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Strategische Gesamtbanksteuerung - Sparkassenzeitung

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Herausgegeben vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband | 61. Jahrgang ZKZ 1749 03.2012<br />

Betriebs-<br />

wirtschaftliche<br />

Blätter<br />

FachzeitschriFt Für UnternehmensFührUng<br />

in der sparkassen-FinanzgrUppe<br />

it-management<br />

Bankfachliche Anwendungen<br />

künftig aus der Private Cloud<br />

˘ ceBit 2012<br />

IT-Branche wirbt<br />

um Vertrauen<br />

˘ controlling<br />

Refinanzierung durch<br />

Solvency II erschwert<br />

˘ VertrieB<br />

Web-Auftritte<br />

noch optimierbar


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Weiterführende<br />

Informationen zu<br />

diesem Thema lesen<br />

Sie ab Seite 126<br />

»Die Technik ist auf<br />

dem Weg, eine<br />

solche Perfektion zu<br />

erreichen, daß der<br />

Mensch ohne sich<br />

selber auskommt.«<br />

Stanislaw Jerzy Lec (1909 bis<br />

1966), polnischer. Schriftsteller<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Praktische Probleme<br />

des it-Managements<br />

EditoriAl<br />

Würde Sisyphos nicht unsinnig und erfolglos Steine an die Erdoberfläche befördern,<br />

sondern wäre ein Informatiker, müsste er seinen Arbeitstakt erheblich beschleunigen.<br />

Denn kaum ist ein IT-System heute im Markt halbwegs erfolgreich eingeführt und jedes<br />

denkbar damit arbeitende technische Gerät darauf abgestimmt, folgt ein neues<br />

Betriebssystem. Im jungen mobilen IT-Terrain herrscht darüber hinaus noch ein harter<br />

Wettbewerb der Systeme und Hardware-Anbieter, der sich bei Desktop-Rechnern<br />

längst auf MS-Windows, Apple und das offene Linux mit all seinen Varianten reduziert<br />

hat. Daher spielt in der mobilen IT-Welt von Netbooks und Smartphones derzeit auch<br />

die Musik. Dass sich hier die Sparkassen-Finanzgruppe als Innovator im mobilen Banking<br />

an die Spitze der Kreditwirtschaft setzen und bisher halten konnte, ist nicht nur<br />

marktpolitisch ein Kunststück. Dies ist auch eine Folge, dass sie mit der Finanz Informatik<br />

(FI) und ihren Töchtern inzwischen technisch so gut aufgestellt ist wie nie zuvor.<br />

Der große gemeinsame IT-Sparkassendienstleister, der 2008 aus der Fusion von Sparkassen<br />

Informatik und FinanzIT hervorgegangen ist, verfügt bereits über so leistungsfähige<br />

Strukturen, dass auch die Genossenschaftbanken den Druck auf ihre beiden<br />

Rechenzentren GAD und Fiducia massiv verstärken zu fusionieren. Die Expertise und<br />

Leistungsfähigkeit nutzen inzwischen auch die Landesbanken, die eine um die andere<br />

voll oder teilweise auf OSPlus umstellen. Die Sparkassen sparen inzwischen jährlich<br />

200 Mio. Euro durch die Fusion. Trotzdem steht das noch junge IT-Unternehmen vor<br />

der Konsolidierungsaufgabe, seine regional verteilten Kapazitäten langfristig noch<br />

effektiver als bisher zu nutzen.<br />

Verstärktes Augenmerk müssen die Sparkasseninstitute auch auf die Synchronisierung<br />

der längerfristigen Programmentwicklungsprozesse mit aktuellen marktstrategischen<br />

Projekten legen. Hier hakt zweifellos noch das ein oder andere, doch ganz befriedigend<br />

lässt sich dieses Planungsproblem selten lösen. Ein grundlegendes Problem, das<br />

nicht aufgeschoben und künftig bewusst angepackt werden sollte, ist auch die Projektkommunikation.<br />

Denn nicht nur dass die IT-Experten untereinander teilweise eine unterschiedliche<br />

Sprache sprechen, auch die Verständigung mit den Marktstrategen ist<br />

bisweilen schwierig. Projekte aber können nur dann schnell und erfolgreich durchgezogen<br />

werden, wenn die Beteiligten einander verstehen. Und der Markt erfordert schnelle<br />

Präsenz. Sie sorgt für Aufmerksamkeit, Image und Absatz. Wirtschaftliche Interessen<br />

sollten hier auf Dauer jedoch für eine effektive Lernkurve sorgen.<br />

Die zunehmende Verlagerung der IT-Aufgaben auf die FI stellt auch das IT-Management<br />

der Sparkassen vor neue Probleme. Jedes Jahr wartet die FI mit einem „großen“<br />

und einem „kleinen“ Update auf. Kundenberater müssen daher regelmäßig geschult<br />

werden, damit sie ihre Programme perfekt beherrschen. Diese Kosten<br />

sollten Institute nicht scheuen. Denn Berater, die sich im Gespräch<br />

zuviel mit ihrem Computer beschäftigen, machen keinen souveränen<br />

Eindruck und schrecken Kunden ab.<br />

Arnulf Sauter, Wirtschaftspublizist<br />

123


<strong>Strategische</strong> <strong>Gesamtbanksteuerung</strong> –<br />

So bleiben Sie auf Kurs!<br />

Ein so komplexes Gebilde wie eine Bank oder Sparkasse<br />

kann nur durch die Kooperation der verschiedenen Bank -<br />

ebenen und einer einheitlichen Strategie ganzheitlich<br />

gesteuert werden.<br />

Die Publikation beleuchtet alle Ebenen der <strong>Gesamtbanksteuerung</strong>.<br />

Die 2. überarbeitete und erweiterte Auflage ist<br />

der hohen Dynamik und Aktualität des Themas geschuldet<br />

und berücksichtigt die ständig wachsenden Anforderungen<br />

an die ganzheitliche Steuerung einer Bank oder Sparkasse.<br />

Die einzelnen Beiträge geben in einem Management Summary<br />

einen Überblick über die Management-Aufgaben und<br />

notwendigen Entscheidungen, der zweite Beitragsteil enthält<br />

Informationen zu theoretischen Konzepten, denen<br />

im Schlussteil praktische Umsetzungsempfehlungen und<br />

Konzeptionen folgen. Damit bleiben Sie auf Kurs!<br />

Hrsg.: Riekeberg, Marcus / Utz, Erich R.<br />

<strong>Strategische</strong> <strong>Gesamtbanksteuerung</strong><br />

2., überarbeitete Auflage 2011<br />

888 Seiten, 17 x 24 cm, gebunden<br />

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it-MAnAgEMEnt<br />

Fehlendes Vertrauen wäre für die digitale<br />

Wirtschaft schlicht existenzbedrohend. Das<br />

weiß auch die IT-Branche und hat die Messe<br />

CeBIT in diesem Jahr unter das Leitmotiv<br />

„Managing Trust“ gestellt.<br />

ÿ Seite 143<br />

Controlling<br />

PErsonAlMAnAgEMEnt<br />

vErtriEB<br />

QuAlitätsMAnAgEMEnt<br />

MAnAgEMEnt-koluMnE<br />

ruBrikEn<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Ausgabe 03|2012<br />

Betriebs-<br />

wirtschaftliche<br />

blätter<br />

126 Zeit reif für erste bankfachliche Anwendungen aus der Wolke<br />

Detlev Klage<br />

129 Vermögensanalyse bleibt „Königsdisziplin“<br />

Ralf Schuster, Jürgen Hoß<br />

131 Unternehmensfinanzen fit machen für die Zukunft<br />

Bernd Wittkamp<br />

133 Auch externe „Wächter“ in interne Prozesse einbinden<br />

Wolfgang Schubert, Thomas Bochenek<br />

136 Lernplattform für Social Media aufbauen<br />

Prof. Dr. Dirk Neuhaus, M. B. A.<br />

140 Zentrale Inhalte und revisionssicheres Publizieren in Sozialen Netzwerken<br />

Dagmar Endres<br />

143 Ganz im Zeichen von Vertrauen und Sicherheit in der digitalen Welt<br />

Jürgen Janik<br />

148 Solvency II könnte Refinanzierung und Provisionsgeschäft erschweren<br />

Peter Meybom<br />

152 Risikoverbünde erfordern spezielle Messmethodik<br />

Dr. Markus Schäfer<br />

154 Mitarbeitern fehlen oft die richtigen Worte<br />

Ulrich Welzel<br />

157 Wie aus einer schlechten Nachricht eine gute wird<br />

Bernhard Bertschat, Thomas Hundertmark<br />

160 Spiegel für gute Umsetzungen und Optimierungspotenziale<br />

Dr. Anja Peters, Christiane Früchtl<br />

163 Kompetenzaufbau und stringente Marktbearbeitung als Erfolgsfaktor<br />

Michael von Bredow, Joachim Isernhagen<br />

166 Markenstärke wesentliche Voraussetzung für Vertriebserfolg<br />

Thomas W. Schramm, Carsten C. Wendt<br />

168 Zukunftsfähigkeit sichern über prozessorientierte Strategie<br />

Dr. Thorsten Freiberger, Dr. Jens Sträter<br />

172 Höhere Kundenorientierung durch Qualitätsstandards<br />

Dr. Marco Nirschl<br />

175 Social Media braucht vor allem Zeit<br />

Stephan Lamprecht<br />

176 Magazin<br />

178 Literatur<br />

178 Impressum<br />

Inhalt<br />

�������������������<br />

��������������<br />

125


Quelle: Aka / pixelio<br />

IT-ManageMenT<br />

Nur Private Cloud garantiert sicheren Geschäftsbetrieb<br />

Zeit reif für erste bankfachliche<br />

Anwendungen aus der Wolke<br />

Autor<br />

detlev klage<br />

ist Leiter Geschäftsbereich<br />

Client/Server und Generalbevollmächtigter<br />

der Finanz Informatik<br />

in Frankfurt /M.<br />

Lange Zeit wurde geplant und über den Nutzwert diskutiert. Doch jetzt werden erste Cloud-Projekte in die Praxis<br />

umgesetzt. Für Landesbanken, Sparkassen und Verbundunternehmen bietet die Finanz Informatik im Verbund mit<br />

ihrem Tochterunternehmen Finanz Informatik Technologie-Service (FI-TS) künftig verschiedene Cloud-Services an.<br />

Neben komplexen Infrastrukturdiensten lassen sich künftig auch OSPlus-Komponenten und dezentrale<br />

Subsysteme der Sparkassen in eine Private Cloud verlagern. Abgerechnet werden können solche Dienste künftig<br />

nach dem „Pay-per-Use“-Modell.<br />

Cloud Computing war das beherrschende<br />

IT-Thema im Jahr 2011. Und auch 2012<br />

wird es die Entscheider in IT- und Fachabteilungen<br />

begleiten. Allerdings wird die<br />

Debatte auf einer anderen Ebene geführt:<br />

War die anfängliche Diskussion vor allem<br />

davon geprägt, die Vision der innovativen<br />

Art und Weise, moderne IT zu betreiben,<br />

zu verstehen und die Bedeutung für das<br />

eigene Geschäft zu erfassen, geht es nun in<br />

die Phase der Entscheidungsfindung. Das<br />

prognostizieren jedenfalls die Experten des<br />

US-amerikanischen Analysten Gartner.<br />

Auch das Motto der diesjährigen hannoverschen<br />

IT-Messe CeBIT „Managing Trust“<br />

lässt darauf schließen: Ein zentrales Anliegen<br />

der Messe ist es, das Vertrauen der Nutzer<br />

in Cloud-basierende Lösungen zu stärken.<br />

Blindes Vertrauen in die Cloud ist allerdings<br />

gerade in der sensiblen Finanzwirtschaft<br />

nicht angebracht. Denn Cloud ist nicht gleich<br />

Cloud. Für Banken und Sparkassen gilt:<br />

> Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

haben oberste Priorität.<br />

Diese drei Säulen sind auch die Grundpfeiler<br />

der IT-Strategie der Finanz Informatik – und<br />

damit auch für die Cloud-Services des IT-<br />

Dienstleisters der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

cloud ist nicht gleich cloud<br />

Einfache Cloud-Anwendungen kennen die<br />

meisten Nutzer bereits in ihren Grundzügen.<br />

Mail- und Kalender-Dienste aus dem Web,<br />

aber auch ganze Office-Programme finden<br />

zunehmend Verbreitung. In der Regel liegen<br />

diese Angebote in einer so genannten Public<br />

Cloud, also einer IT-Infrastruktur, die grundsätzlich<br />

allen Internet-Nutzern zugänglich<br />

ist. Über individuelle, passwortgeschützte<br />

Benutzerkonten werden dort Speicherplatz<br />

und Funktionen genutzt. Dem gegenüber<br />

steht die so genannte Private Cloud, die eine<br />

komplett geschlossene IT-Umgebung für<br />

eine exklusive Gruppe von Nutzern bereitstellt.<br />

Diskutiert werden auch zunehmend<br />

Hybridmodelle, in denen Dienste und Daten<br />

aus verschiedenen Quellen bezogen werden.<br />

Sie stammen dabei zwar teilweise aus<br />

den offenen Angeboten der Public Clouds,<br />

werden aber mitunter in einer Private Cloud<br />

vorgehalten.<br />

Es bedarf dabei keiner Diskussion, dass<br />

für geschäftskritische Prozesse, Daten und<br />

Anwendungen von Sparkassen ebenso wie<br />

Der Fokus der Finanzwirtschaft liegt ganz auf der Private Cloud. Nur mit dieser Technologie lassen sich Risiken wie Governance-Abwanderung,<br />

Manipulation oder Datenverlust vermeiden. Auch ein hoher Datenschutz sowie Datensicherheitsstandards sind so gewährleistet.<br />

126 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


für alle anderen Finanzinstitute nur eine sichere,<br />

hochverfügbare Private Cloud infrage<br />

kommt. Weniger kritisch scheinen auf den<br />

ersten Blick Elemente wie Terminverwaltung<br />

oder Korrespondenz, was für ein Hybridmodell<br />

sprechen würde.<br />

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn<br />

zum einen weiß niemand wirklich genau, wo<br />

die Daten vorgehalten werden und was mit<br />

ihnen im Einzelnen geschieht. Die meisten<br />

der großen, in der Regel US-amerikanischen<br />

Cloud-Betreiber nutzen je nach Bedarf<br />

Server-Kapazitäten in aller Welt. Doch selbst,<br />

wenn sie zusichern können, dass die Daten<br />

ausschließlich in Europa gespeichert werden,<br />

bleiben datenschutzrechtliche Bedenken.<br />

Im Mai 2011 ist der unter dem Eindruck<br />

der Anschläge des 11. Septembers 2001<br />

verabschiedete US-Patriot-Act erneut bis<br />

zum Jahr 2015 verlängert worden. Er sichert<br />

US-amerikanischen Behörden umfangreiche<br />

Zugriffsrechte auf Daten und Informationen<br />

von Privatpersonen und Unternehmen zu.<br />

Diese Regelung gilt nicht für die USA.<br />

Vielmehr sind alle US-amerikanischen Unternehmen,<br />

also auch die Cloud-Anbieter, zur<br />

Kooperation verpflichtet. Theoretisch können<br />

somit auch Daten betroffen sein, die auf<br />

europäischen Servern vorgehalten werden.<br />

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz,<br />

Peter Schaar, hat kürzlich in einem Interview<br />

bestätigt: „Ein direkter Zugriff durch US-<br />

Behörden kann bei der Beauftragung von<br />

US-Anbietern oder deren europäischen<br />

Tochterunternehmen auch zukünftig nicht<br />

ausgeschlossen werden.“<br />

infrastruktur ist vorhanden<br />

Eine Cloud-Strategie für Sparkassen oder<br />

andere deutsche Finanzinstitute kann daher<br />

nur eine Private Cloud zum Ziel haben. In<br />

der „Pole-Position“ sind dabei die großen<br />

Finanzverbünde. Mit zunehmender Größe<br />

der Private Cloud schwinden die Vorteile<br />

der Public Cloud und hier haben die großen<br />

Finanzverbünde einen Vorteil, denn sie arbeiten<br />

traditionell arbeitsteilig mit ihren IT-<br />

Dienstleistern zusammen. Zudem verfügen<br />

sie auch bereits über eine in sich geschlossene<br />

Rechenzentrums- und Netzwerk-Infrastruktur,<br />

die sich als grundlegende Plattform<br />

für eine Private Cloud eignet und die durch<br />

die Konsolidierungen der Vergangenheit die<br />

entsprechende Größe aufweist.<br />

Entscheidend für den erfolgreichen Betrieb<br />

einer Cloud ist ein hohes Maß an Virtualisierung.<br />

Das bedeutet, dass Anwendungen<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Quelle: Bitkom<br />

und Infrastrukturkomponenten wie Server<br />

nicht mehr physisch in einer bestimmten<br />

Spezifikation vorgehalten, sondern virtuell<br />

auf Hochleistungsrechnern abgebildet werden.<br />

Nur dadurch sind sie flexibel und dynamisch<br />

genug, Dienste innerhalb kurzer Zeit<br />

ganz nach Bedarf im erforderlichen Umfang<br />

bereitzustellen.<br />

Durch Virtualisierung können Server-<br />

Kapazitäten auch wirtschaftlich besser genutzt<br />

werden. So verlagern Sparkassen im Zuge der<br />

IT-Konsolidierung etwa dezentrale Serverkapazitäten<br />

aus dem eigenen Haus in die Rechenzentren<br />

der Finanz Informatik. Dort werden die<br />

benötigten Server virtualisiert bereitgestellt.<br />

In einer sogenannten Server-Farm von<br />

mehreren hundert physisch existierenden<br />

Geräten werden die vorhandenen Kapazitäten<br />

in der Regel jedoch nicht vollständig<br />

ausgeschöpft. Ein einzelner Server, der für<br />

einen bestimmten Zweck wie den Druck genutzt<br />

wird, ist selten vollständig ausgelastet.<br />

Ein Großteil der für den Betrieb benötigten,<br />

dezentral bereitgestellten Ressourcen wie<br />

Rechnerkapazität, Energie, Fläche oder<br />

Kühlung sind damit nicht optimal genutzt.<br />

Werden diese Server dagegen in großen<br />

Stückzahlen auf Hochleistungsrechnern<br />

virtuell abgebildet, sind die Kapazitäten<br />

wesentlich besser ausgelastet. Jede virtuelle<br />

Maschine nutzt dabei genau die Menge an<br />

Speicherplatz und Prozessorleistung, die sie<br />

auch tatsächlich benötigt. Dadurch geht der<br />

Ressourcenverbrauch deutlich zurück. Virtu-<br />

IT-ManageMenT<br />

Bei den vom Branchenverband Bitkom ermittelten „Hightech-Trends 2012“ liegt Cloud<br />

Computing mit deutlichem Vorsprung an der Spitze.<br />

alisierung kann somit einen aktiven Beitrag<br />

zu einer „grüneren“ IT leisten, da einerseits<br />

Energie eingespart und andererseits der<br />

Schadstoffausstoß reduziert werden kann.<br />

Zusätzlich ist die Technologie so flexibel, um<br />

beispielsweise Kapazitäten, die tagsüber im<br />

Regelbetrieb benötigt werden, nachts für<br />

ganz andere Zwecke zu nutzen.<br />

Die Finanz Informatik hat bereits sehr<br />

frühzeitig eine Service-orientierte Architektur<br />

(SOA) etabliert und durch eine konsequente<br />

Virtualisierung schon früh die Weichen<br />

in Richtung Cloud Computing gestellt.<br />

Sparkassen kennen bereits seit Jahren das<br />

verbrauchsorientierte Abrechnungsmodell,<br />

bei dem Dienste und Geschäftsprozesse<br />

nach Aufrufen und nicht pauschal vergütet<br />

werden. Das entspricht bereits in weiten<br />

Teilen dem „Pay-per-Use“-Ansatz im Cloud<br />

Computing.<br />

Damit ist die benötigte Infrastruktur für<br />

die Private Cloud bereits vorhanden. Schon<br />

heute bietet die Finanz Informatik Infrastruktur-Dienstleistungen<br />

aus der Cloud heraus<br />

an und wird dieses Angebot sukzessive auch<br />

auf bankfachliche Anwendungen ausweiten.<br />

Entscheidend im Sinne der Verfügbarkeit ist<br />

dabei eine klare Strategie, die die einseitige<br />

Abhängigkeit von einzelnen Herstellern und<br />

Technologien vermeidet.<br />

Grundsätzlich werden neu- oder weiterentwickelte<br />

Anwendungen ausschließlich<br />

auf Basis moderne Browser-Technologien<br />

bereitgestellt. Um jedoch nicht durch<br />

127


¯<br />

Quelle: FI-TS<br />

IT-ManageMenT<br />

Von der Hessischen Landesbank (Helaba) wird eine sehr große SAP-Landschaft problemlos in<br />

einer Branchen-Cloud betrieben.<br />

technologische Dogmatik andere fachliche<br />

Unterstützung oder Anwendungen auszugrenzen<br />

– was für die Sparkassen Zeit und<br />

Kostennachteile nach sich ziehen würde –<br />

geht die FI hier einen integrativen Weg. Der<br />

IT-Dienstleister hält sich durch den Einsatz<br />

so genannter Terminal-Server immer die<br />

Option offen, bankfachliche Anforderungen<br />

auch außerhalb der Browser-Umgebung<br />

einzusetzen.<br />

it gestaltet prozesse mit<br />

Der Weg in die Cloud erfordert einen professionelleren<br />

IT-Betrieb. Denn in dem Maß, wie<br />

dezentrale Infrastrukturen der Sparkassen in<br />

zentrale Rechenzentren verlagert werden,<br />

steigt die Komplexität für den Betreiber erheblich.<br />

Hinzu kommt der hohe Grad an Virtualisierung,<br />

durch den die IT-Landschaften<br />

zwar einerseits deutlich flexibler werden,<br />

andererseits jedoch ganz andere Anforderungen<br />

an Monitoring und Management stellen<br />

als typische Client-/Server-Umgebungen<br />

früherer Jahre.<br />

Auch die Rolle der IT- und Organisationsabteilungen<br />

auf der Anwenderseite ändert<br />

sich. Hier sind künftig weniger technische<br />

Fähigkeiten gefragt als Managementqualitäten.<br />

Die IT wird zum Gestalter von Prozessen<br />

im Unternehmen und unterstützt die<br />

Fachabteilungen bei der Lösung bankfachlicher<br />

Fragestellungen.<br />

Damit sich eine Cloud rechnet, müssen<br />

die Dienstleister ausreichend groß sein.<br />

Benötigt wird eine kritische Masse an Kapazitäten,<br />

Volumen und Datentransfer, um eine<br />

solche Dynamik zu erzielen, die eine Cloud<br />

wirtschaftlich attraktiv macht. Die Finanz Informatik<br />

verfügt als einer der größten Banken-IT-Dienstleister<br />

Europas nicht nur über<br />

die benötigte Infrastruktur, sondern auch<br />

über die erforderliche Größe, um im Sinne<br />

eines zentralen Cloud Service Providers ein<br />

wirtschaftliches und wettbewerbsfähiges<br />

Angebot für die Sparkassen anzubieten.<br />

INFOBOx<br />

hessische landesbank verlagert<br />

sap-systeme in die Fi-ts Finance cloud<br />

Gemeinsam mit ihrer Tochter FI-TS richtet<br />

sie sich zudem mit der FI-TS-Finance Cloud<br />

auch an Landesbanken und andere Unternehmen<br />

aus der Finanzbranche.<br />

Die Finanz Informatik geht den Weg in<br />

die Cloud Schritt für Schritt gemeinsam mit<br />

den Sparkassen. Derzeit stellt sie im Rahmen<br />

der IT-Konsolidierung standardisierte Infrastruktur-Dienste<br />

in der Cloud zur Verfügung<br />

wie Print, File oder Active Directory. Die Ausbauplanung<br />

sieht vor, dieses Angebot schon<br />

bald um bankfachliche Funktionen zu erweitern.<br />

Damit würden OSPlus-Komponenten<br />

erstmals als kostengünstige Cloud-Dienste<br />

angeboten und nach dem Pay-per-Use-<br />

Modell abgerechnet.<br />

Fazit<br />

Langfristig wird die Finanz Informatik<br />

anbieten, auch dezentrale Anwendungen,<br />

die aktuell noch von den Sparkassen selbst<br />

betrieben werden, in die Cloud zu verlagern.<br />

Denn in dem Maße, wie dezentrale<br />

IT-Infrastrukturen rückgebaut werden,<br />

steigen die Kosten für Betrieb, Wartung<br />

und Pflege der verbliebenen Komponenten<br />

infolge negativer Skaleneffekte.<br />

Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

sind als Leitlinien der IT-<br />

Strategie der Finanz Informatik auch maßgeblich<br />

für den Weg in das Cloud-Zeitalter.<br />

Die Weichen sind gestellt, die Infrastruktur<br />

ist vorhanden. Die Realisierung erfolgt nun<br />

Zug um Zug. ¯<br />

FI Technologie Service (FI-TS), ein Tochterunternehmen der Finanz Informatik, hat<br />

bereits 2007 damit begonnen, eine flexible SAP-Infrastruktur in der Cloud<br />

aufzubauen. Mit dieser Dienstleistung für die Verbundpartner aus der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe werden verschiedene Ziele verfolgt:<br />

> Neue Testsysteme schnell bereitzustellen.<br />

> Rechenleistung bedarfsgerecht und flexibel zwischen verschiedenen SAP-Anwendungen<br />

zu verteilen.<br />

> Die nötigen Abläufe deutlich zu beschleunigen.<br />

Zudem ist die „FI-TS Finance Cloud“ speziell auf die Bedürfnisse im Bankensektor zugeschnitten.<br />

2010 hat die Hessische Landesbank die 32 Systeme ihrer SAP-Landschaft in<br />

die FI-TS Finance Cloud verlagert. Allein dadurch konnte sie 75 Prozent der eigentlich<br />

geplanten IT-Ressourcen (540.000 SAPS) einsparen. Zudem ist die Landesbank seitdem<br />

in der Lage, ihre von FI-TS eingekaufte Rechenleistung flexibel auf ihre Teilsysteme<br />

zu verteilen. Die Bereitstellung neuer Testsysteme dauert jetzt nur einen Tag statt<br />

mehrerer Wochen. Auch der vertragliche Rahmen wurde deutlich gestrafft: Statt der bis<br />

dahin gültigen 50 Service-Level-Agreements (SLA) regelt heute ein universelles SLA<br />

den Cloud-Betrieb der Helaba bei FI-TS. Schließlich konnte die Landesbank auch die<br />

Servicequalitat ihres SAP-Betriebs deutlich erhöhen.<br />

128 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


DSGV-Vertriebskonzeption Private Banking IT-technisch umgesetzt<br />

vermögensanalyse<br />

bleibt „königsdisziplin“<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

AutorEnIT-ManageMenT<br />

ralf schuster<br />

Jürgen hoß<br />

sind Geschäftsführer der<br />

inasys GmbH in St. Augustin.<br />

Für die Bereiche Depotanalyse und -optimierung empfiehlt die Vertriebskonzeption die Portfoliomanagement-<br />

Software WebOffice von inasys. Im jüngsten Release ist der Private Banking-Beratungsprozess gemäß den Vorgaben<br />

des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) vollständig realisiert worden. Durch eine durchgängige<br />

IT-Unterstützung sind die Anwender auch regulatorisch auf der sicheren Seite. Klare Integrationspunkte und Prozessübergänge<br />

sorgen für ein nahtloses Zusammenspiel mit der Gesamtbanklösung OSPlus.<br />

it Hilfe der „Vertriebskonzeption Private<br />

Banking (Update)“ des Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) können<br />

Sparkassen ein modernes, schlagkräftiges<br />

Private-Banking-Geschäft aufbauen<br />

und ausgestalten. Das Erfolgsrezept basiert<br />

dabei auch weiterhin auf drei wichtigen<br />

Elementen:<br />

> Bewährtes Zusammenwirken aus regionaler<br />

Vernetzung und Kompetenz vor Ort<br />

in den Sparkassen<br />

> Klare Konzepte und Empfehlungen durch<br />

die Verbände<br />

> Durchgängige, an definierten Prozessen<br />

orientierte IT-Unterstützung.<br />

Mit der Umsetzung der jüngsten Vertriebskonzeption<br />

machen sich Sparkassen fit für<br />

die kommenden Herausforderungen. Durch<br />

definierte Prozesse, die durchgängig in der IT<br />

Quelle: Deutsche Messe AG M<br />

abgebildet werden, können die Institute künftig<br />

eine qualitativ hochwertige, wirtschaftliche<br />

und rechtskonforme Beratung anbieten.<br />

klare richtlinien für den<br />

Beratungsprozess<br />

Das Konzept des DSGV beschreibt die Kernberatungsfelder<br />

und die Fachthemen für den<br />

Beratungsprozess. Sie gewährleisten nicht<br />

nur eine erstklassige Beratung sowie einen<br />

effizienten Arbeitsablauf, sondern decken<br />

ferner die regulatorische Seite zuverlässig<br />

ab. Damit die Prozesse auch tatsächlich<br />

nach den Vorgaben der Vertriebskonzeption<br />

ablaufen, hat der Verband eindeutige<br />

Empfehlungen für den Einsatz von Software<br />

gegeben, und zwar für die Themenfelder<br />

Kundenpotenzialanalyse, Depotanalyse und<br />

Depotoptimierung.<br />

Während bei der Kundenpotenzialanalyse<br />

die Gesamtbanklösung OSPlus „gesetzt“ ist,<br />

empfiehlt die Vertriebskonzeption für die<br />

Depotanalyse und -optimierung die Portfoliomanagement-Software<br />

inasys WebOffice<br />

der Finanz Informatik-Tochter inasys. Diese ist<br />

bereits seit Jahren in die Gesamtbanklösung<br />

integriert und bildet wesentliche Beratungsfelder<br />

ab.<br />

Für die Themenfelder Finanzplanung und<br />

Vermögensanalyse hat der DSGV die Finanz<br />

Informatik mit einer Studie beauftragt,<br />

deren Ergebnisse in die Gesamtkonzeption<br />

eingeflossen sind. Dabei fiel die Wahl für die<br />

Finanzplanung auf die Software von Elaxy,<br />

während für die Vermögensanalyse inasys<br />

empfohlen worden ist. Beide Unternehmen<br />

arbeiten im Sinne eines durchgängigen<br />

Komplettangebotes für Sparkassen part- ¯<br />

Ohne hochwertige IT-Unterstützung wäre eine Vermögensanalyse im Private Banking in der heutigen Zeit wesentlich aufwendiger. Sie berücksichtigt<br />

nicht zuletzt die immer umfangreicher und komplexer werdenden regulatorischen Anforderungen.<br />

129


¯<br />

IT-ManageMenT<br />

ABBildung 1<br />

Beratungsprozess private Banking: abbildung mit der inasys-Vermögensanalyse<br />

Quelle: inasys Gesellschaft für Informations-und Analysesysteme mbH<br />

nerschaftlich zusammen und stimmen ihre<br />

Lösungen aufeinander ab. Mittlerweile<br />

ist der Beratungsprozess mit dem neuen<br />

Zusatzprodukt „inasys-Vermögensanalyse“<br />

durchgängig in der Portfoliomanagement-<br />

Software des Unternehmens und im OSPlus-<br />

Release 11.1 abgebildet.<br />

Vermögens- ist nicht<br />

gleich depotanalyse<br />

Mit der Vermögensanalyse können sich Sparkassen<br />

vor allem im Top-Segment der Private-<br />

Banking-Beratung positionieren. Die Funktionen<br />

gehen weit über die der Depotanalyse<br />

hinaus, auch wenn beide Verfahren häufig in<br />

einem Atemzug genannt werden. Doch während<br />

die Depotanalyse sich im Wesentlichen<br />

auf eine differenzierte Übersicht über das<br />

Portfolio und die Anlageentwicklung fokussiert,<br />

wird innerhalb der Vermögensanalyse<br />

das Gesamtvermögen des Kunden ganzheitlich<br />

betrachtet, umfassend analysiert und in<br />

Form einer Bilanz aufbereitet.<br />

Nach dem Start der Vermögensanalyse<br />

aus dem OSPlus-Portal erfolgt der Einstieg<br />

in den Prozess über die Aufklärung des<br />

Kunden nach dem Wertpapierhandelsgesetz<br />

mit anschließender Risikoprofilierung. Die<br />

darauf aufbauende Vermögensbilanz bereitet<br />

sämtliche Vermögensbestandteile in den<br />

gewohnten Assetklassen in Bilanzform auf.<br />

Nach Abzug zugeordneter Verbindlichkeiten<br />

wird dabei der tatsächliche Nettoanlagenwert<br />

ermittelt.<br />

Alternativ bietet die Privatbilanz eine<br />

sachgebietsorientierte Aufstellung des<br />

Vermögens anhand eines standardisierten<br />

Kontenrahmens. Die Sparkassen können<br />

diesen nach ihren eigenen Vorstellungen<br />

anpassen und damit eine institutseigene Pri-<br />

vatbilanz konfigurieren. Wertschwankungsrisiken<br />

werden schließlich in der Risikobilanz<br />

transparent aufbereitet. Weitere Elemente<br />

der Vermögensstrukturanalyse sind die<br />

Betrachtung des Anlagehorizontes des<br />

Kundenvermögens, der Fungibilität oder der<br />

Währungsstruktur sowie der geografischen<br />

Verteilung der Vermögenswerte nach ihrer<br />

regionalen Herkunft.<br />

Nach dieser umfassenden Analyse<br />

der Vermögensstruktur können Institute<br />

schließlich aufgrund weniger Annahmen<br />

über Inflations- und Renditeprognosen die<br />

Vermögensentwicklung in Szenariotechnik<br />

simulieren. Auf dieser Grundlage lassen<br />

sich zuverlässige Entscheidungen über eine<br />

mögliche Optimierung der Vermögensstruktur<br />

oder die Anpassung von Anlagerichtlinien<br />

treffen.<br />

it-gestützte Vermögensanalyse<br />

schafft regulatorische sicherheit<br />

Die durchgängige IT-Unterstützung über<br />

Systemgrenzen hinweg stellt sicher, dass die<br />

Beraterinnen und Berater zuverlässig durch<br />

den gesamten Prozess geführt werden. Dabei<br />

sorgen definierte Übergabepunkte und<br />

Prozessübergänge dafür, dass die Daten an<br />

der jeweils richtigen Stelle abgelegt werden<br />

und dass die Sparkassen-Mitarbeiter die vertraute<br />

Anwendungsumgebung des OSPlus<br />

zu keinem Zeitpunkt verlassen müssen und<br />

sich ganz auf die Beratung konzentrieren<br />

können. Gleichzeitig ist durch den geführten<br />

Prozess ein hoher fachlicher Anspruch bei<br />

der Strukturierung komplexer Vermögen<br />

gesichert.<br />

Aber auch aus regulatorischer Sicht ist der<br />

geführte Prozess von Bedeutung. Denn auf<br />

dem Weg gibt es keine Abkürzungen. Allzu<br />

menschliche Fehler, wie sie in komplexen<br />

Beratungssituationen schnell auftreten können,<br />

sind weitestgehend ausgeschlossen. So<br />

ist etwa gewährleistet, dass kein Schritt im<br />

Prozess ausgelassen und nichts vergessen<br />

wird.<br />

Am Ende der Vermögensanalyse erfolgt<br />

eine automatisierte Übergabe der Handlungsempfehlungen<br />

und der Abschlussdokumentation<br />

an die bestandsführenden<br />

Systeme. Das somit ausgefüllte Beratungsprotokoll<br />

steht damit unmittelbar zur Verfügung,<br />

um es dem Kunden zu erläutern und<br />

auszuhändigen. Nachgelagerte Vertriebsaktivitäten<br />

werden im Ereignissystem mit<br />

einer Aufgabenbeschreibung hinterlegt und<br />

aktiviert.<br />

Fazit<br />

Die inasys-Vermögensanalyse steht als<br />

Zusatzmodul ab dem Release 11.1 zur<br />

Verfügung. Damit wird das vom DSGV<br />

definierte Beratungsfeld der Vermögensanalyse<br />

erstmals durchgängig in einem<br />

IT-System abgebildet. In dieser Form wurde<br />

die Lösung von der Finanz Informatik im<br />

Rahmen der „IT-Vorstudie Private Banking“<br />

ausdrücklich für die Vermögensanalyse<br />

empfohlen.<br />

Die Pilotierung des neuen Zusatzmoduls<br />

erfolgte zum Jahreswechsel 2012 in<br />

den beteiligten Projektsparkassen. Dabei<br />

wurden die konkreten Vorgaben und<br />

praktischen Anforderungen der Institute<br />

bereits im Vorfeld in die Entwicklung mit<br />

einbezogen. Die Erkenntnisse aus der Pilotierung<br />

sollen schon bald in weitere Projekte<br />

mit Sparkassen aus verschiedenen<br />

Verbandsgebieten einfließen. ¯<br />

130 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


SFirm 2.5 integriert die neuen SEPA-Funktionen<br />

unternehmensfinanzen<br />

fit machen für die Zukunft<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Autor IT-ManageMenT<br />

Bernd Wittkamp<br />

ist Geschäftsführer von<br />

StarFinanz in Hamburg.<br />

Mit der Einführung des europäischen Zahlungsverkehrsstandards SEPA müssen viele Firmen- und Gewerbekunden<br />

in den kommenden zwei Jahren ihre Prozesse an die veränderten Bedingungen anpassen. Optimal unterstützen<br />

kann sie dabei die Electronic-Banking-Software SFirm. Die neue Version 2.5. konvertiert etwa alte Datenbestände<br />

auf Knopfdruck und macht sie SEPA-konform. Abermals verbessert wurde die Import-/Export-Schnittstelle: Neben<br />

SEPA-Zahlungsaufträgen lassen sich nun auch SEPA-Lastschriftmandate aus Fremd-Software, etwa einer Finanzbuchhaltung,<br />

importieren. Sparkassen und Landesbanken sollten über den SFirm-Vertrieb die Chance nutzen, sich<br />

als innovativer Partner aufzustellen und mit einem servicestarken Angebot zu punkten.<br />

die Umstellung auf SEPA (Single Euro<br />

Payments Area) wird für Firmen- und<br />

Gewerbekunden in den nächsten zwei Jahren<br />

zum zentralen Thema im Bereich der<br />

Unternehmensfinanzen werden. Denn bislang<br />

galten in jedem Land unterschiedliche<br />

technische Voraussetzungen für inländische<br />

und ausländische Überweisungen. Mit der<br />

Einführung von SEPA vereinheitlicht sich das<br />

Verfahren. Der Standard wird den bisherigen<br />

Zahlungsverkehr bis Februar 2014 komplett<br />

ersetzen.<br />

Bis dahin müssen sämtliche Umstellungen<br />

erfolgt sein. Direkt betroffen von diesen<br />

Veränderungen sind vor allem Firmenund<br />

Gewerbekunden. Die müssen künftig<br />

viele komplexe Prozesse berücksichtigen,<br />

die mit einem entsprechenden Vorlauf auf<br />

SEPA anzupassen sind.<br />

Je eher Sparkassen und Landesbanken<br />

die Umstellung bei ihren Firmen- und Gewerbekunden<br />

anstoßen und aktiv begleiten,<br />

desto weniger Zeitdruck entsteht auf allen<br />

Seiten. Mit einer frühzeitigen Unterstützung<br />

kann erfolgreich verhindert werden, dass<br />

Kreditinstitute außerhalb der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe ihre eigene Software oder<br />

Umstellungsservices in dem strategisch<br />

wichtigen Geschäftsfeld der Firmenkunden<br />

platzieren. Das sichert Wettbewerbsvorteile<br />

und schafft einen deutlichen Vorsprung am<br />

Markt.<br />

sepa-ready<br />

Mit SFirm 2.5 steht der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

ab sofort eine neue Version der<br />

Electronic-Banking-Software zur Verfügung.<br />

Sparkassen und Landesbanken erhalten<br />

damit bereits heute die technische Basis,<br />

auf SEPA umzustellen. Ferner eröffnet die<br />

Quelle: Raiffeisen Zentralbank Österreich<br />

aktualisierte Software die Chance, sich als<br />

innovativer Partner aufzustellen und mit<br />

einem servicestarken Angebot zu punkten.<br />

Die professionelle Lösung bietet alle<br />

Werkzeuge und Tools, um Firmen- und Gewerbekunden<br />

unterschiedlicher Größe auf<br />

den Übergang zum SEPA-Zahlungsverkehr<br />

vorzubereiten und diesen gezielt zu nutzen.<br />

Mit diesem wertvollen Kundenbindungsinstrument<br />

erhalten die Institute gleichzeitig<br />

ein wegweisendes Instrument an die Hand,<br />

um erfolgreich auf die neuen Herausforderungen<br />

im europäischen Zahlungsverkehr<br />

zu reagieren.<br />

zahlreiche neue<br />

Funktionen implementiert<br />

Durch die erweiterten Funktionen erfolgt<br />

etwa eine SEPA-Konvertierung alter Daten-<br />

bestände auf Knopfdruck. Dadurch lässt<br />

sich die Umstellung großer Datenmengen<br />

erheblich beschleunigen und vereinfachen.<br />

Bei der Erfassung von SEPA-Überweisungen<br />

oder -Lastschriften genießen Anwender<br />

höchsten Komfort: SFirm 2.5 konvertiert<br />

Kontonummern und Bankleitzahlen bereits<br />

bei der Eingabe in IBAN und BIC und erlaubt<br />

so das einfache Erfassen neuer Aufträge,<br />

auch wenn diese neuen Informationen auf<br />

Seiten des Erfassers noch nicht vorhanden<br />

sind.<br />

Über eine deutlich ausgebaute Import-/<br />

Export-Schnittstelle können neben SEPA-<br />

Zahlungsaufträgen nun ebenfalls SEPA-<br />

Lastschriftmandate aus Fremd-Software wie<br />

einer Finanzbuchhaltung importiert werden.<br />

Durch frei definierbare Exportfunktionen<br />

können zudem vor- und nachgelagerte ¯<br />

Alle europäischen Banken und Sparkassen haben ihre Systeme für den innereuropäischen<br />

Zahlungsverkehr in den vergangenen Jahren auf SEPA umgestellt.<br />

131


¯<br />

Quelle: DSGV<br />

IT-ManageMenT<br />

ABBildung 1<br />

sFirm 2.5 verfügt über zahlreiche neue Funktionen<br />

˚ Altendaten-Konvertierung<br />

nach SEPA<br />

˘ Automatische Ermittlung<br />

von IBAN und BIC<br />

Systeme effizient angebunden werden.<br />

Dank der neuen Druckfunktion innerhalb<br />

der SEPA-Lastschriftmandate lassen sich<br />

unkompliziert unterschriftsreife Mandate<br />

direkt aus der Software heraus erzeugen.<br />

HBCI-Lastschriftrückgabe und Anzeige des<br />

laufenden Saldos bei den Kontoumsätzen<br />

sowie viele weitere neue Funktionen runden<br />

das Produkt ab. Die Sicherheit wird in SFirm<br />

2.5 großgeschrieben: Erweiterte Maßnah-<br />

Der einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum<br />

umfasst mit Deutschland aktuell<br />

32 Teilnehmer.<br />

men versprechen einen deutlich höheren<br />

Schutz vor Manipulationen als in den Vorgängerversionen.<br />

Die umfangreichen Leistungen und<br />

Services der zukunftsorientierten Software-<br />

Lösung werden durch ein breitgefächertes<br />

Schulungsangebot komplettiert. In den<br />

neuen SFirm-SEPA-Seminaren können<br />

Berater und Anwender beispielsweise alle<br />

theoretischen und praktischen Hintergründe<br />

zum Zahlungsverkehr der Zukunft lernen,<br />

neue SEPA-Funktionen in SFirm 2.5 in Ruhe<br />

ausprobieren und sich so optimal auf die bevorstehende<br />

SEPA-Umstellung vorbereiten.<br />

signifikantes ertragspotenzial<br />

Mit mehr als 200.000 Installationen ist<br />

SFirm die mit Abstand führende Electronic-<br />

Banking-Software in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

und überzeugt seit über 15 Jahren<br />

mit einem hohen Maß an Individualität und<br />

Flexibilität. Dank des modularen Aufbaus<br />

ist das Einsatzspektrum von SFirm 2.5 im<br />

Firmenkundengeschäft überaus vielfältig<br />

und deckt sowohl grundlegende als auch<br />

komplexe Anforderungen im elektronischen<br />

Zahlungsverkehr optimal ab – vom Einsatz<br />

im einfachen Gewerbebetrieb bis hin zur<br />

nahtlosen Integration in die IT-Umgebung<br />

von Großunternehmen mit Konzernstrukturen.<br />

Das Lizenzmodell ist exakt auf die<br />

Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten<br />

und lässt eine ideale Gestaltungsfreiheit<br />

für Bereitstellung, Nutzung und Vertrieb der<br />

Software. Dank des attraktiven Preismodells<br />

sichert SFirm 2.5 Sparkassen und Landesbanken<br />

auf Basis der Institutslizenzen<br />

ein hohes Ertragspotenzial und offenbart<br />

dank niedriger Wartungskosten attraktive<br />

Margen.<br />

zusätzliche mehrwerte geplant<br />

Die Entwicklung der Electronic-Banking-<br />

Software ist mit der neuen Version noch<br />

längst nicht abgeschlossen. Als wichtiger<br />

Baustein im Firmenkundengeschäft wird<br />

SFirm 2.5 vom Kompetenzzentrum für die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe kontinuierlich<br />

weiterentwickelt und ausgebaut werden. Das<br />

wirkt sich zum Beispiel durch eine stärkere<br />

˚ Leistungsstarke Import-/<br />

Export-Schnittstelle<br />

Verzahnung mit OSPlus, etwa im Kampagnenmanagement,<br />

aus. Dadurch entstehen<br />

für Sparkassen und Landesbanken entscheidende<br />

neue Möglichkeiten, um zukünftig<br />

auch aus der Gesamtbanklösung heraus<br />

Kunden über unsere Electronic-Banking-<br />

Software zu erreichen.<br />

Fazit<br />

Die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf<br />

SEPA bringt Veränderungen mit sich – nicht<br />

nur für Sparkassen und Landesbanken<br />

selbst, sondern vor allem auch für das<br />

Firmen- und Gewerbekundengeschäft.<br />

Weil Unternehmen dabei traditionell eine<br />

höhere Affinität zeigen, eine Electronic-<br />

Banking-Software zu nutzen, können<br />

Sparkassen und Landesbanken sich als<br />

ganzheitlicher, innovativer Partner direkt<br />

am Puls der Zeit positionieren und die<br />

wachsenden Anforderungen der Kunden<br />

effizient bedienen.<br />

Mit den neuen SEPA-Funktionen und<br />

einem umfassenden Schulungsprogramm<br />

ist die Sparkassen-Finanzgruppe dank<br />

der Electronic-Banking-Software SFirm<br />

2.5 für den Zahlungsverkehr der Zukunft<br />

und künftige Veränderungen optimal<br />

gerüstet. Als Kompetenzzentrum für Online-<br />

und Mobile-Banking in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

stellt die Star Finanz<br />

dem Finanzverbund dabei auch unter<br />

betriebswirtschaftlichen Aspekten einen<br />

wertvollen Baustein für das Firmen- und<br />

Gewerbekundengeschäft zur Verfügung,<br />

um sich einen deutlichen Vorsprung am<br />

Markt zu verschaffen und frühzeitig Wettbewerbsvorteile<br />

zu sichern. ¯<br />

132 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Steigende Datenschutz-Anforderungen fordern Sparkassen heraus<br />

Auch externe „Wächter“ in<br />

interne Prozesse einbinden<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

AutorEnIT-ManageMenT<br />

Wolfgang schubert<br />

ist Leiter Mandanten-Datenschutz<br />

beim SIZ – Informatikzentrum<br />

der Sparkassenorganisation GmbH<br />

in Bonn<br />

thomas Bochenek<br />

ist SIZ-Datenschutzbeauftragter<br />

in Bonn.<br />

Die Autoren arbeiten als externe<br />

Datenschutzbeauftragte für<br />

unterschiedliche Institute in- und<br />

außerhalb der S-Finanzgruppe.<br />

„Datenschutz ist ein Wettbewerbsvorteil“, haben führende Vertreter der Sparkassen-Finanzgruppe in der<br />

Vergangenheit immer wieder hervorgehoben. Von der kleinsten Sparkasse wird damit das gleiche Schutzniveau<br />

erwartet wie vom größten Kreditinstitut. Erfahrungen interner und externer Datenschutzbeauftragter zeigen aber,<br />

wie schwer es mitunter ist, diesen hohen Anspruch in der bankbetrieblichen Praxis einzulösen.<br />

Aus Sicht des SIZ – Informatikzentrum<br />

der Sparkassenorganisation zeigt<br />

sich nach zwei Jahren praktischer Erfahrung<br />

in der Übernahme von Mandaten bei<br />

Sparkassen, Verbundpartnern und Spezialdienstleistern,<br />

dass die hochgesteckten<br />

Datenschutzziele heute erst zum Teil erreicht<br />

sind. Das Bewusstsein zum Schutz der<br />

eigenen Daten ist bei den Bürgern gerade<br />

erst erwacht.<br />

Mitunter reißerisch aufgemachte Meldungen<br />

der Medien über Datenschutzpannen<br />

haben die Bürger jedoch sensibilisiert,<br />

vielfach aber auch verunsichert. Die Sonys,<br />

Apples oder Facebooks dieser Welt kämpfen<br />

wie auch die Finanzwirtschaft an dieser<br />

Front mit Problemen. Von Datenpannen betroffene<br />

Geldhäuser können „ein Lied davon<br />

singen“, wie groß der Reputationsschaden<br />

ist, wenn der eigene Institutsname mit Negativschlagzeilen<br />

in der Zeitung erscheint.<br />

aktuelle problemfelder<br />

Datenschutzpannen fallen dabei nicht vom<br />

Himmel. Meist sind es vorgelagerte technische,<br />

organisatorische und personelle<br />

Versäumnisse, die die Probleme erst ermöglichen.<br />

Eine Studie des Beraters PwC aus dem<br />

Jahr 2010 über den Stand des Datenschutzes<br />

in Deutschland beschreibt treffend auch die<br />

Situation in manch‘ einem Finanzinstitut<br />

(s. Abb. 1):<br />

> Datenschutz hat in vielen Unternehmen<br />

nur einen geringen Stellenwert und wird in<br />

der Chefetage nur als Randthema wahrgenommen;<br />

ein regelmäßiges Reporting an<br />

das Management findet nicht statt.<br />

> Datenschutz wird einer Vielzahl von Organisationseinheiten<br />

zugeordnet. Dabei<br />

entstehen Interessenkonflikte, die in vielen<br />

Fällen nicht gelöst sind.<br />

> Der Datenschutzbeauftragte hat oft nur<br />

eine Alibi-Funktion.<br />

> Der Datenschutzbeauftragte ist zu wenig<br />

Quelle: Thorben Wengert / Pixelio<br />

in übergreifende Unternehmensprozesse<br />

eingebunden.<br />

> Mitarbeiter werden nicht regelmäßig<br />

geschult und für den Datenschutz sensibilisiert.<br />

datenschutz in der<br />

historischen rückschau<br />

Aber wie soll sich ein tiefes Bewusstsein für<br />

den Datenschutz bereits entwickelt haben,<br />

wenn der Datenschutz selbst erst am Beginn<br />

seiner Entwicklung steht? Denn ein Blick in<br />

die Historie reicht gerade einmal 50 Jahre zurück.<br />

Ausgangspunkt der weltweiten Debatte<br />

um den Datenschutz waren Pläne in den USA,<br />

das staatliche Informationswesen zu verbessern.<br />

Widerstand regte sich schnell, als Daten<br />

aller US-amerikanischen Bürger registriert<br />

und in einem elektronischen Melderegister<br />

erfasst werden sollten.<br />

Dieser Schritt wurde als Eingriff in das<br />

jedem Individuum zustehende Recht gesehen,<br />

selbst zu bestimmen, inwieweit seine<br />

„Gedanken, Meinungen und Gefühle“, mithin<br />

seine personenbezogenen Daten, anderen<br />

mitgeteilt werden sollten. Ergebnis waren –<br />

allerdings erst 1974 – US-weite Regelungen,<br />

die bereits die wesentlichen Prinzipien des<br />

heutigen Datenschutzes enthielten:<br />

> Erforderlichkeit, Sicherheit und Trans parenz.<br />

In Deutschland hat Hessen seit 1970 als<br />

erstes Bundesland ein Landesdatenschutzgesetz<br />

– flächendeckend waren die Bundesländer<br />

erst 1981 mit an Bord. 1977 folgte das<br />

Bundesdatenschutzgesetz (BDSG). Im Zuge<br />

des Volkszählungsurteils von 1983 wurde<br />

dann erstmals der Begriff der „Informationellen<br />

Selbstbestimmung“ geprägt, der<br />

seither viele Diskussionen über Datenschutz<br />

wesentlich bestimmt hat.<br />

Im Kern geht es um die Verankerung des<br />

Rechts jedes Einzelnen, grundsätzlich selbst<br />

über die Preisgabe und Verwendung seiner<br />

persönlichen Daten zu bestimmen. 1995<br />

wurde die Europäische Datenschutzrichtlinie<br />

verabschiedet. In den Jahren 2001 und<br />

2006 folgten Novellierungen des BDSG. Die<br />

letzten drei Novellen stammen aus dem Jahr<br />

2009. Aktuell hat die Brüsseler Kommission<br />

den Entwurf einer Datenschutzverordnung<br />

mit dem Ziel vorgelegt, Datenschutzregelungen<br />

EU-weit zu vereinheitlichen.<br />

In der Finanzwirtschaft hat vor allem der Schutz sensibler Daten einen immens hohen Stellenwert.<br />

Datenschutzpannen resultieren dabei mitunter aus Fehlern in vorgelagerten Prozessen.<br />

133<br />

¯


¯<br />

IT-ManageMenT<br />

steigende anforderungen an<br />

den datenschutzbeauftragten<br />

Die datenschutzrechtlichen Anforderungen<br />

an die Unternehmen sind mit der letzten Novellierung<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

erheblich gestiegen. Gleichzeitig nehmen<br />

auch die Prüfungshandlungen in diesem<br />

Bereich zu. Die rasante technologische Entwicklung<br />

stellt immer neue Anforderungen<br />

an die Weiterentwicklung des technischorganisatorischen<br />

Datenschutzes.<br />

Parallel dazu wachsen die Anforderungen<br />

an den Datenschutzbeauftragten. Er muss<br />

nicht nur das BDSG selbst, sondern auch alle<br />

anderen vorgelagerten Rechtsnormen mit<br />

Bezug zum Datenschutz im Blick haben (TKG,<br />

TMG, UWG, BetrVG etc.) Der Datenschutzbeauftragte<br />

hat heute eine Vielzahl weiterer<br />

Aufgaben wie<br />

> Verfahren vorab kontrollieren, prüfen und<br />

überwachen und gesetzeskonforme Verfahrensverzeichnisse<br />

führen.<br />

> Auftragsdatenverarbeiter hinsichtlich<br />

ihres technisch-organisatorischen Datenschutzes<br />

beurteilen und überprüfen.<br />

> Mitarbeiter informieren, schulen und sensibilisieren.<br />

> Aufsichtsorganen und Kontrollbehörden<br />

Rede und Antwort stehen.<br />

> Prüfungsstandards der internen und externen<br />

Revision kennen.<br />

> Das Management beraten und Bericht<br />

erstatten.<br />

> Organisationsanweisungen mitgestalten<br />

und deren datenschutzgerechte Umsetzung<br />

überwachen.<br />

> IT-Projekte beraten und sich eng mit dem<br />

IT-Sicherheitsbeauftragten abstimmen.<br />

Diese Aufgaben quasi „nebenbei“ und<br />

nur mit einem Teil der täglich verfügbaren<br />

Arbeitszeit wahrzunehmen, ist kaum mehr<br />

möglich. Jeder nebenamtliche Datenschutzbeauftragte<br />

stößt schnell an seine Grenzen.<br />

Die Person des Datenschutzbeauftragten<br />

muss heute hohe Fachkenntnissen mitbringen,<br />

zuverlässig sein und zugleich etwas<br />

vom Bankgeschäft verstehen.<br />

make or Buy?<br />

„Selber machen oder auslagern?“ Diese<br />

Frage stellt sich insofern auch bei der Besetzung<br />

des Datenschutzbeauftragten.<br />

Manche Institute sind möglicherweise dabei<br />

gut beraten, einen eigenen Mitarbeiter mit<br />

dieser Aufgabe zu betrauen, wenn die Qualifikation<br />

und das Verhältnis von Aufwand zu<br />

Nutzen stimmt.<br />

Quelle: D. Braun / Pixelio<br />

Erste wichtige Aufgabe bei einer internen<br />

Bestellung ist die Personalauswahl. Um eine<br />

effektive Selbstkontrolle zu gewährleisten,<br />

dürfen Geschäftsleitung und sonstige Personen,<br />

die aufgrund ihrer Stellung im Institut<br />

besonderen Interessenkonflikten ausgesetzt<br />

INFOBOx<br />

sind, nicht zum Datenschutzbeauftragten<br />

berufen werden. Die Annahme, dass ein interner<br />

Datenschutzbeauftragter gegenüber<br />

einer externen Lösung die kostengünstigere<br />

Alternative ist, wird nach neutraler Prüfung<br />

in den meisten Fällen schnell widerlegt.<br />

Wichtige regeln für das auslagern von datenschutz<br />

1. Den passenden Dienstleister auswählen: Der erste Schritt ist – wie immer beim Outsourcing<br />

– die Wahl des richtigen Partners. Dabei gilt es, auf die Kernkompetenzen<br />

des Dienstleisters sowie seine Referenzen zu achten. Optimal ist, wenn hinter dem<br />

Datenschutzbeauftragten ein Expertenteam steht, das über umfassendes Wissen mit<br />

unterschiedlichen (bank-)fachlichen Schwerpunkten verfügt und die gegen seitige<br />

Vertretungsregelung sicherstellen kann.<br />

2. Auf vertragliche Mindestlaufzeiten achten: Die Mindestlaufzeit des Vertrags sollte<br />

etwa drei Jahre betragen, da die Aufsichtsbehörden ansonsten die Unabhängigkeit<br />

des Auftragnehmers anzweifeln könnten. Einen Vertragsentwurf legt in aller Regel<br />

der Dienstleister vor. Sonderkündigungsmöglichkeiten sollten darin enthalten sein.<br />

3. Das Outsourcing-Projekt ernst nehmen: Damit der externe Datenschutzbeauftragte<br />

seine Aufgaben gut und effizient erfüllen kann, muss die Geschäftsführung persönlich<br />

von der Bedeutung des Datenschutzes und seiner Auslagerung überzeugt sein<br />

und dies intern nachdrücklich unterstützen.<br />

4. Einen Ansprechpartner für das Tagesgeschäft benennen: Für die Organisation des<br />

Tagesgeschäfts braucht der externe Datenschutzbeauftragte einen zentralen<br />

Ansprechpartner im Unternehmen. Dieser koordiniert Termine oder ermöglicht den<br />

Zugang zu internen Informationen und Dokumenten.<br />

5. Soll-Ist-Analyse: Gemeinsam mit dem Dienstleister ist eine Soll-Ist-Analyse des Datenschutzes<br />

zu erstellen. Ziel ist es, kritische Unternehmensprozesse sowie Hürden und<br />

Stolpersteine für einen rechtskonformen Datenschutz zu identifizieren.<br />

6. Gemeinsam Ideen für einen angemessenen Datenschutz entwickeln: Auf der Basis der<br />

Analyseergebnisse können effiziente, datenschutzrechtlich sichere und technisch<br />

gangbare Lösungen entwickelt und ein für das Institut individuell passendes Datenschutzkonzept<br />

erstellt werden.<br />

7. Mitarbeiter informieren und schulen: Gemeinsam mit dem externen Datenschutzbeauftragten<br />

sollte eine Datenschutz-Schulungsserie für die Mitarbeiter organisiert<br />

werden. Diesen ist entsprechend Freiraum einzuräumen, damit sie die internen<br />

Seminare besuchen können.<br />

8. Regelmäßige Berichterstattung fordern: Es empfiehlt sich, vom externen Datenschutzbeauftragten<br />

regelmäßig Reports über durchgeführte bzw. geplante Datenschutzmaßnahmen,<br />

die konform sind mit dem Internen Kontrollsystem einzufordern – denn<br />

nur Transparenz schafft Vertrauen. Üblicherweise erhält die Geschäftsführung einen<br />

Jahresbericht mit den jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkten, den identifizierten Problemen<br />

sowie deren Lösung.<br />

134 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Denn viele, teilweise nicht auf den ersten<br />

Blick erkennbare Kostenfaktoren, sind zu<br />

berücksichtigen wie:<br />

> Verkennung des tatsächlich erforderlichen<br />

Zeitaufwands für die Regeltätigkeiten<br />

(Orientierungshilfe der Gesellschaft für<br />

Datenschutz und Datensicherung (GDD)<br />

für Banken: ein Vollzeit Datenschutzbeauftragter:<br />

rund 500 MA)<br />

> Grundschulungen zum Datenschutz und<br />

zur Informationssicherheit<br />

> Regelmäßige Weiterbildungen<br />

> Zusätzliche Sachmittel (Fachliteratur, Software<br />

etc.).<br />

So ist die Bestellung eines externen Datenschutzbeauftragten<br />

nicht nur von einer<br />

höheren „Neutralität und Unabhängigkeit“<br />

gekennzeichnet, sondern auch von einer<br />

verbesserten Wirtschaftlichkeit. Der externe<br />

Datenschutzbeauftragte bringt von Beginn<br />

an (instituts-)übergreifendes und aktuelles<br />

Expertenwissen mit ein. Das Fluktuations-<br />

und Vertretungsrisiko trägt der externe<br />

Dienstleister und Kündigungsschutzrechte<br />

gelten für den externen Datenschutzbeauftragten<br />

ebenfalls nicht (s. Abb. 2).<br />

Darüber hinaus passt die Auslagerung<br />

des Datenschutzbeauftragten zur über den<br />

Deutschen Sparkassen- und Giroverband<br />

(DSGV) abgestimmten Geschäftsstrategie<br />

der Sparkassen. Denn der Datenschutz gehört<br />

nicht zum Kerngeschäft der Institute,<br />

ein Outsourcing reduziert also die Fertigungstiefe<br />

und -breite und fügt sich insofern<br />

passgenau in die Geschäftsstrategie der<br />

Sparkassen ein. Die wichtigsten Regeln bei<br />

der Auslagerung des Datenschutzes zeigt<br />

nebenstehende Infobox.<br />

erfahrungswerte beim<br />

datenschutz-outsourcing<br />

Die SIZ-Erfahrungen hinsichtlich der<br />

Übernahme von Datenschutzmandaten sind<br />

ermutigend. Der externe Datenschutzbeauftragte<br />

kann reibungslos in interne Prozesse<br />

und Verfahren eingebunden werden. Durch<br />

geeignete Sensibilisierungsmaßnahmen<br />

verstehen die Mitarbeiter besser, wie jeder<br />

seinen eigenen operativen Beitrag leisten<br />

kann, um Datenschutz und -sicherheit in<br />

einem Institut gleichermaßen zu verbessern.<br />

So wird der externe Datenschutzbeauftragte<br />

nach kurzer Zeit akzeptierter Ansprechpartner<br />

für die Fachbereiche und aktiv von diesen<br />

angesprochen. Darüber hinaus ist im Institut<br />

kein weiteres fachliches Wissen zum Datenschutz<br />

erforderlich.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

datenschutz – status quo<br />

ABBildung 2<br />

weniger wichtig<br />

35%<br />

nicht wichtig<br />

9%<br />

Fazit<br />

Gerade kritische und negative Aussagen<br />

sollte der Datenschutzbeauftragte als Anreiz<br />

verstehen, seinen Handlungsrahmen<br />

voll auszuschöpfen, um das Datenschutzniveau<br />

in den Häusern zu optimieren.<br />

Nach innen gibt es einen deutlichen<br />

Handlungsbedarf: Der Datenschutz muss<br />

etwa in das Interne Kontrollsystem sowie<br />

innerbetriebliche Verfahren und Prozesse<br />

integriert werden. Nach außen ist unter an-<br />

sehr wichtig<br />

13%<br />

wichtig<br />

43%<br />

IT-ManageMenT<br />

Quelle: PWC-Studie: Daten schützen, 2010<br />

motive für das Bestellen externer datenschutzbeauftragter<br />

Risikominimierung<br />

Revisionssicherheit<br />

Prozesssicherheit<br />

Kostenflexibilität<br />

Konzentration auf<br />

das Kerngeschäft<br />

> Sicherstellung der „Überwachung der ordnungsgemäßen<br />

Anwendung der Datenverarbeitungsprogramme“<br />

und sonstiger Anforderungen des BDSG<br />

> Zivilrechtliche Haftungsübernahme bei Schlechterfüllung<br />

> Laufende Abstimmung der SIZ-Dienstleistung mit den<br />

Verbandsprüfungen<br />

> Prüfungsbericht Interne Revision SIZ<br />

> Reduzierung des eigenen Prüfungsaufwandes<br />

> Einbindung des externen DSB in alle relevanten Prozesse<br />

> Jederzeit (instituts-)übergreifendes und aktuelles<br />

Expertenwissen<br />

> Kein Fluktuations- und Vertretungsrisiko<br />

> Budget-Sicherheit<br />

> Transparente Kalkulationsgrundlage<br />

> Keine Kosten für Spezialausbildungen<br />

> Konformität mit der Geschäftsstrategie der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe<br />

> Reduzierung von Fertigungsbreite und -tiefe<br />

derem die Bedeutung des Datenschutzes<br />

als Mittel der Marktkommunikation durch<br />

die Ausarbeitung von Datenschutzleitlinien<br />

bzw. Datenschutz-Policies noch nicht<br />

hinreichend erkannt. Dabei stehen die<br />

Chancen gut: Das Bewusstsein zum Schutz<br />

von Daten, im Kern also der Schutz des<br />

Rechts der Menschen auf informationelle<br />

Selbstbestimmung, steht gerade erst am<br />

Anfang. ¯<br />

135


Quelle: Gopp / Pixelio<br />

IT-ManageMenT<br />

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Strategiefindung für Sparkassen auf Facebook, Twitter & Co.<br />

lernplattform für<br />

social Media aufbauen<br />

Autor<br />

prof. dr. dirk neuhaus, m. B. a.<br />

ist Professor für Informationssysteme<br />

in Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

an der Hochschule<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe in<br />

Bonn.<br />

90 von 429 Sparkassen unterhalten aktuell eine eigene Fanpage bei Facebook. Deutlich weniger engagieren sich<br />

auf Twitter, YouTube, Xing oder anderen Sozialen Netzwerken. Vielerorts fehlt noch eine zielführende Strategie. Die<br />

könnte leichter entwickelt werden, wenn die Institute ihre Ideen zunächst in einem „geschützten Raum“ entwickeln<br />

und testen könnten. Auch Mitarbeiter könnten auf einer Social Media-Lernplattform den späteren Ernstfall proben.<br />

Denn das Nutzen Sozialer Netzwerke setzt mitunter unerwartete Prozesse in Gang und kann das in- und externe<br />

Kommunikationsverhalten nachhaltig verändern.<br />

social Media wird innerhalb von Gesellschaft,<br />

Politik und Wirtschaft, aber auch<br />

innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

aktuell stark beachtet. Neben der Nutzung<br />

des Internet als Informationsplattform und<br />

dem Austausch von E-Mails gewinnt der<br />

gesellschaftliche Austausch von Sichtweisen<br />

und Erfahrungen sowie die Pflege von Sozialkontakten<br />

über Social Media-Plattformen wie<br />

Facebook, YouTube oder xing zunehmend an<br />

Bedeutung.<br />

Die neuen sozialen Medien beeinflussen<br />

nachhaltig das Informations- und<br />

Kommunikationsverhalten großer Teile<br />

der Bevölkerung in nahezu allen Ländern.<br />

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg<br />

will mit seinem Netzwerk nach eigenem<br />

Bekunden eine Art eigenständigen, umfassenden<br />

virtuellen Biotop bzw. Lebensraum<br />

für Information und Kommunikation<br />

schaffen (vgl. Lindner). Das zeigt sich auch<br />

im geplanten Börsengang von Facebook,<br />

dem weltgrößten Sozialen Netzwerk mit<br />

derzeit rund 845 Millionen aktiven Mitgliedern.<br />

Der Konzern erwartet, so der Stand<br />

Anfang Februar, Einnahmen von etwa fünf<br />

Milliarden US-Dollar (vgl. Knop).<br />

Vor allem die jüngere Generation nutzt<br />

intensiv die verschiedenen Social Media-<br />

Angebote. Sie stellen bereitwillig persönliche<br />

Daten öffentlich zur Verfügung.<br />

Dieser stetig wachsende Daten-Pool in<br />

Verbindung mit den technischen Auswertungsmöglichkeiten<br />

(Data Mining) ist<br />

Facebook will gemäß eigener Philosophie „Menschen zusammenbringen“. Das Netzwerk hat<br />

jedoch Potenziale jenseits der reinen Kommunikation. Finanzdienstleister können das Soziale<br />

Netzwerk etwa künftig als Vertriebsplattform nutzen.<br />

für die meisten Unternehmen derzeit die<br />

wesentliche Motivation, um sich mit dem<br />

Thema Social Media zu beschäftigten. Die<br />

Fülle an Aktivitäten und Angeboten rund<br />

um das Thema Social Media hinsichtlich<br />

Presseartikeln, Beratungsangeboten, Seminaren,<br />

IT-Lösungen und letztlich auch<br />

Forschungsaktivitäten lassen Vergleiche<br />

zur „Dotcom-Blase“ Anfang 2000 erkennen.<br />

rechtsicherer rahmen für<br />

Vertrieb von Finanzprodukten<br />

Derzeit gibt es eine weltweite Euphorie und<br />

der enthaltene Spekulationsanteil dürfte<br />

letztlich künftig zu einer Neubewertung<br />

führen – was nicht zwangsläufig bedeutet,<br />

dass die „Social Media-Blase wie die<br />

seinerzeitige „Dotcom-Blase“ platzt. Eine<br />

der größten Risiken zur nachhaltigen Entwicklung<br />

von Social Media ist das unzureichende<br />

Einhalten datenschutzrechtlicher<br />

Bestimmungen. Die Klärung der rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen ist vor allem für den<br />

Vertrieb von Finanzprodukten über Social<br />

Media-Plattformen von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Einerseits bedrohen Digitalisierung<br />

und Internet zwar etablierte Erlösmodelle.<br />

Die neuen Medien können andererseits<br />

aber auch Produktions- und Distributionskosten<br />

senken und neue, wirtschaftlich<br />

tragfähige Vertriebskanäle eröffnen. Für die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe gibt der Deutsche<br />

Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit<br />

seinen Social Media-Projekten Handlungsempfehlungen<br />

und Umsetzungshilfen. Das<br />

betrifft vor allem die Aspekte Strategie, Kommunikation,<br />

Marketing, Vertrieb und Organisation/Prozesse<br />

(siehe abgeschlossene und<br />

laufende DSGV-Projekte zu Social Media).<br />

136 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


einige sparkassen<br />

ohne Berührungsängste<br />

Obgleich es inzwischen ein umfangreiches<br />

Informations- und Unterstützungsangebot<br />

zu dem Thema Social Media in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

gibt, haben erst 90 von<br />

429 Sparkassen eine eigene Präsenz (eine<br />

so genannte Fanpage) bei Facebook (Stand:<br />

Januar 2012). Bemerkenswert ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass bei Facebook in der<br />

Vergangenheit für 333 Sparkassen Accounts<br />

von privaten Nutzern angelegt und teilweise<br />

kommentiert worden sind (Stand: Juni 2011).<br />

Auch andere Social Media-Plattformen<br />

werden von Sparkassen in unterschiedlicher<br />

Intensität genutzt: Anfang Juni 2011 gab es<br />

im Business-Netzwerk xing 38 von Sparkassen<br />

gepflegte Profile. 46 Sparkassen haben<br />

ein eigenes Profil auf dem Microblogging-<br />

Dienst Twitter. 20 Sparkassen nutzen YouTube<br />

als Kommunikationskanal (vgl. Pasing).<br />

Diese Zahlen legen den Schluss nahe,<br />

dass die abschließende Kosten-/Nutzenfrage<br />

zu Social Media bei den meisten Entscheidungsträgern<br />

zum jetzigen Zeitpunkt entweder<br />

offen ist, sich in Bearbeitung befindet<br />

oder bereits ablehnend beantwortet wurde.<br />

Aufgrund der Komplexität, der Vielschichtigkeit<br />

und fehlender Erfahrungswerte ist<br />

die Entscheidung für oder gegen ein Engagement<br />

im Bereich Social Media nicht trivial.<br />

Kernfragen sind unter anderem:<br />

> Ist ein Social Media-Engagement grundsätzlich<br />

und vom Geschäftszweck her richtig?<br />

Und wenn ja, was sind die geeigneten<br />

Maßnahmen?<br />

> Wie erfolgt eine schrittweise Umsetzung<br />

möglicher Tätigkeiten, Prozesse und Aufgaben?<br />

> Welche Organisationseinheiten und welche<br />

Geschäftsprozesse sind betroffen?<br />

> Wie hoch sind die Kosten?<br />

> Wie sollte die Kommunikation mit den<br />

Kunden über Social Media erfolgen?<br />

> Welche Möglichkeiten gibt es für Marketing<br />

und Vertrieb?<br />

> Lässt sich mit Social Media ein zusätzliches<br />

Alleinstellungsmerkmal realisieren?<br />

Beim Aufbau der ersten Internet-Angebote<br />

ging es im Wesentlichen um die Darstellung<br />

der Sparkasse im Internet. Die Kommunikation<br />

zwischen Kunde und Sparkasse hat sich<br />

dabei in der Regel auf Web-basierte Kontaktformulare<br />

mit intern zugeordneten Organisationseinheiten<br />

bzw. Mitarbeitern beschränkt.<br />

Mit dem Übergang zum E-Business und<br />

E-Commerce und der damit verbundenen Be-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Quelle: Gerd Altmann / pixelio / lp<br />

ABBildung 1<br />

Umsetzungsvorschlag für social media-lernplattform<br />

partner rolle / aufgabe<br />

reitstellung von Online-Banking-Funktionen<br />

ist die Interaktion zwischen Sparkasse und<br />

Kunden sowie weiteren Stakeholdern gewachsen.<br />

Das gilt gleichermaßen für Menge,<br />

Zeitbedarf und Zahl der in die Kommunikationsprozesse<br />

involvierten Mitarbeiter.<br />

lernplattform für<br />

erste „geh-Versuche“<br />

Mit Social Media kann sich die Kommunikation<br />

und Interaktion bis auf den einzelnen<br />

Mitarbeiter der Sparkasse ausdehnen. Allein<br />

aufgrund des damit verbundenen Zeitbedarfs,<br />

wäre dieser Zustand aus heutiger Sicht<br />

wirtschaftlich nicht vertretbar. Sparkassen<br />

und andere Unternehmen müssen sich damit<br />

auseinandersetzen, dass ihre Mitarbeiter<br />

in der Rolle als Privatperson sozialen Medien<br />

wie das Internet zunehmend nutzen und es<br />

de facto in das Unternehmen einbringen.<br />

Die einhergehenden Lernprozesse mit<br />

dem Thema Social Media bieten Chancen<br />

und Risiken. Zur Unterstützung dieses<br />

Lernprozesses wäre es sinnvoll, wenn es<br />

für die rund 348.500 Mitarbeiter in der<br />

IT-ManageMenT<br />

DSGV Strategie, Projektmanagement, Umsetzungs-<br />

Workshops<br />

Finanz Informatik Teilprojekt: Aufbau und Betrieb der<br />

technischen Infrastruktur<br />

Social Media-Anwendungsentwicklung<br />

Sparkassen-Finanzportal Teilprojekt: Social Media-Monitoring<br />

Deutscher Sparkassenverlag Teilprojekt: Zentrales Content Management,<br />

Umsetzungs-Workshops<br />

Sparkassen / Verbundpartner Teilprojekt: Institutsabhängige<br />

Social Media-Services<br />

Sparkassen-Akademien Teilprojekt: Schulungen<br />

Sparkassen-Hochschule Teilprojekt: Studien, Forschungsbeiträge,<br />

Ideengeber<br />

Sparkassen-Finanzgruppe eine übergreifende<br />

Social Media-Lernplattform gäbe.<br />

Die damit verbundenen Zielsetzungen sind<br />

unter anderem:<br />

> Social Media-Software wie Wikis, Blogs,<br />

Foren und FAQ- Sites kennenzulernen und<br />

effizient zu nutzen.<br />

> Den Wissensaustausch innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

zu unterstützen.<br />

> Social Media in die interne Kommunikation<br />

einzubinden.<br />

> Mitarbeiter im Umgang mit Kunden über<br />

Social Media zu schulen.<br />

> Marketingkampagnen zu entwickeln und<br />

zu testen.<br />

> Den Produktverkauf über Social Media<br />

innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

zu testen.<br />

> Social Media-Informationen (Facebook-<br />

Adressen etc.) zu identifizieren, um sie<br />

in vorhandene Anwendungssysteme wie<br />

OSPlus zu integrieren.<br />

> Kompetenzfelder für Social Media-Services<br />

innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

zu identifizieren und zu etablieren.<br />

social<br />

media<br />

Eine zielführende Social Media-Strategie der Sparkassen-Finanzgruppe muss Strategie,<br />

Kommunikation, Marketing, Vertrieb sowie Organisation und Prozesse in Einklang bringen.<br />

137<br />

¯


¯<br />

Quelle: Fotolia<br />

IT-ManageMenT<br />

austauschplattformen aufbauen<br />

Web 2.0-Technologien und Social Software<br />

wie Wikis, Blogs und Foren sind dabei aus<br />

Sicht des Anwenders sinnvolle Plattformen<br />

für den fachlichen Austausch. Sie sind zugleich<br />

ein wichtiger Beitrag, um ein Wissensmanagement<br />

zu etablieren (vgl. Ehrenberg).<br />

Mit so genannten „Corporate Wiki“ lassen<br />

sich etwa Projektdokumente, Prozessbeschreibungen,<br />

Produktinformationen etc.<br />

zentral verwalten. Wichtig ist beim Aufbau<br />

neuer Informationssysteme, die vorhandene<br />

Informationsarchitektur zu beachten:<br />

> Es dürfen keine neuen zusätzlichen „Informationssilos“<br />

entstehen.<br />

Die originären Datenquellen bzw. Informationssysteme<br />

sind zu identifizieren und die Informationen<br />

bzw. Daten über Schnittstellen<br />

bereitzustellen. Experten-Blogs informieren<br />

ferner über ausgewählten Themen wie neue<br />

gesetzliche Regelungen. Die vielfältigen Sortierfunktionen<br />

ermöglichen einen schnellen<br />

Zugriff auf die gewünschte Information.<br />

Über FAQ-Sites mit häufig gestellten<br />

Fragen und Antworten können Mitarbeiter<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe Problemlösungen<br />

bereitstellen und Erfahrungen teilen.<br />

Über eine Verbindung zu einem Expertenverzeichnis<br />

lässt sich ein direkter Kontakt<br />

zu einem als Experte ausgewiesenen Mitarbeiter<br />

herstellen. Mit der Sammlung von<br />

Wissen und Informationen über Wikis, Blogs,<br />

Foren und FAQ-Sites entsteht kontinuierlich<br />

eine übergreifende Datenbank für das Wissensmanagement<br />

und den Wissenstransfer<br />

innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Ein wesentlicher Risiko- und zugleich<br />

Kostenfaktor ist die mit der Nutzung und<br />

Pflege der Plattformen investierte Arbeits-<br />

zeit. Vergleichbar mit der Internet-Nutzung<br />

werden auch beim internen Zugriff auf Social<br />

Media-Plattformen Regelungen bzw. Policies<br />

benötigt, um die Unternehmensinteressen<br />

zu wahren.<br />

interne kommunikation profitiert<br />

Neue Möglichkeiten ergeben sich auch in<br />

der internen Kommunikation. Bei übergreifenden<br />

Verbundthemen bietet sich gegebenenfalls<br />

der Einsatz von Live-Streams und<br />

Video-Contents an. Mit Live-Streams lässt<br />

sich die Zahl der Multiplikatoren vor Ort reduzieren.<br />

Dies spart zum einen Reisekosten<br />

und entsprechende Veranstaltungen in der<br />

Sparkasse. Vor allem für Schulungszwecke<br />

bieten sich Video-Contents an. Diese leisten<br />

einen Beitrag, um Fachwissen zu erlernen,<br />

sich mit dem Unternehmen zu identifizieren<br />

und Standorte zu vernetzen. Darüber hinaus<br />

können Videos schnell weitergeleitet oder<br />

mit so genannten Social Bookmarking-<br />

Diensten besonders hervorgehoben werden.<br />

Voraussetzung, um Live-Streams und Video-<br />

Contents zu nutzen, ist eine entsprechende<br />

Ausstattung der Arbeitsplätze mit Lautsprechersystemen<br />

und Kopfhörern.<br />

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind<br />

die derzeit bereitgestellten Pressespiegel.<br />

Sie lassen sich über Tags gezielt verteilen.<br />

Mögliche Kriterien sind etwa die Funktionsbezeichnung,<br />

der Fachbereich oder das<br />

Aufgabengebiet. Denkbar ist auch, dass<br />

die Anwender selbst die von ihnen bereits<br />

gelesenen Artikel, Websites oder Video-Clips<br />

allen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Nachteilig<br />

wäre allerdings ein unkontrollierter<br />

Anstieg des Informationsangebots zu Lasten<br />

der Arbeitsproduktivität.<br />

Eine Lernplattform für Social Media muss vorhandene Informationen, etwa Facebook-Adressen,<br />

identifizieren, um sie in vorhandene Anwendungssysteme wie OSPlus zu integrieren.<br />

Die Nutzung von Social Media in der<br />

Sparkasse tangiert vorhandene Kommunikations-<br />

und Vertriebskanäle. Dazu sind<br />

Lösungen und Konzepte zur Integration<br />

der mit Social Media verbundenen neuen<br />

Kommunikationsmöglichkeiten und dem<br />

persönlichen Kontakt zum Berater nötig. Das<br />

wirft vor allem zwei Fragen auf:<br />

> Wie stellt sich die Beratungsstrategie<br />

„Sparkassen-Finanzkonzept“ im Social<br />

Media dar?<br />

> Welche Möglichkeiten bieten die neuen<br />

Technologien zur Verbesserung des Kundenservices<br />

und zur Pflege der Kundenbeziehung?<br />

Mit einer Social Media-Lernplattform innerhalb<br />

der Sparkassen-Finanzgruppe lassen<br />

sich neue Marketing- und Vertriebsaktivitäten<br />

entwickeln, testen und einführen, etwa<br />

Online-Chats mit Beratern oder Produktdiskussionen<br />

in Foren. Unter Vertriebsaspekten<br />

müssen in diesem Zusammenhang vor allem<br />

die Auswirkungen von Social Media auf die<br />

DSGV-Modelle Multikanal (Modell M) und<br />

Vertriebsunterstützungs-Prozesse (Modell<br />

V) untersucht werden.<br />

Inwieweit Social Media künftig eine Etablierung<br />

eigenständiger Vertriebskanäle<br />

bedingt oder ob es zu einer Erweiterung<br />

der bestehenden Kanäle kommt, lässt sich<br />

aufgrund fehlender Erfahrungswerte derzeit<br />

nicht beantworten. Tendenziell ist der Integrationsansatz<br />

mit der Option einer späteren<br />

Auslagerung zielführend und bietet zugleich<br />

einen Investitionsschutz im Sinne geringerer<br />

Risiken.<br />

social media-strategie erforderlich<br />

Der nachhaltige Einsatz der neuen Kommunikationstechnologien<br />

im Unternehmen<br />

erfordert eine Social Media-Strategie. Dabei<br />

sind vor allem die Auswirkungen auf die Ablauforganisation<br />

in einer umfassenden Endto-End-Betrachtung<br />

zu berücksichtigen. Die<br />

Implementierung einer virtuellen „Muster-<br />

Sparkasse“ auf einer Social Media-Lernplattform<br />

wäre eine interessante Lösung.<br />

Künftige Anforderungen zur Erweiterung von<br />

OSPlus und anderen IT-Systemen lassen sich<br />

spezifizieren und testen. Die Benutzerprofile<br />

der Social Media-Plattformen wie Facebook<br />

geben Hinweise, wie Datenmodelle angepasst<br />

werden müssen. Experten können ihre<br />

Beiträge und Lösungen über strategische<br />

Fragenstellungen und Überlegungen zur<br />

praktischen Umsetzung über Wikis, Blogs<br />

und Foren austauschen.<br />

138 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Zwischenzeitlich bieten neben dem DSGV<br />

einige Verbundunternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

Dienstleistungen zu<br />

ausgewählten Social Media-Themen an. Zum<br />

Beispiel bietet das Sparkassen-Finanzportal<br />

ein Social Media-Monitoring, aber auch<br />

Werkzeuge wie den Social Media-Publisher<br />

(s. nachfolgenden Beitrag) an. Der Deutsche<br />

Sparkassenverlag veranstaltet auf der Basis<br />

der strategischen Vorgaben des DSGV<br />

Umsetzungs-Workshops. Daneben gibt es<br />

weitere Themenfelder, die sich grundsätzlich<br />

für eine zentrale und koordinierte Bearbeitung<br />

eignen.<br />

Ein zentrales Service-Center könnte<br />

etwa bestimmte Arten von Beschwerden<br />

über Sparkassen und Verbundpartner<br />

zentral sammeln und beantworten. Die<br />

Ausprägung zentraler Kompetenzen im<br />

Bereich Social Media ist ein Beitrag zur<br />

Qualitätssteigerung und zur Senkung von<br />

Kosten aufgrund des Wegfalls redundanter<br />

Leistungsangebote innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Fazit<br />

Eine Social Media-Lernplattform dient der<br />

Sparkassen-Finanzgruppe zur praktischen<br />

Umsetzung einer Social Media-Organisation<br />

im Verbund. Deren Aufbau und Betrieb<br />

könnten im Rahmen eines Verbundprojektes<br />

erfolgen. Ein erster Umsetzungsvorschlag<br />

wird in Abbildung 1 skizziert.<br />

Eine Social Media-Lernplattform bietet<br />

der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe<br />

die Möglichkeit, die neuen Technologien<br />

auszuprobieren, den Wissensaustausch<br />

zu fördern, die Vernetzung zu erhöhen<br />

und die Kommunikation mit Kunden zu<br />

schulen. ¯<br />

Literatur<br />

1 Ehrenberg, D. (2010): Wissensmanagement durch<br />

Web 2.0 vor dem Durchbruch in: Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter 03/10, Seite 141-146.<br />

2 Knop, C. (2012): Der Wert von Facebook, URL:<br />

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/vor-demboersengang-der-wert-von-facebook-11636569.<br />

html (Stand: 05. Februar 2012).<br />

3 Lindner, R. (2012): Gefangen in der Welt des<br />

Zuckerberg, URL: http://www.faz.net/aktuell/<br />

wirtschaft/unternehmen/facebook-boersenganggefangen-in-der-welt-des-zuckerberg-11636562.html<br />

(Stand: 05. Februar 2012).<br />

4 Pasing, T. (2011): State of the Art, In: Neuhaus, D.<br />

(Hrsg.), Social Media: Ein Handbuch für die<br />

Sparkassen-Finanzgruppe, S. 73-75, Deutscher<br />

Sparkassenverlag, Stuttgart.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

INFOBOx<br />

ing-diba beendet „Wurstkrieg“<br />

IT-ManageMenT<br />

Welche unerwarteten Auswirkungen das Social-Media-Engagement von Finanzdienstleistern<br />

haben kann, belegt die Resonanz auf eine TV-Kampagne der ING-Diba mit<br />

Basketballstar Dirk Nowitzki.<br />

Der „Fleischerei-Spot“, in der er wie zu Kinderzeiten ein Stück Wurst geschenkt<br />

bekommt, hat die Gemüter der Facebook-Gemeinde erhitzt.<br />

Statt sich auf der Fanpage des Instituts über Finanzprobleme oder andere Fachthemen<br />

auszutauschen, war nach der ersten Ausstrahlung der TV-Werbung Anfang Januar eine<br />

Diskussion über das Für und Wider von Fleischverzehr ausgebrochen. Die Fanpage war<br />

von Veganern, Vegetariern und Fleischfans regelrecht „geentert“ worden, die sich dort<br />

eine mitunter wilde Diskussion lieferten.<br />

1.400 Posts und rund 15.000 Kommentare später hat der Finanzdienstleister schließlich<br />

die Notbremse gezogen und die in den Medien als „Wurstkrieg“ bezeichnete Diskussion<br />

beendet. Über die Themen Ernährung und vegane Lebensweise „wurden wohl<br />

alle denkbaren Meinungen und Argumente ausgetauscht“, schreibt die Bank in einem<br />

Post zur Begründung. „Um den Anliegen unserer Kunden und Interessenten wieder<br />

mehr Raum zu geben, werden wir nun neue Posts zu den genannten Themen von der<br />

Pinnwand entfernen“, heißt es weiter. Die bisherigen Posts sollen jedoch bleiben und<br />

können auch weiterhin kommentiert werden.<br />

Lange hatte man in der Firmenzentrale die Diskussion zugelassen und verfolgt, sich<br />

selbst aber nicht eingeschaltet. „Wir wollten nichts zensieren“, hat ING-Diba-Sprecher<br />

André Kauselmann gegenüber dem Informationsdienst W&V Online die eher passive<br />

Haltung seines Instituts gerechtfertigt. Experten hatten dagegen vor zuviel Zurückhaltung<br />

gewarnt und eine stärkere Präsenz empfohlen.<br />

Der von oben angeordnete Stopp hat jedoch nicht wie in vergleichbaren Fällen den<br />

Zorn der Facebook-Gemeinde ausgelöst. In den Kommentaren zum Ende der Wurst-<br />

Diskussion überwiegen die moderaten Stimmen, die sich dafür bedanken, dass die<br />

ING-Diba den Raum für die Diskussion eingeräumt hat.<br />

Mit solchen Erfahrungen steht das Institut nicht alleine da. Über Soziale Netzwerke<br />

direkt Kontakt zu (potenziellen) Kunden aufnehmen, klingt einfach – viele Unternehmen<br />

nutzen Social Media bisher jedoch fast ausschließlich als zusätzlichen Kanal für<br />

ihre Werbebotschaften. Die vorgeschlagene Lernplattform könnte der Einstieg in eine<br />

umfassendere Strategie eröffnen. Dort könnten auch bisher vernachlässigte Aspekte<br />

wie „Verkauf über Social Media“ diskutiert und Modelle für die betriebliche Praxis<br />

entwickelt werden. (jj)<br />

139


IT-ManageMenT<br />

Autorin<br />

dagmar endres<br />

ist Online-Marketing Manager<br />

bei der Sparkassen-Finanzportal<br />

GmbH in Berlin.<br />

Social Media-Publisher – das Sparkassen-Tool für Facebook und Twitter<br />

Zentrale inhalte und revisionssicheres<br />

Publizieren in sozialen netzwerken<br />

Mit Facebook, Twitter, Xing und anderen Sozialen Netzwerken entsteht eine völlig neue Welt des Dialogs, die regen<br />

Zulauf verzeichnet. Die Herausforderung für die Sparkassen besteht darin, sich mit einer für alle transparenten<br />

Kommunikation auseinanderzusetzen. Viele Institute sind hier bereits aktiv oder planen den Einstieg ins Social Web.<br />

Bei der Strategiefindung sind innerhalb der Aufbau- und Ablauforganisation die Kompetenzen, Prozesse und<br />

Aufwände im Bereich Social Media zu klären sowie Themen- und Redaktionspläne auszuarbeiten. Mit dem Social<br />

Media-Publisher verfügen die Institute seit kurzem über ein Werkzeug, das ihre laufenden Social Media-Aktivitäten<br />

in Facebook und Twitter unterstützt – inhaltlich und organisatorisch.<br />

durch ihre hohen Mitgliederzahlen<br />

verfügen Soziale Netzwerke, Foren,<br />

Blogs oder Microblogging-Dienste über<br />

eine enorme Macht. Und sie werden immer<br />

beliebter. So sind etwa drei Viertel<br />

der Internet-Nutzer in mindestens einem<br />

Sozialen Netzwerk angemeldet und rund<br />

zwei Drittel darin aktiv. Am meisten genutzt<br />

wird in Deutschland Facebook. Jeder zweite<br />

Internet-Nutzer ist dort mit seinen persönlichen<br />

Daten registriert.<br />

Man tauscht sich dort nicht nur über<br />

persönliche und alltägliche Dinge aus. Auch<br />

Unternehmen und Marken spielen bei der<br />

Kommunikation eine große Rolle. Informationen<br />

im Social Web nehmen nicht mehr den<br />

Umweg über die Presse an die Öffentlichkeit,<br />

sondern werden direkt von den Nutzern gelesen<br />

und kommentiert. Daher bergen Social<br />

Media-Plattformen großes Potenzial. Sie<br />

können bei vielen Unternehmensaufgaben<br />

unterstützen, etwa bei der Pressearbeit,<br />

im Marketing oder beim gesellschaftlichen<br />

Engagement.<br />

schneller reagieren auf<br />

aktuelle ereignisse<br />

Mit einer eigenen Präsenz in den Sozialen<br />

Netzwerken können die Sparkassen auf<br />

mögliche Diskussionen über ihr Institut reagieren,<br />

aber auch selbst aktiv Themen und<br />

Diskussionen anstoßen und mitgestalten.<br />

Dabei generieren die Sparkassen einen<br />

wichtigen Mehrwert: Sie nutzen die Stärke<br />

ihrer lokalen Nähe, um Diskussionen online<br />

fortzusetzen.<br />

Von den Nutzern werden Facebook und<br />

Twitter als Dialogkanal verstanden. Daher<br />

ist eine Bereitschaft zum transparenten und<br />

authentischen Dialog erforderlich. Und die<br />

Quelle: Stadtsparkasse Remscheid<br />

Social Media-Verantwortlichen müssen sich<br />

über die hohen Nutzererwartungen im Hinblick<br />

auf interessante Inhalte und ein schnelles<br />

Beschwerdemanagement im Klaren sein.<br />

Das setzt eine in der Organisationsstruktur<br />

verankerte, bereichsübergreifende<br />

Redaktion und das Bereitstellen von Ressourcen<br />

im Medialen Vertrieb voraus. Ist<br />

die Struktur aufgebaut, lautet die neue Herausforderung:<br />

Tagtäglich für die Zielgruppe<br />

attraktive aktuelle Inhalte zu generieren. Ein<br />

gutes Social Media-Angebot ist daher nur<br />

mit einem gewissen Aufwand zu realisieren.<br />

social media-publisher bietet<br />

inhaltliche grundversorgung<br />

Um die Sozialen Netzwerke systematisch für<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe zu erschließen,<br />

wurde im Rahmen des DSGV-Projektes<br />

zur Social Media-Strategie das Werkzeug<br />

„Social Media-Publisher“ in Auftrag gegeben.<br />

Das Tool, das vom Sparkassen-Finanzportal<br />

entwickelt wurde und betrieben wird, ermöglicht<br />

den einzelnen Instituten das Publizieren<br />

von Inhalten auf ihren eigenen Social Media-<br />

Plattformen bei Facebook und Twitter. Es<br />

stellt zentral Inhalte zur Verfügung. Zugleich<br />

Mit dem Social Media-Publisher können Institute wie die Stadtsparkasse Remscheid ihren<br />

Facebook-Auftritt stets aktuell halten. Ein wichtiger Vorteil des Tools ist, dass einzelne Beiträge<br />

gebündelt für die Woche revisionssicher im Vier-Augen-Prinzip vorbereitet werden können.<br />

140 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


kann jede Sparkasse eigene Informationen<br />

einpflegen. Eine revisionssichere Veröffentlichung<br />

im Vier-Augen-Prinzip ist dabei<br />

garantiert.<br />

Der Social Media-Publisher stellt also die<br />

inhaltliche Grundversorgung mit aktuellen<br />

Beiträgen für die sparkasseneigenen Kanäle<br />

auf Facebook und Twitter sicher. Wöchentlich<br />

stehen im Publisher im Schnitt zehn Beiträge<br />

in Form von Texten, Bildern und Videos zum<br />

Abruf bereit. Daraus können die Sparkassen<br />

analog zu bereits bekannten Anwendungen<br />

wie Elexir und Newsletter-Management-<br />

System einzelne Beiträge auswählen, bei<br />

Bedarf editieren und mit regionalem Touch<br />

versehen.<br />

Social Media-Experten empfehlen fünf<br />

Facebook-Posts pro Woche und zwei Twitter-<br />

Tweets pro Tag. Das neue Tool bietet somit<br />

eine gute Auswahl. Wolfgang Aich, Bereichsleiter<br />

des Vorstandsstabes und verantwortlich<br />

für die Unternehmenskommunikation<br />

der Sparkasse Bodensee, unterstreicht<br />

die redaktionelle Unterstützung durch das<br />

Sparkassen-Finanzportal: „Der Publisher ist<br />

ein komfortables Werkzeug, das den Sparkassen<br />

beim ‚Grundrauschen’ in ihren Social<br />

Media-Auftritten hilft. Dadurch ersparen sich<br />

die Nutzer das Zusammensuchen von Content<br />

bei Verbänden und Verbundpartnern.“<br />

Vielfältiges themenangebot<br />

Die breite inhaltliche Grundversorgung<br />

speist sich aus derzeit über 15 zentralen Contentpools.<br />

Dazu gehören etwa Tipps zur Sicherheit<br />

im Internet, Themen rund um Internet<br />

und Mobiles, spezielle Inhalte für junge<br />

Leute, aufbereitete Produktinformationen,<br />

News aus der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

und vieles mehr. Daneben liefern Kooperationspartner<br />

wie „Geld und Haushalt“ und<br />

öffentliche Versicherer weiteren Content.<br />

Thorsten Hager, Bereichsleiter Medialer<br />

Vertrieb bei der Stadtsparkasse Remscheid,<br />

ist mit den Themenportfolio sehr zufrieden:<br />

„Die angebotenen Inhalte sind abwechslungsreich<br />

und interessant getextet. Das<br />

spart uns im Medialen Vertrieb viel Zeit und<br />

wir können auf ein gutes Angebot attraktiver<br />

Beiträge zugreifen.“<br />

Für das Einspielen lokaler Inhalte verfügt<br />

jede Sparkasse über einen eigenen<br />

Contentpool. Die Redakteure können dort<br />

selbstständig lokale Inhalte vorbereiten.<br />

Mittels der einfachen Web-basierten Anwendung<br />

im Extranet von Sparkasse.de ist<br />

es allen Mitarbeitern innerhalb einer be-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Quelle: Sparkassen-Finanzportal GmbH<br />

reichsübergreifenden Redaktion möglich,<br />

in ihrem Themen- und Zuständigkeitsbereich<br />

Beiträge für die Plattformen Twitter<br />

und Facebook direkt einzupflegen. Im<br />

System können auch Notizen zur Status-<br />

Meldung hinterlegt werden. So sind die<br />

Endredaktion und die Veröffentlichung<br />

durch die Social Media-Beauftragten ohne<br />

weitere Schritte und Hilfsmittel effizient<br />

und schnell möglich.<br />

mehrwertorientierte<br />

aufbereitung der inhalte<br />

Die zentralen Themen werden für die Zielgruppe<br />

mehrwertorientiert aufbereitet und<br />

mit einem aktuellen Anlass verknüpft. Offene<br />

Fragen bzw. eine Aufforderung der Leser<br />

fördern die Viralität und dienen damit der<br />

Verbreitung der Nachricht über die unmittelbare<br />

Leserschaft hinaus.<br />

In der Social Media-Kommunikation<br />

kommt es darauf an, knapp und präzise zu<br />

IT-ManageMenT<br />

Jugendliche und junge Erwachsene verbringen mittlerweile einen großen Teil ihrer Freizeit<br />

auf Facebook. Diese wichtige Zielgruppe können die Sparkassen in diesem Sozialen Netzwerk<br />

optimal erreichen. Mit dem Social Media-Publisher lassen sich aus 15 zentralen Contentpools<br />

deshalb auch spezielle Inhalte für junge Leute generieren.<br />

formulieren. Microblogging-Dienste wie<br />

Twitter und Status-Meldungen in Sozialen<br />

Netzwerken wie Facebook erlauben nur eine<br />

begrenzte Anzahl von Zeichen pro Nachricht.<br />

Daher ist die Nutzung von Kurz-URL-Diensten<br />

weit verbreitet. Das sind Dienste, die<br />

lange Internet-Adressen (URL) zu Links „eindampfen“,<br />

die idealerweise aus möglichst<br />

knappen Zeichenketten bestehen.<br />

Speziell für die Sparkassen steht seit<br />

kurzem ein eigener Kurz-URL-Dienst im<br />

Extranet von Sparkasse.de zur Verfügung.<br />

Damit können lange Weiterleitungs-URLs<br />

deutlich eingekürzt werden. Der konsistente<br />

Einsatz der eigenen Short-URL „s.de“ stärkt<br />

die Kommunikation der Marke Sparkasse.<br />

Daher wird bald als Erweiterung der Kurz-<br />

URL-Dienst „s.de“ auch in den Social Media-<br />

Publisher integriert. Diese interne Lösung für<br />

die Sparkassen-Finanzgruppe kann so statt<br />

fremder Dienste direkt bei der Erstellung von<br />

Beiträgen eingesetzt werden.<br />

141<br />

¯


¯<br />

Quelle: Sparkassen-Finanzportal GmbH<br />

IT-ManageMenT<br />

termingesteuertes<br />

publizieren von inhalten<br />

Der Social Media-Publisher ermöglicht den<br />

Sparkassen ein effizientes Bearbeiten von<br />

Nachrichten. Für jeden Beitrag lässt sich<br />

der Veröffentlichungszeitpunkt individuell<br />

festlegen. Dadurch können die Redakteure<br />

Beiträge gebündelt zusammenstellen und<br />

auch Veröffentlichungen nach Feierabend,<br />

am Wochenende und für Ressourcenengpässe<br />

wie Urlaubszeiten planen.<br />

Nach aktuellen Untersuchungen ist auch<br />

der Zeitpunkt der Veröffentlichung für die<br />

Wahrnehmung bei den Nutzern relevant.<br />

„Am Wochenende wird man noch besser<br />

wahrgenommen, da viele Unternehmen<br />

nicht aktiv sind,“ unterstreicht Hager. „Diesen<br />

Effekt nutzen wir mit der terminierten<br />

Veröffentlichung unkritischer Beiträge ohne<br />

aktivierende Fragestellung aus. So verwenden<br />

wir die Funktion oft bei Veranstaltungen,<br />

um mit einem Beitrag vor dem Event am<br />

Wochenende die Unterstützung der Sparkasse<br />

hervorzuheben.“ Eine Stornierung<br />

der Freigabe vor dem Zeitpunkt der Veröffentlichung<br />

ist im System jederzeit möglich.<br />

Danach kann das Medium archiviert oder bearbeitet<br />

und nochmals zur Veröffentlichung<br />

freigegeben werden.<br />

maßnahmen zur<br />

revisionssicherheit<br />

Der Social Media-Publisher kann ohne<br />

zusätzliche Installation als Browser-<br />

Anwendung über das Extranet von Sparkasse.de<br />

abgerufen werden. Er greift auf<br />

alle durch den TÜV Rheinland geprüften<br />

elementaren Funktionen wie das Rechtekonzept<br />

und das „Programm-Framework“<br />

zu. Zur Absicherung der Redakteure findet<br />

die Publizierung von Beiträgen nach dem<br />

Vier-Augen-Prinzip statt. Alle Benutzeraktionen<br />

sind in einer Revisionstabelle<br />

dokumentiert. Darüber hinaus werden alle<br />

veröffentlichten Beiträge mit eben diesen<br />

Angaben protokolliert und können von den<br />

Instituten eingesehen werden.<br />

Dennoch sollte im Rahmen des Strategieprozesses<br />

die Vergabe einer Social<br />

Media-Kommunikationsprokura an die Social<br />

Media-Beauftragten obligatorisch sein.<br />

Die entsprechenden Mitarbeiter müssen für<br />

die Sparkasse in den Sozialen Netzen reden<br />

dürfen und können. Dies unterstreicht auch<br />

Aich: „Das Vier-Augen-Prinzip und die weiteren<br />

Sicherheitseinstellungen des Publishers<br />

sind eine sinnvolle Einrichtung. Allerdings<br />

sollte man nicht außer Acht lassen, dass<br />

viele Postings und vor allem Antworten auf<br />

Userfragen nicht im Vier-Augen-Prinzip<br />

gehandelt werden können und müssen. Wir<br />

bewegen uns bei Social Media hauptsächlich<br />

in der Individualkommunikation, wie das<br />

auch beim Berater vor Ort erfolgt. Deshalb ist<br />

es wichtig, dass die Social Media-Redakteure<br />

entsprechende persönliche, fachliche und<br />

faktische Kompetenzen zur direkten Kommunikation<br />

haben.“<br />

Netzwerk-Freunde sind immer nur einen Klick entfernt: Social Media-Experten empfehlen daher<br />

fünf Facebook-Posts pro Woche und zwei Twitter-Tweets pro Tag.<br />

Der leicht zu bedienende Publisher<br />

arbeitet als zentrale Schnittstelle zwischen<br />

der Sparkasse und den Social Media-<br />

Plattformen. Derzeit können die Institute<br />

mandantenbasiert über das Tool Inhalte<br />

auf Twitter und Facebook veröffentlichen,<br />

durch modulare Umsetzung aber potenziell<br />

und langfristig auch in weiteren sozialen<br />

Netzwerken. Es ist keine Übermittlung der<br />

Anmeldedaten der Sozialen Netzwerke durch<br />

die Institute an das Sparkassen-Finanzportal<br />

erforderlich. Die Social Media-Beauftragten<br />

können in der Rolle des Administrators von<br />

Facebook und Twitter die Authentisierung<br />

des Social Media-Publishers durch die Genehmigung<br />

der Anwendung vornehmen und<br />

auch jederzeit widerrufen.<br />

Fazit<br />

Die Sozialen Netzwerke sind für eine stetig<br />

wachsende Anzahl von Menschen meinungsbildend<br />

und müssen in die Strategie<br />

für die Unternehmenskommunikation<br />

eingebunden werden. Für die Etablierung<br />

der Social Media-Aktivitäten ist eine Integration<br />

aller Bereiche in der Sparkasse und<br />

die Bildung einer bereichsübergreifenden<br />

Redaktion inklusive Beschwerdemanagement<br />

obligatorisch.<br />

Eine organisatorische Unterstützung<br />

der Social Media-Manager und der redaktionell<br />

zuliefernden Fachabteilungen<br />

bietet der Social Media-Publisher, in dem<br />

verschiedene Redakteure lokale Inhalte<br />

vorbereiten, aber auch zentrale Inhalte<br />

verwenden und bei Bedarf editieren können.<br />

Durch die optionale zeitgesteuerte<br />

Veröffentlichung kann zeitsparend und<br />

flexibel gearbeitet werden: Die einzelnen<br />

Beiträge können gebündelt für die Woche<br />

revisionssicher im Vier-Augen-Prinzip<br />

vorbereitet werden. Ebenso sind flexible<br />

Optionen für Ressourcenengpässe bei<br />

Urlaub und terminlicher Gebundenheit<br />

gegeben.<br />

Aufgrund seiner sehr guten Erfahrungen<br />

empfiehlt Wolfgang Aich von der<br />

Sparkasse Bodensee das Tool auch anderen<br />

Sparkassen und betont die beiden<br />

Dimensionen der Unterstützung: „Zum<br />

einen bekommen wir regelmäßig Anregungen<br />

für Postings in vielen Themenbereichen.<br />

Zum anderen können wir unsere<br />

eigenen geplanten Posts gut vorbereiten<br />

und dann mit dem entsprechenden<br />

Timing einstellen.“ ¯<br />

142 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Autor it-management<br />

Jürgen Janik<br />

ist Redakteur der<br />

Betriebswirtschaftlichen Blätter<br />

in Mannheim.<br />

CeBIT 2012: Cloud-Technologie als erneuter Messeschwerpunkt<br />

ganz im Zeichen von vertrauen<br />

und sicherheit in der digitalen Welt<br />

Google-Verwaltungsratschef Eric Schmidt wird die Eröffnungsrede der diesjährigen IT-Messe halten. Seine Visionen<br />

zur Zukunft der digitalen Wirtschaft konterkarieren das Messethema „Managing Trust“ jedoch nahezu. Gerade sein<br />

Unternehmen steht aktuell weltweit am Pranger von Datenschützern, plant man doch, die gigantischen Nutzerdaten<br />

zu Persönlichkeitsprofilen zu verdichten und sie an Dritte zu verkaufen. Eine Vertrauensstrategie sieht anders<br />

aus. Dabei muss die IT-Branche versuchen, in vielen Bereichen Vertrauen aufzubauen. Vor allem dem wirtschaftlichen<br />

Hoffnungsträger, der Cloud-Technologie, steht die ernsthafte „Trust“-Prüfung erst noch bevor.<br />

Mit dem Schwerpunkt „Managing Trust“<br />

rückt die IT-Messe CeBIT vom 06. bis<br />

10. März das Thema „Vertrauen und Sicherheit<br />

in der digitalen Welt“ in den Mittelpunkt.<br />

Vertrauen und Sicherheit in der digitalen<br />

Welt sind ein gemeinsames Interesse von<br />

Staat, Wirtschaft und Verbrauchern. Managing<br />

Trust beschreibt dabei den Prozess der<br />

Vertrauensbildung „als Basis für Fortschritt<br />

und Wachstum“. Je größer das Vertrauen in<br />

die Lösungen und Anwendungen der internationalen<br />

ITK-Branche ist, „desto schneller<br />

kann auch die Weltwirtschaft wachsen“, so<br />

das Credo des Veranstalters.<br />

„Managing Trust“ will logisch an das<br />

Messe-Leitthema von 2011 „Work & Life<br />

with the Cloud“ anknüpfen. Die Anbieter<br />

wollen in Hannover demonstrieren, dass<br />

Cloud-basierte Lösungen endlich verfügbar,<br />

in der Praxis einsetzbar und vor allem sicher<br />

sind. Denn die größte Wachstumsbremse ist,<br />

wie Branchenvertreter durchaus einräumen,<br />

nach wie vor das mangelnde Vertrauen in<br />

diese Angebote.<br />

Besonders gilt das für hochsensible Anwender<br />

wie Finanzdienstleister. „Vertrauen<br />

und Sicherheit in intelligente Lösungen<br />

und Prozesse müssen bei Anbietern und<br />

Anwendern als zentrale Managementaufgabe<br />

verstanden werden“, beschwört<br />

CeBIT-Messechef Ernst Raue die künftige<br />

Entwicklung.<br />

security-konferenz zum auftakt<br />

Das Leitthema der CeBIT 2012 wird sich wie<br />

ein roter Faden durch das gesamte Gelände<br />

ziehen und in allen vier CeBIT-Plattformen zu<br />

erleben sein. An diesem Säuelenkonzept hat<br />

die Messegesellschaft festgehalten:<br />

> CeBIT pro: Professionelle ITK Lösungen für<br />

Unternehmen<br />

> CeBIT gov: ITK-Lösungen für den öffentlichen<br />

Sektor<br />

> CeBIT life: ITK-Lösungen für digitalen Lifestyle<br />

> CeBIT lab: Forschung und neue Technologien<br />

für innovative IKT.<br />

Konkrete Anwendungs- und Lösungsszenarien<br />

zur digitalen und auch physischen<br />

Sicherheit werden vor allem auf der Themenplattform<br />

CeBIT Security World in Halle 12<br />

gezeigt. Bereits einen Tag vor der Eröffnung<br />

gibt es ein Sicherheits-Symposium für Geschäftsführer<br />

und IT-Entscheider. Experten<br />

erläutern, wie sensible Unternehmensdaten<br />

geschützt werden können und geben einen<br />

Überblick über aktuelle Sicherheitslösungen.<br />

Im Mittelpunkt stehen Fragen wie:<br />

> Welche Richtlinien gibt es beim Verlust<br />

von Firmendaten?<br />

> Was muss beim Einsatz von Smartphones<br />

im Unternehmen beachtet werden?<br />

> Wie sicher sind De-Mail und E-Postbrief<br />

wirklich?<br />

> Lassen sich mobile Endgeräte vor Missbrauch<br />

und Hacking schützen?<br />

> Wie können Mitarbeiter für den sicheren<br />

Umgang mit Firmendaten sensibilisiert<br />

werden?<br />

> Wie lassen sich die Vorteile der Cloud<br />

maximieren, ohne Datenschutz und Datensicherheit<br />

zu gefährden?<br />

sicherheitsdienstleister in halle 12<br />

In der Security World präsentieren sich namhafte<br />

Unternehmen aus der Sicherheitsbranche,<br />

darunter unter anderem Bitdefender,<br />

Eset, G Data, Kaspersky, McAfee, Sophos,<br />

Trend Micro, Secusmart und Secunet. Das Angebot<br />

reicht von Antiviren- und Spamschutz,<br />

Authentifizierungslösungen, Biometrischen<br />

Systemen, Cloud Security, Firewalls, Internet<br />

und Mobile Security, Kryptografie, Netzwerksicherheit<br />

und Videoüberwachung bis hin<br />

zu integrierten, ganzheitlichen Sicherheitskonzepten.<br />

Auf der Security Plaza berichten während<br />

der gesamten Messelaufzeit Experten renommierter<br />

Branchengrößen über brisante<br />

Sicherheitslücken und wie man sie schließen<br />

kann. Folgende Themenschwerpunkte stehen<br />

im Fokus: IT-Sicherheit im Mittelstand,<br />

IT-Sicherheit in Online-Shops, IT-Sicherheit<br />

in der Wolke und IT-Sicherheit als Dienstleistung.<br />

Zahlreiche Anknüpfungspunkte zum<br />

Thema Sicherheit und damit auch zum<br />

übergeordnetem CeBIT-Motto finden sich<br />

darüber hinaus auf dem gesamten CeBIT-<br />

Gelände. Zukunftsorientierte Technologien<br />

für Virtualisierung und Business Storage<br />

werden schwerpunktmäßig in der Halle 2<br />

gezeigt. Im Fachforum „Virtualisation & Storage“<br />

diskutieren Experten aktuelle Entwicklungen<br />

und stellen in praxisnahen Vorträgen ¯<br />

143


¯<br />

IT-ManageMenT<br />

Lösungsszenarien für Unternehmen jeder<br />

Größenordnung vor.<br />

modell für biometrische<br />

cloud-authentifizierung<br />

Auch die Cloud Computing World, die der<br />

Hightech-Branchenverband Bitkom bereits<br />

zum zweiten Mal auf der CeBIT organisiert,<br />

widmet sich verstärkt dem Thema Sicherheit.<br />

In der Halle 4 präsentieren Unternehmen<br />

wie Accenture, Citrix Systems, EMC, Equinix,<br />

die Fraunhofer-Gesellschaft, SAP, Siemens<br />

Enterprise Communications und TDS Produkte,<br />

Services und Beratungsdienstleitungen<br />

rund um das Thema Cloud.<br />

Im Fokus stehen dabei Themen, die die<br />

Nutzer und Anbieter von Cloud-Services<br />

bewegen – etwa die Gewährleistung der<br />

Informationssicherheit. Im großen Forum, in<br />

dem ganztätig Vorträge angeboten, stehen<br />

ebenfalls Datenschutz, Informationssicherheit,<br />

Risk Management und Compliance als<br />

Leitthemen im Vordergrund. Präsentiert<br />

werden dort einige Weltneuheiten.<br />

Mit der zunehmenden Nutzung des<br />

Internet und mobiler IT- und Kommunikationsservices<br />

verfügen immer mehr Menschen<br />

über eine wachsende Anzahl von Internet-<br />

Accounts und digitalen Identitäten, die üblicherweise<br />

lediglich durch ein Passwort oder<br />

eine Kombination aus einem Token (Karten,<br />

Schlüssel, USB-Stecker etc.) und einem Passwort<br />

geschützt sind. Die Firma BioID wird auf<br />

der Cloud Computing World erstmals einen<br />

neuen Cloudcomputing-basierten biometri-<br />

schen Authentifikationsservice für Internet-<br />

und Mobiltelefon-Anwendungen vorstellen.<br />

Digitale Identitäten eines Anwenders<br />

werden dabei nicht mehr durch unsichere<br />

Passwörter oder Token, sondern durch eine<br />

unlösbare Kopplung an die biometrischen<br />

Merkmale des Anwenders geschützt. Der<br />

BioID-Authentication-Service basiert auf<br />

modernsten Gesichts-, Iris- und Stimmerkennungstechnologien<br />

sowie leistungsfähigen<br />

Cloud-Inftrastrukturen und erfordert außer<br />

einer handelsüblichen Webcam keinerlei<br />

zusätzliche Hard- und Software. Durch die<br />

simultane Erfassung und Analyse mehrerer<br />

biometrischer Merkmale erreicht der neue<br />

Authentifikationsservice eine hohe Erkennungsgenauigkeit,<br />

Fälschungssicherheit<br />

und Benutzerakzeptanz. .<br />

transformationprozesse<br />

in die private cloud<br />

Der IT-Hersteller Hewlett-Packard wird im<br />

Rahmen der Cloud Computing Welt darstellen,<br />

wie Unternehmen und Organisationen<br />

auch im eigenen Rechenzentrum von den<br />

Cloud-Technologien profitieren können,<br />

wenn IT-Services auch weiterhin selbst<br />

erbracht werden. Praxisorientiert soll aufgezeigt<br />

werden, wie Unternehmen die im<br />

eigenen Rechenzentrum verbleibenden<br />

Infrastrukturen und Services in eine Private<br />

Cloud transformieren können, welche<br />

Technologien und Methoden zur Verfügung<br />

stehen, um die Transformation zu unterstützen<br />

und welche Nutzen aus dem Einsatz<br />

von Cloud-Technologien für den eigenen<br />

IT-Betrieb entstehen.<br />

cloud-fähige mobile<br />

endgeräte verwalten<br />

Ganz im Zeichen der Cloud steht in Halle<br />

4 auch der Stand der Telekom. Die Steuerung<br />

und Verwaltung aller Cloud-fähigen<br />

mobilen Endgeräte im Unternehmen wie<br />

Smartphones, Tablets und Laptops ist künftig<br />

mit Hilfe einer neuen Mobile-Device-Management-Lösung<br />

möglich. An die virtuelle<br />

Plattform, die das Telekommunikationsunternehmen<br />

erstmals auf der CeBIT zeigt,<br />

lassen sich von einem bis zu 100.000 mobile<br />

Geräte anschließen. Damit haben Firmen<br />

etwa im Blick, ob die Software bei allen Geräten<br />

auf dem neusten Stand ist, wer Zugriff<br />

auf das Firmennetz hat und welche Apps<br />

installiert sind.<br />

Auch für Kreditinstitute jeder Größe interessant<br />

ist WebFox. Mit Hilfe der Software, die<br />

die Telekom ebenfalls erstmals in Hannover<br />

präsentiert, lässt sich die dienstliche und<br />

private Nutzung von E-Mail und Internet am<br />

Arbeitsplatz trennen. Mit nur einem Klick<br />

wechseln die Mitarbeiter zwischen den zwei<br />

Nutzungsbereichen.<br />

Der Neckarsulmer IT-Dienstleister TDS<br />

präsentiert in Hannover einen „Cloud-Baukasten“:<br />

Mit ihm können Unternehmen Dienste<br />

für SAP ERP, SAP ERP Human Capital Management<br />

(SAP ERP HCM) oder SAP NetWeaver<br />

Business Warehouse (SAP NetWeaver BW)<br />

ihren individuellen Anforderungen entspre-<br />

144 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


chend konfigurieren und damit optimal von<br />

Kosteneffizienz und Flexibilität der Cloud<br />

profitieren. Der Walldorfer Software-Konzern<br />

SAP selbst schlägt seinen neu gestalteten<br />

zentralen Messestand ebenfalls in Halle 4<br />

auf. Auch hier dreht sich vieles um Cloud<br />

Computing. Am ersten Messetag stehen<br />

Angebote für Finanzdienstleister und Versicherer<br />

im Vordergrund.<br />

Der Netzwerk- und IT-Dienstleister BT<br />

Germany präsentiert auf der CeBIT Unified<br />

Communications aus der Cloud auf der Basis<br />

von Microsoft Lync. Ein weiteres Messe-<br />

Highlight ist „Video Bridging 3.0“, ein Cloud-<br />

Service, der verschiedene Endgeräte vom<br />

Telepresence-Raum bis zum Smartphone in<br />

einer Videokonferenz zusammenschaltet.<br />

Unter dem Motto „Transforming Lotus. Together“<br />

zeigt die GROUP Business Software<br />

AG (GBS), wie vorhandene Lotus-Anwendungen<br />

und -Infrastrukturen hin zu zeitgemäßen,<br />

Web- und Cloud-fähigen Lösungen<br />

migriert werden können. Mit GBS Transformer<br />

2.0 und der Cloud-Plattform GROUP Live<br />

zur automatisierten Anwendungsbereitstellung<br />

werden zwei Highlights am Stand zu<br />

erleben sein. Der Transformer greift dabei auf<br />

eine neuartige Technologie zurück, die eine<br />

automatisierte Umwandlung von Domino-<br />

Applikationen in Web- und Cloud-fähige<br />

xPages-Anwendungen ermöglicht.<br />

Damit will GBS Unternehmen einen<br />

schnellen und leichten Einstieg in die<br />

Cloud, ermöglichen, aus der Mitarbeiter alle<br />

vorhandenen Lösungen künftig via Web-<br />

Browser nutzen können. Damit schützen<br />

Unternehmen nicht nur bereits getätigte<br />

Investitionen in die IBM Lotus-Plattform,<br />

sondern erweitern zugleich deren Einsatzmöglichkeiten.<br />

Hier setzt auch das Platformas-a-Service-(PaaS)-Angebot<br />

„Group Live“<br />

an, eine dynamische Cloud-Plattform, die<br />

den Betrieb, das Management und Monitoring<br />

dieser und anderer Anwendungen in<br />

Public oder Private Clouds ermöglicht. Da-<br />

rüber hinaus stellen IBM-Forscher in Hannover<br />

eine zukunftsweisende Sicherheitslösung<br />

für Cloud-basiertes mobiles Arbeiten<br />

vor, die speziell für Unternehmensanwendungen<br />

entwickelt worden ist.<br />

prototyp virtueller arbeitsplatz<br />

Wie es eigentlich um die praktische Nutzbarkeit<br />

von Cloud-Diensten steht, haben sich<br />

auch die Wissenschaftler vom Fraunhofer IAO<br />

gefragt. Oder wie geht man mit dem Thema<br />

Datenschutz um, wenn ganze Geschäftspro-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

zesse in die Wolke verlagert werden? Mit<br />

dem Cloud Workpad präsentiert man auf der<br />

CeBIT den Arbeitsplatz der Zukunft, der ausschließlich<br />

Software-as-a-Service-Angebote<br />

nutzt, um gängige Arbeitsprozesse zu bewältigen.<br />

Alles, was der Endnutzer auf seinem<br />

Endgerät braucht, ist ein Webbrowser und<br />

gegebenenfalls Anwendungen zum Aufbau<br />

sicherer Kommunikationskanäle. Die Datenspeicherung<br />

erfolgt ebenfalls gänzlich in der<br />

Cloud. Auf der CeBIT kann das Cloud Workpad<br />

INFOBOx<br />

ceBit 2012 auf einen Blick<br />

messedauer und Öffnungszeit<br />

06. bis 10. März 2012, 09.00 bis 18.00 Uhr<br />

it-management<br />

eintrittspreise<br />

Tageskarte: 34 Euro (Vorverkauf) und 39 Euro (Kasse).<br />

Dauerkarte: 79 Euro (Vorverkauf) und 89 Euro (Kasse).<br />

Ermäßigte Tageskarte: 19 Euro (Schüler, Studenten, Auszubildende, Freiwilliger<br />

Wehrdienst und Bundesfreiwilligendienst - nur am 10. März).<br />

Menschen mit Behinderungen erhalten gegen Vorlage des Behindertenausweises<br />

ein ermäßigtes Tagesticket an den Tageskassen. Eine eingetragene Begleitperson<br />

erhält freien Eintritt.<br />

katalog<br />

Der Messekatalog wurde schon 2009 abgelöst durch ein Ausstellerverzeichnis im<br />

Westentaschenformat, das auf dem Messegelände erworben werden kann (kein<br />

Vorverkauf).<br />

internet<br />

Informationen und Serviceleistungen unter www.cebit.de.<br />

erstmals live in Augenschein genommen und<br />

ausprobiert werden.<br />

Verschiedenste Finanzinnovationen<br />

Die Sparkassen-Finanzgruppe wird in Hannover<br />

nicht mit einem eigenen Stand vertreten<br />

sein. Einige Neuheiten für die Finanzwirtschaft<br />

sind dennoch angekündigt und demzufolge<br />

auch für Mitarbeiter aus Sparkassen, Landesbanken<br />

und Verbundunternehmen durchaus<br />

interessant. Die Firma GFT stellt etwa Finanz- ¯<br />

smartphone-app für unterwegs<br />

Unter www.cebit2go.de kann man per Smartphone auf CeBIT-Veranstaltungsdaten<br />

sowie Aussteller- und Produktinfos abrufen.<br />

Verkehr<br />

Mit der Linie S8 vom Flughafen Hannover direkt zur CeBIT: Stündliche Direktverbindung<br />

(07.30 bis 20.30 Uhr) vom Flughafen Hannover Langenhagen zum Messebahnhof<br />

„Hannover Messe/Laatzen“, Eingang WEST 1. Fahrzeit: 23 Minuten.<br />

Mit der Linie S4 von Bennemühlen zur CeBIT: In der Zeit von 08.00 bis 10.00 Uhr und<br />

von 17.00 bis 19.00 Uhr wird die Linie S4 von Bennemühlen bis zum Messebahnhof<br />

„Hannover Messe/Laatzen“, Eingang West 1, fahren. In der Zwischenzeit endet die<br />

Linie S4 am Hauptbahnhof Hannover.<br />

Stadtbahnlinie 8 (und Sonderlinie 18) - Eingänge NORD 1 + 2: Ab Hannover Hbf über<br />

Stationen Kröpcke, Aegidientorplatz, Altenbekener Damm, Bothmerstraße U-Bahn-<br />

Linie 8 (18)<br />

Stadtbahnlinie 6 (und Sonderlinie 16) - Eingang OST 3: Über Stationen Kröpcke,<br />

Aegidientorplatz, Braunschweiger Platz, Bult, Tierärztliche Hochschule, Kronsberg<br />

U-Bahn-Linien 6 (16)<br />

kombiticket<br />

Die Eintrittskarten für die CeBIT 2012 sind am Tag des Messebesuchs als Fahrausweise<br />

in den Stadtbahnen, Bussen und Nahverkehrszügen (nur 2. Klasse) im<br />

Großraum-Verkehr Hannover (GVH) gültig, wenn der Besuchstag auf dem Ticket<br />

angekreuzt ist.<br />

145


Quelle: Deutsche Messe AG<br />

¯<br />

IT-ManageMenT<br />

Die IT-Hersteller und Cloud-Provider wollen in Hannover den Beweis antreten, dass der Weg in die Cloud keine Sackgasse ist.<br />

Apps der nächsten Generation vor. Zum Leistungsspektrum<br />

gehören Tools für den mobilen<br />

Zahlungsverkehr wie die fotografische<br />

Verifizierung von Überweisungen genauso<br />

wie der sichere Geldübertrag per SMS. Ein<br />

weiteres Produkt ermöglicht die Autorisierung<br />

von Transaktionen, indem Kunden per<br />

Biometrie, etwa durch Spracherkennung,<br />

identifiziert werden – eine Lösung, die PIN-<br />

und TAN-Nummern zukünftig ablösen soll.<br />

Die Apps basieren auf einer Multiplattform-<br />

Architektur – ein wichtiges Merkmal, damit<br />

mobile Anwendungen zukunftsfähig bleiben.<br />

Neu ist auch eine Anwendung für die<br />

mobile Finanzberatung. A-touch, die neue<br />

Touch-Banking-Lösung, ist ein bildschirmgestütztes<br />

Tool für die Anlageberatung im<br />

Private Banking und Wealth Management.<br />

Komplexe Finanzprodukte können damit anschaulich<br />

dargestellt und Änderungen in der<br />

Anlagestrategie den rechtlichen Anforderungen<br />

entsprechend dokumentiert werden. „<br />

produktentwicklung in enger<br />

Verbindung mit der praxis<br />

Eine effektive Kundenbindung für Finanzdienstleister<br />

stellt die Firma Acando<br />

mit einem „CRM for Banking“ vor. Es basiert<br />

auf Microsoft Dynamics CRM, was verschiedene<br />

Vorteile bietet, etwa eine gewohnte<br />

Benutzeroberfläche (Outlook-Client) oder<br />

Kompatibilität mit Office-Standards.<br />

Gotomaxx zeigt den eRechnungsservice<br />

für Sparkassen und Landesbanken. Dahinter<br />

verbirgt sich ein neues mit der Nassauischen<br />

Sparkasse und der Frankfurter Sparkasse<br />

entwickeltes Beratungskonzept und ein<br />

Lösungsansatz für Unternehmenskunden.<br />

Er soll schnell die Kosten im Rechnungsaustausch<br />

zwischen Geschäftspartnern senken<br />

und damit eine interessante Perspektive<br />

sein für Kundenbindung und Ertragssteigerung<br />

.<br />

Als Neuheit wird SoftPro in Hannover<br />

Sign-Doc Mobile vorstellen. Sie ermöglicht<br />

die vertrauenswürdige Erfassung eigenhändiger<br />

Unterschriften auf mobilen Endgeräten<br />

mit den Betriebssystemen iOS (wie dem iPad)<br />

sowie Android und deren anschließende<br />

Verarbeitung im Workflow. Durch die elektronische<br />

Unterschrift auf iPad & Co. soll der<br />

er stringenter und durchgängiger, sein. Eine<br />

zügiger fallabschließende Bearbeitung spart<br />

zudem Zeit und Geld.<br />

Foconis wird auf der CeBIT sein Kontrollsystem<br />

„Foconis-ZAK“ vorführen, das<br />

in enger Zusammenarbeit mit Sparkassen<br />

weiterentwickelt worden ist. Kreditinstitute<br />

können damit nachverarbeitungspflichtige<br />

Vorgänge (Hinweise und Fehler) automatisch<br />

identifizieren und systematisch nach<br />

den internen und gesetzlichen Vorgaben<br />

bearbeiten. Mit dem Foconis-Tool lassen sich<br />

gesetzliche Kontrollauflagen optimieren,<br />

Datenkontrollkonzepte konsequenter umsetzen<br />

und die Datenqualität systematisch<br />

verbessern.<br />

Die Bearbeitung erfolgt in Form von Einzelvorgängen,<br />

die zielgerichtet delegiert und<br />

überwacht werden können. Umfangreiche<br />

Auswertungen lassen Rückschlüsse auf die<br />

Vorgänge zu und liefern Vorständen frühzeitig<br />

Informationen zur Feinsteuerung des<br />

Geschäftsbetriebs. Durch den sind auch die<br />

Einhaltung der geforderten Richtlinien in Bezug<br />

auf Compliance-relevante Informationen<br />

sichergestellt.<br />

sparkassen-Bedürfnisse im Fokus<br />

Das Leipziger Unternehmen Fio Systems<br />

wird das Produkt „Fioport Vermarktung“<br />

zeigen. Es wurde im Hinblick auf die speziellen<br />

Anforderungen von Sparkassen und<br />

Landesbanken zur ganzheitlichen Kundenbetreuung<br />

bei der Immobilienvermarktung<br />

entwickelt. Die Web-basierte und mandantenfähige<br />

Software-Lösung bildet die komplexen<br />

Strukturen und Geschäftsprozesse<br />

innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe bis<br />

ins Detail ab.<br />

Neben einer rechts- und revisionssicheren<br />

automatischen Verbuchung aller<br />

Tätigkeiten, wird auf die Ausschöpfung der<br />

mit der Immobilienvermittlung verbundenen<br />

Cross-Selling-Ansätze Wert gelegt. Alle Mitarbeiter<br />

werden ohne Medienbrüche oder<br />

146 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Informationsverluste in einem System eingebunden.<br />

Als vertriebsorientiertes Instrument<br />

soll Fioport Vermarktung zur nachhaltigen<br />

Ertragssteigerung, langfristigen Kundenbindung<br />

und Neukundengewinnung beitragen.<br />

Mit der CeBIT-Sonderschau „Professional<br />

Data Center“ werden in Halle 11 Besucher<br />

angesprochen, die Lösungen für die ständig<br />

wachsenden Ansprüche an Leistung, Sicherheit<br />

und Verfügbarkeit von Firmendaten suchen.<br />

„Data Center sind mehr als Verwaltung,<br />

Organisation und Speicherung von Daten,<br />

sie bilden das Rückgrat der Unternehmens-<br />

IT. Sämtliche für ein Unternehmen, dessen<br />

Kunden und Mitarbeiter relevanten Daten<br />

werden dort bereitgestellt und verarbeitet,“<br />

erläutert CeBIT-Chef Frank Pörschmann.<br />

Das erfordert aus seiner Sicht „ein<br />

Höchstmaß an Sicherheitsvorkehrungen<br />

sowie größtmögliche Verlässlichkeit und<br />

optimale Verfügbarkeit. Das Themenspektrum<br />

reicht von Virtualisierung und Cloud<br />

Computing, Konsolidierung und Consulting<br />

über Energieversorgung, IT- und physischer<br />

Sicherheit bis zu M2M (Machine to Machine).<br />

Im Zentrum der Sonderschau steht die<br />

„Speaker‘s Corner“ mit Vorträgen, Diskussionen,<br />

Live-Präsentationen und zahlreichen<br />

Möglichkeiten zum Networking.<br />

de-mail in den startlöchern<br />

Der Public Sector Parc bekommt 2012 einen<br />

neuen Sonderbereich: „Government for you“.<br />

Dort werden die neuesten eGovernment-<br />

Projekte für die Bund- und Länderebene<br />

gezeigt. Den Mittelpunkt des neuen Ausstellungsbereiches<br />

bildet der Stand der<br />

Beauftragten der Bundesregierung für<br />

Informationstechnik (BfIT), um den sich die<br />

einzelnen Bundesländer anordnen.<br />

Auf dem BFIT-Messestand können sich<br />

Besucher zu den drei Schwerpunkten „Open<br />

Government“, „Smart Government“ und „Trusted<br />

Government“ informieren und aktuelle<br />

Anwendungen ausprobieren. Themen sind<br />

der neue Personalausweis, De-Mail oder der<br />

Prozessdatenbeschleuniger (P23R). Zu den<br />

Exponaten gehören spezielle IKT-Lösungen<br />

für die öffentliche Arbeit und Awendungsbeispiele<br />

für den neuen Personalausweis.<br />

Neues ist auf der CeBIT auch aus dem<br />

Bereich „sichere Übertragung elektronischer<br />

Nachrichten“ zu erwarten. Für den Internet-<br />

Dienstleister 1&1 hat Vorstand Jan Oetjen<br />

bereits Mitte Februar angekündigt. „Wir werden<br />

unsere De-Mail am 06. März auf der CeBIT<br />

in Hannover vorstellen.“ Neben der United-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Internet-Tochter 1&1 gehören auch die Telekom<br />

und Mentana Claimsoft zum Konsortium.<br />

Mentana hatte jüngst als erstes Unternehmen<br />

die komplette Zertifizierung beim Bundesamt<br />

für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)<br />

und beim Bundesdatenschutzbeauftragten<br />

erfolgreich durchlaufen. Sie ist Grundvoraussetzung,<br />

den Dienst im deutschen Markt<br />

betreiben zu dürfen.<br />

Kunden sollen den Plänen zufolge die<br />

rechtsverbindlichen E-Mails von der zweiten<br />

Jahreshälfte an nutzen können. „Von den 150<br />

Briefen, die jeder Deutsche durchschnittlich<br />

pro Jahr erhält, könnten künftig 80 Prozent<br />

durch die elektronische Post ersetzt werden“,<br />

glaubt Oetjen. 1&1 will den neuen elektronischen<br />

Brief billiger anbieten als die Post<br />

ihr Konkurrenzprodukt E-Postbrief. Jüngsten<br />

Zahlen zufolge war das Interesse für das<br />

Produkt, das ja schon länger im Markt ist,<br />

bei der breiten Masse der Bürger allerdings<br />

INFOBOx<br />

it-management<br />

gering. Analysten gehen Medienberichten<br />

zufolge in den vergangenen Monaten von<br />

durchschnittlich 200.000 Nutzern aus.<br />

1&1 sieht den eigenen Wettbewerbsvorteil<br />

vor allem darin, dass die Freemail-Töchter<br />

GMx und Web.de bereits über Millionen<br />

E-Mail-Accounts verfügen. Während die<br />

Post zunächst eigene E-Mail-Postfächer einrichten<br />

musste, können die De-Mail-Nutzer<br />

bei den beiden Freemailern die vorhandenen<br />

behalten. Die Telekom hat ebenfalls<br />

entschieden, wie ihre künftigen De-Mail-<br />

Adressen aussehen sollen. Sie werden den<br />

Zusatz „de-mail.de“ erhalten. Privat- und<br />

Unternehmenskunden sollen die sichere<br />

und verbindliche E-Mail so auf den ersten<br />

Blick erkennen können. Das Unternehmen<br />

hat sich nach eigenem Bekunden bewusst<br />

für die Kennung de-mail.de und gegen eine<br />

eigene Neuschöpfung, die gesetzlich möglich<br />

gewesen wäre, entschieden. ¯<br />

traditioneller Banken-Branchentreff ohne Vortragsprogramm<br />

Eine wichtige Anlaufstelle für Finanzdienstleister ist auf der CeBIT 2012 die Halle 12.<br />

Erstmals hat die Messegesellschaft dort die Sonderschau „Banking & Finance World“<br />

untergebracht. Themen sind dort unter anderem: Online-Banking, Absicherung von<br />

Konten und Transaktionen sowie flexible Sicherheitslösungen für digitale Identität im<br />

Online-Business. Ein eigenständiges Vortragsprogramm wird es 2012 nicht geben.<br />

Als deutsche Anbieter sind dort neben zahlreichen europäischen und internationalen<br />

Ausstellern, darunter aus China, Taiwan, Südkorea und den USA, mit ihren Produkten<br />

präsent (Stand: Februar):<br />

Bamatec (sömmerda): Automatische Banknoten-Banderoliermaschinen<br />

bit informatik (trier): Bank-Software/Bankfachliche Dienstleistungen (aktive Unterstützung<br />

der Sparkassen bei der IT-Konsolidierung zur Finanz Informatik)<br />

Brightec (hamburg): Münzsortierer/Banknotenzählmaschinen<br />

Bs Banktechnik gmbh (chemnitz): Münzsortierer/Banknotenzählmaschinen<br />

cashconcepts europe (lindau): Banknotenzählmaschinen/Euro-Banknoten-Prüfgeräte<br />

ddm hopt + schuler (rottweil): Kartenlesegeräte<br />

eckhardt data processing group (langenselbold): Scanner und Scheck-Processing<br />

Fio systems (leipzig): Bank-Software<br />

hs-security Ware (Wunstorf): Dongle/Kopierschutzsysteme<br />

ip systeme (kirchzarten): Bank-Software<br />

kobil systems (Worms): App Security-Tool/TAN-Generatoren/mIDentity<br />

payment-network (gauting): Bezahl-Lösung Sofortüberweisung.de<br />

paypal deutschland (dreilinden): Bezahl-Lösungen<br />

prehkeytec (mellrichstadt): Sicherheitstastaturen<br />

profindustry (hamburg): Aktenvernichter<br />

reiner sct (Furtwangen): Kartenlesegeräte/Scanner<br />

signotec (ratingen): Unterschriftenerfassungsgeräte<br />

thetakom. (pfungstadt): Videokonferenzsysteme/Kollaborations-Tools<br />

wh münzprüfer (Berlin): Münzprüftechnologie<br />

windata (kißlegg): Finanz-Software<br />

147


Quelle: AndreasD200 / Pixelio<br />

controlling<br />

Sparkassen müssen Vertrieb und Versicherungspolitik anpassen<br />

Autor<br />

peter meybom<br />

ist als selbstständiger Managementberater<br />

und Trainer in<br />

München für Kreditinstitute,<br />

Versicherer, Finanzdienstleister,<br />

Verbände, Behörden sowie eine<br />

Business School tätig.<br />

solvency ii könnte refinanzierung<br />

und Provisionsgeschäft erschweren<br />

Was Banken und Sparkassen seit Basel I im Hinblick auf ihr Kapital- und Risikomanagement durchlaufen, erlebt<br />

die Versicherungswirtschaft gegenwärtig mit Solvency II. Das risikoorientierte Regelwerk macht strikte Vorgaben<br />

zu Eigenkapitalausstattung (Säule 1), Risikoüberwachung (Säule 2) und Berichtspflichten (Säule 3). Die neuen<br />

EU-Regeln sind auch für Banken und Sparkassen relevant – das gilt vor allem für die Bereiche Refinanzierung,<br />

Kapitalbedarf und Provisionsgeschäft. Kreditinstitute sind gut beraten, ihre Betreuer im Privat-, Gewerbe- und<br />

Firmenkundengeschäft frühzeitig mit dem neuen Versicherungsaufsichtsrecht vertraut machen. Nur so können sie<br />

Auswirkungen auf Produkte, deren Renditen und Kosten abschätzen und Kunden hinreichend beraten.<br />

die Solvency II-Botschaft lautet vereinfacht:<br />

Europäische Versicherer müssen<br />

künftig umso mehr Kapital vorhalten, je<br />

mehr Risiken sie eingegangen sind. Die<br />

EU-Kommission will sicherstellen, dass Assekuranzunternehmen<br />

die Verpflichtungen<br />

gegenüber ihren Kunden jederzeit erfüllen<br />

können. 1 Der neue risikoorientierte Rahmen<br />

hat es dabei in sich. Kreditinstitute<br />

sollten sich mit den neuen Versicherungsvorschriften<br />

frühzeitig beschäftigen, denn<br />

sie könnten davon in ihrer Refinanzierung<br />

massiv betroffen sein. Zum einen fordern die<br />

Bestimmungen eine Kapitalunterlegung für<br />

Von dunklen Wolken überschattete, krisengeschüttelte europäische Staaten könnten mit<br />

Solvency II nicht den Schutz der Versicherten im Auge haben, fürchten manche Kritiker. Die<br />

neue Regelung könnte dort vielmehr als Rettungsring genutzt werden, um dringend benötigte<br />

Finanzspritzen einzusammeln.<br />

Anlagen der Versicherer in Aktien, Immobilien,<br />

Unternehmensanleihen sowie Einlagen<br />

bei und Emissionen von Kreditinstituten. Für<br />

Staatsanleihen der Euro-Staaten ist derzeit<br />

dagegen eine Null-Gewichtung vorgesehen.<br />

Das bedeutet, dass ein Versicherer, der 100<br />

Millionen Euro in griechischen, portugiesischen<br />

oder italienischen Staatsanleihen<br />

angelegt, kein Eigenkapital vorhalten muss.<br />

Auf der anderen Seite sind im so genannten<br />

Standardmodell für den Kauf einer VW- oder<br />

anderen Aktie 39 Millionen Euro und für die<br />

Investition in ein Bürogebäude 25 Millionen<br />

Euro Eigenmittel zu hinterlegen. Der Kapitalbedarf<br />

für Bankeinlagen und Anleihen<br />

richtet sich nach deren Rating, Duration und<br />

weiteren Risikofaktoren. Das erschwert die<br />

Refinanzierung von Banken im Wettbewerb<br />

zu Staatsanleihen.<br />

erschwerte refinanzierung<br />

Zusätzlich möchte die EU-Kommission mit<br />

einem weiteren Instrument das Grundprinzip<br />

„mehr Kapital für mehr Risiko“<br />

aushebeln. Fallen nämlich Staatsanleihen<br />

südeuropäischer Länder im Wert, würde das<br />

Eigenkapital der Marktwertbilanz eines Versicherers<br />

ebenfalls sinken. Dieser Effekt soll<br />

durch eine Verringerung der Rückstellungen<br />

vermieden werden. Nach den Vorstellungen<br />

der Brüsseler Kommission dürfte die EU-Ver-<br />

1 Die Versicherungsgesellschaften sind von der aktuellen<br />

Finanzmarktkrise weit weniger betroffen als<br />

Kreditinstitute. Das hohe Maß an finanzieller Stabilität<br />

bestätigen selbst internationale und europäische<br />

Aufseher, vgl. International Association of Insurance<br />

Supervisors (IAIS): Insurance and Financial<br />

Stability vom 15. November 2011 und European<br />

Insurance and Occupational Pensions Authority<br />

(EIOPA): Financial Stability Report 2011, First halfyear<br />

Report, vom 14. Juni 2011.<br />

148 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


sicherungsaufsicht „European Insurance and<br />

Occupational Pensions Authority (EIOPA)“<br />

im Krisenfall die Pflicht der Versicherer zur<br />

Bildung von Rückstellungen für Verpflichtungen<br />

gegenüber ihren Kunden reduzieren,<br />

indem sie einen antizyklischen Zinszuschlag<br />

(Counter Cyclical Premium, CCP) einführt.<br />

Das funktioniert in der Praxis so: Versicherer<br />

stellen ihre langfristigen Verpflichtungen<br />

gegenüber Kunden nicht vollständig zurück,<br />

sondern diskontieren die künftige Verbindlichkeit<br />

mit einem Zinssatz, da sie über eine<br />

Laufzeit von 20, 30 oder 50 Jahren bis zur<br />

Auszahlung Kapitalerträge erzielen. Je höher<br />

der Zinssatz zur Diskontierung, desto geringer<br />

fällt die Rückstellung aus. Stellt EIOPA 2<br />

eine außergewöhnliche Krise fest, wird der<br />

Diskontierungszins erhöht.<br />

Während die Versicherungsbranche diese<br />

Klausel mit dem Argument der Bilanzstabilität<br />

begrüßt, muss der vorgeschlagene<br />

Mechanismus doch äußerst kritisch gesehen<br />

werden. Wenn ein Versicherer nämlich eine<br />

südeuropäische Staatsanleihe zum Wert<br />

von 50 Euro bilanziert, die er zuvor zu 90<br />

Euro gekauft hat, müsste er 40 Euro über<br />

sein Eigenkapital abschreiben. Durch den<br />

Wertverlust ist die Rendite der Anleihe rechnerisch<br />

zwar gestiegen. Diese Rendite erhält<br />

er aber nur, sofern das Land seine Schulden<br />

vollumfänglich zurückbezahlt und somit die<br />

erwartete hohe Verzinsung der Rückstellung<br />

auch realisiert werden kann.<br />

Mit beiden Mechanismen schaffen die<br />

Aufseher Investitionsanreize zu Gunsten von<br />

zum Teil hoch riskanten Staatsanleihen zulasten<br />

von Bankeinlagen und -emissionen.<br />

Die Praxis läuft damit dem Risikoprinzip in<br />

Solvency II zuwider. In der Versicherungsbranche<br />

wird deshalb schon kolportiert,<br />

dass manch‘ krisengeschüttelter europäischer<br />

Staat mit dem neuen Regelwerk nicht<br />

den Schutz der Versicherten im Auge hat,<br />

sondern sich vielmehr ein Hintertürchen für<br />

dringend benötigte Finanzspritzen eröffnen<br />

will. 3<br />

hohe anlagevolumina betroffen<br />

Analysiert man die Volumina der Kapitalanlagen<br />

deutscher Versicherungsgesellschaften,<br />

stellt man fest, dass alleine die<br />

Erstversicherer 2010 rund 16 Prozent ihrer<br />

Kapitalanlagen, das sind 168 Milliarden Euro,<br />

als Bankdarlehen vergeben haben. 4 Hinzu<br />

kommt ein Großteil der rund 109 Milliarden<br />

Euro von in Fonds gehaltenen Anlagen sowie<br />

Kapitalanlagen, bei denen das Anlagerisiko<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

mögliche differenzierung der eU-länder nach risikoklassen<br />

ABBildung 2<br />

* EU-Staaten außerhalb der Eurozone<br />

vom Versicherten selbst getragen wird (vor<br />

allem aus fondsgebundenen Lebensversicherungen).<br />

Diese Anlagen wären unter dem neuen<br />

Aufsichtssystem gegenüber Staatsanleihen<br />

benachteiligt. Aus der Branche 5<br />

gibt es deshalb mittlerweile Vorschläge,<br />

wie sich die Fehlentwicklung vermeiden<br />

lässt. Indem Staatsanleihen verschuldeter<br />

Länder in verschiedene Risikoklassen<br />

eingeteilt werden, kann die Kapitalunterlegung<br />

für Staatsanleihen etwa nach dem<br />

BIP-Verschuldungskriterium differenziert<br />

werden (s. Abb. 1).<br />

Die EU-Kommission hat die Auswirkungen<br />

des künftigen Regelwerks von<br />

den Unternehmen mehrfach untersuchen<br />

lassen. Gemäß der aktuellen, fünften Auswirkungsstudie<br />

(QIS 5) 6 müssen deutsche<br />

Lebensversicherer mehr als vier Fünftel<br />

(82 %), Krankenversicherer 81 Prozent und<br />

andere Versicherer 48 Prozent ihres gesamten<br />

Solvenzkapitals für Marktrisiken vorhalten.<br />

Diese Größenordnung macht deutlich,<br />

in welchem Maß aufsichtliche Anreize auf<br />

Verschuldungsgrad 2013<br />

(in % des Bip)<br />

Controlling<br />

Quelle: EU-Kommission, Herbstprognose 2011<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

auswirkungen des neuen Versicherungsaufsichtsrechts (solvency ii)<br />

Peter Meybom – Consulting & Training, www.m-c-t.eu<br />

die Kapitalanlagepolitik der Versicherer<br />

durchschlagen. Viele Versicherer werden<br />

ihre Portfolien zulasten von Aktien, Bankeinlagen<br />

und Immobilien weiter umschichten<br />

und eher zu risikoarmen Produkten greifen.<br />

Damit werden natürlich auch Investitionen in<br />

die Realwirtschaft geringer.<br />

2 Vgl. Bernardino Gabriel, EIOPA Chairman: Eröffnungsrede<br />

auf der EIOPA 1st Annual Conference<br />

vom 16. November 2011, S. 5.<br />

3 Vgl. Rüther, Ulrich, Vorstandsvorsitzender der Provinzial<br />

Nordwest Holding: Die Hoffnung stirbt zuletzt,<br />

in: www.ftd.de vom 2. Dezember 2011, 10:26<br />

Uhr.<br />

4 Vgl. Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft,<br />

Statistisches Taschenbuch der Versicherungswirtschaft<br />

2011, Tabellen 14 und 15, Darlehen<br />

an Kreditinstitute und Tages-, Termin- und Festgelder.<br />

5 Vgl. o.V.: Bäte: Staatsanleihen in Risikoklassen einteilen,<br />

in: Börsen-Zeitung vom 17. November 2011,<br />

S. 7.<br />

6 Vgl. Meybom, Peter.: Müssen Banken ihre Anerkennung<br />

von Versicherungen überdenken? – Auswirkungen<br />

der europäischen Versicherungsaufsichtsregeln,<br />

in: B.Bl. 6/2011, S. 337-341.<br />

149<br />

¯


¯<br />

controlling<br />

Weitere auswirkungen für institute<br />

Das neue Regelwerk kann auch Folgen für<br />

den Kapitalbedarf von Banken und Sparkassen<br />

haben. Denn die Solvabilitätsverordnung<br />

stellt hohe Anforderungen an die Bonität<br />

von Versicherungsunternehmen als Voraussetzung<br />

für die aufsichtliche Akzeptanz von<br />

Kreditrisikominderungstechniken und die<br />

Verlagerung operationeller Risiken durch<br />

Kreditinstitute. 7<br />

Die europäischen Versicherungsaufsichtsregeln<br />

können sich nämlich auf das Rating<br />

von Assekuranzunternehmen auswirken<br />

und insofern auf die Anerkennung von Versicherungen<br />

für Kreditinstitute. Damit schlagen<br />

sie direkt auf deren Kapitallast durch.<br />

Deshalb werden die neuen Aufsichtsregeln<br />

für Versicherer dazu führen, dass Banken<br />

und Sparkassen ihre Versicherungspolitik<br />

insgesamt überdenken.<br />

Hinzu kommen Auswirkungen auf das<br />

Provisionsgeschäft. Denn die Produkte,<br />

Renditen und Preise/Kosten der Versicherer<br />

werden sich verändern, was sich auch im<br />

Bankenvertrieb von Verbundprodukten auswirkt.<br />

Daher sollten alle Kundenbetreuer im<br />

Privat-, Gewerbe- und Firmengeschäft von<br />

Banken und Sparkassen die neuen Entwicklungen<br />

kennen, um diese in die Kundenberatung<br />

einzubringen (s. Abb. 2). 8<br />

Versicherer ändern ihre<br />

geschäftsmodelle<br />

Die europäische Assekuranz steht nicht nur<br />

vor zentralen Herausforderungen aufgrund<br />

demografischer Entwicklungen 9 , niedriger<br />

Zinsniveaus, öffentlicher Verschuldungskrisen,<br />

internationaler Rechnungslegungsvorschriften,<br />

der Diskussion um die Finanztransaktionssteuer<br />

10 und wettbewerbsbedingter<br />

Veränderungen. Sie sieht sich vor allem einem<br />

neuen Aufsichtssystem gegenüber, das das<br />

Geschäftsmodell vieler, auch öffentlicher Versicherer<br />

wesentlich beeinflussen, wenn nicht<br />

gar verändern wird. 11 Denn mit Einführung<br />

von Solvency II sind erhebliche Auswirkungen<br />

für die Versicherungswirtschaft zu erwarten.<br />

Steigende Kapitalanforderungen: Die<br />

Kapitalanforderungen (Säule 1) werden steigen.<br />

Das künftige Solvabilitätssystem stellt<br />

stärker auf die geschäftsspezifische Struktur<br />

der Risiken ab, was auch zur Berücksichtigung<br />

bislang nicht einbezogener Risiken<br />

(Kapitalanlage, Geschäftsbetrieb) führt.<br />

Wenn auch QIS 5 12 für den deutschen Markt<br />

insgesamt eine Solvenzkapitalüberdeckung<br />

(Surplus) von 118 Milliarden Euro gegenüber<br />

dem heutigen Solvency I-Standard ausweist,<br />

wird der Kapitalbedarf für einzelne Versicherungsgesellschaften<br />

deutlich höher liegen.<br />

Danach hätten 2010 europaweit 15 Prozent,<br />

in Deutschland immerhin ein Zehntel der<br />

Versicherer das notwendige Solvenzkapital<br />

unterschritten und wären im aufsichtlichen<br />

Sinne nicht solvent gewesen. 13<br />

Erhöhte Volatilität der Eigenmittel: Eine<br />

Ursache dafür kann in der marktgerechten<br />

Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten<br />

liegen, da die Zahlungsfähigkeit<br />

(Solvenz) anhand einer Marktwertbilanz<br />

gemessen wird. Variieren darin die Wertansätze<br />

von Aktiva und Passiva zwischen den<br />

Bewertungsstichtagen, führt das zu einer erhöhten<br />

Volatilität des resultierenden, marktbewerteten<br />

Eigenkapitals in der Solvenzbilanz.<br />

Die aufsichtlichen Vorschläge führen<br />

bei Zinsänderungen zu heftigen Ausschlägen.<br />

„Wir können ein Unternehmen nicht<br />

führen, wenn unsere Kapitalausstattung in<br />

einem Quartal um 50 Prozent schwankt.“ 14<br />

Renditen fallen, Kosten steigen: Das hat<br />

Auswirkungen auf die Altersvorsorge der<br />

Bevölkerung, weil langfristige Produkte, beispielsweise<br />

private Rentenversicherungen,<br />

mit mehr Eigenkapital unterlegt werden<br />

müssen, was deren Absicherung verteuert.<br />

Folglich werden branchenweit Produkte,<br />

Absicherungsprogramme und Preise für den<br />

Verbraucher angepasst. „Beim Modell der<br />

herkömmlichen deutschen Lebensversicherung<br />

geben die Gesellschaften Zinsgarantien<br />

für 50 Jahre und mehr. Da das unter Eigenmittelanforderungen<br />

problematisch ist,<br />

muss man sich etwas Anderes ausdenken.<br />

Man könnte sich vorstellen, dass die Garantien<br />

für zehn Jahre gelten oder bis zum Ende<br />

der Ansparphase, wenn bei privaten Rentenversicherung<br />

die Auszahlung beginnt. Es<br />

macht keinen Sinn, unbedingt am bisherigen<br />

Modell festzuhalten.“ 15<br />

Versicherer werden zulasten ihres<br />

traditionellen Geschäfts stärker auf Risikolebenspolicen<br />

oder fondsgebundene<br />

Verträge setzen. Denn hier trägt der Kunde<br />

das Kapitalanlagerisiko. Alternativ könnten<br />

Gesellschaften gezwungen sein, spezielle<br />

WhiteLabel-Produkte zu vertreiben, um<br />

keine Risiken auf die eigenen Bücher zu<br />

nehmen, sondern als durchleitende Vertriebseinheit<br />

zu agieren.<br />

Konsolidierungswelle absehbar: Hinzu<br />

kommt, dass das neue Regelwerk voraussichtlich<br />

zu einer Konsolidierungswelle im<br />

europäischen Versicherungsmarkt führt.<br />

Während nämlich gut diversifizierte Unternehmen<br />

Risikokapital einsparen, müssen<br />

gerade kleine und mittlere Versicherer mit<br />

ihrem breitem Produktsortiment Spitzenrisiken<br />

an Rückversicherer oder den Kapitalmarkt<br />

mithilfe von Insurance Linked Bonds<br />

(ILB) 16 zu günstigen Preisen abgeben. Sonst<br />

werden sie langfristig wohl nicht mehr am<br />

Markt bestehen können. Deshalb weist die<br />

EU-Kommission schon in einem frühen Stadium<br />

darauf hin, dass das Projekt „...den auf<br />

dem EU-Versicherungsmarkt ohnehin bestehenden<br />

Konsolidierungstrend verstärken und<br />

den derzeitigen Wettbewerbsdruck auf kleine<br />

und mittlere Versicherer erhöhen“ 17 wird.<br />

Bonität der Rückversicherer relevant:<br />

Solvency II führt auch zu einer sensibleren<br />

Auswahl der Rückversicherungspartner, da<br />

Schadenforderungen in Abhängigkeit vom<br />

Ausfallrisiko (dem Rating des Rückversicherers)<br />

mit Eigenkapital unterlegt werden<br />

müssen.<br />

7 Vgl. ebd.<br />

8 Zu den vertrieblichen Aspekten von Solvency II für<br />

Kreditinstitute vgl. Meybom, Peter: Bankgeschäfte<br />

mit Versicherern – Ergebnispotenziale durch Solvency<br />

II, in: Die Bank – Zeitschrift für Bankpolitik<br />

und Praxis, Nr. 10/2008 vom 1. Oktober 2008, S.<br />

38-42.<br />

9 Vgl. ders.: Megatrend Altersvorsorge birgt noch<br />

erhebliches Marktpotenzial – Allfinanzstrategie<br />

zukunftsweisend oder ein Auslaufmodell ?, in: B.Bl.<br />

6/2010, S. 314-319.<br />

10 Vgl. ders.: Eine Finanzmarktsteuer belastet Anteilseigner<br />

und Kunden, in: B.Bl. 4/2010, S. 217-220.<br />

11 Vgl. ders.: Europäische Assekuranz steht vor zentralen<br />

Herausforderungen – Geschäftsmodelle<br />

öffentlicher Versicherer werden sich verändern, in:<br />

B.Bl. 1/2011, S. 32-39.<br />

12 Vgl. ders.: Solvenzbilanzen aller europäischen<br />

Versicherer sollen getestet werden – EU-Kommission<br />

bringt fünfte quantitative Auswirkungsstudie<br />

(QIS 5) auf den Weg, in: Zeitschrift für Versicherungswesen<br />

(ZfV), Nr. 17/2010 vom 1. September<br />

2010, S. 586-588.<br />

13 Vgl. Fußnote 6.<br />

14 Vgl. o.V.: Allianz-Vorstand wettert gegen Solvency<br />

II, in: Börsen-Zeitung vom 17. November 2011, S.<br />

4.<br />

15 Vgl. Rupp, Werner, Vorstandsvorsitzender der<br />

Nürnberger Versicherungsgruppe, zitiert nach<br />

Fromme, Herbert: Lebenslänglich wird Auslaufmodell,<br />

in: www.ftd.de vom 23. Dezember 2011, 11:06<br />

Uhr.<br />

16 Vgl. Meybom, Peter: Risikotransfer an den Kapitalmarkt<br />

hat Wachstumspotenzial – Chancen bieten<br />

sich auch für kleine und mittlere Unternehmen, in:<br />

ZfV 18/2011 vom 15. September 2011, S. 611-615.<br />

17 Vgl. EU-Kommission: Zusammenfassung der Folgenabschätzung<br />

vom 10. Juli 2007, S. 8-9, und<br />

Deloitte: External Study by Deloitte for the Impact<br />

Assessment of Solvency II (Level 2), Januar 2010,<br />

S. 36.<br />

150 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Qualitative Anforderungen: Die regelmäßige<br />

Berechnung des Solvenzkapitals<br />

gemäß Standard- oder internem Modell hat<br />

der Versicherer konsequent in seine Geschäfts-<br />

und Steuerungsprozesse (Säule 2)<br />

einzubinden. 18 Dafür ist ein entsprechendes<br />

Governance-System einzurichten, wofür das<br />

künftige Regelwerk eine unternehmenseigene<br />

Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (Own<br />

Risk and Solvency Assessment, ORSA) vorsieht.<br />

19 Sie muss integraler Bestandteil der<br />

Geschäftsstrategie sein, kontinuierlich in die<br />

strategischen Entscheidungen einfließen<br />

und zumindest drei Bestandteile umfassen:<br />

> Gesamtsolvabilitätsbedarf<br />

> Einhaltung der Anforderungen an Eigenkapital<br />

und versicherungstechnische<br />

Rückstellungen<br />

> Signifikanz der Abweichung des Risikoprofils<br />

von den Annahmen, die der Solvenzkapitalanforderung<br />

zugrunde liegen.<br />

Zudem muss der Versicherer über Prozesse<br />

verfügen, die der Wesensart, dem Umfang<br />

und der Komplexität seiner Risiken angemessen<br />

sind, und die es ihm gestatten, die<br />

Risiken richtig zu beurteilen. ORSA beinhaltet<br />

im Grunde nichts anderes als die gesamte<br />

finanzielle Unternehmenssteuerung. Das<br />

Management muss gegenüber der Aufsicht<br />

nichts Geringeres als den Nachweis seiner<br />

Steuerungskompetenz erbringen.<br />

Publizitäts- und Berichtspflichten: Die Berichtspflichten<br />

werden künftig umfangreicher<br />

sein als heute, denn Solvency II verpflichtet<br />

die Gesellschaften zur Veröffentlichung ihres<br />

Berichts über die Solvabilität und Finanzlage<br />

sowie Informationen an die Aufsicht (Säule<br />

3). Der zuständige Referatsleiter bei der<br />

EU-Kommission Karel van Hulle sieht die<br />

umfangreichen Berichtspflichten allerdings<br />

mit Humor. „Das Modell ist einfach: Sie müssen<br />

vor der Aufsicht nackt dastehen. Vor der<br />

Öffentlichkeit können sie eine Badehose anlegen,<br />

bei der wir bestimmen, wie groß sie ist.“ 20<br />

Vorbereitungen<br />

laufen auf hochtouren<br />

Versicherer sind hinsichtlich der neuen<br />

Kapitalanforderungen des Solvency II-<br />

Regelwerks (Säule 1) intern relativ weit fortgeschritten.<br />

Offen gegenüber der Aufsicht<br />

kritisiert werden allerdings noch die Quantifizierung<br />

von Risiken aus Naturkatastrophen<br />

und die hohe Komplexität des Standardmodells.<br />

Hinzu kommen noch Unsicherheiten<br />

bei der Behandlung von Versicherungsgruppen<br />

und der Wunsch nach einer spürbareren<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Anwendung des Proportionalitätsprinzips<br />

für kleine und mittlere Gesellschaften. Das<br />

betrifft vor allem die umfangreichen Berichts-<br />

und Veröffentlichungspflichten.<br />

Bei den Versicherungsunternehmen gibt<br />

es jedoch Nachholbedarf in Säule 2 mit Blick<br />

auf den vorgeschriebenen ORSA-Prozess.<br />

Dazu kommen im laufenden Jahr große<br />

Anstrengungen zur Erfüllung von Veröffentlichungs-<br />

und aufsichtlichen Berichtspflichten<br />

(Säule 3). Denn viele Gesellschaften haben<br />

entweder mit dieser Aufgabe noch gar nicht<br />

begonnen oder befinden sich erst in einem<br />

anfänglichen Planungsstadium. 21<br />

Wie vom Autor bereits im letzten Jahr<br />

erwartet, wird es zu einer sechsten Auswirkungsstudie<br />

(QIS 6) kommen. 22 Der Versicherungsverband<br />

GDV will sie für den deutschen<br />

Markt von März bis Juni 2012 durchführen.<br />

Schließlich müssen die EU-Mitgliedstaaten<br />

die Vorschriften noch in diesem Jahr in nationales<br />

Recht umsetzen.<br />

Doch während für Kreditinstitute durch<br />

Basel III und EBA die „Daumenschrauben“<br />

angezogen werden, könnte den europäischen<br />

Versicherern eine Verschiebung<br />

des für sie vorgesehenen, neuen Aufsichtsregimes<br />

von 2013 auf voraussichtlich<br />

2015 gelingen. Die entsprechende EU-<br />

Richtlinie 23 ist zwar bereits 2009 verabschiedet<br />

worden. Sie muss aber aufgrund<br />

des zwischenzeitlich in Kraft getretenen<br />

Lissabon-Vertrages durch die so genannte<br />

Omnibus-Richtlinie modifiziert werden. Die<br />

wird derzeit vom zuständigen Wirtschafts-<br />

und Währungsausschuss des Europaparlaments<br />

behandelt. Anders als geplant hat der<br />

Ausschuss jedoch nicht im Januar darüber<br />

abgestimmt, sondern seine Entscheidung<br />

– nun bereits zum dritten Mal – auf Mitte<br />

März vertagt. Dadurch ist die anschließend<br />

notwendige Abstimmung mit der EU-Kommission<br />

und dem Europäischen Rat vor der<br />

Sommerpause unwahrscheinlich geworden.<br />

Da die Kommission den Versicherern eine<br />

Einführungsfrist von 18 Monaten zugesagt<br />

hat, verschiebt sich der Zeitplan voraussichtlich<br />

auf 2015. 24 Hinzu kommt eine<br />

Übergangsperiode (die EU-Kommission<br />

spricht von einem ‚Phasing-in’) von einem<br />

Jahr, so dass sämtliche Vorgaben wohl erst<br />

ab 2016 erfüllt werden müssen. Dennoch<br />

laufen die Vorbereitungen gegenwärtig<br />

bei der EU-Kommission, im zuständigen<br />

Ausschuss des EU-Parlaments, bei der Ba-<br />

Fin und in der Versicherungswirtschaft auf<br />

Hochtouren.<br />

Controlling<br />

Fazit<br />

Kreditinstitute sollten vorbereitet sein.<br />

Denn das neue Regelwerk kann die Refinanzierung<br />

und das Produktangebot<br />

beeinträchtigen. Banken und Sparkassen<br />

sollten sich deshalb möglichst zeitnah mit<br />

den neuen Rahmenbedingungen intensiv<br />

beschäftigen. Direkte Folgen könnte<br />

Solvency II auch für den Kapitalbedarf<br />

haben. Kreditinstitute werden daher ihre<br />

Versicherungspolitik im Hinblick auf die<br />

aufsichtliche Akzeptanz (Solvabilitätsverordnung)<br />

von Kreditrisikominderungstechniken<br />

und die Verlagerung operationeller<br />

Risiken überprüfen müssen. Nur so kann<br />

vermieden werden, dass die europäischen<br />

Versicherungsaufsichtsregeln auf die eigene<br />

Kapitallast durchschlagen.<br />

Das gilt gleichermaßen für das Provisionsgeschäft,<br />

denn im Vertrieb spielen<br />

gerade Versicherungsprodukte eine große<br />

Rolle. 25 Die Betreuer im Privat-, Gewerbe-<br />

und Firmenkundengeschäft müssen<br />

deshalb zumindest die Grundzüge des<br />

neuen Aufsichtsrechts kennen, damit<br />

sie die Auswirkungen auf Produkte, die<br />

Gesamtverzinsung aus Ablaufleistung,<br />

Überschussbeteiligung und laufender<br />

Verzinsung sowie die Kosten abschätzen<br />

und ihre Kunden hinreichend beraten<br />

können. Aufgrund der komplexen Materie<br />

sind für Mitarbeiter in vertriebsnahen und<br />

Verwaltungsbereichen interne und externe<br />

Schulungen hilfreich. ¯<br />

18 Vgl. Meybom, Peter: Kapitalmodelle konsequent in<br />

die Geschäfts- und Steuerungsprozesse einbetten<br />

– Zahlreiche Betriebsabläufe und Unternehmenseinheiten<br />

betroffen, in: ZfV 10/2011 vom 15. Mai<br />

2011, S. 364-368.<br />

19 Weitergehend als der Internal Capital Adequacy<br />

Assessment Process (ICAAP) in Kreditinstituten.<br />

20 Zitiert nach Krieger, Friederike: GDV will eigenen<br />

Testlauf, in: www.ftd.de vom 14. Oktober 2011,<br />

11:40 Uhr.<br />

21 Vgl. o.V.: Assekuranz hat großen Nachholbedarf, in:<br />

Börsen-Zeitung vom 12. Januar 2012, S. 4, und List,<br />

Thomas: Solvency II fordert kleinere Versicherer,<br />

ebd. vom 22. November 2011, S. 4.<br />

22 Vgl. Fußnote 6, S. 340.<br />

23 Vgl. Directive of the European Parliament and the<br />

Council on the Taking up and Pursuit of the Business<br />

of Insurance and Reinsurance (Solvency II)<br />

vom 25. November 2009.<br />

24 Vgl. Fromme, Herbert u.a.: Der Zeitplan wackelt, in:<br />

www.ftd.de vom 26. Januar 2012, 11:02 Uhr.<br />

25 Vgl. Meybom, Peter: Erhebliche Ertragspotenziale<br />

im Vermittlungsgeschäft schöpfen – Provisionsergebnis<br />

im Verbundgeschäft steigern, in: B.Bl.<br />

8/2011, S. 433-436 und ders.: Modell für den erfolgreichen<br />

Vertrieb vermittelter Produkte, in: B.Bl.<br />

9/2011, S. 534-538.<br />

151


Quelle: Fotolia<br />

controlling<br />

Auswirkungen verschärfter Regelungen zu Risikokonzentrationen<br />

risikoverbünde erfordern<br />

spezielle Messmethodik<br />

Autor<br />

dr. markus schäfer<br />

ist Mitarbeiter in der Abteilung<br />

Unternehmenssteuerung der<br />

Kreissparkasse Saarlouis. Der<br />

Artikel gibt die persönliche<br />

Auffassung des Autors wider.<br />

Die neu gefassten Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) waren bis spätestens Ende 2011<br />

umzusetzen. Sie schreiben vor, dass künftig auch Intra- und Inter-Risikokonzentrationen innerhalb und zwischen<br />

den Risikoarten zu messen sind. Dafür wird innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe die Software CreditPortfolioView<br />

(CPV) eingesetzt. Als am zweckmäßigsten hat sich dabei eine Vorgehensweise herausgestellt: Risikoverbünde gemäß<br />

der alten Interpretation des Paragraph 19 Abs. 2 KWG zu bilden.<br />

Am 15. Dezember 2010 hat die Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) die erneut überarbeiteten<br />

Mindestanforderungen für das Risikomanagement<br />

(MaRisk) 1 veröffentlicht. Nach der<br />

Überarbeitung im Jahr 2009 reagierte die<br />

BaFin mit dieser Neufassung auf Arbeiten<br />

internationaler Aufsichtsgremien wie des<br />

Committees of European Bankers Supervisors<br />

(CEBS) und des Baseler Ausschusses<br />

für Bankenaufsicht. Ein wesentlicher Aspekt<br />

bei der Neufassung der MaRisk im Jahr<br />

2010, die spätestens bis zum 31. Dezember<br />

2011 umgesetzt werden musste, war, die<br />

Verschärfung der Regelungen zu den Risikokonzentrationen,<br />

Unterscheidung von intra- und<br />

inter-risikokonzentrationen<br />

Im Abschnitt AT 2.2 der MaRisk wird von der<br />

Geschäftsleitung eines Instituts gefordert,<br />

sich regelmäßig und anlassbezogen im Rahmen<br />

einer Risikoinventur einen Überblick<br />

über die wesentlichen Risiken des Institutes<br />

Damit das Messen von Intra- und Inter-Risikokonzentrationen für Mitarbeiter nicht zum Drahtseilakt<br />

wird, werden heute leistungsstarke Tools wie CreditPortfolioView eingesetzt. Damit sie<br />

korrekt arbeiten, sind zuvor jedoch bestimmte Grundvoraussetzungen zu definieren.<br />

zu verschaffen. 2 Dabei werden Adressenausfallrisiken<br />

den zumindest als wesentlich einzustufenden<br />

Risiken zugerechnet. Weiterhin<br />

wird gefordert, mit diesen wesentlichen<br />

Risiken verbundene Risikokonzentrationen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Gemäß den Erläuterungen zu Textziffer 1<br />

zu AT 2.2 unterscheidet die BaFin dabei Inter-<br />

und Intra-Risikokonzentrationen.<br />

> Unter Intra-Risikokonzentrationen versteht<br />

die BaFin Risikokonzentrationen, die durch<br />

den Gleichlauf von Risikopositionen innerhalb<br />

einer Risikoart entstehen, während<br />

Inter-Risikokonzentrationen durch den<br />

Gleichlauf von Risikopositionen über verschiedene<br />

Risikoarten hinweg entstehen. 3<br />

Bildung von kreditnehmer- und<br />

risikoeinheiten gesetzlich geregelt<br />

Zu den Intra-Risikokonzentrationen der<br />

Adressenausfallrisiken rechnen neben den<br />

Branchenkonzentrationen auch die Konzentrationsrisiken,<br />

die dann aus der Bildung von<br />

Risikoverbünden resultieren, wenn einzelne<br />

Kreditnehmer zu Kreditnehmereinheiten<br />

zusammengefasst werden.<br />

Gemäß Paragraph 19 Abs. 2 Kreditwesengesetz<br />

(KWG) gelten zwei oder mehrere<br />

natürliche oder juristische Personen oder<br />

Personenhandelsgesellschaften als ein<br />

Kreditnehmer im Sinne dieses Gesetzes.<br />

Vorhanden sein müssen bestimmte rechtliche<br />

(Satz 1 bis 5) oder wirtschaftliche (Satz<br />

6) Abhängigkeiten zwischen den natürlichen<br />

1 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(Hrsg.): Rundschreiben 11/2010 (BA) – Mindestanforderungen<br />

an das Risikomanagement – MaRisk.<br />

GZ: BA 54-FR 2210-2010/0003, Bonn/Frankfurt am<br />

Main vom 15. Dezember 2010.<br />

2 Vgl. BaFin, AT 2.2 TZ1, S. 5<br />

3 Vgl. BaFin, Anlage 1, S. 6.<br />

152 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


oder juristischen Personen oder Personenhandelsgesellschaften.<br />

Zu unterscheiden ist danach zwischen<br />

Kreditnehmereinheiten auf Basis eines<br />

beherrschenden Einflusses (rechtliche<br />

Abhängigkeiten gemäß Satz 1 bis 5) und<br />

Risikoeinheiten auf Basis wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeiten (Satz 6). Ein mittelbar oder<br />

unmittelbar beherrschender Einfluss liegt<br />

vor bei Unternehmen:<br />

> die demselben Konzern angehören,<br />

> zwischen denen ein Gewinnabführungsvertrag<br />

besteht,<br />

> die im Mehrheitsbesitz stehen, zwischen<br />

dem Unternehmen und den an ihnen beteiligten<br />

Unternehmen oder Personen.<br />

Als eine Kreditnehmereinheit gelten auch bei<br />

natürlichen Personen:<br />

> Personenhandelsgesellschaften und ihre<br />

persönlich haftenden Gesellschafter<br />

> Partnerschaften und ihre jeweiligen Partner.<br />

Als Risikoeinheit auf Basis wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit (Satz 6) gelten Unternehmen<br />

und Personen:<br />

> mit einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

(neue § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation)<br />

> mit wechselseitiger wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit (alte § 19 Abs. 2 KWG-Interpretation).<br />

4<br />

Nach einer früheren Interpretation des<br />

KWG war eine Risikoeinheit nur bei wechselseitiger<br />

wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

zu bilden, 5 während nach neuerer Auslegung<br />

schon bei einseitiger wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit Risikoeinheiten zu bilden<br />

sind. 6<br />

cpV berücksichtigt nur<br />

symmetrische abhängigkeit<br />

Zu berücksichtigen ist die Bildung derartiger<br />

Risikoeinheiten im Rahmen der Messung<br />

und Bewertung von Adressenausfallrisiken.<br />

Innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe wird<br />

sie für das Kundenkreditgeschäft mithilfe der<br />

Software CreditPortfolioView (CPV) vorgenommen.<br />

Dabei kann CPV jedoch aufgrund<br />

seiner programmtechnischen Realisierung<br />

lediglich symmetrische Abhängigkeiten berücksichtigen,<br />

wie sie nach dem skizzierten<br />

Verständnis nur bei Risikoeinheiten mit<br />

wechselseitig wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

vorkommen.<br />

In der Regel kann in CPV ein Risikoverbund<br />

nur dergestalt gebildet werden, dass<br />

wenn der eine Kreditnehmer des Verbundes<br />

ausfällt auch automatisch der andere Kreditnehmer<br />

ausfällt. Das muss allerdings für<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

beide oder alle Kreditnehmer des Risikoverbundes<br />

gleichermaßen gelten. Daher ist für<br />

CPV lediglich die Bildung von Risikoverbünden<br />

gemäß der alten Paragraph 19 Abs. 2<br />

KWG-Interpretation zweckmäßig.<br />

Berücksichtigung von<br />

risikoverbünden in cpV<br />

Um Risikoverbünde in CPV zu berücksichtigen,<br />

gibt es zwei prinzipielle Vorgehensweisen:<br />

> Risikoverbünde können manuell angelegt<br />

werden.<br />

> Risikoverbünde können maschinell nach<br />

einem bestimmten Algorithmus erzeugt<br />

werden.<br />

Eine manuelle Verbundbildung erfolgt dabei<br />

vor der Datenbereitstellung durch die Zentrale<br />

Vorverarbeitung Adressenrisiko (ZVAdr)<br />

durch den IT-Dienstleister der Sparkassen-<br />

Finanzgruppe, die Finanz Informatik, für<br />

CPV. Die maschinelle Risikoverbundbildung<br />

erfolgt im Rahmen der Datenbereitstellung<br />

für CPV durch den so genannten ZVAdr-Lauf.<br />

Um dabei eine mögliche Risikoüberzeichnung<br />

durch die Berücksichtigung identischer<br />

Kreditnehmer in unterschiedlichen<br />

Risikoverbünden zu vermeiden, werden sie<br />

jeweils überprüft und gegebenenfalls neu<br />

geordnet. Mehrfach berücksichtigte Kreditnehmer<br />

werden auf diese Weise exakt dem<br />

Risikoverbund zugeordnet, der das größte<br />

Engagement aufweist.<br />

Durch Aktivierung der Sparkassenregeln<br />

961, 962 und 972 wird im Rahmen der maschinellen<br />

Bildung von Risikoverbünden<br />

gewährleistet, dass durch den ZVAdr-Lauf<br />

lediglich symmetrische Risikoeinheiten mit<br />

wechselseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit<br />

gemäß alter KWG Paragraph 19 Abs.<br />

2-Interpretation gebildet werden. Nur diese<br />

Vorgehensweise ist für die Berücksichtigung<br />

von Risikoverbünden durch die Kredit-<br />

Portfoliorisikomessung mit CPV einzig und<br />

allein sinngemäß. Zu beachten ist dabei,<br />

dass die Sparkassenregel 970 deaktiviert<br />

ist, um zu verhindern, dass die gebildeten<br />

Risikoverbünde durch die Einzelkundensicht<br />

unterdrückt werden.<br />

Fazit<br />

Die neugefassten MaRisk vom Dezember<br />

2010 verlangen, dass im Rahmen der Überwachung<br />

von Adressenrisiken auch Risikokonzentrationen<br />

zu berücksichtigen sind.<br />

Neu ist dabei die Anforderung, sowohl<br />

Inter- als auch Intra-Risikokonzentrationen<br />

Controlling<br />

also Konzentrationen innerhalb und<br />

zwischen verschiedenen Risikoarten zu<br />

berücksichtigen. Gemäß Paragraph 19 Abs.<br />

2 KWG wird bei der Zusammenfassung von<br />

Kreditnehmern zwischen rechtlichen Abhängigkeiten<br />

bei Kreditnehmereinheiten<br />

und wirtschaftlichen Abhängigkeiten bei<br />

Risikoeinheiten unterschieden.<br />

Nur die Bildung von Risikoeinheiten<br />

nach alter Paragraph 19 Abs. 2 KWG-Interpretation<br />

im Rahmen von wechselseitig<br />

wirtschaftlichen Abhängigkeiten ist damit<br />

im Rahmen der Risikomessung der Kreditportfoliorisiken<br />

in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

mittels CPV sinnvoll. Diese Art der<br />

Risikoverbundbildung lässt sich durch die<br />

maschinelle Anlieferung von Risikoverbünden<br />

durch die ZVAdr der Finanz Informatik<br />

auf einfache Art und Weise realisieren. ¯<br />

Literatur<br />

1 Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(Hrsg.): Rundschreiben 11/2010 (BA) – Mindestanforderungen<br />

an das Risikomanagement<br />

– MaRisk. GZ: BA 54-FR 2210-2010/0003, Bonn<br />

/Frankfurt am Main vom 15.12.2010.<br />

2 Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (Hrsg.):<br />

Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />

nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />

Bonn/Frankfurt am Main vom 24.02.1997.<br />

3 Bundesministerium der Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />

über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz –<br />

KWG) in der Fassung der Bekanntmachung vom<br />

9. September 1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt<br />

durch Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011<br />

(BGBl. I, S. 1126 geändert worden ist.<br />

4 Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur<br />

Umsetzung der geänderten Bankenrichtlinie und<br />

der geänderten Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD<br />

II Umsetzungsgesetz). O.O. 2011.<br />

4 Vgl. Bundesministerium für Justiz (Hrsg.): Gesetz<br />

über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz – KWG)<br />

in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September<br />

1998 (BGBl. I, S. 2776), das zuletzt durch<br />

Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juni 2011 (BGBl. I,<br />

S. 1126) geändert worden ist, S. 64.<br />

5 Vgl. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen<br />

(Hrsg.): Rundschreiben 3/1997 (BA) – Kreditnehmereinheiten<br />

nach § 19 Abs. 2 KWG, GZ I 3-236-4/96,<br />

Bonn/Frankfurt am Main vom 24. Februar 1997, S. 2.<br />

6 Vgl. Ernst & Young GmbH (Hrsg.): Gesetz zur Umsetzung<br />

der geänderten Bankenrichtlinie und der geänderten<br />

Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD II Umsetzungsgesetz).<br />

O.O. 2011. Gesetzesbegründung<br />

BT-Drucksache 17/1720, zu Nr. 19 (§ 19), zu Buchstabe<br />

b (§ 19 Abs. 2), S. 65.<br />

153


Quelle: Corbis<br />

Personalmanagement<br />

Professioneller Umgang mit trauernden Angehörigen<br />

Mitarbeitern fehlen oft<br />

die richtigen Worte<br />

Autor<br />

Ulrich Welzel<br />

ist Inhaber der Unternehmensberatung<br />

BRAIN|ACTIVE in<br />

Taufkirchen bei München.<br />

Er arbeitet als Hospizbegleiter,<br />

Fachbuchautor und Trainer.<br />

Bei den Angehörigen eines verstorbenen Kunden den richtigen Ton zu treffen, müssen viele Mitarbeiter erst lernen.<br />

Denn scheitert schon die erste „Kontaktaufnahme“ aufgrund emotionaler Barrieren oder schlicht durch Unsicherheit,<br />

wird es mitunter schwer, an die langjährige Kundenbeziehung erfolgreich anzuknüpfen. Die Folge: Der Verlust<br />

der Kundeneinlagen. Vor allem Empathie1 , wertschätzende Kommunikation und Authentizität sind der Schlüssel, um<br />

das Vertrauen der Angehörigen zu gewinnen.<br />

obwohl jedes Jahr durchschnittlich<br />

850.000 Menschen in Deutschland2 versterben, wird das Thema Sterben, Tod und<br />

Trauer in unserer Gesellschaft oftmals tabuisiert.<br />

Unter allen Grenzerfahrungen gilt der<br />

Tod als die existenziellste Erfahrung. Der Tod<br />

ist die letzte, die ultimative Grenzerfahrung<br />

des menschlichen Daseins. Die Erfahrung<br />

von Tod ist für jeden Angehörigen eine<br />

starke emotionale Erfahrung und Belastung.<br />

Experten sprechen vom „stärksten Stress“,<br />

der einem Menschen widerfahren kann.<br />

Dieser Stress spiegelt sich nach dem Tod des<br />

Kunden auch in der Beratung von Sparkassen<br />

wider. Sehr oft fühlen sich Mitarbeiter in der<br />

Beratungssituation hilflos, gehemmt und<br />

unbehaglich.<br />

Umgehen mit alternder gesellschaft<br />

Ein Blick auf die demografische Entwicklung<br />

zeigt jedoch, dass es in den nächsten 20<br />

Jahren zu einer massiven Überalterung der<br />

Gesellschaft kommt (s. auch Infobox). Auf der<br />

Produktseite halten Sparkassen bereits heute<br />

umfangreiche Lösungen für ihre Kunden<br />

bereit, um die Auswirkungen der Demografie<br />

zu mildern. Sinnvoll erscheint es, wenn sich<br />

Sparkassenvorstände die Frage stellen:<br />

> Wie sieht die demografische Entwicklung<br />

innerhalb unseres Kundenstammes aus<br />

und welche Auswirkungen hat das Ergebnis<br />

auf unser Geschäftsmodell?<br />

Die Erfahrungen zeigen, dass nur wenige<br />

Sparkassen diese für sie geschäftspolitisch<br />

wichtigen Zahlen ermitteln, auswerten<br />

und Maßnahmen einleiten. Um sich ein<br />

erstes Bild zu machen, ist es ratsam eine<br />

Altersstrukturanalyse des Kundenstamms<br />

(für jedes Geburtsjahr) zu erstellen. Liegt<br />

diese Analyse vor, können die zuständigen<br />

Sparkassenmitarbeiter Beratungsprozesse<br />

(Einführung von Generationenmanagement<br />

etc.), Produktlösungen und das Marketing<br />

wesentlich perfekter auf die heterogene<br />

Zielgruppe abstimmen.<br />

Aktuell liegt der Anteil der über 60-<br />

jährigen Kunden oftmals schon bei 30<br />

Prozent. Viele Sparkassen haben bereits<br />

einen bis zu 35-prozentigen Anteil von „Alten“.<br />

Die Perspektive ist damit, dass diese<br />

Kunden in den nächsten 20 bis 23 Jahren<br />

versterben werden. Es handelt sich dabei<br />

Für Angehörige ist der Tod eine starke emotionale Erfahrung und Belastung. In dieser Stresssituation<br />

kommt es für den Sparkassenberater vor allem darauf an, den richtigen Ton zu treffen.<br />

um Kunden, die den Sparkassen teilweise<br />

große Vermögen anvertraut haben. Glaubt<br />

man Erhebungen in deutschen Kreditinstituten,<br />

besitzen die über 50-jährigen Kunden<br />

80 Prozent aller Bankeinlagen.<br />

Bis zum Jahr 2020 prognostiziert das<br />

DIA 3 (s. Abb.1) ein zu vererbendes Vermögen<br />

von 2,6 Billionen Euro. Die Hälfte ist Geldvermögen.<br />

Auf ein Jahr heruntergebrochen<br />

bedeutet das 130 Milliarden Euro Geldvermögen,<br />

welches den Besitzer wechselt.<br />

Nur ein verschwindend geringer Anteil der<br />

kommenden Erbfälle berührt das Private<br />

Banking (s. Abb 2).<br />

Angesichts solcher Zahlen lohnt es sich<br />

genauer hinzuschauen, wie die Beratung<br />

aussieht, wenn heute der Private Banker, der<br />

Generationenberater oder Wealth Manager<br />

die Nachricht vom Tod eines seiner Kunden<br />

auf den Tisch bekommt. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass der genannte Beraterkreis davon<br />

betroffen ist, ist sehr hoch.<br />

Vermögen wandern ab<br />

Ein Phänomen beobachten wir schon seit<br />

Jahren: Nach dem Tod des Erblassers werden<br />

oft bis zu 75 Prozent des liquiden Vermögens<br />

auf eine andere Bank transferiert. Warum ist<br />

das so? Selten ist der zuständige Mitarbeiter<br />

in der Lage, in dieser, auch für ihn extremen<br />

Situation, die richtigen Worte zu finden,<br />

den richtigen Ton einzuschlagen und den<br />

trauernden Angehörigen angemessen emphatisch<br />

und wertschätzend zu begegnen.<br />

Die E-Mail einer Bestatterin (an den Autor)<br />

bringt es auf den Punkt:<br />

> „Gerade waren Angehörige bei mir, die<br />

sich bitterlich über die Bank beschwert<br />

haben, bei der sie seit 50 Jahren Kunden<br />

1 Emotion anderer nachempfinden.<br />

2 Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus 2010.<br />

3 Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011.<br />

154 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


sind. Verkehrter Ton - kein Einfühlungsvermögen.<br />

Die Angehörigen werden die Bank<br />

wechseln.“<br />

Das ist die häufigste Kundenreaktion, wenn<br />

Berater nicht angemessen auf die Bedürfnisse<br />

von trauernden Angehörigen eingehen.<br />

Bereits 36 Stunden nach dem Tod des<br />

Kunden, der noch nicht beerdigt ist (!), ist klar,<br />

dass die Spareinlagen spätestens in einem<br />

halben Jahr nicht mehr bei dieser Bank<br />

liegen. 50 Jahre Kundenbeziehung – nicht<br />

unüblich im ländlichen Bereich, wo sich jeder<br />

kennt – werden in fünf Minuten eliminiert.<br />

Beratern fehlt sensibilität<br />

für trauersituation<br />

Vielen Interviews mit ehemals trauernden<br />

Bankkunden ist zu entnehmen, dass sie<br />

sich sehr oft emotional falsch oder gar nicht<br />

angesprochen fühlen. Nach Erfahrungen des<br />

Autors nehmen 95 Prozent der Bankberater<br />

nämlich erst gar keinen Kontakt mit den trauenden<br />

Angehörigen auf. Kommt es aber zum<br />

Gespräch, hört man im Nachhinein immer<br />

wieder, dass der Berater nach einem floskelartigen<br />

„Herzliches Beileid“ zur Tagesordnung<br />

übergegangen ist.<br />

Fragt man beim Berater nach, kommt sehr<br />

oft die Aussage: „Ich weiß gar nicht, was ich<br />

mit den Angehörigen reden soll!“ Trauernde<br />

Angehörige hören oft folgende Aussagen<br />

von ihren Beratern: „Kopf hoch, das wird<br />

schon wieder.“ „Sie sind stark. Sie werden das<br />

schaffen.“ oder „Ich weiß, wie Sie sich fühlen.“<br />

Solche Aussagen spiegeln vor allem eins wider:<br />

Die Unsicherheit des Beraters.<br />

In der Folge bedeutet das für Banken und<br />

Sparkassen einen vorsichtig geschätzten<br />

Mittelabfluss von 20 bis 23 Milliarden Euro.<br />

Für eine kleine Sparkasse kann das Mittelabflüsse<br />

im einstelligen Millionenbereich<br />

bedeuten. Bei mittleren und großen Sparkassen<br />

reden wir schnell von zweistelligen<br />

Millionensummen. Wohlgemerkt: jährlich.<br />

Bei den großen Privatbanken ist es keine<br />

Seltenheit, wenn jährlich mehrere 100 Millionen<br />

Euro an Sichteinlagen abfließen. Spricht<br />

man mit den Bankentscheidern, werden die<br />

Zahlen sehr oft bestätigt beziehungsweise<br />

sogar nach oben korrigiert.<br />

Jeder Vorstand müsste sich heute im<br />

Klaren sein, was Mittelabflüsse in dieser<br />

Größenordnung für seine Bilanz bedeuten.<br />

Deshalb kann es schon bei Spareinlagen ab<br />

50.000 Euro interessant sein, sich mit der<br />

Gefühlswelt trauernder Angehöriger auseinanderzusetzen.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

aufteilung des zu vererbenden Vermögens bis 2020<br />

in Billionen euro<br />

Immobilien<br />

Sachvermögen<br />

Geldvermögen<br />

ABBildung 3<br />

Fünf schritte zum erfolgreichen Umgang mit<br />

trauernden angehörigen<br />

Schritt 1 Altersstrukturanalyse im Kundenstamm durchführen<br />

Schritt 2 Vermögenszuordnung nach Altersgruppen<br />

Jeder mensch trauert anders<br />

Im Allgemeinen spricht man von vier Trauerphasen,<br />

die der Trauernde durchläuft: 4<br />

> Phase 1: Nicht-Wahrhaben-Wollen<br />

> Phase 2: Aufbrechende Gefühle<br />

> Phase 3: Suchen, finden, sich trennen<br />

> Phase 4: Neuer Selbst- und Weltbezug.<br />

Sehr oft kommen die Angehörigen in der<br />

Zeit der ersten beiden Phasen in die Bank<br />

oder Sparkasse. Wenn der Mitarbeiter in<br />

diesem Moment nicht erkennt, in welchem<br />

Personalmanagement<br />

0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4<br />

Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011<br />

ABBildung 2<br />

0,3<br />

größe der erwarteten erbschaften und ihr anteil<br />

an allen erbfällen bis 2020<br />

mehr als<br />

250.000 €<br />

150.000<br />

– 250.000 €<br />

50.00<br />

– 150.000 €<br />

bis 50.000 €<br />

0 €<br />

0,2 %<br />

9 %<br />

0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 %<br />

Quelle: Deutsches Institut für Altersvorsorge 2011<br />

19 %<br />

Schritt 3 Marketing und Produktauswahl auf das jeweilige Kundensegment abstimmen<br />

Schritt 4 Ausreichend ältere Generationenberater ausbilden<br />

Schritt 5 Berater fit für den Umgang mit trauernden Angehörigen machen<br />

1,0<br />

emotionalen Stress sich die trauernden<br />

Angehörigen befinden, fehlen ihm in dieser<br />

Situation die Worte und das Einfühlungsvermögen.<br />

Zu beachten ist, dass<br />

die Trauerphasen nicht stufen-, sondern<br />

oftmals spiralförmig verlaufen. Das heißt:<br />

Auch wenn der Trauernde beim letzten<br />

Gespräch emotional stabil gewirkt hat, ist<br />

er heute vielleicht wieder instabil. Deshalb<br />

4 Verena Kast in „Trauern“.<br />

33%<br />

1,3<br />

38%<br />

155<br />

¯


Personalmanagement<br />

ist es für jeden Mitarbeiter wichtig, keinerlei<br />

Bewertungen vorzunehmen. Jeder Mensch<br />

trauert anders.<br />

keine fachliche Betreuung<br />

ohne emotionale Verbindung<br />

Abwicklungstechnische oder finanzielle Fragen<br />

sind die eine Seite der Herausforderung.<br />

Der persönliche Kontakt mit trauernden<br />

Angehörigen ist die andere Seite und gilt<br />

in dem Fall als die größte Herausforderung.<br />

Empathie, wertschätzende Kommunikation<br />

und Authentizität sind der Schlüssel, um das<br />

Vertrauen der Angehörigen zu gewinnen. Die<br />

Antwort der trauernden Angehörigen? Dank<br />

und Loyalität.<br />

Trauernde Angehörige sind hoch emotionalisierte<br />

Menschen, die zumindest<br />

zeitweise über ganz feine Gefühlsantennen<br />

verfügen. Sie spüren instinktiv, wenn ihnen<br />

an Stelle echter Einfühlung nur ein Mitgefühl<br />

vorgegaukelt wird. Kleine, pietätsfremde<br />

Fehltritte und kommunikative Unstimmigkeiten<br />

können problemlos gut verlaufende<br />

Beratungen torpedieren. 5<br />

Von der Beratung<br />

zur Begleitung<br />

Wer als Berater in seinem Leben noch<br />

nicht mit dem Tod konfrontiert war, sollte<br />

versuchen, sich in diesen schwersten aller<br />

menschlichen Augenblicke hineinzufühlen.<br />

In der Auseinandersetzung mit dem Verlust<br />

eines Menschen liegt ein doppelter Gewinn:<br />

Man selbst wird hellsichtiger für seine eigene<br />

Existenz und verändert sein Wertesystem<br />

von der Quantität zur Qualität der Lebensinhalte.<br />

Die neu gewonnene Empathie steht im<br />

sozialen Umgang nicht nur im privaten,<br />

sondern auch im beruflichen Umfeld zur<br />

Verfügung. Für den Mitarbeiter gilt es, den<br />

Spagat zwischen Berater und Begleiter<br />

professionell zu gestalten. Neben der Beachtung<br />

der Etikette sind ganz besonders<br />

die Aspekte der verbalen und nonverbalen<br />

Kommunikation zu berücksichtigen. Die<br />

selbstverständlichsten Fragen sind oft nicht<br />

einfach zu beantworten:<br />

> Wie gehe ich am besten auf einen trauernden<br />

Angehörigen zu?<br />

> Wie kondoliere ich richtig?<br />

> Wie viel Anteilnahme ist in einem Bankgespräch<br />

angebracht, ohne gefühlskalt oder<br />

überheblich zu wirken?<br />

> Wie spricht man mit einem Menschen, der<br />

einen geliebten Menschen verloren hat?<br />

kommunikativer drahtseilakt und<br />

praktische Vorgehensweise<br />

Die Kommunikation mit Trauernden ist ein<br />

Drahtseilakt – und einer, den man lernen<br />

kann. Nein: Lernen muss, wenn man Mittelabflüsse<br />

stoppen und langfristig als Sparkasse<br />

existieren will. Wenn es dem Institut<br />

gelingt, seine Berater und Führungskräfte für<br />

den Umgang mit trauernden Angehörigen zu<br />

sensibilisieren, ist ein riesiger Schritt getan,<br />

um Mittelabflüsse zu verringern, langfristig<br />

die Erträge zu sichern und die Angehörigen<br />

als Kunden zu binden (s. Abb. 3).<br />

Die situativ richtige und empathische<br />

Kommunikation kann dazu führen, das<br />

Erben, die vor dem Todesfall noch keine<br />

Kunden der Bank waren, Kunden werden. Das<br />

führt in dem Autor bekannten Fällen zu sehr<br />

ordentlichen Mittelzuflüssen. Ein positives<br />

Beispiel einer ländlichen Sparkasse:<br />

> Ein ausgebildeter Generationenberater<br />

bekommt alle Todesfallmeldungen ab<br />

einem Vermögen von 50.000 Euro auf den<br />

Tisch. Egal, ob es seine oder die Kunden<br />

eines Kollegen sind. In den nächsten 24<br />

Stunden fährt der Banker bei der Familie<br />

vorbei, kondoliert angemessen, bringt<br />

einen Strauß Blumen vorbei und bietet<br />

seine Hilfe an. Ergebnis: 99 Prozent der<br />

INFOBOx<br />

Angehörigen freuen sich über die Reaktion<br />

der Sparkasse. Die Mittelabflüsse wurden<br />

so gegen Null gefahren.<br />

Fazit<br />

Nur zehn Prozent der deutschen Kreditinstitute<br />

verfügen Statistiken zufolge<br />

über ausgebildete Generationenberater.<br />

Jede Sparkasse könnte sich somit in<br />

diesem Bereich als Profi positionieren.<br />

Wichtige Grundvoraussetzung ist dafür,<br />

die beteiligten Mitarbeiter für die besondere<br />

Stresssituation der Trauernden zu<br />

sensibilisieren. Sie müssen den Spagat<br />

zwischen Berater und Begleiter professionell<br />

gestalten. Neben der Beachtung der<br />

Etikette sind ganz besonders die Aspekte<br />

der verbalen und nonverbalen Kommunikation<br />

zu berücksichtigen. Eine situativ<br />

richtige und empathische Kommunikation<br />

kann dazu führen, das Erben, die vor dem<br />

Todesfall noch Nichtkunden waren, jetzt<br />

Sparkassen-Kunden werden. ¯<br />

5 vgl. Michael Prottengeier/Reinhold Roller (Hrsg.),<br />

Gesteuerte Vermögensübertragung – Erfolgreiche<br />

Nachfolgeplanung und deren Umsetzung durch<br />

Banken und Sparkasse, Verlag Finanz Colloquium<br />

Heidelberg 2011, Seite 367.<br />

länder mit dem höchsten anteil älterer Bevölkerung –<br />

ist-stand 2011 und projektion für das Jahr 2050<br />

Überall auf der Welt werden die Menschen älter, der Altersdurchschnitt in den Nationen<br />

steigt. Auffällig ist dabei, dass es sich bei den zehn Ländern mit dem höchsten Anteil<br />

an Älteren (60 Jahre und älter) entweder um führende Industrienationen bzw. gut<br />

entwickelte Länder oder Schwellenländer handelt, die den Anschluss suchen (Bulgarien,<br />

Kroatien). Entwicklungsländer sucht man unter den besonders alten Ländern vergeblich.<br />

Dieses Bild wird sich bis zum Jahr 2050 nur wenig ändern. Zwar gehört dann auch Kuba<br />

zu den Nationen mit einem besonders hohen Anteil älterer Menschen. Dafür zählen<br />

dann Finnland und Schweden nicht mehr zu dieser Gruppe. Bemerkenswert ist die<br />

Prognose der UN, dass es im Jahr 2050 rund 42 Länder geben wird, die einen höheren<br />

Anteil an Alten (60 Jahre und älter) aufweisen werden als Japan heute.<br />

länder mit dem höchsten Bevölkerungsanteil im alter von über 60 Jahren<br />

2011 2050<br />

Japan 31 % Japan 42 %<br />

Italien 27 % Portugal 40 %<br />

Deutschland 26 % Bosnien-Herzegowina 40 %<br />

Finnland 25 % Kuba 39 %<br />

Schweden 25 % Süd-Korea 39 %<br />

Bulgarien 25 % Italien 38 %<br />

Griechenland 25 % Spanien 38 %<br />

Portugal 24 % Singapur 38 %<br />

Belgien 24 % Deutschland 38 %<br />

Kroatien 24 % Schweiz 37 %<br />

Quelle: Un-Bevölkerungsstatistik 2011<br />

156 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Quelle: Strandperle<br />

Schwierige Beschäftigungssituationen konfliktfrei lösen (2)<br />

Wie aus einer schlechten<br />

nachricht eine gute wird<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

AutorEn Personalmanagement<br />

Bernhard Bertschat<br />

thomas hundertmark<br />

sind Geschäftsführer der<br />

Bertschat & Hundertmark Gruppe<br />

in Bad Nauheim.<br />

Sparkassen sind Arbeitgeber, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen und ihren Mitarbeitern sichere Arbeitsplätze<br />

bieten. Auch bei der Umsetzung von Restrukturierungen steht die Suche nach internen Alternativen für be troffene<br />

Mitarbeiter im Vordergrund. Dennoch können schwierige Beschäftigungssituationen entstehen, wenn personelle<br />

Veränderungen anstehen und Lösungen nicht sichtbar werden. Wie diese schwierigen Beschäftigungssituationen<br />

konfliktfrei aufgelöst werden können, zeigen die Autoren im zweiten Teil ihrer Beitragsserie Lösungswege auf.<br />

Meldet sich der Kapitän eines Jumbo-<br />

Jets aus dem Cockpit: „Ich habe eine<br />

gute und eine schlechte Nachricht für Sie.<br />

Zuerst die schlechte: Wir haben einen Flugzeugentführer<br />

an Bord. Und nun die gute:<br />

Er will nach Hawaii!“ Was diesen bekannten<br />

Witz immer wieder erzählenswert macht,<br />

ist allein die Tatsache, dass hier eine offensichtlich<br />

ausweglose Situation plötzlich eine<br />

überraschend positive Wendung erfährt.<br />

Führungskräfte, deren Unternehmen sich<br />

im Restrukturierungsprozess befinden, sehen<br />

sich oft als Überbringer einer schlechten<br />

Nachricht, ohne Aussicht auf ein Happy End.<br />

Sie sind Teil eines wirtschaftlichen und emotionalen<br />

Spannungsfeldes, das beide Seiten<br />

für weitere Entscheidungen blockiert. Während<br />

das Unternehmen Gefahr läuft, seinen<br />

Ruf als attraktiver Arbeitgeber zu verlieren,<br />

minimieren Frust und Wut über die personellen<br />

Veränderungen das Engagement der<br />

betroffenen Mitarbeiter. Letztlich sehen sich<br />

beide Seiten als Verlierer der Situation, aus<br />

der es scheinbar keinen Ausweg gibt.<br />

Überbringer personeller Veränderungen<br />

haben es in zweifacher Hinsicht schwer. Erstens,<br />

weil es keine leichte Aufgabe darstellt,<br />

einen mitunter langjährigen, verdienten<br />

Mitarbeiter aus organisatorischen Gründen<br />

zu versetzen oder sogar freistellen zu müssen.<br />

Ein Umstrukturierungsprozess kann<br />

zweitens die Arbeitgebermarke empfindlich<br />

schwächen. Hinzukommt, dass die im Unternehmen<br />

verbleibenden Mitarbeiter in der<br />

Folge verunsichert und dadurch deutlichen<br />

Belastungen ausgesetzt sind, was eigentlich<br />

durch ein zusätzlich zu organisierendes so<br />

genanntes „Retention-Management“ aufgefangen<br />

werden müsste.<br />

Faire Veränderungskultur<br />

Gleichzeitig erleben Führungskräfte und<br />

betroffene Mitarbeiter den Veränderungsprozess<br />

als enorme emotionale Belastung,<br />

Dabei ist es unerheblich, welche Funktionen<br />

sie im Unternehmen bekleiden. Manche<br />

Firmen haben aus dieser Not deshalb eine<br />

Tugend gemacht und eine „faire Verände-<br />

Eine faire Trennungskultur, bei der keine „persönliche Schäden“ zurückbleiben, lässt sich trainieren.<br />

rungskultur“ entwickelt. Dazu gehören gut<br />

vorbereitete Personalgespräche, das Kennen<br />

der rechtlichen Grundlagen sowie faire<br />

Lösungsangebote und eine professionelle<br />

Begleitung des Prozesses. Doch was sich im<br />

Lehrbuch leicht formulieren lässt , kann in der<br />

Praxis oft nur schwer umgesetzt werden. Die<br />

Erfahrung zeigt vielmehr, dass Führungskraft<br />

und betroffener Mitarbeiter sehr schnell in<br />

eine „Täter-Opfer-Rolle“ rutschen und den<br />

Beteiligten oft unüberbrückbare Hindernisse<br />

im Weg stehen. Dazu ein Beispiel aus der<br />

Beratungspraxis:<br />

> Andreas M., 47Jahre, hatte nicht damit<br />

gerechnet, dass sein Arbeitsplatz durch<br />

die Verlagerung von Aufgaben und Reorganisation<br />

seines Bereiches verloren<br />

gehen könnte. Obwohl es offiziell hieß, er<br />

brauche sich keine Sorgen zu machen, zog<br />

die Nachricht ihm den Boden unter den<br />

Füßen weg, nahm ihm die Luft zum Atmen<br />

und jede Hoffnung. Während 31 Jahren<br />

Betriebszugehörigkeit hatte Andreas H.<br />

nur für sein Unternehmen „gelebt“. Er ¯<br />

157


¯<br />

Quelle: Fotolia<br />

Personalmanagement<br />

war stolz auf seine Position. Zur internen<br />

Weitervermittlung versetzte man ihn in<br />

eine Auffang-Einheit (Personalreserve)<br />

mit dem Versprechen, ihn bald innerhalb<br />

des Unternehmens zu vermitteln. Doch<br />

statt ihn mit neuen Aufgaben zu betrauen,<br />

wurde er mit verschiedenen befristeten<br />

Einsätzen vertröstet oder gar nicht mehr<br />

eingesetzt. Statt von qualifizierenden Maßnahmen<br />

zu profitieren, blieb er oft zuhause<br />

und musste von Kollegen erfahren, dass<br />

seine Arbeit nun von externen Teilzeitkräften<br />

ausgeführt wird. Andreas H. fühlte sich<br />

von seinem Arbeitgeber im Stich gelassen.<br />

Aus anfänglichem Engagement wurde erst<br />

Frust, dann Wut. Inzwischen leidet er unter<br />

Angstpsychosen und Bluthochdruck. Das<br />

Verhältnis zu seinem Arbeitgeber ist auf<br />

dem Nullpunkt angelangt. Andreas H. und<br />

sein Arbeitgeber finden seit Jahren keinen<br />

Ausweg aus der Situation.<br />

Frühzeitig geeignete<br />

perspektiven entwickeln<br />

Solche Erfahrungen sind typisch für die Betroffenen.<br />

Aus der lange Zeit angenehmen,<br />

für beide Seiten „gewinnbringenden“ Be-<br />

schäftigungssituation wird mehr und mehr<br />

ein schwieriges Arbeitsverhältnis. Während<br />

der Arbeitnehmer nicht nur unter den<br />

gesundheitlichen Folgeschäden leidet, bestimmen<br />

existentielle Nöte, die Angst vor Arbeitslosigkeit,<br />

Verlust von gesellschaftlicher<br />

Anerkennung sowie der unerfüllt bleibende<br />

Wunsch nach einer sinnvollen Beschäftigung<br />

seinen Alltag. Die Leistungsbereitschaft<br />

sinkt. Negative Gefühle gegenüber dem<br />

Arbeitgeber nehmen zu.<br />

Um diesen für beide Seiten enorm belastenden<br />

Prozess „fair“ zu gestalten, sind<br />

Strategien gefragt. Diese beginnen bereits<br />

in einer ganz frühen Phase des Veränderungsprozesses<br />

mit der Frage „Wie sage ich<br />

es meinem Mitarbeiter“, ohne ihn ins Leere<br />

fallen zu lassen. Gefordert sind hier Perspektivvorschläge.<br />

Wenn selbst unter Mitwirken des Betriebsrates<br />

keine interne Lösung möglich ist,<br />

ist es sinnvoll, einen neutralen Mediator einzubinden.<br />

Dieser ist aufgrund seiner Rolle in<br />

der Lage, sowohl die Seite des Arbeitgebers<br />

als auch die des Betroffenen zu analysieren<br />

und hieraus neue Perspektiven und externe<br />

Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Die<br />

persönliche, vertrauliche Beratung gibt den<br />

Mitarbeitern die Möglichkeit sich zu öffnen<br />

und neue Lösungsansätze anzunehmen.<br />

So kann die klassische, konfliktbeladene<br />

Arbeitgeber-/Arbeitnehmerkonstellation erfolgreich<br />

aufgelöst werden.<br />

In diesem Prozess haben Arbeitgeber und<br />

Mediator ihre festen Rollen. Der Mediator<br />

und Experte ist neutral und unabhängig. Er<br />

vertritt nicht die Interessen des Arbeitgebers,<br />

sondern er versucht, mit dem betroffenen<br />

Mitarbeiter die bestmögliche Lösung<br />

auszuarbeiten. Zunächst ist es wichtig, mit<br />

dem Betroffenen eine Vertrauensbasis zu<br />

finden. Dazu müssen meist viele persönliche<br />

Gespräche geführt werden, um die Ängste<br />

und Sorgen des Mitarbeiters kennenzulernen.<br />

Man holt den Mitarbeiter in diesem Fall<br />

dort ab, wo er im Augenblick steht. Dazu<br />

gehört das Aufnehmen von emotionaler<br />

Befindlichkeit, persönlichem und familiären<br />

Umfeld sowie der wirtschaftlichen und beruflichen<br />

Situation. Dazu gehört auch, persönliche<br />

und berufliche Ziele zu erarbeiten. Was<br />

ist künftig für den Mitarbeiter wichtig, welche<br />

Wünsche und Absichten hat er und wie will er<br />

Personelle Veränderungsprozesse empfinden Führungskräfte und betroffene MItarbeiter als enorme emotionale Belastung. Mitunter sind dauerhafter<br />

Frust oder sogar eine ernsthafte Erkrankung die Folge. Um das zu verhindern, sollten die verschiedenen Aspekte solcher Entscheidungen,<br />

aber auch die sich daraus ergebenden Zukunftsperspektiven so transparent wie möglich gemacht werden.<br />

158 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


ABBildung 1<br />

schwierige Beschäftigungssituationen: das emotionale und<br />

wirtschaftliche spannungsfeld ist äußerst komplex<br />

Arbeitnehmer Arbeitgeber<br />

– Gesundheitliche<br />

Folgeschäden<br />

– Finanzielle Sorgen<br />

– Angst vor Arbeitslosigkeit<br />

– Befürchtungen zur<br />

eigenen Altersvorsorge<br />

– Schlechtes Image bei Kollegen<br />

– Schwindende Fertigkeiten<br />

– Emotionaler Druck<br />

– Wunsch nach sinnvoller<br />

Beschäftigung<br />

Quelle: Bertschat & Hundertmark<br />

künftige Ziele erreichen? Eine wesentliche<br />

Komponente spielt dabei die wirtschaftliche<br />

Absicherung.<br />

durch externe Beratung<br />

lösungen optimierbar<br />

Die Rolle des Beraters leistet an dieser Stelle<br />

einen deutliche Mehrwert: Er betrachtet<br />

und bewertet für den Mitarbeiter die wirtschaftlichen<br />

Aspekte unter Berücksichtigung<br />

der persönlichen Zielstellung. Hier<br />

können etwa durchaus auch Überlegungen<br />

hinsichtlich möglicher Vorruhestandsregelungen<br />

oder Abfindungsmodelle angesprochen<br />

werden. Der Berater optimiert für<br />

den Mitarbeiter die finanzielle Absicherung<br />

auf Grundlage seiner persönlichen und<br />

familiären Situation im Hinblick auf die<br />

persönlichen Ziele.<br />

Die Lösungen sind sehr individuell und<br />

können sein:<br />

> ein neuer Arbeitsplatz<br />

> eine Existenzgründung<br />

> Ruhestandsregelungen<br />

> andere finanzielle Arbeitgeberangebote.<br />

Diese Beratung erfolgt verbindlich und unabhängig<br />

unter Berücksichtigung aller persönlichen<br />

Daten. Ein hierzu entwickeltes IT-Tool<br />

bündelt die gesammelten Informationen, um<br />

dem Mitarbeiter jederzeit Transparenz über<br />

die verschiedenen Aspekte zu geben. Das<br />

betrifft zum Beispiel auch renten- und sozialversicherungsrechtliche<br />

Regelungen sowie<br />

Reichweitenbetrachtungen im Rahmen von<br />

Abfindungen. Das Tool ermöglicht zudem<br />

Alternativbetrachtungen verschiedener<br />

Lösungswege, um optimale Ergebnisse zu<br />

entwickeln. Betroffene Mitarbeiter erhalten<br />

Transparenz und Klarheit über eine Vielzahl<br />

von Fragestellungen, die für ihre Zukunft<br />

wichtig sind. Oft sind die Beratungsergeb-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

– Kapazitätsbindung HR<br />

– Laufende Personalkosten<br />

– Kosten für die Betreuung<br />

– Prioritätensetzung<br />

– Image bei Mitarbeitern<br />

– Image beim Sozialpartner<br />

– Langwierige Rechts-<br />

streitigkeiten<br />

– Emotionale Betroffenheit<br />

– Verstoß gegen Gesetze<br />

– . . .<br />

nisse Grundlage für Besprechungen im<br />

engsten Familienkreis, bevor eine Entscheidung<br />

fällt.<br />

Natürlich ist die fachliche Beratung nur<br />

ein Aspekt in der Bandbreite des Beratungsansatzes.<br />

Es kommt auch darauf an,<br />

die Konflikte zwischen Mitarbeiter und Unternehmen<br />

bzw. Führungskraft aufzulösen<br />

und einen Konsens herzustellen. Nur so<br />

lassen sich Ärger, emotionale Belastungen<br />

und zusätzlicher Aufwand auf beiden Seiten<br />

vermeiden. Auch dazu sind viele Gespräche<br />

mit den Beteiligten notwendig. Erst wenn die<br />

Ängste des Mitarbeiters ausreichend in den<br />

gemeinsam entwickelten Lösungen berücksichtigt<br />

sind und ein Silberstreif am Horizont<br />

in Richtung Zukunft sichtbar wird, entspannt<br />

sich die Situation nachhaltig.<br />

indirekte kosten<br />

auch berücksichtigen<br />

Auf Arbeitgeberseite wird die vorgeschlagene<br />

Lösung eher unter betriebswirtschaftlichen<br />

und Image-Aspekten bewertet. Sie<br />

muss deshalb in den gesetzten Rahmen<br />

passen und „bezahlbar“ bleiben. Eine<br />

gemeinsam mit dem Berater erarbeitete<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liefert<br />

an dieser Stelle wichtige Einblicke. Den<br />

finanziellen Auswirkungen eines solchen<br />

Lösungsvorschlags müssen die direkten<br />

Kosten (Personalkosten und -zusatzkosten,<br />

Kosten der Administration, Sachkosten etc.)<br />

gegenübergestellt werden.<br />

Ferner müssen die indirekten Kosten,<br />

die unter Umständen entstehen, wenn<br />

es zu keiner einvernehmlichen Lösung<br />

kommt, abgewogen werden. Dazu zählen<br />

etwa Anwaltskosten, Produktivitätseinbußen<br />

durch Störungen des Betriebsklimas,<br />

zusätzliche Betreuungskosten des Mit-<br />

Personalmanagement<br />

arbeiters etc. In den Beratungsansätzen<br />

finden auch die negativen Auswirkungen<br />

auf das Image bei den verbleibenden<br />

Mitarbeitern und dem Sozialpartner Berücksichtigung.<br />

Fazit<br />

Unternehmen, die sich im Restrukturierungsprozess<br />

befinden, können verhindern,<br />

dass schwierige Beschäftigungsverhältnisse<br />

eskalieren, in dem sie betroffenen<br />

Mitarbeitern frühzeitig passgenaue, individuelle<br />

Lösungsvorschläge unterbreiten.<br />

Der Einsatz eines unabhängigen und neutralen<br />

Mediators unterstützt diesen Weg<br />

und ist für beide Seiten ein Gewinn.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sich gemeinsam<br />

erarbeitete Lösungen für Arbeitnehmer<br />

und Arbeitgeber „rechnen“ und Konflikte<br />

aufgelöst oder vermieden werden<br />

können. Wenn am Ende alle Beteiligten<br />

zufrieden sind, ist es gelungen, einer<br />

offensichtlich ausweglosen Situation<br />

eine positive Wendung zu geben. So sind<br />

Führungskräfte nicht mehr Überbringer<br />

von „Hiobsbotschaften“, sondern<br />

stehen am Beginn einer konstruktiven<br />

Suche nach neuen, positiven Lebensperspektiven.<br />

¯<br />

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Quelle: dpa<br />

vertrieb<br />

Sparkassen belegen Spitzenposition im ibi Website Rating 2012<br />

spiegel für gute umsetzungen<br />

und optimierungspotenziale<br />

AutorEn<br />

dr. anja peters<br />

christiane Früchtl<br />

sind Projektleiter im Competence<br />

Center Retail Banking bei ibi<br />

research an der Universität<br />

Regensburg GmbH.<br />

Seit mehr als 25 Jahren bieten deutsche Kreditinstitute den elektronischen Zugriff auf Bankkonten an. Im Laufe der<br />

Zeit hat sich über die Transaktion zum Zweck des Zahlungsverkehrs hinaus ein vollwertiger Informations-, Kommunikations-<br />

und Vertriebskanal im Internet entwickelt, den derzeit mehr als 44 Prozent der Deutschen benutzen. 1<br />

Doch was macht eine informative und gleichzeitig vertriebsstarke Web-Seite einer Bank oder Sparkasse aus? Das<br />

jährliche Website Rating von ibi research aus Regensburg ist ein wichtiges Trendbarometer2 , wie die wichtigen<br />

Erfolgsfaktoren Usability und Beratungsqualität im Internet-Vertrieb umgesetzt worden sind.<br />

Zu den Erfolgsfaktoren einer Banken-<br />

Website gehört, nicht nur informativ,<br />

gen. Über Art und Qualität der abgebildeten<br />

Beratungs- und Kaufprozesse wird die Ver-<br />

„Online-Konsumentenkredit“ und „Online-<br />

Baufinanzierung“ auf den Prüfstand gestellt.<br />

sondern auch vertriebsstark zu sein. Zwei triebsstärke einer Banken-Webseite wesent- Anhand von mehr als 330 Detailkriterien wird<br />

Erfolgsfaktoren sind dafür wesentlich: Belich beeinflusst. Ähnlich wie im persönlichen in dieser Kernstichprobe die Umsetzung von<br />

ratungsqualität und Usability. Wie gut ein Beratungsgespräch muss der Anbieter den Beratungsqualität und Usability geprüft.<br />

Kunde in der Bedienung einer Web-Seite Kundenprozess im Internet im Sinne eines<br />

unterstützt wird, lässt sich anhand der An- maximalen Vertriebserfolgs steuern, so dass sparkasse kölnBonn vorn<br />

forderungen an die Usability bewerten. Je die Web-Seite neben der Funktion der Infor- Auch im Jahr 2012 hat sich die Website der<br />

höher Bedienkomfort und Benutzerfreundmationsbereitstellung auch als erfolgreicher Sparkasse KölnBonn an die Spitze gesetzt.<br />

lichkeit ausgeprägt sind, desto einfacher und Vertriebskanal fungieren kann.<br />

Sie weist sowohl in der Beratungsqualität als<br />

schneller findet sich der Kunde zurecht und<br />

auch in der Usability den jeweils besten Ziel-<br />

fühlt sich durch den Anbieter optimal unter- erhebungsdesign<br />

erreichungsgrad des Gesamtklassements<br />

stützt. Mit einer gut ausgestalteten Usability Für das ibi Website Rating 2012 sind die auf. Insgesamt werden von ihr 84 Prozent<br />

werden dem Kunden das mühelose Auffinden Web-Auftritte von 176 Retail-Banken aus der Kriterien erfüllt. Die Sparkasse Aachen<br />

und Erfassen von Informationen sowie ein dem deutschsprachigen Raum in einem positioniert sich mit einem Gesamtergebnis<br />

reibungsloser Prozessdurchlauf ermöglicht. zweistufigen Verfahren beurteilt worden. von 79 Prozent auf dem zweiten Platz. Den<br />

Zum anderen muss der Nutzer in seinem Diese Gesamtstichprobe aus fünf Instituts- dritten Platz erreicht die Deutsche Postbank<br />

Kaufentscheidungsprozess unterstützt gruppen (Großbanken, Sparkassen, genos- mit einem Zielerreichungsgrad von 77 Pro-<br />

und gesteuert werden. Das stellt die Berasenschaftliche Institute, Direktbanken und zent (s. Abb. 1).<br />

tungsqualität eines Internet-Vertriebs dar. private Kreditinstitute) wird dabei zunächst Für das Schwerpunktthema Konten &<br />

Mit passend ausgestalteten Informationen, im Hinblick auf die umgesetzte Beratungs- Karten – Girokonto wird die Umsetzung der<br />

interaktiven Elementen und ausgereiften qualität der Produktkategorie „Konten & Kar- Beratungsqualität durch 176 Kreditinstitute<br />

Beratungs-Tools wird dem Kunden über seiten“ untersucht. Die daraus resultierenden evaluiert. Der Wert für die Beratungsqualität<br />

nen gesamten Kaufentscheidungsprozess Top 70 Kreditinstitute werden darüber errechnet sich aus den gewichteten Ergeb-<br />

hinweg eine Unterstützung geboten, die den hinaus in den Produktkategorien „Sparen nissen der einzelnen Phasen des Kaufent-<br />

Ansprüchen an die Beratungsqualität genü- & Anlegen“, „Versichern & Vorsorgen“, scheidungsprozesses des Kunden. Dieser<br />

lässt sich in die Phasen Anregung, Evaluation,<br />

Kauf und After Sales strukturieren.<br />

Die vier deutschen Großbanken setzen<br />

dabei die Anforderungen an die Beratungsqualität<br />

in der Produktgruppe „Konten &<br />

Karten“ am besten um. Ihr durchschnittlicher<br />

Zielerreichungsgrad beträgt 78 Prozent. Es<br />

folgen die durchschnittlichen Ergebnisse der<br />

Erneut Sieger im ibi Website Rating: die rheinische Sparkasse KölnBonn.<br />

1 Bundesverband Deutscher Banken: Fakten und<br />

Zahlen aus der Kreditwirtschaft. Berlin 2011, S. 15.<br />

2 Die Studie „ibi Website Rating 2012 – Status quo<br />

und Best Practices im Internet-Vertrieb der Banken<br />

und Sparkassen“ zeigt die vertriebliche Ausgestaltung<br />

von Banken-Websites und betrachtet deren<br />

Qualität in den Kategorien Beratungsqualität und<br />

Usability. Informationen unter www.ibi.de/iwr.<br />

160 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Sparkassen und Direktbanken mit 62 bzw. 60<br />

Prozent. Genossenschaftsbanken setzen 56<br />

Prozent der geforderten Kriterien an die Beratungsqualität<br />

um, private Kreditinstitute erreichen<br />

ein Ergebnis von 52 Prozent (s. Abb. 2).<br />

Die am besten umgesetzte Phase ist bei<br />

vier der fünf Institutsgruppen die Phase der<br />

Anregung. Das beste Ergebnis zeigen dabei<br />

die evaluierten Sparkassen, die mit einem<br />

Zielerreichungsgrad von durchschnittlich<br />

90 Prozent die Kriterien dieser Phase sehr<br />

gut umsetzen.<br />

Auch in der Umsetzung der Evaluationsphase<br />

können die Internet-Auftritte<br />

der bewerteten Sparkassen mit 74 Prozent<br />

Zielerreichungsgrad das beste Ergebnis<br />

aufweisen. Die weniger hohen Zielerreichungsgrade<br />

dieser Institutsgruppe in den<br />

Phasen Kauf und After Sales sind in der<br />

Regel in der strategischen Ausrichtung des<br />

Internet-Vertriebs begründet, nach der diese<br />

Phasen verstärkt in die zuständige Filiale<br />

übergeleitet werden. Als Ergänzung zum Filialvertrieb<br />

sind das Angebot eines abschließenden<br />

Produktantrags sowie eine stärkere<br />

Cross-Selling-Aktivität zur Verstärkung des<br />

Internet-Vertriebs dennoch zu empfehlen.<br />

gesamtergebnisse der top 70<br />

Aus der Evaluierung der Produktkategorie<br />

„Konten & Karten“ ergibt sich die Kernstichprobe.<br />

Die hier untersuchten Top 70 Banken<br />

und Sparkassen der Kernstichprobe erfüllen<br />

die gestellten Anforderungen insgesamt mit<br />

einem durchschnittlichen Zielerreichungsgrad<br />

von 61 Prozent. Sie zeigen dabei eine<br />

große Spannweite der Gesamtergebnisse<br />

mit Werten von 30 bis 85 Prozent. Im gehobenen<br />

Mittelfeld befindet sich dabei eine<br />

Vielzahl von Kreditinstituten, die sich in<br />

ihren Zielerreichungsgraden nur marginal<br />

voneinander unterscheiden.<br />

57 Prozent der Kernstichprobe erfüllen<br />

die geforderten Kriterien mit Zielerreichungsgraden<br />

zwischen 60 und 70 Prozent.<br />

Die Gruppe der sehr guten Institute hingegen<br />

ist nach wie vor klein: Nur ein einziges<br />

Institut kann fast 85 Prozent der geforderten<br />

SSC<br />

Consult<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

die top 10 des ibi Website rating 2012<br />

rang institut<br />

1 Sparkasse KölnBonn<br />

2 Sparkasse Aachen<br />

3 Deutsche Postbank AG<br />

4 Sparkasse Hannover<br />

5 Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

6 Stadtsparkasse München<br />

7 Kreissparkasse Köln<br />

8 Commerzbank AG<br />

9 Santander Bank<br />

10 Deutsche Bank AG<br />

ABBildung 2<br />

institutsgruppenvergleich: Beratungsqualität „konten & karten“<br />

Kriterien umsetzen und damit das diesjährige<br />

Rating für sich entscheiden. Weitere<br />

fünf Institute erfüllen die Anforderungen<br />

zu 70 bis 80 Prozent. Bei der Darstellung<br />

der einzelnen Ränge wird deutlich, wie nah<br />

sich die einzelnen Institute zum Teil sind<br />

(s. Abb. 3).<br />

Die Qualität der Web-Seiten im Mittelfeld<br />

unterscheidet sich hier nur graduell<br />

voneinander, am oberen und unteren Ende<br />

der Platzierungen können jedoch stärkere<br />

Unterschiede verzeichnet werden. Die Kurvensteigung<br />

ist bei den schlechtesten und<br />

den besten Rängen, also an den beiden<br />

End-Punkten der Darstellung, jeweils deutlich<br />

steiler ausgeprägt als im Mittelfeld (vgl.<br />

Abb. 3). Diese Gesamttendenz ist zum einen<br />

der weiteren Verbesserung und Implementierung<br />

ausgereifter Rahmenauftritte in<br />

Institutsgruppen zu verdanken, zum anderen<br />

sind auch eine Reihe von Einzelauftritten<br />

durch umfangreiche Relaunch-Aktivitäten<br />

weiter optimiert worden.<br />

Wandel gestalten – Werte schaffen<br />

vertrieb<br />

Beratungsqualität birgt deutliche<br />

differenzierungspotenziale<br />

Während die Usability auf den Seiten der<br />

Anbieter mit 80 Prozent Zielerreichungsgrad<br />

gut beherrscht wird, werden in der Beratungsqualität<br />

nur rund 54 Prozent der Anforderungen<br />

umgesetzt. Die Ausgestaltung<br />

der Beratungsqualität ist nach wie vor das<br />

Differenzierungsmerkmal der Banken-Web-<br />

Seiten. Abbildung 4 zeigt die durchschnittlichen<br />

Ergebnisse dieser Phasen sowie die<br />

der besten und der schlechtesten zehn<br />

Prozent der Institute.<br />

Auffällig ist die große Spannweite der<br />

Zielerreichungsgrade, die in allen Phasen der<br />

Beratungsqualität zu verzeichnen ist. Das<br />

durchschnittliche Ergebnis zeigt zudem vor<br />

allem in den Phasen Evaluation, Kauf und After<br />

Sales deutliche Optimierungspotenziale.<br />

anregung<br />

Die Anregung ist die erste Phase der Beratungsqualität.<br />

Ziel ist es, die Neugier des<br />

SSC Consult<br />

KölnTurm, Im Mediapark 8<br />

50670 Köln<br />

Tel +49 (0)221–454 6280<br />

Fax +49 (0)221–454 6288<br />

www.ssc-consult.com<br />

161<br />

¯


vertrieb<br />

Kunden zu wecken. Auch soll seine Bereitschaft,<br />

sich weiter mit der Website und dem<br />

darauf dargestellten Leistungsangebot zu<br />

befassen, gefördert werden. Mit der Ansprache<br />

und Verstärkung der persönlichen<br />

Motive und Bedürfnisse des Nutzers bereits<br />

auf der Startseite kann sichergestellt werden,<br />

dass die Anregungsunterstützung den Kunden<br />

tatsächlich erreicht. Dies wird durch eine<br />

kampagnenorientierte, produktzentrierte<br />

sowie bedarfs- und zielgruppenorientierte<br />

Anregung, die von den einzelnen Instituten<br />

jeweils unterschiedlich intensiv eingesetzt<br />

werden, erzielt.<br />

Die Phase der Anregung wird mit einem<br />

durchschnittlichen Zielerreichungsgrad<br />

von 68 Prozent am besten unterstützt. Die<br />

Phasen Evaluation (57 %), Kauf (51 %) und<br />

After Sales (38 %) zeigen dagegen deutliche<br />

Qualitätsunterschiede. Auch die Spannweiten<br />

in den Zielerreichungsgraden sind in allen<br />

Phasen der Beratungsqualität groß. In der<br />

Anregungsphase erreichen auch die schlechtesten<br />

zehn Prozent der Institute immerhin<br />

noch einen Erfüllungsgrad von 41 Prozent,<br />

die besten zehn Prozent der Websites können<br />

sogar 88 Prozent der Kriterien umsetzen. Dem<br />

gegenüber reicht etwa in der Phase Kauf die<br />

Spannweite zwischen den schlechtesten und<br />

den besten zehn Prozent der Institute von 36<br />

bis 64 Prozent Zielerreichung.<br />

evaluation<br />

In der Phase der Evaluation werden zunächst<br />

detaillierte und mitunter vergleichende<br />

Informationen zu den einzelnen Produkten<br />

bzw. Leistungen bereitgestellt. So kann der<br />

Kunde seinen Produktwunsch konkretisieren.<br />

Zusätzlich ist in dieser Phase die Kaufentscheidung<br />

herbeizuführen und zu festigen.<br />

Eine Überleitung des Kunden in die konkrete<br />

Kaufphase schließt die Evaluation ab. Abgebildet<br />

werden diese Anforderungen des virtuellen<br />

Beratungsprozesses durch interaktive<br />

Beratungsmodule, die aus den Angaben des<br />

Kunden heraus eine konkrete Produktempfehlung<br />

ableiten und konfigurieren.<br />

Die Eignung der eingesetzten Tools, reale<br />

Beratungsabläufe in Interaktivität, Ablauflogik<br />

und Ergebnis zu simulieren, geht als das<br />

Kriterium Tool-Qualität in die Bewertung der<br />

Evaluationsphase ein. In der zweiten Phase<br />

der Beratungsqualität, der Evaluation, liegt<br />

der durchschnittliche Zielerreichungsgrad<br />

bei 57 Prozent. In dieser Phase erreichen<br />

die schlechtesten zehn Prozent der untersuchten<br />

Internet-Auftritte 42 Prozent der an-<br />

ABBildung 3<br />

gesamtergebnis top 70 – rang der einzelinstitute<br />

ABBildung 4<br />

ergebnis der top 70 in den phasen der Beratungsqualität<br />

gesetzten Kriterien, die besten zehn Prozent<br />

setzen 79 Prozent der Anforderungen um.<br />

kauf<br />

Nachdem der Kunde erfolgreich durch<br />

die Phasen der Anregung und Evaluation<br />

gesteuert wird, trifft er eine Entscheidung<br />

für ein konkretes Produkt. Der konkrete<br />

Erwerb dieses Produkts muss in der Phase<br />

Kauf unterstützt werden. Von Bedeutung ist<br />

dabei, dass dem Kunden bereits am Ende<br />

der Evaluationsphase die Möglichkeiten des<br />

Kaufs aufgezeigt werden und er anschließend<br />

weitreichend unterstützt wird. Insbesondere<br />

werden Informationen zum Kaufprozess<br />

benötigt, um die Entscheidung des Kunden<br />

zu festigen und um zu verdeutlichen, welche<br />

weiteren Schritte seitens der Bank oder seitens<br />

des Kunden notwendig sind. Dies gilt<br />

unabhängig davon, ob ein Online-Abschluss<br />

auf der Website ermöglicht wird oder ob eine<br />

Überleitung in einen anderen Vertriebskanal<br />

erfolgt. In der Phase Kauf reicht, bei einem<br />

Durchschnitt von 51 Prozent , die Spanne der<br />

Ergebnisse von 36 bis 64 Prozent zwischen<br />

den schlechtesten und den besten zehn<br />

Prozent der Institute.<br />

after sales<br />

Neben der dauerhaften Sicherstellung der<br />

Kundenzufriedenheit mit der erworbenen<br />

Leistung liegt das Hauptziel der Phase „After<br />

Sales“ in der effektiven Ausschöpfung des<br />

vorhandenen Kundenpotenzials. Dafür ist der<br />

Kundenbestand systematisch und aktiv durch<br />

gezieltes Cross Selling anzusprechen. Aber<br />

auch das Bereitstellen umfassender und komfortabler<br />

Kontaktaufnahmemöglichkeiten<br />

zum Anbieter ist eine wichtige Voraussetzung<br />

für eine intensive Kundenbeziehung. In der<br />

Phase After Sales zeigt sich diese Spannweite<br />

von 32 bis 56 Prozent, im Durchschnitt werden<br />

38 Prozent der Kriterien nachgewiesen. Damit<br />

wird diese letzte Phase der Beratungsqualität<br />

am schlechtesten umgesetzt.<br />

Fazit<br />

Alle Top 70 Banken und Sparkassen der<br />

ausgewählten Kernstichprobe haben in<br />

allen Phasen der Beratungsqualität noch<br />

Optimierungspotenziale bei der vertrieblichen<br />

Ausgestaltung der Web-Seiten.<br />

Nachholbedarf gibt es vor allem in den<br />

Phasen Kauf und After Sales. Die strategische<br />

Ausrichtung des Internet-Vertriebs<br />

der Institute bringt unterschiedliche Ausprägungen<br />

der einzelnen Phasen mit sich.<br />

Jedes Institut muss überlegen, ob und wie<br />

die aus dem Vertriebsweg Internet resultierenden<br />

Vertriebschancen angesichts von<br />

rund 27 Millionen Online Banking-Kunden<br />

künftig noch stärker genutzt werden. ¯<br />

162 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


Versicherungsgeschäft der Kasseler Sparkasse neu ausgerichtet<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

AutorEn Vertrieb<br />

michael von Bredow<br />

ist Direktor der Kasseler<br />

Sparkasse.<br />

Joachim isernhagen<br />

ist Inhaber der Unternehmensberatung<br />

Isernhagen & Partner<br />

in Hohenwestedt.<br />

kompetenzaufbau und stringente<br />

Marktbearbeitung als Erfolgsfaktor<br />

Die SparkassenVersicherung (SV) Stuttgart hat die Kasseler Sparkasse 2011 für ihre kontinuierlichen Vertriebserfolge<br />

ausgezeichnet. Angefangen hat die Erfolgsstory 2006. In diesem Jahr war das Versicherungsgeschäft neu<br />

ausgerichtet und gleichzeitig die Versicherungsabteilung in die „KS Sparkassen-Finanzdienstleistungen GmbH“<br />

ausgelagert worden. Der Schritt ging einher mit einer vom Vorstand des Instituts neu konzipierten Vertriebsstrategie.<br />

Der Bereich Versicherungen ist darin für alle Marktbereiche zum Kerngeschäft erklärt worden.<br />

die Ausgangssituation in Kassel war<br />

zwischen 2000 und 2005 so, dass Produktionsergebnisse<br />

und Erträge aus dem<br />

Versicherungsgeschäft die Verantwortlichen<br />

nicht zufriedengestellt haben. Vor sieben<br />

Jahren rangierte das Institut (Stand 2005:<br />

Bilanzsumme 4,7 Milliarden Euro, 82 Filialen<br />

und 10 MAK in der Versicherungsabteilung)<br />

im direkten Vergleich mit anderen hessischen<br />

Sparkassen auf einem hinteren Platz.<br />

Die Gesamteinnahmen aus dem Versicherungsgeschäft<br />

betrugen im Durchschnitt<br />

der fünf Jahre rund 1,07 Millionen Euro,<br />

während sich die Personal-und Sachkosten<br />

auf etwa 850.000 Euro beliefen. Dieser unbefriedigende<br />

Zustand war der Auslöser, das<br />

Versicherungsgeschäft auf den Prüfstand zu<br />

stellen. Ziel war dabei, die Erträge signifikant<br />

und vor allem dauerhaft zu steigern.<br />

Das Projekt war auf zirka sechs Monate<br />

ausgelegt und begann im Juni 2005 mit<br />

einer sorgfältigen Analyse und Bewertung<br />

der Ist-Situation. Die Projektleitung lag bei<br />

der Kasseler Sparkasse, unterstützt wurde<br />

sie von der SV und dem Berater Isernhagen<br />

& Partner. Allen Beteiligten war die Referenzwirkung<br />

dieses Projektes bewusst, da<br />

im gesamten SV-Geschäftsgebiet zu diesem<br />

Zeitpunkt erste einige wenige Sparkassen<br />

den Status „Vollagentur“ hatten.<br />

Formulierung von projektzielen<br />

Zu den Stärken beim Projektstart gehörte<br />

vor allem, dass der gesamte Vorstand<br />

die Versicherungssparte im Haus uneingeschränkt<br />

unterstützt hat. Hinzukamen<br />

eine hervorragende Qualität des Außenund<br />

Innendienstes. Zu den Schwächen<br />

gehörte etwa der geringe Ertrag aus dem<br />

gesamten Sachbestand und je Kunde.<br />

Abschlussprovisionen – vor allem aus dem<br />

Lebensversicherungsgeschäft (LV) – waren<br />

in erheblichem Umfang zur Finanzierung<br />

Quelle: SV<br />

der Gesamtkosten der Versicherungsabteilung<br />

erforderlich. Zudem gab es keine<br />

durchgängige Akzeptanz bei Führungskräften<br />

und Kundenberatern. Die Orientierung<br />

lag zu sehr auf Stückzahlen sowie Volumen<br />

und zu wenig auf Qualität im Sinne eines<br />

ganzheitlichen Beratungsansatzes – auch<br />

im Kontext zum S-Finanzkonzept. Zunächst<br />

wurden unterschiedliche Handlungsfelder<br />

für die Umsetzung definiert:<br />

> Formulierung und Festlegung strategischer<br />

Ziele bis 2009<br />

> Neuausrichtung der Aufbau-und Ablauforganisation<br />

> Überprüfung des Status „Abteilung“ und<br />

der Führung<br />

> Überarbeitung des Zielsystems und der<br />

Zielfindung<br />

> Neufassung des Marktbearbeitungskonzeptes<br />

für das Versicherungsgeschäft<br />

> Neues Vergütungssystem für den Außendienst<br />

> Steuerungs-und Führungsinstrumente<br />

> Szenarien für Kosten und Ertrag mit einer<br />

Zielplanung für vier Jahre<br />

> Umsetzungsbegleitung sowie Training<br />

und Coaching.<br />

erfolgreicher strategiewechsel<br />

Eines der strategischen Ziele war schon zu<br />

Anbeginn, wirtschaftlich attraktive Kundenverbindungen<br />

im Versicherungsgeschäft<br />

auszubauen sowie neue aufzubauen. Dieser<br />

Ansatz schließt produktbezogene Kampagnen<br />

zwar nicht ausdrücklich aus, stellt aber<br />

die Qualität der Kundenverbindungen – auch<br />

im Sinne ganzheitlicher Beratung – als Ziel in<br />

den Vordergrund.<br />

Daher ist das strategische Ziel, die Ertragssituation<br />

dauerhaft zu verbessern,<br />

vorrangig an den massiven Ausbau des<br />

Sachgeschäftes geknüpft, um bereits mit der<br />

jährlich laufenden Provision die Gesamtkosten<br />

weitestgehend decken zu können. Das<br />

ist in Kassel gelungen. Abbildung 1 zeigt die<br />

deutlich verbesserten „Produktionsergebnisse<br />

Komposit von 2006 bis 2010“ nach der<br />

Neuausrichtung des Instituts. Vergleichswert<br />

ist die Vetriebswegestatistik aller Sparkassen<br />

des Verbands öffentlicher Versicherer.<br />

Im Lebensversicherungsgeschäft (Kasseler<br />

Sparkasse ohne Riesterförderung,<br />

Deka, Fondsprodukte und Restkreditgeschäft)<br />

spiegelt sich die schwieriger gewordene<br />

Marktsituation gegenüber den Er-<br />

Auch in den Sparkassen ist die Zahl abgeschlossener Lebensversicherungsverträge gesteigert<br />

worden. Vermehrt junge Leute konnten als Kunden gewonnen werden – wird doch eine frühzeitige<br />

Altersvorsorge immer wichtiger.<br />

163<br />

¯


¯<br />

Vertrieb<br />

gebnissen aller Sparkassen laut derselben<br />

Verbandsstatistik nicht wieder. Abbildung<br />

2 belegt den soliden, gegenüber dem Vergleichswert<br />

überdurchschnittlich positiven<br />

Geschäftsverlauf.<br />

Ungewöhnlich erfolgreich verlief das<br />

Krankenversicherungsgeschäft (KV), das in<br />

den letzten Jahren ein Ergebnis von jährlich<br />

25.000 bis 48.000 MB verzeichnete und<br />

somit zur Ertragsverbesserung beigetragen<br />

hat. Dies gilt auch für das Geschäft mit der<br />

ÖRAG Rechtschutzversicherung, das von<br />

2006 bis 2010 um bis zu 500 Prozent im Vergleich<br />

zu den Vorjahren gesteigert werden<br />

konnte. Allein die im 2. Halbjahr 2006 durchgeführte<br />

Test-Kampagne „Rechtsschutz“<br />

hat in diesem Jahr zu einer Produktion von<br />

121.000 Euro geführt.<br />

hauptursachen für den erfolg<br />

Einer der Hauptgründe war zunächst eine<br />

neue Organisationsstruktur. Gekoppelt<br />

worden ist sie in Kassel mit einem Marktbearbeitungskonzept<br />

sowie einer detaillierten<br />

Zielplanung über vier Jahre. Um das<br />

Versicherungsgeschäft eigenständiger zu<br />

positionieren, ist 2006 die KS Sparkassen-<br />

Finanzdienstleistungen GmbH gegründet<br />

worden. Die Mitarbeiter der bisherigen Versicherungsabteilung<br />

haben neue, erfolgsbezogene<br />

Verträge bekommen. Aufgaben<br />

für die Zusammenarbeit mit den einzelnen<br />

Marktbereichen wurden differenziert (vgl.<br />

dazu auch Abb. 5).<br />

Zu den weiteren Gründen zählte auch das<br />

Erschließen von Firmenkundenpotentialen.<br />

Mit Umsetzungsunterstützung durch entsprechend<br />

ausgebildete und den Firmenkundenberatern<br />

zugeordnete Außendienstmitarbeiter<br />

ist dabei eine spezielle Segmentierung<br />

vorgenommen worden. Ein speziell auf diese<br />

Zusammenarbeit zugeschnittenes Trainingskonzept<br />

gab den Startschuss. Die neuen<br />

Aufgaben und Grundsätze der Zusammenarbeit<br />

im Versicherungsgeschäft wurden<br />

kommuniziert und haben das gegenseitige<br />

Verständnis erheblich verbessert. Zwei der<br />

entscheidenden Grundsätze waren dabei:<br />

> Der Berater ist Dreh-und Angelpunkt der<br />

Kundenbeziehung.<br />

> Die Versicherungsagentur ist Dienstleister<br />

und „Kümmerer“ für den Markt.<br />

Für den Erfolg im Versicherungsgeschäft<br />

war aber letztlich die Führung des gesamten<br />

Teams und die Akzeptanz im Markt entscheidend.<br />

Daher war es nur konsequent,<br />

mit der Neuausrichtung ab 2006 auch die<br />

ABBildung 1<br />

produktionsergebnisse komposit 2005 bis 2010 (ohne kfz)<br />

Index: 2005 = 100<br />

ABBildung 2<br />

neugeschäft lebensversicherungen im Vergleich<br />

Index: 2005 = 100<br />

ABBildung 3<br />

Betriebsergebnis nach Vollkostenrechnung<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

107.600 € 332.474 € 658.241 € 833.890 € 991.136 € 1.864.945 €<br />

Vertriebsleitung mit einer fachlich und persönlich<br />

kompetenten Führungskraft neu zu<br />

besetzen. Das ist seinerzeit gelungen und<br />

hat wesentlich zur Teambildung und einem<br />

neuen Selbstverständnis beigetragen.<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

ergebnisse überzeugen<br />

2005 lagen die Provisionseinnahmen bei<br />

1,056 Millionen Euro. Diese haben sich<br />

bereits nach drei Jahren verdoppelt und bis<br />

Ende 2010 auf 3,4 Millionen Euro gesteigert.<br />

Für 2011 ist ein Ergebnis in gleicher Höhe<br />

zu erwarten. Viel wichtiger ist aber: Das<br />

Betriebsergebnis nach Vollkostenrechnung<br />

hat sich von 107.000 Euro in 2005 bis 2010<br />

auf über 1,8 Millionen Euro verbessert. Das<br />

ist eine Steigerung der Erträge um den<br />

Faktor 17. Abbildung 3 zeigt – korrespondierend<br />

mit der Bestandsentwicklung –, wie die<br />

Betriebsergebnisse deutlich zugenommen<br />

haben.<br />

Diese absolute Steigerung des Betriebsergebnisses<br />

ist näher zu beleuchten:<br />

Aufgrund interner Verrechnung fließen in<br />

Kassel erhebliche Teile der Provisionsein-<br />

164 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


nahmen aus dem Versicherungsgeschäft<br />

zur Abgeltung der von den Sparkassenberatern<br />

erbrachten Akquisitionsleistung an<br />

die Sparkasse. 2010 waren das 1,3 Millionen<br />

Euro. Diesem bei der Sparkasse verbuchten<br />

„zusätzlichen Betriebsergebnis“ stehen<br />

dort keinerlei Kosten gegenüber. Die Provisionseinnahmen<br />

sind identisch mit dem<br />

Betriebsergebnis aus dem Versicherungsgeschäft.<br />

Sie wirken somit in dieser Höhe<br />

unmittelbar und vollständig auf die Cost-<br />

Income-Ratio (CIR), die – mangels Kosten –<br />

unendlich positiv ist: Ein Effekt, der natürlich<br />

gern in Kauf genommen wird.<br />

Sämtliche Personal- und Sachkosten,<br />

die mit der Versicherungsagentur unmittelbar<br />

im Zusammenhang stehen, werden<br />

vollständig aus dem Provisionsanteil der<br />

GmbH getragen. Folglich werden in 2010 aus<br />

dem Gesamt-Betriebsergebnis von 1,865<br />

Millionen Euro neben den oben genannten<br />

1,3 Millionen Euro bei der Sparkasse rund<br />

600.000 Euro als Betriebsergebnis in der<br />

GmbH ausgewiesen.<br />

Bestandsentwicklung<br />

Der Kompositbestand (ohne Kraftfahrzeuge)<br />

ist zwischen 2005 und 2010 von 3,4 auf 6,7<br />

Millionen Euro gestiegen. Damit wurden die<br />

wichtigen Ziele „Ausweitung des Sachgeschäftes“<br />

und „signifikante Ertragssteigerung“<br />

mehr als erreicht. Abbildung 4 zeigt<br />

den Verlauf der Bestandsentwicklung.<br />

Die Prognosen zum Projektstart sind<br />

damit weit übertroffen worden. Die KS<br />

Sparkassen-Finanzdienstleistungen GmbH<br />

steuert heute einen erheblichen Beitrag zum<br />

betriebswirtschaftlichen Gesamtergebnis<br />

der Kasseler Sparkasse bei.<br />

Abbildung 5 veranschaulicht in einem<br />

Organigramm den Aufbau der GmbH. Der<br />

Vertriebsleiter betreut in Personalunion<br />

ausgewählte Top-Kunden. Der Außendienst<br />

leistet mit klarer Rollenverteilung und hoher<br />

fachlicher Kompetenz differenzierte Co-Betreuung<br />

für die einzelnen Marktbereiche. Damit<br />

folgt die Aufbau-Organisation der GmbH<br />

der Organisation innerhalb der Sparkasse.<br />

erfolg durch auslagerung<br />

Am 01. April 2006 ist die neu gegründete<br />

GmbH als Ausschließlichkeitsvertretung gestartet.<br />

Für die nächsten vier Jahre waren zunächst<br />

Szenarien für Produktionsziele, Kosten<br />

und Ertrag erstellt worden. Dabei stand der<br />

Ausbau des Sachgeschäfts im Vordergrund,<br />

um dauerhaft die Einnahmen vor allem aus<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 4<br />

Bestandsentwicklung komposit (ohne kfz, in mio. euro)<br />

ABBildung 5<br />

Bestandsprovisionen zu verbessern. Alle<br />

gesetzten Ziele für 2010 wurden erreicht.<br />

Dabei gilt der Grundsatz: Die Ziele hat im<br />

Wesentlichen der Markt. Er arbeitet nach<br />

gemeinsam abgestimmten Grundsätzen zur<br />

Erfüllung eigener, anspruchsvoller Ziele eng<br />

mit der vorhandenen Organisation der Versicherungsagentur<br />

zusammen.<br />

Heute beträgt allein die Bestandsprovision<br />

(jährlich wachsend) 750.000 Euro und<br />

bestreitet damit 60 Prozent der Gesamtkosten.<br />

Wesentliche Teile der Abschlussprovisionen<br />

und Bonifikationen sind somit auf<br />

der Ertragsseite zu finden. Der Vertriebserfolg<br />

ist im Grunde einer einfachen Formel<br />

geschuldet: Einstellung > Aktivität > Systematik<br />

und Konsequenz. Das waren auch<br />

die wesentlichen Inhalte von Training und<br />

Vertriebs-Coaching sowohl für die Mitarbeiter<br />

im Markt als auch für das gesamte Team<br />

der Versicherungsagentur.<br />

Vertrieb<br />

aufbau-organisation ks sparkassen-Finanzdienstleistungen gmbh<br />

innendienst<br />

Privat- /<br />

Firmenkunden<br />

5 MA<br />

Vertriebsassistenz<br />

Vertriebsleitung<br />

Betreuung durch den außendienst<br />

(tw. regionale Zuordnung)<br />

Geschäfts- Vermögens- Firmen<br />

stellen Anlage-Center kunden<br />

7 MA<br />

Außendienst<br />

1 MA<br />

Außendienst<br />

3 MA<br />

Außendienst<br />

externe<br />

spezialisten<br />

2 MA<br />

bAV-Consulting /<br />

UKV<br />

Fazit<br />

Die Kasseler Sparkasse hat zwischen 2005<br />

und 2010 exemplarisch aufgezeigt, wie im<br />

Bereich Versicherungen aus anfänglich<br />

eher bescheidenen Erträgen ein solides<br />

und auf Dauer deutlich ertragreicheres<br />

Geschäftsfeld geworden ist. Grundlage<br />

für den Erfolg war nicht zuletzt eine neue<br />

Organisationsform: Eine traditionelle<br />

Versicherungsabteilung wurde zu einem<br />

eigenständigen „Profitcenter“ in Form einer<br />

GmbH umgewandelt.<br />

Gekoppelt worden ist die vom Vorstand<br />

forcierte Maßnahme mit einem detaillierten<br />

Marktbearbeitungskonzept sowie<br />

einer Zielplanung über einen Zeitraum<br />

von vier Jahren. Die Veränderungen im Institut<br />

haben unter anderem dazu geführt,<br />

dass das Betriebsergebnis zwischen 2005<br />

und 2010 von 107.600 auf 1,864 Millionen<br />

Euro gesteigert werden konnten. ¯<br />

165


Vertrieb<br />

Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />

Markenstärke wesentliche<br />

voraussetzung für vertriebserfolg<br />

AutorEn<br />

thomas W. schramm<br />

ist Leiter Marketing der<br />

Sparkasse Münsterland Ost<br />

in Münster.<br />

carsten c. Wendt<br />

ist Geschäftsführender Partner<br />

der MC Marketing Consultants<br />

Financial Services GmbH<br />

in Frankfurt/M.<br />

Qualität wird vom Kunden an allen Berührungspunkten zu seiner Sparkasse „erlebt“. Studien und Rankings zeigen,<br />

dass sie seit langem zum Markenkern der Sparkassen-Finanzgruppe gehört. Immer stärker wird Qualität damit zum<br />

Abgrenzungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb und zum strategischen Erfolgsfaktor. Mit Hilfe einer Verkauf<br />

fördernden Image-Kommunikation ist es der Sparkasse Münsterland Ost gelungen, die Qualitätsmerkmale in<br />

messbaren Markt- und Vertriebserfolg umzusetzen. Entwickelt worden sind unter anderem griffige Botschaften<br />

mit konkreten Verkaufsargumenten sowie Leistungsversprechen.<br />

die Marke „Sparkasse“ ist die mit Abstand<br />

stärkste Marke (Power Brand) unter<br />

den deutschen Finanzdienstleistern. In der<br />

Readers Digest-Verbraucherstudie European<br />

Trusted Brands 2011 ist sie zum fünften Mal<br />

seit 2007 in Folge zur vertrauenswürdigsten<br />

Marke in der Kategorie Banken gekürt worden1<br />

und belegt im Marken-Ranking „best<br />

brands“ den siebten Platz unter den besten<br />

Entscheidermarken bei Dienstleistern. 2<br />

Die Markenstärke der Sparkasse resultiert<br />

dabei vor allem aus ihrem sehr hohen Vertrauenskapital<br />

in Verbindung mit ihrer hervorragenden<br />

Marktpräsenz bzw. Kundennähe.<br />

3 Vor allem aufgrund dieses emotionalen<br />

„Marken-Benefits“ konnten die Sparkassen<br />

in der Finanzkrise gegenüber den Wettbewerbern<br />

stark profitieren.<br />

Studien4 zeigen, dass Kunden gerade aufgrund<br />

der permanenten Krisenerfahrungen<br />

nicht nur verständnis- und vertrauensvolle,<br />

sondern auch leistungsfähige Finanzpartner<br />

ABBildung 1<br />

Beispiel für eine positionierungsanalyse<br />

�<br />

Wettbewerbs-<br />

Perspektive<br />

Positionierung &<br />

Kommunikation relativer<br />

�<br />

Wettbewerber skmslo<br />

�<br />

Kunden-<br />

Perspektive<br />

Kundenerwartungen &<br />

Differenzierungsmerkmale<br />

von Banken � & Sparkassen.<br />

Positionierung skmslo<br />

imagekampage<br />

Prägnante,<br />

verkaufbare<br />

Botschaften<br />

wollen. Eine überzeugende, zuverlässige<br />

und für Kunden konkret erlebbare Produkt-,<br />

Beratungs- und Servicequalität ist daher<br />

grundlegend für nachhaltige Kundenzufriedenheit<br />

und damit Vertriebserfolg. 5 Die Sparkassen<br />

mit ihrem Anspruch der Qualitätsführerschaft<br />

sind hier besonders gefordert,<br />

wie das DSGV-Projekt „Qualitätsoffensive“<br />

unterstreicht.<br />

image- ergänzt<br />

marken-kommunikation<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich aus Sicht<br />

der einzelnen Institute die Frage: Wie kann<br />

die starke Marke Sparkasse noch stärker in<br />

messbaren Markt- und Vertriebserfolg verwandelt<br />

werden? Ein Ansatz ist die Verkauf<br />

fördernde Image-Kommunikation. Dabei<br />

werden auf Basis der emotionalen (Kundenähe,<br />

Vertrauen, Nachhaltigkeit) und rationalen<br />

(Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit) Benefits<br />

der Marke „Sparkasse“ spezifische regionale<br />

�<br />

Vertriebs-<br />

Perspektive<br />

Positionierung und<br />

Differenzierungsfaktoren<br />

der skmslo aus Sicht<br />

ihrer (Vertriebs-)Mitarbeiter<br />

„Was macht die SKMSLO für ihre Kunden und Mitarbeiter so anders?“<br />

Wettbewerbsvorteile (USP) der Einzelinstitute<br />

herausgearbeitet und kommuniziert.<br />

Die institutsspezifischen Wettbewerbsvorteile<br />

werden mit harten Leistungsversprechen<br />

(Claims) unterlegt und in griffige Botschaften<br />

mit konkreten Verkaufsargumenten übersetzt.<br />

Die Leistungsversprechen bzw. Botschaften<br />

müssen dabei für Kunden verhaltensrelevant,<br />

im Wettbewerb differenzierend, durch die<br />

Sparkasse einlösbar und damit für den Kundenberater<br />

überzeugend verkaufbar sein.<br />

Erst unter diesen Voraussetzungen werden<br />

sie sowohl von den Kunden als auch von<br />

den Kundenberatern akzeptiert und können<br />

am Point of Sales ihre verkaufssteigernde<br />

Wirkung entfalten. Im Ergebnis ergänzt damit<br />

eine Verkauf fördernde Image-Kom-munikation<br />

die allgemeine Markenkommunikation,<br />

weil sie diese vertrieblich konkretisiert.<br />

Unterlegt mit leistungsstandards<br />

Idealerweise werden die Leistungsversprechen<br />

in verbindliche Leistungsstandards<br />

überführt und systematisch in das Qualitätsmanagement<br />

der Sparkasse eingebunden.<br />

Damit wird Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />

für den Vertrieb wie die gesamte<br />

1 Vgl. Readers Digest: European Trusted Brand Survey<br />

2011. N = 8.000 (in Deutschland).<br />

2 Vgl. Best Brand (Serviceplan Gruppe, GfK Marktforschung,<br />

ProSiebenSat.1 Media AG, WirtschaftsWoche,<br />

Markenverband, iq media marketing GmbH):<br />

Deutsches Markenranking 2011. N = 850 Entscheider.<br />

3 Vgl. Diffferent GmbH: Diffferent Markenkraffft – Die<br />

Markenstudie für den Bank-Markt (2010). N = 1.000.<br />

4 Vgl. MC Marketing Consultants Financial Services<br />

GmbH: „Finanzkrise – Beschädigtes Vertrauen wiederaufbauen“<br />

(2009/2010). N = 4.037.<br />

5 Der DSGV hat diese Herausforderung bereits erkannt<br />

und im Projekt „Qualitätsoffensive“ aktiv<br />

aufgegriffen.<br />

166 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


ABBildung 2<br />

die fünf zentralen<br />

leistungsversprechen<br />

Finanzen. da trau ich keinem mehr.<br />

außer denen von der sparkasse<br />

Sparkassen haben ein solides Geschäftsmodell.<br />

Sie wirtschaften nachhaltig und<br />

verzichten auf schnelle Gewinne und spekulative<br />

Kapitalmarktgeschäfte. Sie orientieren<br />

sich an den Bedürfnissen ihrer<br />

Kunden und stehen auch in schlechten<br />

Zeiten an ihrer Seite. Deshalb sind sie ein<br />

vertrauenswürdiger Geschäftspartner.<br />

alles richtig gemacht. danke für<br />

die faire Beratung<br />

Bedürfnisse, Pläne und Wünsche der<br />

Kunden stehen für die Sparkasse im<br />

Mittelpunkt. Finanzlösungen werden bedarfsgerecht,<br />

ehrlich und fair entwickelt<br />

und passen deshalb zur persönlichen<br />

Finanz- und Lebenssituation. Chancen<br />

und Risiken werden offen angesprochen<br />

und alle Fragen rund ums Geld beantwortet.<br />

Die Sparkasse berät fair, sie ist (als<br />

Marktführer) nicht darauf angewiesen,<br />

Kunden etwas zu verkaufen.<br />

preiswert. das heißt für mich<br />

vor allem: die leistung stimmt<br />

Die Sparkasse bietet solide und verständliche<br />

Produkte zu fairen, transparenten<br />

und marktgerechten Konditionen<br />

an. Überzeugt wird durch Beratungs- und<br />

Serviceleistung, nicht durch besonders<br />

günstige Preise.<br />

dax, euro, chiptan, pin. die bei<br />

der sparkasse erklären einem das<br />

wenigstens vernünftig<br />

Weil das Thema Finanzen immer komplexer<br />

wird, werden Geldgeschäfte nicht nur<br />

schnell und zuverlässig, sondern darüber<br />

hinaus für Kunden einfach und verständlich<br />

abgewickelt.<br />

sparkasse. die engagiert sich<br />

fürs gemeinwohl. Und denkt nicht<br />

nur an profite<br />

Sparkasse stand schon immer für Gemeinwohl,<br />

Nähe zur Region, regionale<br />

Verwurzelung und Verpflichtungen gegenüber<br />

Bürgern und Mittelstand, auch<br />

als verlässlicher Finanzierungspartner.<br />

Was die Sparkasse erwirtschaftet, kommt<br />

in Spenden-/Sponsoring-/Stiftungsengagements<br />

wieder den Menschen vor Ort<br />

zugute.<br />

Organisation verbindlich – eine wesentliche<br />

Voraussetzung, die Qualitätsführerschaft der<br />

Sparkasse dauerhaft zu sichern .<br />

Die Sparkasse Münsterland Ost (SKMSLO)<br />

hat 2010 mit Unterstützung der Firma MC<br />

Marketing Consultants Financial Services<br />

eine Verkauf fördernde Image-Kampagne<br />

im Privatkundengeschäft mit dem Titel „Das<br />

macht die Sparkasse so anders“ entwickelt<br />

und umgesetzt. Im Projekt ist dabei in drei<br />

Schritten vorgegangen worden.<br />

schritt 1: positionierungsanalyse<br />

Die spezifischen Wettbewerbsvorteile (USP)<br />

und entsprechenden Botschaften wurden<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

über eine dreidimensionale Positionierungsanalyse<br />

entwickelt. Mit ihrer Hilfe sind nicht<br />

nur die Marktsicht (Kunden, Wettbewerb),<br />

sondern auch die Perspektive der Vertriebsmitarbeiter<br />

gezielt aufgenommen und im<br />

Kampagnendesign berücksichtigt worden.<br />

> Kunden-Perspektive: Aus Kundenbefragungen<br />

wurden die für Finanzdienstleister<br />

relevanten Image-Dimensionen,<br />

Attribute und Ausprägungen sowie das<br />

Image der Sparkasse bei ihren Kunden<br />

ermittelt.<br />

> Wettbewerbs-Perspektive: Über ein Mystery-Shopping<br />

wurde die vertriebliche<br />

Positionierung der wesentlichen Wettbewerber<br />

im Geschäftsgebiet erfasst.<br />

> Vertriebs-Perspektive: Eine Befragung<br />

der Vertriebsmitarbeiter in Form von Experteninterviews<br />

in allen Privatkunden-<br />

Segmenten gab schließlich Aufschluss<br />

über die vom Vertrieb wahrgenommene<br />

Marktposition des eigenen Hauses.<br />

Vor allem die aktive Einbindung der Vertriebsmitarbeiter<br />

war wichtig für den Kampagnenerfolg.<br />

So konnten nicht nur die<br />

vertriebspraktischen Erfahrungen der Kundenberater<br />

gezielt genutzt werden. Vielmehr<br />

wurden die Akzeptanz und damit die aktive<br />

Nutzung der Image-Kampagne in Kundengesprächen<br />

entscheidend gesteigert.<br />

Aus der Positionierungsanalyse ergaben<br />

sich für den Bereich „Kunden-Perspektive“<br />

(Kundenbefragungen), dass eine durchgängig<br />

hohe Leistungsqualität in allen Phasen<br />

des Kunde-/Sparkasse-Beziehungszyklus<br />

von entscheidender Bedeutung für nachhaltiges<br />

Kundenvertrauen und damit Vertriebserfolg<br />

ist. Relevante Image-Dimensionen<br />

von Finanzdienstleistern sind für Kunden<br />

an erster Stelle „Service“ mit den Attributen<br />

Service- und Abwicklungsqualität („0-Fehler“).<br />

Danach folgen „Beratung“ mit den<br />

Attributen Fairness, Transparenz, Kompetenz<br />

und „Preis“ mit dem Hauptattribut<br />

Preiswürdigkeit.<br />

Im Bereich „Wettbewerbs-Perspektive“<br />

(Mystery Shopping) hat sich gezeigt, dass<br />

sich die Wettbewerber der Sparkasse primär<br />

mit Preisargumenten und Produktkompetenz<br />

präsentieren. Zunehmend werden aber<br />

auch Erreichbarkeit und Nähe herausgestellt<br />

und damit traditionelle Wettbewerbsstärken<br />

des Instituts angegriffen. Nicht besetzte<br />

Image-Dimensionen mit daher erheblichem<br />

Differenzierungspotential sind „Service-/<br />

Beratungsqualität“, „Solidität“ und „Nachhaltigkeit“.<br />

Vertrieb<br />

Aus der Vertriebsperspektive (Befragung<br />

der Vertriebsmitarbeiter) zeigt sich, das die<br />

Vertriebsmitarbeiter „ihre Sparkasse“ als<br />

kundenorientiertes, kompetentes, zuverlässiges,<br />

leistungsstarkes und sympathisches<br />

Institut verkaufen. Dabei ist erkennbar, dass<br />

die Bandbreite der von den Beratern im<br />

Kundenkontakt eingesetzten Verkaufsargumente<br />

sehr hoch ist. Am erforderlichen<br />

Wettbewerbsumfeld für einen einheitlichen<br />

Marktauftritt muss deshalb gefeilt werden.<br />

schritt 2: ableitung von leistungsversprechen<br />

und Botschaften<br />

Aus den Ergebnissen der Positionierungsanalyse<br />

sind fünf Leistungsversprechen<br />

bzw. Botschaften abgeleitet und vertrieblich<br />

präg nant formuliert worden, wie Abb. 2 zeigt.<br />

schritt 3: Werbliche<br />

Umsetzung der Botschaften<br />

Nach Entwicklung und werbewirksamer<br />

Formulierung der Botschaften wurden diese<br />

in neu gestalteten Broschüren und Werbeplakaten<br />

umgesetzt und cross-medial in den<br />

Filialen, auf der Homepage und in der Außenwerbung<br />

in mehreren Wellen vermarktet.<br />

Fazit<br />

Verkauf fördernde Image-Kommunikation<br />

wird konkret. Sie leitet harte, für Kunden<br />

erlebbare Leistungsversprechen mit Differenzierungspotential<br />

aus dem Markt<br />

ab und formt daraus leicht verkaufbare<br />

Botschaften und wirksame Kampagnenformate<br />

(Handouts). Sparkassen können<br />

damit gezielt ihr Qualitäts-Image verbessern<br />

und sich in ihren Geschäftsgebieten<br />

als leistungsstarke Finanzpartner in klarer<br />

Abgrenzung zu ihren Wettbewerbern<br />

positionieren und im Bewusstsein ihrer<br />

Kunden verankern.<br />

Durch systematische Einbindung des<br />

Vertriebs werden die vertriebliche Prägnanz<br />

der entwickelten Image-Botschaften<br />

und die motivierte Beteiligung der Mitarbeiter<br />

erhöht. Die Image-Kampagne<br />

wird stärker eingesetzt und aktiver am<br />

Kunden gelebt und wirkt damit auch vertriebsintensivierend.<br />

Verkauf fördernde<br />

Image-Kommunikation transportiert keine<br />

„Allgemeinplätze“, sondern Leistung.<br />

Sie unterstützt damit systematisch die<br />

Umsetzung von Qualitätsführerschaft der<br />

Sparkassen im Markt. ¯<br />

167


vertrieb<br />

Entwicklungstendenzen im Firmenkundengeschäft<br />

Zukunftsfähigkeit sichern<br />

über prozessorientierte strategie<br />

AutorEn<br />

dr. thorsten Freiberger<br />

ist Leiter Business Management<br />

der Landesbank Berlin AG.<br />

Das Firmenkundengeschäft gleicht in den vergangenen Jahren einer Achterbahnfahrt. Zeitweise als potentieller<br />

Wertvernichter gehandelt, ist es heute wieder eine wichtige Ertragssäule. Damit das künftig so bleibt, hat die<br />

Landesbank Berlin in einem Zukunftsprojekt die vergangene Dekade intensiv analysiert und in der Folge verschiedene<br />

Megatrends herausgearbeitet. Die werden das Geschäftsfeld, etwa beim Vertriebswegemix, massiv verändern.<br />

Auch Social-Media steht vor einem Wandel vom Kommunikations- zum Vertriebskanal. Schnell und flexibel<br />

reagieren müssen die Firmenkundenbetreuer künftig auch auf neue Branchen, die sich aus der Mitte der Wissensgesellschaft<br />

heraus entwickeln.<br />

vor dem Hintergrund der im vergangenen<br />

Jahrzehnt gemachten Erfahrungen<br />

und den drastischen Umbrüchen, die derzeit<br />

zu verzeichnen sind, bleibt es zentrale Aufgabe<br />

der Firmenkunden-Verantwortlichen, den<br />

Blick für künftige Entwicklungen zu schärfen<br />

und darauf zu reagieren. Im zu erwartenden<br />

volatilen Umfeld dürfte das allerdings immer<br />

schwerer fallen. Eine Beschäftigung<br />

mit dem Geschäftsfeld sollte deshalb stets<br />

als elementarer Prozessteil im Rahmen der<br />

Strategieentwicklung und -überprüfung<br />

verstanden werden.<br />

Blick in die zukunft<br />

auch in guten zeiten<br />

Vielfach werden Zukunftsanalysen dann<br />

durchgeführt, wenn sich Unternehmen<br />

oder Teile davon in einer krisenhaften<br />

Situation befinden. Sind die Ergebnisse<br />

dagegen positiv, wird sich nur ungern<br />

mit künftigen Entwicklungen beschäftigt.<br />

Mitunter wirkt sich ein solches Verhalten<br />

fatal aus, da Marktumbrüche, verändertes<br />

Kundenverhalten oder gar das Wegbrechen<br />

ganzer Geschäftsmodelle nicht oder erst<br />

zu spät erkannt werden. Um auf derartige<br />

Entwicklungen reagieren zu können, sollte<br />

man sich beständig mit der Zukunft beschäftigen.<br />

Dieser Blickwinkel ist vor allem<br />

angesichts signifikant zunehmender Volatilitäten<br />

in den Märkten ein entscheidendes<br />

Kriterium für das strategische Management<br />

– auch im Firmenkundengeschäft. Da sich<br />

alle Geschäftskunden in ihrem Alltag und<br />

auf ihren Märkten diesen Volatilitäten<br />

stellen müssen, ist es wenig plausibel<br />

anzunehmen, dass sich Gewerbe- und<br />

Firmenkundengeschäft in einem stabilen<br />

Umfeld bewegt.<br />

Aufgabe ist es, frühzeitig generelle und<br />

relevante Trends im Firmenkundengeschäft<br />

zu identifizieren, um daraus Impulse für<br />

dessen künftige Gestaltung abzuleiten.<br />

Ein Zukunftsprojekt kann dabei zugleich<br />

Ausgangspunkt und erster Schritt eines<br />

Transformationsprozesses sein, wenn<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen<br />

Funktionen in diese Diskussion<br />

einbezogen werden.<br />

Damit werden immer wieder unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Erfahrungen genutzt,<br />

um Zukunftsprojektionen überprüfen zu<br />

können. Zugleich ist diese Vorgehensweise<br />

ein wesentlicher Baustein für Veränderung,<br />

um über die Einbeziehung auch Akzeptanz<br />

für das Zukunftsbild und die daraus abzuleitenden<br />

Schlussfolgerungen und Handlungsnotwendigkeiten<br />

zu gewinnen.<br />

Schließlich lassen die bereits heute<br />

erkennbaren Trends Veränderungen in<br />

der Arbeitsweise vieler Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im Firmenkundengeschäft<br />

erwarten. In einem Workshop-basierten Vorgehen<br />

werden unter Hinzuziehung externer<br />

Experten und auf Basis der Analyse vorhandener<br />

Sekundärquellen Trends identifiziert<br />

sowie Handlungsalternativen aufgezeigt<br />

und getestet .<br />

„erdung“ der erkenntnisse<br />

Eine der Kernfragen der Auseinandersetzung<br />

mit künftigen Entwicklungen ist immer die<br />

nach der Validität der beobachteten Trends.<br />

Gerade in Zeiten hoher Volatilität lässt sich<br />

die Zukunft schwerer denn je vorhersagen.<br />

Beschäftigt man sich mit den künftigen<br />

Entwicklungen des Firmenkundengeschäfts,<br />

ist somit eine „Erdung“ der Erkenntnisse<br />

notwendig.<br />

dr. Jens sträter<br />

ist Partner der Unternehmungsberatung<br />

zeb/rolfes.schierenbeck.<br />

associates in Münster.<br />

Bewährt hat sich dabei, zunächst in die<br />

Vergangenheit zu blicken, um ein Gespür<br />

für Veränderungen und Veränderungsgeschwindigkeiten<br />

insgesamt zu bekommen.<br />

Für eine anschließende Beschäftigung mit<br />

künftigen Entwicklungen ist es sinnvoll, sich<br />

zunächst auf die Veränderungen der nahen<br />

Zukunft, etwa in einem Zeitraum von bis zu<br />

fünf Jahren zu konzentrieren. Die daraus abgeleiteten<br />

Entwicklungstrends werden dann<br />

auf ihre Stabilität für die fernere Zukunft<br />

untersucht – ein Zeitrahmen, der durchaus<br />

auch bis zu 15 Jahre umfassen kann. Damit<br />

entsteht ein „geerdetes“ Rahmenkonzept,<br />

aus dem sich Vorgaben für das Firmenkundengeschäft<br />

des eigenen Hauses ableiten<br />

lassen.<br />

Blick auf die letzte dekade<br />

Beschäftigt man sich mit der künftigen<br />

Entwicklung im Firmenkundengeschäft, ist<br />

stets ein Blick zurück auf die letzte Dekade<br />

hilfreich. Diese Rückschau dient nicht nur<br />

dazu, die dort beobachteten Entwicklungen<br />

einfach linear fortzuschreiben. Vielmehr geht<br />

es darum, den Blick für die marktlichen und<br />

inhaltlichen Entwicklungen der vergangenen<br />

Dekade zu schärfen und zugleich ein<br />

gemeinsames Verständnis von Tragfähigkeit<br />

und Weiterentwicklungserfordernissen zu<br />

entwickeln.<br />

Die letzte Dekade war geprägt durch<br />

einen Verlust von Marktanteilen der Großbanken<br />

im gewerblichen Kreditgeschäft.<br />

Lag der Marktanteil 2000 noch bei 18,9<br />

Prozent, betrug er im ersten Halbjahr 2011<br />

nur noch 12,2 Prozent. Diese Entwicklung<br />

ist mit ein Resultat von Rentabilisierungsstrategien<br />

der Großbanken. Diese<br />

Institute konzentrieren sich stärker auf<br />

168 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


„Cross-Selling-Produkte“ und generieren<br />

nur noch so viel Kreditgeschäft wie nötig.<br />

Marktanteile im Kreditgeschäft gewonnen<br />

haben dagegen die Sparkassen sowie der<br />

genossenschaftliche Sektor. Abbildung 1<br />

verdeutlicht die Marktanteilsentwicklungen<br />

der Bankensektoren. Dieser Berechung<br />

liegen Kredite an inländische Unternehmen<br />

(ohne FI) sowie Selbstständige (ohne Wohnungsbau)<br />

zugrunde,<br />

Auch inhaltlich hat sich das Firmenkundengeschäft<br />

der Institute in der letzten<br />

Dekade stark verändert. Zwei Entwicklungen<br />

waren dafür prägend:<br />

> „Standardisierung“ der Vertriebsprozesse<br />

> Einführung von Basel II.<br />

Die Vertriebsprozesse im Firmenkundengeschäft<br />

haben sich stark verändert. Vertriebsstandards,<br />

im Privatkundengeschäft schon<br />

länger etabliert, sind in ihren Grundzügen<br />

auch in das Firmenkundengeschäft eingezogen.<br />

Themen wie Potenzialermittlung für<br />

einzelne Kunden und eine daraus abgeleitete<br />

zentrale Zielkundenauswahl, die Etablierung<br />

standardisierter Gesprächstypen<br />

(Strategie-, Bilanz-, Ratinggespräch etc.),<br />

Kundenplanung und Aktivitätenmanagement<br />

haben Qualität und Effizienz der Betreuung<br />

im Firmenkundengeschäft deutlich<br />

erhöht. Studien belegen, dass Kreditinstitute,<br />

die diese Themen konsequent eingeführt<br />

und hausindividuell weiterentwickelt<br />

haben, erfolgreicher sind und damit höhere<br />

Deckungsbeiträge pro Kunde erwirtschaften<br />

als durchschnittliche Institute.<br />

Die Einführung von Basel II war für<br />

Banken und Sparkassen Chance und Herausforderung<br />

zugleich. Erst durch die<br />

Vorschriften aus dem Regelwerk zu Basel II<br />

werden Risikokosten heute präzise gemessen<br />

und gleichzeitig belastbare Ratings<br />

für Firmenkunden gebildet. Erstmals ist<br />

dadurch auch ein risikoadjustiertes Pricing<br />

mit der Konsequenz eingeführt worden,<br />

Kreditkonditionen zwischen „guten“ und<br />

„schlechten“ Schuldnern zu spreizen.<br />

Mobilisiert werden konnten ferner<br />

Risiken, etwa durch die Verbriefung der<br />

Kredite im Mittelstandsgeschäft. Insgesamt<br />

hat das Basel-II-Regelwerk die<br />

Stückkosten im Kreditgeschäft – vor allem<br />

durch die Entwicklung und Einführung von<br />

Rating-Verfahren und Steuerungssystemen<br />

– erhöht. Die Eigenkapitalkosten sind im<br />

Durchschnitt nicht gestiegen. Die EK-Unterlegung<br />

orientiert sich seit Basel II deut-<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

marktanteile im gewerblichen kreditgeschäft<br />

ABBildung 2<br />

grundlogik der zukunftsanalyse<br />

1) In Anlehnung an Matthias Horx<br />

lich stärker am Risiko der eingegangenen<br />

Geschäfte, was sich auf die Kreditinstitute<br />

sehr individuell auswirkt.<br />

regulierung und megatrends<br />

als treiber von Veränderung<br />

Auf der Basis der Analyse der vergangenen<br />

Dekade wird der Blick auf die Zukunft gerichtet.<br />

Der Grundlogik der Zukunftsanalyse folgend<br />

sollen künftige Rahmenbedingungen<br />

geklärt und „Megatrends“ herausgearbeitet<br />

werden. Aus den sich abzeichnenden Konsequenzen<br />

für den Mittelstands,- Banken- und<br />

Arbeitsmarkt können dann Vorhersagen und<br />

Vorgehensweisen für das Firmenkundengeschäft<br />

abgeleitet werden (s. Abb. 2).<br />

Als Megatrend wird dabei in Anlehnung<br />

an die Definition des Zukunftsforschers<br />

Matthias Horx ein Phänomen bezeichnet,<br />

vertrieb<br />

das international zu beobachten ist, über<br />

mindestens zwei Dekaden Gültigkeit hat<br />

und in allen relevanten Lebensbereichen<br />

erkennbar und stabil ist. Es verkraftet somit<br />

auch eventuelle kurzfristige Rückschläge.<br />

Fünf Megatrends sind für das Firmenkundengeschäft<br />

relevant.<br />

Der Megatrend „Klimawandel/Rohstoffknappheit“<br />

beschreibt globale Konsequenzen.<br />

Er beantwortet die Frage, wie sich klimatische<br />

Veränderungen (Temperaturanstieg,<br />

Anstieg Meeresspiegel etc.) mit ihren daraus<br />

abgeleiteten regulatorischen Auswirkungen<br />

(staatliche Auflagen, Emissionshandel etc.)<br />

sowie eine Rohstoffknappheit auf Wirtschaft<br />

und Gesellschaft auswirken.<br />

Das Thema „Nachhaltigkeit“ wird bei der<br />

Risikobeurteilung durch die Kreditwirtschaft<br />

verstärkt in die Bewertung von Unternehmen<br />

169<br />

¯


¯<br />

vertrieb<br />

eingehen. Zudem wird sich die Wirtschafts-<br />

bzw. Branchenstruktur durch diesen Megatrend<br />

mittelfristig deutlich verschieben.<br />

„Clean Tech“-Themenfelder werden danach<br />

deutlich schneller an Bedeutung gewinnen.<br />

Banken und Sparkassen müssen sich frühzeitig<br />

darauf einstellen, Risiken in klassischen<br />

Wirtschaftszweigen zu begrenzen und<br />

Chancen in der Finanzierung und Beratung<br />

von Clean-Tech-Branchen zu nutzen. Die genauen<br />

Auswirkungen des Klimawandels auf<br />

die (internationale) Wirtschaftsstruktur lassen<br />

sich heute noch nicht mit hinreichender<br />

Genauigkeit prognostizieren.<br />

Der „Demografische Wandel“ hat dagegen<br />

sehr gut prognostizierbare Auswirkungen<br />

auf den Mittelstands-, Banken- und<br />

Arbeitsmarkt. Zwei Phänome sind für das<br />

Bankgeschäft vor allem relevant:<br />

> Das unterschiedliche Bevölkerungswachstum<br />

in der einzelnen Regionen der Erde:<br />

Wachstumsstarke Regionen wie Asien<br />

oder Lateinamerika werden dadurch im<br />

internationalen Kontext wirtschaftlich an<br />

Bedeutung gewinnen.<br />

> Der starke Alterungsprozess der deutschen<br />

Bevölkerung und der damit einhergehende<br />

Rückgang der Erwerbstätigen,<br />

vor allem der jungen, gut ausgebildeten<br />

Nachwuchskräfte: Der Kampf um gut ausgebildete<br />

Nachwuchskräfte wird gerade<br />

für das Firmenkundengeschäft zu einem<br />

entscheidenden Erfolgsfaktor werden.<br />

Der schon heute deutlich spürbare Megatrend<br />

der „Internationalisierung/Globalisierung“<br />

wird sich weiter fortsetzen. Alle<br />

Prognosen gehen davon aus, dass der<br />

Außen- bzw. Welthandel im Vergleich zur<br />

nationalen Wertschöpfung (BIP) überproportional<br />

wachsen wird und damit auch die<br />

grenzüberschreitenden Finanzströme weiter<br />

anschwellen. Eine Internationalisierung<br />

wird dabei zunehmend auch kleinere Mittelständler<br />

erfassen, für die sich durch hohe<br />

Spezialisierung Chancen in internationalen<br />

Wertschöpfungsketten eröffnen. Für die Finanzwirtschaft<br />

wird das Thema „Follow your<br />

Customer“ und das Abdecken internationaler<br />

Finanzbedürfnisse zunehmend zum wichtigen<br />

Differenzierungsfaktor im Wettbewerb.<br />

Zu erwarten ist zudem, dass die Auslandsbanken<br />

– nach der „finanzkrisenbedingten“<br />

Pause – wieder vermehrt auf den deutschen<br />

Markt drängen, um sich dort verstärkt um<br />

den deutschen Mittelstand zu kümmern.<br />

In engem Zusammenhang mit einer<br />

Globalisierung steht der Megatrend „2-<br />

ABBildung 3<br />

trendlandkarte<br />

mittelstandsmarkt Bankenmarkt arbeitsmarkt<br />

Speed-World/volatile Welt“. Gerade die Wirtschaftsleistung<br />

der Schwellenländer wird im<br />

Vergleich zu den etablierten Industrienationen<br />

deutlich stärker wachsen. Die neuen<br />

Gravitationszentren werden daher in Asien<br />

sowie im Mittleren und Nahen Osten liegen.<br />

Gerade in diesen Märkten müssen die Institute<br />

neu entstehende Chancen nutzen. Eine<br />

breite Kundenbasis (Kunden-Franchise),<br />

Zugang zu Primärliquidität, Risikosteuerung<br />

und Kapitalausstattung werden in der immer<br />

volatileren Welt zudem Kernerfolgsfaktoren.<br />

Der Megatrend „Wissensgesellschaft/<br />

Innovation“ wird für die Zukunftsausrichtung<br />

große Bedeutung haben. Innovationen<br />

werden gerade für die Industrienationen zu<br />

entscheidenden Triebkräften für Wachstum<br />

und Produktivität. Immaterielle Vermögenswerte<br />

und Patente werden als Kreditsicherheiten<br />

für Banken und Sparkassen immer<br />

wertvoller. Technologische Entwicklungen<br />

wie Videotelefonie, permanent verfügbare<br />

Breitbandverbindungen, semantisches Web<br />

2.0 oder Soziale Netzwerke haben entscheidende<br />

Auswirkungen auf das Bankgeschäft.<br />

Die Transparenz von Preisen und Dienstleistungsqualität<br />

wird auch im Firmenkundengeschäft<br />

deutlich ansteigen und es werden<br />

neue Kontaktpunkte zum sowie neue Dienstleistungsangebote<br />

für Kunden entstehen.<br />

Für Mitarbeiter wird das Arbeitsumfeld komplexer,<br />

wodurch lebenslange Weiterbildung<br />

stark an Bedeutung gewinnt.<br />

Neben den hier nur in den Grundzügen<br />

erläuterten Megatrends wird das neue regulatorische<br />

Umfeld – vor allem Basel III – über<br />

die verschärften Kapitalanforderungen und<br />

Liquiditätsnormen die Geschäftsmodelle<br />

im Firmenkundengeschäft verändern. Das<br />

Ankerprodukt Kredit wird noch stärker<br />

als heute mit dem Kernbankanspruch der<br />

kreditgebenden Bank verknüpft werden.<br />

Die höheren EK-Kosten werden den Kredit<br />

zusätzlich verteuern.<br />

Produktbündelungen (zwischen Aktiv-<br />

und Passivgeschäften), strukturierte<br />

Produkte und das Kapitalmarktgeschäft<br />

werden an Bedeutung gewinnen. Zudem<br />

könnten „Buy and Sell“-Ansätze (Verbriefungen<br />

etc.) und das aktive Kreditportfoliomanagement<br />

eine Renaissance erfahren.<br />

Außer Basel III wird auch der Anlegerschutz<br />

im künftigen Firmenkundengeschäft eine<br />

Rolle spielen, da die Informations- und<br />

Dokumentationspflichten voraussichtlich<br />

auch für kleine und mittlere Unternehmen<br />

gültig sein werden.<br />

Durch die Pflicht zur Erstellung von<br />

„Beipackzetteln“ und Beratungsprotokollen<br />

werden das Adressieren des Anlagepotenzials<br />

auf der Unternehmensseite und das Ausschöpfen<br />

der Privatseite des Unternehmers<br />

tendenziell erschwert.<br />

auswirkungen auf das<br />

Firmenkundengeschäft<br />

Die aus den Rahmenbedingungen und Megatrends<br />

abgeleiteten Vorhersagen haben<br />

Auswirkungen auf drei unterschiedliche Teilmärkte<br />

des Firmenkundengeschäfts:<br />

> Mittelstandsmarkt in Deutschland als<br />

Kundenteil<br />

> Bankenmarkt als Wettbewerbsteil<br />

> Arbeitsmarkt als wesentlicher Ressourcenteil.<br />

Mit diesen drei Teilmärkten lässt sich eine<br />

Trendlandkarte entwickeln, die einen aggregierten<br />

Überblick über Themenfelder der<br />

Zukunft gibt (s. Abb. 3).<br />

handlungsfelder<br />

Aus der Trendlandkarte lässt sich ein ganzes<br />

Bündel von Handlungsfeldern und Maßnahmen<br />

ableiten, mit deren Umsetzung in den<br />

170 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


nächsten Jahren die Zukunftsfähigkeit des<br />

Geschäftsmodells im Firmenkundengeschäft<br />

unterstützt werden muss.<br />

Ausgangspunkt ist die im Wettbewerbsumfeld<br />

notwendige Klarheit zur eigenen<br />

„Unique Selling Proposition (USP). Nur die<br />

Differenzierung mit klaren Leistungsversprechen<br />

werden in einem zunehmenden<br />

Wettbewerb ausreichende Marktpositionen<br />

sichern können. Dazu ist ein prozessorientierter<br />

Strategieansatz mit regelmäßigem<br />

Zukunftsradar unumgänglich.<br />

Ein wichtiges Handlungsfeld im Firmenkundengeschäft<br />

ist sicherlich, den Vertriebswegemix<br />

weiterzuentwickeln. Immer<br />

noch besteht das Firmenkundengeschäft<br />

nämlich vor allem aus einer persönlichen<br />

Betreuungskomponente. Offen ist, ob das<br />

auch künftig so bleiben wird.<br />

Wenig beachtet von Betreuern nutzen<br />

Firmenkunden in Deutschland bereits heute<br />

den parallelen Zugang zur Bank über das<br />

Internet, derzeit zumeist für die Zahlungsverkehrsdienstleistungen.<br />

Das wirft zwei<br />

Fragen auf:<br />

> Was passiert, wenn Unternehmen diesen<br />

Weg künftig deutlich stärker auch für andere<br />

Produkte nutzen?<br />

> Welche Rolle spielt noch die persönliche<br />

Betreuung und Beratung?<br />

Man kann davon ausgehen, dass im künftigen<br />

Firmenkundenmarkt die Kontaktpunkte der<br />

Kunden zur Bank deutlich vielfältiger sein<br />

werden als bisher. Für Standardnachfragen<br />

und -lösungen wird der Vertriebsweg Internet<br />

zunehmend die erste Wahl der Kunden<br />

sein. Für diese Produkte dürften sie sich weitgehend<br />

von ihrem Berater „emanzipieren“.<br />

Auf der anderen Seite wird es in einer zunehmend<br />

komplexeren Welt auch Bedarf für<br />

persönliche und hochqualifizierte Beratung<br />

geben. Abzuwarten bleibt, welche Funktion<br />

Social-Media dabei übernehmen wird. Bisher<br />

eher als Kommunikationskanal genutzt,<br />

könnte die Technologie bald ein Vertriebsweg<br />

für das Firmenkundengeschäft sein.<br />

Ob sie sich wirklich in diese Richtung<br />

entwickelt, ist aus heutiger Sicht eine<br />

offene Frage. Es empfiehlt sich, derartige<br />

Entwicklungen intensiv zu beobachten und<br />

erste eigene Erfahrungen im Umgang mit<br />

Social-Media-Plattformen zu sammeln.<br />

Im Business-Netzwerk xing moderiert der<br />

Bereich Firmenkundengeschäft der Landesbank<br />

Berlin etwa den GründerClub Berlin für<br />

die Kundengruppen Existenzgründer und<br />

Unternehmensnachfolger.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

Quelle: Bernd Boscolo/Pixelio<br />

Veränderungen etablierter und Entwicklung<br />

neuer Branchen aus der Wissensgesellschaft<br />

stellen neue Anforderungen<br />

an das Firmenkundengeschäft. Noch ist<br />

offen, wie auf Strukturen kleinteiliger, aber<br />

auf Kooperation ausgelegter Unternehmen<br />

in interessanten und wachstumsstarken<br />

Branchen reagiert wird, wenn diese Finanzierungen<br />

größeren Umfangs eingehen<br />

und klassische Formen und Besicherungen<br />

zu kurz greifen. Hier dürften nur solche<br />

Institute eine Chance haben, die über tatsächliches<br />

Branchen-Know-how verfügen,<br />

und in diesen neuen Strukturen Finanzierungen<br />

sowie Geschäftsmodelle valide<br />

beurteilen können. Auch werden diese<br />

Unternehmen Sparkassen und Banken<br />

suchen, die eben über dieses Know-how<br />

verfügen.<br />

Zudem muss geklärt werden, wie die einzelnen<br />

Häuser auf die Auswirkungen zunehmender<br />

Regelungen für das Geschäftsmodell<br />

des Firmenkundengeschäfts reagieren<br />

und den erhöhten Anforderungen gerecht<br />

werden. Dies kann auch Auswirkungen auf<br />

die Ausgestaltung des Produktportfolios<br />

sowie auf Produktmerkmale haben und gilt<br />

vertrieb<br />

Statt auf große repräsentative Zentralen setzen innovative und neu gegründete Firmen verstärkt<br />

auf dezentrale Strukturen und Vernetzung der Mitarbeiter an unterschiedlichen Orten. Auf solche<br />

Business-Konzepte müssen Firmenkundenberater ebenfalls schnell und flexibel reagieren.<br />

in erster Linie für das wichtige Handlungsfeld<br />

Preispolitik.<br />

Fazit<br />

Gerade in Zeiten zunehmender Volatilität<br />

lohnt sich die Auseinandersetzung mit den<br />

Zukunftstrends im Firmenkundengeschäft.<br />

Sie ist jedoch nur dann Erfolg versprechend,<br />

wenn sie als regelmäßiger Prozess<br />

betrachtet wird und sich nicht auf Einzelprojekte<br />

beschränkt. So verstanden kann<br />

eine Zukunftsanalyse den strategischen<br />

Rahmen der jeweiligen Agenda einer Bank<br />

oder Sparkasse im Firmenkundengeschäft<br />

setzen und Ausgangspunkt konkreter<br />

Handlungsfelder sein.<br />

Wesentlich für den Erfolg ist, Führungskräfte<br />

sowie Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in den Zukunftsprozess einzubeziehen,<br />

um möglichst umfangreiche und<br />

unterschiedliche Auffassungen und Erfahrungen<br />

zu berücksichtigen. Nur so werden<br />

notwendige Veränderungen akzeptiert.<br />

Damit ist bereits ein erster wichtiger Schritt<br />

hin zu einem Transformationsprozess für das<br />

künftige Firmenkundengeschäft getan. ¯<br />

171


Quelle: BASF<br />

Qualitätsmanagement<br />

<strong>Strategische</strong> Verankerung des Qualitätsgedankens<br />

Höhere kundenorientierung<br />

durch Qualitätsstandards<br />

Autor<br />

dr. marco nirschl<br />

ist Referent beim Sparkassenverband<br />

Bayern in München.<br />

Zu den größten Herausforderungen der Kreditwirtschaft gehören steigende Leistungs- und Qualitätsansprüche der<br />

Kunden. Der „Qualitätsanbieter“ Sparkasse muss deshalb Werte wie Beratungs- und Servicequalität für Kunden<br />

noch stärker transparent machen. Qualität darf dabei nicht nur in strategische Konzepte gegossen, sondern<br />

muss aktiv von allen Mitarbeitern gelebt werden. Trotz unterschiedlicher Ausgangslage in den Instituten reichen<br />

mitunter kleine Veränderungen, um Qualitätsstandards zu etablieren und eine Qualitätskultur zu schaffen, wie eine<br />

Fachtagung bayerischer Sparkassen kürzlich gezeigt hat.<br />

Überlegene Qualität in Beratung und<br />

Service zu bieten – so lautet ein Hauptziel<br />

der deutschen Sparkassen-Finanzgruppe.<br />

Eine Strategie, die den Weg dorthin<br />

vorgibt, ist die aktuelle Qualitätsoffensive<br />

der Sparkassen. Sie beschreibt Maßnahmen,<br />

die dabei helfen, dieses ambitionierte Ziel zu<br />

erreichen. Im Rahmen der Fachtagung „Qualitätsoffensive“,<br />

die der Sparkassenverband<br />

Bayern (SVB) im Herbst 2011 in Landshut veranstaltet<br />

hat, konnten sich die bayerischen<br />

Sparkassen ein Bild davon machen, wie<br />

mögliche Maßnahmen aussehen können.<br />

Eine dort durchgeführte Befragung zeigt,<br />

dass sich die Sparkassen im Bereich der Beratungs-<br />

und Servicequalität in den nächsten<br />

Jahren einiges vorgenommen haben.<br />

große anforderungen an<br />

Beratungs- und servicequalität<br />

Die Krisenzeiten im Finanzbereich haben<br />

Spuren hinterlassen, die deutliche Aus-<br />

In der Industrie ist das Qualitätsmanagement bereits ein eingespielter strategischer Prozess.<br />

In der Kreditwirtschaft werden Qualitätsstandards und eine gelebte Qualitätskultur ebenfalls<br />

immer stärker zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor.<br />

wirkungen auf die Bankbilanzen, aber vor<br />

allem auch auf das Kundenvertrauen haben.<br />

Gerade in dieser unsicheren Situation erwarten<br />

die Kunden von ihren Finanzpartnern<br />

deshalb eine überzeugende Beratungs- und<br />

Servicequalität. Sie ist Grundlage für ein<br />

Vertrauensverhältnis zum Berater bzw. zum<br />

Finanzinstitut. Sparkassen eröffnen sich<br />

gerade durch ihr auf Kundennähe und Qualität<br />

setzendes Geschäftsmodell einmalige<br />

Chancen, ihre Stellung als Marktführer und<br />

erster Ansprechpartner in allen Geldangelegenheiten<br />

auszubauen. Noch vor wenigen<br />

Jahren ist diese Qualitätsorientierung<br />

neben den eher verkaufsorientierten Strategien<br />

der Wettbewerber ins Hintertreffen<br />

geraten. Jetzt ist es an der Zeit, sich auf die<br />

Werte Vertrauen, Qualität und Nachhaltigkeit<br />

zu besinnen, welche die Sparkassen<br />

auszeichnen und vom Wettbewerb differenzieren.<br />

So zeigt die Trendstudie „Bank & Zukunft<br />

2011“ des Fraunhofer-Instituts IAO, dass<br />

eine der größten Herausforderungen im<br />

Bankenmarkt der steigende Leistungs- und<br />

Qualitätsanspruch der Kunden ist. Gegenüber<br />

2010 ist die Bedeutung dieses Faktors<br />

um über 60 Prozent gestiegen. Als wichtigste<br />

„<strong>Strategische</strong> Leuchtturmprojekte“<br />

des Jahres 2011 haben die Befragten sich<br />

daher auch die Intensivierung des Kundenmanagements<br />

und die Professionalisierung<br />

des Prozess- und Qualitätsmanagements auf<br />

die Fahnen geschrieben. 1 Der Studie „Kundenmonitor<br />

Banken 2011“ des Kölner Marktforschers<br />

YouGov zufolge ist der Hauptgrund<br />

für den Wechsel einer Hauptbankverbindung<br />

1 Vgl. Spath, Dieter (Hrsg.); Bauer, Wilhelm; Praeg,<br />

Claus-Peter; Vocke, Christian: Trendstudie „Bank<br />

und Zukunft 2011“. Fraunhofer IAO, Stuttgart 2011.<br />

172 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


außer hohen Kontoführungsgebühren vor<br />

allem eine schlechte Servicequalität. 2<br />

Diese Ergebnisse verdeutlichen den<br />

großen Handlungsbedarf, der mit einer Positionierung<br />

als Qualitätsanbieter einhergeht.<br />

Von großer Bedeutung ist es darüber hinaus,<br />

die Werte Beratungs- und Servicequalität<br />

auch zu transportieren und sie möglichst<br />

für alle Kunden transparent und erlebbar<br />

zu machen.<br />

Die Sparkassen haben derzeit noch ein<br />

unterschiedliches Qualitätsniveau und einige<br />

Testurteile bescheinigen den Sparkassen<br />

auch nur durchschnittliche Beratungsqualität.<br />

3 Sie wird durch rechtliche Vorschriften<br />

wie das Beratungsprotokoll beeinflusst.<br />

Dieses Procedere wird einerseits häufig als<br />

übertriebene Bürokratie wahrgenommen,<br />

sollte andererseits aber auch als Chance<br />

für qualitätsorientierte Institute gesehen<br />

werden. Auf jeden Fall tangieren diese Regulierungen<br />

auch den Wettbewerb, der mittlerweile<br />

das Thema Qualität, zumindest in der<br />

Kommunikation, ebenfalls für sich entdeckt<br />

hat und offensiv damit wirbt.<br />

Eines ist jedenfalls sicher: Die Qualität<br />

einer Leistung kann direkt vom Kunden beurteilt<br />

werden. Der Kunde weiß, was er will und<br />

zieht bei Missfallen seine Konsequenzen.<br />

Nur Kunden, deren Erwartungen erfüllt oder<br />

sogar übertroffen werden, sind zufrieden<br />

und kommen wieder.<br />

Qualitätsoffensive der sparkassen<br />

Die Sparkassen haben diese Entwicklungen<br />

längst erkannt. Einige Konzepte und Instrumente,<br />

die in der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

in den letzten Jahren und Jahrzehnten entwickelt<br />

und umgesetzt worden sind, finden<br />

sich gebündelt im aktuellen Projekt „Qualitätsoffensive“<br />

wieder. Es ist vom Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverband (DSGV) angestoßen<br />

worden und befindet sich aktuell im<br />

Roll-out. Abbildung 1 gibt einen Überblick<br />

über Ausgangslage, grobe Inhalte und gewünschte<br />

bzw. angestrebte Auswirkungen<br />

der Qualitätsoffensive. 4<br />

Die Qualitätsoffensive nimmt die Kundenperspektive<br />

ein und geht davon aus,<br />

dass sich Qualität indirekt über die Kundenzufriedenheit<br />

und Erwartungen der Kunden<br />

messen lassen. Auf dieser Basis sowie der<br />

Geschäftsstrategie der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

sind sieben Qualitätsversprechen erarbeitet<br />

worden. Dazu gehören Themen wie:<br />

> Aktive und kontinuierliche Betreuung der<br />

Kunden<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

ABBildung 1<br />

> Kompetente, bedarfs- und kundengerechte<br />

Beratung<br />

> Professionelles Auftreten der Kundenberater.<br />

Jedes Versprechen ist in einem zweiten<br />

Schritt konkretisiert worden. Dafür wurden<br />

für jedes Qualitätsversprechen wesentliche<br />

Handlungsfelder mit den entsprechenden<br />

Standards festgelegt und entsprechende<br />

Verbesserungsmaßnahmen sowie Hinweise<br />

zur Messung von Zielvorgaben bzw. Standards<br />

definiert.<br />

Eine Definition von Qualitätsstandards<br />

reicht allein jedoch nicht aus, um das Thema<br />

dauerhaft und nachhaltig in den Sparkassen<br />

zu verankern.<br />

Zur Unterstützung muss etwa die Organisationsstruktur,<br />

die interne wie externe<br />

Kommunikation und die Vermarktung grundlegend<br />

angepasst werden. Daher sind außer<br />

Qualitätsversprechen und in den einzelnen<br />

Handlungsfeldern festgelegten Standards<br />

weitere wichtige Themenbereiche definiert<br />

und ausgearbeitet worden. Sie lassen sich<br />

Qualitätsmanagement<br />

ausgangslage, inhalte und auswirkungen der Qualitätsoffensive<br />

Vision &<br />

Strategie<br />

Medien/<br />

Öffentlichkeit<br />

RegulatorischeAnforderungen<br />

ABBildung 2<br />

Qualitätsversprechen<br />

Beratung &<br />

Service<br />

Handlungsfelder<br />

Standards &<br />

Maßnahmen<br />

Qualitätskultur<br />

Instrumente<br />

& Emotionen<br />

Zufriedene<br />

Kunden/<br />

Mitarbeiter<br />

handlungsfelder bei unterschiedlicher ausprägung von<br />

Qualitätsstandards und -kultur<br />

Qualitätskultur<br />

Wie wird Qualität<br />

in der Sparkasse<br />

gelebt?<br />

„Was wir<br />

unseren Kunden<br />

versprechen“<br />

hoch<br />

gering<br />

Qualitätsoffensive<br />

„Wie wir unsere<br />

Versprechen<br />

einhalten“<br />

gering<br />

„Wie wir Qualität<br />

in den Sparkassen<br />

leben“<br />

Instrumente und<br />

Umsetzungshilfen<br />

bereitstellen<br />

Thema Qualität<br />

zielgerichtet auf<br />

die Agenda setzen<br />

Qualitätsstandards<br />

Wie gut ist Qualität in Beratung<br />

und Service verankert?<br />

Wirtschaftlicher<br />

Erfolg<br />

Instrumente<br />

verfeinern und externe<br />

Kommunikation<br />

verstärken<br />

Interne<br />

Kommunikation<br />

verbessern<br />

hoch<br />

unter dem Begriff der Qualitätskultur zusammenfassen.<br />

5<br />

ergebnisse nutzbar<br />

für jede ausgangslage<br />

Je nachdem wie umfassend Qualitätsstandards<br />

definiert und umgesetzt wurden und<br />

wie ausgeprägt eine Qualitätskultur im Haus<br />

etabliert ist, können die Sparkassen auf<br />

die Ergebnisse der Qualitätsoffensive<br />

2 Vgl. Gaedeke, Oliver; Hiesinger, Sven: Kundenmonitor<br />

Banken 2011 – Entwicklungen, Trends und<br />

Chancen im deutschen Bankenmarkt. YouGovPsychonomics,<br />

Köln 2011.<br />

3 Vgl. z. B. O. V.: Banken im Test – Die große Blamage.<br />

In: Finanztest 01/2010, S. 22 ff. und O. V.: Banken im<br />

Test – Die Blamage geht weiter. In: Finanztest<br />

08/2010, S. 24 ff.<br />

4 Vgl. z. B. Grunwald, Ellen; Wagner, Christian: Qualitätsführerschaft:<br />

Der Weg zum Ziel. In: Sparkassenmarkt,<br />

Juli/August 2011, S. 8.<br />

5 Vgl. Grunwald, Ellen; Wagner, Christian; Krause, Ingmar;<br />

Kästner, Normann: Dauerhafter Erfolg erfordert<br />

Qualitätsführerschaft. In: Betriebswirtschaftliche<br />

Blätter, 07/2011, S. 367.<br />

173<br />

¯


¯<br />

Qualitätsmanagement<br />

zurückgreifen. Unabhängig von der Ausgangslage<br />

bietet sie Lösungen für alle<br />

Häuser. Abbildung 2 zeigt schematisch<br />

unterschiedliche Ausprägungen der Qualitätskultur<br />

und der Qualitätsstandards auf<br />

und weist auf Handlungsfelder hin, die für<br />

die unterschiedlichen Ausprägungen notwendig<br />

sind.<br />

Qualitätsgedanken besser<br />

in sparkassen verankern<br />

Im Rahmen der bereits genannten Fachtagung<br />

sind die Vertreter der bayerischen<br />

Sparkassen dazu befragt worden, wie sie<br />

in puncto Beratungs- und Servicequalität<br />

aufgestellt sind. Für diese erste Standortbestimmung<br />

wurde ein entsprechender Fragebogen<br />

entwickelt. Die kurze Befragung dient<br />

als Diagnose-Instrument, um den Ist-Zustand<br />

sowie die in etwa drei Jahren angestrebte<br />

Qualitätssituation im Bereich Beratung und<br />

Service grob zu bestimmen. Dabei wird die<br />

aktuelle und künftige Qualitätsorientierung<br />

bzw. die Ausprägung von Qualitätsstandards<br />

und Qualitätskultur der Institute bestimmt.<br />

Über die Antworten zu gezielten Fragen kann<br />

die Sparkasse einem bestimmten Portfolio-<br />

Modell zugeordnet werden.<br />

Abbildung 3 zeigt das Ergebnis der<br />

Befragung, an der sich 46 bayerische Sparkassen<br />

beteiligt haben. Auf der horizontalen<br />

x-Achse wird dabei dargestellt, wie sich<br />

Qualitätsstandards etabliert haben. Sie ermöglicht<br />

eine Aussage darüber, wie gut der<br />

Qualitätsgedanke in Beratung und Service<br />

verankert ist. Die vertikale Y-Achse zeigt<br />

den Ausprägungsgrad der Qualitätskultur.<br />

Sie sagt aus, wie Qualität in der Sparkasse<br />

gelebt wird. Pro Sparkasse sind in der<br />

Grafik zwei Punkte dargestellt, die der<br />

aktuellen und der künftigen Ausprägung<br />

dieser beiden Aspekte entsprechen. Die<br />

ebenfalls in der Grafik (für jedes Institut)<br />

eingezeichnete Verbindungslinie zwischen<br />

der heutigen und künftigen Ausrichtung<br />

stellt dementsprechend den angestrebten<br />

Entwicklungspfad der Sparkasse der nächsten<br />

drei Jahre dar.<br />

Die Grafik zeigt deutlich, dass eine Entwicklung<br />

von links unten nach rechts oben<br />

angestrebt wird. Tendenziell verfolgen<br />

also die befragten Sparkassen das Ziel,<br />

sich sowohl bei den Qualitätsstandards<br />

als auch der Qualitätskultur weiterzuentwickeln.<br />

Grundsätzlich ist nach Selbsteinschätzung<br />

der Häuser der Status quo<br />

bereits durchaus positiv. Dennoch gibt<br />

ABBildung 3<br />

entwicklung des Qualitätsgedankens in Beratung und service<br />

Qualitätskultur<br />

Wie wird Qualität<br />

in der Sparkasse<br />

gelebt?<br />

hoch<br />

gering<br />

gering<br />

es weiteres Potenzial, das die Sparkassen<br />

ausschöpfen möchten.<br />

Wie können Sparkassen die gewünschte<br />

Positionierung erreichen? Für die Institute<br />

ist die jeweilige Ausgangslage, um die<br />

Qualität in Beratung und Service zu forcieren,<br />

recht unterschiedlich. Diese Situation wurde<br />

bei der Qualitätsoffensive aufgegriffen. Daher<br />

wurde das Projekt modular aufgebaut<br />

und bietet für alle Häuser – unabhängig von<br />

ihrer Ausgangssituation – geeignete Konzepte,<br />

Beispiele und Lösungsansätze:<br />

> Sind Qualitätskultur und -standards<br />

gleichermaßen schwach ausgeprägt,<br />

ist es wichtig, das Thema Qualität zielgerichtet<br />

auf die Agenda zu setzen. Die<br />

Qualitätsoffensive kann als Einstieg auf<br />

dem Weg zum Qualitätsanbieter dienen<br />

und Instrumente und Vorgehensweisen<br />

(Beschwerdemanagement, Check-Listen<br />

für Beratungsvorbereitung, -durchführung<br />

und -nachbereitung, professionelles<br />

Auftreten der Mitarbeiter etc.), aber auch<br />

erste Maßnahmen bereitstellen, um vor<br />

allem interne und externe Kommunikation<br />

zu unterstützen.<br />

> Sind Qualitätsstandards nur rudimentär<br />

umgesetzt, eine Qualitätskultur im<br />

Haus aber spürbar vorhanden, müssen<br />

Instrumente und Umsetzungshilfen bereitgestellt<br />

werden, um die Einstellung<br />

der Mitarbeiter auch hausweit einheitlich<br />

in den Kundenkontakt übertragen zu<br />

können. Die Qualitätsoffensive stellt dafür<br />

einen Umsetzungs- bzw. Instrumentenbaukasten<br />

bereit, der eine Standardisierung<br />

unterstützt (Check-Listen, Leitfäden,<br />

Standardprozesse etc.).<br />

> Ist keine als ausreichend zu bezeichnende<br />

Qualitätskultur im Haus vorhanden, Qualitätsstandards<br />

aber durchaus definiert und<br />

im Einsatz, sollte die interne Kommunikation<br />

verbessert werden. Der wichtigste<br />

Qualitätsstandards<br />

Wie gut ist Qualität in Beratung<br />

und Service verankert?<br />

Schritt ist dabei, für das Thema Qualität zu<br />

motivieren und zu begeistern (Veranstaltungen,<br />

Besuch von Best Practice-Unternehmen<br />

etc.) sowie Qualität vorzuleben.<br />

Qualität zu honorieren (Integration von<br />

Qualität in Beurteilungen, Belobigungen<br />

etc.), Verantwortlichkeiten zu schaffen<br />

(Verteilung der Verantwortlichkeit für<br />

Qualität auf viele Mitarbeiter etc.) und<br />

Mitarbeiterentwicklung zu fördern, spielen<br />

eine große Rolle.<br />

> Sind Qualitätskultur und -standards hoch<br />

entwickelt, müssen die Instrumente verfeinert<br />

und die externe Kommunikation<br />

weiter verstärkt werden (Definition von<br />

Servicegarantien, Einsatz von Zertifikaten<br />

etc.). Ein Qualitäts-Reporting kann Aufschluss<br />

über Erfolge und eine Weiterentwicklung<br />

der Sparkasse geben. Insgesamt<br />

ist es wichtig, durch entsprechende Leitfäden<br />

und Argumentationshilfen das Selbstbewusstsein<br />

im Auftreten der Mitarbeiter<br />

weiter zu stärken.<br />

Fazit<br />

Als Grundlage bei der Forcierung der Beratungs-<br />

und Servicequalität ist es wichtig,<br />

einen Überblick über den Status quo im<br />

Haus zu haben. Dafür liefert die Qualitätsoffensive<br />

mit einem Schnell-Check (in<br />

der Regel in Form eines Tages-Workshops)<br />

das richtige Instrument. Dadurch werden<br />

strategische Handlungsfelder erkannt und<br />

können zielgerichtet aufgegriffen werden.<br />

Allerdings ist Qualität kein Projekt im klassischen<br />

Sinne, sondern muss vielmehr eine<br />

selbstverständliche Daueraufgabe sein,<br />

an der alle(!) Mitarbeiter ständig arbeiten.<br />

Doch der Erfolg wird in jedem Fall einem<br />

großen Engagement recht geben, denn als<br />

Ergebnis bleibt der langfristigste Hebel für<br />

den Erfolg: die Kundenzufriedenheit ¯<br />

174 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

hoch


DIE MANAGEMENT-KOLUMNE<br />

seit einigen Jahren sehen sich Unternehmen,<br />

Banken und Sparkassen der<br />

Herausforderung der Kunden durch das<br />

Phänomen des sogenannten „Mitmach-<br />

Webs“ ausgesetzt. Die Nutzer tun dabei<br />

nichts, was sie nicht bereits vor der Erfindung<br />

der Begriffe „Web 2.0“ oder „Social<br />

Media“ getan haben: Sie kommunizieren<br />

miteinander, teilen sich die Erfahrungen<br />

mit Produkten und Institutionen mit oder<br />

sprechen sich gegenseitig Empfehlungen<br />

aus. Geändert haben sich die technischen<br />

Rahmenbedingungen. Sie erleichtern den<br />

Austausch und die Verknüpfung solcher<br />

Meinungsäußerungen in Blogs oder Netzwerken<br />

wie Facebook oder Twitter.<br />

Das Wachstum Sozialer Netzwerke im<br />

Internet scheint keine Grenzen zu kennen.<br />

Und neben den großen Playern wie<br />

Facebook oder Google Plus bilden sich<br />

nahezu täglich kleinere, mitunter auf bestimmte<br />

sehr enge Themen fokussierte<br />

Communities. Dabei handelts es sich um<br />

ein Phänomen, dem sich auch Banken und<br />

Sparkassen verstärkt stellen wollen, wie<br />

vor kurzem eine Studie des Beraters Steria<br />

Mummert Consulting herausgefunden hat.<br />

Bis zum Jahr 2014 wollen danach drei von<br />

fünf Instituten wenigstens einen Kanal in<br />

Social Media aktiv nutzen.<br />

Viele Sparkassen, wenn auch immer<br />

noch zu wenige, haben erste (positive) Erfahrungen<br />

in Sachen Social Media machen<br />

können. Proportional mit dem Wachstum<br />

des Interesses an Sozialen Netzwerken<br />

im Internet werden auch immer mehr<br />

Werkzeuge für die Nutzung der Dienste<br />

und die Erfolgsmessung von Aktionen und<br />

Kampagnen angeboten.<br />

Auf diese Weise professionell ausgestattet,<br />

wird dann auch meist gleich losgelegt.<br />

Denn Social Media kann offensichtlich<br />

jeder, schließlich scheinen damit ja auch<br />

Kinder und Jugendliche problemlos zurechtzukommen.<br />

Nun mag es zwar in der<br />

Geschichte der Menschheit durchaus Fälle<br />

gegeben haben, in denen der Sprung in das<br />

kalte Wasser tatsächlich dazu geführt hat,<br />

Schwimmen zu lernen. Solche Experimente<br />

enden üblicherweise aber anders.<br />

Social Media ist und bleibt in erster Linie<br />

Kommunikation. Das Engagement von Banken<br />

und Sparkassen in Sozialen Netzwerken<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

social Media<br />

braucht vor<br />

allem Zeit<br />

eröffnet die Chance, mit (Neu-)Kunden in<br />

den Dialog zu treten. Chancen, die immer<br />

noch viel zu oft ungenutzt bleiben. Das<br />

zeigen schon kleinere Stichproben in den<br />

Suchfunktionen der Netzwerke. Meinungen,<br />

Beschwerden oder Anfragen verhallen<br />

ungehört, obwohl das Institut dort aktiv<br />

vertreten ist. Und das hat nichts mit den<br />

eingesetzten Tools zu tun.<br />

Kommunikation in Social Media bedingt<br />

zweierlei: Anwender müssen wissen, was<br />

sie erzählen wollen, wie die die Aufmerksamkeit<br />

der Nutzer gewinnen, wie sie den<br />

Dialog führen und womit sie die aktive<br />

Beteiligung der Nutzer erreichen wollen.<br />

Optimal, wenn die Strategie dann auch die<br />

lokale Nähe und den geografischen Bezug<br />

des Instituts aufgreift.<br />

Die Entwicklung dieser Strategie und<br />

die Kommunikation selbst setzen zwei<br />

wichtige Güter voraus: Zeit und Kreativität.<br />

In vielen Instituten und Unternehmen geht<br />

es beim Thema Social Media zu stark um die<br />

Entwicklung von Richtlinien und Policies. So<br />

wichtig und richtig es auch ist, sich für alle<br />

erdenklichen Fälle vorzubereiten, besteht<br />

die Aufgabe des Managements und seiner<br />

Führungskräfte doch zunächst darin, das<br />

Potential der Ideen im eigenen Institut zu<br />

heben. Denn der größte Teil der Mitarbeiter<br />

ist heute mit Sicherheit ebenfalls Teil<br />

wenigstens eines Sozialen Netzwerks im<br />

Internet. Die dort gemachten Erfahrungen<br />

sind ein regelrechter Schatz an Input für<br />

eigene Strategien.<br />

Auf dem Weg zur passenden Kommunikationsstrategie<br />

und deren konkreten<br />

Maßnahmenplanung können externe<br />

Berater unterstützen, aber viele Ideen für<br />

überzeugende Kampagnen in Sozialen<br />

Netzwerken können aus den Köpfen gerade<br />

der Mitarbeiter erwachsen, die mit dem<br />

Internet aufgewachsen sind.<br />

Social Media unterscheidet sich in vielerlei<br />

Hinsicht von anderen Maßnahmen des<br />

meinung<br />

(Online-)Marketing. Denn Kommunikation<br />

erfordert Zeit und die Bereitschaft zuzuhören.<br />

Doch die Zeit ist in den meisten straff<br />

geführten Organisationen Mangelware.<br />

Natürlich sollen die Mitarbeiter Produkte<br />

verkaufen und Kunden beraten.<br />

Aber anders als im klassischen Marketing,<br />

genügt es nicht, einen Kanal zu bestücken<br />

oder lediglich Nachrichten auf Twitter<br />

vorab zu formulieren. Instrumente wie<br />

der Social Media Publisher, Themenpläne<br />

und Content aus regionalen Verbänden<br />

können einen wichtigen Grundbestand an<br />

Nachrichten und Informationen sicherstellen.<br />

Institute werden zudem in die Lage<br />

versetzt, ein breiteres Themenspektrum<br />

zu bearbeiten.<br />

Soll das Thema Social Media aber<br />

ernstgenommen werden, benötigen die<br />

Mitarbeiter vor allem eins: Zeit. Zeit, um<br />

etwa individuell auf die Anfragen von Kunden<br />

zu antworten, Zeit zuzuhören und die<br />

Zeit, die Kommunikation in Social Media<br />

auf die eigene Region zu beziehen. Die<br />

sprichwörtliche halbe Stunde, die in vielen<br />

Instituten den Mitarbeitern dafür eingeräumt<br />

wird, dürfte in den meisten Fällen<br />

nicht ausreichen.<br />

Das Erreichen von Reichweite, die<br />

Gewinnung von Fans und Followern über<br />

Facebook, Twitter & Co. und ein darüber<br />

geführter Dialog mit Interessenten und<br />

Kunden sind ein wichtiger erster Schritt,<br />

den längst noch nicht alle Institute erfolgreich<br />

gegangen sind.<br />

An dieser Stelle beginnt dann die eigentliche<br />

Arbeit für das Management. Denn<br />

was nutzen die besten Dialoge, die größten<br />

Reichweiten oder die treuesten Fans, wenn<br />

dies alles nicht in wirtschaftlichen Erfolg<br />

umgemünzt werden kann? Social Media<br />

allein aus Imagegründen zu betreiben, wäre<br />

viel zu schade. Die Integration von Social<br />

Media in den Geschäftsprozess des Instituts<br />

ist und bleibt die anspruchsvolle Aufgabe<br />

für das Management.<br />

stephan lamprecht<br />

arbeitet als freier Autor und Berater für Social<br />

Media Marketing in Ahrensburg bei Hamburg.<br />

Davor verantwortete er zuletzt fünf<br />

Jahre lang das Business Development eines<br />

großen deutschen Finanzdienstleisters.<br />

175


Magazin<br />

Interesse an Mobile Banking wächst<br />

Sparkassen-Apps haben mittlerweile<br />

eine riesige Fan-Gemeinde. Überzeugend<br />

sind nicht nur hohe Download-<br />

Zahlen, sondern mehr noch zahlreiche<br />

Auszeichnungen.<br />

” Die Sparkassen in Deutschland stellen<br />

ein weiter steigendes Interesse der Kunden<br />

an mobilen Banking-Anwendungen fest. Seit<br />

der Einführung im Frühjahr 2009 wurden die<br />

Sparkassen-Angebote für mobile Endgeräte<br />

mehr als zweieinhalb Millionen mal heruntergeladen.<br />

Mittlerweile loggen sich Kunden<br />

von Sparkassen neun Millionen Mal pro Monat<br />

mit einem mobilen Endgerät in ihr Mobile-Banking<br />

ein.<br />

„Sparkassen sind Innovationsführer bei<br />

mobilen Bankangeboten und werden diese<br />

Spitzenposition weiter ausbauen. Dabei stehen<br />

die Bedürfnisse der Kunden in einer<br />

mobiler werdenden Gesellschaft im Mittelpunkt“,<br />

sagt Werner Netzel, Geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied des Deutschen<br />

Das EU-Parlament hat am 14. Februar<br />

die Verordnung zum Einheitlichen Euro-<br />

Zahlungsverkehrsraum (SEPA) gebilligt.<br />

” Die Sparkassen werden bei der Umsetzung<br />

den rechtlichen Rahmen voll ausschöpfen<br />

und ihren Kunden bis mindestens<br />

2016 die Möglichkeit anbieten, weiterhin die<br />

deutsche Kontonummer und Bankleitzahl<br />

für die Beauftragung von SEPA-Zahlungen<br />

zu verwenden. Die nationalen Zahlverfahren<br />

für Überweisungen und Lastschriften werden<br />

erst am 01. Februar 2014 abgeschaltet.<br />

Ursprünglich geplante frühere und mehrstufige<br />

Abschalttermine wurden verworfen.<br />

Die Verordnung, die noch vom EU-Ministerrat<br />

abgesegnet werden muss, erlaubt<br />

es Kreditinstituten, vom Kunden weiterhin<br />

bis 2016 die deutsche Kontonummer und<br />

Bankleitzahl für die Beauftragung von Zahlungen<br />

zu akzeptieren und sie eigenständig<br />

in die neuen Kundenkennungen IBAN und<br />

BIC umzurechnen. Sparkassen werden von<br />

dieser sogenannten „Konvertierungslösung“<br />

Gebrauch machen, um ihren Kunden die<br />

Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), in<br />

Berlin. Smartphones werden zu ständigen<br />

Begleitern der Kunden, und hier ist die Sparkasse<br />

mit dabei - als Mini-Filiale für die Westentasche.<br />

Das verstärkt das Gefühl der<br />

Kundennähe, das die Sparkassen durch ihr<br />

dichtes Filial- und Servicenetz bereits etabliert<br />

haben.“<br />

Die mit Abstand beliebteste Banking-<br />

Anwendung in Deutschland ist S-Banking,<br />

bedienbar in Deutsch, Englisch und Türkisch.<br />

Kunden haben damit einen vollständigen<br />

Überblick über alle Kontoverbindungen, sowohl<br />

bei ihrer Sparkassen als auch bei anderen<br />

deutschen Kreditinstituten. Zusätzlich<br />

zu elektronisch geführten Konten wie Giro-,<br />

Tagesgeld-, Festgeld- und Darlehenskonten<br />

können Depots und seit kurzem auch sogenannte<br />

Offline-Konten für Bargeldbestände<br />

geführt werden.<br />

Bei S-Banking könnenKunden unabhängig<br />

vom Aufenthaltsort Überweisungen<br />

tätigen, Lastschriften einreichen und Dau-<br />

IBAN erst ab 2014 in Europa Pflicht<br />

”<br />

Umstellung auf die SEPA-Zahlverfahren so<br />

bequem wie möglich zu gestalten.<br />

Darüber hinaus hat sich der Deutsche<br />

Sparkassen- und Giroverband (DSGV) bereits<br />

frühzeitig für eine gesetzliche Unterstützung<br />

für den rechtssicheren Übergang bestehender<br />

Einzugsermächtigungen auf SEPA-Lastschriftmandate<br />

eingesetzt, was nun in der<br />

Verordnung berücksichtigt worden ist. Damit<br />

wird die notwendige Rechtssicherheit geschaffen,<br />

um bereits vorhandene Lastschrifteinzugsermächtigungen<br />

für die neuen SEPA-<br />

Lastschriften weiter verwenden zu können.<br />

Das ist eine erhebliche Erleichterung für alle<br />

Unternehmen wie Energieversorger und Zeitungsverlage<br />

sowie Vereine, die heute das<br />

deutsche Lastschriftverfahren nutzen.<br />

Die Sparkassen werden ihre Kunden<br />

durch umfangreiche Serviceleistungen beim<br />

Übergang unterstützen: Bestehende Daueraufträge<br />

werden etwa automatisch auf die<br />

SEPA-Zahlverfahren umgestellt.<br />

Weitere informationen<br />

www.dsgv.de<br />

eraufträge verwalten. Die App ist integraler<br />

Bestandteil des Multikanalantritts der Sparkassen<br />

und ermöglicht den Kunden jederzeit<br />

die Kontaktaufnahme mit einem Berater für<br />

eine vertiefende persönliche Beratung in der<br />

Filiale.<br />

S-Banking ist kürzlich von der Redaktion<br />

des Magazins „Android User“ zur Android-App<br />

des Jahres 2011 gekürt worden. In<br />

der Begründung heißt es unter anderem,<br />

dass die App für lediglich 80 Cent ein sehr<br />

gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet. „Die<br />

Benutzerfreundlichkeit kommt trotz des<br />

großen Funktionsumfangs nie zu kurz“,<br />

schreibt die Redaktion.<br />

Die Mobile-Banking-Apps der Sparkassen<br />

werden von der Finanz Informatik (FI)-<br />

Tochter, Star Finanz, gemeinsam mit dem<br />

Deutschen Sparkassenverlag (DSV) und in<br />

Kooperation mit dem DSGV entwickelt.<br />

” Weitere informationen<br />

www.dsgv.de<br />

176 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

”<br />

Spontan präsent<br />

DSV stellt schnelle Interimslösung für<br />

Bargeldversorgung bereit.<br />

”<br />

Oft wollen Sparkassen bei Veranstaltungen<br />

präsent sein. Oder Kommunen fragen<br />

anlässlich von Stadtfesten ihre Institute<br />

nach einer Lösung zur Bargeldversorgung.<br />

Die bietet der Deutsche Sparkassenverlag<br />

mit mobilen Geldautomaten, die künftig mit<br />

nur wenigen Tagen Vorlauf auch für kurze<br />

Zeiträume gebucht werden können.<br />

Angeliefert wird er per Anhänger durch<br />

den DSV-Kooperationspartner Bargeldquelle.<br />

Das Gerät muss nicht aufwendig verkabelt<br />

werden, es genügt eine gesicherte Stromleitung.<br />

Alle Daten fließen per Funkanbindung<br />

ans Rechenzentrum, Transaktionen können<br />

direkt verbucht werden. Vor Einbruch, Diebstahl<br />

und Manipulation ist das Gerät geschützt<br />

und zudem rund um die Uhr funküberwacht.<br />

Bei einem Ausfall ist der schnelle<br />

Zugriff auf Service-Techniker gewährleistet.<br />

Weitere informationen<br />

www.dsv-gruppe.de


IT-Einsparungen der Sparkassen über Soll<br />

Parallel zu den intensiven Sparbemühungen<br />

werden weiterhin neue und<br />

innovative Lösungen entwickelt.<br />

” Die Finanz Informatik (FI), der IT-<br />

Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe,<br />

hat für die von ihr betreuten Institute die<br />

Kosten weiter senken können. 64 Millionen<br />

Euro weniger als ursprünglich geplant, haben<br />

die Sparkassen im vergangenen Jahr<br />

CHRONIK<br />

13.01.2012<br />

Standard & Poors stuft die Bonität von<br />

Frankreich und Österreich um eine Stufe<br />

von AAA auf AA+ ab. Danach folgt die<br />

Abstufung weiterer sieben Euro-Länder<br />

und drei Tage später wie erwartet des<br />

bislang bestens bewerteten Euro-Rettungsschirms<br />

EFSF.<br />

14.01.2012<br />

Nach einem englischen Medienbericht<br />

wird die Helaba ihre Verbriefungsaktivitäten<br />

in Irland voraussichtlich aufgeben.<br />

16.01.2012<br />

Die Helaba kündigt an, bis 2015 rund 450<br />

Planstellen sozialverträglich abzubauen.<br />

Nach einer Untersuchung der Stiftung<br />

Warentest bieten 95 % der Kreditinstitute<br />

entgegen ihrer Werbung kein<br />

kostenloses Girokonto an.<br />

Chef einer neuen EU-Expertengruppe,<br />

die einen Entwurf über die künftige<br />

europäische Bankenstruktur erarbeiten<br />

soll, wird der finnische Notenbankpräsident<br />

Erkki Liikanen.<br />

17.01.2012<br />

Die schleswig-holsteinischen Sparkassen<br />

müssen auf Grundlage eines neuen<br />

Wertgutachtens 75 Mio. Euro auf ihre<br />

HSH-Nordbank-Beteiligung von 6,1 %<br />

abschreiben. Dadurch wird ihr Anteil auf<br />

5,3 % sinken.<br />

Sieben deutsche Banken, darunter die<br />

Landesbank Berlin, starten bis Mitte<br />

2012 mit der Ausgabe von NFC-Visa-<br />

Karten („PayWave“). Nach einem Test<br />

ab April werden Sparkassen ab August<br />

bundesweit Karten für kontaktloses<br />

Bezahlen emittieren.<br />

Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012<br />

für IT aufwenden müssen Damit summieren<br />

sich die Einsparungen seit 2008 auf insgesamt<br />

rund 318 Millionen Euro.<br />

Die bei der Fusion der beiden Vorgängergesellschaften<br />

seinerzeit getroffenen<br />

Vereinbarungen sind bereits zum 31. Dezember<br />

2011 und damit ein Jahr früher als<br />

geplant erreicht. „Wir haben nicht nur Wort<br />

gehalten, sondern die Vereinbarungen im<br />

Sinne der Kunden sogar deutlich überer-<br />

Erstmals halten Banken bei der EZB<br />

mehr als 500 Mrd. Euro.<br />

19.01.2012<br />

Die Bundesregierung „beerdigt“ ihr<br />

Projekt einer staatlichen Förderung von<br />

Bildung („Zukunftskonto Bildung“).<br />

23.01.2012<br />

Nach einer Bundesbank-Untersuchung<br />

sank der Anteil klassischer Bankkredite<br />

an den Verbindlichkeiten von Unternehmen<br />

2010 auf 18 % im Vergleich zu<br />

1991 von 32 %.<br />

26.01.2012<br />

Befristete Arbeitsverträge können nach<br />

einen Urteil des EuGH beliebig verlängert<br />

werden, wenn es dafür sachliche<br />

Gründe gibt.<br />

Der Bundestag verabschiedet das Zweite<br />

Finanzmarktstabilisierungsgesetz,<br />

mit dem die Soffin wiederauflebt.<br />

29.01.2012<br />

Europas Kreditmärkte erfuhren nach<br />

Angaben der EZB mit 16 Mrd. Euro den<br />

schärfsten Rückgang seit Beginn der<br />

Finanzmarktkrise 2007.<br />

30.01.2012<br />

Nach schwierigen Diskussionen beschließen<br />

25 EU-Staaten den Fiskalpakt.<br />

01.02.2012<br />

Die Europäische Kommission untersagt<br />

die Fusion der Frankfurter mit der New<br />

Yorker Börse.<br />

Nach einer Untersuchung des DSGV<br />

ist das Eigenkapital mittelständischer<br />

Unternehmen auf 18,3 % gestiegen.<br />

80 % der Firmen sind nicht von der<br />

Staatsschuldenkrise betroffen.<br />

Magazin<br />

füllt“, so Finanz Informatik-Chef Fridolin<br />

Neumann. Auf der Basis der bisher schon<br />

sehr guten Qualität sollen mit neuen innovativen<br />

IT-Diensten die Kunden in ihren wettbewerbsintensiven<br />

Märkten weiter gestärkt<br />

und zugleich neue Dienstleistungen ermöglicht<br />

werden.<br />

”<br />

Weitere informationen<br />

www.f-i.de<br />

Kunden der Genossenschaftsbanken<br />

können ab heute die Geheimzahl ihrer<br />

Bank- und Kreditkarten selbst festlegen.<br />

” 03.02.2012<br />

Die DekaBank legt die Fonds-Produktreihe<br />

„Nachhaltigkeit“ auf.<br />

06.02.2012<br />

Der gemeinsame Ausschuss der<br />

Sicherungsreserve der Sparkassen<br />

beschließt, in die WestLB-Verbundbank<br />

250 Mio. Euro Eigenkapital einzuschießen.<br />

Die europäische Bankenaufsicht EBA billigt<br />

die Kapitalpläne der Banken, die im<br />

jüngsten Stresstest Lücken aufwiesen.<br />

07.02.2012<br />

Die Deutsche Bank schließt die 100<br />

Norisbank-Filialen und gliedert sie in<br />

die Postbank ein. Die Norisbank wird zur<br />

reinen Online-Bank.<br />

08.02.2012<br />

Wirtschaftsverbände, Sparkassen und<br />

Genossenschaftsbanken in Baden-<br />

Württemberg veröffentlichen eine<br />

gemeinsame Resolution gegen die<br />

verschärften Kreditregeln von Basel III.<br />

09.02.2012<br />

Die europäische Bankenaufsicht EBA<br />

verschiebt den nächsten Stresstest auf<br />

2013.<br />

Die EU einigt sich auf eine Verordnung,<br />

nach der außerhalb von Börsen<br />

abschlossene Derivate-Geschäfte<br />

über eine zentrale Verrechnungsstelle<br />

abgewickelt werden müssen. Zudem<br />

gibt es künftig eine Meldepflicht für<br />

Kurswetten.<br />

177


Magazin<br />

litErAtur iMPrEssuM<br />

Erich R. Utz<br />

Operationelle Risiken<br />

Grundlagen, Messmethoden und Querschnittsthemen<br />

in der Praxis. Deutscher<br />

Sparkassen Verlag, Stuttgart 2011, 319 S.,<br />

53,39 Euro, ISBN 978-3-0930-5617-8.<br />

ÿ Operationelle Risiken sind erst durch<br />

Basel II aufsichtsrechtlich in den Vordergrund<br />

gerückt. Die Autoren machen deutlich,<br />

dass sich Banken und Sparkassen<br />

deshalb mit dieser Risikoart zunehmend<br />

beschäftigen sollen und müssen. Die<br />

Gründe dafür liegen in stetigen Veränderungsprozessen<br />

der Finanzwirtschaft<br />

und dem globalen gesellschaftlichen und<br />

wirtschaftspolitischen Wandel. Instrumente<br />

und Prozesse, Anforderungen an die<br />

Menschen sowie die Technologien haben<br />

zu einem vorher nie gekannten Komplexitätsgrad<br />

geführt. Spektakuläre Verluste<br />

der letzen Jahre im Finanzsektor sind auf<br />

operationelle Risiken zurückzuführen. Das<br />

Handbuch soll Vorstände sowie alle Führungskräfte<br />

in Banken und Sparkassen, die<br />

sich mit strategischen Sachverhalten wie<br />

auch mit der operativen Umsetzung beschäftigen,<br />

in die Lage versetzen, sich noch<br />

besser auf die Themen der Zukunft vorzubereiten.<br />

¯<br />

Roehl/Winkler/Eppler/Fröhlich (Hrsg.)<br />

Werkzeuge des Wandels<br />

Die 30 wirksamsten Tools des Change-<br />

Managements. Schäffer-Poeschel Verlag,<br />

Stuttgart 2012, 250 S., 39,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-7910-3124-8.<br />

ÿ Es sind nicht die Stärksten, die überleben,<br />

sondern die Anpassungsfähigsten.<br />

Organisationen müssen sich immer schneller,<br />

effizienter und wirtschaftlicher auf die<br />

sich rapide verändernden äußeren Bedingungen<br />

einstellen. Mehr noch: Sie müssen<br />

sie antizipieren und sich permanent als<br />

veränderungsfähig beweisen, um langfristig<br />

erfolgreich wirtschaften zu können.<br />

Die zukunftsorientierte Gestaltung von<br />

Veränderung wird zur überlebenswichtigen<br />

Kompetenz der Organisation. Change-<br />

Managern und Organisationsentwicklern<br />

steht eine große Auswahl von Werkzeugen<br />

zur Verfügung. Doch welche Tools haben<br />

sich in der Praxis tatsächlich bewährt? Welche<br />

Werkzeuge muss ein professioneller<br />

Change-Agent heute zwingend beherrschen,<br />

welche kann er getrost vernachlässi-<br />

gen? Und wann kommt welches Werkzeug<br />

sinnvollerweise zum Einsatz? Die Autoren<br />

stellen die wichtigsten und relevantesten<br />

Werkzeuge zur professionellen Gestaltung<br />

organisationalen Wandels vor. Präsentiert<br />

und reflektiert werden sowohl bekannte<br />

und weit verbreitete wie auch eher selten<br />

eingesetzte Tools für Change-Manager.<br />

Alle 30 vorgestellten Change-Tools sind erprobte<br />

Best Practices. ¯<br />

Julian Roberts<br />

Rechtliche Behandlung<br />

von Derivaten<br />

De Gruyter Verlag, Berlin 2011, 292 S.,<br />

79,95 Euro, ISBN 978-3-8994-9805-9.<br />

ÿ Der Jurist befasst sich mit dem rechtlichen<br />

Hintergrund des Derivatgeschäfts<br />

und analysiert die geltenden Regeln. Berücksichtigt<br />

wurden eine Vielzahl bisher<br />

nicht zugänglicher vertraulicher Vertragsunterlagen.<br />

Erläutert wird auch die Rolle<br />

der Finanzmathematik in der Strukturierung<br />

derivativer Finanzinstrumenten. Weitere<br />

Regulierungen sind laut Autor überflüssig.<br />

Die europäischen Rechtssysteme<br />

kennen fundierte Prinzipien, die auf diese<br />

Geschäfte anwendbar sind, etwa aus den<br />

Bereichen Versicherung und Glücksspiel.<br />

Bewährte Instrumente des Schuldrechts<br />

und des Strafrechts bieten, so das Fazit,<br />

einen besseren Schutz als der weitere Ausbau<br />

von Aufsichtsbehörden. ¯<br />

Marcus Schögel<br />

Distributionsmanagement<br />

Das Management der Absatzkanäle.Vahlen<br />

Verlag, München 2012, 476 S., 49,80<br />

Euro, ISBN 978-3-8006-2298-6.<br />

ÿ Das Buch baut auf den klassischen<br />

Entscheidungsbereichen der Distribution<br />

auf, geht auf zentrale Herausforderungen<br />

im Management von Absatzkanälen ein<br />

und schildert aktuelle Ansätze aus Forschung<br />

und Praxis. Es bietet mit einem<br />

integrierten Modell des Distributionsmanagements<br />

aus Unternehmenssicht einen<br />

systematischen Zugang zur aktiven Gestaltung<br />

der Wege zum Kunden. Reflektiert<br />

werden aktuelle Diskussionen um Mehrkanalsysteme,<br />

E-Commerce-Strategien und<br />

Kanalkonflikte, ergänzt um praktische Beispiele<br />

typischer Herausforderungen und<br />

Lösungen. ¯<br />

Die Zeitschrift „Betriebswirtschaftliche Blätter“ erscheint<br />

monatlich. Bezugspreis für Jahresabonnement<br />

(Inland) beträgt 145 Euro (inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.) und für das Jahresabonnement (Ausland)<br />

145 Euro (inkl. Versandkosten ohne MwSt.) jährlich im<br />

Lastschriftverfahren, jeweils fällig im 1. Quartal im<br />

Voraus. Einzelverkaufspreis 13,60 Euro (inkl. Versandkosten<br />

und MwSt.).<br />

ISSN 0723-9629<br />

herausgeber: Deutscher Sparkassen- und<br />

Giroverband e. V., Berlin<br />

chefredakteur: Oliver Fischer<br />

redaktion: Jürgen Janik (jj)<br />

gestaltung/grafik: Lothar Platz<br />

layoutkonzept: Künkel Lopka, Heidelberg<br />

titelbild: Fotolia<br />

anschrift der redaktion: O4, 11-12, 68161<br />

Mannheim, Telefon +49 611 1220057,<br />

Telefax +49 3222 748 56 63, E-Mail: bbl@dsgv.de<br />

Verlag und Vertrieb: Deutscher Sparkassen<br />

Verlag GmbH, Am Wallgraben 115, 70565<br />

Stuttgart, Telefon +49 711 782-0, Telefax +49 711<br />

782-16 35<br />

objektleitung: Gerhard Baumgartl<br />

herstellung: Deborah Forbrich<br />

Vertrieb:<br />

Lothar Barthel<br />

Telefon: 0711 782-1693<br />

E-Mail: Lothar.Barthel@dsv-gruppe.de<br />

Luise Dingler<br />

Telefon: 0711 782-1252<br />

E-Mail: Luise.Dingler@dsv-gruppe.de<br />

anzeigenverwaltung:<br />

Verlags-Marketing Stuttgart GmbH, Reinsburgstr.<br />

82, 70178 Stuttgart, Telefon +49 711 23886-20,<br />

Telefax +49 711 23886-25<br />

anzeigenleitung: Dieter A. Kuberski<br />

produkt- und imageanzeigen aus der<br />

sparkassen-Finanzgruppe: Anneli Baumann,<br />

Telefon +49 711 782-1278, Telefax -2080<br />

Gültig ist die Anzeigenpreisliste Nr. 35 vom<br />

1.1.2012.<br />

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4 Wochen zum Jahresende.<br />

druck:<br />

M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH,<br />

Eggertstraße 28, 33100 Paderborn,<br />

Telefon +49 05251 522-300<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen<br />

Beiträge, Tabellen und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der<br />

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für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen. Die mit dem<br />

Namen des Verfassers oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung des Autors,<br />

aber nicht die Ansicht der Redaktion oder des Herausgebers<br />

wieder.<br />

Mitglied der Fachgruppe Fachzeitschriften im VDZ.<br />

Artikelnummer 328 581 203<br />

178 Betriebswirtschaftliche Blätter 03|2012


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