Schaufenster im Wandel - Institut für Kunstpädagogik - Ludwig ...

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wird bestimmt durch einen Prozess stets problematischer Urteilsbildung." 11 Der Aspekt, dass eine Ware, durch diesen künstlerischen Prozess einen künstlerischen Wert zugeschrieben bekommt, bricht mit dem bis dahin gängigen Kunstverständnis und fordert "Keine Hierarchien der Kunst" 12 Legere. Das künstlerische Schaufenster, das diese nun zu Kunst ernannten Waren präsentiert wird zudem aufgewertet. 13 Die Ausstellung High & Low von 1990/1991 im MOMA NY erörtert genau diesen Aspekt der Wertschätzung von Kunst und Schaufenster und hinterfragt, wieso alles Mittlere auch gleich mittelmäßig sein muss. Es wird eine Entzauberung der Kunst ‚High‘ und eine Aufwertung des Schaufensters ‚Low‘ vorgenommen, um die Wichtigkeit des künstlerischen Beitrags von Schaufenstern aufzuzeigen. Dieser besteht darin, dass künstlerische Schaufenster zum Austausch anregen und daraufhin radikale Folgen für die Kunst haben können. 14 Jedoch führte der wirtschaftliche und politische Druck in den 30er Jahren zu einem propagandistischen Missbrauch der Schaufenster. Europäische Künstler wanderten nach Amerika aus und gingen dort ihrer Kunst und der Kunst im Schaufenster nach. 15 USA Die erste Blütezeit von Schaufenstern erlebte Amerika 1925 durch die Pariser Kunstgewerbeausstellung. Diese vermittelte, damals noch im gängigen Kunststil des Art Deco, dass die Ästhetik in der Wirtschaft erstrebenswert ist. Allerdings weckte sie auch eine Technikeuphorie und den Willen, eine neue Kunst des Maschinenzeitalters zu erschaffen. Auf den Vorstellungen des 11 High & Low (1990), S.207 12 High & Low (1990), S. 209 13 vgl. High & Low (1990), S.206 f. 14 vgl. Schleif, Nina (2004), S.28 15 vgl. Schleif, Nina (2004), S.302 8

Werkbundes vertrat die Künstlergruppe AUDAC, von Amerikanern und immigrierten Europäern gegründet, Funktionalität. Die Schaufenstergestaltung der Gruppe basierte auf einem funktionalen Setzkastensystem, was eine Vielzahl an Variationen ermöglichte. 16 Aufgrund der besseren Ausrüstung und des großzügigeren Budgets überließen Ende der 20er Jahre Museen vermehrt den Warenhäusern die Führungsposition in kultureller Hinsicht. Schaufenster wurden zum Kulturfaktor. Sie wurden zu dem Ort, an welchem man Neuerungen in der Kunst zuerst begegnete. 17 Der Surrealismus regierte und „unterwanderte die Logik der Realität mit dem Chaos des Unterbewusstseins“ 18 . Das Unterbewusstsein steht für den Traum bzw. die Illusion, weshalb das Schaufenster die ideale Bühne für fließende Traumlandschaften alla Dali bot. Die zweite Blütezeit ereignete sich in den 50er Jahren. Jedes größere Kaufhaus unterhielt einen eigenen, namhaften Display Manager. Gene Moore, Display Manager bei Tiffany´s und Bonwit Teller bot jungen Künstlern die Möglichkeit, seine Schaufenster mitzugestalten und einmal jährlich ihre Kunstwerke im Schaufenster auszustellen. 19 Es handelte sich somit um eine enorme Chance für noch nicht etablierte, junge Künstler und stellte gleichzeitig eine inspirierende Hilfe für eigene Schaufenstergestaltungen dar. Die Ansprüche an die Schaufenstergestaltung waren aufgrund der großen Konkurrenz enorm hoch, Schaufenster durften nicht mehr nur unterhalten, sondern mussten tiefer zum Kunden vordringen. "Die Auslagengestaltung ist eine Sprache aus Symbolen, Zeichen, Allegorien, die das Wort für das Objekt vernachlässigt (...), was für die grundlegende Handlung des Anzeigens 16 vgl. Schleif, Nina (2004), S.239 f. 17 vgl. Schleif, Nina (2004), S.304 18 Portas, Mary (2000), S.8 19 vgl. Schleif, Nina (2004), S.304 9

Werkbundes vertrat die Künstlergruppe AUDAC, von Amerikanern und<br />

<strong>im</strong>migrierten Europäern gegründet, Funktionalität. Die <strong>Schaufenster</strong>gestaltung<br />

der Gruppe basierte auf einem funktionalen Setzkastensystem, was eine<br />

Vielzahl an Variationen ermöglichte. 16<br />

Aufgrund der besseren Ausrüstung und des großzügigeren Budgets<br />

überließen Ende der 20er Jahre Museen vermehrt den Warenhäusern die<br />

Führungsposition in kultureller Hinsicht. <strong>Schaufenster</strong> wurden zum<br />

Kulturfaktor. Sie wurden zu dem Ort, an welchem man Neuerungen in der<br />

Kunst zuerst begegnete. 17 Der Surrealismus regierte und „unterwanderte die<br />

Logik der Realität mit dem Chaos des Unterbewusstseins“ 18 . Das Unterbewusstsein<br />

steht für den Traum bzw. die Illusion, weshalb das <strong>Schaufenster</strong><br />

die ideale Bühne für fließende Traumlandschaften alla Dali bot.<br />

Die zweite Blütezeit ereignete sich in den 50er Jahren. Jedes größere<br />

Kaufhaus unterhielt einen eigenen, namhaften Display Manager. Gene Moore,<br />

Display Manager bei Tiffany´s und Bonwit Teller bot jungen Künstlern die<br />

Möglichkeit, seine <strong>Schaufenster</strong> mitzugestalten und einmal jährlich ihre<br />

Kunstwerke <strong>im</strong> <strong>Schaufenster</strong> auszustellen. 19 Es handelte sich somit um eine<br />

enorme Chance für noch nicht etablierte, junge Künstler und stellte gleichzeitig<br />

eine inspirierende Hilfe für eigene <strong>Schaufenster</strong>gestaltungen dar. Die<br />

Ansprüche an die <strong>Schaufenster</strong>gestaltung waren aufgrund der großen<br />

Konkurrenz enorm hoch, <strong>Schaufenster</strong> durften nicht mehr nur unterhalten,<br />

sondern mussten tiefer zum Kunden vordringen. "Die Auslagengestaltung ist<br />

eine Sprache aus Symbolen, Zeichen, Allegorien, die das Wort für das Objekt<br />

vernachlässigt (...), was für die grundlegende Handlung des Anzeigens<br />

16 vgl. Schleif, Nina (2004), S.239 f.<br />

17 vgl. Schleif, Nina (2004), S.304<br />

18 Portas, Mary (2000), S.8<br />

19 vgl. Schleif, Nina (2004), S.304<br />

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