Themen - Oliver Wyman
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Themen - Oliver Wyman
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Retail &<br />
Consumer Products<br />
Handelsspektrum
Inhalt<br />
Strategie<br />
Wachstumsmarkt Convenience: 4<br />
Die passenden Produkte zur richtigen Zeit<br />
Märkte<br />
Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland: 6<br />
Renaissance der Supermärkte<br />
Baumarktbranche in Deutschland: 7<br />
Marktbereinigung in vollem Gange<br />
<strong>Themen</strong><br />
Simulations-Tools für Category Manager: 8<br />
Datenbasierte Entscheidungsfindung verbessert das Ergebnis<br />
Clustering von Verkaufsstellen: 9<br />
Sortimente an die lokale Nachfrage anpassen<br />
Frischeprodukte im Lebensmitteleinzelhandel: 10<br />
Riesige Wettbewerbsvorteile durch weniger Schwund<br />
Kommentar<br />
Gastbeitrag von Christoph Clavadetscher, Dohle: 11<br />
Zur Zukunft des deutschen Lebensmitteleinzelhandels<br />
Perspektiven<br />
Private-Equity-Investitionen im Handel: 12<br />
Über Eigenmarken den Einstieg erreichen<br />
Erfolgsbeispiele<br />
Klare Preisarchitektur – höhere Kundenzufriedenheit 14<br />
Aldinativen gezielt gestalten – Kannibalisierungskosten reduzieren<br />
Promotions optimieren – Millionengräber verhindern
Vorwort<br />
James Bacos<br />
james.bacos@oliverwyman.com<br />
+49 89 939 49 441<br />
Professionalisierung im Handel muss weitergehen<br />
Der Aufwärtstrend in der deutschen Wirtschaft ist unübersehbar.<br />
Das Konjunkturklima hat sich verbessert, die Arbeitslosigkeit geht zurück.<br />
Davon profitiert auch der Handel. Erstmals seit fünf Jahren nimmt diese<br />
wichtige Branche wieder Fahrt auf. Die Konsumenten geben mehr Geld aus,<br />
die Umsätze steigen. Selbst im Lebensmitteleinzelhandel. Dort besinnen<br />
sich die Vollsortimenter auf ihre Stärken und erleben aus Kundensicht<br />
eine Renaissance.<br />
Zugleich eröffnen sich neue Wachstumsfelder. Beispiel Convenience.<br />
Mitnahmesortimente für den schnellen Einkauf zwischendurch gewinnen<br />
auch in Deutschland an Bedeutung. Mit eigenständigen Formaten, die die<br />
richtigen Produkte zur richtigen Zeit am richtigen Standort führen, können<br />
die Händler nachhaltig an diesem lukrativen Segment partizipieren. Beispiel<br />
Private Label. In ganz Europa sind Eigenmarken auf dem Vormarsch. Das<br />
ermöglicht den deutschen Herstellern, auch außerhalb der Landesgrenzen<br />
zu expandieren – und macht sie attraktiv für die milliardenschweren<br />
Private-Equity-Investoren.<br />
Doch nach wie vor ist der Handel ein Markt mit erheblichen strukturellen<br />
Problemen wie Standortüberhang, sinkender Flächenproduktivität, unzureichender<br />
Sortimentsdifferenzierung und mangelhafter Kundenorientierung.<br />
Zudem sind die steigenden Rohstoffpreise eine Bedrohung. Deshalb muss<br />
die Professionalisierung im Handel weitergehen. Innovative Methoden und<br />
Tools gibt es dafür genug. Die Branche muss sie nur konsequent nutzen.<br />
Ihr<br />
James M. Bacos<br />
Director<br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong><br />
3
Strategie<br />
» Halbherzige Versuche<br />
bringen die Händler im<br />
Convenience-Segment<br />
nicht weiter. Sie müssen<br />
in Vorleistung treten und<br />
dem Kunden erkennbaren<br />
Mehrwert bieten. So haben<br />
auch die Discounter<br />
seinerzeit ihren Siegeszug<br />
geschafft.«<br />
Sirko Siemssen<br />
Sirko Siemssen<br />
sirko.siemssen@oliverwyman.com<br />
+49 89 939 49 574<br />
4<br />
Wachstumsmarkt<br />
Convenience<br />
Die passenden Produkte<br />
zur richtigen Zeit<br />
Convenience steht für hohes Wachstum und weit überdurchschnittliche<br />
Margen.Doch im Gegensatz zu Ländern wie Großbritannien,USA oder Japan<br />
liegt dieses Marktsegment in Deutschland noch eher brach. Mit klaren<br />
Stand-Alone-Konzepten und konsequenter Kundenorientierung können<br />
aber auch hierzulande die Händler vom Convenience-Trend profitieren.<br />
Der Stellenwert von Convenience nimmt in<br />
Deutschland kontinuierlich zu.Auchwenn der<br />
Umsatz der etablierten Convenience-Kanäle<br />
wie Kioske, Tankstellen und Bäckereien laut<br />
AC Nielsen zuletzt mit 23 Milliarden Euro<br />
stagnierte – Vollsortimenter, Discounter und<br />
Drogeriefachmärkte verzeichnen mit ihren<br />
Convenience-Sortimenten massives Wachstum.<br />
Zugute kommen ihnen dabei nicht nur<br />
die liberalisierten Öffnungszeiten, sondern<br />
auch der demografische Wandel. Die Zahl<br />
der Singles steigt ebenso wie die der berufstätigen<br />
Frauen und Pendler. Dies erhöht die<br />
Nachfrage nach Mitnahmesortimenten für<br />
den schnellen Einkauf zwischendurch: dem<br />
Kaffee,dem Snack oder der praktischenTrinkflasche<br />
für unterwegs, dem frisch zubereiteten<br />
Salat oder Obst für die Mittagspause, der<br />
Fertigmahlzeit für das Abendessen.<br />
Enormer Nachholbedarf<br />
Überall auf der Welt tragen Händler diesem<br />
Trend Rechnung. Mit verschiedenen Convenience-Formaten<br />
erreichen sie in den USA,<br />
in Japan, Großbritannien, Frankreich, Skandinavien<br />
und in der Schweiz enorme Wachstumsraten.<br />
Doch in Deutschland geht den<br />
Händlern ein stattliches Umsatz- und Gewinnpotenzial<br />
verloren, denn außer Tankstellenshops<br />
gibt es kaum echte Convenience-Formate.<br />
Player wie Tegut mit Tegut City oder<br />
Edeka mit Spar-Express haben gerade erst<br />
begonnen, in City-Lagen einzelner Großstädte,<br />
an Bahnhöfen oder Flughäfen in dieses<br />
Wachstumssegment vorzudringen. Die Zurückhaltung<br />
kommt nicht von ungefähr.<br />
Einige strukturelle Umstände erschweren die<br />
Ausgangslage reiner Convenience-Standorte<br />
in Deutschland. Die Lebensmitteleinzelhan-<br />
delsdichte ist extrem hoch. Supermärkte und<br />
Discounter sind damit geografisch sehr nah<br />
am Kunden und gehen zudem die Ausweitung<br />
der Ladenöffnungszeiten konsequent<br />
mit. Hinzu kommen die zahlreichen Bäckereien,<br />
Metzgereien und Drogeriemärkte, die<br />
sich in den vergangenen Jahren immer mehr<br />
in Richtung Convenience entwickelt haben.<br />
Auch interne Widerstände gilt es zu überwinden.<br />
Bei den Vollsortimentern sind die<br />
Bedenken groß, mit dem Kleinflächenformat<br />
das etablierte Geschäftsmodell zu kannibalisieren.<br />
5 Trends im Convenience-Markt<br />
Das Nachfragepotenzial ist riesig. Möglich<br />
ist eine Entwicklung wie bei den Drogeriefachmärkten<br />
in den letzten 20 Jahren.<br />
Ausgewählte Convenience-Sortimente haben<br />
in den klassischen Kanälen zuletzt ein starkes<br />
Wachstum erlebt.<br />
Viele etablierte Handelskanäle treffen aufeinander:<br />
klassischer Lebensmitteleinzelhandel,<br />
Discounter, Drogeriemärkte, Tankstellenshops,<br />
Bäckereien und Metzgereien.<br />
Die Zukunft gehört Stand-Alone-Formaten wie<br />
Valora, 7-Eleven, Tesco Express oder Coop<br />
Pronto. Klassische Kanäle und Formate bieten<br />
nicht das ideale Umfeld.<br />
Im deutschsprachigen Raum tauchen erste<br />
erfolgreiche Stand-Alone-Formate auf, wenn<br />
auch noch in kleinem Rahmen.
Kaffee-Oase Tankstelle<br />
Quick-Service-Gastronomie erfreut<br />
sich in deutschen Tankstellenshops<br />
wachsender Beliebtheit. Bei Aral ist<br />
Kaffee der große Frequenzbringer.<br />
So wurden im vergangenen Jahr<br />
22 Millionen Tassen Kaffee verkauft.<br />
Das entspricht drei olympischen<br />
Schwimmbecken.<br />
Geringere Preissensitivität<br />
Trotzdem gehören Convenience-Sortimenten<br />
und -Standorten die Zukunft.Voraussetzung<br />
ist ein klares Geschäftskonzept, das spezifische<br />
Erfolgsfaktoren berücksichtigt. Das bestätigen<br />
Projekterfahrungen der letzten Jahre<br />
und die Studie »Erfolgsstrategien für den Convenience-Markt«.<br />
Denn Convenience folgt<br />
anderen Gesetzen als der traditionelle Einzelhandel.<br />
So wird die Kundenzufriedenheit in erster Linie<br />
von der angebotenen Leistung dominiert.<br />
Maßgeschneiderte Sortimente, Frische und<br />
Qualität, Warenverfügbarkeit, Übersichtlichkeit<br />
und Schnelligkeit,freundliches und kompetentes<br />
Personal sowie Zusatzdienstleistungen,<br />
die den Alltag erleichtern, haben für<br />
den Kunden einen hohen Stellenwert. Der<br />
Preis ist gemessen an geplanten Vorratskäufen<br />
im Supermarkt von geringerer Bedeutung.<br />
Damit kann die Preisgestaltung durchaus<br />
margenorientierter ausfallen, denn die Verbraucher<br />
akzeptieren, dass für Convenience<br />
ein Aufpreis verlangt wird.<br />
Darüber hinaus erfordert Convenience ein<br />
Maximum an Differenzierung und stellt damit<br />
höchste Anforderungen an das Category<br />
Management und die Supply Chain. Ein Standardangebot<br />
reicht nicht aus. Das Sortiment<br />
der einzelnen Verkaufsstellen muss in hohem<br />
Maß den Kaufanlässen des Standorts<br />
Rechnung tragen. Diese sind von Standort<br />
zu Standort, von Tag zu Tag und von Uhrzeit<br />
zu Uhrzeit unterschiedlich. Je relevanter die<br />
Sortimente für den ungeplanten Einkauf sind,<br />
desto besser ist das Ergebnis.<br />
Entscheidend ist, dass Convenience ein Optimierungsgeschäft<br />
ist: DieVerkaufs- und Regalflächen<br />
sind sehr begrenzt und müssen<br />
optimal genutzt werden. Das Erfolgsbeispiel<br />
7-Eleven zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es<br />
ist,Optimierung zu beherrschen.Convenience<br />
lebt zudem von der Warenverfügbarkeit.<br />
Gleichzeitig können hoheAbschriften schnell<br />
die Ertragskraft gefährden. Hier muss die richtige<br />
Balance gefunden werden. Dies gilt auch<br />
beim Einsatz der geringen Zahl an Mitarbeitern,<br />
die sowohl für volle Regale als auch eine<br />
schnelle Kassenabwicklung zu sorgen haben.<br />
»Leistung« bestimmt Kundenzufriedenheit<br />
Mitarbeiter und<br />
Freundlichket<br />
Sortiment<br />
und Qualität<br />
Servicegeschwindigkeit<br />
Preis<br />
Marktambiente<br />
Einfachheit<br />
Sonstiges<br />
5%<br />
7%<br />
10%<br />
12%<br />
Gewicht pro Faktor in Prozent<br />
Quelle: <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong>-Kundenbefragung<br />
17%<br />
23%<br />
26%<br />
Konsequenz gehört dazu<br />
Convenience ist eine große Chance für lukrative<br />
Umsätze und Erträge. Die Zeit ist reif<br />
für die richtigen, klar auf den Kunden ausgerichteten<br />
Kleinformate. Diese gilt es mit<br />
Nachhaltigkeit umzusetzen und weiterzuentwickeln.<br />
Händler,die dem Begriff Convenience<br />
wirklich gerecht werden,sprich: ihre Kunden<br />
konsequent mit den richtigen Produkten zur<br />
richtigen Tageszeit und zu vertretbaren Preisen<br />
bedienen und schnelle,einfache Einkäufe<br />
ermöglichen, werden in diesem Wachstumsmarkt<br />
nicht nur zu den Gewinnern gehören.<br />
Sie können ihn sogar dominieren.<br />
5
Märkte Lebensmitteleinzelhandel<br />
in Deutschland<br />
Customer Benefit Ratio<br />
Bundesweit befragte die Innofact<br />
AG online 2.000 Konsumenten<br />
zum Preis- und Leistungsangebot<br />
von Lebensmitteleinzelhändlern.<br />
Die Aussagen bildete <strong>Oliver</strong><strong>Wyman</strong><br />
mit seiner Methodik des Kundenwertindex<br />
ab. Dargestellt in einer<br />
Matrix ergeben sich für jedes<br />
Unternehmen robuste Werte für die<br />
Preis- und Leistungszufriedenheit.<br />
Die grafische Darstellung verdeutlicht,<br />
wie Kunden ein Unternehmen<br />
im Vergleich zum Wettbewerb<br />
sehen. Dadurch lassen sich die<br />
Performance der Händler bewerten,<br />
erfolgreiche Modelle identifizieren<br />
und Handlungsbedarfe bestimmen.<br />
6<br />
Renaissance<br />
der Supermärkte<br />
Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel zeigt<br />
eine neue Wettbewerbsdynamik. Edeka und<br />
Rewe beleben das Format Supermarkt wieder<br />
neu, das Harddiscount-Modell stößt an<br />
Grenzen und viele SB-Warenhäuser verlieren<br />
an Boden. Neben dem Preis wird das<br />
Sortiment zunehmend zum Erfolgsfaktor.<br />
Stagnierende Umsätze und sinkende Flächenproduktivität<br />
machen dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel<br />
seit Jahren zu schaffen.<br />
Doch mit einem Plus von 3,7 Prozent auf fast<br />
14 Milliarden Euro verzeichnete diese Branche<br />
2006 laut GfK Consumer Index erstmals wieder<br />
ein nachhaltiges Umsatzwachstum. Dazu<br />
beigetragen hat ein unerwartet günstiges Konjunkturklima.<br />
Gestiegen ist 2006 aber auch<br />
die Wettbewerbsdynamik. Die Vollsortimenter<br />
Rewe und Edeka sind aktiv geworden,kämpfen<br />
um die Vormachtstellung und wehren sich<br />
gegen die Erosion von Marktanteilen in Richtung<br />
Discount. Gerade Edeka legt mittlerweile<br />
sehr gute Zahlen vor. Aldi und Lidl haben<br />
nach wie vor die Preishoheit, stoßen jedoch<br />
an die Grenzen der Flächenexpansion und definieren<br />
ihre Formate hinsichtlich Sortiment,<br />
Frische und Service zunehmend neu. Mit der<br />
zukunftsgerichteten Entwicklung der Supermärkte<br />
und Discounter konnten viele SB-<br />
Warenhäuser – ausgenommen Globus und<br />
Kaufland – in den letzten zwei Jahren nicht<br />
mithalten.<br />
Sortimente erleben ein Comeback<br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong>-Studien zeigen, dass in dieser<br />
Branche der Preis mit 49 Prozent nach wie vor<br />
der wichtigste Treiber für Kundenzufriedenheit<br />
ist. Doch mit 38 Prozent haben Auswahl<br />
und Qualität des Angebots aus Konsumentensicht<br />
einen wesentlich höheren Stellenwert<br />
als noch vor zwei Jahren. Die Discounter<br />
dominieren nach wie vor das Preisimage.Doch<br />
sich allein auf den Preis zu verlassen, wird<br />
vor allem für Marktführer Aldi künftig nicht<br />
mehr ausreichen.Beim Leistungsimage stagniert<br />
das Unternehmen aus Kundensicht<br />
und beginnt hinter andere Discountformate,<br />
vor allem Lidl, zurückzufallen. Die Großfläche<br />
punktet noch beim Leistungsimage, doch die<br />
SB-Warenhäuser geraten immer mehr unter<br />
Druck. Lediglich Kaufland und Globus haben<br />
Erfolgsmodelle entwickelt, mit denen sie<br />
selbst die Discounter nicht fürchten müssen.<br />
Bei einzelnen Vollsortimentern herrscht<br />
Aufbruchstimmung. Speziell Edeka und Rewe<br />
setzen auf eine aktive Sortimentsentwicklung,<br />
Kundennähe und eine konsequente<br />
Preispolitik, schaffen zunehmend den Turnaround<br />
in der Kundenwahrnehmung und verbessern<br />
ihre Wirtschaftlichkeit. Beide sind<br />
auf einem guten Weg, ein Format wiederzubeleben,<br />
das noch vor zwei Jahren den<br />
Kampf um den Kunden verloren hatte. Ihre<br />
neu gewonnene Dynamik müssen sie mit<br />
Nachdruck und hohen Investitionen in ihre<br />
Sortimente und Preise fortsetzen. Nur so<br />
können sie beim Preisimage zu den Discountern<br />
aufschließen und beim Leistungsimage<br />
mit den besten SB-Warenhäusern auf<br />
Augenhöhe kommen.<br />
Verdrängungswettbewerb nimmt zu<br />
Unter den Supermärkten herrscht Aufbruchstimmung.<br />
Edeka und Rewe besinnen sich<br />
auf ihre Stärken und beleben das Format<br />
Supermarkt neu.<br />
Wachstum durch Flächenexpansion fällt<br />
für viele Discounter zunehmend aus. Auf der<br />
Suche nach Wachstumsquellen verschwimmen<br />
die Formatgrenzen immer mehr.<br />
Die zukunftsgerichtete Entwicklung von<br />
Supermärkten und Discountern setzt viele<br />
SB-Warenhäuser unter Druck.<br />
Parallel steigt der Stellenwert des Sortiments<br />
in der Kaufentscheidung der Konsumenten.<br />
Hier liegt die Chance der Vollsortimenter.<br />
Der Preis bleibt nach wie vor der wichtigste<br />
Faktor. Hier ist kein Platz für Unglaubwürdigkeit.<br />
Preis bleibt wichtiges Thema<br />
Mehr als 20 Jahre hat der außergewöhnliche<br />
Siegeszug der Discounter in Deutschland angehalten.<br />
Doch Expansion über neue Standorte<br />
wird immer schwieriger.WeiteresWachstum<br />
ist nur noch über die Entwicklung der<br />
Sortimente möglich. Aldi, Lidl & Co. werden<br />
zwar ihre Marktstellung behalten,doch könnten<br />
die Vollsortimenter durch den Kompetenzvorsprung<br />
beim Sortiment eine Renaissance<br />
erleben. Voraussetzung dafür ist, Auswahl<br />
und Qualität des Angebots noch gezielter zu<br />
verbessern, das Einkaufserlebnis für den<br />
Kunden weiter zu steigern und das Sortiment<br />
effizient auf lokale Nachfrageunterschiede<br />
auszurichten. Der wichtige Preisfaktor darf<br />
dabei aber nicht aus den Augen verloren<br />
werden.
Märkte Baumarktbranche<br />
in Deutschland<br />
Dem Wettbewerbsdruck trotzen<br />
In der deutschen Baumarktbranche<br />
rumort es gewaltig.Verkäufe und<br />
Übernahmen verändern die Landschaft.<br />
Die Antwort auf den hohen<br />
Wettbewerbsdruck kann nur<br />
lauten: eine klare Strategie und<br />
die Nutzung aller Potenziale aus<br />
Preisfindung, Aktionsgestaltung<br />
und Sortimentsmanagement.<br />
Marktbereinigung<br />
in vollem Gange<br />
Der gnadenlose Verdrängungswettbewerb in<br />
der deutschen Baumarktbranche geht in eine<br />
neue Runde. Praktiker kauft Max-Bahr, vertagt<br />
damit den Eintritt von Finanzinvestoren<br />
und rückt OBI bedrohlich nahe. Rewe schiebt<br />
sich mit der Übernahme des Marktkauf-Netzes<br />
auf Rang drei. Hornbach startet eine neue<br />
Expansionsphase und OBI will in Deutschland<br />
die Zahl seiner Geschäfte von 350 auf<br />
deutlich über 400 erhöhen. Flächenüberhang<br />
und Preiswettbewerb bleiben zentrale <strong>Themen</strong>.<br />
Und auch die Weiterentwicklung von<br />
Formaten und Sortimenten gewinnt stark<br />
an Bedeutung.<br />
Die gute Konjunktur und die Angst der Kunden<br />
vor der Mehrwertsteuererhöhung hat der<br />
deutschen Baumarktbranche 2006 ein Zwischenhoch<br />
beschert. Nach Berechnungen des<br />
BHB und des Dähne Verlags belief sich der<br />
Gesamtumsatz auf 39 Milliarden Euro. Dies<br />
entspricht gegenüber den rund 37 Milliarden<br />
Euro des Vorjahres einem Plus von 5,2 Prozent.<br />
Davon profitieren insbesondere die preisaggressiven<br />
Anbieter, denn in der Baumarktbranche<br />
wird die Kundenzufriedenheit maßgeblich<br />
(49 Prozent) durch das Preisimage<br />
bestimmt. Doch auch Sortiment und Verkaufsstelle<br />
sind mit 23 Prozent beziehungsweise<br />
21 Prozent zunehmend wichtige Hebel,<br />
die von den führenden Anbietern bedient<br />
werden. Insgesamt weist die Branche jedoch<br />
nach wie vor eine schlechte Umsatzrendite<br />
auf und die Flächenproduktivität steht weiter<br />
stark unter Druck.<br />
Sortiment und Kauferlebnis<br />
gewinnen an Bedeutung<br />
In den vergangenen drei Jahren haben die<br />
Anbieter sehr viel für ihr Preisimage getan.<br />
Preise wurden auf der Basis breiter Preisvergleiche<br />
gesenkt, Preiseinstiegsartikel ausgebaut<br />
und die Preiskommunikation geschärft.<br />
Aus Kundensicht gibt es jedoch noch keinen<br />
nationalen Gewinner. Für weitere Preisabsenkungen<br />
müssen neue Ertragsquellen erschlossen<br />
werden. Hierfür bieten sich zwei Bereiche<br />
an: Aktionen und Sortimente.<br />
Nach Schätzung von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> generiert<br />
rund ein Drittel aller Aktionen im Baumarktsektor<br />
im deutschsprachigen Raum keine<br />
Zusatzumsätze und damit auch keine Imageeffekte.<br />
Sie vernichten massiv Ertrag. Ursache<br />
hierfür ist vor allem die erhebliche Kannibali-<br />
sierung vergleichbarer Artikel, die den Mengengewinnen<br />
der beworbenen Artikel gegenübersteht.<br />
Hier schlummert ein Ertragspotenzial<br />
von bis zu einem Prozent vom Umsatz,<br />
das bis heute nicht ausgeschöpft wird.<br />
Im Sortimentsmanagement liegt ebenfalls ein<br />
erhebliches Ertrags- und Wachstumspotenzial<br />
brach, wenngleich hier einzelne Händler<br />
schon weiter sind. Etwa Praktiker mit seinem<br />
»Easy-to-Shop«-Konzept. Der seit Jahren von<br />
den Kunden als Preisführer wahrgenommene<br />
Baumarkt schafft jetzt leichte Orientierung<br />
in seinen Verkaufsstellen und Übersichtlichkeit<br />
im Sortiment und hat damit erneut die<br />
richtigen Weichen gestellt. Denn Projektbeispiele<br />
von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> zeigen, dass heute<br />
Differenzierung nicht mehr ausschließlich<br />
über das Preisimage, sondern über Leistung<br />
und Kauferlebnis erfolgt. So entstehen entscheidende<br />
Wettbewerbsvorteile.<br />
Jetzt die Chancen nutzen<br />
Unter den Top-Anbietern wird es zu weiteren<br />
Verschiebungen mit klaren Gewinnern und<br />
Verlierern kommen. Zudem wird sich die<br />
Marktbereinigung um kleinere und regionale<br />
Baumärkte noch beschleunigen. Wer morgen<br />
zu den Gewinnern im Do-it-Yourself-Sektor<br />
zählen will, muss schnell hohe Zufriedenheitswerte<br />
beim Preis und mehr denn je auch<br />
bei der Leistung erreichen.Die Ausgangssituation<br />
ist gut, denn die Verbesserungsansätze<br />
sind offensichtlich.<br />
Zwischenhoch<br />
Gesamtumsatz der deutschen DIY-Branche<br />
2003 bis 2006 (in Milliarden Euro)<br />
36,58<br />
36,64<br />
37,10<br />
2003 2004 2005 2006<br />
Quelle: Dähne Verlag<br />
39,03<br />
7
<strong>Themen</strong> Simulations-Tools<br />
für Category Manager<br />
» Prozessdenken und -handeln<br />
nehmen im Category<br />
Management einen immer<br />
höheren Stellenwert ein.<br />
WerdenTools zur täglichen<br />
Entscheidungsunterstützung<br />
in vorhandene<br />
Strukturen eingebettet<br />
und konsequent genutzt,<br />
verschafft dies den Händlern<br />
einen signifikanten<br />
Wettbewerbsvorteil.«<br />
Hilmar Hübers<br />
Hilmar Hübers<br />
hilmar.huebers@oliverwyman.com<br />
+49 89 939 49 712<br />
8<br />
Datenbasierte Entscheidungsfindung<br />
verbessert das Ergebnis<br />
Das Category Management ist für den Erfolg<br />
eines Handelsgeschäftes entscheidend.<br />
Die Herausforderung besteht darin, optimale<br />
Entscheidungen für tausende Artikel<br />
und sehr viele Standorte unter hohem Zeitdruck<br />
zu treffen. Maßgeschneiderte Software-Tools<br />
leisten dem Category Manager<br />
dabei wertvolle Hilfe, wenn die Systeme in<br />
die vorhandenen Strukturen und Abläufe<br />
des Unternehmens eingebettet werden.<br />
Das Category Management ist heute einer<br />
der Schlüsselfaktoren für den Erfolg eines<br />
Handelsunternehmens.Bei der strategischen<br />
Ausrichtung einer Warengruppe steht der<br />
jeweilige Category Manager jedoch vor einer<br />
enormen Komplexität und unter extremem<br />
Leistungsdruck. In einem sehr dynamischen<br />
Umfeld mit sich permanent wandelnder<br />
Kundennachfrage,Saisonalitäten und täglich<br />
neuen Lieferantenangeboten hat er die Verantwortung<br />
für zum Teil tausende Produkte.<br />
Zudem muss er jeden Tag zahlreiche Entscheidungen<br />
über Preise, Sortimente, Aktionen<br />
und Merchandising treffen sowie<br />
verstehen, wie diese aufeinander wirken.<br />
Zugleich hat er die Wirkung seiner Maßnahmen<br />
auf andere Warengruppen bis hin<br />
zur gesamten Verkaufsstelle zu berücksichtigen.<br />
Werden solch komplexe Entscheidungen<br />
auch noch unter Zeitdruck allein aus<br />
dem Bauch heraus getroffen, erhöht sich<br />
das Fehlerrisiko.<br />
Maßgeschneiderte Tools<br />
Zahlreiche IT-Tools gehen häufig an den Bedürfnissen<br />
der Category Manager vorbei.<br />
Standardsysteme sind nicht auf die Organisation<br />
angepasst, berücksichtigen nicht die<br />
Strategie und können von Anwendern nicht<br />
weiterentwickelt werden. Die Simulation von<br />
Preis-, Sortiments-, Aktions- und Merchandising-Entscheidungen<br />
erfolgt am effektivsten<br />
durch maßgeschneiderte und leicht handhabbare<br />
Tools, die schnelle,detaillierte Analysen<br />
ermöglichen.<br />
Will ein Category Manager einen neuen Artikel<br />
einlisten,kann er mit dem sortimentsspezifischen<br />
Tool simulieren, wie viel Umsatz<br />
für diesen Artikel zu erwarten ist und von<br />
welchen Artikeln er Umsätze abzieht. Dies<br />
gestattet dem Category Manager wesentlich<br />
bessere Entscheidungen bei der strategischen<br />
Ausrichtung seiner Warengruppe.<br />
Tools für das Category Management<br />
des 21. Jahrhunderts<br />
Aktionsrechner:<br />
Wirtschaftliche Optimierung und Management<br />
von Aktionen<br />
Preisstrategie-Tool:<br />
Entwicklung der Preisarchitektur und<br />
Modellierung von Szenarien<br />
Preisarchitektur-Tool:<br />
Optimierung und Pflege der Preisarchitektur<br />
Sortimentsoptimierung:<br />
Maximierte Auswahl bei minimierter<br />
Kannibalisierung<br />
Sortimentsmodul-Optimierung:<br />
Aufbau und Pflege von Sortimentsmodulen<br />
nach Standorten und Größen<br />
Localisation-Tool:<br />
Bestimmung von Standort-Clustern und<br />
Anpassung von Sortimenten<br />
Philosophiewandel nötig<br />
Die Implementierung entsprechender Tools<br />
zur täglichen Entscheidungsunterstützung<br />
wird erst dann zum Erfolg, wenn die Software<br />
auch konsequent im Category Management<br />
akzeptiert und genutzt wird. Dies erfordert<br />
einen Verhaltens- und Philosophiewandel.<br />
Denn noch verlassen sich viele Category Manager<br />
vor allem auf ihr Bauchgefühl, treffen<br />
Entscheidungen ad hoc oder auf »Anregung«<br />
der Lieferanten hin.Eine wertvolle Ergänzung<br />
sind leicht anzuwendende, maßgeschneiderte<br />
Simulations-Tools. Voraussetzung für Akzeptanz<br />
und Verhaltenswandel ist, die Systeme<br />
in der Organisation fest zu verankern und<br />
bei den Category Managern ein grundlegendes<br />
Verständnis für die Notwendigkeit des<br />
Softwareeinsatzes zu erzeugen.Den Category<br />
Managern muss die Befürchtung genommen<br />
werden, durch die Tools ersetzt zu werden.<br />
Denn erst ihre Erfahrung in Kombination mit<br />
den maßgeschneiderten Tools maximiert das<br />
Ergebnis. Gleichzeitig muss es den Category<br />
Managern ermöglicht werden, das nötige Anwendungs-Know-how<br />
aufzubauen. Als Black<br />
Box bleiben die Tools wirkungslos. Erst die<br />
tägliche Nutzung und Weiterentwicklung im<br />
Category-Management-Team schafft einen<br />
signifikanten Wettbewerbsvorteil.
<strong>Themen</strong> Clustering<br />
von Verkaufsstellen<br />
Deutliches Umsatzplus<br />
Viele Händler verschenken nach<br />
wie vor ein signifikantes Umsatzpotenzial.<br />
Pro Quadratmeter<br />
können sie ein Umsatzplus von<br />
fünf Prozent erzielen, wenn sie<br />
ihre Standorte gezielt gruppieren,<br />
Sortimente danach differenzieren<br />
und die Artikel so zusammenstellen,<br />
dass ein Maximum an Auswahl<br />
besteht und die Austauschbarkeit<br />
minimal ist.<br />
Sortimente an die lokale<br />
Nachfrage anpassen<br />
Mit gezielter Sortimentssteuerung können<br />
sich Handelsunternehmen deutlich vom<br />
Wettbewerb absetzen. Ein sehr erfolgreicher<br />
Hebel ist »Localisation«, die Anpassung der<br />
Sortimente an die lokale Nachfrage mit Hilfe<br />
von Verkaufsstellen-Clustern. Damit kann<br />
ein flächenbereinigtes Umsatzwachstum von<br />
mehr als fünf Prozent erreicht werden, ohne<br />
hohe Komplexitätskosten zu generieren.<br />
Im deutschsprachigen Raum ist die Wettbewerbsdynamik<br />
im Einzelhandel enorm. Der<br />
Preis ist einer der wichtigsten Faktoren, doch<br />
Auswahl und Qualität der Sortimente gewinnen<br />
aus Sicht der Verbraucher stark an Bedeutung.<br />
Dies bietet Unternehmen den entscheidenden<br />
Hebel,um sich vom Wettbewerb<br />
abzusetzen und dramatische Umsatzsteigerungen<br />
zu erzielen. Künftig wird es nicht<br />
mehr ausreichen, Standardsortimente anzubieten<br />
oder regionale Besonderheiten abzubilden.<br />
Erforderlich ist vielmehr eine rigorose<br />
Ausrichtung des Sortiments am lokalen Konsumentenverhalten,<br />
Nachfrage- und Wettbewerbsumfeld,<br />
ohne dabei in einer unüberschaubaren<br />
Komplexität unterzugehen. Dies<br />
setzt eine intelligente Entscheidungsfindung<br />
voraus, die auf einer detaillierten Auswertung<br />
vorliegender Daten beruht.<br />
Fundierte Entscheidungsfindung<br />
Für ein Clustering nach Verkaufsstellen werden<br />
die zurückliegenden Abverkäufe an den<br />
Standorten analysiert und Kundendemografie<br />
sowie Wettbewerb im Umfeld der Verkaufsstellen<br />
einbezogen. Dabei ergeben sich erhebliche<br />
Unterschiede zwischen urbanen Zentren<br />
und ländlichen Gebieten oder Convenienceorientierten<br />
Standorten und Verkaufsstellen<br />
für Vorratskäufe. Diese Unterschiede äußern<br />
sich in unterschiedlich nachgefragten Gebinde-<br />
und Packungsgrößen, Eigenmarken- und<br />
zum Beispiel Bioproduktanteilen. So werden<br />
in einem traditionellen Umfeld günstigere<br />
Eigenmarken, größere Gebindeeinheiten oder<br />
lagerbare Artikel aus dem Trockensortiment<br />
bevorzugt und nicht innovative Produktvarianten<br />
oder Convenience-Sortimente. Diese<br />
Zusammenhänge müssen im Rahmen des<br />
Sortimentsmanagements systematisch über<br />
oft tausende Produkte und sehr viele Standorte<br />
im Detail transparent gemacht werden.<br />
Parallel zur Sortimentsoptimierung wird die<br />
Artikelzusammenstellung pro Warengruppe<br />
so optimiert, dass Redundanzen minimiert<br />
werden. Je besser Kannibalisierungseffekte<br />
vermieden werden, desto höher sind die Umsatzzuwächse.<br />
Im Optimalfall befriedigt jeder<br />
hinzugenommene Artikel ein zusätzliches<br />
Kundenbedürfnis und zieht keinen Umsatz<br />
vom nebenstehenden Produkt ab.<br />
Unterschiedliche Nachfrage<br />
Energiegetränk Red Bull ist in der Stadt der<br />
Renner, Himbeersirup auf dem Lande<br />
Cluster<br />
Ländlich<br />
Traditionell<br />
Wohlhabend<br />
Vorstädtisch<br />
Städtisch<br />
Durchschnitt<br />
Quelle: <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong><br />
0 1 2<br />
Abverkauf pro Verkaufsstelle (Index)<br />
Himbeersirup (100 cl)<br />
Red Bull (25 cl)<br />
Überschaubare Komplexität<br />
Auf der Ebene einer einzelnen Verkaufsstelle<br />
können die Sortimente weder systematisch<br />
auf Nachfrageunterschiede ausgerichtet noch<br />
die Artikelzusammenstellung unter Kannibalisierungsgesichtspunkten<br />
optimiert werden.<br />
Die Komplexität wäre viel zu hoch und der<br />
Grenznutzen abnehmend.Wichtig ist vielmehr<br />
die richtige Balance von Differenzierung und<br />
Standardisierung. Einfache computerbasierte<br />
Tools bilden diese Unterschiede gut für Alltagsentscheidungen<br />
ab. Dabei wird der Engpass<br />
Regalfläche mit überschaubarem Aufwand<br />
optimal genutzt und es lässt sich ein<br />
signifikanter Umsatzzuwachs erzielen.Werden<br />
die Erkenntnisse auch auf die Flächenanteile<br />
von Warengruppen angewendet, sind weitere<br />
Umsatzpotenziale deutlich jenseits von fünf<br />
Prozent zu realisieren. Dieser Ansatz bietet<br />
Händlern eine ideale Plattform, um im Verdrängungswettbewerb<br />
gegenüber Discountformaten<br />
Boden gutzumachen.<br />
9
<strong>Themen</strong> Frischeprodukte<br />
im Lebensmitteleinzelhandel<br />
Der Kunde will Frische<br />
Eine Konsumentenbefragung von<br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> ergab, dass viele<br />
Händler beim Thema Frische nicht<br />
fit sind. So haben 82 Prozent aller<br />
Kunden beim Einkauf in ihrer<br />
Filiale verdorbene Produkte entdeckt.<br />
58 Prozent fanden zu Hause<br />
ein verdorbenes Produkt in ihren<br />
Einkäufen. Nach einer solchen<br />
Erfahrung haben 65 Prozent dieser<br />
Kunden ihr Einkaufsverhalten<br />
geändert. Und nur 17 Prozent<br />
beschwerten sich in ihrem Laden,<br />
dass sie mit der Frische unzufrieden<br />
sind.<br />
10<br />
Riesige Wettbewerbsvorteile<br />
durch weniger Schwund<br />
Jedes Jahr werden im Lebensmittelhandel<br />
enorme Mengen verdorbener Frischeprodukte<br />
entsorgt. Dies verschlingt Milliardensummen<br />
und ist für die Unternehmen auch<br />
strategisch kritisch. Denn der Faktor Frische<br />
ist mittlerweile einer der wichtigsten Treiber<br />
für Kundenzufriedenheit, beeinflusst<br />
signifikant Warenkorbgröße und Kaufstättenwahl.<br />
Händler, die den Frischebereich<br />
beherrschen,vermeiden Kosten in Höhe von<br />
zwei- bis dreistelligen Millionensummen<br />
und differenzieren sich deutlich von ihren<br />
Wettbewerbern.<br />
Der Faktor Frische hat in der Qualitätswahrnehmung<br />
der Kunden massiv an Bedeutung<br />
gewonnen.DieshatunmittelbarenEinflussauf<br />
das Leistungsimage von Lebensmittelhändlern<br />
– insbesondere im Bereich Angebot und<br />
Auswahl. Nicht nur die Warenverfügbarkeit<br />
steht bei den Verbrauchern hoch im Kurs,<br />
vielmehr wollen sie im Frischebereich Produkte,<br />
die auch wirklich frisch sind und gut<br />
aussehen. Konsumentenforschungen von <strong>Oliver</strong><br />
<strong>Wyman</strong> zeigen, dass diejenigen Lebensmittelhändler,<br />
die durchweg sehr frische<br />
Produkte in ihren Kühltruhen und Regalen<br />
haben,sehr zufriedene Kunden haben.Zudem<br />
suchen diese ihre Verkaufsstelle häufiger auf<br />
und kaufen über alle Warengruppen hinweg<br />
mehr ein.<br />
Ist dagegen die Qualitätswahrnehmung im<br />
Frischebereich schlecht, leidet die Gesamtwahrnehmung<br />
des Verbrauchers und veranlasst<br />
ihn, auch weniger zu kaufen und im<br />
schlimmsten Fall die Verkaufsstelle zu wechseln.<br />
Dass die Verbraucher unzufrieden sind,<br />
merken die Händler erst, wenn die Kunden<br />
ausbleiben,denn nur rund 17 Prozent der verärgerten<br />
Kunden geben ihrer Verkaufsstelle<br />
ein direktes Feedback.<br />
Chancen werden noch nicht genutzt<br />
Eine abnehmende Kundenfrequenz führt dazu,<br />
dass immer mehr Frischwaren nicht rasch<br />
genug verkauft werden, verderben und entsorgt<br />
werden müssen. Riesige Umsatzverluste<br />
sind die Folge. Zugleich nehmen die<br />
Kosten für die Entsorgung der verdorbenen<br />
Artikel weiter zu. Dieses Problem ist vielen<br />
Händlern bekannt, unter Kontrolle haben sie<br />
es jedoch nicht. Um den Schwund von Frischeprodukten<br />
zu reduzieren, gilt es dessen Ursachen<br />
zu beheben. So sollte das Angebot<br />
attraktiv sein, aber nicht übermäßige Auswahl<br />
bieten, damit sich die begrenzte Absatzmenge<br />
nicht über zu viele Varianten verteilt.<br />
Die Produktpräsentation darf nicht zu Lasten<br />
der Frische gehen. Die Lieferkette, die in<br />
der Regel vom Produkterzeuger über Transportunternehmen,<br />
Paketierstellen und Verteilerzentren<br />
bis hin zur Verkaufsstelle reicht,<br />
muss straff optimiert sein, damit hochverderbliche<br />
Waren so schnell wie möglich zum<br />
Kunden gelangen. Unverzichtbar sind fundierte<br />
Bedarfsprognosen oder spezielle IT-<br />
Lösungen für den nachfrageorientierten Lagerbestand.Preisabschläge<br />
auf Produkte,deren<br />
Verfallsdatum fast erreicht ist, müssen rechtzeitig<br />
erfolgen und angemessen sein. Sonst<br />
sind sie kontraproduktiv und Wert vernichtend.<br />
Entscheidenden Einfluss haben schließlich<br />
auch die operativen Abläufe in den Verkaufsstellen,<br />
etwa die Bewirtschaftung der<br />
Regale oder die genaue Bestandserfassung.<br />
Dem Schwund die Stirn bieten<br />
Die Sortimente müssen ausgewogen sein.<br />
Zu viel Auswahl ist ebenso problematisch wie<br />
zu wenig.<br />
Die Gestaltung der Auslage spielt bei der<br />
Frische eine große Rolle und muss genau auf<br />
das Produkt abgestimmt sein.<br />
Eine straffe Lieferkette gehört zu den<br />
entscheidenden Erfolgsfaktoren.<br />
Finger weg von leichtfertigen Preisnachlässen<br />
auf Produkte, deren Haltbarkeit endet. Wenn<br />
sie nicht zum richtigen Zeitpunkt mit dem<br />
rechten Maß vorgenommen werden, sind sie<br />
häufig Wert vernichtend.<br />
Messbare Erfolge<br />
Durch weniger Schwund können bei den<br />
Frischeprodukten Margenverbesserungen von<br />
ein bis zwei Prozent und mehr erzielt werden.<br />
Dies drückt auch die Logistikkosten aufgrund<br />
geringerer Liefermengen um zwei bis<br />
vier Prozent und senkt den Bewirtschaftungsaufwand<br />
in den Frischeabteilungen um vier<br />
bis acht Prozent. Die Menge der Produkte, die<br />
entsorgt werden müssen, geht um zehn bis<br />
30 Prozent zurück. Und schließlich werden<br />
die Lagerbestände um 15 bis 25 Prozent reduziert.<br />
Insgesamt führt weniger Schwund damit<br />
zu mehr Frische, mehr Leistung und mehr<br />
Kundenzufriedenheit – und damit zu mehr<br />
Wachstum und Marktanteilen.
Kommentar Zur Zukunft des deutschen<br />
Lebensmitteleinzelhandels<br />
Christoph Clavadetscher<br />
ist Geschäftsführer<br />
der Dohle Handelsgruppe.<br />
Zuvor war er lange Jahre bei Coop<br />
in verschiedenen Positionen tätig,<br />
zuletzt als Leiter Direktion Trading<br />
und Mitglied der Geschäftsleitung.<br />
Die Stationen seines beruflichen<br />
Werdegangs waren Waro AG,<br />
Migros und Arthur Frey AG.<br />
Neue Chancen durch<br />
neue Herausforderungen<br />
Seit rund zwei Jahren bewegt sich der deutsche<br />
Lebensmitteleinzelhandel spürbar.Viele<br />
Händler haben Angebot und Auswahl verbessert,<br />
denn Verbraucher legen wieder mehr<br />
Wert auf Qualität und attraktive Sortimente.<br />
Eigenmarken haben stark an Stellenwert gewonnen.<br />
Gerade die großen Händler schaffen<br />
mit ihnen Differenzierungsmerkmale, bauen<br />
Gegengewichte zu Markenartikeln auf und<br />
runden ihr Sortiment für den Kunden ab.<br />
Insgesamt steuern die Händler ihr Geschäft<br />
aktiver und zeigen mehr Kompetenz und<br />
Selbstbewusstsein gegenüber den Lieferanten.<br />
Der Wandel wird weitergehen. Neue Herausforderungen<br />
warten. Dafür sorgen nicht zuletzt<br />
die Megatrends, mit denen sich die<br />
deutschen Händler auseinandersetzen müssen.<br />
Zu ihnen zählen Gesundheit und Wellness<br />
ebenso wie Umweltthemen. Hierauf<br />
haben sich die meisten Händler noch nicht<br />
eingelassen.<br />
»Kleinere innerstädtische Läden<br />
erleben ein Comeback.«<br />
Mit Convenience kommt ein weiterer Schlüsseltrend<br />
hinzu. Trotz enormer Wachstumsraten<br />
tun sich deutsche Händler mit dem<br />
Angebot so genannter Ready-to-eat- und Ready-to-cook-Artikel<br />
noch schwer. Ein Grund:<br />
Deutschland hat eine ausgeprägte Kochkultur.<br />
Und in keinem anderen Land sind Vielfalt und<br />
Regionalität der Sortimente im Lebensmitteleinzelhandel<br />
derart extrem wie in Deutschland.<br />
Eine Standardisierung von Sortimenten<br />
bei gleichzeitig gezielter Differenzierung findet<br />
erst langsam statt. Zweifelsohne aber<br />
wird auch hierzulande die Nachfrage nach<br />
Convenience-Produkten weiter zunehmen und<br />
damit den Biobereich, der fast schon Standard<br />
ist, als Megatrend ablösen. Zugleich werden<br />
kleinere innerstädtische Läden ein Comeback<br />
erleben und sich klar auf Frische fokussieren.<br />
Tankstellenshops ohne Tankstellen heißt<br />
künftig die Devise in den Städten.<br />
Die Hypermärkte dagegen haben ihren Zenit<br />
wohl überschritten. Gerade beim Non-Food-<br />
Geschäft müssen die Großflächenbetreiber<br />
umdenken. Denn in diesem Bereich ist durch<br />
die Stärke der Fachmärkte auch weiterhin<br />
kaum Geld zu verdienen.Eine Neuorientierung<br />
ist nötig. Es gilt, sich auf ein erstklassiges<br />
Food-Angebot zu konzentrieren, das gegenüber<br />
den Discountern bei Frische, Qualität,<br />
Auswahl und Service wirklich punkten kann,<br />
und die Restfläche an Fachmarktanbieter zu<br />
vermieten. Dies erfordert Mut und Konsequenz.<br />
»Der Molkereibereich ist nur<br />
die Spitze des Eisbergs.«<br />
Eine der größten Herausforderungen für den<br />
deutschen Lebensmitteleinzelhandel wird die<br />
Entwicklung der Rohstoffpreise werden. Diese<br />
sind künftig nicht nur großen Schwankungen<br />
ausgesetzt, sondern bewegen sich<br />
auch eher nach oben als nach unten. Der<br />
Molkereibereich ist nur die Spitze des Eisbergs.<br />
Schon sind höhere Preise für Schokolade,<br />
Margarine und Fleisch im Gespräch.<br />
Das trifft Deutschland mit seinen extrem<br />
preissensitiven Konsumenten besonders hart.<br />
Hier stand das Thema Preis in den vergangenen<br />
20 Jahren über allem. Die Händler lieferten<br />
sich ruinöse Preisschlachten, sparten<br />
dafür bei Qualität, Service und innovativen<br />
Konzepten. Mit dem wachsenden Qualitätsbewusstsein<br />
der Konsumenten aber hatte<br />
sich das Blatt zuletzt gewendet. Dass die<br />
Händler nun viele Preise erhöhen müssen,<br />
weil die Rohstoffpreise explodieren, könnte<br />
zu Rückfällen in Zeiten übertriebener Preisaktionitis<br />
führen.<br />
Betreiben Handel und Industrie jedoch eine<br />
vernünftige Aufklärungsarbeit, dürften die<br />
deutschen Konsumenten die höheren Preise<br />
mit der Zeit annehmen. Bei vielen hat bereits<br />
ein Umdenken in Richtung Qualität und<br />
gesunde Produkte eingesetzt. Erheblich dazu<br />
beigetragen haben die Bioprodukte,auch wenn<br />
dieser Bereich weiter unter Produktionsproblemen<br />
leidet und eine reibungslose Versorgung<br />
nicht immer sichergestellt ist. Einen<br />
Bauernhof auf Bio umzustellen, dauert eben<br />
seine Zeit. Die wird es auch brauchen,bis das<br />
Qualitätsbewusstsein deutscher Kunden an<br />
den besonderen Stellenwert des Preisesherankommt.<br />
Eine Annäherung ist aber bereits in<br />
Gang gekommen. Selbst die Discounter haben<br />
begonnen, ihre Sortimente qualitativ<br />
hochwertiger zu gestalten – und die Preise<br />
entsprechend anzuheben.<br />
11
Perspektiven<br />
» Früher konnten sich die<br />
Private-Equity-Investoren<br />
schnell und bequem die<br />
Juwelen einverleiben.<br />
Doch die Zeiten der leichten<br />
Gewinne sind vorbei.<br />
Jetzt müssen sie ihren<br />
Fokus zunehmend auf<br />
kleine, interessante<br />
und wachstumsstarke<br />
Objekte richten – und<br />
dafür oftmals richtig viel<br />
Geld zahlen.«<br />
James Bacos<br />
James Bacos<br />
james.bacos@oliverwyman.com<br />
+49 89 939 49 441<br />
12<br />
Private-Equity-Investitionen<br />
im Handel<br />
Über Eigenmarken<br />
den Einstieg erreichen<br />
Weltweit und über alle Branchen hinweg boomen Private-Equity-Investitionen.<br />
Auch im Handel wurden vor allem in den USA und England einige<br />
namhafte Unternehmen von Finanzinvestoren gekauft. Hierzulande tun<br />
sich Private-Equity-Gesellschaften noch schwer. Erste Versuche, sich im<br />
Lebensmitteleinzelhandel oder Baumarktgeschäft zu etablieren, scheinen<br />
nicht voran zu kommen. Dabei ist der Markt nicht uninteressant. Denn<br />
Investitionen in die Lieferkette des Handels sind ein lukratives Unterfangen.<br />
Die Kassen der Finanzinvestoren sind prall<br />
gefüllt. Allein in Europa, so erwarten Marktforscher,<br />
wird sich das Kapital der Private-<br />
Equity-Fonds im Jahr 2007 auf rund 90 Milliarden<br />
Euro belaufen. Entsprechend intensiv<br />
gestaltet sich die Suche der Finanzinvestoren<br />
nach geeigneten Übernahmekandidaten. Dabei<br />
dringen sie zunehmend auch in den<br />
Handel vor. So kaufte der amerikanische Finanzinvestor<br />
Kohlberg Kravis Roberts jüngst<br />
die britische Pharma- und Drogeriekette<br />
Alliance Boots für 16,2 Milliarden Euro. Dies<br />
ist die teuerste Übernahme, die ein Private-<br />
Equity-Unternehmen in Europa bislang durchgeführt<br />
hat.<br />
Schwieriges Marktumfeld<br />
Auch die deutsche Handelslandschaft ist<br />
längst ins Blickfeld der Private-Equity-Investoren<br />
gerückt. Doch Übernahmen wie die der<br />
Karstadt-Kompakt-Häuser im August 2005<br />
durch den britischen Investor Dawnay Day<br />
sind noch die Ausnahme. In naher Zukunft<br />
ist in Deutschland nicht mit einem massiven<br />
Einstieg von Finanzinvestoren zu rechnen,<br />
wenngleich Metro und Rewe in Presseberichten<br />
als Kaufkandidaten genannt werden.<br />
Die Einstiegshürden sind hoch. Hierzulande<br />
dominieren Familienunternehmen und Genossenschaften<br />
den Lebensmitteleinzelhandel<br />
und die Baumarktbranche.<br />
Nur wenige Unternehmen sind an der Börse<br />
notiert. Und obwohl die Kapitalrendite in<br />
vielen Fällen unbefriedigend ist, sehen die<br />
Eigentümer oft keinen Anlass, sich von ihren<br />
Unternehmen zu trennen.<br />
Bis heute beschränkt man sich auf den Verkauf<br />
von Immobilienpaketen.Zudem machen<br />
viele strukturelle Probleme den deutschen<br />
Handelsmarkt zum schwierigsten in Europa:<br />
starker Wettbewerb, schlechte Margen, wenig<br />
Wachstum, Flächenüberkapazitäten und geringe<br />
Produktivität pro Quadratmeter. Erforderlich<br />
sind strategische Pläne zur Neuausrichtung,<br />
aber auch ein grundsätzliches<br />
Umdenken hinsichtlich Sortimenten,Kundennähe,<br />
Kundenorientierung und Preisgestaltung,<br />
um Wachstum zu generieren und die<br />
Ertragskraft zu steigern, oder sogar aufwändige<br />
»Buy and Build«-Strategien. Dadurch werden<br />
Unternehmenskäufe im Handelssektor<br />
zu langfristigen und daher für viele Finanzinvestoren<br />
zu weniger attraktiven Investments.<br />
Verdrängungswettbewerb nimmt zu<br />
Der deutsche Handel ist aufgrund<br />
zahlreicher struktureller Probleme der<br />
schwierigste in Europa.<br />
Für Finanzinvestoren gibt es nur sehr wenige<br />
potenzielle Übernahmekandidaten.<br />
Erste Versuche im Baumarktsektor und<br />
Lebensmitteleinzelhandel waren vergeblich.<br />
Für Investoren ist die Lieferkette des<br />
Handels sehr attraktiv. Besonders interessant<br />
sind Eigenmarkenhersteller.<br />
Erste erfolgreiche Transaktionen haben<br />
bereits stattgefunden. In naher Zukunft sind<br />
weitere Investitionen in die Lieferkette des<br />
Handels zu erwarten.
Biobranche lockt<br />
Der in Deutschland anhaltende<br />
Boom bei Bioprodukten ist auch für<br />
Private-Equity-Gesellschaften<br />
interessant. Experten erwarten hierzulande<br />
in den kommenden Jahren<br />
einen Kapitalbedarf von bis zu<br />
500 Millionen Euro. Hohe Renditen<br />
sind in dieser Branche jedoch nicht<br />
zu erwarten.<br />
Starkes Wachstum bei Handelsmarken<br />
Dennoch sind Private-Equity-Aktivitäten im<br />
deutschen Handel aus Sicht von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong><br />
kein aussichtsloses Unterfangen, vor<br />
allem nicht bei der Lieferkette des Handels.<br />
Speziell die Hersteller von Eigenmarken erweisen<br />
sich als lohnendes Investitionsziel. In<br />
ganz Europa sind Handelsmarken schon seit<br />
Jahren ein stark wachsendes Segment. Auch<br />
in Deutschland ist ihre Bedeutung in den<br />
letzten zehn Jahren rasant gestiegen – bedingt<br />
durch den Siegeszug der Discounter, aber<br />
auch durch das wachsende Engagement der<br />
Vollsortimenter, die mit Preiseinstiegsmarken<br />
und hochwertigen Handelsmarken Bollwerke<br />
gegen Aldi, Lidl & Co. aufbauen wollen.Inzwischen<br />
beträgt der Anteil der Private Label am<br />
Gesamtmarkt hierzulande fast 40 Prozent. Im<br />
Jahr 2001 belief er sich noch auf 27,1 Prozent.<br />
Das Eigenmarkensegment ist ein stabiles<br />
Geschäft mit guten Wachstumsraten und zufriedenstellenden<br />
Margen. Darüber hinaus<br />
ist die strukturelle Trägheit der Private-Label-Produzenten<br />
bei weitem nicht so ausgeprägt<br />
wie bei Handelsgesellschaften. Zum<br />
einen sind die Unternehmen in der Regel<br />
kleiner. Zum anderen werden sie von Unternehmern<br />
geführt, die Finanzspritzen nicht<br />
abgeneigt sind. Sie benötigen Geld zur Stärkung<br />
des Eigenkapitals, für Akquisitionen<br />
oder aber zur weiteren Expansion ins Ausland.<br />
Viele Eigenmarkenhersteller gehen mit<br />
den Harddiscountern mit, die in Deutschland<br />
die Sättigungsgrenze nahezu erreicht haben<br />
und nun in anderen Ländern Wachstum<br />
Deutschland legt zu<br />
Marktanteile von Eigenmarken 2003 bis 2006 (in Prozent)<br />
34,8<br />
Quelle: Europanel<br />
39,7<br />
Deutschland<br />
26,5 29,2 27,1<br />
Frankreich<br />
generieren wollen. Zugleich knüpfen sie immer<br />
häufiger Handelsbeziehungen zu ausländischen<br />
Händlern und erschließen über<br />
Kooperationen von sich aus Märkte außerhalb<br />
Deutschlands. Dabei profitieren sie von<br />
ihrer über die Jahre aufgebauten Produktionskompetenz,<br />
ihrer effizienten Kostenstruktur<br />
und dem sehr hohen Qualitätsniveau. Die<br />
Chancen stehen gut, dieses Betriebsmodell<br />
erfolgreich ins Ausland zu transportieren.<br />
Wappnen für den Wandel<br />
Erste Übernahmen deutscher EigenmarkenherstellerdurchPrivate-Equity-Gesellschaften<br />
sind bereits erfolgreich verlaufen. Henderson<br />
European Partners ILP hat die Homann Feinkost<br />
GmbH erworben, einen Markenanbieter<br />
und bedeutenden Aldi-Lieferanten,und nach<br />
wenigen Jahren erfolgreich an IFR Capital Plc<br />
verkauft. Ähnliche Unternehmen, so die Prognose<br />
von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong>, bieten Investitionsmöglichkeiten<br />
und die Aussicht auf lukrative<br />
Wertsteigerungen. So könnten Finanzinvestoren<br />
durch mehrere Übernahmen paneuropäische<br />
Eigenmarkenproduzenten gründen,<br />
die ähnlich wie der Markenhersteller Nestlé<br />
international unterschiedliche Warengruppen<br />
beherrschen. Entsprechend werden die Finanzinvestoren<br />
ihre Chancen nutzen – und<br />
können sich auf diese Weise mit den<br />
schwierigen Gepflogenheiten im deutschen<br />
Handel vertraut machen. Dann sind sie<br />
gewappnet, wenn die Blockaden durch die<br />
Eigentümer aufweichen und Bewegung in<br />
den Markt kommt.<br />
35,1<br />
21,1<br />
Niederlande Österreich<br />
27,5<br />
2003 2006<br />
13
Erfolgsbeispiele<br />
14<br />
Best Practice<br />
in Europe<br />
<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> unterstützt Einzelhandelsunternehmen bei der Entwicklung<br />
und Umsetzung von Unternehmens- und Geschäftsbereichsstrategien,<br />
bei der Optimierung von Preis- und Sortimentsmanagement oder Werbeaktionen<br />
sowie bei Marken- und Kommunikationsstrategien.<br />
Das Branchenteam Handel und Konsumgüter verfügt über tief greifende<br />
internationale Erfahrung und hat sich in den letzten 20 Jahren in einer<br />
Vielzahl von Beratungsprojekten für Handels- und B2C-Formate bewährt.<br />
Klare Preisarchitektur –<br />
höhere Kundenzufriedenheit<br />
Preis und Leistung sind die Gradmesser für die Kundenzufriedenheit<br />
schlechthin. Aufgrund erheblicher Nachteile beim Preisimage verlor ein europäischer<br />
Einzelhändler mit einer großen Anzahl von Food-Artikeln im<br />
Sortiment zunehmend an Boden gegenüber den Discountern. Die Zufriedenheit<br />
der Konsumenten sank, Marktanteile und Profitabilität gingen zurück.<br />
Die Analyse von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> ergab eine gespaltene Preishierarchie – ein sehr<br />
aggressiver Preiseinstieg, sehr niedrige Preise bei Eckartikeln und dafür überdurchschnittlich<br />
hohe Preise im Restsortiment. Dadurch entfiel ein hoher<br />
Umsatzanteil auf margenschwache Artikel. Zudem fehlte ein Incentive zum<br />
spontanen Trading up bei gleichzeitigem unterdurchschnittlichem Preisimage.<br />
Durchgeführt wurde eine produktspezifische Preisoptimierung bei Nutzung<br />
unterschiedlicher Preissensitivitäten auf Artikelebene. Hinzu kam eine gezielte<br />
Steuerung der Warenströme hin zu margenstärkeren Produkten. Im Ergebnis<br />
entstand eine konsistente Warengruppenarchitektur – »gut, besser, am besten«<br />
– mit klaren, aber überbrückbaren Preisunterschieden zwischen den einzelnen<br />
Produkten. Dies führte zu einer erheblichen Steigerung des Preisimages –<br />
und damit des Umsatzes und der Profitabilität.
Aldinativen gezielt gestalten –<br />
Kannibalisierungskosten reduzieren<br />
Bei einem Marktanteil der Discounter von mehr als 40 Prozent müssen<br />
große Vollsortimenter ein Preiseinstiegssortiment führen. Dies muss sinnvoll<br />
gestaltet, gesteuert und kommuniziert werden. Ein führender Einzelhändler<br />
beauftragte <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> deshalb mit der Optimierung seines Preiseinstiegssortiments.<br />
Dabei sollte die Kannibalisierung margenstärkerer Artikel<br />
deutlich eingeschränkt werden.<br />
Sämtliche Artikel wurden hinsichtlich ihrer Rolle und Wirkung in den einzelnen<br />
Warengruppen und in Bezug auf ihre Positionierung gegenüber Konsumenten<br />
und Wettbewerb bewertet. Kern dieser Bewertung war eine Trade-off-Abwägung<br />
zwischen Ertragsausfällen aufgrund von Kannibalisierungseffekten und<br />
Imagevorteilen.Darauf aufbauend wurden geeignete Sortimentsschwerpunkte<br />
definiert und die Spezifikationen existierender Artikel überarbeitet.<br />
Im Ergebnis konnten die Kosten der Kannibalisierung um 70 Prozent des<br />
Restsortiments reduziert werden – ohne die positive Preisimage-Wirkung auf<br />
den Kunden zu beeinträchtigen.<br />
Promotions optimieren –<br />
Millionengräber verhindern<br />
Werbeaktionen sind ein wesentliches Instrument im Einzelhandel. Viele aber<br />
sind ineffizient und Wert vernichtend. Denn im Vordergrund stehen in der<br />
Regel kurzfristige Umsatzsteigerungen. Die indirekten Effekte wie Substitution,<br />
Bevorratung und Verbundwirkungen bleiben dagegen oft unberücksichtigt.<br />
Ein Einzelhändler in Großbritannien mit einem extrem umfangreichen<br />
Aktionsprogramm – der Werbeanteil an den Gesamtumsätzen betrug mehr<br />
als 50 Prozent – wandte sich an <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong>, um Wirtschaftlichkeit<br />
und Effizienz der Promotions zu steigern.<br />
Die Analyse zeigte, dass das Aktionsprogramm für die Preiswahrnehmung<br />
des Einzelhändlers von großer Bedeutung ist, dass die hohen Investitionen aber<br />
sehr unfokussiert waren, das heißt in allen Warengruppen gleichermaßen.<br />
Im Zuge eines Bottom-up-/Top-down-Ansatzes erfolgte zuerst eine detaillierte<br />
Messung aller wirtschaftlichen Effekte (inklusive aller indirekten Auswirkungen<br />
auf eine Warengruppe sowie alle übrigen Warengruppen, auf die Logistikkosten<br />
und den Werbekostenzuschuss), danach die Mikrooptimierung jeder Aktion.<br />
Zugleich wurde eine Strategieüberprüfung vorgenommen, die die Fokussierung<br />
der Mittel auf diejenigen Warengruppen zur Folge hatte, in denen die Wirkung<br />
der Promotions und/oder die Profitabilität am höchsten waren. Im Ergebnis<br />
konnte die Ertragskraft erheblich gesteigert werden.<br />
15
München<br />
Marstallstraße 11<br />
80539 München<br />
+49 89 939 49 0<br />
+49 89 939 49 511 fax<br />
www.oliverwyman.com<br />
www.oliverwyman.de<br />
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60313 Frankfurt<br />
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Düsseldorf<br />
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<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> ist eine führende Managementberatung mit<br />
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Retail & Consumer Products<br />
Zürich<br />
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8027 Zürich<br />
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<strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> unterstützt weltweit Unternehmen der Handels-<br />
und Konsumgüterindustrie und verfügt über langjährige<br />
Erfahrung in der Optimierung von Preis- und Sortimentsmanagement.<br />
Die Beratungsansätze von <strong>Oliver</strong> <strong>Wyman</strong> sind<br />
quantitativ und datengetrieben. Sie beruhen auf dem tief<br />
greifenden Verständnis mikroökonomischer Sachverhalte und<br />
deren pragmatischer Anwendung. Das Ziel ist eine messbare<br />
nachhaltige Steigerung der EBIT-Marge und des flächenbereinigten<br />
Wachstums. In den vergangenen 20 Jahren hat <strong>Oliver</strong><br />
<strong>Wyman</strong> erfolgreich Projekte für mehr als 100 Unternehmen<br />
der Handels- und Konsumgüterindustrie realisiert.<br />
Kontakt<br />
James Bacos<br />
james.bacos@oliverwyman.com, Tel. +49 89 939 49 441<br />
Sirko Siemssen<br />
sirko.siemssen@oliverwyman.com, Tel. +49 89 939 49 574<br />
Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.oliverwyman.com.<br />
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E 2500 / 08/07