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Frauen in Großkanzleien - brak-mitteilungen.de

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BRAKMagaz<strong>in</strong><br />

Herausgeber<br />

BUNDESRECHTSANWALTSKAMMER<br />

Ausgabe 4/2010 15. August 2010<br />

Billige Arbeitskräfte<br />

Petersburger Dialog<br />

Bericht aus <strong>de</strong>r Satzungsversammlung<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Großkanzleien<br />

Interview mit Jutta Freifrau von Falkenhausen


Nachschub für<br />

Nachzügler.<br />

Höchste Zeit für e<strong>in</strong>en neuen Zöller. Mit <strong>de</strong>n neuen Verfahren <strong>in</strong> Familiensachen nach <strong>de</strong>m<br />

FamFG, das immer wie<strong>de</strong>r auf die ZPO verweist. Und all <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren wichtigen Än<strong>de</strong>rungen, die<br />

Sie natürlich kennen müssen. Zöller, ZPO, 28. Auflage, gbd. 164,– €. ISBN 978-3-504-47017-3<br />

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Zu schwer<br />

Editorial<br />

Die 4. Satzungsversammlung hat<br />

die bereits von ihrer Vorgänger<strong>in</strong><br />

erhobene For<strong>de</strong>rung erneuert,<br />

§ 43c BRAO so zu än<strong>de</strong>rn, dass <strong>de</strong>r<br />

Vorstand <strong>de</strong>r Rechtsanwaltskammer e<strong>in</strong>e<br />

Fachanwaltsbezeichnung erst verleihen<br />

darf, „nach<strong>de</strong>m er geprüft hat, ob <strong>de</strong>r<br />

Rechtsanwalt auf <strong>de</strong>m Fachgebiet über<br />

beson<strong>de</strong>re Kenntnisse und Erfahrungen<br />

verfügt“. Also Prüfung statt Nachweiskontrolle.<br />

Zugegeben: Das Begehren als solches<br />

war zwischen <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Satzungsversammlung<br />

nicht ernsthaft streitig.<br />

Was Befürworter und Gegner <strong>de</strong>s Vorhabens<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r mehr als 5-stündigen Debatte<br />

trennte, war das Konzept für e<strong>in</strong>e Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>er solchen Prüfungskompetenz <strong>de</strong>r<br />

Kammern. Der Ausschuss 1 <strong>de</strong>r Satzungsversammlung<br />

hatte es unter Vorsitz und beharrlicher<br />

Führung von Frau Kolleg<strong>in</strong> Dr.<br />

Offermann-Burckart, <strong>de</strong>r Hauptgeschäftsführer<strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Rechtsanwaltskammer Düsseldorf,<br />

<strong>in</strong> 2-jähriger Beratungszeit und 11<br />

Arbeitssitzungen entwickelt und jetzt zur<br />

Diskussion vorgelegt. Es sieht vor, dass<br />

wie bisher Rechtsanwält<strong>in</strong>nen und Rechtsanwälte,<br />

die e<strong>in</strong>e Fachanwaltsbezeichnung<br />

erwerben wollen, praktische Erfahrungen<br />

anhand von Falllisten nachweisen müssen.<br />

Zum Erwerb <strong>de</strong>r theoretischen Kenntnisse<br />

haben sie – je<strong>de</strong>nfalls regelmäßig – e<strong>in</strong>en<br />

dreiwöchigen Lehrgang zu absolvieren, <strong>de</strong>r<br />

die <strong>in</strong> <strong>de</strong>r FAO für das jeweilige Fachgebiet<br />

benannten Rechtsbereiche umfasst.<br />

Was <strong>in</strong> ihm gelernt wur<strong>de</strong> und was <strong>de</strong>r<br />

Kandidat zusätzlich weiß, soll danach aber<br />

nicht mehr von <strong>de</strong>n die Lehrgänge veranstalten<strong>de</strong>n<br />

Instituten, Aka<strong>de</strong>mien, etc.<br />

geprüft und bewertet wer<strong>de</strong>n. Deren Interessenskonflikt,<br />

möglichst wenige Bewerber<strong>in</strong>nen<br />

und Bewerber unabhängig von<br />

<strong>de</strong>r Qualität ihrer Leistungen durchfallen<br />

zu lassen, wird dadurch beseitigt, dass die<br />

drei schriftlichen 5-stündigen Klausuren<br />

zentral von Aufgabenkommissionen gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, die für je<strong>de</strong>s Fachgebiet gebil<strong>de</strong>t<br />

und von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer<br />

verwaltet wer<strong>de</strong>n. Die Klausuren<br />

können von <strong>de</strong>n Kandidaten zeitgleich an<br />

zwei Term<strong>in</strong>en im Jahr <strong>de</strong>zentral bei <strong>de</strong>n<br />

Kammern geschrieben wer<strong>de</strong>n. Bewertet<br />

wer<strong>de</strong>n sie von <strong>de</strong>n dort e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Vorprüfungsausschüssen anhand <strong>de</strong>r von<br />

<strong>de</strong>n Aufgabenkommissionen zu <strong>de</strong>n Klausuren<br />

vorzulegen<strong>de</strong>n Lösungsskizzen und<br />

Bewertungsschemata, wobei lediglich zwischen<br />

„bestan<strong>de</strong>n“ und „nicht bestan<strong>de</strong>n“<br />

unterschie<strong>de</strong>n wird.<br />

Ist dies e<strong>in</strong>e Erleichterung für die zukünftigen<br />

Fachanwaltsbewerber O<strong>de</strong>r<br />

wird mit <strong>de</strong>m so e<strong>in</strong>geführten „Zentralabitur“<br />

<strong>de</strong>r Zugang zum Fachanwaltstitel erschwert,<br />

sogar unzumutbar erschwert Die<br />

Me<strong>in</strong>ungen hierüber g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Debatte<br />

<strong>de</strong>r Satzungsversammlung weit ause<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r.<br />

Mich hat neben <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll<br />

verbun<strong>de</strong>nen größeren Chancengerechtigkeit<br />

für alle Bewerber<strong>in</strong>nen und Bewerber<br />

vor allem e<strong>in</strong> Argument überzeugt. Es<br />

lautet: Der gewöhnliche Arbeitsalltag gera<strong>de</strong><br />

e<strong>in</strong>es Fachanwaltes for<strong>de</strong>rt von ihm,<br />

se<strong>in</strong>em Mandanten zeitnah zur Auftragserteilung<br />

und nach Aufarbeitung <strong>de</strong>s ihm<br />

vorher völlig unbekannten Sachverhaltes<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressensgerechte und die Rechtslage<br />

vollständig und möglichst richtig<br />

abbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Lösung se<strong>in</strong>es Problems vorzuschlagen.<br />

Es kann und darf <strong>de</strong>shalb e<strong>in</strong>en<br />

Bewerber um e<strong>in</strong>en solchen Titel nicht<br />

übermäßig belasten, e<strong>in</strong>en ihm unterbreiteten,<br />

ebenfalls unbekannten Sachverhalt<br />

<strong>in</strong> 5 Stun<strong>de</strong>n auf se<strong>in</strong>e rechtlich relevanten<br />

Fragestellungen se<strong>in</strong>es Fachgebietes<br />

zu überprüfen und geeignete Ansätze für<br />

<strong>de</strong>ren Beantwortung zu entwickeln. Um<br />

mehr kann es bei <strong>de</strong>n Klausuren schließlich<br />

nicht gehen. Ist er überfor<strong>de</strong>rt, dies zu<br />

tun, spricht dies nicht gegen das Prüfungskonzept,<br />

son<strong>de</strong>rn gegen <strong>de</strong>n Kandidaten.<br />

O<strong>de</strong>r etwa nicht<br />

RA Ekkehart Schäfer, Ravensburg<br />

Vizepräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r BRAK<br />

04/2010 BRAKMagaz<strong>in</strong> 3


Billable hours o<strong>de</strong>r<br />

work-life-balance<br />

Titelthema<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Großkanzleien – Interview mit<br />

Jutta Freifrau von Falkenhausen<br />

Jutta Freifrau von Falkenhausen war<br />

mehr als 15 Jahre Rechtsanwält<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Großkanzlei. 2009<br />

hat sie sich <strong>in</strong> eigener Kanzlei selbstständig<br />

gemacht und berät dort jetzt <strong>de</strong>utsche<br />

und <strong>in</strong>ternationale Mandanten im<br />

Wirtschafts- und Gesellschaftsrecht, im<br />

Stiftungsrecht und im Bereich Kunstrestitution.<br />

Ehrenamtlich engagiert sie sich als<br />

Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r Initiative <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong><br />

die Aufsichtsräte – FidAR e.V.<br />

Jahr<br />

Rechtsanwälte<br />

<strong>in</strong>sgesamt<br />

Frau von Falkenhausen, Sie waren lange<br />

Zeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Großkanzlei<br />

tätig. Glauben Sie, dass sich das<br />

Klima für Rechtsanwält<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Großkanzleien <strong>in</strong> <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

grundsätzlich verän<strong>de</strong>rt hat<br />

Insgesamt ist <strong>in</strong> dieser Zeit die Zahl <strong>de</strong>r<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Großkanzleien gestiegen.<br />

So ist es sehr viel selbstverständlicher<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass <strong>Frauen</strong> an großen wirtschaftsrechtlichen<br />

Mandaten mitarbeiten.<br />

Ich fand mich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en ersten<br />

Berufsjahren häufig als e<strong>in</strong>zige Frau<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er größeren Männerrun<strong>de</strong>. Heute<br />

sitzen meist mehrere <strong>Frauen</strong> am Tisch.<br />

Zum e<strong>in</strong>en mehr Anwält<strong>in</strong>nen als früher,<br />

vor allem aber gibt es viele <strong>Frauen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rechtsabteilungen <strong>de</strong>r Unternehmen.<br />

Me<strong>in</strong>es Erachtens hat dieser hohe<br />

<strong>Frauen</strong>anteil auf Mandantenseite e<strong>in</strong>en<br />

positiven E<strong>in</strong>fluss auf die Akzeptanz<br />

von Rechtsanwält<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Kanzleien.<br />

Als Mandant<strong>in</strong>nen haben sie<br />

Macht und konfrontieren die (immer<br />

noch überwiegend männlichen) Partner<br />

damit, dass e<strong>in</strong>e Frau ihnen sagt, wo es<br />

lang geht. Außer<strong>de</strong>m habe ich oft beobachtet,<br />

dass Unternehmensjurist<strong>in</strong>nen<br />

gerne mit Rechtsanwält<strong>in</strong>nen zusammenarbeiten.<br />

Ganz selten f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man<br />

da die vielbeschworene Zickigkeit zwischen<br />

<strong>Frauen</strong>; viel häufiger freuen sich<br />

bei<strong>de</strong> Seiten über die sachliche, effiziente<br />

und vertrauensvolle Zusammenarbeit,<br />

die ohne eitle Hahnenkämpfe und<br />

Positionierungsgerangel auskommt.<br />

Den Statistiken zufolge s<strong>in</strong>d weibliche<br />

Juristen die besseren Absolventen.<br />

Trotz<strong>de</strong>m ist die <strong>Frauen</strong>quote <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Großkanzleien – die ja beson<strong>de</strong>rs viel<br />

Wert auf sehr gute Examensnoten legen<br />

– immer noch <strong>de</strong>utlich ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Gesamtanwaltschaft. Tun sich Ihrer<br />

Rechtsanwält<strong>in</strong>nen Anteil <strong>in</strong> %<br />

1970 22.882 1.035 4,52<br />

1975 26.854 1.400 5,21<br />

1980 36.077 2.756 7,64<br />

1985 46.933 5.651 12,04<br />

1990 56.638 8.537 15,07<br />

1995 74.291 14.332 19,29<br />

2000 104.067 25.589 24,59<br />

2005 132.569 37.953 28,63<br />

2010 153.251 48.393 31,58<br />

Ansicht nach die Kanzleien schwerer,<br />

<strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong>zustellen o<strong>de</strong>r gibt es e<strong>in</strong>fach<br />

weniger Bewerber<strong>in</strong>nen<br />

Die E<strong>in</strong>stellung von <strong>Frauen</strong> ist nicht so<br />

sehr das Problem. Unter <strong>de</strong>n Berufsanfängern<br />

<strong>in</strong> Großkanzleien f<strong>in</strong><strong>de</strong>n<br />

sich – wegen <strong>de</strong>r von Ihnen erwähnten<br />

exzellenten Qualifikation – recht<br />

viele <strong>Frauen</strong>. Das Problem s<strong>in</strong>d die<br />

ger<strong>in</strong>gen Aufstiegschancen speziell für<br />

<strong>Frauen</strong> – <strong>in</strong> <strong>de</strong>n höheren Ebenen <strong>de</strong>r<br />

Großkanzlei f<strong>in</strong><strong>de</strong>n Sie nur sehr vere<strong>in</strong>zelt<br />

<strong>Frauen</strong>. Sicher gibt es qualifizierte<br />

<strong>Frauen</strong>, die sich gar nicht erst bei<br />

Großkanzleien bewerben, weil sich die<br />

schlechten Karrierechancen für <strong>Frauen</strong><br />

dort herumgesprochen haben. Manche<br />

Berufsanfänger<strong>in</strong> mit ausgeprägtem<br />

Familienwunsch entschei<strong>de</strong>t sich auch<br />

bewusst für <strong>de</strong>n öffentlichen Dienst o<strong>de</strong>r<br />

das Richteramt, weil dort die Probleme<br />

<strong>de</strong>r Vere<strong>in</strong>barkeit von beruflichem und<br />

familiärem Engagement weitgehend<br />

gelöst s<strong>in</strong>d. Ich persönlich f<strong>in</strong><strong>de</strong> es aber<br />

scha<strong>de</strong>, wenn sich e<strong>in</strong>e junge Frau mit<br />

Neigung und Talent zum Anwaltsberuf<br />

nur aufgrund dieser Sachlage für e<strong>in</strong>en<br />

Berufsweg entschei<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r nicht ihre<br />

erste Wahl ist.<br />

Häufig wird als Grund für die niedrige<br />

<strong>Frauen</strong>quote <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Großkanzleien die<br />

schwierige Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie<br />

und Beruf genannt. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite werben Großkanzleien mehr und<br />

mehr schon <strong>in</strong> ihren Stellenanzeigen mit<br />

e<strong>in</strong>em familienfreundlichen Arbeitsplatz.<br />

S<strong>in</strong>d das nur Lippenbekenntnisse o<strong>de</strong>r<br />

hat es hier tatsächlich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren e<strong>in</strong>en Wan<strong>de</strong>l gegeben.<br />

Ich fürchte, es s<strong>in</strong>d weitgehend Lippenbekenntnisse.<br />

Hier beobachte ich<br />

e<strong>in</strong>e Doppelmoral <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Führungse-<br />

4 BRAKMagaz<strong>in</strong> 04/2010


enen <strong>de</strong>r Großkanzleien: Zum e<strong>in</strong>en<br />

ist es für die allermeisten männlichen<br />

Partner selbstverständlich, Familie zu<br />

haben. Sie f<strong>in</strong><strong>de</strong>n hier sogar überdurchschnittlich<br />

viele Familien mit drei und<br />

vier K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn. Nur bei <strong>Frauen</strong> wird die<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Anwaltskarriere und<br />

Familie plötzlich zum kategorischen<br />

Problem. Zum an<strong>de</strong>ren s<strong>in</strong>d viele <strong>de</strong>r<br />

„familienfreundlichen Arbeitsplätze“<br />

<strong>in</strong>haltlich un<strong>in</strong>teressant und weit weg<br />

vom anwaltlichen Geschehen. E<strong>in</strong> typisches<br />

Beispiel ist die Verwaltung <strong>de</strong>r<br />

Vertragsmustersammlung. E<strong>in</strong>e solche<br />

Tätigkeit trägt we<strong>de</strong>r zum kanzlei<strong>in</strong>ternen<br />

Stand<strong>in</strong>g noch zur Stärkung <strong>de</strong>s<br />

anwaltlichen Profils nach außen bei. So<br />

wer<strong>de</strong>n Rechtsanwält<strong>in</strong>nen mit Familie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rolle gedrängt, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r von<br />

ihnen Dankbarkeit erwartet wird, dass<br />

sie trotz e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong><strong>de</strong>s – o<strong>de</strong>r gar mehrer<br />

K<strong>in</strong><strong>de</strong>r – überhaupt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

arbeiten dürfen. Das geschieht vielfach<br />

unbewusst auf Seiten <strong>de</strong>r Männer wie<br />

<strong>de</strong>r <strong>Frauen</strong>. Weitergehen<strong>de</strong> Ansprüche,<br />

die für männliche Kollegen (auch mit<br />

Familie) selbstverständlich s<strong>in</strong>d, dürfen<br />

<strong>Frauen</strong> nicht stellen. Etwa auf Anerkennung<br />

<strong>de</strong>r geleisteten Arbeit, auf gute<br />

Vergütung und Aufstiegschancen, auf<br />

die Übertragung anspruchsvoller und<br />

<strong>in</strong>teressanter Mandate, etc.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal kle<strong>in</strong>er wird die <strong>Frauen</strong>quote<br />

auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Partner. Gibt<br />

es hier e<strong>in</strong>e „gläserne Decke“, an die die<br />

weiblichen Associates stoßen<br />

Es gibt „diese gläserne“ Decke nach<br />

me<strong>in</strong>er Beobachtung fast überall. Sie<br />

hat nichts mit Familie und K<strong>in</strong><strong>de</strong>rn zu<br />

tun, son<strong>de</strong>rn vielmehr mit männlichen<br />

(Vor)Urteilsmustern und Mentalitäten.<br />

Ich sage das nicht gerne, aber es ist lei<strong>de</strong>r<br />

immer noch so. Die wenigen <strong>Frauen</strong>,<br />

<strong>de</strong>nen es gel<strong>in</strong>gt, die „gläserne Decke“ zu<br />

durchstoßen, s<strong>in</strong>d meist „Super-Anwält<strong>in</strong>nen“<br />

– doppelt so klug, doppelt so<br />

qualifiziert und dreimal so leistungs- und<br />

lei<strong>de</strong>nsbereit wie ihre männlichen Kollegen.<br />

Es fehlt die kritische Masse – an<strong>de</strong>rs<br />

als etwa <strong>in</strong> <strong>de</strong>n USA, wo Partner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

Großkanzleien <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />

und diskrim<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong><br />

Verhaltensmuster gesellschaftlich geächtet<br />

und rechtlich sanktioniert s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e Frage zum Schluss: Wie wird sich<br />

aus Ihrer Sicht die Zunkunft für Rechtsanwält<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Großkanzleien <strong>in</strong><br />

Deutschland entwickeln.<br />

Es gibt zwei gesellschaftliche „Großtrends“,<br />

die mich trotz aller Be<strong>de</strong>nken<br />

hoffnungsvoll stimmen: Zum e<strong>in</strong>en die<br />

Demographie: Der absehbare Mangel<br />

an hochqualifizierten Fachkräften wird<br />

dazu führen, dass die Großkanzleien<br />

sich für <strong>Frauen</strong> attraktiver machen und<br />

Karrieremuster <strong>in</strong>sgesamt über<strong>de</strong>nken<br />

müssen. Es geht darum, weibliches<br />

Talent zu akquirieren und langfristig zu<br />

halten, und es geht darum, die Arbeitswelt<br />

<strong>de</strong>r Großkanzlei für alle - Anwält<strong>in</strong>nen<br />

und Anwälte – nachhaltiger zu<br />

gestalten. Der zweite Trend: Insgesamt<br />

rücken mehr <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> die Top-Führungspositionen<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft auf und<br />

for<strong>de</strong>rn die verstärkte Teilhabe an wirtschaftlicher<br />

Macht e<strong>in</strong>. Dafür gibt es<br />

gute wirtschaftliche Argumente. Denn<br />

Unternehmen mit e<strong>in</strong>em höheren <strong>Frauen</strong>anteil<br />

an <strong>de</strong>r Spitze s<strong>in</strong>d erwiesenermaßen<br />

erfolgreicher als Unternehmen<br />

mit überwiegend männlicher Führung.<br />

Ich sehe nicht, warum dies für Großkanzleien<br />

nicht gelten sollte, die ja nach<br />

eigenem Selbstverständnis Dienstleistungsunternehmen<br />

s<strong>in</strong>d. So hoffe ich,<br />

dass die Kanzleien aus dieser ökonomischen<br />

Erkenntnis bald konkrete Konsequenzen<br />

für die Anwält<strong>in</strong>nen ziehen.


Billige Arbeitskräfte<br />

Rechtsprechungsreport<br />

BGH mahnt faire Bezahlung an<br />

Wenn es e<strong>in</strong>e höchstrichterliche<br />

Entscheidung gibt, die sich junge<br />

Rechtsanwälte kurz nach ihrem<br />

zweiten Examen ausschnei<strong>de</strong>n sollten,<br />

dann ist es diese: AnwZ (B) 11/08. Es ist<br />

e<strong>in</strong> bemerkenswertes Beispiel dafür, dass<br />

es sittenwidrige Löhne nicht nur bei Friseur<strong>in</strong>nen<br />

und Erntehelfern gibt. Auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Anwaltskanzlei herrschen mitunter son<strong>de</strong>rbare<br />

Vorstellungen darüber, was unter e<strong>in</strong>er<br />

fairen Entlohnung zu verstehen ist.<br />

Im Juli 2006 hatte e<strong>in</strong>e Rechtsanwaltsund<br />

Notarkanzlei auf <strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sagentur für Arbeit e<strong>in</strong>e Tra<strong>in</strong>eestelle<br />

für junge Anwält<strong>in</strong>nen und Anwälte<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Die Stelle sollte für zwei Jahre<br />

befristet se<strong>in</strong> und mit e<strong>in</strong>em Gehalt entlohnt<br />

wer<strong>de</strong>n, welches „e<strong>in</strong> wenig über<br />

<strong>de</strong>m Referendargehalt liegt“. Die Formulierung<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stellenanzeige brachte die<br />

zuständige Rechtsanwaltskammer auf <strong>de</strong>n<br />

Plan, schließlich lag die Unterhaltsbeihilfe<br />

für ledige Rechtsreferendare zu diesem<br />

Zeitpunkt lediglich bei 894,75 Euro brutto<br />

im Monat. „E<strong>in</strong> wenig darüber“ dürfte e<strong>in</strong><br />

Hungerlohn von unter 1000 Euro be<strong>de</strong>uten,<br />

schlussfolgerte die Kammer – wohlgemerkt<br />

für e<strong>in</strong>en Volljuristen, <strong>de</strong>r se<strong>in</strong> zweites<br />

Staatsexamen bestan<strong>de</strong>n hat. Wem diese<br />

Größenordnung alle<strong>in</strong> für e<strong>in</strong>e empörte<br />

Reaktion nicht genügte, <strong>de</strong>m rechnete<br />

die Kammer vor, dass selbst ausgebil<strong>de</strong>te<br />

Rechtsanwalts- und ReNo-Fachangestellte<br />

1200 bis 1500 Euro im Monat verdienen.<br />

Sie schickte <strong>de</strong>r Kanzlei also postwen<strong>de</strong>nd<br />

e<strong>in</strong>en „belehren<strong>de</strong>n H<strong>in</strong>weis“. Den wollte<br />

die Sozietät nicht auf sich sitzen lassen<br />

und pochte auf gerichtliche Klärung.<br />

Der allgeme<strong>in</strong>en Empörung hat sich<br />

nun auch <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sgerichtshof <strong>in</strong> besagter<br />

Entscheidung angeschlossen: Die Stellenanzeige<br />

vermittle <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>druck, dass es<br />

<strong>de</strong>r Kanzlei nicht zuletzt darum gehe, unter<br />

<strong>de</strong>m Deckmantel e<strong>in</strong>es vorgeblichen Tra<strong>in</strong>ee-Programms<br />

Rechtsanwälte als „billige<br />

Arbeitskräfte anzuwerben, die nach Ablauf<br />

<strong>de</strong>r Beschäftigungszeit durch Neue ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n sollen“, rügte er. Immerh<strong>in</strong> g<strong>in</strong>gen<br />

die Karlsruher Richter zugunsten <strong>de</strong>r<br />

Anwaltskanzlei davon aus, dass sie e<strong>in</strong><br />

Salär von 1250 Euro brutto im Monat im<br />

Kopf gehabt haben könnte. So rechneten sie<br />

mit e<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Stellenanzeige zusicherte,<br />

die Berufshaftpflichtversicherung<br />

und <strong>de</strong>n Beitrag für die Anwaltskammer<br />

genauso zu übernehmen, wie die Sem<strong>in</strong>argebühren<br />

für Fortbildungsveranstaltungen<br />

und <strong>de</strong>n Arbeitnehmeranteil <strong>de</strong>r Sozialversicherungsbeiträge.<br />

Die <strong>in</strong> Aussicht<br />

gestellte Umsatzbeteiligung an eigenen<br />

Mandaten schmetterten die Richter h<strong>in</strong>gegen<br />

ab, weil sich e<strong>in</strong>em Berufsanfänger<br />

erfahrungsgemäß kaum die Möglichkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er erfolgreichen Akquisitionstätigkeit<br />

böten. Außer<strong>de</strong>m nahmen sie <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

nicht ab, dass sie tatsächlich wie behauptet<br />

e<strong>in</strong>e anfängliche Bruttovergütung von 1500<br />

Euro hatte zahlen wollen.<br />

Gemessen an <strong>de</strong>n rund 2300 Euro<br />

brutto, die das Institut für Freie Berufe<br />

<strong>in</strong> Nürnberg und das Soldan-Institut für<br />

Anwaltsmanagement als das durchschnittliche<br />

E<strong>in</strong>stiegsgehalt e<strong>in</strong>es angestellten<br />

Rechtsanwalts ohne Prädikatsexamen o<strong>de</strong>r<br />

beson<strong>de</strong>re Qualifikation ermittelt hat, s<strong>in</strong>d<br />

1250 Euro gera<strong>de</strong> nur e<strong>in</strong> wenig mehr die<br />

Hälfte <strong>de</strong>s durchschnittlichen Lohns <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Branche und damit nach <strong>de</strong>r jüngsten<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sgerichtshofs<br />

sittenwidrig. Denn e<strong>in</strong> „auffälliges Missverhältnis“<br />

zwischen <strong>de</strong>r erbrachten Arbeitsleistung<br />

und <strong>de</strong>r hierfür vere<strong>in</strong>barten Vergütung<br />

sei schon dann anzunehmen, wenn<br />

diese nicht e<strong>in</strong>mal zwei Drittel e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

betreffen<strong>de</strong>n Branche und Wirtschaftsregion<br />

üblicherweise gezahlten Tariflohns erreiche.<br />

Dabei ist das Urteil auch <strong>in</strong> an<strong>de</strong>rer<br />

H<strong>in</strong>sicht bemerkenswert – und damit<br />

e<strong>in</strong> Para<strong>de</strong>beispiel für die Berufsehre<br />

<strong>de</strong>r Anwaltschaft: Schließlich han<strong>de</strong>lte<br />

es sich lediglich um e<strong>in</strong>e Stellenanzeige.<br />

Tatsächlich e<strong>in</strong>gegangen auf dieses miserable<br />

Angebot ist dagegen wohl niemand.<br />

Das hat die Karlsruher Richter jedoch<br />

nicht davon abgehalten, <strong>de</strong>r Kanzlei ganz<br />

or<strong>de</strong>ntlich <strong>de</strong>n Marsch zu blasen: Mit<br />

ihrem unsittlichen Angebot hätte die Sozietät<br />

gegen § 43 <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltsordnung<br />

verstoßen, danach hat sich <strong>de</strong>r<br />

Rechtsanwalt „<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />

<strong>de</strong>s Berufes <strong>de</strong>r Achtung und <strong>de</strong>s Vertrauens<br />

(...) würdig zu erweisen“. Davon<br />

könne jedoch <strong>in</strong> diesem Fall ke<strong>in</strong>e Re<strong>de</strong><br />

se<strong>in</strong>. Schließlich hätte die Sozietät bei<br />

Abschluss e<strong>in</strong>es Vertrages wie<strong>de</strong>rum gegen<br />

§ 26 <strong>de</strong>r Berufsordnung verstoßen, wonach<br />

Advokaten nur zu angemessenen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

beschäftigt wer<strong>de</strong>n dürfen. Und<br />

dazu zählt „e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r Qualifikation, <strong>de</strong>n<br />

Leistungen und <strong>de</strong>m Umfang <strong>de</strong>r Tätigkeit<br />

(…) entsprechen<strong>de</strong> Vergütung“. Das Urteil<br />

<strong>de</strong>r Karlsruher Bun<strong>de</strong>srichter fiel <strong>de</strong>mentsprechend<br />

harsch aus: „Das öffentliche<br />

Anbieten solcher Beschäftigungsverhältnisse<br />

gefähr<strong>de</strong>t das Ansehen <strong>de</strong>r Rechtsanwaltschaft<br />

und ist dazu geeignet, an<strong>de</strong>re<br />

Berufsträger zu e<strong>in</strong>em vergleichbaren Verhalten<br />

zu ermutigen.“<br />

Geholfen hat <strong>de</strong>r Kanzlei übrigens auch<br />

<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>wand nicht, dass sich die Stellenanzeige<br />

gezielt an Bewerber mit ger<strong>in</strong>ger<br />

Qualifikation gerichtet habe. Die Richter<br />

räumten zwar e<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> diesen Fällen<br />

e<strong>in</strong>e unterdurchschnittliche Vergütung im<br />

gewissen Umfang dadurch kompensiert<br />

wer<strong>de</strong>n könne, dass e<strong>in</strong> Ausbildungsprogramm<br />

angeboten wer<strong>de</strong>. Doch e<strong>in</strong><br />

Abschlag <strong>in</strong> solcher Höhe könne dadurch<br />

nicht erklärt wer<strong>de</strong>n. Auch schlechte Noten<br />

rechtfertigen ke<strong>in</strong>en Hungerlohn.<br />

Cor<strong>in</strong>na Budras, Frankfurt am Ma<strong>in</strong><br />

6 BRAKMagaz<strong>in</strong> 04/2010


DAI<br />

Deutsches Anwalts<strong>in</strong>stitut e. V.<br />

E<strong>in</strong>richtung von Bun<strong>de</strong>srechtsanwaltskammer,<br />

Bun<strong>de</strong>snotarkammer,<br />

Rechtsanwaltskammern und Notarkammern<br />

Fach<strong>in</strong>stitut für<br />

Bau- und<br />

Architektenrecht<br />

5. Jahresarbeitstagung<br />

Bau- und Architektenrecht<br />

22. – 23. Oktober 2010 . Berl<strong>in</strong><br />

www.anwalts<strong>in</strong>stitut.<strong>de</strong><br />

Leitung: Dr. Wolfgang Koeble, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Bau- und<br />

Architektenrecht, Reutl<strong>in</strong>gen<br />

• Verjährungsfragen <strong>in</strong> <strong>de</strong>r neueren<br />

Rechtsprechung<br />

u. a. Verjährungshemmung durch<br />

Mahnbescheid und Streitverkündung<br />

Verjährungsfragen im Zusammenhang mit<br />

Baubürgschaften (MaBV)<br />

Dr. Jürgen Ellenberger, Richter am Bun<strong>de</strong>sgerichtshof<br />

(XI. Zivilsenat), Karlsruhe<br />

• Aktuelle Rechtsprechungsübersicht<br />

Privates Baurecht<br />

u. a. Umfang <strong>de</strong>r Haftung verschie<strong>de</strong>ner am<br />

Bau Beteiligter<br />

Dr. Gundula Krüger-Doyé, Vors. Richter<strong>in</strong> am<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht, Braunschweig<br />

• Aktuelle Probleme <strong>de</strong>s Architektenrechts<br />

u. a. Organisationsverschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Architekten<br />

Streitfragen aus <strong>de</strong>r HOAI<br />

Prof. Dr. Ulrich Locher, Rechtsanwalt,<br />

Reutl<strong>in</strong>gen<br />

• Der neue Bauträgervertrag<br />

u. a. Ursachen für bestehen<strong>de</strong> Sicherungslücken<br />

beim Bauträgervertrag herkömmlicher<br />

Ausgestaltung (Vorauszahlungs- und<br />

bautenstandsabhängiges Zahlungsmo<strong>de</strong>ll)<br />

Dr. Achim Olrik Vogel, Rechtsanwalt, Fachanwalt<br />

für Bau- und Architektenrecht, München<br />

• Das neue Vergaberecht<br />

u. a. Optische Verschlankung o<strong>de</strong>r <strong>in</strong>haltliche<br />

Verkomplizierung<br />

Rügeanfor<strong>de</strong>rungen und Rechtsschutz:<br />

Was verlangt das Europarecht wirklich<br />

Dr. Ra<strong>in</strong>er Noch, Rechtsanwalt, Unkel a. R.<br />

• Bauprozess<br />

u. a. Neue Rechtsprechung zum selbstständigen<br />

Beweisverfahren, zur Streitverkündung,<br />

kritischer Umgang mit Sachverständigengutachten,<br />

gerichtliche H<strong>in</strong>weispflicht<br />

Günther Jansen, Vors. Richter am<br />

Oberlan<strong>de</strong>sgericht, Hamm<br />

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162 061


Petersburger Dialog<br />

Internationales<br />

Verschwiegenheit und Ethik<br />

für russische Anwälte<br />

Am 31.5.2010 fand die von <strong>de</strong>r<br />

BRAK, <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtanwaltskammer<br />

<strong>de</strong>r Russischen<br />

Fö<strong>de</strong>ration sowie <strong>de</strong>r Deutschen Stiftung<br />

für <strong>in</strong>ternationale rechtliche Zusammenarbeit<br />

e. V. (IRZ-Stiftung) organisierte<br />

Run<strong>de</strong>-Tisch-Veranstaltung „Vertrauensverhältnis<br />

zwischen <strong>de</strong>m Mandanten und<br />

<strong>de</strong>m Rechtsanwalt als Grundlage <strong>de</strong>r Wahrung<br />

<strong>de</strong>r Menschenrechte“ <strong>in</strong> St. Petersburg<br />

statt. Der 31.5. ist <strong>in</strong> Russland <strong>de</strong>r<br />

Tag <strong>de</strong>r russischen Anwaltschaft, an <strong>de</strong>m<br />

das russische Anwaltsgesetz verabschie<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>. Deswegen hatte die Run<strong>de</strong>-Tisch-<br />

Veranstaltung an diesem Tag für die russische<br />

Anwaltschaft e<strong>in</strong>e beson<strong>de</strong>re Symbolkraft.<br />

Veranstaltungsort war die Aula<br />

<strong>de</strong>s Wissenschaftsrates <strong>de</strong>r juristischen<br />

Fakultät <strong>de</strong>r staatlichen Universität von<br />

St. Petersburg, Alma Mater <strong>de</strong>s <strong>de</strong>rzeitigen<br />

M<strong>in</strong>isterpräsi<strong>de</strong>nten Wladimir Put<strong>in</strong>.<br />

Die Veranstaltung war außeror<strong>de</strong>ntlich gut<br />

besucht, neben russischen Kollegen waren<br />

auch ukra<strong>in</strong>ische Juristen angereist. Die<br />

Veranstaltungsleitung übernahm auf russischer<br />

Seite <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen<br />

Rechtsanwaltskammer Dr. Evgenij Semenjako<br />

und auf <strong>de</strong>utscher Seite <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt<br />

<strong>de</strong>r BRAK RA Axel C. Filges. Weitere<br />

Referenten waren auf <strong>de</strong>utscher Seite Dr.<br />

Frank Engelmann, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r RAK<br />

Bran<strong>de</strong>nburg, und Dr. Hei<strong>de</strong> Sandkuhl,<br />

Mitglied <strong>de</strong>s DAV Strafrechtsausschusses.<br />

Axel Filges bekräftigte die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r BRAK beim nachhaltigen Ausbau <strong>de</strong>r<br />

Selbstverwaltungsstrukturen <strong>in</strong> Russland<br />

und bedankte sich gleichzeitig für die langjährige<br />

Freundschaft <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Kammern.<br />

Dies alles sei ohne die IRZ- Stiftung nicht<br />

möglich gewesen.<br />

Stärkung <strong>de</strong>r<br />

Selbstverwaltung<br />

Während <strong>de</strong>r Diskussion mit <strong>de</strong>n russischen<br />

Kollegen wur<strong>de</strong> schnell <strong>de</strong>utlich,<br />

dass e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>de</strong>r Selbstverwaltung<br />

<strong>in</strong> Russland gewünscht wird. Die russischen<br />

Rechtsanwälte sehen die Pflichtmitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Kammer als Grundvoraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e starke Selbstverwaltung.<br />

Wichtig sei es, hohe ethische Werte<br />

aufrecht zu erhalten. Die Rechtsanwaltskammer<br />

müsse für die Berufsfreiheit <strong>de</strong>r<br />

Rechtsanwälte kämpfen. Nur ausnahmsweise<br />

dürften E<strong>in</strong>schränkungen <strong>de</strong>r Verschwiegenheitspflicht<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Sehr kritisch sahen die russischen<br />

Kollegen die Vorschriften <strong>de</strong>r europäischen<br />

Geldwäscherichtl<strong>in</strong>ien. Gleichwohl war<br />

man sich e<strong>in</strong>ig, dass <strong>in</strong> gewissen Son<strong>de</strong>rfällen<br />

zum Wohle <strong>de</strong>r Allgeme<strong>in</strong>heit Ausnahmen<br />

von <strong>de</strong>r Verschwiegenheitspflicht<br />

zulässig se<strong>in</strong> müssen.<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>de</strong>r Anwaltschaft<br />

Deutlich wur<strong>de</strong> <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Diskussion die<br />

Problematik im Rechtsberatungsmarkt<br />

<strong>in</strong> Russland angesprochen: Nur etwa<br />

65000 Juristen s<strong>in</strong>d als Advokaten – also<br />

Rechtsanwälte – bei <strong>de</strong>r Kammer zugelassen.<br />

Die überwiegen<strong>de</strong> Mehrheit <strong>de</strong>r<br />

Rechtsberatung geschieht im unregulierten<br />

Parallelmarkt. Damit wur<strong>de</strong> das Thema<br />

„E<strong>in</strong>heit <strong>de</strong>r Anwaltschaft“ unmittelbar<br />

mit e<strong>in</strong>er starken Selbstverwaltung mit<br />

hohen ethischen Werten verknüpft. Für die<br />

russischen Kollegen ist e<strong>in</strong>e Anwaltsethik<br />

nur im Rahmen <strong>de</strong>s regulierten Anwaltsmarktes<br />

möglich. Man verabre<strong>de</strong>te weitere<br />

geme<strong>in</strong>same Projekte zum Thema „Ethik“<br />

und zum kont<strong>in</strong>entalen Recht.<br />

Strategischer Partner<br />

Die nachhaltige E<strong>in</strong>beziehung Russlands<br />

<strong>in</strong> das <strong>in</strong>ternationale Geschäft <strong>de</strong>r BRAK<br />

ist von großer Be<strong>de</strong>utung. Deutsche und<br />

russische Kollegen wünschen sich e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>tensive und systematische Zusammenarbeit.<br />

Die Fö<strong>de</strong>rale Rechtsanwaltskammer<br />

Russlands sieht die <strong>de</strong>utsche Anwaltschaft<br />

als strategischen Partner und wichtigen<br />

Verbün<strong>de</strong>ten <strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>entaleu ropa. Die <strong>in</strong><br />

St. Petersburg weitergeführte Tradition <strong>de</strong>r<br />

8 BRAKMagaz<strong>in</strong> 04/2010


DAV Motiv_88x260_sw 1.10 21.07.2010 15:31 Uhr Seite 1<br />

C M Y CM MY CY CMY K<br />

Run<strong>de</strong>-Tisch-Veranstaltung soll zusammen mit <strong>de</strong>r IRZ- Stiftung<br />

<strong>in</strong> Deutschland fortgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Praktikumsbörse für junge Rechtsanwälte<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Punkt <strong>in</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsch-russischen Zusammenarbeit<br />

ist auch die Nachwuchsför<strong>de</strong>rung. Junge russische Rechtsanwält<strong>in</strong>nen<br />

und Rechtsanwälte möchten Praktika <strong>in</strong> Deutschland<br />

absolvieren. Nur durch <strong>de</strong>n Praxisbezug im Gastland ist e<strong>in</strong><br />

wirkliches Verständnis <strong>de</strong>s jeweiligen Rechtssystems und <strong>de</strong>r<br />

Arbeitsweise möglich. Die BRAK wird die Koord<strong>in</strong>ierung auf<br />

<strong>de</strong>utscher Seite übernehmen. Deutsche Rechtsanwaltskanzleien,<br />

die jungen russischen Kollegen für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit e<strong>in</strong>e Praktikumsstelle<br />

anbieten können, benachrichtigen die BRAK bitte<br />

über eichele@<strong>brak</strong>.<strong>de</strong>.<br />

RA Dr. Wolfgang Eichele, LL.M. (UGA), Berl<strong>in</strong><br />

Die russische Rechtsanwaltschaft<br />

Die Fö<strong>de</strong>rale Rechtsanwaltskammer <strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration<br />

ist die Dachorganisation von 89 regionalen Rechtsanwaltskammern<br />

und wur<strong>de</strong> am 31.01.2003 auf <strong>de</strong>m Ersten<br />

Allrussischen Kongress <strong>de</strong>r Rechtsanwälte gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Es gibt <strong>in</strong> Russland etwa 65000 Rechtsanwälte bei ca. 140<br />

Mio. E<strong>in</strong>wohnern. Nach <strong>de</strong>m „Gesetz über Anwaltstätigkeit<br />

und Anwaltschaft <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration“ ist<br />

die Anwaltschaft <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration <strong>in</strong> zwei<br />

Ebenen geglie<strong>de</strong>rt: Die obere Ebene bil<strong>de</strong>t die Fö<strong>de</strong>rale<br />

Rechtsanwaltskammer <strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration, die<br />

e<strong>in</strong>e „gesamtrussische, nichtstaatliche, nichtkommerzielle<br />

Organisation“ ist und „auf e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen Mitgliedschaft<br />

<strong>de</strong>r Anwaltskammern <strong>de</strong>r Subjekte <strong>de</strong>r Russischen<br />

Fö<strong>de</strong>ration basiert“. Die Fö<strong>de</strong>rale Rechtsanwaltskammer<br />

<strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration setzt sich zum Ziel, „die Interessen<br />

<strong>de</strong>r Rechtsanwälte gegenüber staatlichen, regionalen<br />

und kommunalen Behör<strong>de</strong>n zu vertreten, die Tätigkeit von<br />

Rechtsanwaltskammern zu koord<strong>in</strong>ieren und e<strong>in</strong>e Rechtsunterstützung<br />

zu gewährleisten“. Das kollegiale Exekutivorgan<br />

<strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtsanwaltskammer <strong>de</strong>r Russischen<br />

Fö<strong>de</strong>ration ist <strong>de</strong>r Rat <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtsanwaltskammer.<br />

Der Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtsanwaltskammer<br />

<strong>de</strong>r Russischen Fö<strong>de</strong>ration wird aus <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s<br />

Rates <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtsanwaltskammer für die Dauer<br />

von vier Jahren gewählt. Der Rat <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralen Rechtsanwaltskammer<br />

wählt auf Vorschlag ihres Präsi<strong>de</strong>nten drei<br />

Vizepräsi<strong>de</strong>nten für die Dauer von zwei Jahren. Seit Bestehen<br />

<strong>de</strong>s Kontakts <strong>de</strong>r BRAK zur russischen Rechtsanwaltskammer<br />

ist Kollege Evgenij Semenjako Präsi<strong>de</strong>nt.<br />

Probedruck


Abschaffung <strong>de</strong>r strafbefreien<strong>de</strong>n<br />

Selbstanzeige<br />

Steuern<br />

E<strong>in</strong>e Diskussion zur Unzeit<br />

Seit Jahresbeg<strong>in</strong>n haben sich ca.<br />

20.000 Steuerpflichtige selbst angezeigt,<br />

viele getrieben von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

angekauften Steuerdaten-CDs. E<strong>in</strong> En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Anzeigenbooms ist nicht abzusehen.<br />

Gleichwohl hat die SPD e<strong>in</strong>en Gesetzentwurf<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stag e<strong>in</strong>gebracht<br />

(BT-Drucks. 17/1411 vom 20.04.2010),<br />

<strong>de</strong>r § 371 AO abschaffen und damit die<br />

strafbefreien<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>r Selbstanzeige<br />

beseitigen will, „im Interesse <strong>de</strong>r Steuergerechtigkeit“<br />

heißt es. § 371 AO habe<br />

ke<strong>in</strong>en Rückgang <strong>de</strong>r Steuerh<strong>in</strong>terziehung<br />

bewirkt und bewahre letztlich nur <strong>de</strong>n<br />

Steuerh<strong>in</strong>terzieher vor Bestrafung; das<br />

verletze das Rechtsempf<strong>in</strong><strong>de</strong>n <strong>de</strong>r steuerehrlichen<br />

Bürger. Die Regierungsparteien<br />

lehnen die Abschaffung ab, wollen eilfertig<br />

aber irgendwie die Voraussetzungen<br />

verschärfen (BT-Drucks. 17/1755: ke<strong>in</strong>e<br />

teilweise Selbstanzeige; Sperre ab E<strong>in</strong>gang<br />

<strong>de</strong>r Prüfungsanordnung; ke<strong>in</strong> Vorteil<br />

gegenüber bloß Säumigen). Diskutiert<br />

wird schließlich e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>de</strong>s Z<strong>in</strong>ssatzes<br />

für h<strong>in</strong>terzogene Beträge auf 12 %<br />

o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Z<strong>in</strong>szuschlag von 5 % auf <strong>de</strong>n<br />

H<strong>in</strong>terziehungsbetrag.<br />

Die fiskalische Seite:<br />

Das Steueraufkommen von etwa 2 Mrd.<br />

Euro als Folge <strong>de</strong>r Steuerdaten-CDs wäre<br />

ohne § 371 AO un<strong>de</strong>nkbar. Die angekaufte<br />

erste CD lieferte nur ca. 2.000 Datensätze;<br />

trotz<strong>de</strong>m haben sich daraufh<strong>in</strong> bereits<br />

16.000 Steuersün<strong>de</strong>r selbst angezeigt. Niemand<br />

wür<strong>de</strong> sich künftig aber freiwillig<br />

selbst anzeigen, wenn ihn garantiert Strafe<br />

erwartet. Gera<strong>de</strong> die größeren Auslandsvermögen<br />

blieben ohne § 371 AO mit<br />

Gewissheit un<strong>de</strong>klariert. Denn ab 1 Mio.<br />

Euro h<strong>in</strong>terzogener Steuer gibt es nach<br />

BGH immer Freiheitsstrafe ohne Bewährung,<br />

und wer mel<strong>de</strong>t sich wohl freiwillig<br />

für das Gefängnis an An<strong>de</strong>rerseits: Auch<br />

unabhängig von <strong>de</strong>n aktuellen CDs wird<br />

<strong>de</strong>r Druck auf die Steuersün<strong>de</strong>r (gera<strong>de</strong><br />

die potenten) künftig dank bröckeln<strong>de</strong>n<br />

Bankgeheimnisses stark wachsen. Will<br />

<strong>de</strong>r Gesetzgeber das noch raff<strong>in</strong>iertere<br />

Verstecken för<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r doch lieber die<br />

Auf<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Milliar<strong>de</strong>nvermögen im<br />

Ausland<br />

Die moralische Seite:<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung ist ke<strong>in</strong> Kavaliers<strong>de</strong>likt,<br />

son<strong>de</strong>rn ohne Frage e<strong>in</strong> strafwürdiges<br />

Vergehen. Steuere<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>d an<strong>de</strong>rerseits<br />

seit jeher (non olet) und bis heute<br />

(Steuerpflicht <strong>de</strong>s Dirnenlohns) moralfrei.<br />

Die Selbstanzeige ist e<strong>in</strong> Fall <strong>de</strong>r tätigen<br />

Reue. Auch bei vollen<strong>de</strong>ter Steuerh<strong>in</strong>terziehung<br />

ist das m.E. ke<strong>in</strong>e zu hohe<br />

Belohnung. Denn § 371 AO verlangt Scha<strong>de</strong>nswie<strong>de</strong>rgutmachung.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt die<br />

Verz<strong>in</strong>sung von jährlich 6 % (d.h. bei <strong>de</strong>r<br />

ESt. 72 % Z<strong>in</strong>sen auf das häufig 12 Jahre<br />

zurückliegen<strong>de</strong> Erstjahr). An<strong>de</strong>re vollen<strong>de</strong>te<br />

Straftaten können nicht vergleichbar<br />

rückgängig gemacht wer<strong>de</strong>n, ihre Folgen<br />

s<strong>in</strong>d irreversibel. Bei Steuerh<strong>in</strong>terziehung<br />

funktioniert die tätige Reue. Bleibt als<br />

Argument das verletzte Gerechtigkeitsgefühl.<br />

Dass <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r sich nicht mel<strong>de</strong>t und<br />

nicht erwischt wird, straffrei und steuerfrei<br />

bleibt, ist allerd<strong>in</strong>gs noch ungerechter.<br />

Die realistische Seite:<br />

Die Selbstanzeige gibt es seit weit über<br />

100 Jahren <strong>in</strong> <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Steuerrechtsordnungen.<br />

Dass sie „ke<strong>in</strong>en Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung bewirkt hat“, ist mangels<br />

jeglicher Messbarkeit e<strong>in</strong>e Sche<strong>in</strong>begründung.<br />

Die von <strong>de</strong>n Steuerdaten-CDs<br />

getriebenen Selbstanzeigen haben <strong>in</strong> 2010<br />

bislang zu Steuernachzahlungen von etwa<br />

2 Mrd. Euro geführt. Ohne Selbstanzeige<br />

blieben alle größeren Auslandsvermögen<br />

angesichts <strong>de</strong>r unausweichlichen Gefängnisstrafe<br />

im Dunkeln. Objektiv wird mit<br />

ihrer Abschaffung also die Fortsetzung <strong>de</strong>r<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung geför<strong>de</strong>rt, das Steueraufkommen<br />

aus nichtversteuertem Vermögen<br />

reduziert und die immense Arbeitserleichterung<br />

für die F<strong>in</strong>anzverwaltung<br />

beseitigt. Das alles, um strafen zu können.<br />

Abgesehen von e<strong>in</strong>er diskutablen Vorverlegung<br />

<strong>de</strong>r „Ent<strong>de</strong>ckung“ auf <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>gang<br />

e<strong>in</strong>er Prüfungsanordnung können<br />

auch die begleiten<strong>de</strong>n Vorschläge <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Parteien nicht überzeugen, teils weil<br />

überflüssig (Teilselbstanzeige bereits nach<br />

BGH unwirksam), teils weil überzogen<br />

(z.B. Erhöhung <strong>de</strong>s Z<strong>in</strong>ssatzes auf 12 %:<br />

d.h. bei <strong>de</strong>r ESt. im Erstjahr ggf. 144 %<br />

Z<strong>in</strong>sen; Ausschluss e<strong>in</strong>er Selbstanzeige<br />

nach abgeschlossener BP: Nutzen), teils<br />

weil wirtschaftsschädlich o<strong>de</strong>r undurchführbar<br />

(z.B. Kündigung aller DBA ohne<br />

OECD-Standard, Mel<strong>de</strong>pflicht für Kapitalbewegungen<br />

<strong>in</strong>s Ausland; Genehmigungspflicht<br />

für Steuergestaltungsmo<strong>de</strong>lle). Wer<br />

Steuerh<strong>in</strong>terziehung wirksam bekämpfen<br />

will, muss <strong>de</strong>n Druck auf die Sün<strong>de</strong>r wirksam<br />

erhöhen: Durch massive personelle<br />

Verstärkung <strong>de</strong>r Betriebsprüfung und <strong>de</strong>r<br />

Steuerfahndung (was nichts kostet, son<strong>de</strong>rn<br />

sich rechnet), durch konsequente<br />

Verfolgung <strong>de</strong>r professionellen Anstifter<br />

und Gehilfen und durch zielgenaue Sanktionen<br />

gegenüber unkooperativen Staaten<br />

und Steueroasen. § 371 AO ist <strong>de</strong>r falsche<br />

Angriffspunkt.<br />

Dr. Uwe Clausen, München<br />

Mitglied im Ausschuss<br />

Steuerrecht <strong>de</strong>r BRAK<br />

10 BRAKMagaz<strong>in</strong> 04/2010


Bericht aus <strong>de</strong>r<br />

Satzungsversammlung<br />

Berufsrecht<br />

In ihrer Sitzung am 24. und 25.06.2010<br />

ist die 4. Satzungsversammlung zu<br />

ihrer fünften Sitzung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zusammengekommen.<br />

Das Anwaltsparlament hat<br />

unter an<strong>de</strong>rem Beschlüsse zur Kundgabe<br />

geme<strong>in</strong>schaftlicher Berufsausübung und<br />

an<strong>de</strong>rer Zusammenarbeit, zu Kurzbezeichnungen<br />

sowie zur Beendigung e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Zusammenarbeit gefasst. Außer<strong>de</strong>m<br />

verständigte sich das Anwaltsparlament<br />

darauf, das Bun<strong>de</strong>sm<strong>in</strong>isterium <strong>de</strong>r Justiz<br />

zu bitten, <strong>de</strong>n Rechtsanwaltskammern<br />

zukünftig e<strong>in</strong>e eigene Prüfungskompetenz<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Verleihung von Fachanwaltstiteln<br />

e<strong>in</strong>zuräumen.<br />

Geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Berufsausübung<br />

Mit großer Mehrheit e<strong>in</strong>igte sich die Satzungsversammlung<br />

auf e<strong>in</strong>e Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

§ 8 BORA.<br />

Diese, die Kundgabe geme<strong>in</strong>schaftlicher<br />

Berufsausübung betreffen<strong>de</strong>, Vorschrift soll<br />

wie folgt neu gefasst wer<strong>de</strong>n:<br />

§ 8 Kundgabe geme<strong>in</strong>schaftlicher<br />

Berufsausübung und an<strong>de</strong>rer beruflicher<br />

Zusammenarbeit<br />

Auf e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zur geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Berufsausübung darf nur<br />

h<strong>in</strong>gewiesen wer<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>in</strong> Sozietät<br />

o<strong>de</strong>r <strong>in</strong> sonstiger Weise mit <strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />

§ 59a BRAO genannten Berufsträgern<br />

erfolgt. Die Kundgabe je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Form <strong>de</strong>r beruflichen Zusammenarbeit<br />

ist zulässig, sofern nicht <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>druck<br />

e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen Berufsausübung<br />

erweckt wird.<br />

Mit <strong>de</strong>r Neuformulierung soll das Gebot<br />

von Firmenwahrheit und Firmenklarheit<br />

<strong>in</strong> das Berufsrecht übertragen und e<strong>in</strong>e<br />

Kundgabe geme<strong>in</strong>schaftlicher Berufsausübung<br />

nur dann erlaubt wer<strong>de</strong>n, wenn sie<br />

<strong>in</strong> Berufsausübungsgeme<strong>in</strong>schaften mit<br />

sozietätsfähigen Personen im S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s<br />

§ 59a BRAO erfolgt, da nur mit ihnen e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>schaftliche Berufsausübung zulässig<br />

ist. Die Neufassung ermöglicht darüber<br />

h<strong>in</strong>aus die Kundgabe je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Form<br />

<strong>de</strong>r beruflichen Zusammenarbeit, sofern<br />

nicht <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Berufsausübung erweckt wird. E<strong>in</strong>e<br />

an<strong>de</strong>re Form <strong>de</strong>r beruflichen Zusammenarbeit<br />

stellt beispielsweise die räumlich<br />

getrennte Kooperation e<strong>in</strong>es Baurechtlers<br />

mit e<strong>in</strong>em Architekten dar. Ganz bewusst<br />

hat die Satzungsversammlung darauf verzichtet,<br />

auf e<strong>in</strong>zelne Formen <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Zusammenarbeit h<strong>in</strong>zuweisen, da<br />

diese <strong>in</strong>zwischen so vielgestaltig s<strong>in</strong>d, dass<br />

e<strong>in</strong>e nicht abschließen<strong>de</strong> enumerative Aufzählung<br />

als E<strong>in</strong>schränkung <strong>de</strong>r Kundgabemöglichkeit<br />

verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Kurzbezeichnungen<br />

Ferner beschloss die Satzungsversammlung,<br />

die Kurzbezeichnungen betreffen<strong>de</strong> Vorschrift<br />

<strong>de</strong>s § 9 BORA wie folgt neu zu fassen:<br />

E<strong>in</strong>e Kurzbezeichnung muss e<strong>in</strong>heitlich<br />

geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Bisher beschränkte § 9 BORA Kurzbezeichnungen<br />

auf die geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Berufsausübung mit sozietätsfähigen Personen.<br />

Diese Beschränkung wird aufgegeben,<br />

so dass nunmehr auch E<strong>in</strong>zelanwälte,<br />

Bürogeme<strong>in</strong>schaften und an<strong>de</strong>re Formen<br />

<strong>de</strong>r beruflichen Zusammenarbeit mit sozietätsfähigen<br />

o<strong>de</strong>r nicht sozietätsfähigen<br />

Personen e<strong>in</strong>e Kurzbezeichnung führen<br />

können. E<strong>in</strong> Erlaubnistatbestand zur Verwendung<br />

von Kurzbezeichnungen ist nach<br />

Auffassung <strong>de</strong>r Satzungsversammlung<br />

nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, so dass sich die<br />

Vorschrift auf die Pflicht zur e<strong>in</strong>heitlichen<br />

Führung e<strong>in</strong>er Kurzbezeichnung beschränken<br />

kann. Schutzzweck ist das Verbot <strong>de</strong>r<br />

Irreführung <strong>de</strong>r Rechtsuchen<strong>de</strong>n, damit<br />

durch unterschiedliche Kurzbezeichnungen<br />

nicht e<strong>in</strong>e Haftungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

verschleiert wer<strong>de</strong>n kann. Das Gebot<br />

<strong>de</strong>r E<strong>in</strong>heitlichkeit soll sich nur auf echte<br />

Kurzbezeichnungen beziehen, nicht aber<br />

auf angehängte (Namens-)Zusätze, die<br />

beispielsweise zur Kennzeichnung unterschiedlicher<br />

Standorte o<strong>de</strong>r unterschiedlicher<br />

Fusionspartner verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Versäumnisurteil<br />

Das Plenum hat ferner beschlossen, die mit<br />

Entscheidung <strong>de</strong>s BVerfG vom 14.12.1999<br />

für unwirksam erklärte Vorschrift <strong>de</strong>s § 13<br />

BORA (Pflicht zur vorherigen Ankündi-<br />

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04/2010 BRAKMagaz<strong>in</strong> 11


gung e<strong>in</strong>es Antrags auf Erlass e<strong>in</strong>es Versäumnisurteils<br />

bei anwaltlicher Vertretung<br />

<strong>de</strong>r Gegenseite) aufzuheben. Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r Handhabung bei für nichtig erklärten<br />

Gesetzen steht § 13 BORA - wenn auch im<br />

Kursivdruck - immer noch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Satzung.<br />

Dieser Umstand hat <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Praxis gelegentlich<br />

zu Missverständnissen geführt.<br />

Beendigung e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Zusammenarbeit<br />

Schließlich e<strong>in</strong>igte sich die Satzungsversammlung<br />

darauf, die die Beendigung<br />

e<strong>in</strong>er beruflichen Zusammenarbeit betreffen<strong>de</strong><br />

Vorschrift <strong>de</strong>s § 32 Abs. 3 BORA<br />

wie folgt neu zu fassen:<br />

Absätze 1 und 2 gelten entsprechend<br />

für die Beendigung e<strong>in</strong>er beruflichen<br />

Zusammenarbeit <strong>in</strong> sonstiger Weise,<br />

wenn diese nach außen als Sozietät<br />

hervorgetreten ist.<br />

Die noch gelten<strong>de</strong> Fassung <strong>de</strong>s § 32 Abs.<br />

3 BORA verweist für die Beendigung<br />

e<strong>in</strong>er Außensozietät o<strong>de</strong>r das Ausschei<strong>de</strong>n<br />

e<strong>in</strong>es Außensozius auf Abs. 2, <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rum<br />

auf Abs. 1 verweist. Sowohl <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />

Literatur als auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Rechtsprechung<br />

besteht E<strong>in</strong>igkeit, dass es sich hierbei um<br />

e<strong>in</strong>e Kettenverweisung han<strong>de</strong>lt. Dennoch<br />

hat diese Verweisungstechnik <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Praxis<br />

teilweise zu Unsicherheiten geführt, ob<br />

Absatz 1 tatsächlich für die Beendigung<br />

e<strong>in</strong>er Außensozietät gilt. Nun soll unmissverständlich<br />

klargestellt wer<strong>de</strong>n, dass für<br />

die Beendigung e<strong>in</strong>er Außensozietät o<strong>de</strong>r<br />

das Ausschei<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>es Außensozius die<br />

Absätze 1 und 2 entsprechend gelten.<br />

Prüfungskompetenz für<br />

Fachanwaltstitel<br />

Über die vorgenannten Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Berufsordnung h<strong>in</strong>aus hat sich die Satzungsversammlung<br />

darauf verständigt, das<br />

Bun<strong>de</strong>sm<strong>in</strong>isterium <strong>de</strong>r Justiz zu bitten,<br />

e<strong>in</strong>en Gesetzentwurf <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>stag<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Rechtsanwaltskammern<br />

e<strong>in</strong>e eigene Prüfungskompetenz<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Verleihung <strong>de</strong>s Titels e<strong>in</strong>es<br />

Fachanwalts e<strong>in</strong>geräumt wer<strong>de</strong>n soll. Ziel<br />

e<strong>in</strong>er Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r §§ 43c, 59b BRAO ist<br />

sowohl e<strong>in</strong>e weitergehen<strong>de</strong> Autonomie <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r <strong>in</strong>haltlichen Ausgestaltung <strong>de</strong>s Berufsrechts<br />

durch die Anwaltschaft selbst als<br />

auch gleichzeitig die Sicherstellung e<strong>in</strong>es<br />

weitestgehend e<strong>in</strong>heitlichen M<strong>in</strong><strong>de</strong>ststandards<br />

für Fachanwälte im gesamten<br />

Bun<strong>de</strong>sgebiet. Bisher erfolgen die Leis-<br />

Anwälte – mit Recht im Markt<br />

Leitfa<strong>de</strong>n Kanzleistrategie<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n erläutert Schritt für Schritt, wie Sie Ihrer<br />

Kanzlei e<strong>in</strong>e klare, <strong>in</strong>dividuelle Ausrichtung geben, um<br />

damit im Markt Profil zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

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Leitfa<strong>de</strong>n Mandantenb<strong>in</strong>dung & Akquise<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n zeigt, wie Sie sich e<strong>in</strong>en festen Mandantenstamm<br />

erarbeiten, Mandanten an die Kanzlei<br />

b<strong>in</strong><strong>de</strong>n und neue Mandate für die Kanzlei gew<strong>in</strong>nen.<br />

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Leitfa<strong>de</strong>n PR & Werbung<br />

Der Leitfa<strong>de</strong>n gibt praktische H<strong>in</strong>weise für Konzeption<br />

und Gestaltung <strong>de</strong>s Außenauftritts Ihrer Kanzlei. Und<br />

viele weitere Tipps, z.B. wie Sie die richtige PR- o<strong>de</strong>r Werbeagentur<br />

f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />

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Leitfa<strong>de</strong>n Kanzleiführung &<br />

Qualitätssicherung<br />

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Er gibt Anregungen, wie Sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Personal, Organisation und F<strong>in</strong>anzen die Grundlagen für<br />

e<strong>in</strong>en nachhaltigen Erfolg Ihrer Kanzlei schaffen können.<br />

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Titel: Name: Vorname: Kanzleistempel


tungskontrollen zum Nachweis <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren<br />

theoretischen Kenntnisse durch<br />

private Anbieter <strong>de</strong>r anwaltsspezifischen<br />

Fachanwaltslehrgänge selbst. Hierdurch<br />

ergeben sich zwangsläufig Unterschie<strong>de</strong><br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>de</strong>s Niveaus <strong>de</strong>r Kontrollen.<br />

Sobald <strong>de</strong>r Satzungsversammlung e<strong>in</strong>e<br />

Ermächtigungsgrundlage e<strong>in</strong>geräumt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schritt<br />

konkrete <strong>in</strong>haltliche Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r FAO<br />

beschlossen wer<strong>de</strong>n. Bereits <strong>in</strong> dieser Sitzung<br />

hat das Anwaltsparlament sehr ausführlich<br />

e<strong>in</strong> vom Ausschuss 1 vorgelegtes<br />

konkretes Klausurenkonzept diskutiert.<br />

Dieses Mo<strong>de</strong>ll, das selbst noch nicht zur<br />

Abstimmung stand, wird <strong>de</strong>m M<strong>in</strong>isterium<br />

zum<strong>in</strong><strong>de</strong>st als Leitl<strong>in</strong>ie für e<strong>in</strong>en möglichen<br />

zukünftigen Vorschlag <strong>de</strong>s Anwaltsparlaments<br />

ebenfalls übersandt wer<strong>de</strong>n. Es<br />

sieht die Schaffung e<strong>in</strong>es bun<strong>de</strong>se<strong>in</strong>heitlichen<br />

Systems zur Teilnahme an Klausuren<br />

vor, die für je<strong>de</strong> Fachanwaltschaft zentral<br />

durch neu e<strong>in</strong>zurichten<strong>de</strong> Aufgabenkommissionen<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n. Die Teilnahme<br />

an Klausuren soll <strong>de</strong>zentral bei <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen<br />

Kammern erfolgen. Die Bewertung<br />

soll auf <strong>de</strong>r Grundlage von Lösungsskizzen<br />

und Bewertungsschemata, die von <strong>de</strong>n<br />

Aufgabenkommissionen zu erstellen s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>de</strong>zentral bei <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen Fachprüfungsausschüssen<br />

<strong>de</strong>r Kammern vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierdurch soll sichergestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

dass bei e<strong>in</strong>er weitestgehen<strong>de</strong>n Vere<strong>in</strong>heitlichung<br />

gleichwohl regionale Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>r Rechtsprechung berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Ferner sieht das Konzept<br />

vor, <strong>de</strong>n Zugang zu <strong>de</strong>n Fachanwaltschaften<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen zu erleichtern. Sowohl<br />

e<strong>in</strong>e nicht bestan<strong>de</strong>ne Klausur als auch<br />

bis zu 10 % <strong>de</strong>r Fälle, die zum Nachweis<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren praktischen Erfahrungen<br />

dargelegt wer<strong>de</strong>n müssen, sollen durch e<strong>in</strong><br />

Fachgespräch kompensiert wer<strong>de</strong>n können.<br />

E<strong>in</strong> Fachgespräch soll nur noch auf<br />

Antrag <strong>de</strong>s Rechtsanwalts stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r<br />

die Erlaubnis zur Führung e<strong>in</strong>es Fachanwaltstitels<br />

erhalten möchte. Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

jüngsten Rechtsprechung <strong>de</strong>s BGH ist das<br />

Fachgespräch <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Praxis <strong>in</strong>zwischen<br />

weitestgehend be<strong>de</strong>utungslos gewor<strong>de</strong>n.<br />

Rechtsanwalt Christian Dahns, BRAK,<br />

Berl<strong>in</strong><br />

Thesen zu Vergütungsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Wird <strong>de</strong>rzeit aktualisiert.<br />

RVG mit Kostenrisikotabelle<br />

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Für statistische Zwecke: In me<strong>in</strong>er Kanzlei s<strong>in</strong>d<br />

Rechtsanwälte tätig.<br />

Kanzleistempel


Intensivkurs zur<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s EGMR<br />

DAI aktuell<br />

Letztmals mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Richter<strong>in</strong><br />

Frau Dr. Jaeger<br />

Fester Bestandteil im Fortbildungsprogramm<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Anwalts<strong>in</strong>stituts<br />

ist <strong>de</strong>r alle zwei Jahre <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />

Räumen <strong>de</strong>s Europäischen Gerichtshofs<br />

für Menschenrechte <strong>in</strong> Straßburg stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Intensivkurs „Die Beschwer<strong>de</strong> zum<br />

EGMR“. Bereits im Oktober 2006 und im<br />

November 2008 lockte diese Veranstaltung<br />

jeweils rund 50 <strong>de</strong>utsche Anwält<strong>in</strong>nen<br />

und Anwälte nach Straßburg. Am 7./8.<br />

Oktober 2010 wird dieser Intensivkurs<br />

– lei<strong>de</strong>r – zum letzten Male unter Fe<strong>de</strong>rführung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Richter<strong>in</strong> Frau Dr. Renate<br />

Jaeger stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Co-Referent<strong>in</strong>nen<br />

wer<strong>de</strong>n die langjährige Abteilungsleiter<strong>in</strong><br />

am EGMR, Frau Mart<strong>in</strong>a Keller, sowie die<br />

an <strong>de</strong>n EGMR abgeordnete <strong>de</strong>utsche Richter<strong>in</strong><br />

Dr. Christ<strong>in</strong>e Schmaltz se<strong>in</strong>.<br />

„Paukenschläge“ aus<br />

Straßburg<br />

Die Carol<strong>in</strong>e-Entscheidung, die Verurteilung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik wegen nachträglicher<br />

Verlängerung <strong>de</strong>r Sicherungsverwahrung<br />

im Fall M. (Beschwer<strong>de</strong>-Nr.<br />

19359/04) und die (teilweise) Verurteilung<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik wegen Verletzung <strong>de</strong>s<br />

Folterverbots i. S. Gäfgen waren die jüngsten<br />

unüberhörbaren „Paukenschläge“ aus<br />

Straßburg. Bereits die prägnante EGMR-<br />

Rechtsprechung zur überlangen Verfahrensdauer<br />

hat Auswirkungen auf die<br />

Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts<br />

und <strong>de</strong>r nationalen Gerichte gehabt.<br />

Immerh<strong>in</strong> ist Deutschland alle<strong>in</strong> zwischen<br />

1999 und 2007 28 Mal wegen Konventionsverletzung<br />

durch überlange Verfahrensdauer<br />

vom EGMR verurteilt wor<strong>de</strong>n.<br />

Motor gegen überlange<br />

Verfahrensdauer<br />

Mit <strong>de</strong>n Urteilen Kudla gegen Polen vom<br />

26. Oktober 2000 und Sürmeli gegen<br />

Deutschland vom 8. Juli 2006 hat sich<br />

Straßburg gewissermaßen zum „Motor“<br />

gegen die überlange Verfahrensdauer entwickelt;<br />

<strong>de</strong>r jüngste Referentenentwurf <strong>de</strong>s<br />

BMJ mit <strong>de</strong>r sogenannten Entschädigungslösung<br />

bei überlanger Verfahrensdauer ist<br />

die Folge davon.<br />

Fälle u. a. aus <strong>de</strong>m Strafrecht<br />

und Familienrecht<br />

Nicht nur für Strafverteidiger, son<strong>de</strong>rn<br />

auch für schwerpunktmäßig im Familienrecht<br />

tätige Kolleg<strong>in</strong>nen und Kollegen ist<br />

<strong>de</strong>r Intensivkurs beson<strong>de</strong>rs praxisrelevant.<br />

Denn familienrechtliche Fälle stan<strong>de</strong>n <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit <strong>in</strong> beson<strong>de</strong>rer Weise im<br />

Fokus <strong>de</strong>r Straßburger Rechtsprechung<br />

gegen Deutschland: Er<strong>in</strong>nert sei an <strong>de</strong>n<br />

Fall Görgülü zum Umgangsrecht o<strong>de</strong>r die<br />

jüngste Entscheidung <strong>de</strong>s EGMR vom 3.<br />

Dezember 2009 zum Sorgerecht, mit <strong>de</strong>r<br />

die Rechte nichtehelicher Väter gestärkt<br />

und die <strong>de</strong>utsche Regelung <strong>de</strong>s § 1626a<br />

BGB beanstan<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> (EGMR, Urt. v.<br />

03.12.2009 – Beschwer<strong>de</strong>-Nr. 22028/04<br />

– Zaunegger gegen Deutschland). Betrachtet<br />

man die aktuellen Gesetzgebungsvorhaben,<br />

die das BMJ betreut (Reform <strong>de</strong>r<br />

Sicherungsverwahrung, erbrechtliche<br />

Gleichstellung nichtehelicher K<strong>in</strong><strong>de</strong>r,<br />

überlange Verfahrensdauer), so liest sich<br />

dies wie e<strong>in</strong> Spiegel <strong>de</strong>r Straßburger<br />

Rechtsprechung.<br />

Anwaltschaft ent<strong>de</strong>ckt<br />

Straßburg<br />

Nach <strong>de</strong>n britischen und französischen<br />

Anwälten haben <strong>in</strong>zwischen auch die<br />

<strong>de</strong>utschen Anwälte <strong>de</strong>n EGMR ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Dies nicht nur, um dort Beschwer<strong>de</strong>verfahren<br />

zu führen, son<strong>de</strong>rn vielmehr auch und<br />

gera<strong>de</strong> um <strong>in</strong> Verfahren vor <strong>de</strong>n nationalen<br />

Gerichten die e<strong>in</strong>schlägige Straßburger<br />

Rechtsprechung frühzeitig im Interesse<br />

ihrer Mandanten „e<strong>in</strong>speisen“ zu können.<br />

Hierzu will <strong>de</strong>r bewährte Intensivkurs das<br />

nötige Know-how vermitteln.<br />

RA Dr. Hans-Peter Vierhaus, Berl<strong>in</strong><br />

Fachanwalt für Verwaltungsrecht,<br />

Leiter <strong>de</strong>s Fach<strong>in</strong>stituts<br />

für Verwaltungsrecht<br />

Intensivkurs<br />

„Die Beschwer<strong>de</strong> zum<br />

EGMR“<br />

im EGMR <strong>in</strong> Straßburg am<br />

07./08.10.2010<br />

Anmeldung unter<br />

www.anwalts<strong>in</strong>stitut.<strong>de</strong><br />

(5 % Onl<strong>in</strong>e-Buchungsrabatt)<br />

14 BRAKMagaz<strong>in</strong> 04/2010


Wissensvorsprung<br />

zu vergeben.<br />

Wer mit Vergaberecht zu tun hat, versucht e<strong>in</strong> Exemplar <strong>de</strong>r aktuellen Auflage dieses<br />

Kommentars zu ergattern – e<strong>in</strong> Standardwerk <strong>de</strong>r Praxis: prägnant, präzise,<br />

wissenschaftlich fundiert. Und vor allem: rundum auf <strong>de</strong>m allerneuesten Stand.<br />

Bereits berücksichtigt: VgV 2010, VergModG, SektVO und die Verordnung<br />

(EG) Nr. 1370/2007 über öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und<br />

Straße, die am 3.12.2009 <strong>in</strong> Kraft getreten ist. Die EuGH-Entscheidung zur<br />

„Ahlhorn-Rechtsprechung“ und die aktuellen Erkenntnisse zur unverzüglichen<br />

Rügeobliegenheit bei Vergabeverstößen s<strong>in</strong>d ebenfalls schon e<strong>in</strong>gearbeitet.<br />

Reidt/Stickler/Glahs, Vergaberecht. Ersche<strong>in</strong>t im August, wird jetzt bereits vergeben.<br />

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Reidt/Stickler/Glahs Vergaberecht Kommentar. 3., neu<br />

bearbeitete Auflage 2010, rd. 800 Seiten DIN A5, gbd.<br />

99,– €. Ersche<strong>in</strong>t im August. ISBN 978-3-504-40073-6

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