Schaufenster im Wandel - Institut für Kunstpädagogik - Ludwig ...

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(Indication) geschieht." 20 Damit verlor die Ware an und für sich an Bedeutung; ein Symbol für die Ware war oftmals kräftiger, als die Ware selbst. 21 Die Annäherung zwischen Kunst und Kommerz erreichte einen Höhepunkt mit der Pop Art. Die Außenwelt des Künstlers wird zum künstlerischen Gegenstand und ikonisierte Banales, wie z.B. Campbell's Soup Cans, Warhol 1962. Diese Kunst war nicht mehr nur für elitäre Schichten zugänglich, die über entsprechende Bildung verfügten, sondern für jeden verständlich. 22 Seit den 80er Jahren ist der Unterschied zwischen Kunst und Werbung immer weniger auszumachen, da sich zum einen die Werbung Aspekte der ästhetischen, bildnerischen Gestaltung der Kunst zu eigen machte und zum anderen die Kunst sich Werkzeuge und Techniken der Werbung aneignete. Zudem arbeiteten Künstler wie Andy Warhol parallel zum freien künstlerischen Schaffen auch in der Wirtschaft und Kreative, wie Michael Schirner, ernennen sich plötzlich selbst zu Künstlern. 23 Auszug des Interviews aus dem FAZ- Magazin, 29.5.1987 von Sebastian Turner 24 S.T.: Warum ist Werbung Kunst, Herr Schirner M.S.: Weil ich sie dazu erklärt habe. Die Werbung hat heute die Funktion übernommen, die früher die Kunst hatte: die Vermittlung ästhetischer Inhalte ins alltägliche Leben. Diese Funktion hat die moderne Kunst nicht mehr. Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die massenkulturellen Ausdrucksformen, wie Werbung, Pop-Musik oder Mode sind an die Stellen der früheren Kunst getreten. Ohne diese Verschmelzung von Kunst und Werbung gäbe es heute nicht die Kunst eines Jeff Koons, der banale Zeugnisse der Konsumkultur aufgreift und 20 Buckley, Jim (1953), S.18 (Display is a language of symbols, signs and allegories, dismissing the word fort the object as far as it is usefull to do so, prompted by the general activity of indication. This is the fattest noun behind the display scene.) 21 vgl. Schleif, Nina (2004), S.299 22 vgl. Arens, Daniela (2001), S. 145 23 vgl. Willems, Herbert (2002) S.107 24 Schirner, Michael (1991), S.12 10

diese in „monumentale Elegien auf Geschmack und Elitarismus“ 25 verwandelt, noch die eines Richard Prince, welcher Anzeigen aus Zeitschriften für den Massenmarkt herausreißt, abfotografiert und als seine Kunst ausstellt. 26 2.2 Historische Künstlerschaufenster (1928-1946) 2.2.1 Kiesler, Frederick Im Gegensatz zum Art Deco, welcher damals noch den Gestaltungsstil prägte und eher der Dekoration von Dingen diente, war das Hauptziel des Werkbundes die Verbindung von Kunst und Funktionalität. Kiesler, der moderne Kunst als wichtigsten Bezugspunkt befand, widmete 1930 ein ganzes Buch dem Verhältnis von Kunst und Schaufenster, indem er einzelne Elemente des Schaufensters im Detail behandelte und unter anderem auch die Architektur der Ladenfront berücksichtigte. Das Buch beinhaltet zudem Beispiele, Entwurfsskizzen, Vorschläge und Warnungen in Bezug auf Schaufenstergestaltungen. Das Werk, welches an frühere Künstlermanifeste erinnert, ist ein Statusbericht der modernen Kunst der frühen 30er Jahre und plädiert für eine Überwindung der Mauern zwischen hoher und niedriger Kunst. 27 Wichtig war Kiesler der Nutzen seiner Gestaltungsvorschläge, die Funktionalität stand bei ihm im Vordergrund. So sollten seine Entwürfe nicht nur zur künstlerischen Präsentation der Ware dienen, sondern auch vielseitig einsetzbar sein. Dies löste er in einer ersten ausführlichen Präsentation moderner Schaufenster mit einer Art Setzkastensystem, welches im Folgenden näher beschrieben wird. 25 Grosenick, Uta (2008), S.142 26 vgl. Grosenick, Uta (2008), S.254 27 vgl. Schleif, Nina (2004), S.285 11

(Indication) geschieht." 20 Damit verlor die Ware an und für sich an Bedeutung;<br />

ein Symbol für die Ware war oftmals kräftiger, als die Ware selbst. 21 Die<br />

Annäherung zwischen Kunst und Kommerz erreichte einen Höhepunkt mit der<br />

Pop Art. Die Außenwelt des Künstlers wird zum künstlerischen Gegenstand<br />

und ikonisierte Banales, wie z.B. Campbell's Soup Cans, Warhol 1962. Diese<br />

Kunst war nicht mehr nur für elitäre Schichten zugänglich, die über<br />

entsprechende Bildung verfügten, sondern für jeden verständlich. 22<br />

Seit den 80er Jahren ist der Unterschied zwischen Kunst und Werbung <strong>im</strong>mer<br />

weniger auszumachen, da sich zum einen die Werbung Aspekte der<br />

ästhetischen, bildnerischen Gestaltung der Kunst zu eigen machte und zum<br />

anderen die Kunst sich Werkzeuge und Techniken der Werbung aneignete.<br />

Zudem arbeiteten Künstler wie Andy Warhol parallel zum freien künstlerischen<br />

Schaffen auch in der Wirtschaft und Kreative, wie Michael Schirner, ernennen<br />

sich plötzlich selbst zu Künstlern. 23<br />

Auszug des Interviews aus dem FAZ- Magazin, 29.5.1987 von Sebastian Turner 24<br />

S.T.: Warum ist Werbung Kunst, Herr Schirner<br />

M.S.: Weil ich sie dazu erklärt habe. Die Werbung hat heute die Funktion übernommen, die<br />

früher die Kunst hatte: die Vermittlung ästhetischer Inhalte ins alltägliche Leben. Diese<br />

Funktion hat die moderne Kunst nicht mehr. Sie findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

statt. Die massenkulturellen Ausdrucksformen, wie Werbung, Pop-Musik oder Mode sind an<br />

die Stellen der früheren Kunst getreten.<br />

Ohne diese Verschmelzung von Kunst und Werbung gäbe es heute nicht die<br />

Kunst eines Jeff Koons, der banale Zeugnisse der Konsumkultur aufgreift und<br />

20 Buckley, J<strong>im</strong> (1953), S.18 (Display is a language of symbols, signs and allegories, dismissing<br />

the word fort the object as far as it is usefull to do so, prompted by the general activity of<br />

indication. This is the fattest noun behind the display scene.)<br />

21 vgl. Schleif, Nina (2004), S.299<br />

22 vgl. Arens, Daniela (2001), S. 145<br />

23 vgl. Willems, Herbert (2002) S.107<br />

24 Schirner, Michael (1991), S.12<br />

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