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Aufbruch - Evangelische Stadtkirche Langen

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Jugend<br />

Besuch aus Ägypten, Land im <strong>Aufbruch</strong><br />

Jochen Mühl | Seit über 25 Jahren begegnen<br />

sich evangelische Jugendliche aus<br />

dem Dekanat Dreieich und der presbyterianischen<br />

Kirche aus Ägypten. Die Begegnung<br />

ist eine wertvolle Chance, voneinander zu<br />

lernen und eigene Lebensgewohnheiten in<br />

Frage stellen zu lassen - auch solche, die<br />

den Glauben betreffen. Und so haben Christinnen<br />

und Christen aus Deutschland und<br />

Ägypten in den letzten Jahren viele interessante<br />

Gespräche miteinander geführt.<br />

In diesem Jahr hat in Ägypten eine Revolution<br />

stattgefunden. Vor allem junge Menschen<br />

waren daran beteiligt, die langjährige<br />

Diktatur des Mubarak-Regimes zu beenden.<br />

Jetzt begleiten Hoffnungen und Sorgen den<br />

Übergang in eine neue Zeit. Erhofft werden<br />

mehr Menschenrechte und Demokratie.<br />

Gefürchtet wird ein Erstarken der Muslimbruderschaft,<br />

die vom Mubarak-Regime<br />

mit Gewalt unterdrückt wurde. Ich habe Jugendliche,<br />

die in diesem Jahr in Deutschland<br />

zu Gast waren, gefragt, wie sie die Revolution<br />

erlebt haben, was sie sich erhoffen, wie<br />

sie sich das Miteinander von Christen und<br />

Muslimen vorstellen und wie sie die Unterschiede<br />

zwischen Ägypten und Deutschland<br />

erleben.<br />

Die meisten ägyptischen Jugendlichen<br />

haben Deutschland als ein sehr freies Land<br />

erlebt, in dem jeder machen kann, was er<br />

will, und es dabei trotzdem ordentlich aussieht<br />

und zugeht. Allerdings hat der Alkoholkonsum<br />

auf dem Ebbelwoifest einige<br />

Ägypter etwas verwundert. Unterschiede<br />

haben die Ägypter auch im Zusammenleben<br />

der Generationen bemerkt. In Ägypten ist<br />

der Zusammenhalt der Generationen stärker<br />

und die Alten haben mehr zu sagen. Allerdings<br />

hat sich das mit der Revolution ein wenig<br />

relativiert. „Das ist eure Revolution“ hat<br />

ein alter Ägypter zu den jungen gesagt.<br />

32<br />

Mit der Revolution, die die meisten befragten<br />

Jugendlichen nur am Fernsehen verfolgt<br />

haben, verknüpfen unsere jungen Besucher<br />

zumeist Positives. Amira hofft, dass<br />

Frauen dadurch über ihr Leben mehr selbst<br />

bestimmen können. Ephraim erwartet mehr<br />

Freiheit und Demokratie. Ich frage ihn, wie<br />

er das Miteinander zwischen Christen und<br />

Muslimen nach der Revolution einschätzt.<br />

Obwohl er wie alle anderen Jugendlichen<br />

auch davon erzählt, dass die Salafisten, die<br />

den Islam sehr streng auslegen, in der öffentlichen<br />

Erscheinung zugenommen haben,<br />

bleibt er gelassen. Mit den meisten<br />

Muslimen kommt er gut aus. Er teilt sich<br />

sogar eine WG mit ihnen. Überhaupt ist die<br />

Begegnung zwischen Christen und Muslimen<br />

in den Schulen relativ unproblematisch.<br />

Allerdings sagen nur wenige der christlichen<br />

Besucher, dass Muslime zu ihren besten<br />

Freunden gehören. Nur einige waren schon<br />

bei muslimischen Schulkolleginnen und<br />

Schulkollegen zu Hause gewesen.<br />

Die Bedeutung der Religion für das<br />

tägliche Leben ist in Ägypten höher als in<br />

Deutschland. Selbstverständlich besuchen<br />

die ägyptische Christen zum Teil auch mehrmals<br />

in der Woche den Gottesdienst, der<br />

länger als in Deutschland dauert.

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