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Studienführer 2011 - 2012 - Hochschule für katholische ...

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haben sich zwei Varianten einer alternativen musikalischen Gestaltung aus Hauners Feder<br />

erhalten (Fw 58 u. 59). Hier die Incipits der autographen Orgelstimmen, die textiert Canto I/II,<br />

sowie die Instrumentale Bassstimme vereinen:<br />

Fw 58 Fw 59<br />

Titel Fw 59: Advent Lied a 2 Canto, 2 Violinis, 2 Cornu et Organo. Von dem Norbert Hauner in die Musick gesetzt.<br />

Dieses Lied hat in rhythmisch und melodisch stark „purifizierter“ Gestalt, die es freilich erst<br />

zum Gemeindegesang tauglich machte, die Zeiten überdauert. Bereits in der Nachfolgeedition<br />

Salzburg 1781 wird die lange einleitende Punktierungsfigur in einen Zweiachtel-Auftakt<br />

verändert, was formal logisch erscheint, das entscheidende „Thauet“ aber in fast peinlicher Weise<br />

marginalisiert. Es ist wenig wahrscheinlich, dass diese Änderung im Sinne Hauners ist, da die<br />

Haunerschen Alternativ-Vertonungen ebenfalls (Fw 58 und 59, siehe oben) längere Initialfiguren<br />

aufweisen. Ein Blick in den weiteren Schicksalsverlauf dieser Melodie:<br />

Zu Notation und Ausführung:<br />

Takte 4-6: Die in der Musik des 18. Jahrhundert typischen “Unisono-Stricheln“. In diesem Fall<br />

ist eine Führung in Oktaven angebracht. Die typographisch sehr auffälligen b-Signaturen in den<br />

Takten 4, 12, 14 und 16 beziehen sich natürlich nicht auf die Terz der Harmonie, sondern finden<br />

sich als quasi Warnungsakzidenzien, welche den Spieler an einen auf der Orgel immer noch<br />

ungewöhnlichen Dreiklangsaufbau auf einer Obertaste hinweisen sollen. Letzter Takt: Ein<br />

Doppelvorschlag wie hier ist in der Haunerschen Erstausgabe des Landshuter Gesangbuches ein<br />

seltenes Ereignis. Den Regeln nach müssten diese Vorschläge eine halbe Note lang gesungen<br />

werden. Es wäre aber wohl auch die Dauer einer Viertelnote zu vertreten. Das Mitspielen der<br />

beiden Achtelnoten in den Singstimmen kann nicht als typisch für die (elementare)<br />

Generalbasspraxis des 18. Jahrhunderts angesehen werden. Andererseits ist dieses übrigens der<br />

Tradition des alten „Basso sequente“ gemäße Mitspielen fallweise durchaus möglich und<br />

wünschenswert, vor allem dann, wenn man den Sängern damit einen Dienst erweisen kann.<br />

Varianten und Geschichtliches:<br />

„Thauet Himmel“ ist das wohl populärste aller Hauner-Lieder. Von Michael Denis SJ, einem<br />

gebürtigen Schärdinger, stammt der qualitätvolle Text. Er wurde 1774 in Wien erstmals gedruckt<br />

und dort auf eine heute unbekannte Melodie gesungen. 37 Im Archiv des Klosters Frauenwörth, 38<br />

Der Beginn des Liedes nach: „Cantate. Katholisches Gesang- und Gebetbüchlein. Von Joseph<br />

Mohr“, Regensburg 7 1878. Rechts der Anfang im dazugehörigen Orgelbuch. Der Satz stammt<br />

von H. Oberhoffer aus Luxemburg und musste zu der vorgegebenen Zweistimmigkeit Joseph<br />

Mohrs kompatibel erstellt werden. Die originale doppeldominantische Wendung in Takt 2 ist<br />

noch belassen:<br />

Anschließend nun die Fassung des Liedes im Regensburger Diözesan-Gebet- und Gesangbuch<br />

„Lob Gottes“ , Regensburg 1951 (Die Erstauflage war 1932 erschienen.) Die ursprüngliche<br />

Wendung zur Dominante, welche die Fassung in „Cantate“ (siehe oben) noch zeigt, ist eliminiert.<br />

37 Quelle siehe Schrifttumsverzeichnis.<br />

38 Norbert Hauner war im Alter Spiritual der Benediktinerinnen von Frauenwörth. Daher der relativ reiche Bestand<br />

von Hauneriana im dortigen Archiv.<br />

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