Strategische Gesamtbanksteuerung - Sparkassenzeitung
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Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 03.2012<br />
Betriebs-<br />
wirtschaftliche<br />
Blätter<br />
FachzeitschriFt Für UnternehmensFührUng<br />
in der sparkassen-FinanzgrUppe<br />
it-management<br />
Bankfachliche Anwendungen<br />
künftig aus der Private Cloud<br />
˘ ceBit 2012<br />
IT-Branche wirbt<br />
um Vertrauen<br />
˘ controlling<br />
Refinanzierung durch<br />
Solvency II erschwert<br />
˘ VertrieB<br />
Web-Auftritte<br />
noch optimierbar
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Weiterführende<br />
Informationen zu<br />
diesem Thema lesen<br />
Sie ab Seite 126<br />
»Die Technik ist auf<br />
dem Weg, eine<br />
solche Perfektion zu<br />
erreichen, daß der<br />
Mensch ohne sich<br />
selber auskommt.«<br />
Stanislaw Jerzy Lec (1909 bis<br />
1966), polnischer. Schriftsteller<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Praktische Probleme<br />
des it-Managements<br />
EditoriAl<br />
Würde Sisyphos nicht unsinnig und erfolglos Steine an die Erdoberfläche befördern,<br />
sondern wäre ein Informatiker, müsste er seinen Arbeitstakt erheblich beschleunigen.<br />
Denn kaum ist ein IT-System heute im Markt halbwegs erfolgreich eingeführt und jedes<br />
denkbar damit arbeitende technische Gerät darauf abgestimmt, folgt ein neues<br />
Betriebssystem. Im jungen mobilen IT-Terrain herrscht darüber hinaus noch ein harter<br />
Wettbewerb der Systeme und Hardware-Anbieter, der sich bei Desktop-Rechnern<br />
längst auf MS-Windows, Apple und das offene Linux mit all seinen Varianten reduziert<br />
hat. Daher spielt in der mobilen IT-Welt von Netbooks und Smartphones derzeit auch<br />
die Musik. Dass sich hier die Sparkassen-Finanzgruppe als Innovator im mobilen Banking<br />
an die Spitze der Kreditwirtschaft setzen und bisher halten konnte, ist nicht nur<br />
marktpolitisch ein Kunststück. Dies ist auch eine Folge, dass sie mit der Finanz Informatik<br />
(FI) und ihren Töchtern inzwischen technisch so gut aufgestellt ist wie nie zuvor.<br />
Der große gemeinsame IT-Sparkassendienstleister, der 2008 aus der Fusion von Sparkassen<br />
Informatik und FinanzIT hervorgegangen ist, verfügt bereits über so leistungsfähige<br />
Strukturen, dass auch die Genossenschaftbanken den Druck auf ihre beiden<br />
Rechenzentren GAD und Fiducia massiv verstärken zu fusionieren. Die Expertise und<br />
Leistungsfähigkeit nutzen inzwischen auch die Landesbanken, die eine um die andere<br />
voll oder teilweise auf OSPlus umstellen. Die Sparkassen sparen inzwischen jährlich<br />
200 Mio. Euro durch die Fusion. Trotzdem steht das noch junge IT-Unternehmen vor<br />
der Konsolidierungsaufgabe, seine regional verteilten Kapazitäten langfristig noch<br />
effektiver als bisher zu nutzen.<br />
Verstärktes Augenmerk müssen die Sparkasseninstitute auch auf die Synchronisierung<br />
der längerfristigen Programmentwicklungsprozesse mit aktuellen marktstrategischen<br />
Projekten legen. Hier hakt zweifellos noch das ein oder andere, doch ganz befriedigend<br />
lässt sich dieses Planungsproblem selten lösen. Ein grundlegendes Problem, das<br />
nicht aufgeschoben und künftig bewusst angepackt werden sollte, ist auch die Projektkommunikation.<br />
Denn nicht nur dass die IT-Experten untereinander teilweise eine unterschiedliche<br />
Sprache sprechen, auch die Verständigung mit den Marktstrategen ist<br />
bisweilen schwierig. Projekte aber können nur dann schnell und erfolgreich durchgezogen<br />
werden, wenn die Beteiligten einander verstehen. Und der Markt erfordert schnelle<br />
Präsenz. Sie sorgt für Aufmerksamkeit, Image und Absatz. Wirtschaftliche Interessen<br />
sollten hier auf Dauer jedoch für eine effektive Lernkurve sorgen.<br />
Die zunehmende Verlagerung der IT-Aufgaben auf die FI stellt auch das IT-Management<br />
der Sparkassen vor neue Probleme. Jedes Jahr wartet die FI mit einem „großen“<br />
und einem „kleinen“ Update auf. Kundenberater müssen daher regelmäßig geschult<br />
werden, damit sie ihre Programme perfekt beherrschen. Diese Kosten<br />
sollten Institute nicht scheuen. Denn Berater, die sich im Gespräch<br />
zuviel mit ihrem Computer beschäftigen, machen keinen souveränen<br />
Eindruck und schrecken Kunden ab.<br />
Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />
123
<strong>Strategische</strong> <strong>Gesamtbanksteuerung</strong> –<br />
So bleiben Sie auf Kurs!<br />
Ein so komplexes Gebilde wie eine Bank oder Sparkasse<br />
kann nur durch die Kooperation der verschiedenen Bank -<br />
ebenen und einer einheitlichen Strategie ganzheitlich<br />
gesteuert werden.<br />
Die Publikation beleuchtet alle Ebenen der <strong>Gesamtbanksteuerung</strong>.<br />
Die 2. überarbeitete und erweiterte Auflage ist<br />
der hohen Dynamik und Aktualität des Themas geschuldet<br />
und berücksichtigt die ständig wachsenden Anforderungen<br />
an die ganzheitliche Steuerung einer Bank oder Sparkasse.<br />
Die einzelnen Beiträge geben in einem Management Summary<br />
einen Überblick über die Management-Aufgaben und<br />
notwendigen Entscheidungen, der zweite Beitragsteil enthält<br />
Informationen zu theoretischen Konzepten, denen<br />
im Schlussteil praktische Umsetzungsempfehlungen und<br />
Konzeptionen folgen. Damit bleiben Sie auf Kurs!<br />
Hrsg.: Riekeberg, Marcus / Utz, Erich R.<br />
<strong>Strategische</strong> <strong>Gesamtbanksteuerung</strong><br />
2., überarbeitete Auflage 2011<br />
888 Seiten, 17 x 24 cm, gebunden<br />
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Artikel-Nr. 305 101 002<br />
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entfallen für die Institute der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe.<br />
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it-MAnAgEMEnt<br />
Fehlendes Vertrauen wäre für die digitale<br />
Wirtschaft schlicht existenzbedrohend. Das<br />
weiß auch die IT-Branche und hat die Messe<br />
CeBIT in diesem Jahr unter das Leitmotiv<br />
„Managing Trust“ gestellt.<br />
ÿ Seite 143<br />
Controlling<br />
PErsonAlMAnAgEMEnt<br />
vErtriEB<br />
QuAlitätsMAnAgEMEnt<br />
MAnAgEMEnt-koluMnE<br />
ruBrikEn<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Ausgabe 03|2012<br />
Betriebs-<br />
wirtschaftliche<br />
blätter<br />
126 Zeit reif für erste bankfachliche Anwendungen aus der Wolke<br />
Detlev Klage<br />
129 Vermögensanalyse bleibt „Königsdisziplin“<br />
Ralf Schuster, Jürgen Hoß<br />
131 Unternehmensfinanzen fit machen für die Zukunft<br />
Bernd Wittkamp<br />
133 Auch externe „Wächter“ in interne Prozesse einbinden<br />
Wolfgang Schubert, Thomas Bochenek<br />
136 Lernplattform für Social Media aufbauen<br />
Prof. Dr. Dirk Neuhaus, M. B. A.<br />
140 Zentrale Inhalte und revisionssicheres Publizieren in Sozialen Netzwerken<br />
Dagmar Endres<br />
143 Ganz im Zeichen von Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt<br />
Jürgen Janik<br />
148 Solvency II könnte Refinanzierung und Provisionsgeschäft erschweren<br />
Peter Meybom<br />
152 Risikoverbünde erfordern spezielle Messmethodik<br />
Dr. Markus Schäfer<br />
154 Mitarbeitern fehlen oft die richtigen Worte<br />
Ulrich Welzel<br />
157 Wie aus einer schlechten Nachricht eine gute wird<br />
Bernhard Bertschat, Thomas Hundertmark<br />
160 Spiegel für gute Umsetzungen und Optimierungspotenziale<br />
Dr. Anja Peters, Christiane Früchtl<br />
163 Kompetenzaufbau und stringente Marktbearbeitung als Erfolgsfaktor<br />
Michael von Bredow, Joachim Isernhagen<br />
166 Markenstärke wesentliche Voraussetzung für Vertriebserfolg<br />
Thomas W. Schramm, Carsten C. Wendt<br />
168 Zukunftsfähigkeit sichern über prozessorientierte Strategie<br />
Dr. Thorsten Freiberger, Dr. Jens Sträter<br />
172 Höhere Kundenorientierung durch Qualitätsstandards<br />
Dr. Marco Nirschl<br />
175 Social Media braucht vor allem Zeit<br />
Stephan Lamprecht<br />
176 Magazin<br />
178 Literatur<br />
178 Impressum<br />
Inhalt<br />
�������������������<br />
��������������<br />
125
Quelle: Aka / pixelio<br />
IT-ManageMenT<br />
Nur Private Cloud garantiert sicheren Geschäftsbetrieb<br />
Zeit reif für erste bankfachliche<br />
Anwendungen aus der Wolke<br />
Autor<br />
detlev klage<br />
ist Leiter Geschäftsbereich<br />
Client/Server und Generalbevollmächtigter<br />
der Finanz Informatik<br />
in Frankfurt /M.<br />
Lange Zeit wurde geplant und über den Nutzwert diskutiert. Doch jetzt werden erste Cloud-Projekte in die Praxis<br />
umgesetzt. Für Landesbanken, Sparkassen und Verbundunternehmen bietet die Finanz Informatik im Verbund mit<br />
ihrem Tochterunternehmen Finanz Informatik Technologie-Service (FI-TS) künftig verschiedene Cloud-Services an.<br />
Neben komplexen Infrastrukturdiensten lassen sich künftig auch OSPlus-Komponenten und dezentrale<br />
Subsysteme der Sparkassen in eine Private Cloud verlagern. Abgerechnet werden können solche Dienste künftig<br />
nach dem „Pay-per-Use“-Modell.<br />
Cloud Computing war das beherrschende<br />
IT-Thema im Jahr 2011. Und auch 2012<br />
wird es die Entscheider in IT- und Fachabteilungen<br />
begleiten. Allerdings wird die<br />
Debatte auf einer anderen Ebene geführt:<br />
War die anfängliche Diskussion vor allem<br />
davon geprägt, die Vision der innovativen<br />
Art und Weise, moderne IT zu betreiben,<br />
zu verstehen und die Bedeutung für das<br />
eigene Geschäft zu erfassen, geht es nun in<br />
die Phase der Entscheidungsfindung. Das<br />
prognostizieren jedenfalls die Experten des<br />
US-amerikanischen Analysten Gartner.<br />
Auch das Motto der diesjährigen hannoverschen<br />
IT-Messe CeBIT „Managing Trust“<br />
lässt darauf schließen: Ein zentrales Anliegen<br />
der Messe ist es, das Vertrauen der Nutzer<br />
in Cloud-basierende Lösungen zu stärken.<br />
Blindes Vertrauen in die Cloud ist allerdings<br />
gerade in der sensiblen Finanzwirtschaft<br />
nicht angebracht. Denn Cloud ist nicht gleich<br />
Cloud. Für Banken und Sparkassen gilt:<br />
> Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
haben oberste Priorität.<br />
Diese drei Säulen sind auch die Grundpfeiler<br />
der IT-Strategie der Finanz Informatik – und<br />
damit auch für die Cloud-Services des IT-<br />
Dienstleisters der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
cloud ist nicht gleich cloud<br />
Einfache Cloud-Anwendungen kennen die<br />
meisten Nutzer bereits in ihren Grundzügen.<br />
Mail- und Kalender-Dienste aus dem Web,<br />
aber auch ganze Office-Programme finden<br />
zunehmend Verbreitung. In der Regel liegen<br />
diese Angebote in einer so genannten Public<br />
Cloud, also einer IT-Infrastruktur, die grundsätzlich<br />
allen Internet-Nutzern zugänglich<br />
ist. Über individuelle, passwortgeschützte<br />
Benutzerkonten werden dort Speicherplatz<br />
und Funktionen genutzt. Dem gegenüber<br />
steht die so genannte Private Cloud, die eine<br />
komplett geschlossene IT-Umgebung für<br />
eine exklusive Gruppe von Nutzern bereitstellt.<br />
Diskutiert werden auch zunehmend<br />
Hybridmodelle, in denen Dienste und Daten<br />
aus verschiedenen Quellen bezogen werden.<br />
Sie stammen dabei zwar teilweise aus<br />
den offenen Angeboten der Public Clouds,<br />
werden aber mitunter in einer Private Cloud<br />
vorgehalten.<br />
Es bedarf dabei keiner Diskussion, dass<br />
für geschäftskritische Prozesse, Daten und<br />
Anwendungen von Sparkassen ebenso wie<br />
Der Fokus der Finanzwirtschaft liegt ganz auf der Private Cloud. Nur mit dieser Technologie lassen sich Risiken wie Governance-Abwanderung,<br />
Manipulation oder Datenverlust vermeiden. Auch ein hoher Datenschutz sowie Datensicherheitsstandards sind so gewährleistet.<br />
126 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
für alle anderen Finanzinstitute nur eine sichere,<br />
hochverfügbare Private Cloud infrage<br />
kommt. Weniger kritisch scheinen auf den<br />
ersten Blick Elemente wie Terminverwaltung<br />
oder Korrespondenz, was für ein Hybridmodell<br />
sprechen würde.<br />
Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn<br />
zum einen weiß niemand wirklich genau, wo<br />
die Daten vorgehalten werden und was mit<br />
ihnen im Einzelnen geschieht. Die meisten<br />
der großen, in der Regel US-amerikanischen<br />
Cloud-Betreiber nutzen je nach Bedarf<br />
Server-Kapazitäten in aller Welt. Doch selbst,<br />
wenn sie zusichern können, dass die Daten<br />
ausschließlich in Europa gespeichert werden,<br />
bleiben datenschutzrechtliche Bedenken.<br />
Im Mai 2011 ist der unter dem Eindruck<br />
der Anschläge des 11. Septembers 2001<br />
verabschiedete US-Patriot-Act erneut bis<br />
zum Jahr 2015 verlängert worden. Er sichert<br />
US-amerikanischen Behörden umfangreiche<br />
Zugriffsrechte auf Daten und Informationen<br />
von Privatpersonen und Unternehmen zu.<br />
Diese Regelung gilt nicht für die USA.<br />
Vielmehr sind alle US-amerikanischen Unternehmen,<br />
also auch die Cloud-Anbieter, zur<br />
Kooperation verpflichtet. Theoretisch können<br />
somit auch Daten betroffen sein, die auf<br />
europäischen Servern vorgehalten werden.<br />
Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz,<br />
Peter Schaar, hat kürzlich in einem Interview<br />
bestätigt: „Ein direkter Zugriff durch US-<br />
Behörden kann bei der Beauftragung von<br />
US-Anbietern oder deren europäischen<br />
Tochterunternehmen auch zukünftig nicht<br />
ausgeschlossen werden.“<br />
infrastruktur ist vorhanden<br />
Eine Cloud-Strategie für Sparkassen oder<br />
andere deutsche Finanzinstitute kann daher<br />
nur eine Private Cloud zum Ziel haben. In<br />
der „Pole-Position“ sind dabei die großen<br />
Finanzverbünde. Mit zunehmender Größe<br />
der Private Cloud schwinden die Vorteile<br />
der Public Cloud und hier haben die großen<br />
Finanzverbünde einen Vorteil, denn sie arbeiten<br />
traditionell arbeitsteilig mit ihren IT-<br />
Dienstleistern zusammen. Zudem verfügen<br />
sie auch bereits über eine in sich geschlossene<br />
Rechenzentrums- und Netzwerk-Infrastruktur,<br />
die sich als grundlegende Plattform<br />
für eine Private Cloud eignet und die durch<br />
die Konsolidierungen der Vergangenheit die<br />
entsprechende Größe aufweist.<br />
Entscheidend für den erfolgreichen Betrieb<br />
einer Cloud ist ein hohes Maß an Virtualisierung.<br />
Das bedeutet, dass Anwendungen<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Quelle: Bitkom<br />
und Infrastrukturkomponenten wie Server<br />
nicht mehr physisch in einer bestimmten<br />
Spezifikation vorgehalten, sondern virtuell<br />
auf Hochleistungsrechnern abgebildet werden.<br />
Nur dadurch sind sie flexibel und dynamisch<br />
genug, Dienste innerhalb kurzer Zeit<br />
ganz nach Bedarf im erforderlichen Umfang<br />
bereitzustellen.<br />
Durch Virtualisierung können Server-<br />
Kapazitäten auch wirtschaftlich besser genutzt<br />
werden. So verlagern Sparkassen im Zuge der<br />
IT-Konsolidierung etwa dezentrale Serverkapazitäten<br />
aus dem eigenen Haus in die Rechenzentren<br />
der Finanz Informatik. Dort werden die<br />
benötigten Server virtualisiert bereitgestellt.<br />
In einer sogenannten Server-Farm von<br />
mehreren hundert physisch existierenden<br />
Geräten werden die vorhandenen Kapazitäten<br />
in der Regel jedoch nicht vollständig<br />
ausgeschöpft. Ein einzelner Server, der für<br />
einen bestimmten Zweck wie den Druck genutzt<br />
wird, ist selten vollständig ausgelastet.<br />
Ein Großteil der für den Betrieb benötigten,<br />
dezentral bereitgestellten Ressourcen wie<br />
Rechnerkapazität, Energie, Fläche oder<br />
Kühlung sind damit nicht optimal genutzt.<br />
Werden diese Server dagegen in großen<br />
Stückzahlen auf Hochleistungsrechnern<br />
virtuell abgebildet, sind die Kapazitäten<br />
wesentlich besser ausgelastet. Jede virtuelle<br />
Maschine nutzt dabei genau die Menge an<br />
Speicherplatz und Prozessorleistung, die sie<br />
auch tatsächlich benötigt. Dadurch geht der<br />
Ressourcenverbrauch deutlich zurück. Virtu-<br />
IT-ManageMenT<br />
Bei den vom Branchenverband Bitkom ermittelten „Hightech-Trends 2012“ liegt Cloud<br />
Computing mit deutlichem Vorsprung an der Spitze.<br />
alisierung kann somit einen aktiven Beitrag<br />
zu einer „grüneren“ IT leisten, da einerseits<br />
Energie eingespart und andererseits der<br />
Schadstoffausstoß reduziert werden kann.<br />
Zusätzlich ist die Technologie so flexibel, um<br />
beispielsweise Kapazitäten, die tagsüber im<br />
Regelbetrieb benötigt werden, nachts für<br />
ganz andere Zwecke zu nutzen.<br />
Die Finanz Informatik hat bereits sehr<br />
frühzeitig eine Service-orientierte Architektur<br />
(SOA) etabliert und durch eine konsequente<br />
Virtualisierung schon früh die Weichen<br />
in Richtung Cloud Computing gestellt.<br />
Sparkassen kennen bereits seit Jahren das<br />
verbrauchsorientierte Abrechnungsmodell,<br />
bei dem Dienste und Geschäftsprozesse<br />
nach Aufrufen und nicht pauschal vergütet<br />
werden. Das entspricht bereits in weiten<br />
Teilen dem „Pay-per-Use“-Ansatz im Cloud<br />
Computing.<br />
Damit ist die benötigte Infrastruktur für<br />
die Private Cloud bereits vorhanden. Schon<br />
heute bietet die Finanz Informatik Infrastruktur-Dienstleistungen<br />
aus der Cloud heraus<br />
an und wird dieses Angebot sukzessive auch<br />
auf bankfachliche Anwendungen ausweiten.<br />
Entscheidend im Sinne der Verfügbarkeit ist<br />
dabei eine klare Strategie, die die einseitige<br />
Abhängigkeit von einzelnen Herstellern und<br />
Technologien vermeidet.<br />
Grundsätzlich werden neu- oder weiterentwickelte<br />
Anwendungen ausschließlich<br />
auf Basis moderne Browser-Technologien<br />
bereitgestellt. Um jedoch nicht durch<br />
127
¯<br />
Quelle: FI-TS<br />
IT-ManageMenT<br />
Von der Hessischen Landesbank (Helaba) wird eine sehr große SAP-Landschaft problemlos in<br />
einer Branchen-Cloud betrieben.<br />
technologische Dogmatik andere fachliche<br />
Unterstützung oder Anwendungen auszugrenzen<br />
– was für die Sparkassen Zeit und<br />
Kostennachteile nach sich ziehen würde –<br />
geht die FI hier einen integrativen Weg. Der<br />
IT-Dienstleister hält sich durch den Einsatz<br />
so genannter Terminal-Server immer die<br />
Option offen, bankfachliche Anforderungen<br />
auch außerhalb der Browser-Umgebung<br />
einzusetzen.<br />
it gestaltet prozesse mit<br />
Der Weg in die Cloud erfordert einen professionelleren<br />
IT-Betrieb. Denn in dem Maß, wie<br />
dezentrale Infrastrukturen der Sparkassen in<br />
zentrale Rechenzentren verlagert werden,<br />
steigt die Komplexität für den Betreiber erheblich.<br />
Hinzu kommt der hohe Grad an Virtualisierung,<br />
durch den die IT-Landschaften<br />
zwar einerseits deutlich flexibler werden,<br />
andererseits jedoch ganz andere Anforderungen<br />
an Monitoring und Management stellen<br />
als typische Client-/Server-Umgebungen<br />
früherer Jahre.<br />
Auch die Rolle der IT- und Organisationsabteilungen<br />
auf der Anwenderseite ändert<br />
sich. Hier sind künftig weniger technische<br />
Fähigkeiten gefragt als Managementqualitäten.<br />
Die IT wird zum Gestalter von Prozessen<br />
im Unternehmen und unterstützt die<br />
Fachabteilungen bei der Lösung bankfachlicher<br />
Fragestellungen.<br />
Damit sich eine Cloud rechnet, müssen<br />
die Dienstleister ausreichend groß sein.<br />
Benötigt wird eine kritische Masse an Kapazitäten,<br />
Volumen und Datentransfer, um eine<br />
solche Dynamik zu erzielen, die eine Cloud<br />
wirtschaftlich attraktiv macht. Die Finanz Informatik<br />
verfügt als einer der größten Banken-IT-Dienstleister<br />
Europas nicht nur über<br />
die benötigte Infrastruktur, sondern auch<br />
über die erforderliche Größe, um im Sinne<br />
eines zentralen Cloud Service Providers ein<br />
wirtschaftliches und wettbewerbsfähiges<br />
Angebot für die Sparkassen anzubieten.<br />
INFOBOx<br />
hessische landesbank verlagert<br />
sap-systeme in die Fi-ts Finance cloud<br />
Gemeinsam mit ihrer Tochter FI-TS richtet<br />
sie sich zudem mit der FI-TS-Finance Cloud<br />
auch an Landesbanken und andere Unternehmen<br />
aus der Finanzbranche.<br />
Die Finanz Informatik geht den Weg in<br />
die Cloud Schritt für Schritt gemeinsam mit<br />
den Sparkassen. Derzeit stellt sie im Rahmen<br />
der IT-Konsolidierung standardisierte Infrastruktur-Dienste<br />
in der Cloud zur Verfügung<br />
wie Print, File oder Active Directory. Die Ausbauplanung<br />
sieht vor, dieses Angebot schon<br />
bald um bankfachliche Funktionen zu erweitern.<br />
Damit würden OSPlus-Komponenten<br />
erstmals als kostengünstige Cloud-Dienste<br />
angeboten und nach dem Pay-per-Use-<br />
Modell abgerechnet.<br />
Fazit<br />
Langfristig wird die Finanz Informatik<br />
anbieten, auch dezentrale Anwendungen,<br />
die aktuell noch von den Sparkassen selbst<br />
betrieben werden, in die Cloud zu verlagern.<br />
Denn in dem Maße, wie dezentrale<br />
IT-Infrastrukturen rückgebaut werden,<br />
steigen die Kosten für Betrieb, Wartung<br />
und Pflege der verbliebenen Komponenten<br />
infolge negativer Skaleneffekte.<br />
Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
sind als Leitlinien der IT-<br />
Strategie der Finanz Informatik auch maßgeblich<br />
für den Weg in das Cloud-Zeitalter.<br />
Die Weichen sind gestellt, die Infrastruktur<br />
ist vorhanden. Die Realisierung erfolgt nun<br />
Zug um Zug. ¯<br />
FI Technologie Service (FI-TS), ein Tochterunternehmen der Finanz Informatik, hat<br />
bereits 2007 damit begonnen, eine flexible SAP-Infrastruktur in der Cloud<br />
aufzubauen. Mit dieser Dienstleistung für die Verbundpartner aus der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe werden verschiedene Ziele verfolgt:<br />
> Neue Testsysteme schnell bereitzustellen.<br />
> Rechenleistung bedarfsgerecht und flexibel zwischen verschiedenen SAP-Anwendungen<br />
zu verteilen.<br />
> Die nötigen Abläufe deutlich zu beschleunigen.<br />
Zudem ist die „FI-TS Finance Cloud“ speziell auf die Bedürfnisse im Bankensektor zugeschnitten.<br />
2010 hat die Hessische Landesbank die 32 Systeme ihrer SAP-Landschaft in<br />
die FI-TS Finance Cloud verlagert. Allein dadurch konnte sie 75 Prozent der eigentlich<br />
geplanten IT-Ressourcen (540.000 SAPS) einsparen. Zudem ist die Landesbank seitdem<br />
in der Lage, ihre von FI-TS eingekaufte Rechenleistung flexibel auf ihre Teilsysteme<br />
zu verteilen. Die Bereitstellung neuer Testsysteme dauert jetzt nur einen Tag statt<br />
mehrerer Wochen. Auch der vertragliche Rahmen wurde deutlich gestrafft: Statt der bis<br />
dahin gültigen 50 Service-Level-Agreements (SLA) regelt heute ein universelles SLA<br />
den Cloud-Betrieb der Helaba bei FI-TS. Schließlich konnte die Landesbank auch die<br />
Servicequalitat ihres SAP-Betriebs deutlich erhöhen.<br />
128 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
DSGV-Vertriebskonzeption Private Banking IT-technisch umgesetzt<br />
vermögensanalyse<br />
bleibt „königsdisziplin“<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
AutorEnIT-ManageMenT<br />
ralf schuster<br />
Jürgen hoß<br />
sind Geschäftsführer der<br />
inasys GmbH in St. Augustin.<br />
Für die Bereiche Depotanalyse und -optimierung empfiehlt die Vertriebskonzeption die Portfoliomanagement-<br />
Software WebOffice von inasys. Im jüngsten Release ist der Private Banking-Beratungsprozess gemäß den Vorgaben<br />
des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) vollständig realisiert worden. Durch eine durchgängige<br />
IT-Unterstützung sind die Anwender auch regulatorisch auf der sicheren Seite. Klare Integrationspunkte und Prozessübergänge<br />
sorgen für ein nahtloses Zusammenspiel mit der Gesamtbanklösung OSPlus.<br />
it Hilfe der „Vertriebskonzeption Private<br />
Banking (Update)“ des Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) können<br />
Sparkassen ein modernes, schlagkräftiges<br />
Private-Banking-Geschäft aufbauen<br />
und ausgestalten. Das Erfolgsrezept basiert<br />
dabei auch weiterhin auf drei wichtigen<br />
Elementen:<br />
> Bewährtes Zusammenwirken aus regionaler<br />
Vernetzung und Kompetenz vor Ort<br />
in den Sparkassen<br />
> Klare Konzepte und Empfehlungen durch<br />
die Verbände<br />
> Durchgängige, an definierten Prozessen<br />
orientierte IT-Unterstützung.<br />
Mit der Umsetzung der jüngsten Vertriebskonzeption<br />
machen sich Sparkassen fit für<br />
die kommenden Herausforderungen. Durch<br />
definierte Prozesse, die durchgängig in der IT<br />
Quelle: Deutsche Messe AG M<br />
abgebildet werden, können die Institute künftig<br />
eine qualitativ hochwertige, wirtschaftliche<br />
und rechtskonforme Beratung anbieten.<br />
klare richtlinien für den<br />
Beratungsprozess<br />
Das Konzept des DSGV beschreibt die Kernberatungsfelder<br />
und die Fachthemen für den<br />
Beratungsprozess. Sie gewährleisten nicht<br />
nur eine erstklassige Beratung sowie einen<br />
effizienten Arbeitsablauf, sondern decken<br />
ferner die regulatorische Seite zuverlässig<br />
ab. Damit die Prozesse auch tatsächlich<br />
nach den Vorgaben der Vertriebskonzeption<br />
ablaufen, hat der Verband eindeutige<br />
Empfehlungen für den Einsatz von Software<br />
gegeben, und zwar für die Themenfelder<br />
Kundenpotenzialanalyse, Depotanalyse und<br />
Depotoptimierung.<br />
Während bei der Kundenpotenzialanalyse<br />
die Gesamtbanklösung OSPlus „gesetzt“ ist,<br />
empfiehlt die Vertriebskonzeption für die<br />
Depotanalyse und -optimierung die Portfoliomanagement-Software<br />
inasys WebOffice<br />
der Finanz Informatik-Tochter inasys. Diese ist<br />
bereits seit Jahren in die Gesamtbanklösung<br />
integriert und bildet wesentliche Beratungsfelder<br />
ab.<br />
Für die Themenfelder Finanzplanung und<br />
Vermögensanalyse hat der DSGV die Finanz<br />
Informatik mit einer Studie beauftragt,<br />
deren Ergebnisse in die Gesamtkonzeption<br />
eingeflossen sind. Dabei fiel die Wahl für die<br />
Finanzplanung auf die Software von Elaxy,<br />
während für die Vermögensanalyse inasys<br />
empfohlen worden ist. Beide Unternehmen<br />
arbeiten im Sinne eines durchgängigen<br />
Komplettangebotes für Sparkassen part- ¯<br />
Ohne hochwertige IT-Unterstützung wäre eine Vermögensanalyse im Private Banking in der heutigen Zeit wesentlich aufwendiger. Sie berücksichtigt<br />
nicht zuletzt die immer umfangreicher und komplexer werdenden regulatorischen Anforderungen.<br />
129
¯<br />
IT-ManageMenT<br />
ABBildung 1<br />
Beratungsprozess private Banking: abbildung mit der inasys-Vermögensanalyse<br />
Quelle: inasys Gesellschaft für Informations-und Analysesysteme mbH<br />
nerschaftlich zusammen und stimmen ihre<br />
Lösungen aufeinander ab. Mittlerweile<br />
ist der Beratungsprozess mit dem neuen<br />
Zusatzprodukt „inasys-Vermögensanalyse“<br />
durchgängig in der Portfoliomanagement-<br />
Software des Unternehmens und im OSPlus-<br />
Release 11.1 abgebildet.<br />
Vermögens- ist nicht<br />
gleich depotanalyse<br />
Mit der Vermögensanalyse können sich Sparkassen<br />
vor allem im Top-Segment der Private-<br />
Banking-Beratung positionieren. Die Funktionen<br />
gehen weit über die der Depotanalyse<br />
hinaus, auch wenn beide Verfahren häufig in<br />
einem Atemzug genannt werden. Doch während<br />
die Depotanalyse sich im Wesentlichen<br />
auf eine differenzierte Übersicht über das<br />
Portfolio und die Anlageentwicklung fokussiert,<br />
wird innerhalb der Vermögensanalyse<br />
das Gesamtvermögen des Kunden ganzheitlich<br />
betrachtet, umfassend analysiert und in<br />
Form einer Bilanz aufbereitet.<br />
Nach dem Start der Vermögensanalyse<br />
aus dem OSPlus-Portal erfolgt der Einstieg<br />
in den Prozess über die Aufklärung des<br />
Kunden nach dem Wertpapierhandelsgesetz<br />
mit anschließender Risikoprofilierung. Die<br />
darauf aufbauende Vermögensbilanz bereitet<br />
sämtliche Vermögensbestandteile in den<br />
gewohnten Assetklassen in Bilanzform auf.<br />
Nach Abzug zugeordneter Verbindlichkeiten<br />
wird dabei der tatsächliche Nettoanlagenwert<br />
ermittelt.<br />
Alternativ bietet die Privatbilanz eine<br />
sachgebietsorientierte Aufstellung des<br />
Vermögens anhand eines standardisierten<br />
Kontenrahmens. Die Sparkassen können<br />
diesen nach ihren eigenen Vorstellungen<br />
anpassen und damit eine institutseigene Pri-<br />
vatbilanz konfigurieren. Wertschwankungsrisiken<br />
werden schließlich in der Risikobilanz<br />
transparent aufbereitet. Weitere Elemente<br />
der Vermögensstrukturanalyse sind die<br />
Betrachtung des Anlagehorizontes des<br />
Kundenvermögens, der Fungibilität oder der<br />
Währungsstruktur sowie der geografischen<br />
Verteilung der Vermögenswerte nach ihrer<br />
regionalen Herkunft.<br />
Nach dieser umfassenden Analyse<br />
der Vermögensstruktur können Institute<br />
schließlich aufgrund weniger Annahmen<br />
über Inflations- und Renditeprognosen die<br />
Vermögensentwicklung in Szenariotechnik<br />
simulieren. Auf dieser Grundlage lassen<br />
sich zuverlässige Entscheidungen über eine<br />
mögliche Optimierung der Vermögensstruktur<br />
oder die Anpassung von Anlagerichtlinien<br />
treffen.<br />
it-gestützte Vermögensanalyse<br />
schafft regulatorische sicherheit<br />
Die durchgängige IT-Unterstützung über<br />
Systemgrenzen hinweg stellt sicher, dass die<br />
Beraterinnen und Berater zuverlässig durch<br />
den gesamten Prozess geführt werden. Dabei<br />
sorgen definierte Übergabepunkte und<br />
Prozessübergänge dafür, dass die Daten an<br />
der jeweils richtigen Stelle abgelegt werden<br />
und dass die Sparkassen-Mitarbeiter die vertraute<br />
Anwendungsumgebung des OSPlus<br />
zu keinem Zeitpunkt verlassen müssen und<br />
sich ganz auf die Beratung konzentrieren<br />
können. Gleichzeitig ist durch den geführten<br />
Prozess ein hoher fachlicher Anspruch bei<br />
der Strukturierung komplexer Vermögen<br />
gesichert.<br />
Aber auch aus regulatorischer Sicht ist der<br />
geführte Prozess von Bedeutung. Denn auf<br />
dem Weg gibt es keine Abkürzungen. Allzu<br />
menschliche Fehler, wie sie in komplexen<br />
Beratungssituationen schnell auftreten können,<br />
sind weitestgehend ausgeschlossen. So<br />
ist etwa gewährleistet, dass kein Schritt im<br />
Prozess ausgelassen und nichts vergessen<br />
wird.<br />
Am Ende der Vermögensanalyse erfolgt<br />
eine automatisierte Übergabe der Handlungsempfehlungen<br />
und der Abschlussdokumentation<br />
an die bestandsführenden<br />
Systeme. Das somit ausgefüllte Beratungsprotokoll<br />
steht damit unmittelbar zur Verfügung,<br />
um es dem Kunden zu erläutern und<br />
auszuhändigen. Nachgelagerte Vertriebsaktivitäten<br />
werden im Ereignissystem mit<br />
einer Aufgabenbeschreibung hinterlegt und<br />
aktiviert.<br />
Fazit<br />
Die inasys-Vermögensanalyse steht als<br />
Zusatzmodul ab dem Release 11.1 zur<br />
Verfügung. Damit wird das vom DSGV<br />
definierte Beratungsfeld der Vermögensanalyse<br />
erstmals durchgängig in einem<br />
IT-System abgebildet. In dieser Form wurde<br />
die Lösung von der Finanz Informatik im<br />
Rahmen der „IT-Vorstudie Private Banking“<br />
ausdrücklich für die Vermögensanalyse<br />
empfohlen.<br />
Die Pilotierung des neuen Zusatzmoduls<br />
erfolgte zum Jahreswechsel 2012 in<br />
den beteiligten Projektsparkassen. Dabei<br />
wurden die konkreten Vorgaben und<br />
praktischen Anforderungen der Institute<br />
bereits im Vorfeld in die Entwicklung mit<br />
einbezogen. Die Erkenntnisse aus der Pilotierung<br />
sollen schon bald in weitere Projekte<br />
mit Sparkassen aus verschiedenen<br />
Verbandsgebieten einfließen. ¯<br />
130 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
SFirm 2.5 integriert die neuen SEPA-Funktionen<br />
unternehmensfinanzen<br />
fit machen für die Zukunft<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Autor IT-ManageMenT<br />
Bernd Wittkamp<br />
ist Geschäftsführer von<br />
StarFinanz in Hamburg.<br />
Mit der Einführung des europäischen Zahlungsverkehrsstandards SEPA müssen viele Firmen- und Gewerbekunden<br />
in den kommenden zwei Jahren ihre Prozesse an die veränderten Bedingungen anpassen. Optimal unterstützen<br />
kann sie dabei die Electronic-Banking-Software SFirm. Die neue Version 2.5. konvertiert etwa alte Datenbestände<br />
auf Knopfdruck und macht sie SEPA-konform. Abermals verbessert wurde die Import-/Export-Schnittstelle: Neben<br />
SEPA-Zahlungsaufträgen lassen sich nun auch SEPA-Lastschriftmandate aus Fremd-Software, etwa einer Finanzbuchhaltung,<br />
importieren. Sparkassen und Landesbanken sollten über den SFirm-Vertrieb die Chance nutzen, sich<br />
als innovativer Partner aufzustellen und mit einem servicestarken Angebot zu punkten.<br />
die Umstellung auf SEPA (Single Euro<br />
Payments Area) wird für Firmen- und<br />
Gewerbekunden in den nächsten zwei Jahren<br />
zum zentralen Thema im Bereich der<br />
Unternehmensfinanzen werden. Denn bislang<br />
galten in jedem Land unterschiedliche<br />
technische Voraussetzungen für inländische<br />
und ausländische Überweisungen. Mit der<br />
Einführung von SEPA vereinheitlicht sich das<br />
Verfahren. Der Standard wird den bisherigen<br />
Zahlungsverkehr bis Februar 2014 komplett<br />
ersetzen.<br />
Bis dahin müssen sämtliche Umstellungen<br />
erfolgt sein. Direkt betroffen von diesen<br />
Veränderungen sind vor allem Firmenund<br />
Gewerbekunden. Die müssen künftig<br />
viele komplexe Prozesse berücksichtigen,<br />
die mit einem entsprechenden Vorlauf auf<br />
SEPA anzupassen sind.<br />
Je eher Sparkassen und Landesbanken<br />
die Umstellung bei ihren Firmen- und Gewerbekunden<br />
anstoßen und aktiv begleiten,<br />
desto weniger Zeitdruck entsteht auf allen<br />
Seiten. Mit einer frühzeitigen Unterstützung<br />
kann erfolgreich verhindert werden, dass<br />
Kreditinstitute außerhalb der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe ihre eigene Software oder<br />
Umstellungsservices in dem strategisch<br />
wichtigen Geschäftsfeld der Firmenkunden<br />
platzieren. Das sichert Wettbewerbsvorteile<br />
und schafft einen deutlichen Vorsprung am<br />
Markt.<br />
sepa-ready<br />
Mit SFirm 2.5 steht der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
ab sofort eine neue Version der<br />
Electronic-Banking-Software zur Verfügung.<br />
Sparkassen und Landesbanken erhalten<br />
damit bereits heute die technische Basis,<br />
auf SEPA umzustellen. Ferner eröffnet die<br />
Quelle: Raiffeisen Zentralbank Österreich<br />
aktualisierte Software die Chance, sich als<br />
innovativer Partner aufzustellen und mit<br />
einem servicestarken Angebot zu punkten.<br />
Die professionelle Lösung bietet alle<br />
Werkzeuge und Tools, um Firmen- und Gewerbekunden<br />
unterschiedlicher Größe auf<br />
den Übergang zum SEPA-Zahlungsverkehr<br />
vorzubereiten und diesen gezielt zu nutzen.<br />
Mit diesem wertvollen Kundenbindungsinstrument<br />
erhalten die Institute gleichzeitig<br />
ein wegweisendes Instrument an die Hand,<br />
um erfolgreich auf die neuen Herausforderungen<br />
im europäischen Zahlungsverkehr<br />
zu reagieren.<br />
zahlreiche neue<br />
Funktionen implementiert<br />
Durch die erweiterten Funktionen erfolgt<br />
etwa eine SEPA-Konvertierung alter Daten-<br />
bestände auf Knopfdruck. Dadurch lässt<br />
sich die Umstellung großer Datenmengen<br />
erheblich beschleunigen und vereinfachen.<br />
Bei der Erfassung von SEPA-Überweisungen<br />
oder -Lastschriften genießen Anwender<br />
höchsten Komfort: SFirm 2.5 konvertiert<br />
Kontonummern und Bankleitzahlen bereits<br />
bei der Eingabe in IBAN und BIC und erlaubt<br />
so das einfache Erfassen neuer Aufträge,<br />
auch wenn diese neuen Informationen auf<br />
Seiten des Erfassers noch nicht vorhanden<br />
sind.<br />
Über eine deutlich ausgebaute Import-/<br />
Export-Schnittstelle können neben SEPA-<br />
Zahlungsaufträgen nun ebenfalls SEPA-<br />
Lastschriftmandate aus Fremd-Software wie<br />
einer Finanzbuchhaltung importiert werden.<br />
Durch frei definierbare Exportfunktionen<br />
können zudem vor- und nachgelagerte ¯<br />
Alle europäischen Banken und Sparkassen haben ihre Systeme für den innereuropäischen<br />
Zahlungsverkehr in den vergangenen Jahren auf SEPA umgestellt.<br />
131
¯<br />
Quelle: DSGV<br />
IT-ManageMenT<br />
ABBildung 1<br />
sFirm 2.5 verfügt über zahlreiche neue Funktionen<br />
˚ Altendaten-Konvertierung<br />
nach SEPA<br />
˘ Automatische Ermittlung<br />
von IBAN und BIC<br />
Systeme effizient angebunden werden.<br />
Dank der neuen Druckfunktion innerhalb<br />
der SEPA-Lastschriftmandate lassen sich<br />
unkompliziert unterschriftsreife Mandate<br />
direkt aus der Software heraus erzeugen.<br />
HBCI-Lastschriftrückgabe und Anzeige des<br />
laufenden Saldos bei den Kontoumsätzen<br />
sowie viele weitere neue Funktionen runden<br />
das Produkt ab. Die Sicherheit wird in SFirm<br />
2.5 großgeschrieben: Erweiterte Maßnah-<br />
Der einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum<br />
umfasst mit Deutschland aktuell<br />
32 Teilnehmer.<br />
men versprechen einen deutlich höheren<br />
Schutz vor Manipulationen als in den Vorgängerversionen.<br />
Die umfangreichen Leistungen und<br />
Services der zukunftsorientierten Software-<br />
Lösung werden durch ein breitgefächertes<br />
Schulungsangebot komplettiert. In den<br />
neuen SFirm-SEPA-Seminaren können<br />
Berater und Anwender beispielsweise alle<br />
theoretischen und praktischen Hintergründe<br />
zum Zahlungsverkehr der Zukunft lernen,<br />
neue SEPA-Funktionen in SFirm 2.5 in Ruhe<br />
ausprobieren und sich so optimal auf die bevorstehende<br />
SEPA-Umstellung vorbereiten.<br />
signifikantes ertragspotenzial<br />
Mit mehr als 200.000 Installationen ist<br />
SFirm die mit Abstand führende Electronic-<br />
Banking-Software in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
und überzeugt seit über 15 Jahren<br />
mit einem hohen Maß an Individualität und<br />
Flexibilität. Dank des modularen Aufbaus<br />
ist das Einsatzspektrum von SFirm 2.5 im<br />
Firmenkundengeschäft überaus vielfältig<br />
und deckt sowohl grundlegende als auch<br />
komplexe Anforderungen im elektronischen<br />
Zahlungsverkehr optimal ab – vom Einsatz<br />
im einfachen Gewerbebetrieb bis hin zur<br />
nahtlosen Integration in die IT-Umgebung<br />
von Großunternehmen mit Konzernstrukturen.<br />
Das Lizenzmodell ist exakt auf die<br />
Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten<br />
und lässt eine ideale Gestaltungsfreiheit<br />
für Bereitstellung, Nutzung und Vertrieb der<br />
Software. Dank des attraktiven Preismodells<br />
sichert SFirm 2.5 Sparkassen und Landesbanken<br />
auf Basis der Institutslizenzen<br />
ein hohes Ertragspotenzial und offenbart<br />
dank niedriger Wartungskosten attraktive<br />
Margen.<br />
zusätzliche mehrwerte geplant<br />
Die Entwicklung der Electronic-Banking-<br />
Software ist mit der neuen Version noch<br />
längst nicht abgeschlossen. Als wichtiger<br />
Baustein im Firmenkundengeschäft wird<br />
SFirm 2.5 vom Kompetenzzentrum für die<br />
Sparkassen-Finanzgruppe kontinuierlich<br />
weiterentwickelt und ausgebaut werden. Das<br />
wirkt sich zum Beispiel durch eine stärkere<br />
˚ Leistungsstarke Import-/<br />
Export-Schnittstelle<br />
Verzahnung mit OSPlus, etwa im Kampagnenmanagement,<br />
aus. Dadurch entstehen<br />
für Sparkassen und Landesbanken entscheidende<br />
neue Möglichkeiten, um zukünftig<br />
auch aus der Gesamtbanklösung heraus<br />
Kunden über unsere Electronic-Banking-<br />
Software zu erreichen.<br />
Fazit<br />
Die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf<br />
SEPA bringt Veränderungen mit sich – nicht<br />
nur für Sparkassen und Landesbanken<br />
selbst, sondern vor allem auch für das<br />
Firmen- und Gewerbekundengeschäft.<br />
Weil Unternehmen dabei traditionell eine<br />
höhere Affinität zeigen, eine Electronic-<br />
Banking-Software zu nutzen, können<br />
Sparkassen und Landesbanken sich als<br />
ganzheitlicher, innovativer Partner direkt<br />
am Puls der Zeit positionieren und die<br />
wachsenden Anforderungen der Kunden<br />
effizient bedienen.<br />
Mit den neuen SEPA-Funktionen und<br />
einem umfassenden Schulungsprogramm<br />
ist die Sparkassen-Finanzgruppe dank<br />
der Electronic-Banking-Software SFirm<br />
2.5 für den Zahlungsverkehr der Zukunft<br />
und künftige Veränderungen optimal<br />
gerüstet. Als Kompetenzzentrum für Online-<br />
und Mobile-Banking in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
stellt die Star Finanz<br />
dem Finanzverbund dabei auch unter<br />
betriebswirtschaftlichen Aspekten einen<br />
wertvollen Baustein für das Firmen- und<br />
Gewerbekundengeschäft zur Verfügung,<br />
um sich einen deutlichen Vorsprung am<br />
Markt zu verschaffen und frühzeitig Wettbewerbsvorteile<br />
zu sichern. ¯<br />
132 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Steigende Datenschutz-Anforderungen fordern Sparkassen heraus<br />
Auch externe „Wächter“ in<br />
interne Prozesse einbinden<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
AutorEnIT-ManageMenT<br />
Wolfgang schubert<br />
ist Leiter Mandanten-Datenschutz<br />
beim SIZ – Informatikzentrum<br />
der Sparkassenorganisation GmbH<br />
in Bonn<br />
thomas Bochenek<br />
ist SIZ-Datenschutzbeauftragter<br />
in Bonn.<br />
Die Autoren arbeiten als externe<br />
Datenschutzbeauftragte für<br />
unterschiedliche Institute in- und<br />
außerhalb der S-Finanzgruppe.<br />
„Datenschutz ist ein Wettbewerbsvorteil“, haben führende Vertreter der Sparkassen-Finanzgruppe in der<br />
Vergangenheit immer wieder hervorgehoben. Von der kleinsten Sparkasse wird damit das gleiche Schutzniveau<br />
erwartet wie vom größten Kreditinstitut. Erfahrungen interner und externer Datenschutzbeauftragter zeigen aber,<br />
wie schwer es mitunter ist, diesen hohen Anspruch in der bankbetrieblichen Praxis einzulösen.<br />
Aus Sicht des SIZ – Informatikzentrum<br />
der Sparkassenorganisation zeigt<br />
sich nach zwei Jahren praktischer Erfahrung<br />
in der Übernahme von Mandaten bei<br />
Sparkassen, Verbundpartnern und Spezialdienstleistern,<br />
dass die hochgesteckten<br />
Datenschutzziele heute erst zum Teil erreicht<br />
sind. Das Bewusstsein zum Schutz der<br />
eigenen Daten ist bei den Bürgern gerade<br />
erst erwacht.<br />
Mitunter reißerisch aufgemachte Meldungen<br />
der Medien über Datenschutzpannen<br />
haben die Bürger jedoch sensibilisiert,<br />
vielfach aber auch verunsichert. Die Sonys,<br />
Apples oder Facebooks dieser Welt kämpfen<br />
wie auch die Finanzwirtschaft an dieser<br />
Front mit Problemen. Von Datenpannen betroffene<br />
Geldhäuser können „ein Lied davon<br />
singen“, wie groß der Reputationsschaden<br />
ist, wenn der eigene Institutsname mit Negativschlagzeilen<br />
in der Zeitung erscheint.<br />
aktuelle problemfelder<br />
Datenschutzpannen fallen dabei nicht vom<br />
Himmel. Meist sind es vorgelagerte technische,<br />
organisatorische und personelle<br />
Versäumnisse, die die Probleme erst ermöglichen.<br />
Eine Studie des Beraters PwC aus dem<br />
Jahr 2010 über den Stand des Datenschutzes<br />
in Deutschland beschreibt treffend auch die<br />
Situation in manch‘ einem Finanzinstitut<br />
(s. Abb. 1):<br />
> Datenschutz hat in vielen Unternehmen<br />
nur einen geringen Stellenwert und wird in<br />
der Chefetage nur als Randthema wahrgenommen;<br />
ein regelmäßiges Reporting an<br />
das Management findet nicht statt.<br />
> Datenschutz wird einer Vielzahl von Organisationseinheiten<br />
zugeordnet. Dabei<br />
entstehen Interessenkonflikte, die in vielen<br />
Fällen nicht gelöst sind.<br />
> Der Datenschutzbeauftragte hat oft nur<br />
eine Alibi-Funktion.<br />
> Der Datenschutzbeauftragte ist zu wenig<br />
Quelle: Thorben Wengert / Pixelio<br />
in übergreifende Unternehmensprozesse<br />
eingebunden.<br />
> Mitarbeiter werden nicht regelmäßig<br />
geschult und für den Datenschutz sensibilisiert.<br />
datenschutz in der<br />
historischen rückschau<br />
Aber wie soll sich ein tiefes Bewusstsein für<br />
den Datenschutz bereits entwickelt haben,<br />
wenn der Datenschutz selbst erst am Beginn<br />
seiner Entwicklung steht? Denn ein Blick in<br />
die Historie reicht gerade einmal 50 Jahre zurück.<br />
Ausgangspunkt der weltweiten Debatte<br />
um den Datenschutz waren Pläne in den USA,<br />
das staatliche Informationswesen zu verbessern.<br />
Widerstand regte sich schnell, als Daten<br />
aller US-amerikanischen Bürger registriert<br />
und in einem elektronischen Melderegister<br />
erfasst werden sollten.<br />
Dieser Schritt wurde als Eingriff in das<br />
jedem Individuum zustehende Recht gesehen,<br />
selbst zu bestimmen, inwieweit seine<br />
„Gedanken, Meinungen und Gefühle“, mithin<br />
seine personenbezogenen Daten, anderen<br />
mitgeteilt werden sollten. Ergebnis waren –<br />
allerdings erst 1974 – US-weite Regelungen,<br />
die bereits die wesentlichen Prinzipien des<br />
heutigen Datenschutzes enthielten:<br />
> Erforderlichkeit, Sicherheit und Trans parenz.<br />
In Deutschland hat Hessen seit 1970 als<br />
erstes Bundesland ein Landesdatenschutzgesetz<br />
– flächendeckend waren die Bundesländer<br />
erst 1981 mit an Bord. 1977 folgte das<br />
Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Im Zuge<br />
des Volkszählungsurteils von 1983 wurde<br />
dann erstmals der Begriff der „Informationellen<br />
Selbstbestimmung“ geprägt, der<br />
seither viele Diskussionen über Datenschutz<br />
wesentlich bestimmt hat.<br />
Im Kern geht es um die Verankerung des<br />
Rechts jedes Einzelnen, grundsätzlich selbst<br />
über die Preisgabe und Verwendung seiner<br />
persönlichen Daten zu bestimmen. 1995<br />
wurde die Europäische Datenschutzrichtlinie<br />
verabschiedet. In den Jahren 2001 und<br />
2006 folgten Novellierungen des BDSG. Die<br />
letzten drei Novellen stammen aus dem Jahr<br />
2009. Aktuell hat die Brüsseler Kommission<br />
den Entwurf einer Datenschutzverordnung<br />
mit dem Ziel vorgelegt, Datenschutzregelungen<br />
EU-weit zu vereinheitlichen.<br />
In der Finanzwirtschaft hat vor allem der Schutz sensibler Daten einen immens hohen Stellenwert.<br />
Datenschutzpannen resultieren dabei mitunter aus Fehlern in vorgelagerten Prozessen.<br />
133<br />
¯
¯<br />
IT-ManageMenT<br />
steigende anforderungen an<br />
den datenschutzbeauftragten<br />
Die datenschutzrechtlichen Anforderungen<br />
an die Unternehmen sind mit der letzten Novellierung<br />
des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
erheblich gestiegen. Gleichzeitig nehmen<br />
auch die Prüfungshandlungen in diesem<br />
Bereich zu. Die rasante technologische Entwicklung<br />
stellt immer neue Anforderungen<br />
an die Weiterentwicklung des technischorganisatorischen<br />
Datenschutzes.<br />
Parallel dazu wachsen die Anforderungen<br />
an den Datenschutzbeauftragten. Er muss<br />
nicht nur das BDSG selbst, sondern auch alle<br />
anderen vorgelagerten Rechtsnormen mit<br />
Bezug zum Datenschutz im Blick haben (TKG,<br />
TMG, UWG, BetrVG etc.) Der Datenschutzbeauftragte<br />
hat heute eine Vielzahl weiterer<br />
Aufgaben wie<br />
> Verfahren vorab kontrollieren, prüfen und<br />
überwachen und gesetzeskonforme Verfahrensverzeichnisse<br />
führen.<br />
> Auftragsdatenverarbeiter hinsichtlich<br />
ihres technisch-organisatorischen Datenschutzes<br />
beurteilen und überprüfen.<br />
> Mitarbeiter informieren, schulen und sensibilisieren.<br />
> Aufsichtsorganen und Kontrollbehörden<br />
Rede und Antwort stehen.<br />
> Prüfungsstandards der internen und externen<br />
Revision kennen.<br />
> Das Management beraten und Bericht<br />
erstatten.<br />
> Organisationsanweisungen mitgestalten<br />
und deren datenschutzgerechte Umsetzung<br />
überwachen.<br />
> IT-Projekte beraten und sich eng mit dem<br />
IT-Sicherheitsbeauftragten abstimmen.<br />
Diese Aufgaben quasi „nebenbei“ und<br />
nur mit einem Teil der täglich verfügbaren<br />
Arbeitszeit wahrzunehmen, ist kaum mehr<br />
möglich. Jeder nebenamtliche Datenschutzbeauftragte<br />
stößt schnell an seine Grenzen.<br />
Die Person des Datenschutzbeauftragten<br />
muss heute hohe Fachkenntnissen mitbringen,<br />
zuverlässig sein und zugleich etwas<br />
vom Bankgeschäft verstehen.<br />
make or Buy?<br />
„Selber machen oder auslagern?“ Diese<br />
Frage stellt sich insofern auch bei der Besetzung<br />
des Datenschutzbeauftragten.<br />
Manche Institute sind möglicherweise dabei<br />
gut beraten, einen eigenen Mitarbeiter mit<br />
dieser Aufgabe zu betrauen, wenn die Qualifikation<br />
und das Verhältnis von Aufwand zu<br />
Nutzen stimmt.<br />
Quelle: D. Braun / Pixelio<br />
Erste wichtige Aufgabe bei einer internen<br />
Bestellung ist die Personalauswahl. Um eine<br />
effektive Selbstkontrolle zu gewährleisten,<br />
dürfen Geschäftsleitung und sonstige Personen,<br />
die aufgrund ihrer Stellung im Institut<br />
besonderen Interessenkonflikten ausgesetzt<br />
INFOBOx<br />
sind, nicht zum Datenschutzbeauftragten<br />
berufen werden. Die Annahme, dass ein interner<br />
Datenschutzbeauftragter gegenüber<br />
einer externen Lösung die kostengünstigere<br />
Alternative ist, wird nach neutraler Prüfung<br />
in den meisten Fällen schnell widerlegt.<br />
Wichtige regeln für das auslagern von datenschutz<br />
1. Den passenden Dienstleister auswählen: Der erste Schritt ist – wie immer beim Outsourcing<br />
– die Wahl des richtigen Partners. Dabei gilt es, auf die Kernkompetenzen<br />
des Dienstleisters sowie seine Referenzen zu achten. Optimal ist, wenn hinter dem<br />
Datenschutzbeauftragten ein Expertenteam steht, das über umfassendes Wissen mit<br />
unterschiedlichen (bank-)fachlichen Schwerpunkten verfügt und die gegen seitige<br />
Vertretungsregelung sicherstellen kann.<br />
2. Auf vertragliche Mindestlaufzeiten achten: Die Mindestlaufzeit des Vertrags sollte<br />
etwa drei Jahre betragen, da die Aufsichtsbehörden ansonsten die Unabhängigkeit<br />
des Auftragnehmers anzweifeln könnten. Einen Vertragsentwurf legt in aller Regel<br />
der Dienstleister vor. Sonderkündigungsmöglichkeiten sollten darin enthalten sein.<br />
3. Das Outsourcing-Projekt ernst nehmen: Damit der externe Datenschutzbeauftragte<br />
seine Aufgaben gut und effizient erfüllen kann, muss die Geschäftsführung persönlich<br />
von der Bedeutung des Datenschutzes und seiner Auslagerung überzeugt sein<br />
und dies intern nachdrücklich unterstützen.<br />
4. Einen Ansprechpartner für das Tagesgeschäft benennen: Für die Organisation des<br />
Tagesgeschäfts braucht der externe Datenschutzbeauftragte einen zentralen<br />
Ansprechpartner im Unternehmen. Dieser koordiniert Termine oder ermöglicht den<br />
Zugang zu internen Informationen und Dokumenten.<br />
5. Soll-Ist-Analyse: Gemeinsam mit dem Dienstleister ist eine Soll-Ist-Analyse des Datenschutzes<br />
zu erstellen. Ziel ist es, kritische Unternehmensprozesse sowie Hürden und<br />
Stolpersteine für einen rechtskonformen Datenschutz zu identifizieren.<br />
6. Gemeinsam Ideen für einen angemessenen Datenschutz entwickeln: Auf der Basis der<br />
Analyseergebnisse können effiziente, datenschutzrechtlich sichere und technisch<br />
gangbare Lösungen entwickelt und ein für das Institut individuell passendes Datenschutzkonzept<br />
erstellt werden.<br />
7. Mitarbeiter informieren und schulen: Gemeinsam mit dem externen Datenschutzbeauftragten<br />
sollte eine Datenschutz-Schulungsserie für die Mitarbeiter organisiert<br />
werden. Diesen ist entsprechend Freiraum einzuräumen, damit sie die internen<br />
Seminare besuchen können.<br />
8. Regelmäßige Berichterstattung fordern: Es empfiehlt sich, vom externen Datenschutzbeauftragten<br />
regelmäßig Reports über durchgeführte bzw. geplante Datenschutzmaßnahmen,<br />
die konform sind mit dem Internen Kontrollsystem einzufordern – denn<br />
nur Transparenz schafft Vertrauen. Üblicherweise erhält die Geschäftsführung einen<br />
Jahresbericht mit den jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkten, den identifizierten Problemen<br />
sowie deren Lösung.<br />
134 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Denn viele, teilweise nicht auf den ersten<br />
Blick erkennbare Kostenfaktoren, sind zu<br />
berücksichtigen wie:<br />
> Verkennung des tatsächlich erforderlichen<br />
Zeitaufwands für die Regeltätigkeiten<br />
(Orientierungshilfe der Gesellschaft für<br />
Datenschutz und Datensicherung (GDD)<br />
für Banken: ein Vollzeit Datenschutzbeauftragter:<br />
rund 500 MA)<br />
> Grundschulungen zum Datenschutz und<br />
zur Informationssicherheit<br />
> Regelmäßige Weiterbildungen<br />
> Zusätzliche Sachmittel (Fachliteratur, Software<br />
etc.).<br />
So ist die Bestellung eines externen Datenschutzbeauftragten<br />
nicht nur von einer<br />
höheren „Neutralität und Unabhängigkeit“<br />
gekennzeichnet, sondern auch von einer<br />
verbesserten Wirtschaftlichkeit. Der externe<br />
Datenschutzbeauftragte bringt von Beginn<br />
an (instituts-)übergreifendes und aktuelles<br />
Expertenwissen mit ein. Das Fluktuations-<br />
und Vertretungsrisiko trägt der externe<br />
Dienstleister und Kündigungsschutzrechte<br />
gelten für den externen Datenschutzbeauftragten<br />
ebenfalls nicht (s. Abb. 2).<br />
Darüber hinaus passt die Auslagerung<br />
des Datenschutzbeauftragten zur über den<br />
Deutschen Sparkassen- und Giroverband<br />
(DSGV) abgestimmten Geschäftsstrategie<br />
der Sparkassen. Denn der Datenschutz gehört<br />
nicht zum Kerngeschäft der Institute,<br />
ein Outsourcing reduziert also die Fertigungstiefe<br />
und -breite und fügt sich insofern<br />
passgenau in die Geschäftsstrategie der<br />
Sparkassen ein. Die wichtigsten Regeln bei<br />
der Auslagerung des Datenschutzes zeigt<br />
nebenstehende Infobox.<br />
erfahrungswerte beim<br />
datenschutz-outsourcing<br />
Die SIZ-Erfahrungen hinsichtlich der<br />
Übernahme von Datenschutzmandaten sind<br />
ermutigend. Der externe Datenschutzbeauftragte<br />
kann reibungslos in interne Prozesse<br />
und Verfahren eingebunden werden. Durch<br />
geeignete Sensibilisierungsmaßnahmen<br />
verstehen die Mitarbeiter besser, wie jeder<br />
seinen eigenen operativen Beitrag leisten<br />
kann, um Datenschutz und -sicherheit in<br />
einem Institut gleichermaßen zu verbessern.<br />
So wird der externe Datenschutzbeauftragte<br />
nach kurzer Zeit akzeptierter Ansprechpartner<br />
für die Fachbereiche und aktiv von diesen<br />
angesprochen. Darüber hinaus ist im Institut<br />
kein weiteres fachliches Wissen zum Datenschutz<br />
erforderlich.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
datenschutz – status quo<br />
ABBildung 2<br />
weniger wichtig<br />
35%<br />
nicht wichtig<br />
9%<br />
Fazit<br />
Gerade kritische und negative Aussagen<br />
sollte der Datenschutzbeauftragte als Anreiz<br />
verstehen, seinen Handlungsrahmen<br />
voll auszuschöpfen, um das Datenschutzniveau<br />
in den Häusern zu optimieren.<br />
Nach innen gibt es einen deutlichen<br />
Handlungsbedarf: Der Datenschutz muss<br />
etwa in das Interne Kontrollsystem sowie<br />
innerbetriebliche Verfahren und Prozesse<br />
integriert werden. Nach außen ist unter an-<br />
sehr wichtig<br />
13%<br />
wichtig<br />
43%<br />
IT-ManageMenT<br />
Quelle: PWC-Studie: Daten schützen, 2010<br />
motive für das Bestellen externer datenschutzbeauftragter<br />
Risikominimierung<br />
Revisionssicherheit<br />
Prozesssicherheit<br />
Kostenflexibilität<br />
Konzentration auf<br />
das Kerngeschäft<br />
> Sicherstellung der „Überwachung der ordnungsgemäßen<br />
Anwendung der Datenverarbeitungsprogramme“<br />
und sonstiger Anforderungen des BDSG<br />
> Zivilrechtliche Haftungsübernahme bei Schlechterfüllung<br />
> Laufende Abstimmung der SIZ-Dienstleistung mit den<br />
Verbandsprüfungen<br />
> Prüfungsbericht Interne Revision SIZ<br />
> Reduzierung des eigenen Prüfungsaufwandes<br />
> Einbindung des externen DSB in alle relevanten Prozesse<br />
> Jederzeit (instituts-)übergreifendes und aktuelles<br />
Expertenwissen<br />
> Kein Fluktuations- und Vertretungsrisiko<br />
> Budget-Sicherheit<br />
> Transparente Kalkulationsgrundlage<br />
> Keine Kosten für Spezialausbildungen<br />
> Konformität mit der Geschäftsstrategie der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe<br />
> Reduzierung von Fertigungsbreite und -tiefe<br />
derem die Bedeutung des Datenschutzes<br />
als Mittel der Marktkommunikation durch<br />
die Ausarbeitung von Datenschutzleitlinien<br />
bzw. Datenschutz-Policies noch nicht<br />
hinreichend erkannt. Dabei stehen die<br />
Chancen gut: Das Bewusstsein zum Schutz<br />
von Daten, im Kern also der Schutz des<br />
Rechts der Menschen auf informationelle<br />
Selbstbestimmung, steht gerade erst am<br />
Anfang. ¯<br />
135
Quelle: Gopp / Pixelio<br />
IT-ManageMenT<br />
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Strategiefindung für Sparkassen auf Facebook, Twitter & Co.<br />
lernplattform für<br />
social Media aufbauen<br />
Autor<br />
prof. dr. dirk neuhaus, m. B. a.<br />
ist Professor für Informationssysteme<br />
in Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
an der Hochschule<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe in<br />
Bonn.<br />
90 von 429 Sparkassen unterhalten aktuell eine eigene Fanpage bei Facebook. Deutlich weniger engagieren sich<br />
auf Twitter, YouTube, Xing oder anderen Sozialen Netzwerken. Vielerorts fehlt noch eine zielführende Strategie. Die<br />
könnte leichter entwickelt werden, wenn die Institute ihre Ideen zunächst in einem „geschützten Raum“ entwickeln<br />
und testen könnten. Auch Mitarbeiter könnten auf einer Social Media-Lernplattform den späteren Ernstfall proben.<br />
Denn das Nutzen Sozialer Netzwerke setzt mitunter unerwartete Prozesse in Gang und kann das in- und externe<br />
Kommunikationsverhalten nachhaltig verändern.<br />
social Media wird innerhalb von Gesellschaft,<br />
Politik und Wirtschaft, aber auch<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
aktuell stark beachtet. Neben der Nutzung<br />
des Internet als Informationsplattform und<br />
dem Austausch von E-Mails gewinnt der<br />
gesellschaftliche Austausch von Sichtweisen<br />
und Erfahrungen sowie die Pflege von Sozialkontakten<br />
über Social Media-Plattformen wie<br />
Facebook, YouTube oder xing zunehmend an<br />
Bedeutung.<br />
Die neuen sozialen Medien beeinflussen<br />
nachhaltig das Informations- und<br />
Kommunikationsverhalten großer Teile<br />
der Bevölkerung in nahezu allen Ländern.<br />
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg<br />
will mit seinem Netzwerk nach eigenem<br />
Bekunden eine Art eigenständigen, umfassenden<br />
virtuellen Biotop bzw. Lebensraum<br />
für Information und Kommunikation<br />
schaffen (vgl. Lindner). Das zeigt sich auch<br />
im geplanten Börsengang von Facebook,<br />
dem weltgrößten Sozialen Netzwerk mit<br />
derzeit rund 845 Millionen aktiven Mitgliedern.<br />
Der Konzern erwartet, so der Stand<br />
Anfang Februar, Einnahmen von etwa fünf<br />
Milliarden US-Dollar (vgl. Knop).<br />
Vor allem die jüngere Generation nutzt<br />
intensiv die verschiedenen Social Media-<br />
Angebote. Sie stellen bereitwillig persönliche<br />
Daten öffentlich zur Verfügung.<br />
Dieser stetig wachsende Daten-Pool in<br />
Verbindung mit den technischen Auswertungsmöglichkeiten<br />
(Data Mining) ist<br />
Facebook will gemäß eigener Philosophie „Menschen zusammenbringen“. Das Netzwerk hat<br />
jedoch Potenziale jenseits der reinen Kommunikation. Finanzdienstleister können das Soziale<br />
Netzwerk etwa künftig als Vertriebsplattform nutzen.<br />
für die meisten Unternehmen derzeit die<br />
wesentliche Motivation, um sich mit dem<br />
Thema Social Media zu beschäftigten. Die<br />
Fülle an Aktivitäten und Angeboten rund<br />
um das Thema Social Media hinsichtlich<br />
Presseartikeln, Beratungsangeboten, Seminaren,<br />
IT-Lösungen und letztlich auch<br />
Forschungsaktivitäten lassen Vergleiche<br />
zur „Dotcom-Blase“ Anfang 2000 erkennen.<br />
rechtsicherer rahmen für<br />
Vertrieb von Finanzprodukten<br />
Derzeit gibt es eine weltweite Euphorie und<br />
der enthaltene Spekulationsanteil dürfte<br />
letztlich künftig zu einer Neubewertung<br />
führen – was nicht zwangsläufig bedeutet,<br />
dass die „Social Media-Blase wie die<br />
seinerzeitige „Dotcom-Blase“ platzt. Eine<br />
der größten Risiken zur nachhaltigen Entwicklung<br />
von Social Media ist das unzureichende<br />
Einhalten datenschutzrechtlicher<br />
Bestimmungen. Die Klärung der rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen ist vor allem für den<br />
Vertrieb von Finanzprodukten über Social<br />
Media-Plattformen von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Einerseits bedrohen Digitalisierung<br />
und Internet zwar etablierte Erlösmodelle.<br />
Die neuen Medien können andererseits<br />
aber auch Produktions- und Distributionskosten<br />
senken und neue, wirtschaftlich<br />
tragfähige Vertriebskanäle eröffnen. Für die<br />
Sparkassen-Finanzgruppe gibt der Deutsche<br />
Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit<br />
seinen Social Media-Projekten Handlungsempfehlungen<br />
und Umsetzungshilfen. Das<br />
betrifft vor allem die Aspekte Strategie, Kommunikation,<br />
Marketing, Vertrieb und Organisation/Prozesse<br />
(siehe abgeschlossene und<br />
laufende DSGV-Projekte zu Social Media).<br />
136 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
einige sparkassen<br />
ohne Berührungsängste<br />
Obgleich es inzwischen ein umfangreiches<br />
Informations- und Unterstützungsangebot<br />
zu dem Thema Social Media in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
gibt, haben erst 90 von<br />
429 Sparkassen eine eigene Präsenz (eine<br />
so genannte Fanpage) bei Facebook (Stand:<br />
Januar 2012). Bemerkenswert ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass bei Facebook in der<br />
Vergangenheit für 333 Sparkassen Accounts<br />
von privaten Nutzern angelegt und teilweise<br />
kommentiert worden sind (Stand: Juni 2011).<br />
Auch andere Social Media-Plattformen<br />
werden von Sparkassen in unterschiedlicher<br />
Intensität genutzt: Anfang Juni 2011 gab es<br />
im Business-Netzwerk xing 38 von Sparkassen<br />
gepflegte Profile. 46 Sparkassen haben<br />
ein eigenes Profil auf dem Microblogging-<br />
Dienst Twitter. 20 Sparkassen nutzen YouTube<br />
als Kommunikationskanal (vgl. Pasing).<br />
Diese Zahlen legen den Schluss nahe,<br />
dass die abschließende Kosten-/Nutzenfrage<br />
zu Social Media bei den meisten Entscheidungsträgern<br />
zum jetzigen Zeitpunkt entweder<br />
offen ist, sich in Bearbeitung befindet<br />
oder bereits ablehnend beantwortet wurde.<br />
Aufgrund der Komplexität, der Vielschichtigkeit<br />
und fehlender Erfahrungswerte ist<br />
die Entscheidung für oder gegen ein Engagement<br />
im Bereich Social Media nicht trivial.<br />
Kernfragen sind unter anderem:<br />
> Ist ein Social Media-Engagement grundsätzlich<br />
und vom Geschäftszweck her richtig?<br />
Und wenn ja, was sind die geeigneten<br />
Maßnahmen?<br />
> Wie erfolgt eine schrittweise Umsetzung<br />
möglicher Tätigkeiten, Prozesse und Aufgaben?<br />
> Welche Organisationseinheiten und welche<br />
Geschäftsprozesse sind betroffen?<br />
> Wie hoch sind die Kosten?<br />
> Wie sollte die Kommunikation mit den<br />
Kunden über Social Media erfolgen?<br />
> Welche Möglichkeiten gibt es für Marketing<br />
und Vertrieb?<br />
> Lässt sich mit Social Media ein zusätzliches<br />
Alleinstellungsmerkmal realisieren?<br />
Beim Aufbau der ersten Internet-Angebote<br />
ging es im Wesentlichen um die Darstellung<br />
der Sparkasse im Internet. Die Kommunikation<br />
zwischen Kunde und Sparkasse hat sich<br />
dabei in der Regel auf Web-basierte Kontaktformulare<br />
mit intern zugeordneten Organisationseinheiten<br />
bzw. Mitarbeitern beschränkt.<br />
Mit dem Übergang zum E-Business und<br />
E-Commerce und der damit verbundenen Be-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Quelle: Gerd Altmann / pixelio / lp<br />
ABBildung 1<br />
Umsetzungsvorschlag für social media-lernplattform<br />
partner rolle / aufgabe<br />
reitstellung von Online-Banking-Funktionen<br />
ist die Interaktion zwischen Sparkasse und<br />
Kunden sowie weiteren Stakeholdern gewachsen.<br />
Das gilt gleichermaßen für Menge,<br />
Zeitbedarf und Zahl der in die Kommunikationsprozesse<br />
involvierten Mitarbeiter.<br />
lernplattform für<br />
erste „geh-Versuche“<br />
Mit Social Media kann sich die Kommunikation<br />
und Interaktion bis auf den einzelnen<br />
Mitarbeiter der Sparkasse ausdehnen. Allein<br />
aufgrund des damit verbundenen Zeitbedarfs,<br />
wäre dieser Zustand aus heutiger Sicht<br />
wirtschaftlich nicht vertretbar. Sparkassen<br />
und andere Unternehmen müssen sich damit<br />
auseinandersetzen, dass ihre Mitarbeiter<br />
in der Rolle als Privatperson sozialen Medien<br />
wie das Internet zunehmend nutzen und es<br />
de facto in das Unternehmen einbringen.<br />
Die einhergehenden Lernprozesse mit<br />
dem Thema Social Media bieten Chancen<br />
und Risiken. Zur Unterstützung dieses<br />
Lernprozesses wäre es sinnvoll, wenn es<br />
für die rund 348.500 Mitarbeiter in der<br />
IT-ManageMenT<br />
DSGV Strategie, Projektmanagement, Umsetzungs-<br />
Workshops<br />
Finanz Informatik Teilprojekt: Aufbau und Betrieb der<br />
technischen Infrastruktur<br />
Social Media-Anwendungsentwicklung<br />
Sparkassen-Finanzportal Teilprojekt: Social Media-Monitoring<br />
Deutscher Sparkassenverlag Teilprojekt: Zentrales Content Management,<br />
Umsetzungs-Workshops<br />
Sparkassen / Verbundpartner Teilprojekt: Institutsabhängige<br />
Social Media-Services<br />
Sparkassen-Akademien Teilprojekt: Schulungen<br />
Sparkassen-Hochschule Teilprojekt: Studien, Forschungsbeiträge,<br />
Ideengeber<br />
Sparkassen-Finanzgruppe eine übergreifende<br />
Social Media-Lernplattform gäbe.<br />
Die damit verbundenen Zielsetzungen sind<br />
unter anderem:<br />
> Social Media-Software wie Wikis, Blogs,<br />
Foren und FAQ- Sites kennenzulernen und<br />
effizient zu nutzen.<br />
> Den Wissensaustausch innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
zu unterstützen.<br />
> Social Media in die interne Kommunikation<br />
einzubinden.<br />
> Mitarbeiter im Umgang mit Kunden über<br />
Social Media zu schulen.<br />
> Marketingkampagnen zu entwickeln und<br />
zu testen.<br />
> Den Produktverkauf über Social Media<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
zu testen.<br />
> Social Media-Informationen (Facebook-<br />
Adressen etc.) zu identifizieren, um sie<br />
in vorhandene Anwendungssysteme wie<br />
OSPlus zu integrieren.<br />
> Kompetenzfelder für Social Media-Services<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
zu identifizieren und zu etablieren.<br />
social<br />
media<br />
Eine zielführende Social Media-Strategie der Sparkassen-Finanzgruppe muss Strategie,<br />
Kommunikation, Marketing, Vertrieb sowie Organisation und Prozesse in Einklang bringen.<br />
137<br />
¯
¯<br />
Quelle: Fotolia<br />
IT-ManageMenT<br />
austauschplattformen aufbauen<br />
Web 2.0-Technologien und Social Software<br />
wie Wikis, Blogs und Foren sind dabei aus<br />
Sicht des Anwenders sinnvolle Plattformen<br />
für den fachlichen Austausch. Sie sind zugleich<br />
ein wichtiger Beitrag, um ein Wissensmanagement<br />
zu etablieren (vgl. Ehrenberg).<br />
Mit so genannten „Corporate Wiki“ lassen<br />
sich etwa Projektdokumente, Prozessbeschreibungen,<br />
Produktinformationen etc.<br />
zentral verwalten. Wichtig ist beim Aufbau<br />
neuer Informationssysteme, die vorhandene<br />
Informationsarchitektur zu beachten:<br />
> Es dürfen keine neuen zusätzlichen „Informationssilos“<br />
entstehen.<br />
Die originären Datenquellen bzw. Informationssysteme<br />
sind zu identifizieren und die Informationen<br />
bzw. Daten über Schnittstellen<br />
bereitzustellen. Experten-Blogs informieren<br />
ferner über ausgewählten Themen wie neue<br />
gesetzliche Regelungen. Die vielfältigen Sortierfunktionen<br />
ermöglichen einen schnellen<br />
Zugriff auf die gewünschte Information.<br />
Über FAQ-Sites mit häufig gestellten<br />
Fragen und Antworten können Mitarbeiter<br />
in der Sparkassen-Finanzgruppe Problemlösungen<br />
bereitstellen und Erfahrungen teilen.<br />
Über eine Verbindung zu einem Expertenverzeichnis<br />
lässt sich ein direkter Kontakt<br />
zu einem als Experte ausgewiesenen Mitarbeiter<br />
herstellen. Mit der Sammlung von<br />
Wissen und Informationen über Wikis, Blogs,<br />
Foren und FAQ-Sites entsteht kontinuierlich<br />
eine übergreifende Datenbank für das Wissensmanagement<br />
und den Wissenstransfer<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Ein wesentlicher Risiko- und zugleich<br />
Kostenfaktor ist die mit der Nutzung und<br />
Pflege der Plattformen investierte Arbeits-<br />
zeit. Vergleichbar mit der Internet-Nutzung<br />
werden auch beim internen Zugriff auf Social<br />
Media-Plattformen Regelungen bzw. Policies<br />
benötigt, um die Unternehmensinteressen<br />
zu wahren.<br />
interne kommunikation profitiert<br />
Neue Möglichkeiten ergeben sich auch in<br />
der internen Kommunikation. Bei übergreifenden<br />
Verbundthemen bietet sich gegebenenfalls<br />
der Einsatz von Live-Streams und<br />
Video-Contents an. Mit Live-Streams lässt<br />
sich die Zahl der Multiplikatoren vor Ort reduzieren.<br />
Dies spart zum einen Reisekosten<br />
und entsprechende Veranstaltungen in der<br />
Sparkasse. Vor allem für Schulungszwecke<br />
bieten sich Video-Contents an. Diese leisten<br />
einen Beitrag, um Fachwissen zu erlernen,<br />
sich mit dem Unternehmen zu identifizieren<br />
und Standorte zu vernetzen. Darüber hinaus<br />
können Videos schnell weitergeleitet oder<br />
mit so genannten Social Bookmarking-<br />
Diensten besonders hervorgehoben werden.<br />
Voraussetzung, um Live-Streams und Video-<br />
Contents zu nutzen, ist eine entsprechende<br />
Ausstattung der Arbeitsplätze mit Lautsprechersystemen<br />
und Kopfhörern.<br />
Ein weiteres Anwendungsgebiet sind<br />
die derzeit bereitgestellten Pressespiegel.<br />
Sie lassen sich über Tags gezielt verteilen.<br />
Mögliche Kriterien sind etwa die Funktionsbezeichnung,<br />
der Fachbereich oder das<br />
Aufgabengebiet. Denkbar ist auch, dass<br />
die Anwender selbst die von ihnen bereits<br />
gelesenen Artikel, Websites oder Video-Clips<br />
allen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Nachteilig<br />
wäre allerdings ein unkontrollierter<br />
Anstieg des Informationsangebots zu Lasten<br />
der Arbeitsproduktivität.<br />
Eine Lernplattform für Social Media muss vorhandene Informationen, etwa Facebook-Adressen,<br />
identifizieren, um sie in vorhandene Anwendungssysteme wie OSPlus zu integrieren.<br />
Die Nutzung von Social Media in der<br />
Sparkasse tangiert vorhandene Kommunikations-<br />
und Vertriebskanäle. Dazu sind<br />
Lösungen und Konzepte zur Integration<br />
der mit Social Media verbundenen neuen<br />
Kommunikationsmöglichkeiten und dem<br />
persönlichen Kontakt zum Berater nötig. Das<br />
wirft vor allem zwei Fragen auf:<br />
> Wie stellt sich die Beratungsstrategie<br />
„Sparkassen-Finanzkonzept“ im Social<br />
Media dar?<br />
> Welche Möglichkeiten bieten die neuen<br />
Technologien zur Verbesserung des Kundenservices<br />
und zur Pflege der Kundenbeziehung?<br />
Mit einer Social Media-Lernplattform innerhalb<br />
der Sparkassen-Finanzgruppe lassen<br />
sich neue Marketing- und Vertriebsaktivitäten<br />
entwickeln, testen und einführen, etwa<br />
Online-Chats mit Beratern oder Produktdiskussionen<br />
in Foren. Unter Vertriebsaspekten<br />
müssen in diesem Zusammenhang vor allem<br />
die Auswirkungen von Social Media auf die<br />
DSGV-Modelle Multikanal (Modell M) und<br />
Vertriebsunterstützungs-Prozesse (Modell<br />
V) untersucht werden.<br />
Inwieweit Social Media künftig eine Etablierung<br />
eigenständiger Vertriebskanäle<br />
bedingt oder ob es zu einer Erweiterung<br />
der bestehenden Kanäle kommt, lässt sich<br />
aufgrund fehlender Erfahrungswerte derzeit<br />
nicht beantworten. Tendenziell ist der Integrationsansatz<br />
mit der Option einer späteren<br />
Auslagerung zielführend und bietet zugleich<br />
einen Investitionsschutz im Sinne geringerer<br />
Risiken.<br />
social media-strategie erforderlich<br />
Der nachhaltige Einsatz der neuen Kommunikationstechnologien<br />
im Unternehmen<br />
erfordert eine Social Media-Strategie. Dabei<br />
sind vor allem die Auswirkungen auf die Ablauforganisation<br />
in einer umfassenden Endto-End-Betrachtung<br />
zu berücksichtigen. Die<br />
Implementierung einer virtuellen „Muster-<br />
Sparkasse“ auf einer Social Media-Lernplattform<br />
wäre eine interessante Lösung.<br />
Künftige Anforderungen zur Erweiterung von<br />
OSPlus und anderen IT-Systemen lassen sich<br />
spezifizieren und testen. Die Benutzerprofile<br />
der Social Media-Plattformen wie Facebook<br />
geben Hinweise, wie Datenmodelle angepasst<br />
werden müssen. Experten können ihre<br />
Beiträge und Lösungen über strategische<br />
Fragenstellungen und Überlegungen zur<br />
praktischen Umsetzung über Wikis, Blogs<br />
und Foren austauschen.<br />
138 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Zwischenzeitlich bieten neben dem DSGV<br />
einige Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
Dienstleistungen zu<br />
ausgewählten Social Media-Themen an. Zum<br />
Beispiel bietet das Sparkassen-Finanzportal<br />
ein Social Media-Monitoring, aber auch<br />
Werkzeuge wie den Social Media-Publisher<br />
(s. nachfolgenden Beitrag) an. Der Deutsche<br />
Sparkassenverlag veranstaltet auf der Basis<br />
der strategischen Vorgaben des DSGV<br />
Umsetzungs-Workshops. Daneben gibt es<br />
weitere Themenfelder, die sich grundsätzlich<br />
für eine zentrale und koordinierte Bearbeitung<br />
eignen.<br />
Ein zentrales Service-Center könnte<br />
etwa bestimmte Arten von Beschwerden<br />
über Sparkassen und Verbundpartner<br />
zentral sammeln und beantworten. Die<br />
Ausprägung zentraler Kompetenzen im<br />
Bereich Social Media ist ein Beitrag zur<br />
Qualitätssteigerung und zur Senkung von<br />
Kosten aufgrund des Wegfalls redundanter<br />
Leistungsangebote innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Fazit<br />
Eine Social Media-Lernplattform dient der<br />
Sparkassen-Finanzgruppe zur praktischen<br />
Umsetzung einer Social Media-Organisation<br />
im Verbund. Deren Aufbau und Betrieb<br />
könnten im Rahmen eines Verbundprojektes<br />
erfolgen. Ein erster Umsetzungsvorschlag<br />
wird in Abbildung 1 skizziert.<br />
Eine Social Media-Lernplattform bietet<br />
der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe<br />
die Möglichkeit, die neuen Technologien<br />
auszuprobieren, den Wissensaustausch<br />
zu fördern, die Vernetzung zu erhöhen<br />
und die Kommunikation mit Kunden zu<br />
schulen. ¯<br />
Literatur<br />
1 Ehrenberg, D. (2010): Wissensmanagement durch<br />
Web 2.0 vor dem Durchbruch in: Betriebswirtschaftliche<br />
Blätter 03/10, Seite 141-146.<br />
2 Knop, C. (2012): Der Wert von Facebook, URL:<br />
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/vor-demboersengang-der-wert-von-facebook-11636569.<br />
html (Stand: 05. Februar 2012).<br />
3 Lindner, R. (2012): Gefangen in der Welt des<br />
Zuckerberg, URL: http://www.faz.net/aktuell/<br />
wirtschaft/unternehmen/facebook-boersenganggefangen-in-der-welt-des-zuckerberg-11636562.html<br />
(Stand: 05. Februar 2012).<br />
4 Pasing, T. (2011): State of the Art, In: Neuhaus, D.<br />
(Hrsg.), Social Media: Ein Handbuch für die<br />
Sparkassen-Finanzgruppe, S. 73-75, Deutscher<br />
Sparkassenverlag, Stuttgart.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
INFOBOx<br />
ing-diba beendet „Wurstkrieg“<br />
IT-ManageMenT<br />
Welche unerwarteten Auswirkungen das Social-Media-Engagement von Finanzdienstleistern<br />
haben kann, belegt die Resonanz auf eine TV-Kampagne der ING-Diba mit<br />
Basketballstar Dirk Nowitzki.<br />
Der „Fleischerei-Spot“, in der er wie zu Kinderzeiten ein Stück Wurst geschenkt<br />
bekommt, hat die Gemüter der Facebook-Gemeinde erhitzt.<br />
Statt sich auf der Fanpage des Instituts über Finanzprobleme oder andere Fachthemen<br />
auszutauschen, war nach der ersten Ausstrahlung der TV-Werbung Anfang Januar eine<br />
Diskussion über das Für und Wider von Fleischverzehr ausgebrochen. Die Fanpage war<br />
von Veganern, Vegetariern und Fleischfans regelrecht „geentert“ worden, die sich dort<br />
eine mitunter wilde Diskussion lieferten.<br />
1.400 Posts und rund 15.000 Kommentare später hat der Finanzdienstleister schließlich<br />
die Notbremse gezogen und die in den Medien als „Wurstkrieg“ bezeichnete Diskussion<br />
beendet. Über die Themen Ernährung und vegane Lebensweise „wurden wohl<br />
alle denkbaren Meinungen und Argumente ausgetauscht“, schreibt die Bank in einem<br />
Post zur Begründung. „Um den Anliegen unserer Kunden und Interessenten wieder<br />
mehr Raum zu geben, werden wir nun neue Posts zu den genannten Themen von der<br />
Pinnwand entfernen“, heißt es weiter. Die bisherigen Posts sollen jedoch bleiben und<br />
können auch weiterhin kommentiert werden.<br />
Lange hatte man in der Firmenzentrale die Diskussion zugelassen und verfolgt, sich<br />
selbst aber nicht eingeschaltet. „Wir wollten nichts zensieren“, hat ING-Diba-Sprecher<br />
André Kauselmann gegenüber dem Informationsdienst W&V Online die eher passive<br />
Haltung seines Instituts gerechtfertigt. Experten hatten dagegen vor zuviel Zurückhaltung<br />
gewarnt und eine stärkere Präsenz empfohlen.<br />
Der von oben angeordnete Stopp hat jedoch nicht wie in vergleichbaren Fällen den<br />
Zorn der Facebook-Gemeinde ausgelöst. In den Kommentaren zum Ende der Wurst-<br />
Diskussion überwiegen die moderaten Stimmen, die sich dafür bedanken, dass die<br />
ING-Diba den Raum für die Diskussion eingeräumt hat.<br />
Mit solchen Erfahrungen steht das Institut nicht alleine da. Über Soziale Netzwerke<br />
direkt Kontakt zu (potenziellen) Kunden aufnehmen, klingt einfach – viele Unternehmen<br />
nutzen Social Media bisher jedoch fast ausschließlich als zusätzlichen Kanal für<br />
ihre Werbebotschaften. Die vorgeschlagene Lernplattform könnte der Einstieg in eine<br />
umfassendere Strategie eröffnen. Dort könnten auch bisher vernachlässigte Aspekte<br />
wie „Verkauf über Social Media“ diskutiert und Modelle für die betriebliche Praxis<br />
entwickelt werden. (jj)<br />
139
IT-ManageMenT<br />
Autorin<br />
dagmar endres<br />
ist Online-Marketing Manager<br />
bei der Sparkassen-Finanzportal<br />
GmbH in Berlin.<br />
Social Media-Publisher – das Sparkassen-Tool für Facebook und Twitter<br />
Zentrale inhalte und revisionssicheres<br />
Publizieren in sozialen netzwerken<br />
Mit Facebook, Twitter, Xing und anderen Sozialen Netzwerken entsteht eine völlig neue Welt des Dialogs, die regen<br />
Zulauf verzeichnet. Die Herausforderung für die Sparkassen besteht darin, sich mit einer für alle transparenten<br />
Kommunikation auseinanderzusetzen. Viele Institute sind hier bereits aktiv oder planen den Einstieg ins Social Web.<br />
Bei der Strategiefindung sind innerhalb der Aufbau- und Ablauforganisation die Kompetenzen, Prozesse und<br />
Aufwände im Bereich Social Media zu klären sowie Themen- und Redaktionspläne auszuarbeiten. Mit dem Social<br />
Media-Publisher verfügen die Institute seit kurzem über ein Werkzeug, das ihre laufenden Social Media-Aktivitäten<br />
in Facebook und Twitter unterstützt – inhaltlich und organisatorisch.<br />
durch ihre hohen Mitgliederzahlen<br />
verfügen Soziale Netzwerke, Foren,<br />
Blogs oder Microblogging-Dienste über<br />
eine enorme Macht. Und sie werden immer<br />
beliebter. So sind etwa drei Viertel<br />
der Internet-Nutzer in mindestens einem<br />
Sozialen Netzwerk angemeldet und rund<br />
zwei Drittel darin aktiv. Am meisten genutzt<br />
wird in Deutschland Facebook. Jeder zweite<br />
Internet-Nutzer ist dort mit seinen persönlichen<br />
Daten registriert.<br />
Man tauscht sich dort nicht nur über<br />
persönliche und alltägliche Dinge aus. Auch<br />
Unternehmen und Marken spielen bei der<br />
Kommunikation eine große Rolle. Informationen<br />
im Social Web nehmen nicht mehr den<br />
Umweg über die Presse an die Öffentlichkeit,<br />
sondern werden direkt von den Nutzern gelesen<br />
und kommentiert. Daher bergen Social<br />
Media-Plattformen großes Potenzial. Sie<br />
können bei vielen Unternehmensaufgaben<br />
unterstützen, etwa bei der Pressearbeit,<br />
im Marketing oder beim gesellschaftlichen<br />
Engagement.<br />
schneller reagieren auf<br />
aktuelle ereignisse<br />
Mit einer eigenen Präsenz in den Sozialen<br />
Netzwerken können die Sparkassen auf<br />
mögliche Diskussionen über ihr Institut reagieren,<br />
aber auch selbst aktiv Themen und<br />
Diskussionen anstoßen und mitgestalten.<br />
Dabei generieren die Sparkassen einen<br />
wichtigen Mehrwert: Sie nutzen die Stärke<br />
ihrer lokalen Nähe, um Diskussionen online<br />
fortzusetzen.<br />
Von den Nutzern werden Facebook und<br />
Twitter als Dialogkanal verstanden. Daher<br />
ist eine Bereitschaft zum transparenten und<br />
authentischen Dialog erforderlich. Und die<br />
Quelle: Stadtsparkasse Remscheid<br />
Social Media-Verantwortlichen müssen sich<br />
über die hohen Nutzererwartungen im Hinblick<br />
auf interessante Inhalte und ein schnelles<br />
Beschwerdemanagement im Klaren sein.<br />
Das setzt eine in der Organisationsstruktur<br />
verankerte, bereichsübergreifende<br />
Redaktion und das Bereitstellen von Ressourcen<br />
im Medialen Vertrieb voraus. Ist<br />
die Struktur aufgebaut, lautet die neue Herausforderung:<br />
Tagtäglich für die Zielgruppe<br />
attraktive aktuelle Inhalte zu generieren. Ein<br />
gutes Social Media-Angebot ist daher nur<br />
mit einem gewissen Aufwand zu realisieren.<br />
social media-publisher bietet<br />
inhaltliche grundversorgung<br />
Um die Sozialen Netzwerke systematisch für<br />
die Sparkassen-Finanzgruppe zu erschließen,<br />
wurde im Rahmen des DSGV-Projektes<br />
zur Social Media-Strategie das Werkzeug<br />
„Social Media-Publisher“ in Auftrag gegeben.<br />
Das Tool, das vom Sparkassen-Finanzportal<br />
entwickelt wurde und betrieben wird, ermöglicht<br />
den einzelnen Instituten das Publizieren<br />
von Inhalten auf ihren eigenen Social Media-<br />
Plattformen bei Facebook und Twitter. Es<br />
stellt zentral Inhalte zur Verfügung. Zugleich<br />
Mit dem Social Media-Publisher können Institute wie die Stadtsparkasse Remscheid ihren<br />
Facebook-Auftritt stets aktuell halten. Ein wichtiger Vorteil des Tools ist, dass einzelne Beiträge<br />
gebündelt für die Woche revisionssicher im Vier-Augen-Prinzip vorbereitet werden können.<br />
140 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
kann jede Sparkasse eigene Informationen<br />
einpflegen. Eine revisionssichere Veröffentlichung<br />
im Vier-Augen-Prinzip ist dabei<br />
garantiert.<br />
Der Social Media-Publisher stellt also die<br />
inhaltliche Grundversorgung mit aktuellen<br />
Beiträgen für die sparkasseneigenen Kanäle<br />
auf Facebook und Twitter sicher. Wöchentlich<br />
stehen im Publisher im Schnitt zehn Beiträge<br />
in Form von Texten, Bildern und Videos zum<br />
Abruf bereit. Daraus können die Sparkassen<br />
analog zu bereits bekannten Anwendungen<br />
wie Elexir und Newsletter-Management-<br />
System einzelne Beiträge auswählen, bei<br />
Bedarf editieren und mit regionalem Touch<br />
versehen.<br />
Social Media-Experten empfehlen fünf<br />
Facebook-Posts pro Woche und zwei Twitter-<br />
Tweets pro Tag. Das neue Tool bietet somit<br />
eine gute Auswahl. Wolfgang Aich, Bereichsleiter<br />
des Vorstandsstabes und verantwortlich<br />
für die Unternehmenskommunikation<br />
der Sparkasse Bodensee, unterstreicht<br />
die redaktionelle Unterstützung durch das<br />
Sparkassen-Finanzportal: „Der Publisher ist<br />
ein komfortables Werkzeug, das den Sparkassen<br />
beim ‚Grundrauschen’ in ihren Social<br />
Media-Auftritten hilft. Dadurch ersparen sich<br />
die Nutzer das Zusammensuchen von Content<br />
bei Verbänden und Verbundpartnern.“<br />
Vielfältiges themenangebot<br />
Die breite inhaltliche Grundversorgung<br />
speist sich aus derzeit über 15 zentralen Contentpools.<br />
Dazu gehören etwa Tipps zur Sicherheit<br />
im Internet, Themen rund um Internet<br />
und Mobiles, spezielle Inhalte für junge<br />
Leute, aufbereitete Produktinformationen,<br />
News aus der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
und vieles mehr. Daneben liefern Kooperationspartner<br />
wie „Geld und Haushalt“ und<br />
öffentliche Versicherer weiteren Content.<br />
Thorsten Hager, Bereichsleiter Medialer<br />
Vertrieb bei der Stadtsparkasse Remscheid,<br />
ist mit den Themenportfolio sehr zufrieden:<br />
„Die angebotenen Inhalte sind abwechslungsreich<br />
und interessant getextet. Das<br />
spart uns im Medialen Vertrieb viel Zeit und<br />
wir können auf ein gutes Angebot attraktiver<br />
Beiträge zugreifen.“<br />
Für das Einspielen lokaler Inhalte verfügt<br />
jede Sparkasse über einen eigenen<br />
Contentpool. Die Redakteure können dort<br />
selbstständig lokale Inhalte vorbereiten.<br />
Mittels der einfachen Web-basierten Anwendung<br />
im Extranet von Sparkasse.de ist<br />
es allen Mitarbeitern innerhalb einer be-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Quelle: Sparkassen-Finanzportal GmbH<br />
reichsübergreifenden Redaktion möglich,<br />
in ihrem Themen- und Zuständigkeitsbereich<br />
Beiträge für die Plattformen Twitter<br />
und Facebook direkt einzupflegen. Im<br />
System können auch Notizen zur Status-<br />
Meldung hinterlegt werden. So sind die<br />
Endredaktion und die Veröffentlichung<br />
durch die Social Media-Beauftragten ohne<br />
weitere Schritte und Hilfsmittel effizient<br />
und schnell möglich.<br />
mehrwertorientierte<br />
aufbereitung der inhalte<br />
Die zentralen Themen werden für die Zielgruppe<br />
mehrwertorientiert aufbereitet und<br />
mit einem aktuellen Anlass verknüpft. Offene<br />
Fragen bzw. eine Aufforderung der Leser<br />
fördern die Viralität und dienen damit der<br />
Verbreitung der Nachricht über die unmittelbare<br />
Leserschaft hinaus.<br />
In der Social Media-Kommunikation<br />
kommt es darauf an, knapp und präzise zu<br />
IT-ManageMenT<br />
Jugendliche und junge Erwachsene verbringen mittlerweile einen großen Teil ihrer Freizeit<br />
auf Facebook. Diese wichtige Zielgruppe können die Sparkassen in diesem Sozialen Netzwerk<br />
optimal erreichen. Mit dem Social Media-Publisher lassen sich aus 15 zentralen Contentpools<br />
deshalb auch spezielle Inhalte für junge Leute generieren.<br />
formulieren. Microblogging-Dienste wie<br />
Twitter und Status-Meldungen in Sozialen<br />
Netzwerken wie Facebook erlauben nur eine<br />
begrenzte Anzahl von Zeichen pro Nachricht.<br />
Daher ist die Nutzung von Kurz-URL-Diensten<br />
weit verbreitet. Das sind Dienste, die<br />
lange Internet-Adressen (URL) zu Links „eindampfen“,<br />
die idealerweise aus möglichst<br />
knappen Zeichenketten bestehen.<br />
Speziell für die Sparkassen steht seit<br />
kurzem ein eigener Kurz-URL-Dienst im<br />
Extranet von Sparkasse.de zur Verfügung.<br />
Damit können lange Weiterleitungs-URLs<br />
deutlich eingekürzt werden. Der konsistente<br />
Einsatz der eigenen Short-URL „s.de“ stärkt<br />
die Kommunikation der Marke Sparkasse.<br />
Daher wird bald als Erweiterung der Kurz-<br />
URL-Dienst „s.de“ auch in den Social Media-<br />
Publisher integriert. Diese interne Lösung für<br />
die Sparkassen-Finanzgruppe kann so statt<br />
fremder Dienste direkt bei der Erstellung von<br />
Beiträgen eingesetzt werden.<br />
141<br />
¯
¯<br />
Quelle: Sparkassen-Finanzportal GmbH<br />
IT-ManageMenT<br />
termingesteuertes<br />
publizieren von inhalten<br />
Der Social Media-Publisher ermöglicht den<br />
Sparkassen ein effizientes Bearbeiten von<br />
Nachrichten. Für jeden Beitrag lässt sich<br />
der Veröffentlichungszeitpunkt individuell<br />
festlegen. Dadurch können die Redakteure<br />
Beiträge gebündelt zusammenstellen und<br />
auch Veröffentlichungen nach Feierabend,<br />
am Wochenende und für Ressourcenengpässe<br />
wie Urlaubszeiten planen.<br />
Nach aktuellen Untersuchungen ist auch<br />
der Zeitpunkt der Veröffentlichung für die<br />
Wahrnehmung bei den Nutzern relevant.<br />
„Am Wochenende wird man noch besser<br />
wahrgenommen, da viele Unternehmen<br />
nicht aktiv sind,“ unterstreicht Hager. „Diesen<br />
Effekt nutzen wir mit der terminierten<br />
Veröffentlichung unkritischer Beiträge ohne<br />
aktivierende Fragestellung aus. So verwenden<br />
wir die Funktion oft bei Veranstaltungen,<br />
um mit einem Beitrag vor dem Event am<br />
Wochenende die Unterstützung der Sparkasse<br />
hervorzuheben.“ Eine Stornierung<br />
der Freigabe vor dem Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />
ist im System jederzeit möglich.<br />
Danach kann das Medium archiviert oder bearbeitet<br />
und nochmals zur Veröffentlichung<br />
freigegeben werden.<br />
maßnahmen zur<br />
revisionssicherheit<br />
Der Social Media-Publisher kann ohne<br />
zusätzliche Installation als Browser-<br />
Anwendung über das Extranet von Sparkasse.de<br />
abgerufen werden. Er greift auf<br />
alle durch den TÜV Rheinland geprüften<br />
elementaren Funktionen wie das Rechtekonzept<br />
und das „Programm-Framework“<br />
zu. Zur Absicherung der Redakteure findet<br />
die Publizierung von Beiträgen nach dem<br />
Vier-Augen-Prinzip statt. Alle Benutzeraktionen<br />
sind in einer Revisionstabelle<br />
dokumentiert. Darüber hinaus werden alle<br />
veröffentlichten Beiträge mit eben diesen<br />
Angaben protokolliert und können von den<br />
Instituten eingesehen werden.<br />
Dennoch sollte im Rahmen des Strategieprozesses<br />
die Vergabe einer Social<br />
Media-Kommunikationsprokura an die Social<br />
Media-Beauftragten obligatorisch sein.<br />
Die entsprechenden Mitarbeiter müssen für<br />
die Sparkasse in den Sozialen Netzen reden<br />
dürfen und können. Dies unterstreicht auch<br />
Aich: „Das Vier-Augen-Prinzip und die weiteren<br />
Sicherheitseinstellungen des Publishers<br />
sind eine sinnvolle Einrichtung. Allerdings<br />
sollte man nicht außer Acht lassen, dass<br />
viele Postings und vor allem Antworten auf<br />
Userfragen nicht im Vier-Augen-Prinzip<br />
gehandelt werden können und müssen. Wir<br />
bewegen uns bei Social Media hauptsächlich<br />
in der Individualkommunikation, wie das<br />
auch beim Berater vor Ort erfolgt. Deshalb ist<br />
es wichtig, dass die Social Media-Redakteure<br />
entsprechende persönliche, fachliche und<br />
faktische Kompetenzen zur direkten Kommunikation<br />
haben.“<br />
Netzwerk-Freunde sind immer nur einen Klick entfernt: Social Media-Experten empfehlen daher<br />
fünf Facebook-Posts pro Woche und zwei Twitter-Tweets pro Tag.<br />
Der leicht zu bedienende Publisher<br />
arbeitet als zentrale Schnittstelle zwischen<br />
der Sparkasse und den Social Media-<br />
Plattformen. Derzeit können die Institute<br />
mandantenbasiert über das Tool Inhalte<br />
auf Twitter und Facebook veröffentlichen,<br />
durch modulare Umsetzung aber potenziell<br />
und langfristig auch in weiteren sozialen<br />
Netzwerken. Es ist keine Übermittlung der<br />
Anmeldedaten der Sozialen Netzwerke durch<br />
die Institute an das Sparkassen-Finanzportal<br />
erforderlich. Die Social Media-Beauftragten<br />
können in der Rolle des Administrators von<br />
Facebook und Twitter die Authentisierung<br />
des Social Media-Publishers durch die Genehmigung<br />
der Anwendung vornehmen und<br />
auch jederzeit widerrufen.<br />
Fazit<br />
Die Sozialen Netzwerke sind für eine stetig<br />
wachsende Anzahl von Menschen meinungsbildend<br />
und müssen in die Strategie<br />
für die Unternehmenskommunikation<br />
eingebunden werden. Für die Etablierung<br />
der Social Media-Aktivitäten ist eine Integration<br />
aller Bereiche in der Sparkasse und<br />
die Bildung einer bereichsübergreifenden<br />
Redaktion inklusive Beschwerdemanagement<br />
obligatorisch.<br />
Eine organisatorische Unterstützung<br />
der Social Media-Manager und der redaktionell<br />
zuliefernden Fachabteilungen<br />
bietet der Social Media-Publisher, in dem<br />
verschiedene Redakteure lokale Inhalte<br />
vorbereiten, aber auch zentrale Inhalte<br />
verwenden und bei Bedarf editieren können.<br />
Durch die optionale zeitgesteuerte<br />
Veröffentlichung kann zeitsparend und<br />
flexibel gearbeitet werden: Die einzelnen<br />
Beiträge können gebündelt für die Woche<br />
revisionssicher im Vier-Augen-Prinzip<br />
vorbereitet werden. Ebenso sind flexible<br />
Optionen für Ressourcenengpässe bei<br />
Urlaub und terminlicher Gebundenheit<br />
gegeben.<br />
Aufgrund seiner sehr guten Erfahrungen<br />
empfiehlt Wolfgang Aich von der<br />
Sparkasse Bodensee das Tool auch anderen<br />
Sparkassen und betont die beiden<br />
Dimensionen der Unterstützung: „Zum<br />
einen bekommen wir regelmäßig Anregungen<br />
für Postings in vielen Themenbereichen.<br />
Zum anderen können wir unsere<br />
eigenen geplanten Posts gut vorbereiten<br />
und dann mit dem entsprechenden<br />
Timing einstellen.“ ¯<br />
142 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Autor it-management<br />
Jürgen Janik<br />
ist Redakteur der<br />
Betriebswirtschaftlichen Blätter<br />
in Mannheim.<br />
CeBIT 2012: Cloud-Technologie als erneuter Messeschwerpunkt<br />
ganz im Zeichen von vertrauen<br />
und sicherheit in der digitalen Welt<br />
Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt wird die Eröffnungsrede der diesjährigen IT-Messe halten. Seine Visionen<br />
zur Zukunft der digitalen Wirtschaft konterkarieren das Messethema „Managing Trust“ jedoch nahezu. Gerade sein<br />
Unternehmen steht aktuell weltweit am Pranger von Datenschützern, plant man doch, die gigantischen Nutzerdaten<br />
zu Persönlichkeitsprofilen zu verdichten und sie an Dritte zu verkaufen. Eine Vertrauensstrategie sieht anders<br />
aus. Dabei muss die IT-Branche versuchen, in vielen Bereichen Vertrauen aufzubauen. Vor allem dem wirtschaftlichen<br />
Hoffnungsträger, der Cloud-Technologie, steht die ernsthafte „Trust“-Prüfung erst noch bevor.<br />
Mit dem Schwerpunkt „Managing Trust“<br />
rückt die IT-Messe CeBIT vom 06. bis<br />
10. März das Thema „Vertrauen und Sicherheit<br />
in der digitalen Welt“ in den Mittelpunkt.<br />
Vertrauen und Sicherheit in der digitalen<br />
Welt sind ein gemeinsames Interesse von<br />
Staat, Wirtschaft und Verbrauchern. Managing<br />
Trust beschreibt dabei den Prozess der<br />
Vertrauensbildung „als Basis für Fortschritt<br />
und Wachstum“. Je größer das Vertrauen in<br />
die Lösungen und Anwendungen der internationalen<br />
ITK-Branche ist, „desto schneller<br />
kann auch die Weltwirtschaft wachsen“, so<br />
das Credo des Veranstalters.<br />
„Managing Trust“ will logisch an das<br />
Messe-Leitthema von 2011 „Work & Life<br />
with the Cloud“ anknüpfen. Die Anbieter<br />
wollen in Hannover demonstrieren, dass<br />
Cloud-basierte Lösungen endlich verfügbar,<br />
in der Praxis einsetzbar und vor allem sicher<br />
sind. Denn die größte Wachstumsbremse ist,<br />
wie Branchenvertreter durchaus einräumen,<br />
nach wie vor das mangelnde Vertrauen in<br />
diese Angebote.<br />
Besonders gilt das für hochsensible Anwender<br />
wie Finanzdienstleister. „Vertrauen<br />
und Sicherheit in intelligente Lösungen<br />
und Prozesse müssen bei Anbietern und<br />
Anwendern als zentrale Managementaufgabe<br />
verstanden werden“, beschwört<br />
CeBIT-Messechef Ernst Raue die künftige<br />
Entwicklung.<br />
security-konferenz zum auftakt<br />
Das Leitthema der CeBIT 2012 wird sich wie<br />
ein roter Faden durch das gesamte Gelände<br />
ziehen und in allen vier CeBIT-Plattformen zu<br />
erleben sein. An diesem Säuelenkonzept hat<br />
die Messegesellschaft festgehalten:<br />
> CeBIT pro: Professionelle ITK Lösungen für<br />
Unternehmen<br />
> CeBIT gov: ITK-Lösungen für den öffentlichen<br />
Sektor<br />
> CeBIT life: ITK-Lösungen für digitalen Lifestyle<br />
> CeBIT lab: Forschung und neue Technologien<br />
für innovative IKT.<br />
Konkrete Anwendungs- und Lösungsszenarien<br />
zur digitalen und auch physischen<br />
Sicherheit werden vor allem auf der Themenplattform<br />
CeBIT Security World in Halle 12<br />
gezeigt. Bereits einen Tag vor der Eröffnung<br />
gibt es ein Sicherheits-Symposium für Geschäftsführer<br />
und IT-Entscheider. Experten<br />
erläutern, wie sensible Unternehmensdaten<br />
geschützt werden können und geben einen<br />
Überblick über aktuelle Sicherheitslösungen.<br />
Im Mittelpunkt stehen Fragen wie:<br />
> Welche Richtlinien gibt es beim Verlust<br />
von Firmendaten?<br />
> Was muss beim Einsatz von Smartphones<br />
im Unternehmen beachtet werden?<br />
> Wie sicher sind De-Mail und E-Postbrief<br />
wirklich?<br />
> Lassen sich mobile Endgeräte vor Missbrauch<br />
und Hacking schützen?<br />
> Wie können Mitarbeiter für den sicheren<br />
Umgang mit Firmendaten sensibilisiert<br />
werden?<br />
> Wie lassen sich die Vorteile der Cloud<br />
maximieren, ohne Datenschutz und Datensicherheit<br />
zu gefährden?<br />
sicherheitsdienstleister in halle 12<br />
In der Security World präsentieren sich namhafte<br />
Unternehmen aus der Sicherheitsbranche,<br />
darunter unter anderem Bitdefender,<br />
Eset, G Data, Kaspersky, McAfee, Sophos,<br />
Trend Micro, Secusmart und Secunet. Das Angebot<br />
reicht von Antiviren- und Spamschutz,<br />
Authentifizierungslösungen, Biometrischen<br />
Systemen, Cloud Security, Firewalls, Internet<br />
und Mobile Security, Kryptografie, Netzwerksicherheit<br />
und Videoüberwachung bis hin<br />
zu integrierten, ganzheitlichen Sicherheitskonzepten.<br />
Auf der Security Plaza berichten während<br />
der gesamten Messelaufzeit Experten renommierter<br />
Branchengrößen über brisante<br />
Sicherheitslücken und wie man sie schließen<br />
kann. Folgende Themenschwerpunkte stehen<br />
im Fokus: IT-Sicherheit im Mittelstand,<br />
IT-Sicherheit in Online-Shops, IT-Sicherheit<br />
in der Wolke und IT-Sicherheit als Dienstleistung.<br />
Zahlreiche Anknüpfungspunkte zum<br />
Thema Sicherheit und damit auch zum<br />
übergeordnetem CeBIT-Motto finden sich<br />
darüber hinaus auf dem gesamten CeBIT-<br />
Gelände. Zukunftsorientierte Technologien<br />
für Virtualisierung und Business Storage<br />
werden schwerpunktmäßig in der Halle 2<br />
gezeigt. Im Fachforum „Virtualisation & Storage“<br />
diskutieren Experten aktuelle Entwicklungen<br />
und stellen in praxisnahen Vorträgen ¯<br />
143
¯<br />
IT-ManageMenT<br />
Lösungsszenarien für Unternehmen jeder<br />
Größenordnung vor.<br />
modell für biometrische<br />
cloud-authentifizierung<br />
Auch die Cloud Computing World, die der<br />
Hightech-Branchenverband Bitkom bereits<br />
zum zweiten Mal auf der CeBIT organisiert,<br />
widmet sich verstärkt dem Thema Sicherheit.<br />
In der Halle 4 präsentieren Unternehmen<br />
wie Accenture, Citrix Systems, EMC, Equinix,<br />
die Fraunhofer-Gesellschaft, SAP, Siemens<br />
Enterprise Communications und TDS Produkte,<br />
Services und Beratungsdienstleitungen<br />
rund um das Thema Cloud.<br />
Im Fokus stehen dabei Themen, die die<br />
Nutzer und Anbieter von Cloud-Services<br />
bewegen – etwa die Gewährleistung der<br />
Informationssicherheit. Im großen Forum, in<br />
dem ganztätig Vorträge angeboten, stehen<br />
ebenfalls Datenschutz, Informationssicherheit,<br />
Risk Management und Compliance als<br />
Leitthemen im Vordergrund. Präsentiert<br />
werden dort einige Weltneuheiten.<br />
Mit der zunehmenden Nutzung des<br />
Internet und mobiler IT- und Kommunikationsservices<br />
verfügen immer mehr Menschen<br />
über eine wachsende Anzahl von Internet-<br />
Accounts und digitalen Identitäten, die üblicherweise<br />
lediglich durch ein Passwort oder<br />
eine Kombination aus einem Token (Karten,<br />
Schlüssel, USB-Stecker etc.) und einem Passwort<br />
geschützt sind. Die Firma BioID wird auf<br />
der Cloud Computing World erstmals einen<br />
neuen Cloudcomputing-basierten biometri-<br />
schen Authentifikationsservice für Internet-<br />
und Mobiltelefon-Anwendungen vorstellen.<br />
Digitale Identitäten eines Anwenders<br />
werden dabei nicht mehr durch unsichere<br />
Passwörter oder Token, sondern durch eine<br />
unlösbare Kopplung an die biometrischen<br />
Merkmale des Anwenders geschützt. Der<br />
BioID-Authentication-Service basiert auf<br />
modernsten Gesichts-, Iris- und Stimmerkennungstechnologien<br />
sowie leistungsfähigen<br />
Cloud-Inftrastrukturen und erfordert außer<br />
einer handelsüblichen Webcam keinerlei<br />
zusätzliche Hard- und Software. Durch die<br />
simultane Erfassung und Analyse mehrerer<br />
biometrischer Merkmale erreicht der neue<br />
Authentifikationsservice eine hohe Erkennungsgenauigkeit,<br />
Fälschungssicherheit<br />
und Benutzerakzeptanz. .<br />
transformationprozesse<br />
in die private cloud<br />
Der IT-Hersteller Hewlett-Packard wird im<br />
Rahmen der Cloud Computing Welt darstellen,<br />
wie Unternehmen und Organisationen<br />
auch im eigenen Rechenzentrum von den<br />
Cloud-Technologien profitieren können,<br />
wenn IT-Services auch weiterhin selbst<br />
erbracht werden. Praxisorientiert soll aufgezeigt<br />
werden, wie Unternehmen die im<br />
eigenen Rechenzentrum verbleibenden<br />
Infrastrukturen und Services in eine Private<br />
Cloud transformieren können, welche<br />
Technologien und Methoden zur Verfügung<br />
stehen, um die Transformation zu unterstützen<br />
und welche Nutzen aus dem Einsatz<br />
von Cloud-Technologien für den eigenen<br />
IT-Betrieb entstehen.<br />
cloud-fähige mobile<br />
endgeräte verwalten<br />
Ganz im Zeichen der Cloud steht in Halle<br />
4 auch der Stand der Telekom. Die Steuerung<br />
und Verwaltung aller Cloud-fähigen<br />
mobilen Endgeräte im Unternehmen wie<br />
Smartphones, Tablets und Laptops ist künftig<br />
mit Hilfe einer neuen Mobile-Device-Management-Lösung<br />
möglich. An die virtuelle<br />
Plattform, die das Telekommunikationsunternehmen<br />
erstmals auf der CeBIT zeigt,<br />
lassen sich von einem bis zu 100.000 mobile<br />
Geräte anschließen. Damit haben Firmen<br />
etwa im Blick, ob die Software bei allen Geräten<br />
auf dem neusten Stand ist, wer Zugriff<br />
auf das Firmennetz hat und welche Apps<br />
installiert sind.<br />
Auch für Kreditinstitute jeder Größe interessant<br />
ist WebFox. Mit Hilfe der Software, die<br />
die Telekom ebenfalls erstmals in Hannover<br />
präsentiert, lässt sich die dienstliche und<br />
private Nutzung von E-Mail und Internet am<br />
Arbeitsplatz trennen. Mit nur einem Klick<br />
wechseln die Mitarbeiter zwischen den zwei<br />
Nutzungsbereichen.<br />
Der Neckarsulmer IT-Dienstleister TDS<br />
präsentiert in Hannover einen „Cloud-Baukasten“:<br />
Mit ihm können Unternehmen Dienste<br />
für SAP ERP, SAP ERP Human Capital Management<br />
(SAP ERP HCM) oder SAP NetWeaver<br />
Business Warehouse (SAP NetWeaver BW)<br />
ihren individuellen Anforderungen entspre-<br />
144 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
chend konfigurieren und damit optimal von<br />
Kosteneffizienz und Flexibilität der Cloud<br />
profitieren. Der Walldorfer Software-Konzern<br />
SAP selbst schlägt seinen neu gestalteten<br />
zentralen Messestand ebenfalls in Halle 4<br />
auf. Auch hier dreht sich vieles um Cloud<br />
Computing. Am ersten Messetag stehen<br />
Angebote für Finanzdienstleister und Versicherer<br />
im Vordergrund.<br />
Der Netzwerk- und IT-Dienstleister BT<br />
Germany präsentiert auf der CeBIT Unified<br />
Communications aus der Cloud auf der Basis<br />
von Microsoft Lync. Ein weiteres Messe-<br />
Highlight ist „Video Bridging 3.0“, ein Cloud-<br />
Service, der verschiedene Endgeräte vom<br />
Telepresence-Raum bis zum Smartphone in<br />
einer Videokonferenz zusammenschaltet.<br />
Unter dem Motto „Transforming Lotus. Together“<br />
zeigt die GROUP Business Software<br />
AG (GBS), wie vorhandene Lotus-Anwendungen<br />
und -Infrastrukturen hin zu zeitgemäßen,<br />
Web- und Cloud-fähigen Lösungen<br />
migriert werden können. Mit GBS Transformer<br />
2.0 und der Cloud-Plattform GROUP Live<br />
zur automatisierten Anwendungsbereitstellung<br />
werden zwei Highlights am Stand zu<br />
erleben sein. Der Transformer greift dabei auf<br />
eine neuartige Technologie zurück, die eine<br />
automatisierte Umwandlung von Domino-<br />
Applikationen in Web- und Cloud-fähige<br />
xPages-Anwendungen ermöglicht.<br />
Damit will GBS Unternehmen einen<br />
schnellen und leichten Einstieg in die<br />
Cloud, ermöglichen, aus der Mitarbeiter alle<br />
vorhandenen Lösungen künftig via Web-<br />
Browser nutzen können. Damit schützen<br />
Unternehmen nicht nur bereits getätigte<br />
Investitionen in die IBM Lotus-Plattform,<br />
sondern erweitern zugleich deren Einsatzmöglichkeiten.<br />
Hier setzt auch das Platformas-a-Service-(PaaS)-Angebot<br />
„Group Live“<br />
an, eine dynamische Cloud-Plattform, die<br />
den Betrieb, das Management und Monitoring<br />
dieser und anderer Anwendungen in<br />
Public oder Private Clouds ermöglicht. Da-<br />
rüber hinaus stellen IBM-Forscher in Hannover<br />
eine zukunftsweisende Sicherheitslösung<br />
für Cloud-basiertes mobiles Arbeiten<br />
vor, die speziell für Unternehmensanwendungen<br />
entwickelt worden ist.<br />
prototyp virtueller arbeitsplatz<br />
Wie es eigentlich um die praktische Nutzbarkeit<br />
von Cloud-Diensten steht, haben sich<br />
auch die Wissenschaftler vom Fraunhofer IAO<br />
gefragt. Oder wie geht man mit dem Thema<br />
Datenschutz um, wenn ganze Geschäftspro-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
zesse in die Wolke verlagert werden? Mit<br />
dem Cloud Workpad präsentiert man auf der<br />
CeBIT den Arbeitsplatz der Zukunft, der ausschließlich<br />
Software-as-a-Service-Angebote<br />
nutzt, um gängige Arbeitsprozesse zu bewältigen.<br />
Alles, was der Endnutzer auf seinem<br />
Endgerät braucht, ist ein Webbrowser und<br />
gegebenenfalls Anwendungen zum Aufbau<br />
sicherer Kommunikationskanäle. Die Datenspeicherung<br />
erfolgt ebenfalls gänzlich in der<br />
Cloud. Auf der CeBIT kann das Cloud Workpad<br />
INFOBOx<br />
ceBit 2012 auf einen Blick<br />
messedauer und Öffnungszeit<br />
06. bis 10. März 2012, 09.00 bis 18.00 Uhr<br />
it-management<br />
eintrittspreise<br />
Tageskarte: 34 Euro (Vorverkauf) und 39 Euro (Kasse).<br />
Dauerkarte: 79 Euro (Vorverkauf) und 89 Euro (Kasse).<br />
Ermäßigte Tageskarte: 19 Euro (Schüler, Studenten, Auszubildende, Freiwilliger<br />
Wehrdienst und Bundesfreiwilligendienst - nur am 10. März).<br />
Menschen mit Behinderungen erhalten gegen Vorlage des Behindertenausweises<br />
ein ermäßigtes Tagesticket an den Tageskassen. Eine eingetragene Begleitperson<br />
erhält freien Eintritt.<br />
katalog<br />
Der Messekatalog wurde schon 2009 abgelöst durch ein Ausstellerverzeichnis im<br />
Westentaschenformat, das auf dem Messegelände erworben werden kann (kein<br />
Vorverkauf).<br />
internet<br />
Informationen und Serviceleistungen unter www.cebit.de.<br />
erstmals live in Augenschein genommen und<br />
ausprobiert werden.<br />
Verschiedenste Finanzinnovationen<br />
Die Sparkassen-Finanzgruppe wird in Hannover<br />
nicht mit einem eigenen Stand vertreten<br />
sein. Einige Neuheiten für die Finanzwirtschaft<br />
sind dennoch angekündigt und demzufolge<br />
auch für Mitarbeiter aus Sparkassen, Landesbanken<br />
und Verbundunternehmen durchaus<br />
interessant. Die Firma GFT stellt etwa Finanz- ¯<br />
smartphone-app für unterwegs<br />
Unter www.cebit2go.de kann man per Smartphone auf CeBIT-Veranstaltungsdaten<br />
sowie Aussteller- und Produktinfos abrufen.<br />
Verkehr<br />
Mit der Linie S8 vom Flughafen Hannover direkt zur CeBIT: Stündliche Direktverbindung<br />
(07.30 bis 20.30 Uhr) vom Flughafen Hannover Langenhagen zum Messebahnhof<br />
„Hannover Messe/Laatzen“, Eingang WEST 1. Fahrzeit: 23 Minuten.<br />
Mit der Linie S4 von Bennemühlen zur CeBIT: In der Zeit von 08.00 bis 10.00 Uhr und<br />
von 17.00 bis 19.00 Uhr wird die Linie S4 von Bennemühlen bis zum Messebahnhof<br />
„Hannover Messe/Laatzen“, Eingang West 1, fahren. In der Zwischenzeit endet die<br />
Linie S4 am Hauptbahnhof Hannover.<br />
Stadtbahnlinie 8 (und Sonderlinie 18) - Eingänge NORD 1 + 2: Ab Hannover Hbf über<br />
Stationen Kröpcke, Aegidientorplatz, Altenbekener Damm, Bothmerstraße U-Bahn-<br />
Linie 8 (18)<br />
Stadtbahnlinie 6 (und Sonderlinie 16) - Eingang OST 3: Über Stationen Kröpcke,<br />
Aegidientorplatz, Braunschweiger Platz, Bult, Tierärztliche Hochschule, Kronsberg<br />
U-Bahn-Linien 6 (16)<br />
kombiticket<br />
Die Eintrittskarten für die CeBIT 2012 sind am Tag des Messebesuchs als Fahrausweise<br />
in den Stadtbahnen, Bussen und Nahverkehrszügen (nur 2. Klasse) im<br />
Großraum-Verkehr Hannover (GVH) gültig, wenn der Besuchstag auf dem Ticket<br />
angekreuzt ist.<br />
145
Quelle: Deutsche Messe AG<br />
¯<br />
IT-ManageMenT<br />
Die IT-Hersteller und Cloud-Provider wollen in Hannover den Beweis antreten, dass der Weg in die Cloud keine Sackgasse ist.<br />
Apps der nächsten Generation vor. Zum Leistungsspektrum<br />
gehören Tools für den mobilen<br />
Zahlungsverkehr wie die fotografische<br />
Verifizierung von Überweisungen genauso<br />
wie der sichere Geldübertrag per SMS. Ein<br />
weiteres Produkt ermöglicht die Autorisierung<br />
von Transaktionen, indem Kunden per<br />
Biometrie, etwa durch Spracherkennung,<br />
identifiziert werden – eine Lösung, die PIN-<br />
und TAN-Nummern zukünftig ablösen soll.<br />
Die Apps basieren auf einer Multiplattform-<br />
Architektur – ein wichtiges Merkmal, damit<br />
mobile Anwendungen zukunftsfähig bleiben.<br />
Neu ist auch eine Anwendung für die<br />
mobile Finanzberatung. A-touch, die neue<br />
Touch-Banking-Lösung, ist ein bildschirmgestütztes<br />
Tool für die Anlageberatung im<br />
Private Banking und Wealth Management.<br />
Komplexe Finanzprodukte können damit anschaulich<br />
dargestellt und Änderungen in der<br />
Anlagestrategie den rechtlichen Anforderungen<br />
entsprechend dokumentiert werden. „<br />
produktentwicklung in enger<br />
Verbindung mit der praxis<br />
Eine effektive Kundenbindung für Finanzdienstleister<br />
stellt die Firma Acando<br />
mit einem „CRM for Banking“ vor. Es basiert<br />
auf Microsoft Dynamics CRM, was verschiedene<br />
Vorteile bietet, etwa eine gewohnte<br />
Benutzeroberfläche (Outlook-Client) oder<br />
Kompatibilität mit Office-Standards.<br />
Gotomaxx zeigt den eRechnungsservice<br />
für Sparkassen und Landesbanken. Dahinter<br />
verbirgt sich ein neues mit der Nassauischen<br />
Sparkasse und der Frankfurter Sparkasse<br />
entwickeltes Beratungskonzept und ein<br />
Lösungsansatz für Unternehmenskunden.<br />
Er soll schnell die Kosten im Rechnungsaustausch<br />
zwischen Geschäftspartnern senken<br />
und damit eine interessante Perspektive<br />
sein für Kundenbindung und Ertragssteigerung<br />
.<br />
Als Neuheit wird SoftPro in Hannover<br />
Sign-Doc Mobile vorstellen. Sie ermöglicht<br />
die vertrauenswürdige Erfassung eigenhändiger<br />
Unterschriften auf mobilen Endgeräten<br />
mit den Betriebssystemen iOS (wie dem iPad)<br />
sowie Android und deren anschließende<br />
Verarbeitung im Workflow. Durch die elektronische<br />
Unterschrift auf iPad & Co. soll der<br />
er stringenter und durchgängiger, sein. Eine<br />
zügiger fallabschließende Bearbeitung spart<br />
zudem Zeit und Geld.<br />
Foconis wird auf der CeBIT sein Kontrollsystem<br />
„Foconis-ZAK“ vorführen, das<br />
in enger Zusammenarbeit mit Sparkassen<br />
weiterentwickelt worden ist. Kreditinstitute<br />
können damit nachverarbeitungspflichtige<br />
Vorgänge (Hinweise und Fehler) automatisch<br />
identifizieren und systematisch nach<br />
den internen und gesetzlichen Vorgaben<br />
bearbeiten. Mit dem Foconis-Tool lassen sich<br />
gesetzliche Kontrollauflagen optimieren,<br />
Datenkontrollkonzepte konsequenter umsetzen<br />
und die Datenqualität systematisch<br />
verbessern.<br />
Die Bearbeitung erfolgt in Form von Einzelvorgängen,<br />
die zielgerichtet delegiert und<br />
überwacht werden können. Umfangreiche<br />
Auswertungen lassen Rückschlüsse auf die<br />
Vorgänge zu und liefern Vorständen frühzeitig<br />
Informationen zur Feinsteuerung des<br />
Geschäftsbetriebs. Durch den sind auch die<br />
Einhaltung der geforderten Richtlinien in Bezug<br />
auf Compliance-relevante Informationen<br />
sichergestellt.<br />
sparkassen-Bedürfnisse im Fokus<br />
Das Leipziger Unternehmen Fio Systems<br />
wird das Produkt „Fioport Vermarktung“<br />
zeigen. Es wurde im Hinblick auf die speziellen<br />
Anforderungen von Sparkassen und<br />
Landesbanken zur ganzheitlichen Kundenbetreuung<br />
bei der Immobilienvermarktung<br />
entwickelt. Die Web-basierte und mandantenfähige<br />
Software-Lösung bildet die komplexen<br />
Strukturen und Geschäftsprozesse<br />
innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe bis<br />
ins Detail ab.<br />
Neben einer rechts- und revisionssicheren<br />
automatischen Verbuchung aller<br />
Tätigkeiten, wird auf die Ausschöpfung der<br />
mit der Immobilienvermittlung verbundenen<br />
Cross-Selling-Ansätze Wert gelegt. Alle Mitarbeiter<br />
werden ohne Medienbrüche oder<br />
146 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Informationsverluste in einem System eingebunden.<br />
Als vertriebsorientiertes Instrument<br />
soll Fioport Vermarktung zur nachhaltigen<br />
Ertragssteigerung, langfristigen Kundenbindung<br />
und Neukundengewinnung beitragen.<br />
Mit der CeBIT-Sonderschau „Professional<br />
Data Center“ werden in Halle 11 Besucher<br />
angesprochen, die Lösungen für die ständig<br />
wachsenden Ansprüche an Leistung, Sicherheit<br />
und Verfügbarkeit von Firmendaten suchen.<br />
„Data Center sind mehr als Verwaltung,<br />
Organisation und Speicherung von Daten,<br />
sie bilden das Rückgrat der Unternehmens-<br />
IT. Sämtliche für ein Unternehmen, dessen<br />
Kunden und Mitarbeiter relevanten Daten<br />
werden dort bereitgestellt und verarbeitet,“<br />
erläutert CeBIT-Chef Frank Pörschmann.<br />
Das erfordert aus seiner Sicht „ein<br />
Höchstmaß an Sicherheitsvorkehrungen<br />
sowie größtmögliche Verlässlichkeit und<br />
optimale Verfügbarkeit. Das Themenspektrum<br />
reicht von Virtualisierung und Cloud<br />
Computing, Konsolidierung und Consulting<br />
über Energieversorgung, IT- und physischer<br />
Sicherheit bis zu M2M (Machine to Machine).<br />
Im Zentrum der Sonderschau steht die<br />
„Speaker‘s Corner“ mit Vorträgen, Diskussionen,<br />
Live-Präsentationen und zahlreichen<br />
Möglichkeiten zum Networking.<br />
de-mail in den startlöchern<br />
Der Public Sector Parc bekommt 2012 einen<br />
neuen Sonderbereich: „Government for you“.<br />
Dort werden die neuesten eGovernment-<br />
Projekte für die Bund- und Länderebene<br />
gezeigt. Den Mittelpunkt des neuen Ausstellungsbereiches<br />
bildet der Stand der<br />
Beauftragten der Bundesregierung für<br />
Informationstechnik (BfIT), um den sich die<br />
einzelnen Bundesländer anordnen.<br />
Auf dem BFIT-Messestand können sich<br />
Besucher zu den drei Schwerpunkten „Open<br />
Government“, „Smart Government“ und „Trusted<br />
Government“ informieren und aktuelle<br />
Anwendungen ausprobieren. Themen sind<br />
der neue Personalausweis, De-Mail oder der<br />
Prozessdatenbeschleuniger (P23R). Zu den<br />
Exponaten gehören spezielle IKT-Lösungen<br />
für die öffentliche Arbeit und Awendungsbeispiele<br />
für den neuen Personalausweis.<br />
Neues ist auf der CeBIT auch aus dem<br />
Bereich „sichere Übertragung elektronischer<br />
Nachrichten“ zu erwarten. Für den Internet-<br />
Dienstleister 1&1 hat Vorstand Jan Oetjen<br />
bereits Mitte Februar angekündigt. „Wir werden<br />
unsere De-Mail am 06. März auf der CeBIT<br />
in Hannover vorstellen.“ Neben der United-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Internet-Tochter 1&1 gehören auch die Telekom<br />
und Mentana Claimsoft zum Konsortium.<br />
Mentana hatte jüngst als erstes Unternehmen<br />
die komplette Zertifizierung beim Bundesamt<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)<br />
und beim Bundesdatenschutzbeauftragten<br />
erfolgreich durchlaufen. Sie ist Grundvoraussetzung,<br />
den Dienst im deutschen Markt<br />
betreiben zu dürfen.<br />
Kunden sollen den Plänen zufolge die<br />
rechtsverbindlichen E-Mails von der zweiten<br />
Jahreshälfte an nutzen können. „Von den 150<br />
Briefen, die jeder Deutsche durchschnittlich<br />
pro Jahr erhält, könnten künftig 80 Prozent<br />
durch die elektronische Post ersetzt werden“,<br />
glaubt Oetjen. 1&1 will den neuen elektronischen<br />
Brief billiger anbieten als die Post<br />
ihr Konkurrenzprodukt E-Postbrief. Jüngsten<br />
Zahlen zufolge war das Interesse für das<br />
Produkt, das ja schon länger im Markt ist,<br />
bei der breiten Masse der Bürger allerdings<br />
INFOBOx<br />
it-management<br />
gering. Analysten gehen Medienberichten<br />
zufolge in den vergangenen Monaten von<br />
durchschnittlich 200.000 Nutzern aus.<br />
1&1 sieht den eigenen Wettbewerbsvorteil<br />
vor allem darin, dass die Freemail-Töchter<br />
GMx und Web.de bereits über Millionen<br />
E-Mail-Accounts verfügen. Während die<br />
Post zunächst eigene E-Mail-Postfächer einrichten<br />
musste, können die De-Mail-Nutzer<br />
bei den beiden Freemailern die vorhandenen<br />
behalten. Die Telekom hat ebenfalls<br />
entschieden, wie ihre künftigen De-Mail-<br />
Adressen aussehen sollen. Sie werden den<br />
Zusatz „de-mail.de“ erhalten. Privat- und<br />
Unternehmenskunden sollen die sichere<br />
und verbindliche E-Mail so auf den ersten<br />
Blick erkennen können. Das Unternehmen<br />
hat sich nach eigenem Bekunden bewusst<br />
für die Kennung de-mail.de und gegen eine<br />
eigene Neuschöpfung, die gesetzlich möglich<br />
gewesen wäre, entschieden. ¯<br />
traditioneller Banken-Branchentreff ohne Vortragsprogramm<br />
Eine wichtige Anlaufstelle für Finanzdienstleister ist auf der CeBIT 2012 die Halle 12.<br />
Erstmals hat die Messegesellschaft dort die Sonderschau „Banking & Finance World“<br />
untergebracht. Themen sind dort unter anderem: Online-Banking, Absicherung von<br />
Konten und Transaktionen sowie flexible Sicherheitslösungen für digitale Identität im<br />
Online-Business. Ein eigenständiges Vortragsprogramm wird es 2012 nicht geben.<br />
Als deutsche Anbieter sind dort neben zahlreichen europäischen und internationalen<br />
Ausstellern, darunter aus China, Taiwan, Südkorea und den USA, mit ihren Produkten<br />
präsent (Stand: Februar):<br />
Bamatec (sömmerda): Automatische Banknoten-Banderoliermaschinen<br />
bit informatik (trier): Bank-Software/Bankfachliche Dienstleistungen (aktive Unterstützung<br />
der Sparkassen bei der IT-Konsolidierung zur Finanz Informatik)<br />
Brightec (hamburg): Münzsortierer/Banknotenzählmaschinen<br />
Bs Banktechnik gmbh (chemnitz): Münzsortierer/Banknotenzählmaschinen<br />
cashconcepts europe (lindau): Banknotenzählmaschinen/Euro-Banknoten-Prüfgeräte<br />
ddm hopt + schuler (rottweil): Kartenlesegeräte<br />
eckhardt data processing group (langenselbold): Scanner und Scheck-Processing<br />
Fio systems (leipzig): Bank-Software<br />
hs-security Ware (Wunstorf): Dongle/Kopierschutzsysteme<br />
ip systeme (kirchzarten): Bank-Software<br />
kobil systems (Worms): App Security-Tool/TAN-Generatoren/mIDentity<br />
payment-network (gauting): Bezahl-Lösung Sofortüberweisung.de<br />
paypal deutschland (dreilinden): Bezahl-Lösungen<br />
prehkeytec (mellrichstadt): Sicherheitstastaturen<br />
profindustry (hamburg): Aktenvernichter<br />
reiner sct (Furtwangen): Kartenlesegeräte/Scanner<br />
signotec (ratingen): Unterschriftenerfassungsgeräte<br />
thetakom. (pfungstadt): Videokonferenzsysteme/Kollaborations-Tools<br />
wh münzprüfer (Berlin): Münzprüftechnologie<br />
windata (kißlegg): Finanz-Software<br />
147
Quelle: AndreasD200 / Pixelio<br />
controlling<br />
Sparkassen müssen Vertrieb und Versicherungspolitik anpassen<br />
Autor<br />
peter meybom<br />
ist als selbstständiger Managementberater<br />
und Trainer in<br />
München für Kreditinstitute,<br />
Versicherer, Finanzdienstleister,<br />
Verbände, Behörden sowie eine<br />
Business School tätig.<br />
solvency ii könnte refinanzierung<br />
und Provisionsgeschäft erschweren<br />
Was Banken und Sparkassen seit Basel I im Hinblick auf ihr Kapital- und Risikomanagement durchlaufen, erlebt<br />
die Versicherungswirtschaft gegenwärtig mit Solvency II. Das risikoorientierte Regelwerk macht strikte Vorgaben<br />
zu Eigenkapitalausstattung (Säule 1), Risikoüberwachung (Säule 2) und Berichtspflichten (Säule 3). Die neuen<br />
EU-Regeln sind auch für Banken und Sparkassen relevant – das gilt vor allem für die Bereiche Refinanzierung,<br />
Kapitalbedarf und Provisionsgeschäft. Kreditinstitute sind gut beraten, ihre Betreuer im Privat-, Gewerbe- und<br />
Firmenkundengeschäft frühzeitig mit dem neuen Versicherungsaufsichtsrecht vertraut machen. Nur so können sie<br />
Auswirkungen auf Produkte, deren Renditen und Kosten abschätzen und Kunden hinreichend beraten.<br />
die Solvency II-Botschaft lautet vereinfacht:<br />
Europäische Versicherer müssen<br />
künftig umso mehr Kapital vorhalten, je<br />
mehr Risiken sie eingegangen sind. Die<br />
EU-Kommission will sicherstellen, dass Assekuranzunternehmen<br />
die Verpflichtungen<br />
gegenüber ihren Kunden jederzeit erfüllen<br />
können. 1 Der neue risikoorientierte Rahmen<br />
hat es dabei in sich. Kreditinstitute<br />
sollten sich mit den neuen Versicherungsvorschriften<br />
frühzeitig beschäftigen, denn<br />
sie könnten davon in ihrer Refinanzierung<br />
massiv betroffen sein. Zum einen fordern die<br />
Bestimmungen eine Kapitalunterlegung für<br />
Von dunklen Wolken überschattete, krisengeschüttelte europäische Staaten könnten mit<br />
Solvency II nicht den Schutz der Versicherten im Auge haben, fürchten manche Kritiker. Die<br />
neue Regelung könnte dort vielmehr als Rettungsring genutzt werden, um dringend benötigte<br />
Finanzspritzen einzusammeln.<br />
Anlagen der Versicherer in Aktien, Immobilien,<br />
Unternehmensanleihen sowie Einlagen<br />
bei und Emissionen von Kreditinstituten. Für<br />
Staatsanleihen der Euro-Staaten ist derzeit<br />
dagegen eine Null-Gewichtung vorgesehen.<br />
Das bedeutet, dass ein Versicherer, der 100<br />
Millionen Euro in griechischen, portugiesischen<br />
oder italienischen Staatsanleihen<br />
angelegt, kein Eigenkapital vorhalten muss.<br />
Auf der anderen Seite sind im so genannten<br />
Standardmodell für den Kauf einer VW- oder<br />
anderen Aktie 39 Millionen Euro und für die<br />
Investition in ein Bürogebäude 25 Millionen<br />
Euro Eigenmittel zu hinterlegen. Der Kapitalbedarf<br />
für Bankeinlagen und Anleihen<br />
richtet sich nach deren Rating, Duration und<br />
weiteren Risikofaktoren. Das erschwert die<br />
Refinanzierung von Banken im Wettbewerb<br />
zu Staatsanleihen.<br />
erschwerte refinanzierung<br />
Zusätzlich möchte die EU-Kommission mit<br />
einem weiteren Instrument das Grundprinzip<br />
„mehr Kapital für mehr Risiko“<br />
aushebeln. Fallen nämlich Staatsanleihen<br />
südeuropäischer Länder im Wert, würde das<br />
Eigenkapital der Marktwertbilanz eines Versicherers<br />
ebenfalls sinken. Dieser Effekt soll<br />
durch eine Verringerung der Rückstellungen<br />
vermieden werden. Nach den Vorstellungen<br />
der Brüsseler Kommission dürfte die EU-Ver-<br />
1 Die Versicherungsgesellschaften sind von der aktuellen<br />
Finanzmarktkrise weit weniger betroffen als<br />
Kreditinstitute. Das hohe Maß an finanzieller Stabilität<br />
bestätigen selbst internationale und europäische<br />
Aufseher, vgl. International Association of Insurance<br />
Supervisors (IAIS): Insurance and Financial<br />
Stability vom 15. November 2011 und European<br />
Insurance and Occupational Pensions Authority<br />
(EIOPA): Financial Stability Report 2011, First halfyear<br />
Report, vom 14. Juni 2011.<br />
148 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
sicherungsaufsicht „European Insurance and<br />
Occupational Pensions Authority (EIOPA)“<br />
im Krisenfall die Pflicht der Versicherer zur<br />
Bildung von Rückstellungen für Verpflichtungen<br />
gegenüber ihren Kunden reduzieren,<br />
indem sie einen antizyklischen Zinszuschlag<br />
(Counter Cyclical Premium, CCP) einführt.<br />
Das funktioniert in der Praxis so: Versicherer<br />
stellen ihre langfristigen Verpflichtungen<br />
gegenüber Kunden nicht vollständig zurück,<br />
sondern diskontieren die künftige Verbindlichkeit<br />
mit einem Zinssatz, da sie über eine<br />
Laufzeit von 20, 30 oder 50 Jahren bis zur<br />
Auszahlung Kapitalerträge erzielen. Je höher<br />
der Zinssatz zur Diskontierung, desto geringer<br />
fällt die Rückstellung aus. Stellt EIOPA 2<br />
eine außergewöhnliche Krise fest, wird der<br />
Diskontierungszins erhöht.<br />
Während die Versicherungsbranche diese<br />
Klausel mit dem Argument der Bilanzstabilität<br />
begrüßt, muss der vorgeschlagene<br />
Mechanismus doch äußerst kritisch gesehen<br />
werden. Wenn ein Versicherer nämlich eine<br />
südeuropäische Staatsanleihe zum Wert<br />
von 50 Euro bilanziert, die er zuvor zu 90<br />
Euro gekauft hat, müsste er 40 Euro über<br />
sein Eigenkapital abschreiben. Durch den<br />
Wertverlust ist die Rendite der Anleihe rechnerisch<br />
zwar gestiegen. Diese Rendite erhält<br />
er aber nur, sofern das Land seine Schulden<br />
vollumfänglich zurückbezahlt und somit die<br />
erwartete hohe Verzinsung der Rückstellung<br />
auch realisiert werden kann.<br />
Mit beiden Mechanismen schaffen die<br />
Aufseher Investitionsanreize zu Gunsten von<br />
zum Teil hoch riskanten Staatsanleihen zulasten<br />
von Bankeinlagen und -emissionen.<br />
Die Praxis läuft damit dem Risikoprinzip in<br />
Solvency II zuwider. In der Versicherungsbranche<br />
wird deshalb schon kolportiert,<br />
dass manch‘ krisengeschüttelter europäischer<br />
Staat mit dem neuen Regelwerk nicht<br />
den Schutz der Versicherten im Auge hat,<br />
sondern sich vielmehr ein Hintertürchen für<br />
dringend benötigte Finanzspritzen eröffnen<br />
will. 3<br />
hohe anlagevolumina betroffen<br />
Analysiert man die Volumina der Kapitalanlagen<br />
deutscher Versicherungsgesellschaften,<br />
stellt man fest, dass alleine die<br />
Erstversicherer 2010 rund 16 Prozent ihrer<br />
Kapitalanlagen, das sind 168 Milliarden Euro,<br />
als Bankdarlehen vergeben haben. 4 Hinzu<br />
kommt ein Großteil der rund 109 Milliarden<br />
Euro von in Fonds gehaltenen Anlagen sowie<br />
Kapitalanlagen, bei denen das Anlagerisiko<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
mögliche differenzierung der eU-länder nach risikoklassen<br />
ABBildung 2<br />
* EU-Staaten außerhalb der Eurozone<br />
vom Versicherten selbst getragen wird (vor<br />
allem aus fondsgebundenen Lebensversicherungen).<br />
Diese Anlagen wären unter dem neuen<br />
Aufsichtssystem gegenüber Staatsanleihen<br />
benachteiligt. Aus der Branche 5<br />
gibt es deshalb mittlerweile Vorschläge,<br />
wie sich die Fehlentwicklung vermeiden<br />
lässt. Indem Staatsanleihen verschuldeter<br />
Länder in verschiedene Risikoklassen<br />
eingeteilt werden, kann die Kapitalunterlegung<br />
für Staatsanleihen etwa nach dem<br />
BIP-Verschuldungskriterium differenziert<br />
werden (s. Abb. 1).<br />
Die EU-Kommission hat die Auswirkungen<br />
des künftigen Regelwerks von<br />
den Unternehmen mehrfach untersuchen<br />
lassen. Gemäß der aktuellen, fünften Auswirkungsstudie<br />
(QIS 5) 6 müssen deutsche<br />
Lebensversicherer mehr als vier Fünftel<br />
(82 %), Krankenversicherer 81 Prozent und<br />
andere Versicherer 48 Prozent ihres gesamten<br />
Solvenzkapitals für Marktrisiken vorhalten.<br />
Diese Größenordnung macht deutlich,<br />
in welchem Maß aufsichtliche Anreize auf<br />
Verschuldungsgrad 2013<br />
(in % des Bip)<br />
Controlling<br />
Quelle: EU-Kommission, Herbstprognose 2011<br />
Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />
auswirkungen des neuen Versicherungsaufsichtsrechts (solvency ii)<br />
Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />
die Kapitalanlagepolitik der Versicherer<br />
durchschlagen. Viele Versicherer werden<br />
ihre Portfolien zulasten von Aktien, Bankeinlagen<br />
und Immobilien weiter umschichten<br />
und eher zu risikoarmen Produkten greifen.<br />
Damit werden natürlich auch Investitionen in<br />
die Realwirtschaft geringer.<br />
2 Vgl. Bernardino Gabriel, EIOPA Chairman: Eröffnungsrede<br />
auf der EIOPA 1st Annual Conference<br />
vom 16. November 2011, S. 5.<br />
3 Vgl. Rüther, Ulrich, Vorstandsvorsitzender der Provinzial<br />
Nordwest Holding: Die Hoffnung stirbt zuletzt,<br />
in: www.ftd.de vom 2. Dezember 2011, 10:26<br />
Uhr.<br />
4 Vgl. Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft,<br />
Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft<br />
2011, Tabellen 14 und 15, Darlehen<br />
an Kreditinstitute und Tages-, Termin- und Festgelder.<br />
5 Vgl. o.V.: Bäte: Staatsanleihen in Risikoklassen einteilen,<br />
in: Börsen-Zeitung vom 17. November 2011,<br />
S. 7.<br />
6 Vgl. Meybom, Peter.: Müssen Banken ihre Anerkennung<br />
von Versicherungen überdenken? – Auswirkungen<br />
der europäischen Versicherungsaufsichtsregeln,<br />
in: B.Bl. 6/2011, S. 337-341.<br />
149<br />
¯
¯<br />
controlling<br />
Weitere auswirkungen für institute<br />
Das neue Regelwerk kann auch Folgen für<br />
den Kapitalbedarf von Banken und Sparkassen<br />
haben. Denn die Solvabilitätsverordnung<br />
stellt hohe Anforderungen an die Bonität<br />
von Versicherungsunternehmen als Voraussetzung<br />
für die aufsichtliche Akzeptanz von<br />
Kreditrisikominderungstechniken und die<br />
Verlagerung operationeller Risiken durch<br />
Kreditinstitute. 7<br />
Die europäischen Versicherungsaufsichtsregeln<br />
können sich nämlich auf das Rating<br />
von Assekuranzunternehmen auswirken<br />
und insofern auf die Anerkennung von Versicherungen<br />
für Kreditinstitute. Damit schlagen<br />
sie direkt auf deren Kapitallast durch.<br />
Deshalb werden die neuen Aufsichtsregeln<br />
für Versicherer dazu führen, dass Banken<br />
und Sparkassen ihre Versicherungspolitik<br />
insgesamt überdenken.<br />
Hinzu kommen Auswirkungen auf das<br />
Provisionsgeschäft. Denn die Produkte,<br />
Renditen und Preise/Kosten der Versicherer<br />
werden sich verändern, was sich auch im<br />
Bankenvertrieb von Verbundprodukten auswirkt.<br />
Daher sollten alle Kundenbetreuer im<br />
Privat-, Gewerbe- und Firmengeschäft von<br />
Banken und Sparkassen die neuen Entwicklungen<br />
kennen, um diese in die Kundenberatung<br />
einzubringen (s. Abb. 2). 8<br />
Versicherer ändern ihre<br />
geschäftsmodelle<br />
Die europäische Assekuranz steht nicht nur<br />
vor zentralen Herausforderungen aufgrund<br />
demografischer Entwicklungen 9 , niedriger<br />
Zinsniveaus, öffentlicher Verschuldungskrisen,<br />
internationaler Rechnungslegungsvorschriften,<br />
der Diskussion um die Finanztransaktionssteuer<br />
10 und wettbewerbsbedingter<br />
Veränderungen. Sie sieht sich vor allem einem<br />
neuen Aufsichtssystem gegenüber, das das<br />
Geschäftsmodell vieler, auch öffentlicher Versicherer<br />
wesentlich beeinflussen, wenn nicht<br />
gar verändern wird. 11 Denn mit Einführung<br />
von Solvency II sind erhebliche Auswirkungen<br />
für die Versicherungswirtschaft zu erwarten.<br />
Steigende Kapitalanforderungen: Die<br />
Kapitalanforderungen (Säule 1) werden steigen.<br />
Das künftige Solvabilitätssystem stellt<br />
stärker auf die geschäftsspezifische Struktur<br />
der Risiken ab, was auch zur Berücksichtigung<br />
bislang nicht einbezogener Risiken<br />
(Kapitalanlage, Geschäftsbetrieb) führt.<br />
Wenn auch QIS 5 12 für den deutschen Markt<br />
insgesamt eine Solvenzkapitalüberdeckung<br />
(Surplus) von 118 Milliarden Euro gegenüber<br />
dem heutigen Solvency I-Standard ausweist,<br />
wird der Kapitalbedarf für einzelne Versicherungsgesellschaften<br />
deutlich höher liegen.<br />
Danach hätten 2010 europaweit 15 Prozent,<br />
in Deutschland immerhin ein Zehntel der<br />
Versicherer das notwendige Solvenzkapital<br />
unterschritten und wären im aufsichtlichen<br />
Sinne nicht solvent gewesen. 13<br />
Erhöhte Volatilität der Eigenmittel: Eine<br />
Ursache dafür kann in der marktgerechten<br />
Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten<br />
liegen, da die Zahlungsfähigkeit<br />
(Solvenz) anhand einer Marktwertbilanz<br />
gemessen wird. Variieren darin die Wertansätze<br />
von Aktiva und Passiva zwischen den<br />
Bewertungsstichtagen, führt das zu einer erhöhten<br />
Volatilität des resultierenden, marktbewerteten<br />
Eigenkapitals in der Solvenzbilanz.<br />
Die aufsichtlichen Vorschläge führen<br />
bei Zinsänderungen zu heftigen Ausschlägen.<br />
„Wir können ein Unternehmen nicht<br />
führen, wenn unsere Kapitalausstattung in<br />
einem Quartal um 50 Prozent schwankt.“ 14<br />
Renditen fallen, Kosten steigen: Das hat<br />
Auswirkungen auf die Altersvorsorge der<br />
Bevölkerung, weil langfristige Produkte, beispielsweise<br />
private Rentenversicherungen,<br />
mit mehr Eigenkapital unterlegt werden<br />
müssen, was deren Absicherung verteuert.<br />
Folglich werden branchenweit Produkte,<br />
Absicherungsprogramme und Preise für den<br />
Verbraucher angepasst. „Beim Modell der<br />
herkömmlichen deutschen Lebensversicherung<br />
geben die Gesellschaften Zinsgarantien<br />
für 50 Jahre und mehr. Da das unter Eigenmittelanforderungen<br />
problematisch ist,<br />
muss man sich etwas Anderes ausdenken.<br />
Man könnte sich vorstellen, dass die Garantien<br />
für zehn Jahre gelten oder bis zum Ende<br />
der Ansparphase, wenn bei privaten Rentenversicherung<br />
die Auszahlung beginnt. Es<br />
macht keinen Sinn, unbedingt am bisherigen<br />
Modell festzuhalten.“ 15<br />
Versicherer werden zulasten ihres<br />
traditionellen Geschäfts stärker auf Risikolebenspolicen<br />
oder fondsgebundene<br />
Verträge setzen. Denn hier trägt der Kunde<br />
das Kapitalanlagerisiko. Alternativ könnten<br />
Gesellschaften gezwungen sein, spezielle<br />
WhiteLabel-Produkte zu vertreiben, um<br />
keine Risiken auf die eigenen Bücher zu<br />
nehmen, sondern als durchleitende Vertriebseinheit<br />
zu agieren.<br />
Konsolidierungswelle absehbar: Hinzu<br />
kommt, dass das neue Regelwerk voraussichtlich<br />
zu einer Konsolidierungswelle im<br />
europäischen Versicherungsmarkt führt.<br />
Während nämlich gut diversifizierte Unternehmen<br />
Risikokapital einsparen, müssen<br />
gerade kleine und mittlere Versicherer mit<br />
ihrem breitem Produktsortiment Spitzenrisiken<br />
an Rückversicherer oder den Kapitalmarkt<br />
mithilfe von Insurance Linked Bonds<br />
(ILB) 16 zu günstigen Preisen abgeben. Sonst<br />
werden sie langfristig wohl nicht mehr am<br />
Markt bestehen können. Deshalb weist die<br />
EU-Kommission schon in einem frühen Stadium<br />
darauf hin, dass das Projekt „...den auf<br />
dem EU-Versicherungsmarkt ohnehin bestehenden<br />
Konsolidierungstrend verstärken und<br />
den derzeitigen Wettbewerbsdruck auf kleine<br />
und mittlere Versicherer erhöhen“ 17 wird.<br />
Bonität der Rückversicherer relevant:<br />
Solvency II führt auch zu einer sensibleren<br />
Auswahl der Rückversicherungspartner, da<br />
Schadenforderungen in Abhängigkeit vom<br />
Ausfallrisiko (dem Rating des Rückversicherers)<br />
mit Eigenkapital unterlegt werden<br />
müssen.<br />
7 Vgl. ebd.<br />
8 Zu den vertrieblichen Aspekten von Solvency II für<br />
Kreditinstitute vgl. Meybom, Peter: Bankgeschäfte<br />
mit Versicherern – Ergebnispotenziale durch Solvency<br />
II, in: Die Bank – Zeitschrift für Bankpolitik<br />
und Praxis, Nr. 10/2008 vom 1. Oktober 2008, S.<br />
38-42.<br />
9 Vgl. ders.: Megatrend Altersvorsorge birgt noch<br />
erhebliches Marktpotenzial – Allfinanzstrategie<br />
zukunftsweisend oder ein Auslaufmodell ?, in: B.Bl.<br />
6/2010, S. 314-319.<br />
10 Vgl. ders.: Eine Finanzmarktsteuer belastet Anteilseigner<br />
und Kunden, in: B.Bl. 4/2010, S. 217-220.<br />
11 Vgl. ders.: Europäische Assekuranz steht vor zentralen<br />
Herausforderungen – Geschäftsmodelle<br />
öffentlicher Versicherer werden sich verändern, in:<br />
B.Bl. 1/2011, S. 32-39.<br />
12 Vgl. ders.: Solvenzbilanzen aller europäischen<br />
Versicherer sollen getestet werden – EU-Kommission<br />
bringt fünfte quantitative Auswirkungsstudie<br />
(QIS 5) auf den Weg, in: Zeitschrift für Versicherungswesen<br />
(ZfV), Nr. 17/2010 vom 1. September<br />
2010, S. 586-588.<br />
13 Vgl. Fußnote 6.<br />
14 Vgl. o.V.: Allianz-Vorstand wettert gegen Solvency<br />
II, in: Börsen-Zeitung vom 17. November 2011, S.<br />
4.<br />
15 Vgl. Rupp, Werner, Vorstandsvorsitzender der<br />
Nürnberger Versicherungsgruppe, zitiert nach<br />
Fromme, Herbert: Lebenslänglich wird Auslaufmodell,<br />
in: www.ftd.de vom 23. Dezember 2011, 11:06<br />
Uhr.<br />
16 Vgl. Meybom, Peter: Risikotransfer an den Kapitalmarkt<br />
hat Wachstumspotenzial – Chancen bieten<br />
sich auch für kleine und mittlere Unternehmen, in:<br />
ZfV 18/2011 vom 15. September 2011, S. 611-615.<br />
17 Vgl. EU-Kommission: Zusammenfassung der Folgenabschätzung<br />
vom 10. Juli 2007, S. 8-9, und<br />
Deloitte: External Study by Deloitte for the Impact<br />
Assessment of Solvency II (Level 2), Januar 2010,<br />
S. 36.<br />
150 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Qualitative Anforderungen: Die regelmäßige<br />
Berechnung des Solvenzkapitals<br />
gemäß Standard- oder internem Modell hat<br />
der Versicherer konsequent in seine Geschäfts-<br />
und Steuerungsprozesse (Säule 2)<br />
einzubinden. 18 Dafür ist ein entsprechendes<br />
Governance-System einzurichten, wofür das<br />
künftige Regelwerk eine unternehmenseigene<br />
Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (Own<br />
Risk and Solvency Assessment, ORSA) vorsieht.<br />
19 Sie muss integraler Bestandteil der<br />
Geschäftsstrategie sein, kontinuierlich in die<br />
strategischen Entscheidungen einfließen<br />
und zumindest drei Bestandteile umfassen:<br />
> Gesamtsolvabilitätsbedarf<br />
> Einhaltung der Anforderungen an Eigenkapital<br />
und versicherungstechnische<br />
Rückstellungen<br />
> Signifikanz der Abweichung des Risikoprofils<br />
von den Annahmen, die der Solvenzkapitalanforderung<br />
zugrunde liegen.<br />
Zudem muss der Versicherer über Prozesse<br />
verfügen, die der Wesensart, dem Umfang<br />
und der Komplexität seiner Risiken angemessen<br />
sind, und die es ihm gestatten, die<br />
Risiken richtig zu beurteilen. ORSA beinhaltet<br />
im Grunde nichts anderes als die gesamte<br />
finanzielle Unternehmenssteuerung. Das<br />
Management muss gegenüber der Aufsicht<br />
nichts Geringeres als den Nachweis seiner<br />
Steuerungskompetenz erbringen.<br />
Publizitäts- und Berichtspflichten: Die Berichtspflichten<br />
werden künftig umfangreicher<br />
sein als heute, denn Solvency II verpflichtet<br />
die Gesellschaften zur Veröffentlichung ihres<br />
Berichts über die Solvabilität und Finanzlage<br />
sowie Informationen an die Aufsicht (Säule<br />
3). Der zuständige Referatsleiter bei der<br />
EU-Kommission Karel van Hulle sieht die<br />
umfangreichen Berichtspflichten allerdings<br />
mit Humor. „Das Modell ist einfach: Sie müssen<br />
vor der Aufsicht nackt dastehen. Vor der<br />
Öffentlichkeit können sie eine Badehose anlegen,<br />
bei der wir bestimmen, wie groß sie ist.“ 20<br />
Vorbereitungen<br />
laufen auf hochtouren<br />
Versicherer sind hinsichtlich der neuen<br />
Kapitalanforderungen des Solvency II-<br />
Regelwerks (Säule 1) intern relativ weit fortgeschritten.<br />
Offen gegenüber der Aufsicht<br />
kritisiert werden allerdings noch die Quantifizierung<br />
von Risiken aus Naturkatastrophen<br />
und die hohe Komplexität des Standardmodells.<br />
Hinzu kommen noch Unsicherheiten<br />
bei der Behandlung von Versicherungsgruppen<br />
und der Wunsch nach einer spürbareren<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Anwendung des Proportionalitätsprinzips<br />
für kleine und mittlere Gesellschaften. Das<br />
betrifft vor allem die umfangreichen Berichts-<br />
und Veröffentlichungspflichten.<br />
Bei den Versicherungsunternehmen gibt<br />
es jedoch Nachholbedarf in Säule 2 mit Blick<br />
auf den vorgeschriebenen ORSA-Prozess.<br />
Dazu kommen im laufenden Jahr große<br />
Anstrengungen zur Erfüllung von Veröffentlichungs-<br />
und aufsichtlichen Berichtspflichten<br />
(Säule 3). Denn viele Gesellschaften haben<br />
entweder mit dieser Aufgabe noch gar nicht<br />
begonnen oder befinden sich erst in einem<br />
anfänglichen Planungsstadium. 21<br />
Wie vom Autor bereits im letzten Jahr<br />
erwartet, wird es zu einer sechsten Auswirkungsstudie<br />
(QIS 6) kommen. 22 Der Versicherungsverband<br />
GDV will sie für den deutschen<br />
Markt von März bis Juni 2012 durchführen.<br />
Schließlich müssen die EU-Mitgliedstaaten<br />
die Vorschriften noch in diesem Jahr in nationales<br />
Recht umsetzen.<br />
Doch während für Kreditinstitute durch<br />
Basel III und EBA die „Daumenschrauben“<br />
angezogen werden, könnte den europäischen<br />
Versicherern eine Verschiebung<br />
des für sie vorgesehenen, neuen Aufsichtsregimes<br />
von 2013 auf voraussichtlich<br />
2015 gelingen. Die entsprechende EU-<br />
Richtlinie 23 ist zwar bereits 2009 verabschiedet<br />
worden. Sie muss aber aufgrund<br />
des zwischenzeitlich in Kraft getretenen<br />
Lissabon-Vertrages durch die so genannte<br />
Omnibus-Richtlinie modifiziert werden. Die<br />
wird derzeit vom zuständigen Wirtschafts-<br />
und Währungsausschuss des Europaparlaments<br />
behandelt. Anders als geplant hat der<br />
Ausschuss jedoch nicht im Januar darüber<br />
abgestimmt, sondern seine Entscheidung<br />
– nun bereits zum dritten Mal – auf Mitte<br />
März vertagt. Dadurch ist die anschließend<br />
notwendige Abstimmung mit der EU-Kommission<br />
und dem Europäischen Rat vor der<br />
Sommerpause unwahrscheinlich geworden.<br />
Da die Kommission den Versicherern eine<br />
Einführungsfrist von 18 Monaten zugesagt<br />
hat, verschiebt sich der Zeitplan voraussichtlich<br />
auf 2015. 24 Hinzu kommt eine<br />
Übergangsperiode (die EU-Kommission<br />
spricht von einem ‚Phasing-in’) von einem<br />
Jahr, so dass sämtliche Vorgaben wohl erst<br />
ab 2016 erfüllt werden müssen. Dennoch<br />
laufen die Vorbereitungen gegenwärtig<br />
bei der EU-Kommission, im zuständigen<br />
Ausschuss des EU-Parlaments, bei der Ba-<br />
Fin und in der Versicherungswirtschaft auf<br />
Hochtouren.<br />
Controlling<br />
Fazit<br />
Kreditinstitute sollten vorbereitet sein.<br />
Denn das neue Regelwerk kann die Refinanzierung<br />
und das Produktangebot<br />
beeinträchtigen. Banken und Sparkassen<br />
sollten sich deshalb möglichst zeitnah mit<br />
den neuen Rahmenbedingungen intensiv<br />
beschäftigen. Direkte Folgen könnte<br />
Solvency II auch für den Kapitalbedarf<br />
haben. Kreditinstitute werden daher ihre<br />
Versicherungspolitik im Hinblick auf die<br />
aufsichtliche Akzeptanz (Solvabilitätsverordnung)<br />
von Kreditrisikominderungstechniken<br />
und die Verlagerung operationeller<br />
Risiken überprüfen müssen. Nur so kann<br />
vermieden werden, dass die europäischen<br />
Versicherungsaufsichtsregeln auf die eigene<br />
Kapitallast durchschlagen.<br />
Das gilt gleichermaßen für das Provisionsgeschäft,<br />
denn im Vertrieb spielen<br />
gerade Versicherungsprodukte eine große<br />
Rolle. 25 Die Betreuer im Privat-, Gewerbe-<br />
und Firmenkundengeschäft müssen<br />
deshalb zumindest die Grundzüge des<br />
neuen Aufsichtsrechts kennen, damit<br />
sie die Auswirkungen auf Produkte, die<br />
Gesamtverzinsung aus Ablaufleistung,<br />
Überschussbeteiligung und laufender<br />
Verzinsung sowie die Kosten abschätzen<br />
und ihre Kunden hinreichend beraten<br />
können. Aufgrund der komplexen Materie<br />
sind für Mitarbeiter in vertriebsnahen und<br />
Verwaltungsbereichen interne und externe<br />
Schulungen hilfreich. ¯<br />
18 Vgl. Meybom, Peter: Kapitalmodelle konsequent in<br />
die Geschäfts- und Steuerungsprozesse einbetten<br />
– Zahlreiche Betriebsabläufe und Unternehmenseinheiten<br />
betroffen, in: ZfV 10/2011 vom 15. Mai<br />
2011, S. 364-368.<br />
19 Weitergehend als der Internal Capital Adequacy<br />
Assessment Process (ICAAP) in Kreditinstituten.<br />
20 Zitiert nach Krieger, Friederike: GDV will eigenen<br />
Testlauf, in: www.ftd.de vom 14. Oktober 2011,<br />
11:40 Uhr.<br />
21 Vgl. o.V.: Assekuranz hat großen Nachholbedarf, in:<br />
Börsen-Zeitung vom 12. Januar 2012, S. 4, und List,<br />
Thomas: Solvency II fordert kleinere Versicherer,<br />
ebd. vom 22. November 2011, S. 4.<br />
22 Vgl. Fußnote 6, S. 340.<br />
23 Vgl. Directive of the European Parliament and the<br />
Council on the Taking up and Pursuit of the Business<br />
of Insurance and Reinsurance (Solvency II)<br />
vom 25. November 2009.<br />
24 Vgl. Fromme, Herbert u.a.: Der Zeitplan wackelt, in:<br />
www.ftd.de vom 26. Januar 2012, 11:02 Uhr.<br />
25 Vgl. Meybom, Peter: Erhebliche Ertragspotenziale<br />
im Vermittlungsgeschäft schöpfen – Provisionsergebnis<br />
im Verbundgeschäft steigern, in: B.Bl.<br />
8/2011, S. 433-436 und ders.: Modell für den erfolgreichen<br />
Vertrieb vermittelter Produkte, in: B.Bl.<br />
9/2011, S. 534-538.<br />
151
Quelle: Fotolia<br />
controlling<br />
Auswirkungen verschärfter Regelungen zu Risikokonzentrationen<br />
risikoverbünde erfordern<br />
spezielle Messmethodik<br />
Autor<br />
dr. markus schäfer<br />
ist Mitarbeiter in der Abteilung<br />
Unternehmenssteuerung der<br />
Kreissparkasse Saarlouis. Der<br />
Artikel gibt die persönliche<br />
Auffassung des Autors wider.<br />
Die neu gefassten Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) waren bis spätestens Ende 2011<br />
umzusetzen. Sie schreiben vor, dass künftig auch Intra- und Inter-Risikokonzentrationen innerhalb und zwischen<br />
den Risikoarten zu messen sind. Dafür wird innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe die Software CreditPortfolioView<br />
(CPV) eingesetzt. Als am zweckmäßigsten hat sich dabei eine Vorgehensweise herausgestellt: Risikoverbünde gemäß<br />
der alten Interpretation des Paragraph 19 Abs. 2 KWG zu bilden.<br />
Am 15. Dezember 2010 hat die Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) die erneut überarbeiteten<br />
Mindestanforderungen für das Risikomanagement<br />
(MaRisk) 1 veröffentlicht. Nach der<br />
Überarbeitung im Jahr 2009 reagierte die<br />
BaFin mit dieser Neufassung auf Arbeiten<br />
internationaler Aufsichtsgremien wie des<br />
Committees of European Bankers Supervisors<br />
(CEBS) und des Baseler Ausschusses<br />
für Bankenaufsicht. Ein wesentlicher Aspekt<br />
bei der Neufassung der MaRisk im Jahr<br />
2010, die spätestens bis zum 31. Dezember<br />
2011 umgesetzt werden musste, war, die<br />
Verschärfung der Regelungen zu den Risikokonzentrationen,<br />
Unterscheidung von intra- und<br />
inter-risikokonzentrationen<br />
Im Abschnitt AT 2.2 der MaRisk wird von der<br />
Geschäftsleitung eines Instituts gefordert,<br />
sich regelmäßig und anlassbezogen im Rahmen<br />
einer Risikoinventur einen Überblick<br />
über die wesentlichen Risiken des Institutes<br />
Damit das Messen von Intra- und Inter-Risikokonzentrationen für Mitarbeiter nicht zum Drahtseilakt<br />
wird, werden heute leistungsstarke Tools wie CreditPortfolioView eingesetzt. Damit sie<br />
korrekt arbeiten, sind zuvor jedoch bestimmte Grundvoraussetzungen zu definieren.<br />
zu verschaffen. 2 Dabei werden Adressenausfallrisiken<br />
den zumindest als wesentlich einzustufenden<br />
Risiken zugerechnet. Weiterhin<br />
wird gefordert, mit diesen wesentlichen<br />
Risiken verbundene Risikokonzentrationen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Gemäß den Erläuterungen zu Textziffer 1<br />
zu AT 2.2 unterscheidet die BaFin dabei Inter-<br />
und Intra-Risikokonzentrationen.<br />
> Unter Intra-Risikokonzentrationen versteht<br />
die BaFin Risikokonzentrationen, die durch<br />
den Gleichlauf von Risikopositionen innerhalb<br />
einer Risikoart entstehen, während<br />
Inter-Risikokonzentrationen durch den<br />
Gleichlauf von Risikopositionen über verschiedene<br />
Risikoarten hinweg entstehen. 3<br />
Bildung von kreditnehmer- und<br />
risikoeinheiten gesetzlich geregelt<br />
Zu den Intra-Risikokonzentrationen der<br />
Adressenausfallrisiken rechnen neben den<br />
Branchenkonzentrationen auch die Konzentrationsrisiken,<br />
die dann aus der Bildung von<br />
Risikoverbünden resultieren, wenn einzelne<br />
Kreditnehmer zu Kreditnehmereinheiten<br />
zusammengefasst werden.<br />
Gemäß Paragraph 19 Abs. 2 Kreditwesengesetz<br />
(KWG) gelten zwei oder mehrere<br />
natürliche oder juristische Personen oder<br />
Personenhandelsgesellschaften als ein<br />
Kreditnehmer im Sinne dieses Gesetzes.<br />
Vorhanden sein müssen bestimmte rechtliche<br />
(Satz 1 bis 5) oder wirtschaftliche (Satz<br />
6) Abhängigkeiten zwischen den natürlichen<br />
1 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(Hrsg.): Rundschreiben 11/2010 (BA) – Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement – MaRisk.<br />
GZ: BA 54-FR 2210-2010/0003, Bonn/Frankfurt am<br />
Main vom 15. Dezember 2010.<br />
2 Vgl. BaFin, AT 2.2 TZ1, S. 5<br />
3 Vgl. BaFin, Anlage 1, S. 6.<br />
152 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
oder juristischen Personen oder Personenhandelsgesellschaften.<br />
Zu unterscheiden ist danach zwischen<br />
Kreditnehmereinheiten auf Basis eines<br />
beherrschenden Einflusses (rechtliche<br />
Abhängigkeiten gemäß Satz 1 bis 5) und<br />
Risikoeinheiten auf Basis wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeiten (Satz 6). Ein mittelbar oder<br />
unmittelbar beherrschender Einfluss liegt<br />
vor bei Unternehmen:<br />
> die demselben Konzern angehören,<br />
> zwischen denen ein Gewinnabführungsvertrag<br />
besteht,<br />
> die im Mehrheitsbesitz stehen, zwischen<br />
dem Unternehmen und den an ihnen beteiligten<br />
Unternehmen oder Personen.<br />
Als eine Kreditnehmereinheit gelten auch bei<br />
natürlichen Personen:<br />
> Personenhandelsgesellschaften und ihre<br />
persönlich haftenden Gesellschafter<br />
> Partnerschaften und ihre jeweiligen Partner.<br />
Als Risikoeinheit auf Basis wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeit (Satz 6) gelten Unternehmen<br />
und Personen:<br />
> mit einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />
(neue § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation)<br />
> mit wechselseitiger wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeit (alte § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation).<br />
4<br />
Nach einer früheren Interpretation des<br />
KWG war eine Risikoeinheit nur bei wechselseitiger<br />
wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />
zu bilden, 5 während nach neuerer Auslegung<br />
schon bei einseitiger wirtschaftlicher<br />
Abhängigkeit Risikoeinheiten zu bilden<br />
sind. 6<br />
cpV berücksichtigt nur<br />
symmetrische abhängigkeit<br />
Zu berücksichtigen ist die Bildung derartiger<br />
Risikoeinheiten im Rahmen der Messung<br />
und Bewertung von Adressenausfallrisiken.<br />
Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe wird<br />
sie für das Kundenkreditgeschäft mithilfe der<br />
Software CreditPortfolioView (CPV) vorgenommen.<br />
Dabei kann CPV jedoch aufgrund<br />
seiner programmtechnischen Realisierung<br />
lediglich symmetrische Abhängigkeiten berücksichtigen,<br />
wie sie nach dem skizzierten<br />
Verständnis nur bei Risikoeinheiten mit<br />
wechselseitig wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />
vorkommen.<br />
In der Regel kann in CPV ein Risikoverbund<br />
nur dergestalt gebildet werden, dass<br />
wenn der eine Kreditnehmer des Verbundes<br />
ausfällt auch automatisch der andere Kreditnehmer<br />
ausfällt. Das muss allerdings für<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
beide oder alle Kreditnehmer des Risikoverbundes<br />
gleichermaßen gelten. Daher ist für<br />
CPV lediglich die Bildung von Risikoverbünden<br />
gemäß der alten Paragraph 19 Abs. 2<br />
KWG-Interpretation zweckmäßig.<br />
Berücksichtigung von<br />
risikoverbünden in cpV<br />
Um Risikoverbünde in CPV zu berücksichtigen,<br />
gibt es zwei prinzipielle Vorgehensweisen:<br />
> Risikoverbünde können manuell angelegt<br />
werden.<br />
> Risikoverbünde können maschinell nach<br />
einem bestimmten Algorithmus erzeugt<br />
werden.<br />
Eine manuelle Verbundbildung erfolgt dabei<br />
vor der Datenbereitstellung durch die Zentrale<br />
Vorverarbeitung Adressenrisiko (ZVAdr)<br />
durch den IT-Dienstleister der Sparkassen-<br />
Finanzgruppe, die Finanz Informatik, für<br />
CPV. Die maschinelle Risikoverbundbildung<br />
erfolgt im Rahmen der Datenbereitstellung<br />
für CPV durch den so genannten ZVAdr-Lauf.<br />
Um dabei eine mögliche Risikoüberzeichnung<br />
durch die Berücksichtigung identischer<br />
Kreditnehmer in unterschiedlichen<br />
Risikoverbünden zu vermeiden, werden sie<br />
jeweils überprüft und gegebenenfalls neu<br />
geordnet. Mehrfach berücksichtigte Kreditnehmer<br />
werden auf diese Weise exakt dem<br />
Risikoverbund zugeordnet, der das größte<br />
Engagement aufweist.<br />
Durch Aktivierung der Sparkassenregeln<br />
961, 962 und 972 wird im Rahmen der maschinellen<br />
Bildung von Risikoverbünden<br />
gewährleistet, dass durch den ZVAdr-Lauf<br />
lediglich symmetrische Risikoeinheiten mit<br />
wechselseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />
gemäß alter KWG Paragraph 19 Abs.<br />
2-Interpretation gebildet werden. Nur diese<br />
Vorgehensweise ist für die Berücksichtigung<br />
von Risikoverbünden durch die Kredit-<br />
Portfoliorisikomessung mit CPV einzig und<br />
allein sinngemäß. Zu beachten ist dabei,<br />
dass die Sparkassenregel 970 deaktiviert<br />
ist, um zu verhindern, dass die gebildeten<br />
Risikoverbünde durch die Einzelkundensicht<br />
unterdrückt werden.<br />
Fazit<br />
Die neugefassten MaRisk vom Dezember<br />
2010 verlangen, dass im Rahmen der Überwachung<br />
von Adressenrisiken auch Risikokonzentrationen<br />
zu berücksichtigen sind.<br />
Neu ist dabei die Anforderung, sowohl<br />
Inter- als auch Intra-Risikokonzentrationen<br />
Controlling<br />
also Konzentrationen innerhalb und<br />
zwischen verschiedenen Risikoarten zu<br />
berücksichtigen. Gemäß Paragraph 19 Abs.<br />
2 KWG wird bei der Zusammenfassung von<br />
Kreditnehmern zwischen rechtlichen Abhängigkeiten<br />
bei Kreditnehmereinheiten<br />
und wirtschaftlichen Abhängigkeiten bei<br />
Risikoeinheiten unterschieden.<br />
Nur die Bildung von Risikoeinheiten<br />
nach alter Paragraph 19 Abs. 2 KWG-Interpretation<br />
im Rahmen von wechselseitig<br />
wirtschaftlichen Abhängigkeiten ist damit<br />
im Rahmen der Risikomessung der Kreditportfoliorisiken<br />
in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
mittels CPV sinnvoll. Diese Art der<br />
Risikoverbundbildung lässt sich durch die<br />
maschinelle Anlieferung von Risikoverbünden<br />
durch die ZVAdr der Finanz Informatik<br />
auf einfache Art und Weise realisieren. ¯<br />
Literatur<br />
1 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(Hrsg.): Rundschreiben 11/2010 (BA) – Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement<br />
– MaRisk. GZ: BA 54-FR 2210-2010/0003, Bonn<br />
/Frankfurt am Main vom 15.12.2010.<br />
2 Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (Hrsg.):<br />
Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />
nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />
Bonn/Frankfurt am Main vom 24.02.1997.<br />
3 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />
über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz –<br />
KWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom<br />
9. September 1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt<br />
durch Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011<br />
(BGBl. I, S. 1126 geändert worden ist.<br />
4 Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur<br />
Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinie und<br />
der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD<br />
II Umsetzungsgesetz). O.O. 2011.<br />
4 Vgl. Bundesministerium für Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />
über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz – KWG)<br />
in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September<br />
1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt durch<br />
Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011 (BGBl. I,<br />
S. 1126) geändert worden ist, S. 64.<br />
5 Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen<br />
(Hrsg.): Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />
nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />
Bonn/Frankfurt am Main vom 24. Februar 1997, S. 2.<br />
6 Vgl. Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur Umsetzung<br />
der geänderten Bankenrichtlinie und der geänderten<br />
Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD II Umsetzungsgesetz).<br />
O.O. 2011. Gesetzesbegründung<br />
BT-Drucksache 17/1720, zu Nr. 19 (§ 19), zu Buchstabe<br />
b (§ 19 Abs. 2), S. 65.<br />
153
Quelle: Corbis<br />
Personalmanagement<br />
Professioneller Umgang mit trauernden Angehörigen<br />
Mitarbeitern fehlen oft<br />
die richtigen Worte<br />
Autor<br />
Ulrich Welzel<br />
ist Inhaber der Unternehmensberatung<br />
BRAIN|ACTIVE in<br />
Taufkirchen bei München.<br />
Er arbeitet als Hospizbegleiter,<br />
Fachbuchautor und Trainer.<br />
Bei den Angehörigen eines verstorbenen Kunden den richtigen Ton zu treffen, müssen viele Mitarbeiter erst lernen.<br />
Denn scheitert schon die erste „Kontaktaufnahme“ aufgrund emotionaler Barrieren oder schlicht durch Unsicherheit,<br />
wird es mitunter schwer, an die langjährige Kundenbeziehung erfolgreich anzuknüpfen. Die Folge: Der Verlust<br />
der Kundeneinlagen. Vor allem Empathie1 , wertschätzende Kommunikation und Authentizität sind der Schlüssel, um<br />
das Vertrauen der Angehörigen zu gewinnen.<br />
obwohl jedes Jahr durchschnittlich<br />
850.000 Menschen in Deutschland2 versterben, wird das Thema Sterben, Tod und<br />
Trauer in unserer Gesellschaft oftmals tabuisiert.<br />
Unter allen Grenzerfahrungen gilt der<br />
Tod als die existenziellste Erfahrung. Der Tod<br />
ist die letzte, die ultimative Grenzerfahrung<br />
des menschlichen Daseins. Die Erfahrung<br />
von Tod ist für jeden Angehörigen eine<br />
starke emotionale Erfahrung und Belastung.<br />
Experten sprechen vom „stärksten Stress“,<br />
der einem Menschen widerfahren kann.<br />
Dieser Stress spiegelt sich nach dem Tod des<br />
Kunden auch in der Beratung von Sparkassen<br />
wider. Sehr oft fühlen sich Mitarbeiter in der<br />
Beratungssituation hilflos, gehemmt und<br />
unbehaglich.<br />
Umgehen mit alternder gesellschaft<br />
Ein Blick auf die demografische Entwicklung<br />
zeigt jedoch, dass es in den nächsten 20<br />
Jahren zu einer massiven Überalterung der<br />
Gesellschaft kommt (s. auch Infobox). Auf der<br />
Produktseite halten Sparkassen bereits heute<br />
umfangreiche Lösungen für ihre Kunden<br />
bereit, um die Auswirkungen der Demografie<br />
zu mildern. Sinnvoll erscheint es, wenn sich<br />
Sparkassenvorstände die Frage stellen:<br />
> Wie sieht die demografische Entwicklung<br />
innerhalb unseres Kundenstammes aus<br />
und welche Auswirkungen hat das Ergebnis<br />
auf unser Geschäftsmodell?<br />
Die Erfahrungen zeigen, dass nur wenige<br />
Sparkassen diese für sie geschäftspolitisch<br />
wichtigen Zahlen ermitteln, auswerten<br />
und Maßnahmen einleiten. Um sich ein<br />
erstes Bild zu machen, ist es ratsam eine<br />
Altersstrukturanalyse des Kundenstamms<br />
(für jedes Geburtsjahr) zu erstellen. Liegt<br />
diese Analyse vor, können die zuständigen<br />
Sparkassenmitarbeiter Beratungsprozesse<br />
(Einführung von Generationenmanagement<br />
etc.), Produktlösungen und das Marketing<br />
wesentlich perfekter auf die heterogene<br />
Zielgruppe abstimmen.<br />
Aktuell liegt der Anteil der über 60-<br />
jährigen Kunden oftmals schon bei 30<br />
Prozent. Viele Sparkassen haben bereits<br />
einen bis zu 35-prozentigen Anteil von „Alten“.<br />
Die Perspektive ist damit, dass diese<br />
Kunden in den nächsten 20 bis 23 Jahren<br />
versterben werden. Es handelt sich dabei<br />
Für Angehörige ist der Tod eine starke emotionale Erfahrung und Belastung. In dieser Stresssituation<br />
kommt es für den Sparkassenberater vor allem darauf an, den richtigen Ton zu treffen.<br />
um Kunden, die den Sparkassen teilweise<br />
große Vermögen anvertraut haben. Glaubt<br />
man Erhebungen in deutschen Kreditinstituten,<br />
besitzen die über 50-jährigen Kunden<br />
80 Prozent aller Bankeinlagen.<br />
Bis zum Jahr 2020 prognostiziert das<br />
DIA 3 (s. Abb.1) ein zu vererbendes Vermögen<br />
von 2,6 Billionen Euro. Die Hälfte ist Geldvermögen.<br />
Auf ein Jahr heruntergebrochen<br />
bedeutet das 130 Milliarden Euro Geldvermögen,<br />
welches den Besitzer wechselt.<br />
Nur ein verschwindend geringer Anteil der<br />
kommenden Erbfälle berührt das Private<br />
Banking (s. Abb 2).<br />
Angesichts solcher Zahlen lohnt es sich<br />
genauer hinzuschauen, wie die Beratung<br />
aussieht, wenn heute der Private Banker, der<br />
Generationenberater oder Wealth Manager<br />
die Nachricht vom Tod eines seiner Kunden<br />
auf den Tisch bekommt. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass der genannte Beraterkreis davon<br />
betroffen ist, ist sehr hoch.<br />
Vermögen wandern ab<br />
Ein Phänomen beobachten wir schon seit<br />
Jahren: Nach dem Tod des Erblassers werden<br />
oft bis zu 75 Prozent des liquiden Vermögens<br />
auf eine andere Bank transferiert. Warum ist<br />
das so? Selten ist der zuständige Mitarbeiter<br />
in der Lage, in dieser, auch für ihn extremen<br />
Situation, die richtigen Worte zu finden,<br />
den richtigen Ton einzuschlagen und den<br />
trauernden Angehörigen angemessen emphatisch<br />
und wertschätzend zu begegnen.<br />
Die E-Mail einer Bestatterin (an den Autor)<br />
bringt es auf den Punkt:<br />
> „Gerade waren Angehörige bei mir, die<br />
sich bitterlich über die Bank beschwert<br />
haben, bei der sie seit 50 Jahren Kunden<br />
1 Emotion anderer nachempfinden.<br />
2 Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus 2010.<br />
3 Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011.<br />
154 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
sind. Verkehrter Ton - kein Einfühlungsvermögen.<br />
Die Angehörigen werden die Bank<br />
wechseln.“<br />
Das ist die häufigste Kundenreaktion, wenn<br />
Berater nicht angemessen auf die Bedürfnisse<br />
von trauernden Angehörigen eingehen.<br />
Bereits 36 Stunden nach dem Tod des<br />
Kunden, der noch nicht beerdigt ist (!), ist klar,<br />
dass die Spareinlagen spätestens in einem<br />
halben Jahr nicht mehr bei dieser Bank<br />
liegen. 50 Jahre Kundenbeziehung – nicht<br />
unüblich im ländlichen Bereich, wo sich jeder<br />
kennt – werden in fünf Minuten eliminiert.<br />
Beratern fehlt sensibilität<br />
für trauersituation<br />
Vielen Interviews mit ehemals trauernden<br />
Bankkunden ist zu entnehmen, dass sie<br />
sich sehr oft emotional falsch oder gar nicht<br />
angesprochen fühlen. Nach Erfahrungen des<br />
Autors nehmen 95 Prozent der Bankberater<br />
nämlich erst gar keinen Kontakt mit den trauenden<br />
Angehörigen auf. Kommt es aber zum<br />
Gespräch, hört man im Nachhinein immer<br />
wieder, dass der Berater nach einem floskelartigen<br />
„Herzliches Beileid“ zur Tagesordnung<br />
übergegangen ist.<br />
Fragt man beim Berater nach, kommt sehr<br />
oft die Aussage: „Ich weiß gar nicht, was ich<br />
mit den Angehörigen reden soll!“ Trauernde<br />
Angehörige hören oft folgende Aussagen<br />
von ihren Beratern: „Kopf hoch, das wird<br />
schon wieder.“ „Sie sind stark. Sie werden das<br />
schaffen.“ oder „Ich weiß, wie Sie sich fühlen.“<br />
Solche Aussagen spiegeln vor allem eins wider:<br />
Die Unsicherheit des Beraters.<br />
In der Folge bedeutet das für Banken und<br />
Sparkassen einen vorsichtig geschätzten<br />
Mittelabfluss von 20 bis 23 Milliarden Euro.<br />
Für eine kleine Sparkasse kann das Mittelabflüsse<br />
im einstelligen Millionenbereich<br />
bedeuten. Bei mittleren und großen Sparkassen<br />
reden wir schnell von zweistelligen<br />
Millionensummen. Wohlgemerkt: jährlich.<br />
Bei den großen Privatbanken ist es keine<br />
Seltenheit, wenn jährlich mehrere 100 Millionen<br />
Euro an Sichteinlagen abfließen. Spricht<br />
man mit den Bankentscheidern, werden die<br />
Zahlen sehr oft bestätigt beziehungsweise<br />
sogar nach oben korrigiert.<br />
Jeder Vorstand müsste sich heute im<br />
Klaren sein, was Mittelabflüsse in dieser<br />
Größenordnung für seine Bilanz bedeuten.<br />
Deshalb kann es schon bei Spareinlagen ab<br />
50.000 Euro interessant sein, sich mit der<br />
Gefühlswelt trauernder Angehöriger auseinanderzusetzen.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
aufteilung des zu vererbenden Vermögens bis 2020<br />
in Billionen euro<br />
Immobilien<br />
Sachvermögen<br />
Geldvermögen<br />
ABBildung 3<br />
Fünf schritte zum erfolgreichen Umgang mit<br />
trauernden angehörigen<br />
Schritt 1 Altersstrukturanalyse im Kundenstamm durchführen<br />
Schritt 2 Vermögenszuordnung nach Altersgruppen<br />
Jeder mensch trauert anders<br />
Im Allgemeinen spricht man von vier Trauerphasen,<br />
die der Trauernde durchläuft: 4<br />
> Phase 1: Nicht-Wahrhaben-Wollen<br />
> Phase 2: Aufbrechende Gefühle<br />
> Phase 3: Suchen, finden, sich trennen<br />
> Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug.<br />
Sehr oft kommen die Angehörigen in der<br />
Zeit der ersten beiden Phasen in die Bank<br />
oder Sparkasse. Wenn der Mitarbeiter in<br />
diesem Moment nicht erkennt, in welchem<br />
Personalmanagement<br />
0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />
Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011<br />
ABBildung 2<br />
0,3<br />
größe der erwarteten erbschaften und ihr anteil<br />
an allen erbfällen bis 2020<br />
mehr als<br />
250.000 €<br />
150.000<br />
– 250.000 €<br />
50.00<br />
– 150.000 €<br />
bis 50.000 €<br />
0 €<br />
0,2 %<br />
9 %<br />
0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 %<br />
Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011<br />
19 %<br />
Schritt 3 Marketing und Produktauswahl auf das jeweilige Kundensegment abstimmen<br />
Schritt 4 Ausreichend ältere Generationenberater ausbilden<br />
Schritt 5 Berater fit für den Umgang mit trauernden Angehörigen machen<br />
1,0<br />
emotionalen Stress sich die trauernden<br />
Angehörigen befinden, fehlen ihm in dieser<br />
Situation die Worte und das Einfühlungsvermögen.<br />
Zu beachten ist, dass<br />
die Trauerphasen nicht stufen-, sondern<br />
oftmals spiralförmig verlaufen. Das heißt:<br />
Auch wenn der Trauernde beim letzten<br />
Gespräch emotional stabil gewirkt hat, ist<br />
er heute vielleicht wieder instabil. Deshalb<br />
4 Verena Kast in „Trauern“.<br />
33%<br />
1,3<br />
38%<br />
155<br />
¯
Personalmanagement<br />
ist es für jeden Mitarbeiter wichtig, keinerlei<br />
Bewertungen vorzunehmen. Jeder Mensch<br />
trauert anders.<br />
keine fachliche Betreuung<br />
ohne emotionale Verbindung<br />
Abwicklungstechnische oder finanzielle Fragen<br />
sind die eine Seite der Herausforderung.<br />
Der persönliche Kontakt mit trauernden<br />
Angehörigen ist die andere Seite und gilt<br />
in dem Fall als die größte Herausforderung.<br />
Empathie, wertschätzende Kommunikation<br />
und Authentizität sind der Schlüssel, um das<br />
Vertrauen der Angehörigen zu gewinnen. Die<br />
Antwort der trauernden Angehörigen? Dank<br />
und Loyalität.<br />
Trauernde Angehörige sind hoch emotionalisierte<br />
Menschen, die zumindest<br />
zeitweise über ganz feine Gefühlsantennen<br />
verfügen. Sie spüren instinktiv, wenn ihnen<br />
an Stelle echter Einfühlung nur ein Mitgefühl<br />
vorgegaukelt wird. Kleine, pietätsfremde<br />
Fehltritte und kommunikative Unstimmigkeiten<br />
können problemlos gut verlaufende<br />
Beratungen torpedieren. 5<br />
Von der Beratung<br />
zur Begleitung<br />
Wer als Berater in seinem Leben noch<br />
nicht mit dem Tod konfrontiert war, sollte<br />
versuchen, sich in diesen schwersten aller<br />
menschlichen Augenblicke hineinzufühlen.<br />
In der Auseinandersetzung mit dem Verlust<br />
eines Menschen liegt ein doppelter Gewinn:<br />
Man selbst wird hellsichtiger für seine eigene<br />
Existenz und verändert sein Wertesystem<br />
von der Quantität zur Qualität der Lebensinhalte.<br />
Die neu gewonnene Empathie steht im<br />
sozialen Umgang nicht nur im privaten,<br />
sondern auch im beruflichen Umfeld zur<br />
Verfügung. Für den Mitarbeiter gilt es, den<br />
Spagat zwischen Berater und Begleiter<br />
professionell zu gestalten. Neben der Beachtung<br />
der Etikette sind ganz besonders<br />
die Aspekte der verbalen und nonverbalen<br />
Kommunikation zu berücksichtigen. Die<br />
selbstverständlichsten Fragen sind oft nicht<br />
einfach zu beantworten:<br />
> Wie gehe ich am besten auf einen trauernden<br />
Angehörigen zu?<br />
> Wie kondoliere ich richtig?<br />
> Wie viel Anteilnahme ist in einem Bankgespräch<br />
angebracht, ohne gefühlskalt oder<br />
überheblich zu wirken?<br />
> Wie spricht man mit einem Menschen, der<br />
einen geliebten Menschen verloren hat?<br />
kommunikativer drahtseilakt und<br />
praktische Vorgehensweise<br />
Die Kommunikation mit Trauernden ist ein<br />
Drahtseilakt – und einer, den man lernen<br />
kann. Nein: Lernen muss, wenn man Mittelabflüsse<br />
stoppen und langfristig als Sparkasse<br />
existieren will. Wenn es dem Institut<br />
gelingt, seine Berater und Führungskräfte für<br />
den Umgang mit trauernden Angehörigen zu<br />
sensibilisieren, ist ein riesiger Schritt getan,<br />
um Mittelabflüsse zu verringern, langfristig<br />
die Erträge zu sichern und die Angehörigen<br />
als Kunden zu binden (s. Abb. 3).<br />
Die situativ richtige und empathische<br />
Kommunikation kann dazu führen, das<br />
Erben, die vor dem Todesfall noch keine<br />
Kunden der Bank waren, Kunden werden. Das<br />
führt in dem Autor bekannten Fällen zu sehr<br />
ordentlichen Mittelzuflüssen. Ein positives<br />
Beispiel einer ländlichen Sparkasse:<br />
> Ein ausgebildeter Generationenberater<br />
bekommt alle Todesfallmeldungen ab<br />
einem Vermögen von 50.000 Euro auf den<br />
Tisch. Egal, ob es seine oder die Kunden<br />
eines Kollegen sind. In den nächsten 24<br />
Stunden fährt der Banker bei der Familie<br />
vorbei, kondoliert angemessen, bringt<br />
einen Strauß Blumen vorbei und bietet<br />
seine Hilfe an. Ergebnis: 99 Prozent der<br />
INFOBOx<br />
Angehörigen freuen sich über die Reaktion<br />
der Sparkasse. Die Mittelabflüsse wurden<br />
so gegen Null gefahren.<br />
Fazit<br />
Nur zehn Prozent der deutschen Kreditinstitute<br />
verfügen Statistiken zufolge<br />
über ausgebildete Generationenberater.<br />
Jede Sparkasse könnte sich somit in<br />
diesem Bereich als Profi positionieren.<br />
Wichtige Grundvoraussetzung ist dafür,<br />
die beteiligten Mitarbeiter für die besondere<br />
Stresssituation der Trauernden zu<br />
sensibilisieren. Sie müssen den Spagat<br />
zwischen Berater und Begleiter professionell<br />
gestalten. Neben der Beachtung der<br />
Etikette sind ganz besonders die Aspekte<br />
der verbalen und nonverbalen Kommunikation<br />
zu berücksichtigen. Eine situativ<br />
richtige und empathische Kommunikation<br />
kann dazu führen, das Erben, die vor dem<br />
Todesfall noch Nichtkunden waren, jetzt<br />
Sparkassen-Kunden werden. ¯<br />
5 vgl. Michael Prottengeier/Reinhold Roller (Hrsg.),<br />
Gesteuerte Vermögensübertragung – Erfolgreiche<br />
Nachfolgeplanung und deren Umsetzung durch<br />
Banken und Sparkasse, Verlag Finanz Colloquium<br />
Heidelberg 2011, Seite 367.<br />
länder mit dem höchsten anteil älterer Bevölkerung –<br />
ist-stand 2011 und projektion für das Jahr 2050<br />
Überall auf der Welt werden die Menschen älter, der Altersdurchschnitt in den Nationen<br />
steigt. Auffällig ist dabei, dass es sich bei den zehn Ländern mit dem höchsten Anteil<br />
an Älteren (60 Jahre und älter) entweder um führende Industrienationen bzw. gut<br />
entwickelte Länder oder Schwellenländer handelt, die den Anschluss suchen (Bulgarien,<br />
Kroatien). Entwicklungsländer sucht man unter den besonders alten Ländern vergeblich.<br />
Dieses Bild wird sich bis zum Jahr 2050 nur wenig ändern. Zwar gehört dann auch Kuba<br />
zu den Nationen mit einem besonders hohen Anteil älterer Menschen. Dafür zählen<br />
dann Finnland und Schweden nicht mehr zu dieser Gruppe. Bemerkenswert ist die<br />
Prognose der UN, dass es im Jahr 2050 rund 42 Länder geben wird, die einen höheren<br />
Anteil an Alten (60 Jahre und älter) aufweisen werden als Japan heute.<br />
länder mit dem höchsten Bevölkerungsanteil im alter von über 60 Jahren<br />
2011 2050<br />
Japan 31 % Japan 42 %<br />
Italien 27 % Portugal 40 %<br />
Deutschland 26 % Bosnien-Herzegowina 40 %<br />
Finnland 25 % Kuba 39 %<br />
Schweden 25 % Süd-Korea 39 %<br />
Bulgarien 25 % Italien 38 %<br />
Griechenland 25 % Spanien 38 %<br />
Portugal 24 % Singapur 38 %<br />
Belgien 24 % Deutschland 38 %<br />
Kroatien 24 % Schweiz 37 %<br />
Quelle: Un-Bevölkerungsstatistik 2011<br />
156 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Quelle: Strandperle<br />
Schwierige Beschäftigungssituationen konfliktfrei lösen (2)<br />
Wie aus einer schlechten<br />
nachricht eine gute wird<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
AutorEn Personalmanagement<br />
Bernhard Bertschat<br />
thomas hundertmark<br />
sind Geschäftsführer der<br />
Bertschat & Hundertmark Gruppe<br />
in Bad Nauheim.<br />
Sparkassen sind Arbeitgeber, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen und ihren Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze<br />
bieten. Auch bei der Umsetzung von Restrukturierungen steht die Suche nach internen Alternativen für be troffene<br />
Mitarbeiter im Vordergrund. Dennoch können schwierige Beschäftigungssituationen entstehen, wenn personelle<br />
Veränderungen anstehen und Lösungen nicht sichtbar werden. Wie diese schwierigen Beschäftigungssituationen<br />
konfliktfrei aufgelöst werden können, zeigen die Autoren im zweiten Teil ihrer Beitragsserie Lösungswege auf.<br />
Meldet sich der Kapitän eines Jumbo-<br />
Jets aus dem Cockpit: „Ich habe eine<br />
gute und eine schlechte Nachricht für Sie.<br />
Zuerst die schlechte: Wir haben einen Flugzeugentführer<br />
an Bord. Und nun die gute:<br />
Er will nach Hawaii!“ Was diesen bekannten<br />
Witz immer wieder erzählenswert macht,<br />
ist allein die Tatsache, dass hier eine offensichtlich<br />
ausweglose Situation plötzlich eine<br />
überraschend positive Wendung erfährt.<br />
Führungskräfte, deren Unternehmen sich<br />
im Restrukturierungsprozess befinden, sehen<br />
sich oft als Überbringer einer schlechten<br />
Nachricht, ohne Aussicht auf ein Happy End.<br />
Sie sind Teil eines wirtschaftlichen und emotionalen<br />
Spannungsfeldes, das beide Seiten<br />
für weitere Entscheidungen blockiert. Während<br />
das Unternehmen Gefahr läuft, seinen<br />
Ruf als attraktiver Arbeitgeber zu verlieren,<br />
minimieren Frust und Wut über die personellen<br />
Veränderungen das Engagement der<br />
betroffenen Mitarbeiter. Letztlich sehen sich<br />
beide Seiten als Verlierer der Situation, aus<br />
der es scheinbar keinen Ausweg gibt.<br />
Überbringer personeller Veränderungen<br />
haben es in zweifacher Hinsicht schwer. Erstens,<br />
weil es keine leichte Aufgabe darstellt,<br />
einen mitunter langjährigen, verdienten<br />
Mitarbeiter aus organisatorischen Gründen<br />
zu versetzen oder sogar freistellen zu müssen.<br />
Ein Umstrukturierungsprozess kann<br />
zweitens die Arbeitgebermarke empfindlich<br />
schwächen. Hinzukommt, dass die im Unternehmen<br />
verbleibenden Mitarbeiter in der<br />
Folge verunsichert und dadurch deutlichen<br />
Belastungen ausgesetzt sind, was eigentlich<br />
durch ein zusätzlich zu organisierendes so<br />
genanntes „Retention-Management“ aufgefangen<br />
werden müsste.<br />
Faire Veränderungskultur<br />
Gleichzeitig erleben Führungskräfte und<br />
betroffene Mitarbeiter den Veränderungsprozess<br />
als enorme emotionale Belastung,<br />
Dabei ist es unerheblich, welche Funktionen<br />
sie im Unternehmen bekleiden. Manche<br />
Firmen haben aus dieser Not deshalb eine<br />
Tugend gemacht und eine „faire Verände-<br />
Eine faire Trennungskultur, bei der keine „persönliche Schäden“ zurückbleiben, lässt sich trainieren.<br />
rungskultur“ entwickelt. Dazu gehören gut<br />
vorbereitete Personalgespräche, das Kennen<br />
der rechtlichen Grundlagen sowie faire<br />
Lösungsangebote und eine professionelle<br />
Begleitung des Prozesses. Doch was sich im<br />
Lehrbuch leicht formulieren lässt , kann in der<br />
Praxis oft nur schwer umgesetzt werden. Die<br />
Erfahrung zeigt vielmehr, dass Führungskraft<br />
und betroffener Mitarbeiter sehr schnell in<br />
eine „Täter-Opfer-Rolle“ rutschen und den<br />
Beteiligten oft unüberbrückbare Hindernisse<br />
im Weg stehen. Dazu ein Beispiel aus der<br />
Beratungspraxis:<br />
> Andreas M., 47Jahre, hatte nicht damit<br />
gerechnet, dass sein Arbeitsplatz durch<br />
die Verlagerung von Aufgaben und Reorganisation<br />
seines Bereiches verloren<br />
gehen könnte. Obwohl es offiziell hieß, er<br />
brauche sich keine Sorgen zu machen, zog<br />
die Nachricht ihm den Boden unter den<br />
Füßen weg, nahm ihm die Luft zum Atmen<br />
und jede Hoffnung. Während 31 Jahren<br />
Betriebszugehörigkeit hatte Andreas H.<br />
nur für sein Unternehmen „gelebt“. Er ¯<br />
157
¯<br />
Quelle: Fotolia<br />
Personalmanagement<br />
war stolz auf seine Position. Zur internen<br />
Weitervermittlung versetzte man ihn in<br />
eine Auffang-Einheit (Personalreserve)<br />
mit dem Versprechen, ihn bald innerhalb<br />
des Unternehmens zu vermitteln. Doch<br />
statt ihn mit neuen Aufgaben zu betrauen,<br />
wurde er mit verschiedenen befristeten<br />
Einsätzen vertröstet oder gar nicht mehr<br />
eingesetzt. Statt von qualifizierenden Maßnahmen<br />
zu profitieren, blieb er oft zuhause<br />
und musste von Kollegen erfahren, dass<br />
seine Arbeit nun von externen Teilzeitkräften<br />
ausgeführt wird. Andreas H. fühlte sich<br />
von seinem Arbeitgeber im Stich gelassen.<br />
Aus anfänglichem Engagement wurde erst<br />
Frust, dann Wut. Inzwischen leidet er unter<br />
Angstpsychosen und Bluthochdruck. Das<br />
Verhältnis zu seinem Arbeitgeber ist auf<br />
dem Nullpunkt angelangt. Andreas H. und<br />
sein Arbeitgeber finden seit Jahren keinen<br />
Ausweg aus der Situation.<br />
Frühzeitig geeignete<br />
perspektiven entwickeln<br />
Solche Erfahrungen sind typisch für die Betroffenen.<br />
Aus der lange Zeit angenehmen,<br />
für beide Seiten „gewinnbringenden“ Be-<br />
schäftigungssituation wird mehr und mehr<br />
ein schwieriges Arbeitsverhältnis. Während<br />
der Arbeitnehmer nicht nur unter den<br />
gesundheitlichen Folgeschäden leidet, bestimmen<br />
existentielle Nöte, die Angst vor Arbeitslosigkeit,<br />
Verlust von gesellschaftlicher<br />
Anerkennung sowie der unerfüllt bleibende<br />
Wunsch nach einer sinnvollen Beschäftigung<br />
seinen Alltag. Die Leistungsbereitschaft<br />
sinkt. Negative Gefühle gegenüber dem<br />
Arbeitgeber nehmen zu.<br />
Um diesen für beide Seiten enorm belastenden<br />
Prozess „fair“ zu gestalten, sind<br />
Strategien gefragt. Diese beginnen bereits<br />
in einer ganz frühen Phase des Veränderungsprozesses<br />
mit der Frage „Wie sage ich<br />
es meinem Mitarbeiter“, ohne ihn ins Leere<br />
fallen zu lassen. Gefordert sind hier Perspektivvorschläge.<br />
Wenn selbst unter Mitwirken des Betriebsrates<br />
keine interne Lösung möglich ist,<br />
ist es sinnvoll, einen neutralen Mediator einzubinden.<br />
Dieser ist aufgrund seiner Rolle in<br />
der Lage, sowohl die Seite des Arbeitgebers<br />
als auch die des Betroffenen zu analysieren<br />
und hieraus neue Perspektiven und externe<br />
Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die<br />
persönliche, vertrauliche Beratung gibt den<br />
Mitarbeitern die Möglichkeit sich zu öffnen<br />
und neue Lösungsansätze anzunehmen.<br />
So kann die klassische, konfliktbeladene<br />
Arbeitgeber-/Arbeitnehmerkonstellation erfolgreich<br />
aufgelöst werden.<br />
In diesem Prozess haben Arbeitgeber und<br />
Mediator ihre festen Rollen. Der Mediator<br />
und Experte ist neutral und unabhängig. Er<br />
vertritt nicht die Interessen des Arbeitgebers,<br />
sondern er versucht, mit dem betroffenen<br />
Mitarbeiter die bestmögliche Lösung<br />
auszuarbeiten. Zunächst ist es wichtig, mit<br />
dem Betroffenen eine Vertrauensbasis zu<br />
finden. Dazu müssen meist viele persönliche<br />
Gespräche geführt werden, um die Ängste<br />
und Sorgen des Mitarbeiters kennenzulernen.<br />
Man holt den Mitarbeiter in diesem Fall<br />
dort ab, wo er im Augenblick steht. Dazu<br />
gehört das Aufnehmen von emotionaler<br />
Befindlichkeit, persönlichem und familiären<br />
Umfeld sowie der wirtschaftlichen und beruflichen<br />
Situation. Dazu gehört auch, persönliche<br />
und berufliche Ziele zu erarbeiten. Was<br />
ist künftig für den Mitarbeiter wichtig, welche<br />
Wünsche und Absichten hat er und wie will er<br />
Personelle Veränderungsprozesse empfinden Führungskräfte und betroffene MItarbeiter als enorme emotionale Belastung. Mitunter sind dauerhafter<br />
Frust oder sogar eine ernsthafte Erkrankung die Folge. Um das zu verhindern, sollten die verschiedenen Aspekte solcher Entscheidungen,<br />
aber auch die sich daraus ergebenden Zukunftsperspektiven so transparent wie möglich gemacht werden.<br />
158 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
ABBildung 1<br />
schwierige Beschäftigungssituationen: das emotionale und<br />
wirtschaftliche spannungsfeld ist äußerst komplex<br />
Arbeitnehmer Arbeitgeber<br />
– Gesundheitliche<br />
Folgeschäden<br />
– Finanzielle Sorgen<br />
– Angst vor Arbeitslosigkeit<br />
– Befürchtungen zur<br />
eigenen Altersvorsorge<br />
– Schlechtes Image bei Kollegen<br />
– Schwindende Fertigkeiten<br />
– Emotionaler Druck<br />
– Wunsch nach sinnvoller<br />
Beschäftigung<br />
Quelle: Bertschat & Hundertmark<br />
künftige Ziele erreichen? Eine wesentliche<br />
Komponente spielt dabei die wirtschaftliche<br />
Absicherung.<br />
durch externe Beratung<br />
lösungen optimierbar<br />
Die Rolle des Beraters leistet an dieser Stelle<br />
einen deutliche Mehrwert: Er betrachtet<br />
und bewertet für den Mitarbeiter die wirtschaftlichen<br />
Aspekte unter Berücksichtigung<br />
der persönlichen Zielstellung. Hier<br />
können etwa durchaus auch Überlegungen<br />
hinsichtlich möglicher Vorruhestandsregelungen<br />
oder Abfindungsmodelle angesprochen<br />
werden. Der Berater optimiert für<br />
den Mitarbeiter die finanzielle Absicherung<br />
auf Grundlage seiner persönlichen und<br />
familiären Situation im Hinblick auf die<br />
persönlichen Ziele.<br />
Die Lösungen sind sehr individuell und<br />
können sein:<br />
> ein neuer Arbeitsplatz<br />
> eine Existenzgründung<br />
> Ruhestandsregelungen<br />
> andere finanzielle Arbeitgeberangebote.<br />
Diese Beratung erfolgt verbindlich und unabhängig<br />
unter Berücksichtigung aller persönlichen<br />
Daten. Ein hierzu entwickeltes IT-Tool<br />
bündelt die gesammelten Informationen, um<br />
dem Mitarbeiter jederzeit Transparenz über<br />
die verschiedenen Aspekte zu geben. Das<br />
betrifft zum Beispiel auch renten- und sozialversicherungsrechtliche<br />
Regelungen sowie<br />
Reichweitenbetrachtungen im Rahmen von<br />
Abfindungen. Das Tool ermöglicht zudem<br />
Alternativbetrachtungen verschiedener<br />
Lösungswege, um optimale Ergebnisse zu<br />
entwickeln. Betroffene Mitarbeiter erhalten<br />
Transparenz und Klarheit über eine Vielzahl<br />
von Fragestellungen, die für ihre Zukunft<br />
wichtig sind. Oft sind die Beratungsergeb-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
– Kapazitätsbindung HR<br />
– Laufende Personalkosten<br />
– Kosten für die Betreuung<br />
– Prioritätensetzung<br />
– Image bei Mitarbeitern<br />
– Image beim Sozialpartner<br />
– Langwierige Rechts-<br />
streitigkeiten<br />
– Emotionale Betroffenheit<br />
– Verstoß gegen Gesetze<br />
– . . .<br />
nisse Grundlage für Besprechungen im<br />
engsten Familienkreis, bevor eine Entscheidung<br />
fällt.<br />
Natürlich ist die fachliche Beratung nur<br />
ein Aspekt in der Bandbreite des Beratungsansatzes.<br />
Es kommt auch darauf an,<br />
die Konflikte zwischen Mitarbeiter und Unternehmen<br />
bzw. Führungskraft aufzulösen<br />
und einen Konsens herzustellen. Nur so<br />
lassen sich Ärger, emotionale Belastungen<br />
und zusätzlicher Aufwand auf beiden Seiten<br />
vermeiden. Auch dazu sind viele Gespräche<br />
mit den Beteiligten notwendig. Erst wenn die<br />
Ängste des Mitarbeiters ausreichend in den<br />
gemeinsam entwickelten Lösungen berücksichtigt<br />
sind und ein Silberstreif am Horizont<br />
in Richtung Zukunft sichtbar wird, entspannt<br />
sich die Situation nachhaltig.<br />
indirekte kosten<br />
auch berücksichtigen<br />
Auf Arbeitgeberseite wird die vorgeschlagene<br />
Lösung eher unter betriebswirtschaftlichen<br />
und Image-Aspekten bewertet. Sie<br />
muss deshalb in den gesetzten Rahmen<br />
passen und „bezahlbar“ bleiben. Eine<br />
gemeinsam mit dem Berater erarbeitete<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liefert<br />
an dieser Stelle wichtige Einblicke. Den<br />
finanziellen Auswirkungen eines solchen<br />
Lösungsvorschlags müssen die direkten<br />
Kosten (Personalkosten und -zusatzkosten,<br />
Kosten der Administration, Sachkosten etc.)<br />
gegenübergestellt werden.<br />
Ferner müssen die indirekten Kosten,<br />
die unter Umständen entstehen, wenn<br />
es zu keiner einvernehmlichen Lösung<br />
kommt, abgewogen werden. Dazu zählen<br />
etwa Anwaltskosten, Produktivitätseinbußen<br />
durch Störungen des Betriebsklimas,<br />
zusätzliche Betreuungskosten des Mit-<br />
Personalmanagement<br />
arbeiters etc. In den Beratungsansätzen<br />
finden auch die negativen Auswirkungen<br />
auf das Image bei den verbleibenden<br />
Mitarbeitern und dem Sozialpartner Berücksichtigung.<br />
Fazit<br />
Unternehmen, die sich im Restrukturierungsprozess<br />
befinden, können verhindern,<br />
dass schwierige Beschäftigungsverhältnisse<br />
eskalieren, in dem sie betroffenen<br />
Mitarbeitern frühzeitig passgenaue, individuelle<br />
Lösungsvorschläge unterbreiten.<br />
Der Einsatz eines unabhängigen und neutralen<br />
Mediators unterstützt diesen Weg<br />
und ist für beide Seiten ein Gewinn.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass sich gemeinsam<br />
erarbeitete Lösungen für Arbeitnehmer<br />
und Arbeitgeber „rechnen“ und Konflikte<br />
aufgelöst oder vermieden werden<br />
können. Wenn am Ende alle Beteiligten<br />
zufrieden sind, ist es gelungen, einer<br />
offensichtlich ausweglosen Situation<br />
eine positive Wendung zu geben. So sind<br />
Führungskräfte nicht mehr Überbringer<br />
von „Hiobsbotschaften“, sondern<br />
stehen am Beginn einer konstruktiven<br />
Suche nach neuen, positiven Lebensperspektiven.<br />
¯<br />
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Quelle: dpa<br />
vertrieb<br />
Sparkassen belegen Spitzenposition im ibi Website Rating 2012<br />
spiegel für gute umsetzungen<br />
und optimierungspotenziale<br />
AutorEn<br />
dr. anja peters<br />
christiane Früchtl<br />
sind Projektleiter im Competence<br />
Center Retail Banking bei ibi<br />
research an der Universität<br />
Regensburg GmbH.<br />
Seit mehr als 25 Jahren bieten deutsche Kreditinstitute den elektronischen Zugriff auf Bankkonten an. Im Laufe der<br />
Zeit hat sich über die Transaktion zum Zweck des Zahlungsverkehrs hinaus ein vollwertiger Informations-, Kommunikations-<br />
und Vertriebskanal im Internet entwickelt, den derzeit mehr als 44 Prozent der Deutschen benutzen. 1<br />
Doch was macht eine informative und gleichzeitig vertriebsstarke Web-Seite einer Bank oder Sparkasse aus? Das<br />
jährliche Website Rating von ibi research aus Regensburg ist ein wichtiges Trendbarometer2 , wie die wichtigen<br />
Erfolgsfaktoren Usability und Beratungsqualität im Internet-Vertrieb umgesetzt worden sind.<br />
Zu den Erfolgsfaktoren einer Banken-<br />
Website gehört, nicht nur informativ,<br />
gen. Über Art und Qualität der abgebildeten<br />
Beratungs- und Kaufprozesse wird die Ver-<br />
„Online-Konsumentenkredit“ und „Online-<br />
Baufinanzierung“ auf den Prüfstand gestellt.<br />
sondern auch vertriebsstark zu sein. Zwei triebsstärke einer Banken-Webseite wesent- Anhand von mehr als 330 Detailkriterien wird<br />
Erfolgsfaktoren sind dafür wesentlich: Belich beeinflusst. Ähnlich wie im persönlichen in dieser Kernstichprobe die Umsetzung von<br />
ratungsqualität und Usability. Wie gut ein Beratungsgespräch muss der Anbieter den Beratungsqualität und Usability geprüft.<br />
Kunde in der Bedienung einer Web-Seite Kundenprozess im Internet im Sinne eines<br />
unterstützt wird, lässt sich anhand der An- maximalen Vertriebserfolgs steuern, so dass sparkasse kölnBonn vorn<br />
forderungen an die Usability bewerten. Je die Web-Seite neben der Funktion der Infor- Auch im Jahr 2012 hat sich die Website der<br />
höher Bedienkomfort und Benutzerfreundmationsbereitstellung auch als erfolgreicher Sparkasse KölnBonn an die Spitze gesetzt.<br />
lichkeit ausgeprägt sind, desto einfacher und Vertriebskanal fungieren kann.<br />
Sie weist sowohl in der Beratungsqualität als<br />
schneller findet sich der Kunde zurecht und<br />
auch in der Usability den jeweils besten Ziel-<br />
fühlt sich durch den Anbieter optimal unter- erhebungsdesign<br />
erreichungsgrad des Gesamtklassements<br />
stützt. Mit einer gut ausgestalteten Usability Für das ibi Website Rating 2012 sind die auf. Insgesamt werden von ihr 84 Prozent<br />
werden dem Kunden das mühelose Auffinden Web-Auftritte von 176 Retail-Banken aus der Kriterien erfüllt. Die Sparkasse Aachen<br />
und Erfassen von Informationen sowie ein dem deutschsprachigen Raum in einem positioniert sich mit einem Gesamtergebnis<br />
reibungsloser Prozessdurchlauf ermöglicht. zweistufigen Verfahren beurteilt worden. von 79 Prozent auf dem zweiten Platz. Den<br />
Zum anderen muss der Nutzer in seinem Diese Gesamtstichprobe aus fünf Instituts- dritten Platz erreicht die Deutsche Postbank<br />
Kaufentscheidungsprozess unterstützt gruppen (Großbanken, Sparkassen, genos- mit einem Zielerreichungsgrad von 77 Pro-<br />
und gesteuert werden. Das stellt die Berasenschaftliche Institute, Direktbanken und zent (s. Abb. 1).<br />
tungsqualität eines Internet-Vertriebs dar. private Kreditinstitute) wird dabei zunächst Für das Schwerpunktthema Konten &<br />
Mit passend ausgestalteten Informationen, im Hinblick auf die umgesetzte Beratungs- Karten – Girokonto wird die Umsetzung der<br />
interaktiven Elementen und ausgereiften qualität der Produktkategorie „Konten & Kar- Beratungsqualität durch 176 Kreditinstitute<br />
Beratungs-Tools wird dem Kunden über seiten“ untersucht. Die daraus resultierenden evaluiert. Der Wert für die Beratungsqualität<br />
nen gesamten Kaufentscheidungsprozess Top 70 Kreditinstitute werden darüber errechnet sich aus den gewichteten Ergeb-<br />
hinweg eine Unterstützung geboten, die den hinaus in den Produktkategorien „Sparen nissen der einzelnen Phasen des Kaufent-<br />
Ansprüchen an die Beratungsqualität genü- & Anlegen“, „Versichern & Vorsorgen“, scheidungsprozesses des Kunden. Dieser<br />
lässt sich in die Phasen Anregung, Evaluation,<br />
Kauf und After Sales strukturieren.<br />
Die vier deutschen Großbanken setzen<br />
dabei die Anforderungen an die Beratungsqualität<br />
in der Produktgruppe „Konten &<br />
Karten“ am besten um. Ihr durchschnittlicher<br />
Zielerreichungsgrad beträgt 78 Prozent. Es<br />
folgen die durchschnittlichen Ergebnisse der<br />
Erneut Sieger im ibi Website Rating: die rheinische Sparkasse KölnBonn.<br />
1 Bundesverband Deutscher Banken: Fakten und<br />
Zahlen aus der Kreditwirtschaft. Berlin 2011, S. 15.<br />
2 Die Studie „ibi Website Rating 2012 – Status quo<br />
und Best Practices im Internet-Vertrieb der Banken<br />
und Sparkassen“ zeigt die vertriebliche Ausgestaltung<br />
von Banken-Websites und betrachtet deren<br />
Qualität in den Kategorien Beratungsqualität und<br />
Usability. Informationen unter www.ibi.de/iwr.<br />
160 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Sparkassen und Direktbanken mit 62 bzw. 60<br />
Prozent. Genossenschaftsbanken setzen 56<br />
Prozent der geforderten Kriterien an die Beratungsqualität<br />
um, private Kreditinstitute erreichen<br />
ein Ergebnis von 52 Prozent (s. Abb. 2).<br />
Die am besten umgesetzte Phase ist bei<br />
vier der fünf Institutsgruppen die Phase der<br />
Anregung. Das beste Ergebnis zeigen dabei<br />
die evaluierten Sparkassen, die mit einem<br />
Zielerreichungsgrad von durchschnittlich<br />
90 Prozent die Kriterien dieser Phase sehr<br />
gut umsetzen.<br />
Auch in der Umsetzung der Evaluationsphase<br />
können die Internet-Auftritte<br />
der bewerteten Sparkassen mit 74 Prozent<br />
Zielerreichungsgrad das beste Ergebnis<br />
aufweisen. Die weniger hohen Zielerreichungsgrade<br />
dieser Institutsgruppe in den<br />
Phasen Kauf und After Sales sind in der<br />
Regel in der strategischen Ausrichtung des<br />
Internet-Vertriebs begründet, nach der diese<br />
Phasen verstärkt in die zuständige Filiale<br />
übergeleitet werden. Als Ergänzung zum Filialvertrieb<br />
sind das Angebot eines abschließenden<br />
Produktantrags sowie eine stärkere<br />
Cross-Selling-Aktivität zur Verstärkung des<br />
Internet-Vertriebs dennoch zu empfehlen.<br />
gesamtergebnisse der top 70<br />
Aus der Evaluierung der Produktkategorie<br />
„Konten & Karten“ ergibt sich die Kernstichprobe.<br />
Die hier untersuchten Top 70 Banken<br />
und Sparkassen der Kernstichprobe erfüllen<br />
die gestellten Anforderungen insgesamt mit<br />
einem durchschnittlichen Zielerreichungsgrad<br />
von 61 Prozent. Sie zeigen dabei eine<br />
große Spannweite der Gesamtergebnisse<br />
mit Werten von 30 bis 85 Prozent. Im gehobenen<br />
Mittelfeld befindet sich dabei eine<br />
Vielzahl von Kreditinstituten, die sich in<br />
ihren Zielerreichungsgraden nur marginal<br />
voneinander unterscheiden.<br />
57 Prozent der Kernstichprobe erfüllen<br />
die geforderten Kriterien mit Zielerreichungsgraden<br />
zwischen 60 und 70 Prozent.<br />
Die Gruppe der sehr guten Institute hingegen<br />
ist nach wie vor klein: Nur ein einziges<br />
Institut kann fast 85 Prozent der geforderten<br />
SSC<br />
Consult<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
die top 10 des ibi Website rating 2012<br />
rang institut<br />
1 Sparkasse KölnBonn<br />
2 Sparkasse Aachen<br />
3 Deutsche Postbank AG<br />
4 Sparkasse Hannover<br />
5 Kreissparkasse Ludwigsburg<br />
6 Stadtsparkasse München<br />
7 Kreissparkasse Köln<br />
8 Commerzbank AG<br />
9 Santander Bank<br />
10 Deutsche Bank AG<br />
ABBildung 2<br />
institutsgruppenvergleich: Beratungsqualität „konten & karten“<br />
Kriterien umsetzen und damit das diesjährige<br />
Rating für sich entscheiden. Weitere<br />
fünf Institute erfüllen die Anforderungen<br />
zu 70 bis 80 Prozent. Bei der Darstellung<br />
der einzelnen Ränge wird deutlich, wie nah<br />
sich die einzelnen Institute zum Teil sind<br />
(s. Abb. 3).<br />
Die Qualität der Web-Seiten im Mittelfeld<br />
unterscheidet sich hier nur graduell<br />
voneinander, am oberen und unteren Ende<br />
der Platzierungen können jedoch stärkere<br />
Unterschiede verzeichnet werden. Die Kurvensteigung<br />
ist bei den schlechtesten und<br />
den besten Rängen, also an den beiden<br />
End-Punkten der Darstellung, jeweils deutlich<br />
steiler ausgeprägt als im Mittelfeld (vgl.<br />
Abb. 3). Diese Gesamttendenz ist zum einen<br />
der weiteren Verbesserung und Implementierung<br />
ausgereifter Rahmenauftritte in<br />
Institutsgruppen zu verdanken, zum anderen<br />
sind auch eine Reihe von Einzelauftritten<br />
durch umfangreiche Relaunch-Aktivitäten<br />
weiter optimiert worden.<br />
Wandel gestalten – Werte schaffen<br />
vertrieb<br />
Beratungsqualität birgt deutliche<br />
differenzierungspotenziale<br />
Während die Usability auf den Seiten der<br />
Anbieter mit 80 Prozent Zielerreichungsgrad<br />
gut beherrscht wird, werden in der Beratungsqualität<br />
nur rund 54 Prozent der Anforderungen<br />
umgesetzt. Die Ausgestaltung<br />
der Beratungsqualität ist nach wie vor das<br />
Differenzierungsmerkmal der Banken-Web-<br />
Seiten. Abbildung 4 zeigt die durchschnittlichen<br />
Ergebnisse dieser Phasen sowie die<br />
der besten und der schlechtesten zehn<br />
Prozent der Institute.<br />
Auffällig ist die große Spannweite der<br />
Zielerreichungsgrade, die in allen Phasen der<br />
Beratungsqualität zu verzeichnen ist. Das<br />
durchschnittliche Ergebnis zeigt zudem vor<br />
allem in den Phasen Evaluation, Kauf und After<br />
Sales deutliche Optimierungspotenziale.<br />
anregung<br />
Die Anregung ist die erste Phase der Beratungsqualität.<br />
Ziel ist es, die Neugier des<br />
SSC Consult<br />
KölnTurm, Im Mediapark 8<br />
50670 Köln<br />
Tel +49 (0)221–454 6280<br />
Fax +49 (0)221–454 6288<br />
www.ssc-consult.com<br />
161<br />
¯
vertrieb<br />
Kunden zu wecken. Auch soll seine Bereitschaft,<br />
sich weiter mit der Website und dem<br />
darauf dargestellten Leistungsangebot zu<br />
befassen, gefördert werden. Mit der Ansprache<br />
und Verstärkung der persönlichen<br />
Motive und Bedürfnisse des Nutzers bereits<br />
auf der Startseite kann sichergestellt werden,<br />
dass die Anregungsunterstützung den Kunden<br />
tatsächlich erreicht. Dies wird durch eine<br />
kampagnenorientierte, produktzentrierte<br />
sowie bedarfs- und zielgruppenorientierte<br />
Anregung, die von den einzelnen Instituten<br />
jeweils unterschiedlich intensiv eingesetzt<br />
werden, erzielt.<br />
Die Phase der Anregung wird mit einem<br />
durchschnittlichen Zielerreichungsgrad<br />
von 68 Prozent am besten unterstützt. Die<br />
Phasen Evaluation (57 %), Kauf (51 %) und<br />
After Sales (38 %) zeigen dagegen deutliche<br />
Qualitätsunterschiede. Auch die Spannweiten<br />
in den Zielerreichungsgraden sind in allen<br />
Phasen der Beratungsqualität groß. In der<br />
Anregungsphase erreichen auch die schlechtesten<br />
zehn Prozent der Institute immerhin<br />
noch einen Erfüllungsgrad von 41 Prozent,<br />
die besten zehn Prozent der Websites können<br />
sogar 88 Prozent der Kriterien umsetzen. Dem<br />
gegenüber reicht etwa in der Phase Kauf die<br />
Spannweite zwischen den schlechtesten und<br />
den besten zehn Prozent der Institute von 36<br />
bis 64 Prozent Zielerreichung.<br />
evaluation<br />
In der Phase der Evaluation werden zunächst<br />
detaillierte und mitunter vergleichende<br />
Informationen zu den einzelnen Produkten<br />
bzw. Leistungen bereitgestellt. So kann der<br />
Kunde seinen Produktwunsch konkretisieren.<br />
Zusätzlich ist in dieser Phase die Kaufentscheidung<br />
herbeizuführen und zu festigen.<br />
Eine Überleitung des Kunden in die konkrete<br />
Kaufphase schließt die Evaluation ab. Abgebildet<br />
werden diese Anforderungen des virtuellen<br />
Beratungsprozesses durch interaktive<br />
Beratungsmodule, die aus den Angaben des<br />
Kunden heraus eine konkrete Produktempfehlung<br />
ableiten und konfigurieren.<br />
Die Eignung der eingesetzten Tools, reale<br />
Beratungsabläufe in Interaktivität, Ablauflogik<br />
und Ergebnis zu simulieren, geht als das<br />
Kriterium Tool-Qualität in die Bewertung der<br />
Evaluationsphase ein. In der zweiten Phase<br />
der Beratungsqualität, der Evaluation, liegt<br />
der durchschnittliche Zielerreichungsgrad<br />
bei 57 Prozent. In dieser Phase erreichen<br />
die schlechtesten zehn Prozent der untersuchten<br />
Internet-Auftritte 42 Prozent der an-<br />
ABBildung 3<br />
gesamtergebnis top 70 – rang der einzelinstitute<br />
ABBildung 4<br />
ergebnis der top 70 in den phasen der Beratungsqualität<br />
gesetzten Kriterien, die besten zehn Prozent<br />
setzen 79 Prozent der Anforderungen um.<br />
kauf<br />
Nachdem der Kunde erfolgreich durch<br />
die Phasen der Anregung und Evaluation<br />
gesteuert wird, trifft er eine Entscheidung<br />
für ein konkretes Produkt. Der konkrete<br />
Erwerb dieses Produkts muss in der Phase<br />
Kauf unterstützt werden. Von Bedeutung ist<br />
dabei, dass dem Kunden bereits am Ende<br />
der Evaluationsphase die Möglichkeiten des<br />
Kaufs aufgezeigt werden und er anschließend<br />
weitreichend unterstützt wird. Insbesondere<br />
werden Informationen zum Kaufprozess<br />
benötigt, um die Entscheidung des Kunden<br />
zu festigen und um zu verdeutlichen, welche<br />
weiteren Schritte seitens der Bank oder seitens<br />
des Kunden notwendig sind. Dies gilt<br />
unabhängig davon, ob ein Online-Abschluss<br />
auf der Website ermöglicht wird oder ob eine<br />
Überleitung in einen anderen Vertriebskanal<br />
erfolgt. In der Phase Kauf reicht, bei einem<br />
Durchschnitt von 51 Prozent , die Spanne der<br />
Ergebnisse von 36 bis 64 Prozent zwischen<br />
den schlechtesten und den besten zehn<br />
Prozent der Institute.<br />
after sales<br />
Neben der dauerhaften Sicherstellung der<br />
Kundenzufriedenheit mit der erworbenen<br />
Leistung liegt das Hauptziel der Phase „After<br />
Sales“ in der effektiven Ausschöpfung des<br />
vorhandenen Kundenpotenzials. Dafür ist der<br />
Kundenbestand systematisch und aktiv durch<br />
gezieltes Cross Selling anzusprechen. Aber<br />
auch das Bereitstellen umfassender und komfortabler<br />
Kontaktaufnahmemöglichkeiten<br />
zum Anbieter ist eine wichtige Voraussetzung<br />
für eine intensive Kundenbeziehung. In der<br />
Phase After Sales zeigt sich diese Spannweite<br />
von 32 bis 56 Prozent, im Durchschnitt werden<br />
38 Prozent der Kriterien nachgewiesen. Damit<br />
wird diese letzte Phase der Beratungsqualität<br />
am schlechtesten umgesetzt.<br />
Fazit<br />
Alle Top 70 Banken und Sparkassen der<br />
ausgewählten Kernstichprobe haben in<br />
allen Phasen der Beratungsqualität noch<br />
Optimierungspotenziale bei der vertrieblichen<br />
Ausgestaltung der Web-Seiten.<br />
Nachholbedarf gibt es vor allem in den<br />
Phasen Kauf und After Sales. Die strategische<br />
Ausrichtung des Internet-Vertriebs<br />
der Institute bringt unterschiedliche Ausprägungen<br />
der einzelnen Phasen mit sich.<br />
Jedes Institut muss überlegen, ob und wie<br />
die aus dem Vertriebsweg Internet resultierenden<br />
Vertriebschancen angesichts von<br />
rund 27 Millionen Online Banking-Kunden<br />
künftig noch stärker genutzt werden. ¯<br />
162 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
Versicherungsgeschäft der Kasseler Sparkasse neu ausgerichtet<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
AutorEn Vertrieb<br />
michael von Bredow<br />
ist Direktor der Kasseler<br />
Sparkasse.<br />
Joachim isernhagen<br />
ist Inhaber der Unternehmensberatung<br />
Isernhagen & Partner<br />
in Hohenwestedt.<br />
kompetenzaufbau und stringente<br />
Marktbearbeitung als Erfolgsfaktor<br />
Die SparkassenVersicherung (SV) Stuttgart hat die Kasseler Sparkasse 2011 für ihre kontinuierlichen Vertriebserfolge<br />
ausgezeichnet. Angefangen hat die Erfolgsstory 2006. In diesem Jahr war das Versicherungsgeschäft neu<br />
ausgerichtet und gleichzeitig die Versicherungsabteilung in die „KS Sparkassen-Finanzdienstleistungen GmbH“<br />
ausgelagert worden. Der Schritt ging einher mit einer vom Vorstand des Instituts neu konzipierten Vertriebsstrategie.<br />
Der Bereich Versicherungen ist darin für alle Marktbereiche zum Kerngeschäft erklärt worden.<br />
die Ausgangssituation in Kassel war<br />
zwischen 2000 und 2005 so, dass Produktionsergebnisse<br />
und Erträge aus dem<br />
Versicherungsgeschäft die Verantwortlichen<br />
nicht zufriedengestellt haben. Vor sieben<br />
Jahren rangierte das Institut (Stand 2005:<br />
Bilanzsumme 4,7 Milliarden Euro, 82 Filialen<br />
und 10 MAK in der Versicherungsabteilung)<br />
im direkten Vergleich mit anderen hessischen<br />
Sparkassen auf einem hinteren Platz.<br />
Die Gesamteinnahmen aus dem Versicherungsgeschäft<br />
betrugen im Durchschnitt<br />
der fünf Jahre rund 1,07 Millionen Euro,<br />
während sich die Personal-und Sachkosten<br />
auf etwa 850.000 Euro beliefen. Dieser unbefriedigende<br />
Zustand war der Auslöser, das<br />
Versicherungsgeschäft auf den Prüfstand zu<br />
stellen. Ziel war dabei, die Erträge signifikant<br />
und vor allem dauerhaft zu steigern.<br />
Das Projekt war auf zirka sechs Monate<br />
ausgelegt und begann im Juni 2005 mit<br />
einer sorgfältigen Analyse und Bewertung<br />
der Ist-Situation. Die Projektleitung lag bei<br />
der Kasseler Sparkasse, unterstützt wurde<br />
sie von der SV und dem Berater Isernhagen<br />
& Partner. Allen Beteiligten war die Referenzwirkung<br />
dieses Projektes bewusst, da<br />
im gesamten SV-Geschäftsgebiet zu diesem<br />
Zeitpunkt erste einige wenige Sparkassen<br />
den Status „Vollagentur“ hatten.<br />
Formulierung von projektzielen<br />
Zu den Stärken beim Projektstart gehörte<br />
vor allem, dass der gesamte Vorstand<br />
die Versicherungssparte im Haus uneingeschränkt<br />
unterstützt hat. Hinzukamen<br />
eine hervorragende Qualität des Außenund<br />
Innendienstes. Zu den Schwächen<br />
gehörte etwa der geringe Ertrag aus dem<br />
gesamten Sachbestand und je Kunde.<br />
Abschlussprovisionen – vor allem aus dem<br />
Lebensversicherungsgeschäft (LV) – waren<br />
in erheblichem Umfang zur Finanzierung<br />
Quelle: SV<br />
der Gesamtkosten der Versicherungsabteilung<br />
erforderlich. Zudem gab es keine<br />
durchgängige Akzeptanz bei Führungskräften<br />
und Kundenberatern. Die Orientierung<br />
lag zu sehr auf Stückzahlen sowie Volumen<br />
und zu wenig auf Qualität im Sinne eines<br />
ganzheitlichen Beratungsansatzes – auch<br />
im Kontext zum S-Finanzkonzept. Zunächst<br />
wurden unterschiedliche Handlungsfelder<br />
für die Umsetzung definiert:<br />
> Formulierung und Festlegung strategischer<br />
Ziele bis 2009<br />
> Neuausrichtung der Aufbau-und Ablauforganisation<br />
> Überprüfung des Status „Abteilung“ und<br />
der Führung<br />
> Überarbeitung des Zielsystems und der<br />
Zielfindung<br />
> Neufassung des Marktbearbeitungskonzeptes<br />
für das Versicherungsgeschäft<br />
> Neues Vergütungssystem für den Außendienst<br />
> Steuerungs-und Führungsinstrumente<br />
> Szenarien für Kosten und Ertrag mit einer<br />
Zielplanung für vier Jahre<br />
> Umsetzungsbegleitung sowie Training<br />
und Coaching.<br />
erfolgreicher strategiewechsel<br />
Eines der strategischen Ziele war schon zu<br />
Anbeginn, wirtschaftlich attraktive Kundenverbindungen<br />
im Versicherungsgeschäft<br />
auszubauen sowie neue aufzubauen. Dieser<br />
Ansatz schließt produktbezogene Kampagnen<br />
zwar nicht ausdrücklich aus, stellt aber<br />
die Qualität der Kundenverbindungen – auch<br />
im Sinne ganzheitlicher Beratung – als Ziel in<br />
den Vordergrund.<br />
Daher ist das strategische Ziel, die Ertragssituation<br />
dauerhaft zu verbessern,<br />
vorrangig an den massiven Ausbau des<br />
Sachgeschäftes geknüpft, um bereits mit der<br />
jährlich laufenden Provision die Gesamtkosten<br />
weitestgehend decken zu können. Das<br />
ist in Kassel gelungen. Abbildung 1 zeigt die<br />
deutlich verbesserten „Produktionsergebnisse<br />
Komposit von 2006 bis 2010“ nach der<br />
Neuausrichtung des Instituts. Vergleichswert<br />
ist die Vetriebswegestatistik aller Sparkassen<br />
des Verbands öffentlicher Versicherer.<br />
Im Lebensversicherungsgeschäft (Kasseler<br />
Sparkasse ohne Riesterförderung,<br />
Deka, Fondsprodukte und Restkreditgeschäft)<br />
spiegelt sich die schwieriger gewordene<br />
Marktsituation gegenüber den Er-<br />
Auch in den Sparkassen ist die Zahl abgeschlossener Lebensversicherungsverträge gesteigert<br />
worden. Vermehrt junge Leute konnten als Kunden gewonnen werden – wird doch eine frühzeitige<br />
Altersvorsorge immer wichtiger.<br />
163<br />
¯
¯<br />
Vertrieb<br />
gebnissen aller Sparkassen laut derselben<br />
Verbandsstatistik nicht wieder. Abbildung<br />
2 belegt den soliden, gegenüber dem Vergleichswert<br />
überdurchschnittlich positiven<br />
Geschäftsverlauf.<br />
Ungewöhnlich erfolgreich verlief das<br />
Krankenversicherungsgeschäft (KV), das in<br />
den letzten Jahren ein Ergebnis von jährlich<br />
25.000 bis 48.000 MB verzeichnete und<br />
somit zur Ertragsverbesserung beigetragen<br />
hat. Dies gilt auch für das Geschäft mit der<br />
ÖRAG Rechtschutzversicherung, das von<br />
2006 bis 2010 um bis zu 500 Prozent im Vergleich<br />
zu den Vorjahren gesteigert werden<br />
konnte. Allein die im 2. Halbjahr 2006 durchgeführte<br />
Test-Kampagne „Rechtsschutz“<br />
hat in diesem Jahr zu einer Produktion von<br />
121.000 Euro geführt.<br />
hauptursachen für den erfolg<br />
Einer der Hauptgründe war zunächst eine<br />
neue Organisationsstruktur. Gekoppelt<br />
worden ist sie in Kassel mit einem Marktbearbeitungskonzept<br />
sowie einer detaillierten<br />
Zielplanung über vier Jahre. Um das<br />
Versicherungsgeschäft eigenständiger zu<br />
positionieren, ist 2006 die KS Sparkassen-<br />
Finanzdienstleistungen GmbH gegründet<br />
worden. Die Mitarbeiter der bisherigen Versicherungsabteilung<br />
haben neue, erfolgsbezogene<br />
Verträge bekommen. Aufgaben<br />
für die Zusammenarbeit mit den einzelnen<br />
Marktbereichen wurden differenziert (vgl.<br />
dazu auch Abb. 5).<br />
Zu den weiteren Gründen zählte auch das<br />
Erschließen von Firmenkundenpotentialen.<br />
Mit Umsetzungsunterstützung durch entsprechend<br />
ausgebildete und den Firmenkundenberatern<br />
zugeordnete Außendienstmitarbeiter<br />
ist dabei eine spezielle Segmentierung<br />
vorgenommen worden. Ein speziell auf diese<br />
Zusammenarbeit zugeschnittenes Trainingskonzept<br />
gab den Startschuss. Die neuen<br />
Aufgaben und Grundsätze der Zusammenarbeit<br />
im Versicherungsgeschäft wurden<br />
kommuniziert und haben das gegenseitige<br />
Verständnis erheblich verbessert. Zwei der<br />
entscheidenden Grundsätze waren dabei:<br />
> Der Berater ist Dreh-und Angelpunkt der<br />
Kundenbeziehung.<br />
> Die Versicherungsagentur ist Dienstleister<br />
und „Kümmerer“ für den Markt.<br />
Für den Erfolg im Versicherungsgeschäft<br />
war aber letztlich die Führung des gesamten<br />
Teams und die Akzeptanz im Markt entscheidend.<br />
Daher war es nur konsequent,<br />
mit der Neuausrichtung ab 2006 auch die<br />
ABBildung 1<br />
produktionsergebnisse komposit 2005 bis 2010 (ohne kfz)<br />
Index: 2005 = 100<br />
ABBildung 2<br />
neugeschäft lebensversicherungen im Vergleich<br />
Index: 2005 = 100<br />
ABBildung 3<br />
Betriebsergebnis nach Vollkostenrechnung<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
107.600 € 332.474 € 658.241 € 833.890 € 991.136 € 1.864.945 €<br />
Vertriebsleitung mit einer fachlich und persönlich<br />
kompetenten Führungskraft neu zu<br />
besetzen. Das ist seinerzeit gelungen und<br />
hat wesentlich zur Teambildung und einem<br />
neuen Selbstverständnis beigetragen.<br />
Betriebswirtschaftliche<br />
ergebnisse überzeugen<br />
2005 lagen die Provisionseinnahmen bei<br />
1,056 Millionen Euro. Diese haben sich<br />
bereits nach drei Jahren verdoppelt und bis<br />
Ende 2010 auf 3,4 Millionen Euro gesteigert.<br />
Für 2011 ist ein Ergebnis in gleicher Höhe<br />
zu erwarten. Viel wichtiger ist aber: Das<br />
Betriebsergebnis nach Vollkostenrechnung<br />
hat sich von 107.000 Euro in 2005 bis 2010<br />
auf über 1,8 Millionen Euro verbessert. Das<br />
ist eine Steigerung der Erträge um den<br />
Faktor 17. Abbildung 3 zeigt – korrespondierend<br />
mit der Bestandsentwicklung –, wie die<br />
Betriebsergebnisse deutlich zugenommen<br />
haben.<br />
Diese absolute Steigerung des Betriebsergebnisses<br />
ist näher zu beleuchten:<br />
Aufgrund interner Verrechnung fließen in<br />
Kassel erhebliche Teile der Provisionsein-<br />
164 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
nahmen aus dem Versicherungsgeschäft<br />
zur Abgeltung der von den Sparkassenberatern<br />
erbrachten Akquisitionsleistung an<br />
die Sparkasse. 2010 waren das 1,3 Millionen<br />
Euro. Diesem bei der Sparkasse verbuchten<br />
„zusätzlichen Betriebsergebnis“ stehen<br />
dort keinerlei Kosten gegenüber. Die Provisionseinnahmen<br />
sind identisch mit dem<br />
Betriebsergebnis aus dem Versicherungsgeschäft.<br />
Sie wirken somit in dieser Höhe<br />
unmittelbar und vollständig auf die Cost-<br />
Income-Ratio (CIR), die – mangels Kosten –<br />
unendlich positiv ist: Ein Effekt, der natürlich<br />
gern in Kauf genommen wird.<br />
Sämtliche Personal- und Sachkosten,<br />
die mit der Versicherungsagentur unmittelbar<br />
im Zusammenhang stehen, werden<br />
vollständig aus dem Provisionsanteil der<br />
GmbH getragen. Folglich werden in 2010 aus<br />
dem Gesamt-Betriebsergebnis von 1,865<br />
Millionen Euro neben den oben genannten<br />
1,3 Millionen Euro bei der Sparkasse rund<br />
600.000 Euro als Betriebsergebnis in der<br />
GmbH ausgewiesen.<br />
Bestandsentwicklung<br />
Der Kompositbestand (ohne Kraftfahrzeuge)<br />
ist zwischen 2005 und 2010 von 3,4 auf 6,7<br />
Millionen Euro gestiegen. Damit wurden die<br />
wichtigen Ziele „Ausweitung des Sachgeschäftes“<br />
und „signifikante Ertragssteigerung“<br />
mehr als erreicht. Abbildung 4 zeigt<br />
den Verlauf der Bestandsentwicklung.<br />
Die Prognosen zum Projektstart sind<br />
damit weit übertroffen worden. Die KS<br />
Sparkassen-Finanzdienstleistungen GmbH<br />
steuert heute einen erheblichen Beitrag zum<br />
betriebswirtschaftlichen Gesamtergebnis<br />
der Kasseler Sparkasse bei.<br />
Abbildung 5 veranschaulicht in einem<br />
Organigramm den Aufbau der GmbH. Der<br />
Vertriebsleiter betreut in Personalunion<br />
ausgewählte Top-Kunden. Der Außendienst<br />
leistet mit klarer Rollenverteilung und hoher<br />
fachlicher Kompetenz differenzierte Co-Betreuung<br />
für die einzelnen Marktbereiche. Damit<br />
folgt die Aufbau-Organisation der GmbH<br />
der Organisation innerhalb der Sparkasse.<br />
erfolg durch auslagerung<br />
Am 01. April 2006 ist die neu gegründete<br />
GmbH als Ausschließlichkeitsvertretung gestartet.<br />
Für die nächsten vier Jahre waren zunächst<br />
Szenarien für Produktionsziele, Kosten<br />
und Ertrag erstellt worden. Dabei stand der<br />
Ausbau des Sachgeschäfts im Vordergrund,<br />
um dauerhaft die Einnahmen vor allem aus<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 4<br />
Bestandsentwicklung komposit (ohne kfz, in mio. euro)<br />
ABBildung 5<br />
Bestandsprovisionen zu verbessern. Alle<br />
gesetzten Ziele für 2010 wurden erreicht.<br />
Dabei gilt der Grundsatz: Die Ziele hat im<br />
Wesentlichen der Markt. Er arbeitet nach<br />
gemeinsam abgestimmten Grundsätzen zur<br />
Erfüllung eigener, anspruchsvoller Ziele eng<br />
mit der vorhandenen Organisation der Versicherungsagentur<br />
zusammen.<br />
Heute beträgt allein die Bestandsprovision<br />
(jährlich wachsend) 750.000 Euro und<br />
bestreitet damit 60 Prozent der Gesamtkosten.<br />
Wesentliche Teile der Abschlussprovisionen<br />
und Bonifikationen sind somit auf<br />
der Ertragsseite zu finden. Der Vertriebserfolg<br />
ist im Grunde einer einfachen Formel<br />
geschuldet: Einstellung > Aktivität > Systematik<br />
und Konsequenz. Das waren auch<br />
die wesentlichen Inhalte von Training und<br />
Vertriebs-Coaching sowohl für die Mitarbeiter<br />
im Markt als auch für das gesamte Team<br />
der Versicherungsagentur.<br />
Vertrieb<br />
aufbau-organisation ks sparkassen-Finanzdienstleistungen gmbh<br />
innendienst<br />
Privat- /<br />
Firmenkunden<br />
5 MA<br />
Vertriebsassistenz<br />
Vertriebsleitung<br />
Betreuung durch den außendienst<br />
(tw. regionale Zuordnung)<br />
Geschäfts- Vermögens- Firmen<br />
stellen Anlage-Center kunden<br />
7 MA<br />
Außendienst<br />
1 MA<br />
Außendienst<br />
3 MA<br />
Außendienst<br />
externe<br />
spezialisten<br />
2 MA<br />
bAV-Consulting /<br />
UKV<br />
Fazit<br />
Die Kasseler Sparkasse hat zwischen 2005<br />
und 2010 exemplarisch aufgezeigt, wie im<br />
Bereich Versicherungen aus anfänglich<br />
eher bescheidenen Erträgen ein solides<br />
und auf Dauer deutlich ertragreicheres<br />
Geschäftsfeld geworden ist. Grundlage<br />
für den Erfolg war nicht zuletzt eine neue<br />
Organisationsform: Eine traditionelle<br />
Versicherungsabteilung wurde zu einem<br />
eigenständigen „Profitcenter“ in Form einer<br />
GmbH umgewandelt.<br />
Gekoppelt worden ist die vom Vorstand<br />
forcierte Maßnahme mit einem detaillierten<br />
Marktbearbeitungskonzept sowie<br />
einer Zielplanung über einen Zeitraum<br />
von vier Jahren. Die Veränderungen im Institut<br />
haben unter anderem dazu geführt,<br />
dass das Betriebsergebnis zwischen 2005<br />
und 2010 von 107.600 auf 1,864 Millionen<br />
Euro gesteigert werden konnten. ¯<br />
165
Vertrieb<br />
Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />
Markenstärke wesentliche<br />
voraussetzung für vertriebserfolg<br />
AutorEn<br />
thomas W. schramm<br />
ist Leiter Marketing der<br />
Sparkasse Münsterland Ost<br />
in Münster.<br />
carsten c. Wendt<br />
ist Geschäftsführender Partner<br />
der MC Marketing Consultants<br />
Financial Services GmbH<br />
in Frankfurt/M.<br />
Qualität wird vom Kunden an allen Berührungspunkten zu seiner Sparkasse „erlebt“. Studien und Rankings zeigen,<br />
dass sie seit langem zum Markenkern der Sparkassen-Finanzgruppe gehört. Immer stärker wird Qualität damit zum<br />
Abgrenzungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb und zum strategischen Erfolgsfaktor. Mit Hilfe einer Verkauf<br />
fördernden Image-Kommunikation ist es der Sparkasse Münsterland Ost gelungen, die Qualitätsmerkmale in<br />
messbaren Markt- und Vertriebserfolg umzusetzen. Entwickelt worden sind unter anderem griffige Botschaften<br />
mit konkreten Verkaufsargumenten sowie Leistungsversprechen.<br />
die Marke „Sparkasse“ ist die mit Abstand<br />
stärkste Marke (Power Brand) unter<br />
den deutschen Finanzdienstleistern. In der<br />
Readers Digest-Verbraucherstudie European<br />
Trusted Brands 2011 ist sie zum fünften Mal<br />
seit 2007 in Folge zur vertrauenswürdigsten<br />
Marke in der Kategorie Banken gekürt worden1<br />
und belegt im Marken-Ranking „best<br />
brands“ den siebten Platz unter den besten<br />
Entscheidermarken bei Dienstleistern. 2<br />
Die Markenstärke der Sparkasse resultiert<br />
dabei vor allem aus ihrem sehr hohen Vertrauenskapital<br />
in Verbindung mit ihrer hervorragenden<br />
Marktpräsenz bzw. Kundennähe.<br />
3 Vor allem aufgrund dieses emotionalen<br />
„Marken-Benefits“ konnten die Sparkassen<br />
in der Finanzkrise gegenüber den Wettbewerbern<br />
stark profitieren.<br />
Studien4 zeigen, dass Kunden gerade aufgrund<br />
der permanenten Krisenerfahrungen<br />
nicht nur verständnis- und vertrauensvolle,<br />
sondern auch leistungsfähige Finanzpartner<br />
ABBildung 1<br />
Beispiel für eine positionierungsanalyse<br />
�<br />
Wettbewerbs-<br />
Perspektive<br />
Positionierung &<br />
Kommunikation relativer<br />
�<br />
Wettbewerber skmslo<br />
�<br />
Kunden-<br />
Perspektive<br />
Kundenerwartungen &<br />
Differenzierungsmerkmale<br />
von Banken � & Sparkassen.<br />
Positionierung skmslo<br />
imagekampage<br />
Prägnante,<br />
verkaufbare<br />
Botschaften<br />
wollen. Eine überzeugende, zuverlässige<br />
und für Kunden konkret erlebbare Produkt-,<br />
Beratungs- und Servicequalität ist daher<br />
grundlegend für nachhaltige Kundenzufriedenheit<br />
und damit Vertriebserfolg. 5 Die Sparkassen<br />
mit ihrem Anspruch der Qualitätsführerschaft<br />
sind hier besonders gefordert,<br />
wie das DSGV-Projekt „Qualitätsoffensive“<br />
unterstreicht.<br />
image- ergänzt<br />
marken-kommunikation<br />
Vor diesem Hintergrund stellt sich aus Sicht<br />
der einzelnen Institute die Frage: Wie kann<br />
die starke Marke Sparkasse noch stärker in<br />
messbaren Markt- und Vertriebserfolg verwandelt<br />
werden? Ein Ansatz ist die Verkauf<br />
fördernde Image-Kommunikation. Dabei<br />
werden auf Basis der emotionalen (Kundenähe,<br />
Vertrauen, Nachhaltigkeit) und rationalen<br />
(Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit) Benefits<br />
der Marke „Sparkasse“ spezifische regionale<br />
�<br />
Vertriebs-<br />
Perspektive<br />
Positionierung und<br />
Differenzierungsfaktoren<br />
der skmslo aus Sicht<br />
ihrer (Vertriebs-)Mitarbeiter<br />
„Was macht die SKMSLO für ihre Kunden und Mitarbeiter so anders?“<br />
Wettbewerbsvorteile (USP) der Einzelinstitute<br />
herausgearbeitet und kommuniziert.<br />
Die institutsspezifischen Wettbewerbsvorteile<br />
werden mit harten Leistungsversprechen<br />
(Claims) unterlegt und in griffige Botschaften<br />
mit konkreten Verkaufsargumenten übersetzt.<br />
Die Leistungsversprechen bzw. Botschaften<br />
müssen dabei für Kunden verhaltensrelevant,<br />
im Wettbewerb differenzierend, durch die<br />
Sparkasse einlösbar und damit für den Kundenberater<br />
überzeugend verkaufbar sein.<br />
Erst unter diesen Voraussetzungen werden<br />
sie sowohl von den Kunden als auch von<br />
den Kundenberatern akzeptiert und können<br />
am Point of Sales ihre verkaufssteigernde<br />
Wirkung entfalten. Im Ergebnis ergänzt damit<br />
eine Verkauf fördernde Image-Kom-munikation<br />
die allgemeine Markenkommunikation,<br />
weil sie diese vertrieblich konkretisiert.<br />
Unterlegt mit leistungsstandards<br />
Idealerweise werden die Leistungsversprechen<br />
in verbindliche Leistungsstandards<br />
überführt und systematisch in das Qualitätsmanagement<br />
der Sparkasse eingebunden.<br />
Damit wird Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />
für den Vertrieb wie die gesamte<br />
1 Vgl. Readers Digest: European Trusted Brand Survey<br />
2011. N = 8.000 (in Deutschland).<br />
2 Vgl. Best Brand (Serviceplan Gruppe, GfK Marktforschung,<br />
ProSiebenSat.1 Media AG, WirtschaftsWoche,<br />
Markenverband, iq media marketing GmbH):<br />
Deutsches Markenranking 2011. N = 850 Entscheider.<br />
3 Vgl. Diffferent GmbH: Diffferent Markenkraffft – Die<br />
Markenstudie für den Bank-Markt (2010). N = 1.000.<br />
4 Vgl. MC Marketing Consultants Financial Services<br />
GmbH: „Finanzkrise – Beschädigtes Vertrauen wiederaufbauen“<br />
(2009/2010). N = 4.037.<br />
5 Der DSGV hat diese Herausforderung bereits erkannt<br />
und im Projekt „Qualitätsoffensive“ aktiv<br />
aufgegriffen.<br />
166 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
ABBildung 2<br />
die fünf zentralen<br />
leistungsversprechen<br />
Finanzen. da trau ich keinem mehr.<br />
außer denen von der sparkasse<br />
Sparkassen haben ein solides Geschäftsmodell.<br />
Sie wirtschaften nachhaltig und<br />
verzichten auf schnelle Gewinne und spekulative<br />
Kapitalmarktgeschäfte. Sie orientieren<br />
sich an den Bedürfnissen ihrer<br />
Kunden und stehen auch in schlechten<br />
Zeiten an ihrer Seite. Deshalb sind sie ein<br />
vertrauenswürdiger Geschäftspartner.<br />
alles richtig gemacht. danke für<br />
die faire Beratung<br />
Bedürfnisse, Pläne und Wünsche der<br />
Kunden stehen für die Sparkasse im<br />
Mittelpunkt. Finanzlösungen werden bedarfsgerecht,<br />
ehrlich und fair entwickelt<br />
und passen deshalb zur persönlichen<br />
Finanz- und Lebenssituation. Chancen<br />
und Risiken werden offen angesprochen<br />
und alle Fragen rund ums Geld beantwortet.<br />
Die Sparkasse berät fair, sie ist (als<br />
Marktführer) nicht darauf angewiesen,<br />
Kunden etwas zu verkaufen.<br />
preiswert. das heißt für mich<br />
vor allem: die leistung stimmt<br />
Die Sparkasse bietet solide und verständliche<br />
Produkte zu fairen, transparenten<br />
und marktgerechten Konditionen<br />
an. Überzeugt wird durch Beratungs- und<br />
Serviceleistung, nicht durch besonders<br />
günstige Preise.<br />
dax, euro, chiptan, pin. die bei<br />
der sparkasse erklären einem das<br />
wenigstens vernünftig<br />
Weil das Thema Finanzen immer komplexer<br />
wird, werden Geldgeschäfte nicht nur<br />
schnell und zuverlässig, sondern darüber<br />
hinaus für Kunden einfach und verständlich<br />
abgewickelt.<br />
sparkasse. die engagiert sich<br />
fürs gemeinwohl. Und denkt nicht<br />
nur an profite<br />
Sparkasse stand schon immer für Gemeinwohl,<br />
Nähe zur Region, regionale<br />
Verwurzelung und Verpflichtungen gegenüber<br />
Bürgern und Mittelstand, auch<br />
als verlässlicher Finanzierungspartner.<br />
Was die Sparkasse erwirtschaftet, kommt<br />
in Spenden-/Sponsoring-/Stiftungsengagements<br />
wieder den Menschen vor Ort<br />
zugute.<br />
Organisation verbindlich – eine wesentliche<br />
Voraussetzung, die Qualitätsführerschaft der<br />
Sparkasse dauerhaft zu sichern .<br />
Die Sparkasse Münsterland Ost (SKMSLO)<br />
hat 2010 mit Unterstützung der Firma MC<br />
Marketing Consultants Financial Services<br />
eine Verkauf fördernde Image-Kampagne<br />
im Privatkundengeschäft mit dem Titel „Das<br />
macht die Sparkasse so anders“ entwickelt<br />
und umgesetzt. Im Projekt ist dabei in drei<br />
Schritten vorgegangen worden.<br />
schritt 1: positionierungsanalyse<br />
Die spezifischen Wettbewerbsvorteile (USP)<br />
und entsprechenden Botschaften wurden<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
über eine dreidimensionale Positionierungsanalyse<br />
entwickelt. Mit ihrer Hilfe sind nicht<br />
nur die Marktsicht (Kunden, Wettbewerb),<br />
sondern auch die Perspektive der Vertriebsmitarbeiter<br />
gezielt aufgenommen und im<br />
Kampagnendesign berücksichtigt worden.<br />
> Kunden-Perspektive: Aus Kundenbefragungen<br />
wurden die für Finanzdienstleister<br />
relevanten Image-Dimensionen,<br />
Attribute und Ausprägungen sowie das<br />
Image der Sparkasse bei ihren Kunden<br />
ermittelt.<br />
> Wettbewerbs-Perspektive: Über ein Mystery-Shopping<br />
wurde die vertriebliche<br />
Positionierung der wesentlichen Wettbewerber<br />
im Geschäftsgebiet erfasst.<br />
> Vertriebs-Perspektive: Eine Befragung<br />
der Vertriebsmitarbeiter in Form von Experteninterviews<br />
in allen Privatkunden-<br />
Segmenten gab schließlich Aufschluss<br />
über die vom Vertrieb wahrgenommene<br />
Marktposition des eigenen Hauses.<br />
Vor allem die aktive Einbindung der Vertriebsmitarbeiter<br />
war wichtig für den Kampagnenerfolg.<br />
So konnten nicht nur die<br />
vertriebspraktischen Erfahrungen der Kundenberater<br />
gezielt genutzt werden. Vielmehr<br />
wurden die Akzeptanz und damit die aktive<br />
Nutzung der Image-Kampagne in Kundengesprächen<br />
entscheidend gesteigert.<br />
Aus der Positionierungsanalyse ergaben<br />
sich für den Bereich „Kunden-Perspektive“<br />
(Kundenbefragungen), dass eine durchgängig<br />
hohe Leistungsqualität in allen Phasen<br />
des Kunde-/Sparkasse-Beziehungszyklus<br />
von entscheidender Bedeutung für nachhaltiges<br />
Kundenvertrauen und damit Vertriebserfolg<br />
ist. Relevante Image-Dimensionen<br />
von Finanzdienstleistern sind für Kunden<br />
an erster Stelle „Service“ mit den Attributen<br />
Service- und Abwicklungsqualität („0-Fehler“).<br />
Danach folgen „Beratung“ mit den<br />
Attributen Fairness, Transparenz, Kompetenz<br />
und „Preis“ mit dem Hauptattribut<br />
Preiswürdigkeit.<br />
Im Bereich „Wettbewerbs-Perspektive“<br />
(Mystery Shopping) hat sich gezeigt, dass<br />
sich die Wettbewerber der Sparkasse primär<br />
mit Preisargumenten und Produktkompetenz<br />
präsentieren. Zunehmend werden aber<br />
auch Erreichbarkeit und Nähe herausgestellt<br />
und damit traditionelle Wettbewerbsstärken<br />
des Instituts angegriffen. Nicht besetzte<br />
Image-Dimensionen mit daher erheblichem<br />
Differenzierungspotential sind „Service-/<br />
Beratungsqualität“, „Solidität“ und „Nachhaltigkeit“.<br />
Vertrieb<br />
Aus der Vertriebsperspektive (Befragung<br />
der Vertriebsmitarbeiter) zeigt sich, das die<br />
Vertriebsmitarbeiter „ihre Sparkasse“ als<br />
kundenorientiertes, kompetentes, zuverlässiges,<br />
leistungsstarkes und sympathisches<br />
Institut verkaufen. Dabei ist erkennbar, dass<br />
die Bandbreite der von den Beratern im<br />
Kundenkontakt eingesetzten Verkaufsargumente<br />
sehr hoch ist. Am erforderlichen<br />
Wettbewerbsumfeld für einen einheitlichen<br />
Marktauftritt muss deshalb gefeilt werden.<br />
schritt 2: ableitung von leistungsversprechen<br />
und Botschaften<br />
Aus den Ergebnissen der Positionierungsanalyse<br />
sind fünf Leistungsversprechen<br />
bzw. Botschaften abgeleitet und vertrieblich<br />
präg nant formuliert worden, wie Abb. 2 zeigt.<br />
schritt 3: Werbliche<br />
Umsetzung der Botschaften<br />
Nach Entwicklung und werbewirksamer<br />
Formulierung der Botschaften wurden diese<br />
in neu gestalteten Broschüren und Werbeplakaten<br />
umgesetzt und cross-medial in den<br />
Filialen, auf der Homepage und in der Außenwerbung<br />
in mehreren Wellen vermarktet.<br />
Fazit<br />
Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />
wird konkret. Sie leitet harte, für Kunden<br />
erlebbare Leistungsversprechen mit Differenzierungspotential<br />
aus dem Markt<br />
ab und formt daraus leicht verkaufbare<br />
Botschaften und wirksame Kampagnenformate<br />
(Handouts). Sparkassen können<br />
damit gezielt ihr Qualitäts-Image verbessern<br />
und sich in ihren Geschäftsgebieten<br />
als leistungsstarke Finanzpartner in klarer<br />
Abgrenzung zu ihren Wettbewerbern<br />
positionieren und im Bewusstsein ihrer<br />
Kunden verankern.<br />
Durch systematische Einbindung des<br />
Vertriebs werden die vertriebliche Prägnanz<br />
der entwickelten Image-Botschaften<br />
und die motivierte Beteiligung der Mitarbeiter<br />
erhöht. Die Image-Kampagne<br />
wird stärker eingesetzt und aktiver am<br />
Kunden gelebt und wirkt damit auch vertriebsintensivierend.<br />
Verkauf fördernde<br />
Image-Kommunikation transportiert keine<br />
„Allgemeinplätze“, sondern Leistung.<br />
Sie unterstützt damit systematisch die<br />
Umsetzung von Qualitätsführerschaft der<br />
Sparkassen im Markt. ¯<br />
167
vertrieb<br />
Entwicklungstendenzen im Firmenkundengeschäft<br />
Zukunftsfähigkeit sichern<br />
über prozessorientierte strategie<br />
AutorEn<br />
dr. thorsten Freiberger<br />
ist Leiter Business Management<br />
der Landesbank Berlin AG.<br />
Das Firmenkundengeschäft gleicht in den vergangenen Jahren einer Achterbahnfahrt. Zeitweise als potentieller<br />
Wertvernichter gehandelt, ist es heute wieder eine wichtige Ertragssäule. Damit das künftig so bleibt, hat die<br />
Landesbank Berlin in einem Zukunftsprojekt die vergangene Dekade intensiv analysiert und in der Folge verschiedene<br />
Megatrends herausgearbeitet. Die werden das Geschäftsfeld, etwa beim Vertriebswegemix, massiv verändern.<br />
Auch Social-Media steht vor einem Wandel vom Kommunikations- zum Vertriebskanal. Schnell und flexibel<br />
reagieren müssen die Firmenkundenbetreuer künftig auch auf neue Branchen, die sich aus der Mitte der Wissensgesellschaft<br />
heraus entwickeln.<br />
vor dem Hintergrund der im vergangenen<br />
Jahrzehnt gemachten Erfahrungen<br />
und den drastischen Umbrüchen, die derzeit<br />
zu verzeichnen sind, bleibt es zentrale Aufgabe<br />
der Firmenkunden-Verantwortlichen, den<br />
Blick für künftige Entwicklungen zu schärfen<br />
und darauf zu reagieren. Im zu erwartenden<br />
volatilen Umfeld dürfte das allerdings immer<br />
schwerer fallen. Eine Beschäftigung<br />
mit dem Geschäftsfeld sollte deshalb stets<br />
als elementarer Prozessteil im Rahmen der<br />
Strategieentwicklung und -überprüfung<br />
verstanden werden.<br />
Blick in die zukunft<br />
auch in guten zeiten<br />
Vielfach werden Zukunftsanalysen dann<br />
durchgeführt, wenn sich Unternehmen<br />
oder Teile davon in einer krisenhaften<br />
Situation befinden. Sind die Ergebnisse<br />
dagegen positiv, wird sich nur ungern<br />
mit künftigen Entwicklungen beschäftigt.<br />
Mitunter wirkt sich ein solches Verhalten<br />
fatal aus, da Marktumbrüche, verändertes<br />
Kundenverhalten oder gar das Wegbrechen<br />
ganzer Geschäftsmodelle nicht oder erst<br />
zu spät erkannt werden. Um auf derartige<br />
Entwicklungen reagieren zu können, sollte<br />
man sich beständig mit der Zukunft beschäftigen.<br />
Dieser Blickwinkel ist vor allem<br />
angesichts signifikant zunehmender Volatilitäten<br />
in den Märkten ein entscheidendes<br />
Kriterium für das strategische Management<br />
– auch im Firmenkundengeschäft. Da sich<br />
alle Geschäftskunden in ihrem Alltag und<br />
auf ihren Märkten diesen Volatilitäten<br />
stellen müssen, ist es wenig plausibel<br />
anzunehmen, dass sich Gewerbe- und<br />
Firmenkundengeschäft in einem stabilen<br />
Umfeld bewegt.<br />
Aufgabe ist es, frühzeitig generelle und<br />
relevante Trends im Firmenkundengeschäft<br />
zu identifizieren, um daraus Impulse für<br />
dessen künftige Gestaltung abzuleiten.<br />
Ein Zukunftsprojekt kann dabei zugleich<br />
Ausgangspunkt und erster Schritt eines<br />
Transformationsprozesses sein, wenn<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen<br />
Funktionen in diese Diskussion<br />
einbezogen werden.<br />
Damit werden immer wieder unterschiedliche<br />
Sichtweisen und Erfahrungen genutzt,<br />
um Zukunftsprojektionen überprüfen zu<br />
können. Zugleich ist diese Vorgehensweise<br />
ein wesentlicher Baustein für Veränderung,<br />
um über die Einbeziehung auch Akzeptanz<br />
für das Zukunftsbild und die daraus abzuleitenden<br />
Schlussfolgerungen und Handlungsnotwendigkeiten<br />
zu gewinnen.<br />
Schließlich lassen die bereits heute<br />
erkennbaren Trends Veränderungen in<br />
der Arbeitsweise vieler Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Firmenkundengeschäft<br />
erwarten. In einem Workshop-basierten Vorgehen<br />
werden unter Hinzuziehung externer<br />
Experten und auf Basis der Analyse vorhandener<br />
Sekundärquellen Trends identifiziert<br />
sowie Handlungsalternativen aufgezeigt<br />
und getestet .<br />
„erdung“ der erkenntnisse<br />
Eine der Kernfragen der Auseinandersetzung<br />
mit künftigen Entwicklungen ist immer die<br />
nach der Validität der beobachteten Trends.<br />
Gerade in Zeiten hoher Volatilität lässt sich<br />
die Zukunft schwerer denn je vorhersagen.<br />
Beschäftigt man sich mit den künftigen<br />
Entwicklungen des Firmenkundengeschäfts,<br />
ist somit eine „Erdung“ der Erkenntnisse<br />
notwendig.<br />
dr. Jens sträter<br />
ist Partner der Unternehmungsberatung<br />
zeb/rolfes.schierenbeck.<br />
associates in Münster.<br />
Bewährt hat sich dabei, zunächst in die<br />
Vergangenheit zu blicken, um ein Gespür<br />
für Veränderungen und Veränderungsgeschwindigkeiten<br />
insgesamt zu bekommen.<br />
Für eine anschließende Beschäftigung mit<br />
künftigen Entwicklungen ist es sinnvoll, sich<br />
zunächst auf die Veränderungen der nahen<br />
Zukunft, etwa in einem Zeitraum von bis zu<br />
fünf Jahren zu konzentrieren. Die daraus abgeleiteten<br />
Entwicklungstrends werden dann<br />
auf ihre Stabilität für die fernere Zukunft<br />
untersucht – ein Zeitrahmen, der durchaus<br />
auch bis zu 15 Jahre umfassen kann. Damit<br />
entsteht ein „geerdetes“ Rahmenkonzept,<br />
aus dem sich Vorgaben für das Firmenkundengeschäft<br />
des eigenen Hauses ableiten<br />
lassen.<br />
Blick auf die letzte dekade<br />
Beschäftigt man sich mit der künftigen<br />
Entwicklung im Firmenkundengeschäft, ist<br />
stets ein Blick zurück auf die letzte Dekade<br />
hilfreich. Diese Rückschau dient nicht nur<br />
dazu, die dort beobachteten Entwicklungen<br />
einfach linear fortzuschreiben. Vielmehr geht<br />
es darum, den Blick für die marktlichen und<br />
inhaltlichen Entwicklungen der vergangenen<br />
Dekade zu schärfen und zugleich ein<br />
gemeinsames Verständnis von Tragfähigkeit<br />
und Weiterentwicklungserfordernissen zu<br />
entwickeln.<br />
Die letzte Dekade war geprägt durch<br />
einen Verlust von Marktanteilen der Großbanken<br />
im gewerblichen Kreditgeschäft.<br />
Lag der Marktanteil 2000 noch bei 18,9<br />
Prozent, betrug er im ersten Halbjahr 2011<br />
nur noch 12,2 Prozent. Diese Entwicklung<br />
ist mit ein Resultat von Rentabilisierungsstrategien<br />
der Großbanken. Diese<br />
Institute konzentrieren sich stärker auf<br />
168 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
„Cross-Selling-Produkte“ und generieren<br />
nur noch so viel Kreditgeschäft wie nötig.<br />
Marktanteile im Kreditgeschäft gewonnen<br />
haben dagegen die Sparkassen sowie der<br />
genossenschaftliche Sektor. Abbildung 1<br />
verdeutlicht die Marktanteilsentwicklungen<br />
der Bankensektoren. Dieser Berechung<br />
liegen Kredite an inländische Unternehmen<br />
(ohne FI) sowie Selbstständige (ohne Wohnungsbau)<br />
zugrunde,<br />
Auch inhaltlich hat sich das Firmenkundengeschäft<br />
der Institute in der letzten<br />
Dekade stark verändert. Zwei Entwicklungen<br />
waren dafür prägend:<br />
> „Standardisierung“ der Vertriebsprozesse<br />
> Einführung von Basel II.<br />
Die Vertriebsprozesse im Firmenkundengeschäft<br />
haben sich stark verändert. Vertriebsstandards,<br />
im Privatkundengeschäft schon<br />
länger etabliert, sind in ihren Grundzügen<br />
auch in das Firmenkundengeschäft eingezogen.<br />
Themen wie Potenzialermittlung für<br />
einzelne Kunden und eine daraus abgeleitete<br />
zentrale Zielkundenauswahl, die Etablierung<br />
standardisierter Gesprächstypen<br />
(Strategie-, Bilanz-, Ratinggespräch etc.),<br />
Kundenplanung und Aktivitätenmanagement<br />
haben Qualität und Effizienz der Betreuung<br />
im Firmenkundengeschäft deutlich<br />
erhöht. Studien belegen, dass Kreditinstitute,<br />
die diese Themen konsequent eingeführt<br />
und hausindividuell weiterentwickelt<br />
haben, erfolgreicher sind und damit höhere<br />
Deckungsbeiträge pro Kunde erwirtschaften<br />
als durchschnittliche Institute.<br />
Die Einführung von Basel II war für<br />
Banken und Sparkassen Chance und Herausforderung<br />
zugleich. Erst durch die<br />
Vorschriften aus dem Regelwerk zu Basel II<br />
werden Risikokosten heute präzise gemessen<br />
und gleichzeitig belastbare Ratings<br />
für Firmenkunden gebildet. Erstmals ist<br />
dadurch auch ein risikoadjustiertes Pricing<br />
mit der Konsequenz eingeführt worden,<br />
Kreditkonditionen zwischen „guten“ und<br />
„schlechten“ Schuldnern zu spreizen.<br />
Mobilisiert werden konnten ferner<br />
Risiken, etwa durch die Verbriefung der<br />
Kredite im Mittelstandsgeschäft. Insgesamt<br />
hat das Basel-II-Regelwerk die<br />
Stückkosten im Kreditgeschäft – vor allem<br />
durch die Entwicklung und Einführung von<br />
Rating-Verfahren und Steuerungssystemen<br />
– erhöht. Die Eigenkapitalkosten sind im<br />
Durchschnitt nicht gestiegen. Die EK-Unterlegung<br />
orientiert sich seit Basel II deut-<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
marktanteile im gewerblichen kreditgeschäft<br />
ABBildung 2<br />
grundlogik der zukunftsanalyse<br />
1) In Anlehnung an Matthias Horx<br />
lich stärker am Risiko der eingegangenen<br />
Geschäfte, was sich auf die Kreditinstitute<br />
sehr individuell auswirkt.<br />
regulierung und megatrends<br />
als treiber von Veränderung<br />
Auf der Basis der Analyse der vergangenen<br />
Dekade wird der Blick auf die Zukunft gerichtet.<br />
Der Grundlogik der Zukunftsanalyse folgend<br />
sollen künftige Rahmenbedingungen<br />
geklärt und „Megatrends“ herausgearbeitet<br />
werden. Aus den sich abzeichnenden Konsequenzen<br />
für den Mittelstands,- Banken- und<br />
Arbeitsmarkt können dann Vorhersagen und<br />
Vorgehensweisen für das Firmenkundengeschäft<br />
abgeleitet werden (s. Abb. 2).<br />
Als Megatrend wird dabei in Anlehnung<br />
an die Definition des Zukunftsforschers<br />
Matthias Horx ein Phänomen bezeichnet,<br />
vertrieb<br />
das international zu beobachten ist, über<br />
mindestens zwei Dekaden Gültigkeit hat<br />
und in allen relevanten Lebensbereichen<br />
erkennbar und stabil ist. Es verkraftet somit<br />
auch eventuelle kurzfristige Rückschläge.<br />
Fünf Megatrends sind für das Firmenkundengeschäft<br />
relevant.<br />
Der Megatrend „Klimawandel/Rohstoffknappheit“<br />
beschreibt globale Konsequenzen.<br />
Er beantwortet die Frage, wie sich klimatische<br />
Veränderungen (Temperaturanstieg,<br />
Anstieg Meeresspiegel etc.) mit ihren daraus<br />
abgeleiteten regulatorischen Auswirkungen<br />
(staatliche Auflagen, Emissionshandel etc.)<br />
sowie eine Rohstoffknappheit auf Wirtschaft<br />
und Gesellschaft auswirken.<br />
Das Thema „Nachhaltigkeit“ wird bei der<br />
Risikobeurteilung durch die Kreditwirtschaft<br />
verstärkt in die Bewertung von Unternehmen<br />
169<br />
¯
¯<br />
vertrieb<br />
eingehen. Zudem wird sich die Wirtschafts-<br />
bzw. Branchenstruktur durch diesen Megatrend<br />
mittelfristig deutlich verschieben.<br />
„Clean Tech“-Themenfelder werden danach<br />
deutlich schneller an Bedeutung gewinnen.<br />
Banken und Sparkassen müssen sich frühzeitig<br />
darauf einstellen, Risiken in klassischen<br />
Wirtschaftszweigen zu begrenzen und<br />
Chancen in der Finanzierung und Beratung<br />
von Clean-Tech-Branchen zu nutzen. Die genauen<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
die (internationale) Wirtschaftsstruktur lassen<br />
sich heute noch nicht mit hinreichender<br />
Genauigkeit prognostizieren.<br />
Der „Demografische Wandel“ hat dagegen<br />
sehr gut prognostizierbare Auswirkungen<br />
auf den Mittelstands-, Banken- und<br />
Arbeitsmarkt. Zwei Phänome sind für das<br />
Bankgeschäft vor allem relevant:<br />
> Das unterschiedliche Bevölkerungswachstum<br />
in der einzelnen Regionen der Erde:<br />
Wachstumsstarke Regionen wie Asien<br />
oder Lateinamerika werden dadurch im<br />
internationalen Kontext wirtschaftlich an<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
> Der starke Alterungsprozess der deutschen<br />
Bevölkerung und der damit einhergehende<br />
Rückgang der Erwerbstätigen,<br />
vor allem der jungen, gut ausgebildeten<br />
Nachwuchskräfte: Der Kampf um gut ausgebildete<br />
Nachwuchskräfte wird gerade<br />
für das Firmenkundengeschäft zu einem<br />
entscheidenden Erfolgsfaktor werden.<br />
Der schon heute deutlich spürbare Megatrend<br />
der „Internationalisierung/Globalisierung“<br />
wird sich weiter fortsetzen. Alle<br />
Prognosen gehen davon aus, dass der<br />
Außen- bzw. Welthandel im Vergleich zur<br />
nationalen Wertschöpfung (BIP) überproportional<br />
wachsen wird und damit auch die<br />
grenzüberschreitenden Finanzströme weiter<br />
anschwellen. Eine Internationalisierung<br />
wird dabei zunehmend auch kleinere Mittelständler<br />
erfassen, für die sich durch hohe<br />
Spezialisierung Chancen in internationalen<br />
Wertschöpfungsketten eröffnen. Für die Finanzwirtschaft<br />
wird das Thema „Follow your<br />
Customer“ und das Abdecken internationaler<br />
Finanzbedürfnisse zunehmend zum wichtigen<br />
Differenzierungsfaktor im Wettbewerb.<br />
Zu erwarten ist zudem, dass die Auslandsbanken<br />
– nach der „finanzkrisenbedingten“<br />
Pause – wieder vermehrt auf den deutschen<br />
Markt drängen, um sich dort verstärkt um<br />
den deutschen Mittelstand zu kümmern.<br />
In engem Zusammenhang mit einer<br />
Globalisierung steht der Megatrend „2-<br />
ABBildung 3<br />
trendlandkarte<br />
mittelstandsmarkt Bankenmarkt arbeitsmarkt<br />
Speed-World/volatile Welt“. Gerade die Wirtschaftsleistung<br />
der Schwellenländer wird im<br />
Vergleich zu den etablierten Industrienationen<br />
deutlich stärker wachsen. Die neuen<br />
Gravitationszentren werden daher in Asien<br />
sowie im Mittleren und Nahen Osten liegen.<br />
Gerade in diesen Märkten müssen die Institute<br />
neu entstehende Chancen nutzen. Eine<br />
breite Kundenbasis (Kunden-Franchise),<br />
Zugang zu Primärliquidität, Risikosteuerung<br />
und Kapitalausstattung werden in der immer<br />
volatileren Welt zudem Kernerfolgsfaktoren.<br />
Der Megatrend „Wissensgesellschaft/<br />
Innovation“ wird für die Zukunftsausrichtung<br />
große Bedeutung haben. Innovationen<br />
werden gerade für die Industrienationen zu<br />
entscheidenden Triebkräften für Wachstum<br />
und Produktivität. Immaterielle Vermögenswerte<br />
und Patente werden als Kreditsicherheiten<br />
für Banken und Sparkassen immer<br />
wertvoller. Technologische Entwicklungen<br />
wie Videotelefonie, permanent verfügbare<br />
Breitbandverbindungen, semantisches Web<br />
2.0 oder Soziale Netzwerke haben entscheidende<br />
Auswirkungen auf das Bankgeschäft.<br />
Die Transparenz von Preisen und Dienstleistungsqualität<br />
wird auch im Firmenkundengeschäft<br />
deutlich ansteigen und es werden<br />
neue Kontaktpunkte zum sowie neue Dienstleistungsangebote<br />
für Kunden entstehen.<br />
Für Mitarbeiter wird das Arbeitsumfeld komplexer,<br />
wodurch lebenslange Weiterbildung<br />
stark an Bedeutung gewinnt.<br />
Neben den hier nur in den Grundzügen<br />
erläuterten Megatrends wird das neue regulatorische<br />
Umfeld – vor allem Basel III – über<br />
die verschärften Kapitalanforderungen und<br />
Liquiditätsnormen die Geschäftsmodelle<br />
im Firmenkundengeschäft verändern. Das<br />
Ankerprodukt Kredit wird noch stärker<br />
als heute mit dem Kernbankanspruch der<br />
kreditgebenden Bank verknüpft werden.<br />
Die höheren EK-Kosten werden den Kredit<br />
zusätzlich verteuern.<br />
Produktbündelungen (zwischen Aktiv-<br />
und Passivgeschäften), strukturierte<br />
Produkte und das Kapitalmarktgeschäft<br />
werden an Bedeutung gewinnen. Zudem<br />
könnten „Buy and Sell“-Ansätze (Verbriefungen<br />
etc.) und das aktive Kreditportfoliomanagement<br />
eine Renaissance erfahren.<br />
Außer Basel III wird auch der Anlegerschutz<br />
im künftigen Firmenkundengeschäft eine<br />
Rolle spielen, da die Informations- und<br />
Dokumentationspflichten voraussichtlich<br />
auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />
gültig sein werden.<br />
Durch die Pflicht zur Erstellung von<br />
„Beipackzetteln“ und Beratungsprotokollen<br />
werden das Adressieren des Anlagepotenzials<br />
auf der Unternehmensseite und das Ausschöpfen<br />
der Privatseite des Unternehmers<br />
tendenziell erschwert.<br />
auswirkungen auf das<br />
Firmenkundengeschäft<br />
Die aus den Rahmenbedingungen und Megatrends<br />
abgeleiteten Vorhersagen haben<br />
Auswirkungen auf drei unterschiedliche Teilmärkte<br />
des Firmenkundengeschäfts:<br />
> Mittelstandsmarkt in Deutschland als<br />
Kundenteil<br />
> Bankenmarkt als Wettbewerbsteil<br />
> Arbeitsmarkt als wesentlicher Ressourcenteil.<br />
Mit diesen drei Teilmärkten lässt sich eine<br />
Trendlandkarte entwickeln, die einen aggregierten<br />
Überblick über Themenfelder der<br />
Zukunft gibt (s. Abb. 3).<br />
handlungsfelder<br />
Aus der Trendlandkarte lässt sich ein ganzes<br />
Bündel von Handlungsfeldern und Maßnahmen<br />
ableiten, mit deren Umsetzung in den<br />
170 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
nächsten Jahren die Zukunftsfähigkeit des<br />
Geschäftsmodells im Firmenkundengeschäft<br />
unterstützt werden muss.<br />
Ausgangspunkt ist die im Wettbewerbsumfeld<br />
notwendige Klarheit zur eigenen<br />
„Unique Selling Proposition (USP). Nur die<br />
Differenzierung mit klaren Leistungsversprechen<br />
werden in einem zunehmenden<br />
Wettbewerb ausreichende Marktpositionen<br />
sichern können. Dazu ist ein prozessorientierter<br />
Strategieansatz mit regelmäßigem<br />
Zukunftsradar unumgänglich.<br />
Ein wichtiges Handlungsfeld im Firmenkundengeschäft<br />
ist sicherlich, den Vertriebswegemix<br />
weiterzuentwickeln. Immer<br />
noch besteht das Firmenkundengeschäft<br />
nämlich vor allem aus einer persönlichen<br />
Betreuungskomponente. Offen ist, ob das<br />
auch künftig so bleiben wird.<br />
Wenig beachtet von Betreuern nutzen<br />
Firmenkunden in Deutschland bereits heute<br />
den parallelen Zugang zur Bank über das<br />
Internet, derzeit zumeist für die Zahlungsverkehrsdienstleistungen.<br />
Das wirft zwei<br />
Fragen auf:<br />
> Was passiert, wenn Unternehmen diesen<br />
Weg künftig deutlich stärker auch für andere<br />
Produkte nutzen?<br />
> Welche Rolle spielt noch die persönliche<br />
Betreuung und Beratung?<br />
Man kann davon ausgehen, dass im künftigen<br />
Firmenkundenmarkt die Kontaktpunkte der<br />
Kunden zur Bank deutlich vielfältiger sein<br />
werden als bisher. Für Standardnachfragen<br />
und -lösungen wird der Vertriebsweg Internet<br />
zunehmend die erste Wahl der Kunden<br />
sein. Für diese Produkte dürften sie sich weitgehend<br />
von ihrem Berater „emanzipieren“.<br />
Auf der anderen Seite wird es in einer zunehmend<br />
komplexeren Welt auch Bedarf für<br />
persönliche und hochqualifizierte Beratung<br />
geben. Abzuwarten bleibt, welche Funktion<br />
Social-Media dabei übernehmen wird. Bisher<br />
eher als Kommunikationskanal genutzt,<br />
könnte die Technologie bald ein Vertriebsweg<br />
für das Firmenkundengeschäft sein.<br />
Ob sie sich wirklich in diese Richtung<br />
entwickelt, ist aus heutiger Sicht eine<br />
offene Frage. Es empfiehlt sich, derartige<br />
Entwicklungen intensiv zu beobachten und<br />
erste eigene Erfahrungen im Umgang mit<br />
Social-Media-Plattformen zu sammeln.<br />
Im Business-Netzwerk xing moderiert der<br />
Bereich Firmenkundengeschäft der Landesbank<br />
Berlin etwa den GründerClub Berlin für<br />
die Kundengruppen Existenzgründer und<br />
Unternehmensnachfolger.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
Quelle: Bernd Boscolo/Pixelio<br />
Veränderungen etablierter und Entwicklung<br />
neuer Branchen aus der Wissensgesellschaft<br />
stellen neue Anforderungen<br />
an das Firmenkundengeschäft. Noch ist<br />
offen, wie auf Strukturen kleinteiliger, aber<br />
auf Kooperation ausgelegter Unternehmen<br />
in interessanten und wachstumsstarken<br />
Branchen reagiert wird, wenn diese Finanzierungen<br />
größeren Umfangs eingehen<br />
und klassische Formen und Besicherungen<br />
zu kurz greifen. Hier dürften nur solche<br />
Institute eine Chance haben, die über tatsächliches<br />
Branchen-Know-how verfügen,<br />
und in diesen neuen Strukturen Finanzierungen<br />
sowie Geschäftsmodelle valide<br />
beurteilen können. Auch werden diese<br />
Unternehmen Sparkassen und Banken<br />
suchen, die eben über dieses Know-how<br />
verfügen.<br />
Zudem muss geklärt werden, wie die einzelnen<br />
Häuser auf die Auswirkungen zunehmender<br />
Regelungen für das Geschäftsmodell<br />
des Firmenkundengeschäfts reagieren<br />
und den erhöhten Anforderungen gerecht<br />
werden. Dies kann auch Auswirkungen auf<br />
die Ausgestaltung des Produktportfolios<br />
sowie auf Produktmerkmale haben und gilt<br />
vertrieb<br />
Statt auf große repräsentative Zentralen setzen innovative und neu gegründete Firmen verstärkt<br />
auf dezentrale Strukturen und Vernetzung der Mitarbeiter an unterschiedlichen Orten. Auf solche<br />
Business-Konzepte müssen Firmenkundenberater ebenfalls schnell und flexibel reagieren.<br />
in erster Linie für das wichtige Handlungsfeld<br />
Preispolitik.<br />
Fazit<br />
Gerade in Zeiten zunehmender Volatilität<br />
lohnt sich die Auseinandersetzung mit den<br />
Zukunftstrends im Firmenkundengeschäft.<br />
Sie ist jedoch nur dann Erfolg versprechend,<br />
wenn sie als regelmäßiger Prozess<br />
betrachtet wird und sich nicht auf Einzelprojekte<br />
beschränkt. So verstanden kann<br />
eine Zukunftsanalyse den strategischen<br />
Rahmen der jeweiligen Agenda einer Bank<br />
oder Sparkasse im Firmenkundengeschäft<br />
setzen und Ausgangspunkt konkreter<br />
Handlungsfelder sein.<br />
Wesentlich für den Erfolg ist, Führungskräfte<br />
sowie Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter in den Zukunftsprozess einzubeziehen,<br />
um möglichst umfangreiche und<br />
unterschiedliche Auffassungen und Erfahrungen<br />
zu berücksichtigen. Nur so werden<br />
notwendige Veränderungen akzeptiert.<br />
Damit ist bereits ein erster wichtiger Schritt<br />
hin zu einem Transformationsprozess für das<br />
künftige Firmenkundengeschäft getan. ¯<br />
171
Quelle: BASF<br />
Qualitätsmanagement<br />
<strong>Strategische</strong> Verankerung des Qualitätsgedankens<br />
Höhere kundenorientierung<br />
durch Qualitätsstandards<br />
Autor<br />
dr. marco nirschl<br />
ist Referent beim Sparkassenverband<br />
Bayern in München.<br />
Zu den größten Herausforderungen der Kreditwirtschaft gehören steigende Leistungs- und Qualitätsansprüche der<br />
Kunden. Der „Qualitätsanbieter“ Sparkasse muss deshalb Werte wie Beratungs- und Servicequalität für Kunden<br />
noch stärker transparent machen. Qualität darf dabei nicht nur in strategische Konzepte gegossen, sondern<br />
muss aktiv von allen Mitarbeitern gelebt werden. Trotz unterschiedlicher Ausgangslage in den Instituten reichen<br />
mitunter kleine Veränderungen, um Qualitätsstandards zu etablieren und eine Qualitätskultur zu schaffen, wie eine<br />
Fachtagung bayerischer Sparkassen kürzlich gezeigt hat.<br />
Überlegene Qualität in Beratung und<br />
Service zu bieten – so lautet ein Hauptziel<br />
der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe.<br />
Eine Strategie, die den Weg dorthin<br />
vorgibt, ist die aktuelle Qualitätsoffensive<br />
der Sparkassen. Sie beschreibt Maßnahmen,<br />
die dabei helfen, dieses ambitionierte Ziel zu<br />
erreichen. Im Rahmen der Fachtagung „Qualitätsoffensive“,<br />
die der Sparkassenverband<br />
Bayern (SVB) im Herbst 2011 in Landshut veranstaltet<br />
hat, konnten sich die bayerischen<br />
Sparkassen ein Bild davon machen, wie<br />
mögliche Maßnahmen aussehen können.<br />
Eine dort durchgeführte Befragung zeigt,<br />
dass sich die Sparkassen im Bereich der Beratungs-<br />
und Servicequalität in den nächsten<br />
Jahren einiges vorgenommen haben.<br />
große anforderungen an<br />
Beratungs- und servicequalität<br />
Die Krisenzeiten im Finanzbereich haben<br />
Spuren hinterlassen, die deutliche Aus-<br />
In der Industrie ist das Qualitätsmanagement bereits ein eingespielter strategischer Prozess.<br />
In der Kreditwirtschaft werden Qualitätsstandards und eine gelebte Qualitätskultur ebenfalls<br />
immer stärker zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor.<br />
wirkungen auf die Bankbilanzen, aber vor<br />
allem auch auf das Kundenvertrauen haben.<br />
Gerade in dieser unsicheren Situation erwarten<br />
die Kunden von ihren Finanzpartnern<br />
deshalb eine überzeugende Beratungs- und<br />
Servicequalität. Sie ist Grundlage für ein<br />
Vertrauensverhältnis zum Berater bzw. zum<br />
Finanzinstitut. Sparkassen eröffnen sich<br />
gerade durch ihr auf Kundennähe und Qualität<br />
setzendes Geschäftsmodell einmalige<br />
Chancen, ihre Stellung als Marktführer und<br />
erster Ansprechpartner in allen Geldangelegenheiten<br />
auszubauen. Noch vor wenigen<br />
Jahren ist diese Qualitätsorientierung<br />
neben den eher verkaufsorientierten Strategien<br />
der Wettbewerber ins Hintertreffen<br />
geraten. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf die<br />
Werte Vertrauen, Qualität und Nachhaltigkeit<br />
zu besinnen, welche die Sparkassen<br />
auszeichnen und vom Wettbewerb differenzieren.<br />
So zeigt die Trendstudie „Bank & Zukunft<br />
2011“ des Fraunhofer-Instituts IAO, dass<br />
eine der größten Herausforderungen im<br />
Bankenmarkt der steigende Leistungs- und<br />
Qualitätsanspruch der Kunden ist. Gegenüber<br />
2010 ist die Bedeutung dieses Faktors<br />
um über 60 Prozent gestiegen. Als wichtigste<br />
„<strong>Strategische</strong> Leuchtturmprojekte“<br />
des Jahres 2011 haben die Befragten sich<br />
daher auch die Intensivierung des Kundenmanagements<br />
und die Professionalisierung<br />
des Prozess- und Qualitätsmanagements auf<br />
die Fahnen geschrieben. 1 Der Studie „Kundenmonitor<br />
Banken 2011“ des Kölner Marktforschers<br />
YouGov zufolge ist der Hauptgrund<br />
für den Wechsel einer Hauptbankverbindung<br />
1 Vgl. Spath, Dieter (Hrsg.); Bauer, Wilhelm; Praeg,<br />
Claus-Peter; Vocke, Christian: Trendstudie „Bank<br />
und Zukunft 2011“. Fraunhofer IAO, Stuttgart 2011.<br />
172 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012
außer hohen Kontoführungsgebühren vor<br />
allem eine schlechte Servicequalität. 2<br />
Diese Ergebnisse verdeutlichen den<br />
großen Handlungsbedarf, der mit einer Positionierung<br />
als Qualitätsanbieter einhergeht.<br />
Von großer Bedeutung ist es darüber hinaus,<br />
die Werte Beratungs- und Servicequalität<br />
auch zu transportieren und sie möglichst<br />
für alle Kunden transparent und erlebbar<br />
zu machen.<br />
Die Sparkassen haben derzeit noch ein<br />
unterschiedliches Qualitätsniveau und einige<br />
Testurteile bescheinigen den Sparkassen<br />
auch nur durchschnittliche Beratungsqualität.<br />
3 Sie wird durch rechtliche Vorschriften<br />
wie das Beratungsprotokoll beeinflusst.<br />
Dieses Procedere wird einerseits häufig als<br />
übertriebene Bürokratie wahrgenommen,<br />
sollte andererseits aber auch als Chance<br />
für qualitätsorientierte Institute gesehen<br />
werden. Auf jeden Fall tangieren diese Regulierungen<br />
auch den Wettbewerb, der mittlerweile<br />
das Thema Qualität, zumindest in der<br />
Kommunikation, ebenfalls für sich entdeckt<br />
hat und offensiv damit wirbt.<br />
Eines ist jedenfalls sicher: Die Qualität<br />
einer Leistung kann direkt vom Kunden beurteilt<br />
werden. Der Kunde weiß, was er will und<br />
zieht bei Missfallen seine Konsequenzen.<br />
Nur Kunden, deren Erwartungen erfüllt oder<br />
sogar übertroffen werden, sind zufrieden<br />
und kommen wieder.<br />
Qualitätsoffensive der sparkassen<br />
Die Sparkassen haben diese Entwicklungen<br />
längst erkannt. Einige Konzepte und Instrumente,<br />
die in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt<br />
und umgesetzt worden sind, finden<br />
sich gebündelt im aktuellen Projekt „Qualitätsoffensive“<br />
wieder. Es ist vom Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverband (DSGV) angestoßen<br />
worden und befindet sich aktuell im<br />
Roll-out. Abbildung 1 gibt einen Überblick<br />
über Ausgangslage, grobe Inhalte und gewünschte<br />
bzw. angestrebte Auswirkungen<br />
der Qualitätsoffensive. 4<br />
Die Qualitätsoffensive nimmt die Kundenperspektive<br />
ein und geht davon aus,<br />
dass sich Qualität indirekt über die Kundenzufriedenheit<br />
und Erwartungen der Kunden<br />
messen lassen. Auf dieser Basis sowie der<br />
Geschäftsstrategie der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
sind sieben Qualitätsversprechen erarbeitet<br />
worden. Dazu gehören Themen wie:<br />
> Aktive und kontinuierliche Betreuung der<br />
Kunden<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
ABBildung 1<br />
> Kompetente, bedarfs- und kundengerechte<br />
Beratung<br />
> Professionelles Auftreten der Kundenberater.<br />
Jedes Versprechen ist in einem zweiten<br />
Schritt konkretisiert worden. Dafür wurden<br />
für jedes Qualitätsversprechen wesentliche<br />
Handlungsfelder mit den entsprechenden<br />
Standards festgelegt und entsprechende<br />
Verbesserungsmaßnahmen sowie Hinweise<br />
zur Messung von Zielvorgaben bzw. Standards<br />
definiert.<br />
Eine Definition von Qualitätsstandards<br />
reicht allein jedoch nicht aus, um das Thema<br />
dauerhaft und nachhaltig in den Sparkassen<br />
zu verankern.<br />
Zur Unterstützung muss etwa die Organisationsstruktur,<br />
die interne wie externe<br />
Kommunikation und die Vermarktung grundlegend<br />
angepasst werden. Daher sind außer<br />
Qualitätsversprechen und in den einzelnen<br />
Handlungsfeldern festgelegten Standards<br />
weitere wichtige Themenbereiche definiert<br />
und ausgearbeitet worden. Sie lassen sich<br />
Qualitätsmanagement<br />
ausgangslage, inhalte und auswirkungen der Qualitätsoffensive<br />
Vision &<br />
Strategie<br />
Medien/<br />
Öffentlichkeit<br />
RegulatorischeAnforderungen<br />
ABBildung 2<br />
Qualitätsversprechen<br />
Beratung &<br />
Service<br />
Handlungsfelder<br />
Standards &<br />
Maßnahmen<br />
Qualitätskultur<br />
Instrumente<br />
& Emotionen<br />
Zufriedene<br />
Kunden/<br />
Mitarbeiter<br />
handlungsfelder bei unterschiedlicher ausprägung von<br />
Qualitätsstandards und -kultur<br />
Qualitätskultur<br />
Wie wird Qualität<br />
in der Sparkasse<br />
gelebt?<br />
„Was wir<br />
unseren Kunden<br />
versprechen“<br />
hoch<br />
gering<br />
Qualitätsoffensive<br />
„Wie wir unsere<br />
Versprechen<br />
einhalten“<br />
gering<br />
„Wie wir Qualität<br />
in den Sparkassen<br />
leben“<br />
Instrumente und<br />
Umsetzungshilfen<br />
bereitstellen<br />
Thema Qualität<br />
zielgerichtet auf<br />
die Agenda setzen<br />
Qualitätsstandards<br />
Wie gut ist Qualität in Beratung<br />
und Service verankert?<br />
Wirtschaftlicher<br />
Erfolg<br />
Instrumente<br />
verfeinern und externe<br />
Kommunikation<br />
verstärken<br />
Interne<br />
Kommunikation<br />
verbessern<br />
hoch<br />
unter dem Begriff der Qualitätskultur zusammenfassen.<br />
5<br />
ergebnisse nutzbar<br />
für jede ausgangslage<br />
Je nachdem wie umfassend Qualitätsstandards<br />
definiert und umgesetzt wurden und<br />
wie ausgeprägt eine Qualitätskultur im Haus<br />
etabliert ist, können die Sparkassen auf<br />
die Ergebnisse der Qualitätsoffensive<br />
2 Vgl. Gaedeke, Oliver; Hiesinger, Sven: Kundenmonitor<br />
Banken 2011 – Entwicklungen, Trends und<br />
Chancen im deutschen Bankenmarkt. YouGovPsychonomics,<br />
Köln 2011.<br />
3 Vgl. z. B. O. V.: Banken im Test – Die große Blamage.<br />
In: Finanztest 01/2010, S. 22 ff. und O. V.: Banken im<br />
Test – Die Blamage geht weiter. In: Finanztest<br />
08/2010, S. 24 ff.<br />
4 Vgl. z. B. Grunwald, Ellen; Wagner, Christian: Qualitätsführerschaft:<br />
Der Weg zum Ziel. In: Sparkassenmarkt,<br />
Juli/August 2011, S. 8.<br />
5 Vgl. Grunwald, Ellen; Wagner, Christian; Krause, Ingmar;<br />
Kästner, Normann: Dauerhafter Erfolg erfordert<br />
Qualitätsführerschaft. In: Betriebswirtschaftliche<br />
Blätter, 07/2011, S. 367.<br />
173<br />
¯
¯<br />
Qualitätsmanagement<br />
zurückgreifen. Unabhängig von der Ausgangslage<br />
bietet sie Lösungen für alle<br />
Häuser. Abbildung 2 zeigt schematisch<br />
unterschiedliche Ausprägungen der Qualitätskultur<br />
und der Qualitätsstandards auf<br />
und weist auf Handlungsfelder hin, die für<br />
die unterschiedlichen Ausprägungen notwendig<br />
sind.<br />
Qualitätsgedanken besser<br />
in sparkassen verankern<br />
Im Rahmen der bereits genannten Fachtagung<br />
sind die Vertreter der bayerischen<br />
Sparkassen dazu befragt worden, wie sie<br />
in puncto Beratungs- und Servicequalität<br />
aufgestellt sind. Für diese erste Standortbestimmung<br />
wurde ein entsprechender Fragebogen<br />
entwickelt. Die kurze Befragung dient<br />
als Diagnose-Instrument, um den Ist-Zustand<br />
sowie die in etwa drei Jahren angestrebte<br />
Qualitätssituation im Bereich Beratung und<br />
Service grob zu bestimmen. Dabei wird die<br />
aktuelle und künftige Qualitätsorientierung<br />
bzw. die Ausprägung von Qualitätsstandards<br />
und Qualitätskultur der Institute bestimmt.<br />
Über die Antworten zu gezielten Fragen kann<br />
die Sparkasse einem bestimmten Portfolio-<br />
Modell zugeordnet werden.<br />
Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der<br />
Befragung, an der sich 46 bayerische Sparkassen<br />
beteiligt haben. Auf der horizontalen<br />
x-Achse wird dabei dargestellt, wie sich<br />
Qualitätsstandards etabliert haben. Sie ermöglicht<br />
eine Aussage darüber, wie gut der<br />
Qualitätsgedanke in Beratung und Service<br />
verankert ist. Die vertikale Y-Achse zeigt<br />
den Ausprägungsgrad der Qualitätskultur.<br />
Sie sagt aus, wie Qualität in der Sparkasse<br />
gelebt wird. Pro Sparkasse sind in der<br />
Grafik zwei Punkte dargestellt, die der<br />
aktuellen und der künftigen Ausprägung<br />
dieser beiden Aspekte entsprechen. Die<br />
ebenfalls in der Grafik (für jedes Institut)<br />
eingezeichnete Verbindungslinie zwischen<br />
der heutigen und künftigen Ausrichtung<br />
stellt dementsprechend den angestrebten<br />
Entwicklungspfad der Sparkasse der nächsten<br />
drei Jahre dar.<br />
Die Grafik zeigt deutlich, dass eine Entwicklung<br />
von links unten nach rechts oben<br />
angestrebt wird. Tendenziell verfolgen<br />
also die befragten Sparkassen das Ziel,<br />
sich sowohl bei den Qualitätsstandards<br />
als auch der Qualitätskultur weiterzuentwickeln.<br />
Grundsätzlich ist nach Selbsteinschätzung<br />
der Häuser der Status quo<br />
bereits durchaus positiv. Dennoch gibt<br />
ABBildung 3<br />
entwicklung des Qualitätsgedankens in Beratung und service<br />
Qualitätskultur<br />
Wie wird Qualität<br />
in der Sparkasse<br />
gelebt?<br />
hoch<br />
gering<br />
gering<br />
es weiteres Potenzial, das die Sparkassen<br />
ausschöpfen möchten.<br />
Wie können Sparkassen die gewünschte<br />
Positionierung erreichen? Für die Institute<br />
ist die jeweilige Ausgangslage, um die<br />
Qualität in Beratung und Service zu forcieren,<br />
recht unterschiedlich. Diese Situation wurde<br />
bei der Qualitätsoffensive aufgegriffen. Daher<br />
wurde das Projekt modular aufgebaut<br />
und bietet für alle Häuser – unabhängig von<br />
ihrer Ausgangssituation – geeignete Konzepte,<br />
Beispiele und Lösungsansätze:<br />
> Sind Qualitätskultur und -standards<br />
gleichermaßen schwach ausgeprägt,<br />
ist es wichtig, das Thema Qualität zielgerichtet<br />
auf die Agenda zu setzen. Die<br />
Qualitätsoffensive kann als Einstieg auf<br />
dem Weg zum Qualitätsanbieter dienen<br />
und Instrumente und Vorgehensweisen<br />
(Beschwerdemanagement, Check-Listen<br />
für Beratungsvorbereitung, -durchführung<br />
und -nachbereitung, professionelles<br />
Auftreten der Mitarbeiter etc.), aber auch<br />
erste Maßnahmen bereitstellen, um vor<br />
allem interne und externe Kommunikation<br />
zu unterstützen.<br />
> Sind Qualitätsstandards nur rudimentär<br />
umgesetzt, eine Qualitätskultur im<br />
Haus aber spürbar vorhanden, müssen<br />
Instrumente und Umsetzungshilfen bereitgestellt<br />
werden, um die Einstellung<br />
der Mitarbeiter auch hausweit einheitlich<br />
in den Kundenkontakt übertragen zu<br />
können. Die Qualitätsoffensive stellt dafür<br />
einen Umsetzungs- bzw. Instrumentenbaukasten<br />
bereit, der eine Standardisierung<br />
unterstützt (Check-Listen, Leitfäden,<br />
Standardprozesse etc.).<br />
> Ist keine als ausreichend zu bezeichnende<br />
Qualitätskultur im Haus vorhanden, Qualitätsstandards<br />
aber durchaus definiert und<br />
im Einsatz, sollte die interne Kommunikation<br />
verbessert werden. Der wichtigste<br />
Qualitätsstandards<br />
Wie gut ist Qualität in Beratung<br />
und Service verankert?<br />
Schritt ist dabei, für das Thema Qualität zu<br />
motivieren und zu begeistern (Veranstaltungen,<br />
Besuch von Best Practice-Unternehmen<br />
etc.) sowie Qualität vorzuleben.<br />
Qualität zu honorieren (Integration von<br />
Qualität in Beurteilungen, Belobigungen<br />
etc.), Verantwortlichkeiten zu schaffen<br />
(Verteilung der Verantwortlichkeit für<br />
Qualität auf viele Mitarbeiter etc.) und<br />
Mitarbeiterentwicklung zu fördern, spielen<br />
eine große Rolle.<br />
> Sind Qualitätskultur und -standards hoch<br />
entwickelt, müssen die Instrumente verfeinert<br />
und die externe Kommunikation<br />
weiter verstärkt werden (Definition von<br />
Servicegarantien, Einsatz von Zertifikaten<br />
etc.). Ein Qualitäts-Reporting kann Aufschluss<br />
über Erfolge und eine Weiterentwicklung<br />
der Sparkasse geben. Insgesamt<br />
ist es wichtig, durch entsprechende Leitfäden<br />
und Argumentationshilfen das Selbstbewusstsein<br />
im Auftreten der Mitarbeiter<br />
weiter zu stärken.<br />
Fazit<br />
Als Grundlage bei der Forcierung der Beratungs-<br />
und Servicequalität ist es wichtig,<br />
einen Überblick über den Status quo im<br />
Haus zu haben. Dafür liefert die Qualitätsoffensive<br />
mit einem Schnell-Check (in<br />
der Regel in Form eines Tages-Workshops)<br />
das richtige Instrument. Dadurch werden<br />
strategische Handlungsfelder erkannt und<br />
können zielgerichtet aufgegriffen werden.<br />
Allerdings ist Qualität kein Projekt im klassischen<br />
Sinne, sondern muss vielmehr eine<br />
selbstverständliche Daueraufgabe sein,<br />
an der alle(!) Mitarbeiter ständig arbeiten.<br />
Doch der Erfolg wird in jedem Fall einem<br />
großen Engagement recht geben, denn als<br />
Ergebnis bleibt der langfristigste Hebel für<br />
den Erfolg: die Kundenzufriedenheit ¯<br />
174 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
hoch
DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />
seit einigen Jahren sehen sich Unternehmen,<br />
Banken und Sparkassen der<br />
Herausforderung der Kunden durch das<br />
Phänomen des sogenannten „Mitmach-<br />
Webs“ ausgesetzt. Die Nutzer tun dabei<br />
nichts, was sie nicht bereits vor der Erfindung<br />
der Begriffe „Web 2.0“ oder „Social<br />
Media“ getan haben: Sie kommunizieren<br />
miteinander, teilen sich die Erfahrungen<br />
mit Produkten und Institutionen mit oder<br />
sprechen sich gegenseitig Empfehlungen<br />
aus. Geändert haben sich die technischen<br />
Rahmenbedingungen. Sie erleichtern den<br />
Austausch und die Verknüpfung solcher<br />
Meinungsäußerungen in Blogs oder Netzwerken<br />
wie Facebook oder Twitter.<br />
Das Wachstum Sozialer Netzwerke im<br />
Internet scheint keine Grenzen zu kennen.<br />
Und neben den großen Playern wie<br />
Facebook oder Google Plus bilden sich<br />
nahezu täglich kleinere, mitunter auf bestimmte<br />
sehr enge Themen fokussierte<br />
Communities. Dabei handelts es sich um<br />
ein Phänomen, dem sich auch Banken und<br />
Sparkassen verstärkt stellen wollen, wie<br />
vor kurzem eine Studie des Beraters Steria<br />
Mummert Consulting herausgefunden hat.<br />
Bis zum Jahr 2014 wollen danach drei von<br />
fünf Instituten wenigstens einen Kanal in<br />
Social Media aktiv nutzen.<br />
Viele Sparkassen, wenn auch immer<br />
noch zu wenige, haben erste (positive) Erfahrungen<br />
in Sachen Social Media machen<br />
können. Proportional mit dem Wachstum<br />
des Interesses an Sozialen Netzwerken<br />
im Internet werden auch immer mehr<br />
Werkzeuge für die Nutzung der Dienste<br />
und die Erfolgsmessung von Aktionen und<br />
Kampagnen angeboten.<br />
Auf diese Weise professionell ausgestattet,<br />
wird dann auch meist gleich losgelegt.<br />
Denn Social Media kann offensichtlich<br />
jeder, schließlich scheinen damit ja auch<br />
Kinder und Jugendliche problemlos zurechtzukommen.<br />
Nun mag es zwar in der<br />
Geschichte der Menschheit durchaus Fälle<br />
gegeben haben, in denen der Sprung in das<br />
kalte Wasser tatsächlich dazu geführt hat,<br />
Schwimmen zu lernen. Solche Experimente<br />
enden üblicherweise aber anders.<br />
Social Media ist und bleibt in erster Linie<br />
Kommunikation. Das Engagement von Banken<br />
und Sparkassen in Sozialen Netzwerken<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
social Media<br />
braucht vor<br />
allem Zeit<br />
eröffnet die Chance, mit (Neu-)Kunden in<br />
den Dialog zu treten. Chancen, die immer<br />
noch viel zu oft ungenutzt bleiben. Das<br />
zeigen schon kleinere Stichproben in den<br />
Suchfunktionen der Netzwerke. Meinungen,<br />
Beschwerden oder Anfragen verhallen<br />
ungehört, obwohl das Institut dort aktiv<br />
vertreten ist. Und das hat nichts mit den<br />
eingesetzten Tools zu tun.<br />
Kommunikation in Social Media bedingt<br />
zweierlei: Anwender müssen wissen, was<br />
sie erzählen wollen, wie die die Aufmerksamkeit<br />
der Nutzer gewinnen, wie sie den<br />
Dialog führen und womit sie die aktive<br />
Beteiligung der Nutzer erreichen wollen.<br />
Optimal, wenn die Strategie dann auch die<br />
lokale Nähe und den geografischen Bezug<br />
des Instituts aufgreift.<br />
Die Entwicklung dieser Strategie und<br />
die Kommunikation selbst setzen zwei<br />
wichtige Güter voraus: Zeit und Kreativität.<br />
In vielen Instituten und Unternehmen geht<br />
es beim Thema Social Media zu stark um die<br />
Entwicklung von Richtlinien und Policies. So<br />
wichtig und richtig es auch ist, sich für alle<br />
erdenklichen Fälle vorzubereiten, besteht<br />
die Aufgabe des Managements und seiner<br />
Führungskräfte doch zunächst darin, das<br />
Potential der Ideen im eigenen Institut zu<br />
heben. Denn der größte Teil der Mitarbeiter<br />
ist heute mit Sicherheit ebenfalls Teil<br />
wenigstens eines Sozialen Netzwerks im<br />
Internet. Die dort gemachten Erfahrungen<br />
sind ein regelrechter Schatz an Input für<br />
eigene Strategien.<br />
Auf dem Weg zur passenden Kommunikationsstrategie<br />
und deren konkreten<br />
Maßnahmenplanung können externe<br />
Berater unterstützen, aber viele Ideen für<br />
überzeugende Kampagnen in Sozialen<br />
Netzwerken können aus den Köpfen gerade<br />
der Mitarbeiter erwachsen, die mit dem<br />
Internet aufgewachsen sind.<br />
Social Media unterscheidet sich in vielerlei<br />
Hinsicht von anderen Maßnahmen des<br />
meinung<br />
(Online-)Marketing. Denn Kommunikation<br />
erfordert Zeit und die Bereitschaft zuzuhören.<br />
Doch die Zeit ist in den meisten straff<br />
geführten Organisationen Mangelware.<br />
Natürlich sollen die Mitarbeiter Produkte<br />
verkaufen und Kunden beraten.<br />
Aber anders als im klassischen Marketing,<br />
genügt es nicht, einen Kanal zu bestücken<br />
oder lediglich Nachrichten auf Twitter<br />
vorab zu formulieren. Instrumente wie<br />
der Social Media Publisher, Themenpläne<br />
und Content aus regionalen Verbänden<br />
können einen wichtigen Grundbestand an<br />
Nachrichten und Informationen sicherstellen.<br />
Institute werden zudem in die Lage<br />
versetzt, ein breiteres Themenspektrum<br />
zu bearbeiten.<br />
Soll das Thema Social Media aber<br />
ernstgenommen werden, benötigen die<br />
Mitarbeiter vor allem eins: Zeit. Zeit, um<br />
etwa individuell auf die Anfragen von Kunden<br />
zu antworten, Zeit zuzuhören und die<br />
Zeit, die Kommunikation in Social Media<br />
auf die eigene Region zu beziehen. Die<br />
sprichwörtliche halbe Stunde, die in vielen<br />
Instituten den Mitarbeitern dafür eingeräumt<br />
wird, dürfte in den meisten Fällen<br />
nicht ausreichen.<br />
Das Erreichen von Reichweite, die<br />
Gewinnung von Fans und Followern über<br />
Facebook, Twitter & Co. und ein darüber<br />
geführter Dialog mit Interessenten und<br />
Kunden sind ein wichtiger erster Schritt,<br />
den längst noch nicht alle Institute erfolgreich<br />
gegangen sind.<br />
An dieser Stelle beginnt dann die eigentliche<br />
Arbeit für das Management. Denn<br />
was nutzen die besten Dialoge, die größten<br />
Reichweiten oder die treuesten Fans, wenn<br />
dies alles nicht in wirtschaftlichen Erfolg<br />
umgemünzt werden kann? Social Media<br />
allein aus Imagegründen zu betreiben, wäre<br />
viel zu schade. Die Integration von Social<br />
Media in den Geschäftsprozess des Instituts<br />
ist und bleibt die anspruchsvolle Aufgabe<br />
für das Management.<br />
stephan lamprecht<br />
arbeitet als freier Autor und Berater für Social<br />
Media Marketing in Ahrensburg bei Hamburg.<br />
Davor verantwortete er zuletzt fünf<br />
Jahre lang das Business Development eines<br />
großen deutschen Finanzdienstleisters.<br />
175
Magazin<br />
Interesse an Mobile Banking wächst<br />
Sparkassen-Apps haben mittlerweile<br />
eine riesige Fan-Gemeinde. Überzeugend<br />
sind nicht nur hohe Download-<br />
Zahlen, sondern mehr noch zahlreiche<br />
Auszeichnungen.<br />
” Die Sparkassen in Deutschland stellen<br />
ein weiter steigendes Interesse der Kunden<br />
an mobilen Banking-Anwendungen fest. Seit<br />
der Einführung im Frühjahr 2009 wurden die<br />
Sparkassen-Angebote für mobile Endgeräte<br />
mehr als zweieinhalb Millionen mal heruntergeladen.<br />
Mittlerweile loggen sich Kunden<br />
von Sparkassen neun Millionen Mal pro Monat<br />
mit einem mobilen Endgerät in ihr Mobile-Banking<br />
ein.<br />
„Sparkassen sind Innovationsführer bei<br />
mobilen Bankangeboten und werden diese<br />
Spitzenposition weiter ausbauen. Dabei stehen<br />
die Bedürfnisse der Kunden in einer<br />
mobiler werdenden Gesellschaft im Mittelpunkt“,<br />
sagt Werner Netzel, Geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des Deutschen<br />
Das EU-Parlament hat am 14. Februar<br />
die Verordnung zum Einheitlichen Euro-<br />
Zahlungsverkehrsraum (SEPA) gebilligt.<br />
” Die Sparkassen werden bei der Umsetzung<br />
den rechtlichen Rahmen voll ausschöpfen<br />
und ihren Kunden bis mindestens<br />
2016 die Möglichkeit anbieten, weiterhin die<br />
deutsche Kontonummer und Bankleitzahl<br />
für die Beauftragung von SEPA-Zahlungen<br />
zu verwenden. Die nationalen Zahlverfahren<br />
für Überweisungen und Lastschriften werden<br />
erst am 01. Februar 2014 abgeschaltet.<br />
Ursprünglich geplante frühere und mehrstufige<br />
Abschalttermine wurden verworfen.<br />
Die Verordnung, die noch vom EU-Ministerrat<br />
abgesegnet werden muss, erlaubt<br />
es Kreditinstituten, vom Kunden weiterhin<br />
bis 2016 die deutsche Kontonummer und<br />
Bankleitzahl für die Beauftragung von Zahlungen<br />
zu akzeptieren und sie eigenständig<br />
in die neuen Kundenkennungen IBAN und<br />
BIC umzurechnen. Sparkassen werden von<br />
dieser sogenannten „Konvertierungslösung“<br />
Gebrauch machen, um ihren Kunden die<br />
Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), in<br />
Berlin. Smartphones werden zu ständigen<br />
Begleitern der Kunden, und hier ist die Sparkasse<br />
mit dabei - als Mini-Filiale für die Westentasche.<br />
Das verstärkt das Gefühl der<br />
Kundennähe, das die Sparkassen durch ihr<br />
dichtes Filial- und Servicenetz bereits etabliert<br />
haben.“<br />
Die mit Abstand beliebteste Banking-<br />
Anwendung in Deutschland ist S-Banking,<br />
bedienbar in Deutsch, Englisch und Türkisch.<br />
Kunden haben damit einen vollständigen<br />
Überblick über alle Kontoverbindungen, sowohl<br />
bei ihrer Sparkassen als auch bei anderen<br />
deutschen Kreditinstituten. Zusätzlich<br />
zu elektronisch geführten Konten wie Giro-,<br />
Tagesgeld-, Festgeld- und Darlehenskonten<br />
können Depots und seit kurzem auch sogenannte<br />
Offline-Konten für Bargeldbestände<br />
geführt werden.<br />
Bei S-Banking könnenKunden unabhängig<br />
vom Aufenthaltsort Überweisungen<br />
tätigen, Lastschriften einreichen und Dau-<br />
IBAN erst ab 2014 in Europa Pflicht<br />
”<br />
Umstellung auf die SEPA-Zahlverfahren so<br />
bequem wie möglich zu gestalten.<br />
Darüber hinaus hat sich der Deutsche<br />
Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bereits<br />
frühzeitig für eine gesetzliche Unterstützung<br />
für den rechtssicheren Übergang bestehender<br />
Einzugsermächtigungen auf SEPA-Lastschriftmandate<br />
eingesetzt, was nun in der<br />
Verordnung berücksichtigt worden ist. Damit<br />
wird die notwendige Rechtssicherheit geschaffen,<br />
um bereits vorhandene Lastschrifteinzugsermächtigungen<br />
für die neuen SEPA-<br />
Lastschriften weiter verwenden zu können.<br />
Das ist eine erhebliche Erleichterung für alle<br />
Unternehmen wie Energieversorger und Zeitungsverlage<br />
sowie Vereine, die heute das<br />
deutsche Lastschriftverfahren nutzen.<br />
Die Sparkassen werden ihre Kunden<br />
durch umfangreiche Serviceleistungen beim<br />
Übergang unterstützen: Bestehende Daueraufträge<br />
werden etwa automatisch auf die<br />
SEPA-Zahlverfahren umgestellt.<br />
Weitere informationen<br />
www.dsgv.de<br />
eraufträge verwalten. Die App ist integraler<br />
Bestandteil des Multikanalantritts der Sparkassen<br />
und ermöglicht den Kunden jederzeit<br />
die Kontaktaufnahme mit einem Berater für<br />
eine vertiefende persönliche Beratung in der<br />
Filiale.<br />
S-Banking ist kürzlich von der Redaktion<br />
des Magazins „Android User“ zur Android-App<br />
des Jahres 2011 gekürt worden. In<br />
der Begründung heißt es unter anderem,<br />
dass die App für lediglich 80 Cent ein sehr<br />
gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet. „Die<br />
Benutzerfreundlichkeit kommt trotz des<br />
großen Funktionsumfangs nie zu kurz“,<br />
schreibt die Redaktion.<br />
Die Mobile-Banking-Apps der Sparkassen<br />
werden von der Finanz Informatik (FI)-<br />
Tochter, Star Finanz, gemeinsam mit dem<br />
Deutschen Sparkassenverlag (DSV) und in<br />
Kooperation mit dem DSGV entwickelt.<br />
” Weitere informationen<br />
www.dsgv.de<br />
176 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
”<br />
Spontan präsent<br />
DSV stellt schnelle Interimslösung für<br />
Bargeldversorgung bereit.<br />
”<br />
Oft wollen Sparkassen bei Veranstaltungen<br />
präsent sein. Oder Kommunen fragen<br />
anlässlich von Stadtfesten ihre Institute<br />
nach einer Lösung zur Bargeldversorgung.<br />
Die bietet der Deutsche Sparkassenverlag<br />
mit mobilen Geldautomaten, die künftig mit<br />
nur wenigen Tagen Vorlauf auch für kurze<br />
Zeiträume gebucht werden können.<br />
Angeliefert wird er per Anhänger durch<br />
den DSV-Kooperationspartner Bargeldquelle.<br />
Das Gerät muss nicht aufwendig verkabelt<br />
werden, es genügt eine gesicherte Stromleitung.<br />
Alle Daten fließen per Funkanbindung<br />
ans Rechenzentrum, Transaktionen können<br />
direkt verbucht werden. Vor Einbruch, Diebstahl<br />
und Manipulation ist das Gerät geschützt<br />
und zudem rund um die Uhr funküberwacht.<br />
Bei einem Ausfall ist der schnelle<br />
Zugriff auf Service-Techniker gewährleistet.<br />
Weitere informationen<br />
www.dsv-gruppe.de
IT-Einsparungen der Sparkassen über Soll<br />
Parallel zu den intensiven Sparbemühungen<br />
werden weiterhin neue und<br />
innovative Lösungen entwickelt.<br />
” Die Finanz Informatik (FI), der IT-<br />
Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />
hat für die von ihr betreuten Institute die<br />
Kosten weiter senken können. 64 Millionen<br />
Euro weniger als ursprünglich geplant, haben<br />
die Sparkassen im vergangenen Jahr<br />
CHRONIK<br />
13.01.2012<br />
Standard & Poors stuft die Bonität von<br />
Frankreich und Österreich um eine Stufe<br />
von AAA auf AA+ ab. Danach folgt die<br />
Abstufung weiterer sieben Euro-Länder<br />
und drei Tage später wie erwartet des<br />
bislang bestens bewerteten Euro-Rettungsschirms<br />
EFSF.<br />
14.01.2012<br />
Nach einem englischen Medienbericht<br />
wird die Helaba ihre Verbriefungsaktivitäten<br />
in Irland voraussichtlich aufgeben.<br />
16.01.2012<br />
Die Helaba kündigt an, bis 2015 rund 450<br />
Planstellen sozialverträglich abzubauen.<br />
Nach einer Untersuchung der Stiftung<br />
Warentest bieten 95 % der Kreditinstitute<br />
entgegen ihrer Werbung kein<br />
kostenloses Girokonto an.<br />
Chef einer neuen EU-Expertengruppe,<br />
die einen Entwurf über die künftige<br />
europäische Bankenstruktur erarbeiten<br />
soll, wird der finnische Notenbankpräsident<br />
Erkki Liikanen.<br />
17.01.2012<br />
Die schleswig-holsteinischen Sparkassen<br />
müssen auf Grundlage eines neuen<br />
Wertgutachtens 75 Mio. Euro auf ihre<br />
HSH-Nordbank-Beteiligung von 6,1 %<br />
abschreiben. Dadurch wird ihr Anteil auf<br />
5,3 % sinken.<br />
Sieben deutsche Banken, darunter die<br />
Landesbank Berlin, starten bis Mitte<br />
2012 mit der Ausgabe von NFC-Visa-<br />
Karten („PayWave“). Nach einem Test<br />
ab April werden Sparkassen ab August<br />
bundesweit Karten für kontaktloses<br />
Bezahlen emittieren.<br />
Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />
für IT aufwenden müssen Damit summieren<br />
sich die Einsparungen seit 2008 auf insgesamt<br />
rund 318 Millionen Euro.<br />
Die bei der Fusion der beiden Vorgängergesellschaften<br />
seinerzeit getroffenen<br />
Vereinbarungen sind bereits zum 31. Dezember<br />
2011 und damit ein Jahr früher als<br />
geplant erreicht. „Wir haben nicht nur Wort<br />
gehalten, sondern die Vereinbarungen im<br />
Sinne der Kunden sogar deutlich überer-<br />
Erstmals halten Banken bei der EZB<br />
mehr als 500 Mrd. Euro.<br />
19.01.2012<br />
Die Bundesregierung „beerdigt“ ihr<br />
Projekt einer staatlichen Förderung von<br />
Bildung („Zukunftskonto Bildung“).<br />
23.01.2012<br />
Nach einer Bundesbank-Untersuchung<br />
sank der Anteil klassischer Bankkredite<br />
an den Verbindlichkeiten von Unternehmen<br />
2010 auf 18 % im Vergleich zu<br />
1991 von 32 %.<br />
26.01.2012<br />
Befristete Arbeitsverträge können nach<br />
einen Urteil des EuGH beliebig verlängert<br />
werden, wenn es dafür sachliche<br />
Gründe gibt.<br />
Der Bundestag verabschiedet das Zweite<br />
Finanzmarktstabilisierungsgesetz,<br />
mit dem die Soffin wiederauflebt.<br />
29.01.2012<br />
Europas Kreditmärkte erfuhren nach<br />
Angaben der EZB mit 16 Mrd. Euro den<br />
schärfsten Rückgang seit Beginn der<br />
Finanzmarktkrise 2007.<br />
30.01.2012<br />
Nach schwierigen Diskussionen beschließen<br />
25 EU-Staaten den Fiskalpakt.<br />
01.02.2012<br />
Die Europäische Kommission untersagt<br />
die Fusion der Frankfurter mit der New<br />
Yorker Börse.<br />
Nach einer Untersuchung des DSGV<br />
ist das Eigenkapital mittelständischer<br />
Unternehmen auf 18,3 % gestiegen.<br />
80 % der Firmen sind nicht von der<br />
Staatsschuldenkrise betroffen.<br />
Magazin<br />
füllt“, so Finanz Informatik-Chef Fridolin<br />
Neumann. Auf der Basis der bisher schon<br />
sehr guten Qualität sollen mit neuen innovativen<br />
IT-Diensten die Kunden in ihren wettbewerbsintensiven<br />
Märkten weiter gestärkt<br />
und zugleich neue Dienstleistungen ermöglicht<br />
werden.<br />
”<br />
Weitere informationen<br />
www.f-i.de<br />
Kunden der Genossenschaftsbanken<br />
können ab heute die Geheimzahl ihrer<br />
Bank- und Kreditkarten selbst festlegen.<br />
” 03.02.2012<br />
Die DekaBank legt die Fonds-Produktreihe<br />
„Nachhaltigkeit“ auf.<br />
06.02.2012<br />
Der gemeinsame Ausschuss der<br />
Sicherungsreserve der Sparkassen<br />
beschließt, in die WestLB-Verbundbank<br />
250 Mio. Euro Eigenkapital einzuschießen.<br />
Die europäische Bankenaufsicht EBA billigt<br />
die Kapitalpläne der Banken, die im<br />
jüngsten Stresstest Lücken aufwiesen.<br />
07.02.2012<br />
Die Deutsche Bank schließt die 100<br />
Norisbank-Filialen und gliedert sie in<br />
die Postbank ein. Die Norisbank wird zur<br />
reinen Online-Bank.<br />
08.02.2012<br />
Wirtschaftsverbände, Sparkassen und<br />
Genossenschaftsbanken in Baden-<br />
Württemberg veröffentlichen eine<br />
gemeinsame Resolution gegen die<br />
verschärften Kreditregeln von Basel III.<br />
09.02.2012<br />
Die europäische Bankenaufsicht EBA<br />
verschiebt den nächsten Stresstest auf<br />
2013.<br />
Die EU einigt sich auf eine Verordnung,<br />
nach der außerhalb von Börsen<br />
abschlossene Derivate-Geschäfte<br />
über eine zentrale Verrechnungsstelle<br />
abgewickelt werden müssen. Zudem<br />
gibt es künftig eine Meldepflicht für<br />
Kurswetten.<br />
177
Magazin<br />
litErAtur iMPrEssuM<br />
Erich R. Utz<br />
Operationelle Risiken<br />
Grundlagen, Messmethoden und Querschnittsthemen<br />
in der Praxis. Deutscher<br />
Sparkassen Verlag, Stuttgart 2011, 319 S.,<br />
53,39 Euro, ISBN 978-3-0930-5617-8.<br />
ÿ Operationelle Risiken sind erst durch<br />
Basel II aufsichtsrechtlich in den Vordergrund<br />
gerückt. Die Autoren machen deutlich,<br />
dass sich Banken und Sparkassen<br />
deshalb mit dieser Risikoart zunehmend<br />
beschäftigen sollen und müssen. Die<br />
Gründe dafür liegen in stetigen Veränderungsprozessen<br />
der Finanzwirtschaft<br />
und dem globalen gesellschaftlichen und<br />
wirtschaftspolitischen Wandel. Instrumente<br />
und Prozesse, Anforderungen an die<br />
Menschen sowie die Technologien haben<br />
zu einem vorher nie gekannten Komplexitätsgrad<br />
geführt. Spektakuläre Verluste<br />
der letzen Jahre im Finanzsektor sind auf<br />
operationelle Risiken zurückzuführen. Das<br />
Handbuch soll Vorstände sowie alle Führungskräfte<br />
in Banken und Sparkassen, die<br />
sich mit strategischen Sachverhalten wie<br />
auch mit der operativen Umsetzung beschäftigen,<br />
in die Lage versetzen, sich noch<br />
besser auf die Themen der Zukunft vorzubereiten.<br />
¯<br />
Roehl/Winkler/Eppler/Fröhlich (Hrsg.)<br />
Werkzeuge des Wandels<br />
Die 30 wirksamsten Tools des Change-<br />
Managements. Schäffer-Poeschel Verlag,<br />
Stuttgart 2012, 250 S., 39,90 Euro,<br />
ISBN 978-3-7910-3124-8.<br />
ÿ Es sind nicht die Stärksten, die überleben,<br />
sondern die Anpassungsfähigsten.<br />
Organisationen müssen sich immer schneller,<br />
effizienter und wirtschaftlicher auf die<br />
sich rapide verändernden äußeren Bedingungen<br />
einstellen. Mehr noch: Sie müssen<br />
sie antizipieren und sich permanent als<br />
veränderungsfähig beweisen, um langfristig<br />
erfolgreich wirtschaften zu können.<br />
Die zukunftsorientierte Gestaltung von<br />
Veränderung wird zur überlebenswichtigen<br />
Kompetenz der Organisation. Change-<br />
Managern und Organisationsentwicklern<br />
steht eine große Auswahl von Werkzeugen<br />
zur Verfügung. Doch welche Tools haben<br />
sich in der Praxis tatsächlich bewährt? Welche<br />
Werkzeuge muss ein professioneller<br />
Change-Agent heute zwingend beherrschen,<br />
welche kann er getrost vernachlässi-<br />
gen? Und wann kommt welches Werkzeug<br />
sinnvollerweise zum Einsatz? Die Autoren<br />
stellen die wichtigsten und relevantesten<br />
Werkzeuge zur professionellen Gestaltung<br />
organisationalen Wandels vor. Präsentiert<br />
und reflektiert werden sowohl bekannte<br />
und weit verbreitete wie auch eher selten<br />
eingesetzte Tools für Change-Manager.<br />
Alle 30 vorgestellten Change-Tools sind erprobte<br />
Best Practices. ¯<br />
Julian Roberts<br />
Rechtliche Behandlung<br />
von Derivaten<br />
De Gruyter Verlag, Berlin 2011, 292 S.,<br />
79,95 Euro, ISBN 978-3-8994-9805-9.<br />
ÿ Der Jurist befasst sich mit dem rechtlichen<br />
Hintergrund des Derivatgeschäfts<br />
und analysiert die geltenden Regeln. Berücksichtigt<br />
wurden eine Vielzahl bisher<br />
nicht zugänglicher vertraulicher Vertragsunterlagen.<br />
Erläutert wird auch die Rolle<br />
der Finanzmathematik in der Strukturierung<br />
derivativer Finanzinstrumenten. Weitere<br />
Regulierungen sind laut Autor überflüssig.<br />
Die europäischen Rechtssysteme<br />
kennen fundierte Prinzipien, die auf diese<br />
Geschäfte anwendbar sind, etwa aus den<br />
Bereichen Versicherung und Glücksspiel.<br />
Bewährte Instrumente des Schuldrechts<br />
und des Strafrechts bieten, so das Fazit,<br />
einen besseren Schutz als der weitere Ausbau<br />
von Aufsichtsbehörden. ¯<br />
Marcus Schögel<br />
Distributionsmanagement<br />
Das Management der Absatzkanäle.Vahlen<br />
Verlag, München 2012, 476 S., 49,80<br />
Euro, ISBN 978-3-8006-2298-6.<br />
ÿ Das Buch baut auf den klassischen<br />
Entscheidungsbereichen der Distribution<br />
auf, geht auf zentrale Herausforderungen<br />
im Management von Absatzkanälen ein<br />
und schildert aktuelle Ansätze aus Forschung<br />
und Praxis. Es bietet mit einem<br />
integrierten Modell des Distributionsmanagements<br />
aus Unternehmenssicht einen<br />
systematischen Zugang zur aktiven Gestaltung<br />
der Wege zum Kunden. Reflektiert<br />
werden aktuelle Diskussionen um Mehrkanalsysteme,<br />
E-Commerce-Strategien und<br />
Kanalkonflikte, ergänzt um praktische Beispiele<br />
typischer Herausforderungen und<br />
Lösungen. ¯<br />
Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />
monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />
(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />
145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />
Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />
Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />
und MwSt.).<br />
ISSN 0723-9629<br />
herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />
Giroverband e. V., Berlin<br />
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