln«, erklärt Diana Bartl, die sich<br />

auch um die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes kümmert.<br />

»Das bringt den Kindern fächer über greifend eine solide<br />

Basis an Wissen, auf der sie weiter aufbauen können.«<br />

Werte fördern<br />

»Wir wollen damit ein neues Bewusstsein für Werte und<br />

einen verantwortungsvollen Konsum schaffen«, ergänzt<br />

Stephanie Schmid. »Viele Menschen haben leider ein gestör -<br />

tes Verhältnis zum Geldausgeben. Und das fängt schon bei<br />

Kindern an, die sich manchmal mit den Verlockungen unse -<br />

rer Konsumgesellschaft überfordert fühlen«, sagt Schmid.<br />

»Wer cool sein will, muss tolles Spielzeug haben, das neues -<br />

te Handy vorzeigen können oder modische Markenkleidung<br />

6<br />

BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.


<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

tragen – dieser soziale Druck führt dann zu unüberleg -<br />

tem Konsum, nach dem Motto: Wenn andere ein iPhone<br />

ha ben, dann brauche ich auch eines, um dazuzugehören«,<br />

klagt Diana Bartl. Sie ist selbst alleinerziehende Mutter<br />

und weiß, wie schwierig es sein kann, Kindern den richtigen<br />

Umgang mit dem vorhandenen finanziellen Budget<br />

beizubringen.<br />

Zahlen Jugendliche<br />

anders als Erwachsene<br />

45 %<br />

eher schlechter<br />

Beide Frauen sind überzeugt: Kinder sollten möglichst früh<br />

erfahren, dass es sich lohnt, bei Konsumwünschen innezuhalten<br />

und zuerst nachzudenken und zu planen, bevor man<br />

sie sich erfüllt. Das Projekt Schulschwein will wichtige Charaktereigenschaften<br />

wie Selbstkontrolle und Selbstdisziplin,<br />

aber auch das Selbstwertgefühl fördern. Soziales Denken<br />

wie Handeln und die Fähigkeit, langfristig zu planen, stehen<br />

daher auch im Mittelpunkt der ausgearbeiteten Unterrichtsmaterialien.<br />

Schüler können damit lernen, zunächst eigene<br />

Ziele zu definieren und sich darüber klar zu werden, was<br />

für sie wichtig ist. »Wenn sie es dann schaffen, diese selbst<br />

gesetzten Ziele zu erreichen, ist das ein unglaubliches Erfolgserlebnis<br />

– zum Beispiel in dem sie für die gewünschten<br />

Markenfußballschuhe sparen, bis sie sich diese durch eigenes<br />

Dazutun leisten können«, sagt Diana Bartl.<br />

Eltern und Lehrer machen mit<br />

Das Projekt bindet Lehrer und Eltern eng ein. In einem<br />

Workshop an der Grundschule lernen zunächst die Lehrer<br />

das Projekt und die Unterrichtsmaterialien näher kennen.<br />

»Wir haben ein Spiralcurriculum entwickelt, das fächerübergreifend<br />

Lernstoff bereitstellt«, erläutert Ste phanie<br />

Schmid. Außerdem erfahren die Lehrer, wie sie die vier<br />

Geldfächer des »Schul schweins« direkt in den Unterricht<br />

einbinden können.<br />

Diana Bartl weiß aus eigener Erfahrung, dass Kinder vor<br />

ihren Lehrern oftmals mehr Respekt haben, als sie ihn<br />

gegenüber ihren Eltern zeigen. »In der Grundschule<br />

sind Leh rer für die Kinder wichtige Bezugspersonen<br />

mit Vorbildfunktion«, sagt sie. »Das ist wohl ganz<br />

nor mal in der kindlichen Entwicklung«, meint die<br />

junge Mutter. Für das Schulschwein-Projekt sei<br />

das sogar förderlich, denn »oft eignen sich Kinder<br />

Dinge von Lehrern viel leichter an als von ihren<br />

Eltern«.<br />

7 % eher besser<br />

48 %<br />

ungefähr gleich<br />

© <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V., Mai 2013<br />

<strong>Die</strong> bunten, transparenten Sparschweine haben vier Fächer, die sich<br />

alle separat befüllen und leeren lassen. Kinder sehen dadurch, dass<br />

Geldmengen wachsen, aber auch schrumpfen können. Neben<br />

»Sparen«, »Ausgeben« und »Investieren« gibt es ein Fach mit<br />

dem Namen »Gute Tat«. Das zeigt Kindern, dass sich nicht<br />

alles im Leben nur um die eigenen Belange drehen muss.<br />

Gemeinsam mit ihren Eltern können die Kinder über legen,<br />

für welche gute Tat sie ihr Erspartes ein setzen möchten –<br />

sei es mit Zeit, mit ihrem Talent oder auch mit Geld. Sie<br />

werden ermuntert, in der Schule und in der Familie über<br />

Werte, Konsum, Nächsten liebe und Hilfe für<br />

andere zu reden. <strong>Die</strong> Sozial kompetenz<br />

von Kindern stärkt das nachhaltig.<br />

Und auch die Eltern können noch<br />

so Manches (wieder) erlernen.<br />

Auf einem Informationsabend werden die Eltern<br />

über das Projekt unterrichtet. Dabei geht es zu -<br />

nächst vor allem um Gelderziehung, Taschengeld<br />

und Konsum. »Viele Eltern sind sich unsicher, ab<br />

wann sie Taschengeld geben sollten und in welcher<br />

Höhe«, sagt Diana Bartl. »Wir diskutieren<br />

über ganz prak tische Dinge, zum Beispiel auch<br />

darüber, ob man mit Taschengeldentzug bestrafen<br />

darf.« Diana Bartl hält das für falsch. »Kinder<br />

sollten Taschengeld als eine regelmäßige Ein -<br />

nah me quelle kennenlernen – wie das ja später<br />

mit Lohn und Gehalt ähnlich der Fall sein<br />

wird. Wenn Eltern mit Taschengeld bestrafen,<br />

riskieren sie, dass Kinder ein gestörtes<br />

Verhältnis zum Thema Geld entwickeln.«<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

7


<strong>Inkasso</strong> || ENGAGIERT<br />

STEPHANIE SCHMID und DIANA BARTL (von links)<br />

haben das Schulschwein-Projekt vor drei Jahrens ins Leben gerufen.<br />

MARION KREMER,<br />

Vizepräsidentin des BDIU, ist begeistert von der Idee<br />

Schulpaten gesucht<br />

Sparschweine, Unterrichtsmaterialien und Workshops – das alles<br />

kostet Geld. Damit das Projekt Schulschwein in die Grundschulen<br />

kommen kann, braucht es sogenannte Schulpaten. Das sind meist<br />

Unternehmen, die sich für Schuldenprävention engagieren. Sie<br />

leisten finanzielle Unterstützung in Form von Spenden an die Partner<br />

des Projekts Schulschwein: die Deutsche Lebensbrücke e.V.<br />

und ChildFund Deutschland.<br />

Das erste Projekt an der Grundschule in Unterföhring wurde möglich<br />

durch die Unterstützung einer Bank und der Gemeinde. Seitdem<br />

konnten viele weitere Projekte realisiert werden. Auch einige<br />

<strong>Inkasso</strong>unternehmen gehören inzwischen zu den Unterstützern.<br />

<strong>Die</strong> Schulpaten ermöglichen einer teilnehmenden Grundschule die<br />

Anschaffung der benötigten Materialien. Und sie profitieren durch<br />

begleitende Marketing-Maßnahmen, um die sich das Projekt Schulschwein<br />

parallel kümmert. Damit das Projekt auch bundesweit an<br />

immer mehr Grundschulen zum Einsatz kommen kann, sind noch<br />

viele Schulpatenschaften erforderlich.<br />

Wichtig ist den Initiatorinnen dabei allerdings eines: <strong>Die</strong> Schul -<br />

paten können zwar öffentlichkeitswirksam ihre Unterstützung<br />

kommunizieren. Einfluss auf die Unterrichtsmaterialien haben sie<br />

aber keinen. »<strong>Die</strong> Unternehmen dürfen an den beteiligten Grundschulen<br />

nicht werben, und sie dürfen weder an die Lehrer noch<br />

an die Eltern mit Werbematerialien herantreten«, sagt Diana Bartl.<br />

»Alle unsere Lernmaterialien werden ohne inhaltlichen Einfluss<br />

von Wirtschaftsunternehmen konzipiert und erstellt.« So sichert<br />

das Projekt seine Unabhängigkeit.<br />

Interessierte Unternehmen wenden sich am besten direkt an das<br />

Projekt Schulschwein unter www.schulschwein.de.<br />

Über Geld reden<br />

Das eigene Sparschwein im Kinderzimmer regt zudem<br />

dazu an, in der Familie über Geld und Konsum zu reden.<br />

Es erinnert Kinder und Eltern jeden Tag an die Lernziele<br />

und unterstützt beim alltäglichen Lernprozess rund um<br />

das Thema Geld.<br />

Jede teilnehmende Grundschule erhält ausreichend »Schul -<br />

schweine«, damit alle Schüler und jede Schulklasse ein<br />

eige nes Sparschwein bekommt. Das kostet natürlich Geld,<br />

genauso wie die Ausstattung der Schulen mit dem begleitenden<br />

Unterrichtsmaterial erst einmal bezahlt werden<br />

muss. Um das zu finanzieren, ist das Projekt auf sogenann -<br />

te Schulpaten angewiesen. Stephanie Schmid und Diana<br />

Bartl führen die interessierten Grundschulen mit den passenden<br />

Spendern zusammen. Außerdem koordinieren sie<br />

alle Termine, etwa für die Anlieferung des Unterrichtsmaterials<br />

und der Sparschweine, und führen sowohl den<br />

Elterninformationsabend als auch den Lehrerworkshop<br />

durch.<br />

Der <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen<br />

unterstützt das Projekt. Vizepräsidentin Marion Kremer:<br />

»Es ist eine hervorragende Initiative, Schulden präventiv<br />

zu bekämpfen, und bindet dabei sowohl die Kinder als<br />

auch die Lehrer und die Eltern aktiv mit ein. Letztlich<br />

brauchen wir genau solche Initiativen, damit nicht immer<br />

mehr Menschen in Verschuldung geraten und wir es endlich<br />

schaffen, die Zahl der überschuldeten Verbraucher<br />

in Deutschland wieder zu reduzieren. Der selbstbewuss -<br />

te, eigenverantwortlich handelnde Verbraucher muss<br />

unterstützt werden, denn das sind letztlich die Kunden,<br />

die auch die Wirtschaft braucht, um weiter zu wachsen,<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und unseren Wohlstand zu<br />

sichern.«<br />

8<br />

BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.


<strong>Inkasso</strong> || IM GESPRÄCH<br />

SCHULDNERBERATUNG<br />

»Wir brauchen mehr Prävention«<br />

UM ÜBERSCHULDETEN ZU HELFEN, ÜBERNEHMEN OFT SCHULDNERBERATER DEN KONTAKT ZU<br />

GLÄUBIGERN ODER INKASSOUNTERNEHMEN. SUSANNE WILKENING VON DER ARBEITERWOHLFAHRT<br />

BERLIN SPREE-WUHLE BERICHTET AUS IHRER PRAXIS UND SAGT, WARUM ZUR NACHHALTIGEN<br />

BEKÄMPFUNG VON ÜBERSCHULDUNG PRÄVENTIONSARBEIT IM SCHULUNTERRICHT WICHTIG IST.<br />

Was ist eigentlich das Ziel von Schuldnerberatung<br />

Mit welchen Selbstverständnissen und Qualitätsstandards<br />

arbeiten staatlich anerkannte Schuldnerund<br />

Insolvenzberatungsstellen<br />

SUSANNE WILKENING | Moderne Schuldner- und Insolvenzberatung<br />

beinhaltet auch Elemente von Juristerei und<br />

<strong>Die</strong>nstleistung. Das heißt zum Beispiel, wir überprüfen<br />

Forderungen auf ihren rechtlichen Bestand oder sind bei<br />

der Vorbereitung von Verbraucherinsolvenzverfahren behilflich.<br />

Das ist aber nicht unser Arbeitsschwerpunkt. Um<br />

die Arbeit von gemeinnützigen, staatlich anerkannten<br />

Schuldnerberatungsstellen zu verstehen, muss man wissen:<br />

Unsere Arbeitsgrundlage ist immer Sozialarbeit. Das<br />

heißt, wir beschränken uns nicht auf die Auflösung einer<br />

Schuldenproblematik, sondern erfassen den Ratsuchenden<br />

in seiner ganzen Lebenssituation.<br />

Wir schauen zum Beispiel, ob Einkommen erhöht werden<br />

können, vielleicht durch die bisher unterbliebene Inanspruchnahme<br />

von Sozialleistungen oder durch Förderung<br />

von Arbeitsmotivation. Wir erarbeiten, ob es Notwendigkeiten<br />

von Ausgabensenkungen gibt, zum Beispiel durch<br />

einen wirtschaftlicheren Umgang mit den eigenen Finanzen.<br />

Gibt es soziale Probleme, ein Alkohol- oder Glücksspielproblem<br />

Ist es sinnvoll, eine recht liche Betreuung an -<br />

zuregen oder eine Familienhilfe zu organisieren Braucht<br />

der Hilfesuchende flankierende Hilfen, wie zum Beispiel<br />

psychotherapeutische Begleitung<br />

Wir sind erst zufrieden, wenn die Hilfesuchenden wieder<br />

festen und sicheren Boden unter den Füßen haben, eine<br />

gute Orientierung für den weiteren Lebensweg und eine<br />

Strategie aus den Schulden heraus. Dabei arbeiten wir gut<br />

vernetzt, zum Beispiel mit Stiftungen, mit anderen Be -<br />

ratungsstellen, den Landes- und der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Schuldnerberatung oder mit Rechtsanwälten. Wir<br />

haben Qualitätsstandards entwickelt und werden demnächst<br />

auch zertifiziert sein nach den einschlägigen DIN-<br />

ISO-Normen.<br />

Mit welchen Problemen haben Schuldnerberatungs -<br />

stellen zu kämpfen<br />

SUSANNE WILKENING | Es gibt immer wieder Probleme<br />

mit der Finanzierung von Schuldnerberatung. In den Bundesländern<br />

gibt es verschiedene Finanzierungssysteme, in<br />

Berlin haben wir eine sogenannte Zuwendungsfinanzierung.<br />

Das macht ein Arbeiten möglich, das nicht auf bestimmte<br />

Ziele fixiert ist, zum Beispiel möglichst viele Insolvenzfälle<br />

zu produzieren. Trotzdem gibt es auch bei uns<br />

immer wieder unerwartete Kürzungen, und in manchen<br />

anderen Bundesländern haben die Schuldnerberatungsstellen<br />

noch weitaus größere Probleme, eine auskömm -<br />

liche Finanzierung sicherzustellen.<br />

Ein sehr großes Problem ist, dass selbst dort, wo die Finanzierung<br />

relativ gut und sicher ist, die Kapazitäten bei<br />

Weitem nicht ausreichen, um den tatsächlichen Bedarf ab-<br />

Susanne Wilkening<br />

leitet die Schuldnerund<br />

Insolvenzberatungsstelle<br />

der Arbeiterwohlfahrt<br />

Berlin<br />

Spree-Wuhle e. V.<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

9


<strong>Inkasso</strong> || IM GESPRÄCH<br />

Verbraucherinsolvenzen<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

2010<br />

2011<br />

2012<br />

2013<br />

© Statistisches Bundesamt, 2013: Prognose BDIU<br />

zudecken, sodass Wartezeiten entstehen, die teilweise über<br />

vier bis fünf Monate gehen. Das gilt natürlich nicht für<br />

Notfälle, Krisenintervention und Erstgespräche. <strong>Die</strong> stellen<br />

wir innerhalb von wenigen Tagen sicher. Aber die Wartezeiten<br />

gibt es für die Zeit von einer ersten orientierenden<br />

Beratung bis zur Aufnahme in eine laufende und umfassende<br />

Betreuung. In unserer Beratungsstelle zum Beispiel<br />

arbeiten fünf Beraterinnen und Berater, wir könnten problemlos<br />

doppelt so viele beschäftigen. Und dabei bin ich<br />

fest überzeugt davon, dass die Finanzierung von guter<br />

Schuldnerberatung für den Staat eine lohnende und sinnvolle<br />

Investition ist.<br />

In der Beratung selbst nehmen Multiproblemfälle zu, in de -<br />

nen die Ratsuchenden in mehrfacher Hinsicht in Schwierig -<br />

keiten stecken. Mietschulden, drohende Zwangsräumungen,<br />

das Absperren von der Energieversorgung, psychi sche<br />

Überlastungen sind Beispiele für eine Beratungsarbeit, die<br />

mitunter auch für uns Beraterinnen und Berater sehr belastend<br />

sein kann. Wir sehen auch zunehmend Menschen,<br />

die von Ihrer Arbeit allein nicht mehr leben oder die Familie<br />

ernähren können, geschweige denn Schulden durch<br />

ihre eigene Zahlkraft zurückführen können, die sogenannten<br />

prekären Arbeitsverhältnisse. Und ich persönlich finde<br />

es oft sehr schwierig, wenn ich es mit sehr jungen oder<br />

sehr alten Überschuldeten zu tun habe.<br />

68.898<br />

96.586<br />

98.140<br />

105.238<br />

101.102<br />

97.635<br />

<strong>Die</strong> Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist seit vielen Jahren konstant hoch.<br />

Auch für 2013 erwarten Experten wieder rund 100.000 Verfahren.<br />

108.798<br />

103.289<br />

100.000<br />

Was sind aus Ihrer Erfahrung die häufigsten Grün de,<br />

warum Menschen in Schuldensituationen geraten<br />

SUSANNE WILKENING | <strong>Die</strong> klassische Situation ist immer<br />

die, dass man sich mit Schulden eingerichtet hat, zum Beispiel<br />

für das Eigenheim, die Möbel, das Auto. Alles ist gut,<br />

alles läuft. Dann passiert etwas, das bewirkt, dass die Finanzen<br />

nicht mehr ausreichen. Eine eintretende Arbeitslosigkeit<br />

mit der Verminderung des zur Verfügung stehenden<br />

Einkommens oder eine Trennung oder Scheidung:<br />

Plötzlich muss dasselbe Geld für zwei Haushalte reichen,<br />

zweimal Strom, zweimal Miete und so weiter.<br />

»Wir brauchen Prävention unbedingt<br />

als verpflichtende Unterrichtsinhalte,<br />

unterlegt mit guten und unabhängigen<br />

Materialen und entsprechend aus- oder<br />

fortgebildeten Lehrern.«<br />

Wir haben in unserer Beratungsstelle auch relativ viele gescheiterte<br />

Selbstständigkeiten.<br />

Alkohol, Drogen, Glücksspiel: Das hinterlässt fast immer<br />

eine Schneise von Schulden, weil man sich jahrelang um<br />

nichts als Nachschub gekümmert hat. Ich habe großen<br />

Respekt, wenn jemand solche Probleme wirklich wieder<br />

in den Griff bekommt.<br />

Ein ganz wichtiger Aspekt ist auch die unwirtschaftliche<br />

Haushaltsführung, das heißt ein unangemessener Umgang<br />

mit den eigenen Finanzen. Da macht sich auch die mangelnde<br />

Prävention bemerkbar. Viele junge Menschen lernen<br />

den guten Umgang mit dem eigenen Geld nicht im<br />

Elternhaus, auch in der Schule ist das nicht wirklich präsent.<br />

Gleichzeitig gibt es unendlich viele Konsumanreize<br />

und einen leichten Einstieg in Schuldenfallen. Typisch ist<br />

zum Beispiel die schnelle Ausreizung des ungefragt eingeräumten<br />

Dispos, eine vorschnelle Unterschrift beim Fitness-Center,<br />

ein paar unpassende Handyverträge, dazu ein<br />

paar Mal Schwarzfahren. So sehen typische Profile von<br />

jungen Schuldnern aus.<br />

Wie können Betroffene wieder aus solchen Schuldensituationen<br />

herauskommen Welche Regulierungsmöglichkeiten<br />

stehen zur Verfügung<br />

SUSANNE WILKENING | Das hängt natürlich immer vom<br />

Einzelfall ab, es ist wie mit dem Patienten und der Suche<br />

nach einer zu seinen Beschwerden passenden Therapie.<br />

Der Bogen reicht von Stundungen, um den Menschen die<br />

Erarbeitung einer Lebensperspektive überhaupt zu ermöglichen<br />

(und zu einem späteren Zeitpunkt eine Regulierung<br />

zu versuchen), über Ratenzahlungen oder Vergleiche. In<br />

Ausnahmefällen geben Stiftungen, Arbeitgeber oder Verwandte<br />

Umschuldungsdarlehen.<br />

Und wenn dieses ganze Repertoire nicht hilft, kommt die<br />

Inanspruchnahme des Insolvenzverfahrens in Betracht.<br />

In unserer Beratungsstelle – wir sind für Berlin-Kreuz -<br />

berg zuständig – gehen letztendlich circa 60 Prozent aller<br />

Überschuldeten ins Insolvenzverfahren.<br />

Wie beurteilen Sie die Reform des Verbraucherinsolvenzverfahrens<br />

und die vorgesehene Verkürzung<br />

der Wohlverhaltensperiode<br />

SUSANNE WILKENING | <strong>Die</strong> Verkürzung der Wohlverhaltensperiode<br />

soll (nach dem bisherigen Stand des Ände-<br />

10<br />

BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.


<strong>Inkasso</strong> || IM GESPRÄCH<br />

rungsentwurfs) an die Zahlung einer Schuldenmindestquote<br />

von 25 Prozent plus Deckung der Verfahrenskosten<br />

gebunden sein.* Das wird in der Praxis kaum zum Tragen<br />

kommen. Wer so viel Geld hat oder auftreiben kann, der<br />

erledigt seine Schulden nicht im Insolvenzverfahren, sondern<br />

außergerichtlich. Und die Regelung zielt ja eigentlich<br />

auch besonders auf die gescheiterten Selbstständigen ab.<br />

<strong>Die</strong> haben aber meist eine so hohe Gesamtverschuldung,<br />

dass sie 25 Prozent gar nicht schultern können.<br />

Sehr schwierig finde ich die geplante Abschaffung des gerichtlichen<br />

Schuldenbereinigungsplanverfahrens. Ich sehe<br />

gar kein Argument, das eine Abschaffung rechtfertigen wür -<br />

de, man gibt hier ohne jede Not ein bewährtes Regulierungs -<br />

instrument auf.<br />

Und fatal könnte sich die Einführung einer Aussichtslosigkeitsbescheinigung<br />

für 60 Euro auswirken. Damit wird der<br />

Anschein erweckt, dass die Vorbereitungen für ein stabil<br />

und problemlos laufendes Insolvenzverfahren mit einem<br />

Betrag von 60 Euro zu finanzieren wären. Das gefährdet<br />

schon mittelfristig die Arbeit der staatlich anerkannten<br />

Schuldnerberatungsstellen. Und aus Sicht eines Überschuldeten<br />

stelle ich mir vor, dass der nicht mehr zur Schuldnerberatung<br />

mit den Wartezeiten geht, sondern sich nur<br />

schnell eine Aussichtslosigkeitsbescheinigung vom Anwalt<br />

holt, nichtsehend dass er viel mehr Hilfe nötig hätte als nur<br />

das Ausstellen einer Bescheinigung.<br />

Nach aktuellen Studien gibt es fast 7 Millionen über -<br />

schuldete Deutsche, jedes Jahr gibt es rund 100.000<br />

Verbraucherinsolvenzen. Was kann getan werden,<br />

damit diese Zahlen sinken<br />

SUSANNE WILKENING | Prävention ist sehr wichtig. Ich<br />

gehe fest davon aus, dass eine gute und unabhängige Präventionsarbeit,<br />

die fester und verpflichtender Bestandteil<br />

von Lehrplänen ist, die Überschuldungszahlen zukünftig<br />

deutlich senken kann. Es gibt ja auch gute Ansätze, auch<br />

Eltern in diese Themen einzubeziehen: Werbung und<br />

Konsum, Umgang mit dem eigenen Geld, Umgang mit<br />

Finanzdienstleistungsprodukten, auch Grundlagen von<br />

Verbraucherrecht.<br />

Aber man sollte sich auch nichts vormachen, unsere ganze<br />

Gesellschaft basiert auf Kaufen und Konsumieren, und<br />

deshalb wird es immer auch Fälle geben, in denen die<br />

Menschen scheitern und in die Überschuldung rutschen.<br />

Arbeiten Sie oft mit <strong>Inkasso</strong>unternehmen zusammen<br />

Wie muss man sich das in der Praxis vorstellen<br />

SUSANNE WILKENING | Wir korrespondieren und telefonieren<br />

täglich mit <strong>Inkasso</strong>unternehmen. Es geht um Forderungsaufstellungen,<br />

um Regulierungsvorschläge, manchmal<br />

auch um die Frage der Berechtigung von Forderungen<br />

oder Forderungsbestandteilen. Mit vielen <strong>Inkasso</strong>unternehmen<br />

bestehen gute Arbeitskontakte. Leider gibt es auch<br />

die schwarzen Schafe, die durch völlig überhöhte oder unberechtigte<br />

Forderungen auffallen, durch Hausbesuche mit<br />

Droh- und Druckkulissen, durch tägliche Anrufe bei den<br />

Schuldnern oder durch eine ungute systematische Praxis<br />

Wachsende Bedeutung<br />

Schätzungen zufolge sind zwischen sechs und sieben Millionen erwachsene<br />

Verbraucher in Deutschland überschuldet. Ihre Einnahmen<br />

reichen also dauerhaft nicht aus, um sowohl Lebenshaltungskosten<br />

als auch sämtliche eingegangenen Zahlungsverpflichtungen<br />

zu bedienen. Hinzu kommt: Viele Betroffene haben den Überblick<br />

verloren, wem sie alles Geld schulden, und wissen daher oft nicht<br />

mehr, an welcher Stelle ihres Schuldenbergs sie eigentlich ansetzen<br />

sollten, um ihre finanzielle Misere in den Griff zu bekommen.<br />

Unterstützung bekommen sie bei einer der deutschlandweit rund<br />

1.100 öffentlichen Schuldnerberatungsstellen. Sie helfen Betroffenen,<br />

Ordnung in ihre Finanzen zu bekommen, und übernehmen<br />

gegebenenfalls auch den Kontakt mit Gläubigern und <strong>Inkasso</strong> -<br />

unternehmen, um die bestehenden Zahlungsverpflichtungen zu<br />

regulieren.<br />

Eine enorme Aufwertung haben die Schuldnerberatungsstellen 1999<br />

mit der Einführung der Verbraucherinsolvenz erfahren. Eine wichtige<br />

Voraussetzung, um in das gerichtliche Verfahren zu kommen,<br />

ist nämlich der Nachweis eines außergerichtlichen Einigungsversuchs.<br />

Vertretungsberechtigt als geeignete Personen oder Stellen in<br />

diesem Verfahren sind dabei unter anderem die Schuldnerberatungen.<br />

Erst wenn dieser außergerichtliche Einigungsversuch gescheitert<br />

ist, können Schuldner eine gerichtliche Schuldenbereinigung<br />

und damit ein klassisches Verbraucherinsolvenzverfahren angehen.<br />

in Zusammenhang mit Schuldanerkenntnissen. Aber diese<br />

<strong>Inkasso</strong>unternehmen sind in der Minderheit, und das ist<br />

gut so.<br />

Was wünschen sich Schuldnerberatungsstellen von<br />

<strong>Inkasso</strong>unternehmen<br />

SUSANNE WILKENING | Wir wünschen uns eine gute Zusammenarbeit.<br />

Wir möchten korrekte Forderungsaufstellungen<br />

und -abrechnungen, wir würden uns auch ein Eingehen<br />

auf unsere Einwände wie zum Beispiel hinsichtlich<br />

Verjährung wünschen. Es scheint mir für beide Seiten sinnvoll,<br />

wenn man sich mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet.<br />

Aber dazu kann ich auch sagen, dass ich durchaus<br />

viele gute Erfahrungen gemacht habe.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

* Anm. d. Red.: Das Interview fand im Frühjahr 2013 statt.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war unter anderem noch von einer<br />

25-Prozent-Quote als Voraussetzung für eine schnellere<br />

Restschuldbefreiung und von einer Abschaffung des gerichtlichen<br />

Schuldenbereinigungsverfahrens die Rede.<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

11


<strong>Inkasso</strong> || KONGRESS<br />

JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG<br />

Branchentreff in Dresden<br />

VOM 18. BIS 20. APRIL 2013 DISKUTIERTEN ÜBER 500 TEILNEHMER SOWIE GÄSTE AUS POLITIK, WIRTSCHAFT<br />

UND INTERNATIONALEN PARTNERORGANISATIONEN BEI DER JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES<br />

BDIU ÜBER AKTUELLE INKASSORELEVANTE THEMEN. EIN HÖHEPUNKT WAR DER FRÜHLINGSEMPFANG IM<br />

ALTEHRWÜRDIGEN DRESDNER ALBERTINUM. SEHEN SIE HIER EINIGE IMPRESSIONEN.<br />

BDIU-Präsident WOLFGANG SPITZ erklärte im<br />

Eröffnungsplenum: »<strong>Inkasso</strong> ist unverzichtbar!« Das<br />

geplante »Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken«<br />

könnte die ganze Branche gefährden – und damit auch<br />

die Produktivität der über eine halbe Million Auftraggeber<br />

aller Wirtschaftsbereiche, die auf die Zusammenarbeit<br />

mit professionellen <strong>Inkasso</strong>dienstleistern ange -<br />

wiesen sind.<br />

Beim Empfang im Dresdner Albertinum (links) betonte Wolfgang Spitz<br />

die wichtige Rolle, die <strong>Inkasso</strong>unternehmen für einen funktionierenden<br />

Wirtschaftskreislauf ausüben. Er bedankte sich für die große Unter -<br />

stützung, die die Mitgliedsunternehmen dem Verband bei seiner<br />

Arbeit in den vergangenen zwölf Monaten hatten zukommen lassen.<br />

Allen <strong>Inkasso</strong>unternehmen sei ein Verständnis für wirtschaftliche<br />

Gerechtigkeit gemeinsam. Gläubigern stehe der gerechte Lohn für eine<br />

geleistete Arbeit, eine gelieferte Ware oder eine erbrachte <strong>Die</strong>nstleistung<br />

zu. <strong>Die</strong>sen Anspruch durchzusetzen, im fairen Dialog zwischen<br />

Gläubigern und Schuldnern, sei der Anspruch der <strong>Inkasso</strong>branche.<br />

Der <strong>Bundesverband</strong> Großhandel, Außenhandel, <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

(BGA) kritisierte das »Gesetz gegen unseriöse Geschäftspraktiken«<br />

scharf. Es sei wirtschaftsfeindlich. BGA-Geschäftsführer<br />

GERHARD HANDKE unterstrich vor den Teilnehmern der<br />

BDIU-Jahreshauptversammlung, dass Groß- und Außenhandel<br />

ein starkes Interesse daran haben, dass <strong>Inkasso</strong>verfahren auch<br />

in Zukunft funktionieren.<br />

12


<strong>Inkasso</strong> || KONGRESS<br />

THOMAS HUTTER, Präsident des Schweizer<br />

<strong>Inkasso</strong>verbandes vsi, WOLFGANG SPITZ und<br />

ADRIAAN HEBLY (Niederlande)<br />

PIOTR BADOWSKI, Präsident des<br />

polnischen <strong>Inkasso</strong>verbandes PZW, informierte<br />

über die besonderen Herausforderungen,<br />

denen sich <strong>Inkasso</strong>unternehmen in Polen zu<br />

stellen haben.<br />

BDIU-Präsidiumsmitglied ANDREAS<br />

AUMÜLLER (links) im Gespräch mit<br />

Dresdens Bürgermeister DELTEF SITTEL,<br />

der die Teilnehmer in der sächsischen Landeshauptstadt<br />

begrüßte.<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

13


<strong>Inkasso</strong> || KONGRESS<br />

RITA HORNUNG (Bild rechts) von der Marianne<br />

von Weizsäcker-Stiftung informierte die Teilnehmer über<br />

die besonderen Lebensumstände von Schuldnern.<br />

BDIU-Präsidiumsmitglied THOMAS KOHLMEIER,<br />

DR. KURT FRANZ aus dem Bundesjustizministerium<br />

und WOLFGANG SPITZ.<br />

<strong>Die</strong> BDIU-Mitglieder wählten PETRA RANGEN neu ins Präsidium. AXEL KULICK, seit Herbst 2012<br />

kommissarischer BDIU-Schatzmeister, wurde von der Mitgliederversammlung in Dresden nun offiziell zum<br />

Nachfolger von Dirk Oelsner gewählt.<br />

14<br />

BDIU || <strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e.V.


<strong>Die</strong> Verbandsspitze ist wieder komplett (von oben links):<br />

Präsidiumsmitglied THOMAS KOHLMEIER,<br />

Vizepräsident HANS-JOACHIM LEISTER,<br />

Schatzmeister AXEL KULICK,<br />

Präsidiumsmitglied KIRSTEN PEDD,<br />

Vizepräsidentin MARION KREMER,<br />

Präsidiumsmitglied ANDREAS AUMÜLLER,<br />

Präsident WOLFGANG SPITZ,<br />

Präsidiumsmitglied PETRA RANGEN und<br />

Geschäftsführer KAY UWE BERG.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer des BDIU-Frühlingsempfangs erhielten Gelegenheit,<br />

sich bei einer exklusiven Führung durch die Skulpturenhalle des Albertinums<br />

Eindrücke einiger der beeindruckenden Bild hauer arbeiten und Installationen<br />

zu verschaffen (Bild unten und linke Seite oben).<br />

DER KLICK<br />

ZUM ERFOLG<br />

NOCH NIE WAR FORDERUNGS MANAGEMENT<br />

EINFACHER:<br />

Mit einem Klick erhalten Sie vom intelligenten<br />

Cockpit aus jede gewünschte Information.<br />

Warum kompliziert, wenn es auch SUBITO geht<br />

WWW.SUBITO.DE<br />

SUBITO FORDERUNGSMANAGEMENT<br />

Effiziente Beitreibungsprozesse für <strong>Inkasso</strong>dienstleister<br />

SUBITO AG – Ihr Partner im Kredit- und Forderungsmanagement<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Inkasso</strong>wirtschaft</strong> || JULI 2013<br />

15


»<strong>Inkasso</strong> wirkt!«<br />

JAHRESBERICHT<br />

2012 | 2013<br />

<strong>Bundesverband</strong> <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen e. V. und<br />

Deutsche <strong>Inkasso</strong> Akademie GmbH<br />

GUT FÜR WIRTSCHAFT UND VERBRAUCHER.<br />

Der Jahresbericht des <strong>Bundesverband</strong>es <strong>Deutscher</strong> <strong>Inkasso</strong>-Unternehmen und der Deutschen <strong>Inkasso</strong> -<br />

akademie (DIA) erklärt, wie <strong>Inkasso</strong>unternehmen der Wirtschaft Liquidität zurückführen, das Insolvenzrisiko<br />

für Unternehmen senken, Arbeitsplätze sichern und die Preise für Wirtschaft und Verbraucher stabil halten.<br />

Erhältlich beim BDIU, unter www.inkasso.de, oder scannen Sie den QR-Code.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!