Schaufenster im Wandel - Institut für Kunstpädagogik - Ludwig ...
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"Wenn jedes <strong>Schaufenster</strong> Kunst zeigte, wäre keines Kunst." 6<br />
Individualität ist für viele Menschen wichtig und erstrebenswert. Genauso<br />
wenig wie ein Mensch dem Anderen gleichen möchte, sollte kein <strong>Schaufenster</strong><br />
einem anderen entsprechen. Dies soll auch als Versprechen an den Kunden<br />
verstanden werden - hier bekommt / kauft der Kunde Individualität. Die<br />
Ladenbesitzer suchten sich daher ab den 20er Jahren professionelle<br />
Unterstützung bei der <strong>Schaufenster</strong>gestaltung. Es entstand ein eigenständiges<br />
Berufsfeld.<br />
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Auch der Werkbund entdeckte das <strong>Schaufenster</strong> als<br />
künstlerisches Medium zur Konsumentenerziehung, als einen „Kulturfaktor“ 8 ,<br />
der zu einem wirkungsvollen ästhetischen Einfluss werden könnte.<br />
Außerdem stellten Ladenbesitzer Künstler ein, die ihre <strong>Schaufenster</strong><br />
gestalteten. Diese Idee kam aus Paris, wo es zum französischen ‚Chic’<br />
gehörte, sich als Mekka für Kunst und Mode zu feiern und dieses<br />
künstlerische Wirken auch zu verbinden. 9 So gestaltete Dali sein erstes<br />
<strong>Schaufenster</strong> für Schiparellis Boutique in Paris. Zu sehen war ein pinker,<br />
ausgestopfter Bär mit Schubladen <strong>im</strong> Bauch, bijoux und ein Lippensofa. 10<br />
Die Frage nach der Art der Präsentation von Ware, wurde zu einer wichtigen<br />
Aufgabe derer, die derlei Artikel verkauften und deren wirtschaftlicher Erfolg<br />
vom Verkauf ihrer Produkte abhing. Man beschäftigte sich dezidiert mit der<br />
Ware und versuchte, toten Dingen eine lebendige, verführerische und<br />
einprägsame Attitude einzuverleiben. Diese Auseinandersetzung mit einer<br />
Sache und deren Offenbarung ist ein künstlerischer Prozess, wie er aus dem<br />
Surrealismus bekannt ist. "Die Kunst wird nicht durch ihren Gegenstand<br />
best<strong>im</strong>mt, auch nicht wo oder in welchem Material man sie antrifft, sondern sie<br />
6 Perrault, John (1989), S.112 ((...) if every shop window had an art display in it, none at all<br />
would be art)<br />
7 vgl. Schleif, Nina (2004), S.301<br />
8 Schleif, Nina (2004), S.11<br />
9 vgl. Schleif, Nina (2004), S. 11<br />
10 vgl. Schleif, Nina (2004), S. 175<br />
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