10.11.2012 Aufrufe

Kämpfe um die Vogesen im Ersten Weltkrieg und - Freundeskreis ...

Kämpfe um die Vogesen im Ersten Weltkrieg und - Freundeskreis ...

Kämpfe um die Vogesen im Ersten Weltkrieg und - Freundeskreis ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„<strong>Kämpfe</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Vogesen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Ersten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>“ <strong>und</strong> „Festungsbau<br />

Vauban <strong>und</strong> Maginot“<br />

von Karl-Theo Schleicher<br />

Die Kriegsgeschichtlichen Exkursion<br />

2008 des Fre<strong>und</strong>eskreises Offiziere<br />

der Panzertruppe führte<br />

<strong>die</strong>smal in das schöne Elsass. 36 Mitgliedern<br />

<strong>und</strong> Gäste unseres Fre<strong>und</strong>eskreises<br />

nahmen vom 09.-12. Oktober 2008 daran<br />

teil. Wir besuchten Kriegsschauplätze des<br />

<strong>Ersten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>es in den <strong>Vogesen</strong>, so den<br />

Hartmannsweilerkopf <strong>und</strong> den Lingekopf.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt waren Festungsbauten<br />

von Vauban <strong>und</strong> Maginot. Auch <strong>die</strong><br />

Kultur kam nicht zu kurz. Colmar, eine<br />

Perle des Elsass mit dem berühmten Muse<strong>um</strong><br />

„Unterlinden war den Besuch wert.<br />

Das Wetter war uns bis auf den Nebel am<br />

Hartmannsweilerkopf gnädig.<br />

Referent für <strong>die</strong> militärische Thematik <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> kunsthistorische Führung war Fregattenkapitän<br />

a.D. Dr. Heinrich Walle, ehemaliger<br />

Angehöriger des Militärgeschichtlichen<br />

Forschungsamt.<br />

Für <strong>die</strong> Organisation der Exkursion war<br />

der Beauftragte für Militärgeschichtliche<br />

Exkursionen, Oberst a.D. K.-T. Schleicher,<br />

verantwortlich.<br />

1. Tag.<br />

Unsere Fahrt führte uns von Erftstadt über<br />

<strong>die</strong> Hauptbahnhöfe Köln <strong>und</strong> Frankfurt<br />

am Main, wo jeweils weitere Teilnehmer<br />

zustiegen, in das Markgräfler Land in den<br />

malerischen Ausläufern des Südlichen<br />

Schwarzwaldes. In Badenweiler <strong>im</strong> Ringhotel<br />

Eckerlin nahmen wir Quartier.<br />

Am Nachmittag führte uns Dr. Walle in<br />

einem Gr<strong>und</strong>satzreferat in das Thema<br />

„<strong>Kämpfe</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Vogesen</strong> <strong>im</strong> <strong>Ersten</strong> <strong>Weltkrieg</strong>“<br />

ein. Zunächst stellte er uns <strong>die</strong> Gesamtlage<br />

an der Westfront zu Beginn des<br />

Krieges 1914 vor <strong>um</strong> dann näher auf Auftrag<br />

<strong>und</strong> Lage der 7. dt. Armee (von Heeringen)<br />

<strong>und</strong> der dt. Armeeabteilung B (Gaede)<br />

einzugehen. Die französischen Kräfte<br />

auf der Feindseite, <strong>die</strong> 1. frz. Armee, <strong>die</strong><br />

BCA/BCP <strong>und</strong> <strong>die</strong> 7. CA/Armee d´ Alsace,<br />

<strong>und</strong> deren Planungen stellte er dem<br />

gegenüber. Danach ging er konkret auf <strong>die</strong><br />

<strong>Kämpfe</strong> <strong>um</strong> den Hartmannsweilerkopf<br />

<strong>und</strong> den Lingekopf ein.<br />

Die <strong>Kämpfe</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> Höhen der <strong>Vogesen</strong><br />

westlich von Colmar, <strong>die</strong> aus der Rheinebene<br />

auf 800 bis über 1000 m ansteigen, wur-<br />

VOGESEN<br />

den erbittert <strong>und</strong> auf beiden Seiten verlustreich<br />

geführt. Bei <strong>die</strong>sen <strong>Kämpfe</strong>n <strong>im</strong> gebirgigem<br />

Gelände kamen <strong>im</strong> Winter Kälte,<br />

Eis, Schnee <strong>und</strong> schwierige Versorgung als<br />

erschwerende Belastung für <strong>die</strong> Soldaten<br />

hinzu. Mit Plänen der Bunker- <strong>und</strong> Feldbefestigungen,<br />

mit Einsatzskizzen <strong>und</strong><br />

Gefechtsausschnitten wurden wir auf den<br />

nächsten Tag eingestellt.<br />

Besonders ging er auch auf <strong>die</strong> Problematik<br />

der Elsässer <strong>und</strong> deren Identitätskrise<br />

ein, <strong>die</strong> in ihrer wechselhaften Geschichte<br />

aus politischen Gründen mal z<strong>um</strong> Deutschen<br />

Reich <strong>und</strong> mal zu Frankreich gehörten.<br />

DAS SCHWARZE BARETT NR.40 77


GESCHICHTE<br />

Stellungsplan Hartmannsweilerkopf Foto Halfpap<br />

Dr. Walle bei der<br />

Schilderung der<br />

Grabenkämpfe auf<br />

dem Hartmanns -<br />

weilerkopf, wo sich<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind in<br />

Handgranatenwurfweite<br />

gegenüber lagen. Der<br />

Morgennebel<br />

verwehrte den Blick<br />

in <strong>die</strong> Ebene.<br />

Foto Roggenbau<br />

Besichtigung des<br />

deutschen Bunkers<br />

„Großherzog“ auf<br />

dem Hartmannsweilerkopf.<br />

Foto Schleicher<br />

2.Tag:<br />

Bereits auf der Anfahrt z<strong>um</strong> Hartmannsweilerkopf<br />

(auf französisch Vieil-Armand)<br />

macht der Referent mit Blick auf <strong>die</strong><br />

<strong>Vogesen</strong>-Rücken deutlich, welche überragende<br />

Bedeutung der Besitz <strong>die</strong>ser Höhen<br />

strategisch <strong>und</strong> taktisch zukommt.<br />

Umso verw<strong>und</strong>erlicher war es für <strong>die</strong> Teilnehmer<br />

zu erfahren, dass <strong>die</strong> Franzosen, <strong>die</strong><br />

zu Kriegsbeginn <strong>im</strong> August 1914 bis Colmar<br />

vorgestoßen waren, auf höheren Befehl<br />

<strong>die</strong>sen Geländegewinn wieder aufgaben<br />

<strong>und</strong> sich auf den <strong>Vogesen</strong>kamm zurückzogen.<br />

Die damit frei gewordenen<br />

Kräfte wurden dringend benötigt, <strong>um</strong> in<br />

Nordfrankreich <strong>und</strong> in Flandern zur Abriegelung<br />

des deutschen Durchbruches eingesetzt<br />

zu werden.<br />

Be<strong>im</strong> Aufstieg vom Silberloch über den<br />

französischen C<strong>im</strong>etie‘re National z<strong>um</strong><br />

Hochkreuz auf dem Hartmannsweilerkopf<br />

(956 m über dem Meeresspiegel) wurden<br />

uns durch den Referenten <strong>die</strong> Probleme des<br />

Nachschubs auf den steilen <strong>und</strong> geröllhaltigen<br />

Wegen vor Augen gestellt.<br />

Auf dem Höhenrücken des Hartmannsweilerkopfes,<br />

der von Nordwest nach Südost<br />

verläuft führte uns der Referent in <strong>die</strong><br />

Niederungen des Grabenkrieges ein <strong>und</strong><br />

stellte zunächst <strong>die</strong> Kampfhandlungen <strong>um</strong><br />

<strong>die</strong> Stellungen „Dora“ <strong>und</strong> „Blindsack“<br />

dar. Dort lagen sich Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind in<br />

den Gräben in Handgranatenwurfweite<br />

gegenüber. Man konnte sich gut in <strong>die</strong> Ge-<br />

78 DAS SCHWARZE BARETT NR.40


Stellungsplan am Lingekopf. Die Überschrift <strong>die</strong>ser Tafel lautet: „Zehntausende<br />

von französischen <strong>und</strong> deutschen Soldaten fielen in <strong>die</strong>sem Frontabschnitt bei<br />

schweren <strong>Kämpfe</strong>n 1915/16. Besucher gedenket Ihrer!“ Foto Halfpap<br />

mütsverfassung der Soldaten beider Seiten<br />

hineindenken. Im weiteren Verlauf besichtigten<br />

wir Befehls- <strong>und</strong> Versorgungsanlagen<br />

etwas von der HKL abgesetzt, so <strong>die</strong><br />

sog. „Rohrburg“ <strong>und</strong> <strong>die</strong> Feste „Großherzog“.<br />

Von dort hatte man jeweils einen<br />

guten Blick auf <strong>die</strong> Grabensyteme, <strong>die</strong> sowohl<br />

z<strong>um</strong> geschützten Heranführen von<br />

Reserven <strong>und</strong> Versorgungsgütern genutzt<br />

wurden, aber auch den Meldegängern <strong>die</strong>n-<br />

Deutsches Stellungssystem am Höhenkamm des Lingekopf. Foto Schleicher<br />

ten. Der gesamten Höhenrücken <strong>und</strong> seine<br />

ostwärtigen Hänge war mit Bunkern für<br />

Versorgungsgüter <strong>und</strong> Verw<strong>und</strong>etenversorgung<br />

ausgebaut. In gleicher Weise verfuhren<br />

<strong>die</strong> Franzosen auf den westlichen<br />

Hängen. Be<strong>im</strong> späteren Abstieg z<strong>um</strong> Silberloch<br />

konnte man sich davon überzeugen.<br />

Am „Aussichtsfelsen“ sollten wir eigentlich<br />

den Ausblick in <strong>die</strong> Ebene genießen. Doch<br />

Gruppenbild am Lingekopf Foto Schleicher<br />

VOGESEN<br />

Nebel verwehrte uns den Blick, der uns von<br />

der strategischen <strong>und</strong> taktischen Bedeutung<br />

des Hartmannsweilerkopfes überzeugen<br />

sollte.<br />

Nach einer mittäglichen Kräftigung in der<br />

Auberge le Silberloch ging <strong>die</strong> Fahrt über<br />

Uffholz, Colmar <strong>und</strong> Munster z<strong>um</strong><br />

Lingekopf, der 986 m hoch liegt. Die Anfahrt<br />

von Munster über <strong>die</strong> Serpentinen, <strong>die</strong><br />

unser Fahrer Herrmanns mit Bravour bewältigte,<br />

nutzte der Referent <strong>um</strong> auch hier<br />

auf <strong>die</strong> Bedeutung des Besitzes des Höhengeländes<br />

hinzuweisen.<br />

Ein Besuch des Französischen Muse<strong>um</strong>s<br />

ging der Begehung der Stellungssyteme<br />

voraus. Eine 10-minütige Tonbildschau<br />

vermittelte uns noch einmal <strong>die</strong> Situation<br />

der Jahre 1914 <strong>und</strong> 1915 <strong>und</strong> zeigte <strong>die</strong><br />

durch fast pausenlosen Beschuss völlig veränderte<br />

Natur. Heute sind <strong>die</strong> Höhen durch<br />

den neuen Ba<strong>um</strong>bestand nicht mehr mit<br />

dem Zustand der Kriegsjahre zu vergleichen.<br />

Daneben vermittelte ein Diorama des<br />

Gefechtsfeldes <strong>und</strong> eine Ausstellung von<br />

Bewaffnung, Gerät <strong>und</strong> Ausrüstung von<br />

Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> Feind einen weiteren Eindruck.<br />

Bei der Begehung des noch sehr gut erhaltenen<br />

Graben- <strong>und</strong> Stellungssystems schilderte<br />

der Referent <strong>die</strong> Einsätze beider Seiten.<br />

Das Schlachtfeld selbst bietet heute<br />

dem Betrachter ein konserviertes Bild eines<br />

Grabensystems, wie es in <strong>die</strong>ser Vollständigkeit<br />

<strong>und</strong> Erhaltung freilich während des<br />

Krieges nie existiert hat. Schon am<br />

11.10.1921 ist das ehemalige Gefechtsfeld<br />

am Lingekopf zur denkmalgeschützten<br />

kulturhistorischen Zone erklärt worden.<br />

Der Vorteil der deutschen Verteidiger bestand<br />

darin, dass ihre Befestigungen auf<br />

dem Lingekopf aus einem vollständigen<br />

Netz von Schützengräben, Unterständen<br />

<strong>und</strong> Laufgräben bestanden, <strong>die</strong> am Höhen-<br />

DAS SCHWARZE BARETT NR.40 79


GESCHICHTE<br />

kamm entlang liefen, während <strong>die</strong> Stellungen<br />

der Franzosen am aufsteigenden Hang<br />

lagen.<br />

Die befestigten Grabensysteme, gemauerten<br />

Unterstände, Bunker mit ober- <strong>und</strong><br />

unterirdischen Verbindungsstollen bieten<br />

einen Eindruck vom Leben des Soldaten<br />

<strong>im</strong> Stellungskriege. Es lässt <strong>die</strong> Schwierigkeiten<br />

erahnen, <strong>die</strong> ein Angreifer an den<br />

Steilhängen <strong>die</strong>ses Bergrückens zu überwinden<br />

hatte, bevor er <strong>im</strong> Nahkampf Graben<br />

<strong>um</strong> Graben aufrollen musste, <strong>um</strong> kurz<br />

darauf <strong>im</strong> Gegenstoß wieder herausgeworfen<br />

zu werden. Deutlich sichtbar in der<br />

Gegenüberstellung wird <strong>die</strong> festungsartige,<br />

fast lehrbuchhafte Ausmauerung der deutschen<br />

Schützenstände <strong>und</strong> ihre Tiefenstaffelung.<br />

Fast armselig dagegen wirken <strong>die</strong><br />

noch vorhandenen Laufgräben der unter<br />

ständigem deutschen Feuer liegenden französischen<br />

Angreifer.<br />

Auch wenn mehrere Divisionen beiderseits<br />

an der <strong>Vogesen</strong>front z<strong>um</strong> Einsatz kamen,<br />

der hin <strong>und</strong> her wogende Kampf unmittelbar<br />

am Lingekopf wurde meist auf<br />

Kompanie- <strong>und</strong> Zug-Ebene ausgefochten.<br />

Im Lingeabschnitt sind <strong>die</strong> Linien des jeweiligen<br />

Vorstoßes sehr gut anhand von<br />

Kennzeichnungen <strong>im</strong> Gelände <strong>und</strong> auf<br />

Übersichtstafeln dargestellt.<br />

Die Kampfhandlungen in den <strong>Vogesen</strong> -<br />

so auch am Hartmannsweilerkopf <strong>und</strong><br />

Lingekopf - , <strong>die</strong> sich zunächst vom Februar<br />

bis in das II. Quartal 1915 hinzogen<br />

wurden durch <strong>die</strong> Härte eines bis in den<br />

April andauernden Winters erschwert. Der<br />

Schnee soll sich in den Laufgräben angehäuft<br />

<strong>und</strong> Zufahrtswege <strong>und</strong> Pässe versperrt<br />

haben. Kalter Nebel verhüllte Täler<br />

<strong>und</strong> Höhen. Die Verw<strong>und</strong>eten erlagen ihren<br />

Verletzungen oder erfroren, bevor sie<br />

z<strong>um</strong> Truppenverbandsplatz gebracht werden<br />

konnten.<br />

Die französischen Alpenjäger haben dort einen<br />

hohen Blutzoll bezahlt. So wurde der<br />

Lingekopf z<strong>um</strong> Grab für <strong>die</strong> französischen<br />

Jäger.<br />

Nach fünfzehnmonatigem Wüten in den<br />

<strong>Vogesen</strong> verlegt sich der Kriegsdonner auf<br />

<strong>die</strong> Schlachtfelder von Verdun. In den <strong>Vogesen</strong><br />

folgte ein Stellungskrieg, der bis z<strong>um</strong><br />

11.November 1918 andauerte.<br />

Ein Sonderartikel z<strong>um</strong> Thema „Kampf<br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Vogesen</strong>“ wird später <strong>im</strong> „Schwarzen<br />

Barett“ erscheinen.<br />

Am Ehrenmal des deutschen Soldatenfriedhof<br />

am Lingekopf - <strong>die</strong> Franzosen<br />

nennen ihn den deutschen Militärfriedhof<br />

vom Bärenstall - legten wir z<strong>um</strong> Gedenken<br />

an <strong>die</strong> Gefallenen ein Gebinde namens des<br />

Fre<strong>und</strong>eskreises nieder.<br />

Foto Schleicher<br />

Ehrenmal auf dem deutschen Soldatenfriedhof. Die<br />

Inschrift lautet:<br />

„WANDERER VERWEILE IN<br />

ANDACHT UND KÜNDE ZU HAUSE<br />

WIE WIR ALS MÄNNER GEFALLEN<br />

IN TREUE ZUR HEIMAT“<br />

Foto Halfpap<br />

Brigadegeneral a.D. Erich Becker sprach uns<br />

allen aus der Seele, als er des Leides <strong>und</strong> der<br />

Leistungen der Soldaten beider Seiten gedachte.<br />

3. Tag<br />

Am Vormittag besichtigten wir unter der<br />

sachk<strong>und</strong>igen Führung von Dr. Walle <strong>die</strong><br />

<strong>im</strong>posante Festung Neu-Breisach/ Neuf-<br />

Brisach.<br />

Am Abend zuvor hatte er uns in einem<br />

Vortrag über den Festungsbau Vauban <strong>und</strong><br />

Maginot bereits auf <strong>die</strong> Besichtigung der<br />

Vauban-Feste Neuf-Brisach <strong>und</strong> der Maginot-Festung<br />

Schoenenbourg eingestellt.<br />

Schon Vauban sollte <strong>die</strong> „Idee der <strong>im</strong>merwährenden<br />

Sicherheit“ für Frankreich mit<br />

einem Festungsgürtel verwirklichen. Eine<br />

trügerische Sicherheit wie es sich in den<br />

nächsten Jahrh<strong>und</strong>erten gezeigt hat.<br />

Als Breisach 1697an Österreich fällt, beauftragte<br />

Ludwig XIV. seinen Ba<strong>um</strong>eister Vauban,<br />

den späteren Marschall von Frankreich,<br />

mit der Errichtung der Festung Neuf-Brisach.<br />

Bereits 1703 ist <strong>die</strong> Stadt <strong>im</strong> verteidigungsbereitem<br />

Zustand.<br />

Das Verteidigungssystem beruht in der<br />

Hauptsache auf 8 fünfeckigen Bollwerken<br />

mit teilweise 3 m dickem Mauerwerk. Jedes<br />

Bollwerk birgt eine riesige Kasematte, ausreichend<br />

für <strong>die</strong> Unterbringung von 300<br />

Mann.<br />

Vier große befestigte Stadttore stellen <strong>die</strong><br />

Verbindung nach draußen dar. Im Zentr<strong>um</strong><br />

der Stadt liegt der Place d‘armes, der<br />

Waffenplatz, von dem aus u.a. auch Reserven<br />

schnell an <strong>die</strong> neuralgischen Punkte<br />

verschoben werden konnten. Beeindruckt<br />

war unsere Gruppe auch von den ausgedehnten<br />

Wall- <strong>und</strong> Grabensystem, welche<br />

<strong>die</strong> eigentlichen Mauern <strong>im</strong> Vorfeld noch<br />

verstärkten. Der Besuch in dem kleinen,<br />

aber trotzdem sehr informativen Muse<strong>um</strong><br />

am Belforter Tor r<strong>und</strong>ete den Besuch ab.<br />

Vauban-Festung Neuf-Brisach: Wallgraben am Belforter Tor. Foto Schleicher<br />

80 DAS SCHWARZE BARETT NR.40


Blick in den Wallgraben. Foto Schleicher<br />

In einem gesonderten ausführlichen Artikel<br />

wird noch konkret über das französische<br />

Sicherheitsdenken <strong>und</strong> den Festungsbau <strong>im</strong><br />

„Schwarzen Barett“ berichtet.<br />

Einen Ausgleich z<strong>um</strong> Besuch der Gefechtsfelder<br />

<strong>und</strong> Festungen bot der Besuch der<br />

reizvollen Fachwerkstadt Colmar mit ihrem<br />

kulturellen Glanzpunkt, dem Muse<strong>um</strong><br />

Unterlinden.<br />

Die Mittagspause wurde von unseren Teilnehmern<br />

nicht nur z<strong>um</strong> Kennnenlernen<br />

der Elsässer Küche, sondern auch z<strong>um</strong><br />

R<strong>und</strong>gang durch Colmar genutzt.<br />

Ab 14.00 Uhr nahm uns dann das Muse<strong>um</strong><br />

in Beschlag. Besonders angetan hatte es<br />

uns der Isenhe<strong>im</strong>er Altar von Matthias<br />

Grünewald. Unser Kunsthistoriker Dr.<br />

Walle brachte uns <strong>die</strong>sen in einem lebendigen<br />

<strong>und</strong> mit Details gespickten Fachvortrag<br />

Die schöne<br />

Elsässer-Stadt<br />

COLMAR mit<br />

den zahlreichen<br />

Fachwerkhäusern<br />

Foto Schleicher<br />

nahe. Dem schloss sich noch ein R<strong>und</strong>gang<br />

durch weitere Abteilungen des Muse<strong>um</strong>s<br />

an, wobei uns vor allem <strong>die</strong> Lebensart <strong>und</strong><br />

Wohnkultur der Elsässer vor Augen geführt<br />

wurden.<br />

Um 19:00 Uhr fand dann der Festliche<br />

Abend statt, der mit einem Toast auf unser<br />

deutsches Vaterland eröffnet wurde.<br />

Der Beauftragte für Exkursionen zog ein<br />

Resümee des Ablaufs der Exkursion. Er<br />

dankte unter großem Beifall aller Teilnehmer<br />

Dr. Walle für seine fach- <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>igen<br />

einführenden Vorträge zu den<br />

<strong>Kämpfe</strong>n <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Vogesen</strong> <strong>und</strong> z<strong>um</strong> französischen<br />

Festungsbau. Lobend hob er<br />

auch <strong>die</strong> interessanten Erläuterungen in den<br />

Stellungssytemen am Hartmannsweilerkopf<br />

<strong>und</strong> Lingekopf <strong>und</strong> bei der Bege-<br />

Isenhe<strong>im</strong>er Altar von Matthias Grünwald <strong>im</strong> Kunstmuse<strong>um</strong> in Colmar. Foto Schleicher<br />

VOGESEN<br />

hung der Festung Neuf-Brisach hervor. Im<br />

Gelände sei es Dr. Walle gut gelungen, uns<br />

<strong>die</strong> Bedeutung des alten Wortes „Wer <strong>die</strong><br />

Höhen hat, hat auch <strong>die</strong> Täler“ überzeugend<br />

vor Augen zu führen. Von unserem<br />

Referenten, der vor Wissen übersprudelte,<br />

hätten wir auch viele Details über Land <strong>und</strong><br />

Leute <strong>und</strong> <strong>die</strong> besondere Lage der Elsässer<br />

<strong>und</strong> deren Identitätskrise erfahren. Mit seiner<br />

kunsthistorischen Führung durch das<br />

Muse<strong>um</strong> Unterlinden hätte er bewiesen,<br />

das er historisch vielseitig einsetzbar sei.<br />

Schleicher drückte <strong>die</strong> Hoffnung aus, in den<br />

nächsten Jahren eine weitere Exkursion<br />

über ein anderes Thema mit ihm durchführen<br />

zu können. Z<strong>um</strong> Dank überreichte<br />

Schleicher dem Referenten Dr. Walle <strong>die</strong> von<br />

einem unserer Teilnehmer gestiftete vierbändige<br />

Buchreihe „Geschichte des Krieges<br />

DAS SCHWARZE BARETT NR.40 81


GESCHICHTE<br />

1914-1918“ von Hermann Stegemann.<br />

Schleicher drückte auch seine Freude<br />

darüber aus, dass wieder<strong>um</strong> neue Teilnehmer<br />

z<strong>um</strong> Kreis der an kriegsgeschichtlichen<br />

Exkursionen Interessierten gestoßen seien.<br />

Sein besonderer Gruß galt dem Ältesten <strong>im</strong><br />

Kreise, Herrn Wecker, sowie dem aus der<br />

Schweiz weit angereisten OTL a.D. Wilpart.<br />

Sein Dank galt auch den vier Damen, <strong>die</strong><br />

sich in <strong>die</strong> Männergemeinschaft so gut eingefügt<br />

haben. Die Teilnahme zweier jüngeren<br />

Herren mache Hoffnung, auch aus <strong>die</strong>ser<br />

Generation ständige Exkursionsteilnehmer<br />

zu gewinnen.<br />

Unter dem Beifall aller Teilnehmer dankte<br />

Brigadegeneral a.D. Erich Becker Oberst<br />

a.D. Schleicher für <strong>die</strong> Planung, Vorbereitung<br />

<strong>und</strong> organisatorische Durchführung<br />

Zahlreiche Stollen<br />

führten zu den<br />

Panzertürmen,<br />

Unterkünften <strong>und</strong><br />

Einrichtungen.<br />

Foto Halfpap<br />

Dank an den<br />

Referenten<br />

Dr. Walle mit<br />

dem Buch:<br />

„Geschichte<br />

des Krieges<br />

1914-1918“.<br />

Foto Halfpap<br />

Brigadegeneral<br />

a.D. Erich<br />

Becker dankte<br />

Oberst a.D.<br />

K.T.Schleicher<br />

für <strong>die</strong><br />

Durchführung<br />

<strong>die</strong>ser<br />

Exkursion<br />

Foto Halfpap<br />

der Exkursion 2008 - <strong>die</strong> nunmehr 10. unter<br />

seiner Leitung - sehr herzlich.<br />

Schleicher ging dann noch auf <strong>die</strong> Durchführung<br />

der Exkursionen in den nächsten<br />

Jahre ein.(siehe unten)<br />

Mit interessanten Gesprächen in gemütlicher<br />

R<strong>und</strong>e klang der Abend aus.<br />

4. Tag<br />

Der letzte Tag führte uns auf halbem Weg<br />

nach Hause zur mächtigen Maginotfestung<br />

Schoenenbourg südlich von Weißenburg/Wissembourg.<br />

Unser Deutsch sprechender französischer<br />

Führer, Monsieur Kochert, vom Verein der<br />

Fre<strong>und</strong>e der Maginot-Linie führte uns in<br />

einem R<strong>und</strong>gang von über 2000 m ca. 2<br />

St<strong>und</strong>en durch <strong>die</strong> unterirdische Festungswelt<br />

von Schoenenbourg. Zunächst ging es<br />

hinter den Gittertoren <strong>und</strong> den Panzertüren<br />

des Eingangsbunkers ca. 150 Stufen<br />

treppabwärts zur 30 m tiefen Bunkersohle.<br />

Von dort führten verschieden Stollen zu<br />

den unterschiedlichsten Einrichtungen.<br />

Vorbei am Elektrizitätswerk, der Belüftungsstation,<br />

an Munitionsbunkern, Unterkünften,<br />

Küchen <strong>und</strong> Sanitätseinrichtungen<br />

etc. führte uns der Weg durch den<br />

1200 m langen Hauptstollen z<strong>um</strong> Haupt-<br />

Hauptbefehlsstand der Festung. Foto Halfpap<br />

82 DAS SCHWARZE BARETT NR.40


Die Maginot-Festungsanlage Schoenenbourg mit ihren Panzertürmen von außen gesehen. Foto Halfpap<br />

Gruppe vor dem Eingang zur Festung Schoenenbourg. Foto Halfpap<br />

befehlsstand <strong>und</strong> einem Kampfbunker<br />

mit Panzerturm <strong>und</strong> seinen 7,5 cm Kanonen.<br />

Die Festung, <strong>die</strong> mit mehreren Panzertür-<br />

men mit 7,5 –cm-Kanonen bestückt ist,<br />

wurde ab 14.Mai1940 heftig von deutscher<br />

Artillerie <strong>und</strong> am 20.Juni von Stukas <strong>und</strong><br />

FESTUNG SCHOENENBOURG<br />

später auch von 42-cm-Skoda-Mörsern angegriffen.<br />

Insgesamt sollen 3000 Geschoss<br />

<strong>und</strong> Bomben auf das Fort gefallensein. Mit<br />

Stolz bemerkte unser Führer, dass sich <strong>die</strong><br />

Besatzung erst nach dem Inkrafttreten des<br />

Waffenstillstandes auf Befehl des französischen<br />

Oberkommandos ergab.<br />

Es ist <strong>die</strong> einzige Anlage <strong>die</strong>ser Art, <strong>die</strong> noch<br />

vollständig <strong>im</strong> originalen Zustand erhalten<br />

ist <strong>und</strong> unter Denkmalschutz steht.<br />

Um ca. 12:00 Uhr traten wir <strong>die</strong> He<strong>im</strong>reise<br />

an. K.T.Schleicher<br />

Exkursionen für <strong>die</strong> nächsten<br />

zwei Jahre<br />

Mitte Oktober 2009 findet eine Exkursion<br />

mit dem Thema „Vom Rhein zur Elbe -<br />

Der Vormarsch der 5. (US) Panzerdivision<br />

<strong>im</strong> Frühjahr 1945“ <strong>im</strong> Ra<strong>um</strong> Peine-<br />

Hildeshe<strong>im</strong>-Braunschweig statt. Dabei<br />

wird auch auf <strong>die</strong> Kampfhandlungen mit<br />

den letzten Kräften der PzLehr-Truppe eingegangen.<br />

Referent wird Oberstleutnant Karl-Heinz<br />

Heineke, Dezernatsleiter <strong>im</strong> Heeresamt,<br />

sein. Er pflegt eine Patenschaft mit der o.a.<br />

Division <strong>und</strong> hat sich eingehend mit deren<br />

Geschichte <strong>und</strong> Einsätzen <strong>im</strong> Zweiten<br />

<strong>Weltkrieg</strong> beschäftigt.<br />

Mitte Oktober 2010 folgt dann das Thema<br />

„Der Kessel von Halbe 28.04.-<br />

02.05.1945“. Als Referent steht Oberstleutnant<br />

a.D. Bones zur Verfügung. Bones ist<br />

nach abgeschlossenem Geschichtsstudi<strong>um</strong><br />

seit 1999 Dozent für Landesgeschichte an<br />

der Volkshochschule in Celle. Noch während<br />

seiner Dienstzeit als Kommandeur<br />

WachRgt 2 in Strausberg 1990-1992 hat er<br />

sich mit dem Angriff der Roten Armee gegen<br />

Berlin beschäftigt.<br />

DAS SCHWARZE BARETT NR.40 83

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!