Studienführer 2011 - 2012 - Hochschule für katholische ...
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Keine Angst vor neuer Musik<br />
Der Neue Kammerchor improvisierte und intonierte<br />
souverän zwei Uraufführungen.<br />
Von Gerhard Heldt, MZ<br />
Gitarrist Stefan Barcsay Foto: Pavlas<br />
Die Chorimprovisation „Alles verändert sich,<br />
nichts vergeht“ des Schweden Arne Melnäs<br />
(1933-2002), die die Sänger nach einer kurzen<br />
Vorgabe frei gestalten konnten, eröffnete den<br />
Abend. Dem Text sind eng geschichtete Klänge,<br />
zum Teil in Vierteltonabständen, zugewiesen,<br />
die sicher intoniert wurden.<br />
Souverän interpretierte Stefan Barcsay die Uraufführung<br />
der drei „Nocturnes für Gitarre solo“<br />
von Enjott Schneider, geschrieben in der Schneider<br />
eigenen individuellen Tonsprache aus dem<br />
Geist der Serenaden Mozarts und der Nocturnes<br />
von Chopin. Gleiches gelang dem Gitarristen<br />
auch in der kleinmotivischen, etwas langatmigen<br />
„Viaje a la Semilla“ (Reise nach Semilla) von Leo<br />
Brouwer. Von Enjott Schneiders zwei Chorsätzen<br />
„Nach Texten der Hildegard von Bingen“<br />
nimmt der erste die musikalische Diktion des<br />
Vorbilds vorsichtig auf, geht dann fließend über<br />
eine freie Textgestaltung und gehäufte scharfe<br />
Dissonanzen in die Musiksprache unserer Zeit<br />
über und findet dann zu den Ausgangsklängen<br />
zurück, während der zweite über einem von<br />
der Orgel gestützten Bass-Orgelpunkt im melodischen<br />
Duktus gemäßigter gehalten ist.<br />
Goll-Orgel ausreizend. Im „Te Deum“ entfachte<br />
er zu rhythmisch pulsierenden Begleitfiguren ein<br />
Feuerwerk spritziger, zum Südstaaten-Jazz tendierender<br />
ekstatisch-intensiver Melodik.<br />
Konzert am 25.01.<strong>2011</strong><br />
e r s t m a l n e u e s 2<br />
„Omnia mutantur, nihil interit“<br />
Neue Musik ab 2000<br />
Kompositonen u. a. von<br />
Prof. Harald Feller,<br />
Prof. Enjott Schneider<br />
Mitwirkende:<br />
Neuer Kammerchor“ der HfKM<br />
Stefan Barcsay, Gitarrist<br />
Ltg. Prof. Kunibert Schäfer<br />
von links:<br />
Prof. Harald Feller,<br />
Prof. Enjott Schneider,<br />
Stefan Barcsay<br />
Regensburg. „erstmal neues“ heißt eine im Januar<br />
2010 ins Leben gerufene Konzertreihe des<br />
Neuen Kammerchors der <strong>Hochschule</strong> für <strong>katholische</strong><br />
Kirchenmusik und Musikerziehung. Nun<br />
fand die zweite Ausgabe dieser Reihe statt, die<br />
es sich zur Aufgabe gemacht hat, neben Uraufführungen<br />
auch wichtige Werke der in diesem<br />
Jahrhundert geschriebenen geistlichen Musik im<br />
Gedächtnis zu halten.<br />
So lebte der gut besuchte Abend von Uraufführungen<br />
von Enjott Schneider und Harald Feller,<br />
der eher als Organist bekannt ist. Dabei standen<br />
Werke von Hildegard von Bingen (mit klarer<br />
Stimme vorgetragen von Petra Tippelt) ebenso<br />
wie solche der Vokalpolyphonie der Renaissance<br />
und gregorianische Melodien (in feinem Choralton<br />
der Tenor Juan Lopez) in direktem Kontrast<br />
zu neuen Kompositionen, die sich auf diese Vorlagen<br />
stützen. Wo neue Musik so klug in den<br />
musikgeschichtlichen Kontext eingebunden<br />
wird, verlieren sich die „Schrecken“ dissonanter<br />
Harmonik und freitonaler Melodik schnell.<br />
44<br />
Der Münchner Orgelprofessor Harald Feller trug<br />
mit zwei Orgel- und zwei Chorwerken entscheidend<br />
zum Profil des Abends bei. Dabei ist seine<br />
Orgelmusik („Poème funèbre“ und „Te Deum“)<br />
deutlicher den französischen Vorbildern Marcel<br />
Dupré, Jehan Alain und Olivier Messiaen verpflichtet<br />
als dies seine Chöre „Ave Maria“ und<br />
„O gloriosissimi“ auf Texte der Hildegard von<br />
Bingen (Uraufführung) spüren lassen. Dies gilt<br />
vor allem für sein „Ave Maria“, das in direkter<br />
Gegenüberstellung mit dem „Ave Maria“ von<br />
Tomas Luis de Victoria nicht ganz die Wirkung<br />
erreicht wie seine Von-Bingen-Adaption: Hier<br />
gibt sich der melodische Duktus quasi archaisch,<br />
lehnt sich eng ans Vorbild; die moderat aufgeraute<br />
Harmonik verweist stark auf die Musiksprache<br />
der gemäßigt modernen vokalen französischen<br />
Kirchenmusik des 20. Jahrhunderts.<br />
Seine Orgelwerke spielte Feller mit stupendvirtuoser<br />
Technik und mitreißendem Temperament,<br />
alle klanglichen Möglichkeiten mit den<br />
Raffinessen der Register-Kombinationen der<br />
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