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Aufbruch - Evangelische Stadtkirche Langen

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Interreligiöser Dialog<br />

sich sozial und politisch eher passiv verhalten.<br />

Nach drei Tagen in Seoul besuchten wir<br />

unsere Partnerkirche in der Provinz Gwangju.<br />

Gwangju ist ein wichtiger Ort für Koreas<br />

Weg zur Demokratie. Vor über dreißig Jahren<br />

haben dort Tausende von Bürgerinnen<br />

und Bürgern für Demokratie und Menschenrechte<br />

demonstriert. Die Militärdiktatur von<br />

damals hat die Demonstrationen mit einem<br />

Massaker beendet. In die Zeit unseres Besuchs<br />

in Gwangju fiel das Gedenken an das<br />

Massaker, was die koreanische Gesellschaft<br />

bis heute geprägt hat. Gemeinsam mit unseren<br />

koreanischen Gastgebern haben wir<br />

ihrer Angehörigen gedacht, die zumeist im<br />

Studentenalter bei den Massakern zu Tode<br />

gekommen sind.<br />

Bei den Gedenkveranstaltungen wurde<br />

uns von koreanischer Seite des öfteren dafür<br />

gedankt, dass die Kirche in Deutschland<br />

während der Militärdiktatur die Kontakte<br />

zur PROK, die sich in der Demokratiebewegung<br />

sehr engagiert hat, gehalten hat. Die<br />

deutsch-koreanische Kirchenpartnerschaft<br />

stellte nicht nur eine geistige und moralische<br />

Unterstützung dar. Über die Partnerschaft<br />

gelangten auch wichtige Informationen über<br />

die Vorkommnisse in Korea an die internati-<br />

36<br />

onale Öffentlichkeit. In Ausstellungen haben<br />

wir einige deutschsprachige Kirchenpublikationen<br />

gesehen, die über die Aktivitäten der<br />

Demokratiebewegung und die Reaktion des<br />

Militärs berichteten.<br />

Die Begegnungen in Korea haben mir gezeigt,<br />

wie wichtig kirchliche Kontakte sein<br />

können, um Menschen in einem Land zu<br />

helfen, in dem Unterdrückung geherrscht<br />

hat. Gleichzeitig haben diese Begegnungen<br />

in unserer Reisegruppe die Frage aufgeworfen,<br />

inwieweit wir heute als Kirche Menschen<br />

in Diktaturen beistehen können.<br />

Einige Jahre nach dem Massaker von<br />

Gwangju hat Korea zur Demokratie gefunden.<br />

Die meisten Bürgerrechtler, die in<br />

den 70er und 80er Jahren im Gefängnis<br />

gesessen haben, sind mittlerweile rehabilitiert.<br />

Doch in unseren Gesprächen haben<br />

wir trotz gefestigter Demokratie und guter<br />

Menschenrechtslage immer wieder auch<br />

von Missständen gehört. So haben wir mit<br />

einigen Pfarrern gesprochen, die bis in die<br />

späten 90er Jahre immer wieder in Polizeigewahrsam<br />

genommen wurden. Nach dem<br />

Regierungswechsel im Jahre 2009, seit dem<br />

die Grand National Party (GNP) mit absoluter<br />

Mehrheit regiert, ist auch das Klima für diejenigen,<br />

die sich für einen Friedensprozess<br />

mit Nordkorea einsetzen, rauer geworden.<br />

So ist zum Beispiel Pfarrer Han Sang-Ryol zu<br />

fünf Jahren Haft verurteilt worden, nur weil<br />

er Nordkorea bereist hat. Der Generalsekretär<br />

der PROK, Bae Tae-Jin, hatte in einem<br />

Gespräch die EKHN gebeten, seine Ehefrau<br />

nach Deutschland einzuladen.<br />

Als Reisegruppe waren wir beeindruckt<br />

vom politischen und sozialen Engagement<br />

unserer Gastgeber. Ihnen ist der Einsatz für

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