Schlankmacher auf Rezept
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Westdeutscher Rundfunk Köln<br />
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<strong>Schlankmacher</strong> <strong>auf</strong> <strong>Rezept</strong><br />
Script zur wdr-Sendereihe Quarks&Co
Inhalt<br />
Inhalt<br />
4 <strong>Schlankmacher</strong> <strong>auf</strong> <strong>Rezept</strong>?<br />
7 Vom Haschisch zum <strong>Schlankmacher</strong><br />
10 Gehirn <strong>auf</strong> Droge<br />
12 Das Geheimnis des Appetits<br />
14 Essen als Droge<br />
18 Satt abnehmen<br />
25 BMI – Body Mass Index<br />
27 Lese- und Linktipps<br />
Text: Johanna Bayer, Herbert Hackl, Thomas Kresser, Tilman Wolff; Redaktion: Monika Grebe;<br />
Copyright: wdr, August 2006; Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln<br />
Bildnachweis: alle Bilder: Freeze wdr 2006 außer: S. 7: ZDF<br />
<strong>Schlankmacher</strong><br />
<strong>Schlankmacher</strong> <strong>auf</strong> <strong>auf</strong><strong>Rezept</strong> <strong>Rezept</strong><br />
Der Glaube, Abnehmen sei nur eine Sache der Selbstbeherrschung, ist weit verbreitet.<br />
Aber ist Übergewicht wirklich nur Willenssache? Warum erzielen so viele Menschen trotz<br />
Diäten keine langfristigen Erfolge beim Abnehmen? Wissenschaftler kommen immer mehr<br />
zu der Erkenntnis, dass Essen zu einer echten Sucht werden kann, aus der sich stark Übergewichtige<br />
nur schwer befreien können.<br />
Im September 2006 kommt die Schlankheitspille Acomplia in Deutschland <strong>auf</strong> den<br />
Markt. Sie soll Dicke nicht nur dünner, sondern auch gesünder machen und z. B. Diabetes<br />
oder Herzinfarkt vorbeugen. Ist die Pille die Lösung aller Gewichtsprobleme? Wie wirkt sie?<br />
Welche Nebenwirkungen kann sie haben? Und wie gut ist sie erforscht?<br />
Quarks & Co gibt Antworten <strong>auf</strong> diese Fragen und zeigt, dass es auch ohne Medikamente<br />
geht – mit einem neuen Ernährungskonzept, bei dem man abnimmt ohne zu Hungern.<br />
Weitere Informationen, Link- und Lesetipps finden Sie unter: www.quarks.de
Leidvolle Erfahrung mit Hungerkuren<br />
Renate Schäuble ist 58 Jahre alt. Seit mehr als<br />
zehn Jahren hat sie deutliches Übergewicht, fast<br />
30 überflüssige Kilos trägt sie mit sich herum. Ihre<br />
Gesundheit leidet, einen Bandscheibenvorfall<br />
hatte sie bereits und sie leidet unter Diabetes.<br />
Alles hat die Berlinerin schon versucht, um abzunehmen.<br />
Doch ganz gleich, ob Atkins-Diät, Trennkost<br />
oder Weight Watchers, nach kurzfristigen Erfolgen<br />
landete sie wieder bei ihrem Ausgangsgewicht<br />
– der bekannte Jojo-Effekt. In einer Berliner Zeitung<br />
stieß sie schließlich <strong>auf</strong> eine Anzeige. Dort wurden<br />
Probanden für den klinischen Test einer neuen<br />
Abnehm-Pille gesucht, die einen ganz neuartigen<br />
Wirkmechanismus besitzen soll. Renate Schäuble<br />
entschließt sich, an der Studie teilzunehmen.<br />
Viele Teilnehmer fallen durch das Raster<br />
Die ersten Erläuterungen der Studienkoordinatorin<br />
klingen vielversprechend. Doch bevor Renate<br />
Schäuble einsteigen kann, muss sie sich einer ganzen<br />
Reihe von Voruntersuchungen unterziehen.<br />
Die sollen klären, ob sie überhaupt teilnehmen darf<br />
– Freiwillige, die an chronischen Infektionen wie<br />
beispielsweise Hepatitis leiden, dürfen nicht an<br />
der Studie teilnehmen. Das Risiko wäre zu hoch.<br />
4<br />
<strong>Schlankmacher</strong> <strong>auf</strong> <strong>Rezept</strong>?<br />
Schlank macher <strong>auf</strong> <strong>Rezept</strong>?<br />
Renate Schäuble wird zugelassen, und im Frühjahr<br />
2002 nimmt sie die erste Tablette. Zwei Jahre lang<br />
schluckt sie täglich die Pille, doch weiß sie nicht,<br />
ob sie dabei tatsächlich den Wirkstoff Rimonabant<br />
einnimmt. Denn bei der Studie handelt es sich um<br />
eine so genannte Doppel-Blind-Studie: einige Teilnehmer<br />
bekommen eine wirkungslose Plazebo-<br />
Pille, doch weder Versuchsleiter noch Probanden<br />
wissen, wer das echte Medikament eingenommen<br />
hat. Erst am Ende werten Unbeteiligte die Versuchsreihen<br />
aus. So können falsche Ergebnisse <strong>auf</strong>grund<br />
von subjektiven Voreinstellungen und Interpretationen<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Kalorien drastisch reduziert<br />
Während der zwei Jahre muss die 58-Jährige auch<br />
ihre Ernährung umstellen. Ihr tägliches Kalorienkonto<br />
wird zu Beginn der Studie <strong>auf</strong> 1.400 Kalorien<br />
begrenzt. Bis zum Ende wird sie ihren Kalorienbedarf<br />
<strong>auf</strong> gerade mal 1.200 Kalorien abgesenkt<br />
haben. Jeden Tag führt sie akribisch Protokoll: sie<br />
notiert, wann sie was, wo und vor allem aus welchem<br />
Grund gegessen hat. Gemeinsam mit Ernährungsberaterinnen<br />
analysiert Renate Schäuble in<br />
regelmäßigen Abständen die Protokolle, um<br />
Fehler oder Schwächen auszumachen. Freiwillig<br />
fängt sie auch an Sport zu treiben – Geräteturnen.<br />
20 Kilogramm in zwei Jahren<br />
Tatsächlich macht sich eine Änderung bemerkbar:<br />
nach einem Jahr hat Renate Schäuble 10 Kilo abgenommen.<br />
Sie wiegt jetzt knapp 90 Kilo bei einer<br />
Größe von 1,68 Meter – für sie schon ein beachtlicher<br />
Erfolg im Vergleich zu den über 100 Kilo, die<br />
sie zu Beginn der Studie <strong>auf</strong> den Rippen hatte.<br />
Und: im Gegensatz zu vielen anderen Studienteilnehmern,<br />
die aus unterschiedlichen Gründen vorher<br />
<strong>auf</strong>geben, steigt sie nicht aus, sondern macht<br />
weiter. Sie fühlt sich gut, keine Spur von Nebenwirkungen.<br />
Denn deren Auftreten wird kontrolliert,<br />
dazu muss sie in regelmäßigen Abständen einen<br />
Fragebogen ausfüllen. Nach zwei Jahren ist es<br />
dann soweit, die Studie geht zu Ende und wird ausgewertet.<br />
Der Blick <strong>auf</strong> die Waage zeigt: Renate<br />
Schäuble hat fast 20 Kilo abgenommen. Erst hinterher<br />
erfährt sie, dass sie eine von denen war, die<br />
das echte Medikament bekommen haben – und<br />
bei ihr hat es die erhoffte Wirkung entfaltet.<br />
Ohne Umstellung geht es nicht<br />
August 2006: Auch zwei Jahre nach dem Ende der<br />
Rimonabant-Studie hat Renate Schäuble ihr neues<br />
Gewicht von rund 80 Kilo gehalten. Die Ursachen<br />
für diesen Erfolg sieht die 58-Jährige allerdings<br />
weniger in der Wirkung der Pille, sondern in der<br />
Diät, die sie seitdem diszipliniert durchhält. Denn<br />
schon während der Studie unterbrach die Klinik<br />
den Versuch zwischendurch für sechs Wochen.<br />
Doch auch in dieser Zeit hat Renate Schäuble kontinuierlich<br />
abgenommen, obwohl sie das Medikament<br />
nicht einnahm. Trotzdem würde sie an einer<br />
vergleichbaren Studie jederzeit wieder teilnehmen,<br />
denn die regelmäßigen Gewichtskontrollen und<br />
die kontinuierliche Ernährungsberatung während<br />
der Studie haben ihr geholfen, die Ernährung<br />
dauerhaft umzustellen.<br />
Die Ergebnisse der Rimonabant-Studie<br />
An der sogenannten Rimonabant in Obesity-<br />
Studie, kurz RIO-Studie, haben weltweit mehr als<br />
6.600 Patienten teilgenommen, 1.507 davon in<br />
Europa. An der Studie durften ausschließlich<br />
Patienten teilnehmen, die entweder schwer übergewichtig<br />
waren, d. h. einen Body-Mass-Index (BMI)<br />
von mehr als 30 hatten oder <strong>auf</strong>grund ihres Übergewichts<br />
bereits an Bluthochdruck oder einer Fettstoffwechselstörung<br />
litten.<br />
5
<strong>Schlankmacher</strong><br />
Zwei Drittel nahmen 5 % ihres Körpergewichts<br />
ab<br />
Von den 363 Studienteilnehmern in Europa, die<br />
täglich, die Höchstdosis von 20 mg Rimonabant<br />
einnahmen, haben rund zwei Drittel (67 %) mehr<br />
als 5 % ihres Körpergewichts verloren, 40 % verloren<br />
sogar mehr als 10 % ihres Gewichts. Auch <strong>auf</strong><br />
das Risiko von Folgekrankheiten des Übergewichts,<br />
wie beispielsweise Diabetes wirkte sich<br />
das Medikament positiv aus. Und es verbesserte<br />
die Blutwerte der Patienten: so stieg die Menge<br />
des guten Cholesterins, des HDL-Cholesterins an,<br />
während schädliche Blutfette wie beispielsweise<br />
Triglyceride und LDL-Cholesterin sanken. Beide<br />
Faktoren verringern das Risiko eines Herzinfarkts<br />
oder eines Schlaganfalls.<br />
Langzeitfolgen unbekannt<br />
Daneben hat sich das Medikament in der Studie<br />
als gut verträglich erwiesen, auch wenn bestimmte<br />
Nebenwirkungen wie Übelkeit und depressive<br />
Verstimmungen etwas gehäuft <strong>auf</strong>traten. Allerdings<br />
können die Mediziner bis heute noch nichts<br />
über die Langzeitfolgen sagen. Deshalb besteht <strong>auf</strong><br />
alle Fälle Forschungsbedarf: denn das Rimonabant<br />
greift in ein weitgehend unverstandenes System<br />
6<br />
<strong>auf</strong> <strong>Rezept</strong>?<br />
im Gehirn ein, dass neben der Appetitregulation,<br />
auch an Gedächtnisprozessen sowie der Entstehung<br />
von Ängsten und Depressionen beteiligt<br />
ist. Genau genommen zählt Rimonabant also zu<br />
den Psychopharmaka.<br />
Ernährungsumstellung und Sport<br />
unerlässlich<br />
Und: sobald man das Rimonabant nicht mehr einnimmt,<br />
verschlechtern sich die Blutfettwerte. Und<br />
das Körpergewicht steigt wieder an. Denn beim<br />
Abnehmen verliert man nicht nur Fettgewebe, sondern<br />
eben auch Muskelmasse. Und die ist hauptverantwortlich<br />
für unseren Energieverbrauch. Die<br />
Folge: je weniger Muskelmasse, desto weniger<br />
Energie verbraucht der Körper. Der Grundumsatz<br />
sinkt um bis zu 15 %. Man nimmt schnell wieder<br />
zu. Egal, ob mit oder ohne Rimonabant, für eine<br />
dauerhafte Gewichtsreduktion sind eine konsequente<br />
Ernährungsumstellung und regelmäßiger<br />
Sport unerlässlich.<br />
Vom Haschisch zum ...<br />
Eine vielseitige Droge<br />
Fasern für Kleider, für Segel und Taue und als<br />
Rohstoff für Papier – Hanf ist eine der ältesten und<br />
vielseitigsten Kulturpflanzen der Welt. Und liefert<br />
auch zwei der bekanntesten Drogen: Marihuana<br />
und Haschisch. Beide haben nicht nur berauschende,<br />
sondern auch heilende Eigenschaften,<br />
Schon 2737 v. Chr. beschreibt das chinesische Arzneibuch<br />
des Kaisers Shen Nung den Hanf als Medizinpflanze<br />
mit über 120 Einsatzmöglichkeiten. Und<br />
bis in die 1940er Jahre wurde die Droge auch in<br />
Europa und den USA als Heil- und Schmerzmittel<br />
verwendet. Doch erst 1964 isolierte der israelische<br />
Forscher Raphael Mechoulam den Stoff, der für die<br />
berauschende Wirkung sorgt: Delta-9-Tetrahydrocannabinol,<br />
kurz THC. Mechoulam analysierte<br />
auch andere Inhaltsstoffe, wie etwa das Cannabidiol<br />
(CBD), aus dem die Pflanze das THC gewinnt.<br />
Cannabidiol verändert nicht das Bewusstsein,<br />
sondern wirkt entkrampfend, entzündungshemmend,<br />
angstlösend und gegen Übelkeit.<br />
Marihuana<br />
(oder Marijuana) bezeichnet die getrockneten weibliche Blüten-<br />
stände der Hanf-Pflanze mitsamt ihrem anhaftenden Harz, die als<br />
Droge konsumiert werden.<br />
1964 entdeckt der israelische Chemiker Dr. Raphael<br />
Mechoulam das THC, einen der Wirkstoffe des Haschischs<br />
Vom Haschisch zum <strong>Schlankmacher</strong><br />
Haschisch<br />
besteht aus dem (meist gepresstem) Harz der weiblichen<br />
Hanfpflanze. Haschisch wird meist geraucht (in Pfeifen oder<br />
Joints), aber auch in Speisen oder Getränken konsumiert. Im<br />
Arabischen wird Haschisch auch als Kif (Gras) bezeichnet. Der<br />
Umgang mit Cannabis ist in Deutschland und anderen Ländern<br />
illegal.<br />
Cannabis<br />
ist der wissenschaftliche Name für die Hanfpflanze und wird oft<br />
als Sammelbegriff für die aus Hanf hergestellten Rauschmittel,<br />
Marihuana und Haschisch, verwendet. Der Wortstamm Canna<br />
kommt aus dem Indischen und bedeutet Hanf.<br />
Der Stoff der Glückseligkeit<br />
Die Wirkstoffe des Cannabis waren nun bekannt,<br />
doch noch wussten die Forscher nicht, wo und<br />
wie das Haschisch im Körper seine Wirkung entfaltet.<br />
Erst in den Jahren 1988 bis 1990 entdeckte<br />
man an Nervenzellen <strong>Rezept</strong>oren, die <strong>auf</strong><br />
Cannabis reagierten. Die Forscher nannten sie<br />
CB1-<strong>Rezept</strong>oren. Ihnen war schnell klar, dass<br />
diese Empfangstellen Teil eines ganzen Wirksystems<br />
im menschlichen Körper sein mussten.<br />
Schließlich – so die Annahme der Wissenschaftler –<br />
7
konnten die <strong>Rezept</strong>oren nicht allein dafür geschaffen<br />
sein, damit der Mensch sich mit<br />
Haschisch die Sinne benebeln kann. Und tatsächlich<br />
stieß man kurz dar<strong>auf</strong> <strong>auf</strong> den ersten<br />
körpereigenen Stoff, der an die CB1-<strong>Rezept</strong>oren<br />
andocken kann. Die Forscher nannten ihn Anandamid,<br />
nach dem altindischen Wort ananda, das<br />
Glückseligkeit bedeutet. Schließlich löst das<br />
Anandamid ähnliche Gefühle aus, wie das THC:<br />
Euphorie, Entspannung und Wohlbefinden.<br />
CB1-<strong>Rezept</strong>oren<br />
In den neunziger Jahren entdeckten Raphael Mechoulam und<br />
seine Arbeitsgruppe ähnliche <strong>Rezept</strong>oren auch <strong>auf</strong> anderen<br />
Körperzellen, sie nannten diese <strong>Rezept</strong>oren CB2-<strong>Rezept</strong>oren.<br />
Der CB1-<strong>Rezept</strong>or findet sich vorwiegend in Nervenzellen.<br />
Am häufigsten kommt er im Kleinhirn, in den Basalganglien<br />
sowie im Hippokampus vor. Aber auch im peripheren<br />
Nervensystem (z. B. im Darm) finden sich CB1-<strong>Rezept</strong>oren.<br />
CB2-<strong>Rezept</strong>oren finden sich dagegen vorwiegend <strong>auf</strong> Zellen<br />
des Immunsystems und <strong>auf</strong> Zellen, die am Knochen<strong>auf</strong>-<br />
(Osteoblasten) und -abbau (Osteoklasten) beteiligt sind. Je<br />
nachdem, wo sich die CB1 und CB2 <strong>Rezept</strong>oren befinden,<br />
führt ihre Aktivierung beispielsweise zur Hemmung der<br />
Schmerzleitung, zu einer Veränderung des Zeitgefühls, zu<br />
Heiterkeit, der Hemmung von Entzündungen und vielen<br />
anderen Wirkungen.<br />
8<br />
In den 1960er Jahren werden Haschisch und Marihuana die<br />
Rauschmittel die Hippiebewegung<br />
Vom Haschisch zum<br />
Anandamid<br />
Arachidonylethanolamid, wie das Anandamid wissenschaftlich<br />
korrekt heißt, ist eine endogene Substanz , d. h. sie wird vom Kör-<br />
per selbst gebildet. Anandamid kommt besonders häufig im<br />
Zentralen Nervensystem vor.<br />
Anandamid bindet – wie das THC – an die CB1 <strong>Rezept</strong>oren von<br />
Hirnzellen. Allerdings unterscheidet sich das Anandamid in seiner<br />
chemischen Struktur eindeutig vom THC. Die einzige<br />
Gemeinsamkeit: beide Stoffe sind lipophil – das heißt sie lassen<br />
sich gut in Ölen oder Fetten lösen.<br />
Geheimnisvolles System<br />
Noch ist die Bedeutung des körpereigenen Cannabinoidsystems<br />
nur in Ansätzen bekannt. Da<br />
die Hirnregionen, in denen der CB1-<strong>Rezept</strong>or<br />
vorwiegend gefunden wird, eine wichtige Rolle<br />
im Gedächtnis und der Bewegungsregulation<br />
spielt, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass Endocannabinoide<br />
Lern- und Bewegungsprozesse<br />
beeinflussen.<br />
Aber auch andere Mechanismen des Endocannabinoidsystems<br />
wurden schon untersucht,<br />
beispielsweise ihre Wirkung bei Schmerzzuständen,<br />
beim Schlaf und bei der Steuerung des<br />
Ess-Attacken sind eine typische Nebenwirkung beim<br />
Cannabis-Konsum<br />
zum <strong>Schlankmacher</strong><br />
Appetits. Offensichtlich spielen die Endocannabinoide<br />
sogar eine wichtige Rolle beim Schutz<br />
und der Reparatur des Nervensystems.<br />
Kiffen und Essen<br />
Dass der Cannabis-Konsum Nebenwirkungen<br />
haben kann, ist bekannt. Eine dieser Nebenwirkungen<br />
sind plötzlich <strong>auf</strong>tretende Ess-Anfälle.<br />
Wissenschaftler schlossen aus dieser Tatsache<br />
bereits früh <strong>auf</strong> eine Verbindung des Endocannabinoidsystems<br />
mit dem Hungergefühl. Der<br />
CB1-<strong>Rezept</strong>or scheint Hunger auszulösen, wenn<br />
ein entsprechender Stoff, ob fremd oder aus<br />
dem Körper, an ihm andockt. Tatsächlich wird<br />
heute ein Wirkstoff aus dem Marihuana zur<br />
Behandlung von Appetitstörungen bei AIDS-<br />
Patienten eingesetzt. Wenn man nun diesen<br />
<strong>Rezept</strong>or ausschalten würde, könnte man auch<br />
das Hungergefühl bei Patienten, die zuviel<br />
essen, unter Kontrolle bringen – so die Theorie<br />
der Forscher. Bereits 1994 entdeckten Forscher<br />
des Pharmakonzerns Sanofi-Aventis den Stoff<br />
Rimonabant, der genau diese Eigenschaften<br />
hat. Rimonabant blockiert den CB1-<strong>Rezept</strong>or<br />
und damit das Hungergefühl. Rimonabant ist<br />
auch der Stoff, der im Medikament Acomplia<br />
enthalten ist. Die Forscher trauen dem Wirkstoff<br />
allerdings noch mehr zu – beispielsweise könnte<br />
er auch dazu dienen, die Sucht nach Zigaretten<br />
oder Alkohol in den Griff zu bekommen, ähnlich<br />
wie die Fress-Sucht. Die Pharma-Forscher<br />
arbeiten derzeit an Tests, die hier einen direkten<br />
Zusammenhang beweisen. Einer Zulassung des<br />
Wirkstoffs Rimonabant zur Behandlung von<br />
Nikotinsucht hat die amerikanische Arzneimittelbehörde<br />
FDA bisher allerdings nicht zugestimmt.<br />
9
Pausenlose Hungersignale<br />
Man hat es schon immer geahnt: Der Körper ist<br />
eine Fress-Maschine. Gäbe es nicht ab und zu<br />
Signale aus der Tiefe des Magens oder aus der<br />
von Zucker und Fett gesättigten Blutbahn – man<br />
würde immer nur essen. Denn rein biologisch ist<br />
der Mensch <strong>auf</strong> pausenlosen Hunger programmiert.<br />
Fehlen die Impulse aus Magen und Blut,<br />
signalisiert der Hypothalamus im Zwischenhirn<br />
Appetit. Mehr als 20 verschiedene Botenstoffe –<br />
anregende und zügelnde – regulieren im Zusammenspiel<br />
die Mechanismen von Hunger und<br />
Sättigung.<br />
Drogenstoffe aus dem Körper<br />
Eine besondere Rolle spielen dabei zwei Botenstoffe,<br />
die in ihrer Wirkung den Rauschdrogen<br />
Haschisch und Marihuana ähneln: die so<br />
genannten Cannabinoide. Sie docken an <strong>Rezept</strong>oren<br />
an, die im ganzen Körper an vielen Organen<br />
vorkommen. Es scheint sich dabei um ein<br />
System zu handeln, das wichtige Funktionen für<br />
die Steuerung des Organismus wahrnimmt.<br />
Noch längst ist darüber nicht genug bekannt,<br />
vorläufig sprechen Wissenschaftler vom Endo-<br />
10<br />
Gehirn <strong>auf</strong> Droge<br />
Links:<br />
Der Hypothalamus, eine Region im Zwischenhirn<br />
steuert den Appetit<br />
Mitte:<br />
Jeder Appetitimpuls setzt körpereigene Cannabinoide frei<br />
Rechts:<br />
Rimonabant verhindert die Übertragung der Appetit-<br />
Impulse<br />
cannabinoid-System. Besonders konzentriert<br />
sind die <strong>Rezept</strong>oren für die körpereigenen<br />
Cannabinoide im Gehirn, und zwar im Zwischenhirn,<br />
dem Hypothalamus. Dort greifen die<br />
haschähnlichen Substanzen auch in die Appetitregulation<br />
ein. Teile des Netzwerks von Hirnzellen<br />
sind <strong>auf</strong>fallend dicht mit Cannabinoid-<br />
<strong>Rezept</strong>oren besetzt, so dicht wie in keinem<br />
anderen Organ. Jeder Appetitimpuls löst dort<br />
die Ausschüttung von Cannabinoiden aus. Sie<br />
blockieren die Wirkung der appetithemmenden<br />
Nervenzellen und sorgen so dafür, dass sich die<br />
Appetitimpulse ungehindert im Hypothalamus<br />
ausbreiten können. Das Cannabinoid-System<br />
steigert also den Appetit, in dem es die Sättigung<br />
blockiert.<br />
Cannabinoide<br />
Cannabinoide bedeutet, dass die Stoffe dem Cannabis ähneln,<br />
vor allem in ihrer Wirkung. Chemisch sind sie anders <strong>auf</strong>ge-<br />
baut.<br />
Gehirn <strong>auf</strong> Droge<br />
Den Appetit stoppen<br />
Der Wirkstoff der neuen Schlankheitspille, das<br />
Rimonabant, der im Medikament Acomplia enthalten<br />
ist, greift an genau dieser Stelle in das<br />
Cannabinoid-System ein. Über die Blutbahn<br />
wird der Wirkstoff ins Gehirn gespült und erreicht<br />
den Hypothalamus. Die Wirkstoff-Moleküle<br />
fließen, ebenso wie die körpereigenen Cannabinoide,<br />
in die Synapse, genauer: in den kleinen<br />
Spalt zwischen dem Synapsenende und der gegenüberliegenden<br />
Anschlusstelle an die nächste<br />
Zelle. In diesem synaptischen Spalt binden die<br />
Stoffe an die speziellen <strong>Rezept</strong>oren des Systems<br />
und hindern so zwei körpereigene Cannabinoide<br />
daran, dort ihre übliche Aufgabe wahrzunehmen.<br />
Diese beiden Stoffe – Anandamid und 2-AG –<br />
bewirken normalerweise, dass der Appetit<br />
steigt. Doch das geht nicht, wenn ihre Andockstellen<br />
schon besetzt sind, in diesem Fall vom<br />
künstlichen Wirkstoff Rimonabant. Die Substanz<br />
verhindert so, dass die Appetit-Impulse sich<br />
ausbreiten, der Hunger wird im wahrsten Sinne<br />
des Wortes ausgebremst. Daher isst man weniger,<br />
der Körper geht an die Fettreserven und<br />
man nimmt ab – im Idealfall.<br />
Eines unter vielen<br />
Denn die Wirkung von Rimonabant <strong>auf</strong> das<br />
Cannabinoid-System hat einen Haken: Die Natur<br />
hat gut vorgesorgt und den überlebenswichtigen<br />
Hungerimpuls mehrfach abgesichert. Mehr<br />
als 20 Appetitregulationskreisläufe sind bis<br />
heute bekannt. Jeder einzelne leistet seinen<br />
Beitrag zur Entstehung von Hunger oder Sättigung.<br />
Das Cannabinoid-System ist also eines<br />
unter vielen Signalen, die zur Nahrungs<strong>auf</strong>nahme<br />
gehören. Seine Wirkung <strong>auf</strong> die Appetitregulation<br />
ist daher begrenzt, und das gilt auch<br />
für die Wirkung von Rimonabant. Der neue<br />
Wirkstoff erspart also nicht die Mühe und die<br />
Disziplin, die zum Abnehmen nötig sind: die<br />
Umstellung <strong>auf</strong> kalorienarme Kost und viel<br />
Bewegung sind nach wie vor ein Muss, um langfristig<br />
Kilos zu verlieren.<br />
11
12<br />
Links:<br />
Der Hypothalamus sendet Appetitsignale<br />
Mitte:<br />
Jeder Bissen dehnt den Magen<br />
Rechts:<br />
Die Sättigungssignale gehen vom Magen aus<br />
Das Geheimnis des Appetits<br />
Das Geheimnis<br />
Ein Feuerwerk im Gehirn<br />
Egal, ob man arbeitet, schläft oder Sport treibt,<br />
ständig verbraucht der Körper Energie – in Form<br />
von Kalorien. Mindestens 70 % dieser Energie<br />
geht dabei nur für die grundlegenden Lebensfunktionen<br />
dr<strong>auf</strong>: Atmung, Herzschlag, Entgiftung<br />
durch Leber und Niere. Dieser so genannte<br />
Grundumsatz muss immer gedeckt werden,<br />
deswegen ist der Körper <strong>auf</strong> regelmäßige Nahrungszufuhr<br />
angewiesen. Das dazugehörige<br />
Signal kennt jeder: Hunger.<br />
Für den Hunger gibt es zwei zentrale Organe:<br />
den Magen und das Gehirn. Im Gehirn ist eine<br />
bestimmte Region im Zwischenhirn zuständig<br />
für die Steuerung des Appetits, der Hypothalamus.<br />
Er sendet ständig Appetitsignale in Form<br />
von Botenstoffen durch den Körper. Sieben verschiedene<br />
Botenstoffe entfachen im Gehirn ein<br />
wahres Appetitfeuerwerk. Das Ziel: schnell an<br />
neue Nahrung zu gelangen. Wenn das geschieht,<br />
übernimmt das zweite zentrale Organ der Appetitsteuerung<br />
das Kommando; der Magen.<br />
Der Magen muss richtig voll sein<br />
Jeder neue Bissen füllt den Magen und bewirkt,<br />
dass er sich zunehmend dehnt. Es gibt spezielle<br />
Nervenenden, die nur die mechanische Dehnung<br />
ermitteln, so genannte Mechanorezeptoren. Sie<br />
sitzen an der Außenseite des Magens und senden<br />
die Impulse, die sie empfangen, direkt an<br />
den Hypothalamus. Dabei gilt: je voller der<br />
Magen, desto höher die Frequenz an Sättigungssignalen,<br />
die die Mechanorezeptoren nach<br />
oben schicken. Sobald der Magen richtig voll ist<br />
– in der Regel liegt die Menge bei 400 Milliliter<br />
Nahrungsbrei – reagiert das Gehirn. Dann kommen<br />
so viele Sättigungsimpulse an, dass der<br />
Hypothalamus selbst die Bremse zieht: er<br />
schüttet jetzt Appetitzügler aus, mehr als zehn<br />
verschiedene Botenstoffe. So ergeht ein neues<br />
Kommando an die übrigen Gehirnregionen. Die<br />
<strong>auf</strong>genommene Energie, also die Kalorienmenge,<br />
zählt dabei nicht, nur die Füllung des<br />
Magens ist entscheidend.<br />
des Appetits<br />
Schwache Sättigungssignale<br />
Doch der Hypothalamus hat es nicht leicht.<br />
Sobald erste Portionen des Nahrungsbreis in<br />
den Dünndarm weiter wandern, wird der Magen<br />
schlaffer, die Sättigungsimpulse der Mechanorezeptoren<br />
lassen nach. So gewinnen die appetitstimulierenden<br />
Neurotransmitter langsam<br />
wieder die Oberhand. Das Hungergefühl nimmt<br />
zu, und es ist sehr leicht durch Gerüche und<br />
Aromen zu verstärken. Das weiß auch die<br />
Lebensmittelindustrie und bietet 7.000 bis<br />
8.000 verschiedene Düfte und Geschmacksrichtungen<br />
zur Verfeinerung an. Aus dieser riesigen<br />
Anzahl werden alle möglichen Aromen kombiniert<br />
– egal ob Brathuhn, Joghurt, Ananas oder<br />
Gulasch, alles ist möglich. Es gibt kaum mehr<br />
Lebensmittel, die frei sind von zusätzlichen<br />
Aromastoffen. Und das kurbelt den Appetit an.<br />
Aromastoffe überlisten das Gehirn<br />
Eigentlich ist der Geschmacksinn dazu da, dem<br />
Körper Informationen über den Inhalt von Speisen<br />
zu liefern. Zugesetzte Aromastoffe gaukeln<br />
aber etwas vor, was gar nicht besteht. Und das<br />
hat Konsequenzen. Der Hypothalamus hat ein<br />
Gedächtnis für Speisen und übersetzt sie in die<br />
Sprache des Appetits: in Rinderbraten, Currywurst<br />
oder Apfelkuchen. Wenn allerdings der<br />
Geschmack in der Rinderbouillon von Chemie-<br />
Aromen anstatt vom Rind stammt und in ganz<br />
anderen Nahrungsmitteln steckt, bekommt der<br />
Körper falsche Signale. Im Klartext: Er erwartet<br />
ein nahrhaftes Steak und bekommt stattdessen<br />
dünne, fettige Kartoffelchips. Trotzdem läuft<br />
dem Hungrigen das Wasser im Mund zusammen,<br />
und der Magen bereitet sich <strong>auf</strong> die<br />
Verarbeitung des Rindersteaks vor. Aber nur<br />
etwas fettige Kartoffelkruste erreicht den<br />
Magen. Der Verdauungstrakt bekommt nicht,<br />
was er erwartet. Deswegen verlangt er weiter<br />
nach Fleisch und üppiger Kost. Die Konsequenz:<br />
Der Hypothalamus verschärft seine Appetitsignale<br />
– und die ganze Chipstüte wird leer<br />
gefuttert. Damit nimmt man aber eine riesige<br />
Menge an Kalorien zu sich, viel mehr, als das<br />
Steak gehabt hätte. Und das macht dick.<br />
13
14<br />
Essen als Droge<br />
Die Ernährungsexperten sind gescheitert<br />
Die Fettwelle rollt. Trotz aller guten Ratschläge,<br />
trotz der Heerscharen von Ernährungsexperten,<br />
trotz bemühter Fachgesellschaften wie der<br />
Deutschen Gesellschaft für Ernährung und trotz<br />
der fröhlichen Initiativen gegen dicke Kinder.<br />
Obwohl es noch nie so viel Wissen über Ernährung<br />
und ein so großes Angebot an gesunden Lebensmitteln<br />
für alle gab, essen die Deutschen weiter:<br />
zu viel, zu süß, zu fett.<br />
Dabei weiß es jeder – Übergewicht macht krank,<br />
die Folgeschäden sind gravierend. Diabetes,<br />
Gelenkschäden, Rückenprobleme, Herzinfarkt,<br />
hoher Blutdruck, Krebs. Dass so viele Menschen<br />
ihr Gewicht nicht in den Griff kriegen, ist angesichts<br />
dieser Folgen erstaunlich. Und dabei ist<br />
nicht die Rede von extrem Fettsüchtigen, jenen<br />
exzessiv essenden Super-Schwergewichten, die<br />
mehrere Zentner mit sich herum schleppen. Schon<br />
bei einem Übergewicht von 15 bis 20 Kilo, das<br />
entspricht etwa einem BMI von 30, fällt das<br />
Abnehmen offensichtlich so schwer, dass viele<br />
nicht wieder davon runterkommen.<br />
Es gibt schon so viele Übergewichtige in den<br />
Industrieländern, dass die Weltgesundheitsorganisation<br />
Alarm geschlagen hat: schon können<br />
nicht mehr alle ausreichend behandelt werden<br />
die Deutschen<br />
Essen als Droge<br />
Und nicht nur die Deutschen. Auch in allen anderen<br />
Industrienationen gibt es so viele Übergewichtige, dass die<br />
Weltgesundheitsorganisation WHO schon Alarm geschlagen hat.<br />
Das ernüchternde Fazit: Es gibt jetzt schon so viele Dicke mit<br />
Folgekrankheiten, dass gar nicht mehr allen eine Behandlung<br />
angeboten werden kann – das Auftreten von Diabetes, Herz-<br />
infarkt, Arthrose, Krebs und Arbeitsunfähigkeit sprengt jeden<br />
Kostenrahmen. Es könnte daher sein, dass in Zukunft viele<br />
Patienten sich selbst überlassen werden. Der Wortlaut der WHO-<br />
Stellungnahme aus dem Jahr 2000, zitiert nach den Leitlinien der<br />
Deutschen Adipositas-Gesellschaft: „Das Vorkommen der Adiposi-<br />
tas ist in den meisten Industrienationen so hoch, dass die<br />
Ressourcen nicht mehr ausreichen, um allen Betroffenen eine<br />
Behandlung anbieten zu können.“<br />
BMI<br />
BMI steht für Body-Mass-Index, der Formel zur Ermittlung des<br />
Körpergewichts. Sie ist mittlerweile international gültig, (siehe<br />
auch S. 25).<br />
Wenn man sich nicht zurückhalten kann<br />
Dabei sind die meisten gar nicht so glücklich mit<br />
ihren Kilos. Sie möchten abnehmen und anders<br />
essen, aber es gelingt ihnen einfach nicht. Sie fühlen<br />
sich dem Drang zu essen gegenüber machtlos<br />
– unfähig, ihr Verhalten zu kontrollieren und der<br />
schnellen Befriedigung zu widerstehen. Denn<br />
Essen ist immer und überall verfügbar, die<br />
Versuchung ist zu groß: „Bei Stress“, sagt Maria<br />
Gremser*, „muss ich einfach etwas Süßes<br />
essen, dann geht es mir besser.“ Die junge Frau<br />
wiegt bei einer Körpergröße von 1,66 rund 90<br />
Kilo – das sind mindestens 20 Kilo zuviel. Auch<br />
Udo Friedbach*, 1,74 groß und 104 Kilo schwer,<br />
ist nicht glücklich mit seiner Figur, „aber es<br />
schmeckt mir einfach zu gut, und ich kann nicht<br />
verzichten, wenn mir etwas vorgesetzt wird“.<br />
Zu den vielen Erklärungen, die es für hartnäckiges<br />
Übergewicht gibt – Gewohnheit, starke<br />
Reize durch Geruch oder Geschmack, Geselligkeit<br />
beim Essen oder gar die Gene – kommt jetzt<br />
eine neue Sichtweise, die möglicherweise den<br />
Umgang mit dem Problem Übergewicht ändern<br />
könnte. Sie stammt aus der Suchtmedizin.<br />
* Namen von der Redaktion geändert<br />
Nicht nur bei Alkoholikern und Drogenabhängigen ist Stress<br />
ein häufiger Auslöser für Rückfälle<br />
Raucher, Trinker und Übergewichtige haben<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Schon seit Jahren machen Forscher in den USA<br />
<strong>auf</strong> einen Zusammenhang zwischen Übergewicht<br />
und Drogenkonsum <strong>auf</strong>merksam. Auch in<br />
Deutschland macht sich langsam die Erkenntnis<br />
breit, dass das Problem Übergewicht nicht mit<br />
ein paar Ernährungstipps oder einer Diät von<br />
ein paar Wochen gelöst werden kann. „Von<br />
Übergewichtigen kann man ebenso wenig wie<br />
von Rauchern oder Trinkern erwarten, dass sie<br />
von heute <strong>auf</strong> morgen <strong>auf</strong>hören“, sagt Falk<br />
Kiefer, Professor und Suchtmediziner am Zentralinstitut<br />
für Seelische Gesundheit in Mannheim.<br />
Denn Sucht ist nicht nur Disziplinlosigkeit,<br />
schlechte Gewohnheit oder Willensschwäche.<br />
Sucht ist eine Krankheit. Tatsächlich, sagt auch<br />
Markus Backmund, Leiter der Abteilung Suchtmedizin<br />
am Klinikum Schwabing, könne man<br />
das Verhalten von Übergewichtigen mit dem von<br />
anderen Süchtigen gleich setzen: „Übergewichtige<br />
schädigen ihren Körper, und sie wissen das.<br />
Der Alkoholiker weiß ja auch, dass er seine Leber<br />
und sein Gehirn schädigt. Aber er kann nicht<br />
<strong>auf</strong>hören. Und genau so ist es beim chronisch<br />
Übergewichtigen.“<br />
15
Essen als Droge<br />
16<br />
gesund Alkoholiker stark übergewichtig kokainabhängig<br />
Weitermachen, obwohl es schadet<br />
Aus seiner Sicht ist es fatal, dass das Problem<br />
Übergewicht bagatellisiert wird, indem man die<br />
Dicken einfach nur für etwas disziplinlos hält. Dass<br />
es sich wirklich um Sucht handelt, also um eine<br />
ernstzunehmende Krankheit, ist für beide Experten<br />
eindeutig – gibt es doch Kriterien für Abhängigkeitserkrankungen,<br />
die <strong>auf</strong> viele Dicke ebenso zutreffen<br />
wie <strong>auf</strong> Raucher, Fixer oder Kokser. Zum<br />
Beispiel der anhaltende Substanzkonsum trotz<br />
Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen körperlicher,<br />
psychischer oder sozialer Art. Weitermachen,<br />
obwohl es schadet – wie Nikotinabhängige,<br />
die weiter qualmen, obwohl <strong>auf</strong> jeder Zigarettenpackung<br />
die abschreckenden Hinweise zu lesen<br />
sind. Ähnlich interpretieren die Suchtmediziner<br />
auch das Verhalten der Übergewichtigen. Doch so<br />
lange die keine Beschwerden wahrnähmen, so Falk<br />
Kiefer, „haben sie ja auch keinen Leidensdruck.“<br />
Denn in der bewegungsfaulen Industriegesellschaft<br />
ist es kein Problem, mit Übergewicht zu leben.<br />
Kontrollverlust beim Essen<br />
Eine weitere Parallele zum Drogenkonsum ist die<br />
Unfähigkeit, die Mengen an Essen zu begrenzen<br />
oder <strong>auf</strong> Essen in bestimmten Situationen zu ver-<br />
zichten – anders ausgedrückt: die Tüte Chips wird<br />
leer gefuttert, die Tafel Schokolade komplett vernichtet,<br />
wenn man einmal angefangen hat. Die<br />
verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des<br />
Beginns, der Beendigung und der Menge des<br />
Substanzkonsums, wie es in der offiziellen Definition<br />
heißt, kann Alkoholiker und Rauschgiftsüchtige<br />
ins tödliche Delirium bringen. Das droht<br />
dem Überesser zwar nicht, doch die Lebenserwartung<br />
ist drastisch verkürzt, wenn man einen<br />
BMI über 30 hat. Und die Wahrnehmung der Übergewichtigen<br />
für ihr Essverhalten ist oft deutlich<br />
verzerrt: Viele wissen nicht, wie viel sie wirklich<br />
essen, sie vergessen bis zu 50 Prozent der Nahrungsmittel,<br />
die sie am Tag <strong>auf</strong>nehmen.<br />
Die Krankheit sitzt im Kopf<br />
Noch etwas haben Suchtexperten und Hirnforscher<br />
festgestellt: Die Gehirne von Süchtigen<br />
– Alkoholiker und Kokainsüchtigen – haben<br />
weniger <strong>Rezept</strong>oren für einen ganz bestimmten<br />
Botenstoff, das Dopamin. Es ist der Signalstoff<br />
für das Lernen und setzt das Belohnungssystem<br />
des Gehirns in Gang. Dieses vermittelt dann ein<br />
angenehmes Gefühl, wenn Situationen, die<br />
einen Gewinn versprechen, wiederholt werden.<br />
Die Gehirne von Alkoholikern, Koksern und<br />
Von links nach rechts sind die Gehirne von Gesunden,<br />
Alkoholikern, stark Übergewichtigen und Kokainabhängigen<br />
zu sehen. Die rotgefärbten Bereiche sind die<br />
Dopaminrezeptoren<br />
Quelle: Volkow/Wise, ersch. in Nature Neuroscience<br />
schwer Übergewichtigen gleichen sich hier in<br />
einem speziellen Punkt. Alle zeigen dieselbe<br />
Veränderung, sie haben weniger Dopaminrezeptoren.<br />
Die Untersuchungen wurden an extrem<br />
dicken Probanden gemacht, die einen BMI über<br />
40 hatten, also 50 und mehr Kilo Übergewicht.<br />
Doch die Verhaltensähnlichkeiten sind auch<br />
schon bei Übergewichtigen da, die viel weniger<br />
<strong>auf</strong> die Waage bringen.<br />
Wenn sich also die Phänomene Drogenabhängigkeit<br />
und chronisches Übergewicht so <strong>auf</strong>fallend<br />
überschneiden, erklärt das auch, warum<br />
es so enorm schwer ist, viele Dicke zum Abnehmen<br />
zu bewegen – die Entwöhnung von einer<br />
Sucht dauert in der Regel viele Jahre. Zahlreiche<br />
Rückfälle gehören dazu, bei Alkohol oder Zigaretten<br />
ist das bekannt und akzeptiert. Bei chronisch<br />
Übergewichtigen aber hofft man <strong>auf</strong> die<br />
Wirkung von Ernährungsratschlägen oder <strong>auf</strong><br />
kurze Diätphasen von einigen Wochen – wohl<br />
ein Trugschluss. Vielleicht müssen Ärzte und<br />
Patienten daher bald umdenken. Es könnte sein,<br />
dass Internisten und Ernährungsberater die<br />
Behandlung der Übergewichtigen an Psychiater,<br />
Psychotherapeuten und Suchtmediziner abgeben<br />
müssen.<br />
17
Übergewicht durch Überfluss<br />
Für die Fast-Food-Ketten ist es eine gute Nachricht:<br />
Dickwerden hat nichts mit Hamburgern,<br />
Pommes Frites & Co. zu tun. Denn auch beim<br />
heimischen Bäcker, Metzger oder im Supermarkt<br />
holen sich die Menschen ihr Übergewicht ab.<br />
Noch nie war Essen so sehr Teil eines allgemeinen<br />
Lebensgenusses. Und: noch nie gab es so<br />
viel energiereiche Nahrung für alle. Flüssige<br />
Kalorien wie Limonaden, Fruchtsäfte, Wein und<br />
Bier gehören nicht gerade zu den Lebensmitteln,<br />
an die sich der menschliche Organismus im L<strong>auf</strong>e<br />
der Evolution angepasst hat. Diese süßen<br />
Getränke sind eigentlich auch keine Nahrungs-,<br />
sondern Genussmittel – Dickmacher, keine Sattmacher.<br />
Die Flüssigkeit rauscht ziemlich schnell<br />
durch Magen und Darm, die Kalorien aber bleiben<br />
im Körper. Dort verwandeln sie sich in Körperfett,<br />
wenn man mehr Kalorien zu sich nimmt,<br />
als man verbraucht. Und das geht schnell: Nur<br />
100 überzählige Kalorien am Tag, und innerhalb<br />
eines Jahres sind fünf Kilo Fett mehr <strong>auf</strong> den<br />
Hüften. Diese 100 Kalorien stecken schon in<br />
einem Glas Cola oder Limo, ein harmlos scheinendes<br />
trockenes Brötchen oder eine Laugenbrezel<br />
schlägt sogar mit etwa 150 Kalorien zu<br />
Buche. Das Problem ist nur, dass der Körper keinen<br />
eingebauten Kalorienzähler hat.<br />
18<br />
Der Mensch ist ein Genießer. Deshalb fällt das Abnehmen<br />
vielen schwer<br />
Satt abnehmen<br />
Satt abnehmen<br />
Menge bleibt – Kalorien müssen raus<br />
Dass es beim Essen <strong>auf</strong> Lust und Genuss ankommt,<br />
wissen die Spezialisten im Else Kröner-Fresenius-<br />
Zentrum für Ernährungsmedizin an der TU München<br />
nur zu gut. Hierher kommen viele übergewichtige<br />
Patienten, die schon eine lange Vorgeschichte<br />
mit Diäten und Ernährungsprogrammen<br />
haben. Geholfen haben die Kuren höchstens kurz.<br />
Und den Menschen das viele Essen abzugewöhnen,<br />
ist nach Meinung der Experten hier sowieso<br />
der falsche Ansatz: „Die Menge, die sie zu sich nehmen<br />
ist für die Leute wichtig, da kann man nichts<br />
machen“, sagt der Internist und Gastroenterologe<br />
Prof. Volker Schusdziarra. Wenn weniger nicht geht,<br />
so seine Strategie, dann muss eben die Energie in<br />
der Nahrung reduziert werden: „Man kann die gleiche<br />
Menge essen und satt werden, aber dabei<br />
weniger Energie, weniger Kalorien zu sich nehmen!“<br />
In Schusdziarras Beratung geht es nicht<br />
darum, Askese zu üben, stattdessen geht es um<br />
die richtige Balance. Viel essen und trotzdem<br />
abnehmen funktioniert, wenn man die Energiedichte<br />
der <strong>auf</strong>genommenen Nahrung beachtet,<br />
ausgedrückt in Kilokalorien (kcal/g).<br />
Kilokalorien pro g (kcal/g)<br />
Die offizielle Maßeinheit für Energie ist seit 1978 das Joule. Trotz<br />
der Umstellung <strong>auf</strong> Joule werden Brennwerte von Nahrungs-<br />
mitteln nach wie vor in Kalorien bzw. Kilokalorien angegeben.<br />
Eine Kalorie entspricht 4,1868 Joule. Vereinfacht gesagt versteht<br />
man unter einer Kalorie den Wert der Wärmemenge, die not-<br />
wendig ist, ein Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erwär-<br />
men. Demnach würde der Brennwert einer Tafel Schokolade<br />
(530 Kilokalorien) ausreichen, um 530 Liter Wasser um 1 Grad<br />
zu erwärmen. Meist spricht man von Kalorien, gemeint sind aber<br />
immer Kilokalorien – eine Verkürzung, die allgemein gebräuch-<br />
lich ist.<br />
Was man wirklich braucht<br />
Diese Energiedichte spiegelt das Verhältnis von<br />
Nahrungsmenge und Energiegehalt wider. Je<br />
niedriger die Energiedichte eines Lebensmittels<br />
ist, desto größer kann die Verzehrmenge sein.<br />
Anders ausgedrückt: Wer eine Tafel Schokolade<br />
von 100 Gramm vernascht, könnte stattdessen<br />
auch 750 Gramm Kartoffeln essen – die Kalorienmenge<br />
wäre dabei gleich. Wer aber abnehmen<br />
will, muss insgesamt weniger Kalorien zu<br />
sich nehmen, als er verbraucht. Das wiederum<br />
richtet sich nach dem persönlichen Energieverbrauch<br />
und dem so genannten Grundumsatz.<br />
Nur 100 überflüssige Kilokalorien<br />
pro Tag führen in einem Jahr zu 5 Kilogramm Fettgewebe<br />
Grundumsatz<br />
Der Energieverbrauch eines Menschen setzt sich zusammen aus<br />
dem Grundumsatz, der Thermogenese und dem Leistungsumsatz.<br />
Der Grundumsatz beschreibt die Energiemenge, die der Körper<br />
zum Erhalt der Lebensfunktionen wie Atmung oder Herzschlag<br />
bei absoluter Ruhe braucht. Er kann individuell stark variieren,<br />
verändert sich im L<strong>auf</strong>e des Lebens und es gibt Geschlechter-<br />
unterschiede: Männer haben einen höheren Grundumsatz als<br />
Frauen. Die Thermogenese entspricht der Energie, die für die<br />
Nahrungs<strong>auf</strong>nahme und das Verdauen verbraucht wird. Der<br />
Leistungsumsatz wird bestimmt von der körperlichen Aktivität<br />
pro Tag – je mehr man sich bewegt, umso höher ist er. Allerdings<br />
steckt im Grundumsatz der höchste Energieanteil: etwa 70 Prozent<br />
der täglich benötigten Gesamtenergiemenge.<br />
Anhand des Grundumsatzes und der Menge, die<br />
die Übergewichtigen gewohnheitsmäßig zu sich<br />
nehmen, haben die Münchner Mediziner berechnet,<br />
wie die Patienten ihre Lebensmittel auswählen<br />
müssen, um abzuspecken. Dazu werteten sie rund<br />
2.800 Ernährungsprotokolle von Patienten aus. Im<br />
Durchschnitt aßen diese eine Menge von etwa<br />
1.150 Gramm Lebensmittel pro Tag, eine Wohlfühl-<br />
Menge, die sie satt machte und die sie durchaus<br />
beibehalten sollten. Denn dar<strong>auf</strong> beruht das<br />
Münchner Konzept. Weitere Untersuchungen zeigten,<br />
dass der durchschnittliche Grundumsatz, also<br />
der Ruheenergieverbrauch, etwa 1.700 kcal betrug.<br />
19
Daraus errechneten die Mediziner, dass bei gleicher<br />
Menge die durchschnittliche Energiedichte der<br />
Lebensmittel 1,5 kcal/g nicht übersteigen darf.<br />
Die Energiedichte-Tabelle<br />
So entwickelten Volker Schusdziarra und seine<br />
Kollegen eine Energiedichte-Tabelle. Darin listeten<br />
sie alle gängigen Lebensmittel und deren Energiemenge<br />
pro Gramm <strong>auf</strong>, übersichtlich geordnet in<br />
Gruppen, wie zum Beispiel Backwaren, Brot<strong>auf</strong>striche,<br />
Käse oder Wurstwaren. Je nach Energiegehalt<br />
bekamen die Lebensmittel unterschiedliche<br />
Farben: Grün für eine Energiedichte unter 1,5<br />
kcal/g, Gelb für Werte von 1,5 bis 2,5, Rot für alles<br />
über 2,5 kcal/g. Mit dem Farbcode behalten die<br />
Patienten einen guten Überblick, ohne <strong>auf</strong> komplizierte<br />
Weise Kalorien zählen zu müssen. Und<br />
es ist auch <strong>auf</strong> den ersten Blick zu erkennen,<br />
welche kalorienärmeren Speisen in derselben Geschmacksgruppe<br />
die Alternative sein können.<br />
Energiegehalt<br />
Der Energiegehalt beruht ganz allein <strong>auf</strong> den in der Nahrung ent-<br />
haltenen Nährstoff-Klassen. Fett ist der größte Energielieferant mit<br />
einer Energiedichte von 9 kcal/g. Kohlenhydrate und Eiweiß haben<br />
eine Energiedichte von jeweils 4 kcal/g. Alkohol muss angesichts<br />
20<br />
An der Atemluft können die Experten den Grundumsatz<br />
messen. Der Gehalt von Kohlendioxid und Sauerstoff im<br />
Atem gibt an, wie viel Energie der Körper im Ruhezustand<br />
verbraucht<br />
der heutigen Ernährungsgewohnheiten ebenfalls berücksichtigt<br />
werden, er hat eine Energiedichte von 7 kcal/g. Je mehr Wasser das<br />
Nahrungsmittel enthält, desto niedriger ist die Energiedichte:<br />
Vollkornbrot hat einen Wasseranteil von etwa 38 Prozent. Die<br />
Energiedichte liegt bei 2,0 kcal/g. Cornflakes dagegen haben eine<br />
Energiedichte von 3,7 kcal/g.<br />
Jeder soll essen, was ihm schmeckt<br />
Die Münchner Mediziner betonen, dass eine wirksame<br />
und dauerhafte Ernährungsumstellung nur<br />
gelingt, wenn die Patienten ihre individuellen Geschmacks-<br />
und Essgewohnheiten behalten dürfen.<br />
Ein individueller Essplan für jeden Patienten hilft<br />
dabei. Die Lust bleibt erhalten, und Hungergefühl<br />
kommt nicht <strong>auf</strong>, weil weiterhin viel gegessen werden<br />
darf – nur etwas anders zusammengestellt.<br />
Alles in allem richtet sich der neue Speiseplan nach<br />
dem Wohlbefinden des Übergewichtigen und verlangt<br />
keine radikale Umstellung. Selbst Fast-Food<br />
und Süßigkeiten sind bei der Ernährungstherapie<br />
an der TU München erlaubt, wenn sie nicht übermäßig<br />
verzehrt werden. Eisern bleiben die Experten<br />
nur beim Sparen: Wer nascht, muss an anderer<br />
Stelle verzichten, wo es nicht so schwer fällt – wenn<br />
das Stück Torte am Nachmittag für den Seelenfrieden<br />
unverzichtbar ist, muss die Flasche Bier<br />
zum Abendessen dran glauben.<br />
Satt abnehmen mit der TU München<br />
Diese etwas andere Kalorien-Tabelle soll das<br />
Abnehmen erleichtern, indem das lästige Kalorienzählen<br />
entfällt. Ziel ist es, die Ernährung umzustellen<br />
und die überflüssige Energiezufuhr zu<br />
stoppen, so dass man langsam, aber stetig<br />
Gewicht verliert. Bei jeder Mahlzeit isst man sich<br />
satt, und es darf auch gut schmecken. Selbst<br />
wenn es ab und zu kleine Sünden gibt – die sind<br />
durchaus erlaubt, wenn das Kalorien-Plus an<br />
anderer Stelle wieder eingespart wird. Denn bei<br />
der Ernährungstherapie des Else-Kröner-Fresenius-<br />
Zentrums geht es nicht darum, möglichst schnell<br />
möglichst viel abzunehmen. Sondern darum,<br />
dass man beim Abnehmen weiterhin satt wird<br />
und Spaß am Essen hat, schließlich bedeutet<br />
das besonders für Übergewichtige Lebensqualität.<br />
Dafür bietet die Energiedichte-Tabelle Alternativen<br />
zu kalorienreichen Speisen, die trotzdem<br />
schmackhaft sind und es erlauben, individuelle<br />
Gewohnheiten zu erhalten.<br />
Wie wendet man die Tabelle an?<br />
Zu allen Lebensmitteln ist die Menge an Kilokalorien<br />
angegeben, die in einem Gramm davon<br />
stecken, die so genannte Energiedichte.<br />
Schinkenbrote statt Käsebrötchen – so spart man<br />
Kalorien und es schmeckt genauso gut<br />
Die Energiedichte-Tabelle<br />
Außerdem ist die Tabelle in drei Farben gegliedert,<br />
in denen die Lebensmittel nach Gruppen<br />
angeordnet sind: Grün für eine Energiedichte<br />
unter 1,5 kcal/g, Gelb für Werte von 1,5 bis 2,5,<br />
Rot für alles über 2,5 kcal/g. Der Farbcode<br />
ersetzt das umständliche Kalorienzählen. So<br />
kann man einfach überprüfen, welche Lebensmittel<br />
aus dem gewohnten Speiseplan sehr<br />
energiedicht – also kalorienhaltig – sind. In derselben<br />
Gruppe lassen sich dann auch Alternativen<br />
suchen, die weniger Kalorien haben, aber<br />
in eine ähnliche Geschmacksrichtung gehen. Auf<br />
diese Art fällt es am leichtesten, Kalorien zu<br />
reduzieren und zugleich genussvoll und ausreichend<br />
zu essen. Die Tabelle des EKF-Zentrums an<br />
der TU München führt alle gängigen Nahrungsmittel<br />
<strong>auf</strong>. Wir zeigen hier einen Auszug mit einer<br />
kleinen Auswahl, die ganze Tabelle erscheint<br />
gegen Ende 2006, siehe auch Kapitel Lesetipps.<br />
Die Energiedichte (ED) ist definiert als Kalorienmenge<br />
pro Gramm Lebensmittel. Je geringer die<br />
Energiedichte eines Lebensmittels ist, desto<br />
größer ist der Sättigungseffekt bei gleichzeitig<br />
geringer Kalorien<strong>auf</strong>nahme. In der Tabelle sind<br />
die verschiedenen Lebensmittel in Lebensmittelgruppen<br />
zusammengefasst und innerhalb jeder<br />
Lebensmittelgruppe nach ihrer Energiedichte<br />
geordnet.<br />
21
22<br />
163 kcal 91 kcal<br />
Die Energiedichte-Tabelle<br />
Alle grün gekennzeichneten Lebensmittel sind dazu geeignet, auch in größerer Menge verzehrt zu werden.<br />
Der gelbe Bereich enthält Lebensmittel, an denen man sich auch noch satt essen darf, vorausgesetzt, dass die für die Sättigung<br />
benötigte Essensmenge insgesamt nicht zu groß ist. Sonst sollte man ein gelb gekennzeichnetes Lebensmittel mit einem grün<br />
gekennzeichneten Lebensmittel kombinieren, um eine günstige Energiedichte zu erreichen.<br />
Rot gekennzeichnete Lebensmittel haben einen hohen Energiegehalt und können immer nur in kleinen Mengen verzehrt werden.<br />
Nahrungsmittel Energiedichte (kcal/g)<br />
Brot / Brötchen<br />
Roggenmischbrot 2,1<br />
Mehrkornbrot 2,2<br />
Vollkornbrötchen 2,2<br />
Weizenbrötchen (Semmel) 2,7<br />
Croissant 4,3<br />
Kuchen<br />
Obstkuchen aus Hefeteig 1,8<br />
Rührkuchen 3,6<br />
Sahnetorte 3,7<br />
Kleingebäck<br />
Milchschnitte 4,2<br />
Kekse<br />
Keks, Plätzchen (allgemein) 4,9<br />
Weihnachtsgebäck<br />
Weihnachtsstollen, sächsisch 3,5<br />
Lebkuchen 4,0<br />
Müsli<br />
Zutaten für’s Müsli<br />
a) Getreidezutaten – Haferflocken (Vollkorn) 3,5<br />
c) Obst – Frischobst im Durchschnitt 0,5<br />
d) Milch / Joghurt / Dickmilch / Sahne ...1,5,% Fett 0,5<br />
Nahrungsmittel Energiedichte (kcal/g)<br />
Milch / Milchprodukte<br />
Kuhmilch, 1,5 % Fett 0,4<br />
Kuhmilch, 3,5 % Fett 0,6<br />
Sauermilchprodukte<br />
Joghurt mit Früchten, gezuckert, 1,5 % Fett 0,8<br />
Joghurt mit Früchten, gezuckert, 3,5 % Fett 0,9<br />
Sahne<br />
Saure Sahne 1,2<br />
Schlagsahne 3,1<br />
Brot<strong>auf</strong>striche – süß<br />
Marmelade 2,7<br />
Honig 3,3<br />
Nussnougatcreme 5,2<br />
Streichfette<br />
Halbfettbutter / Halbfettmargarine 3,7<br />
Diätmargarine 8,0<br />
Butter 8,0<br />
Wurstwaren / Schinken<br />
Schinken, gekocht (mager) 1,3<br />
Leberkäse 3,0<br />
Salami 3,7<br />
Nahrungsmittel Energiedichte (kcal/g)<br />
Würstchen<br />
Bratwurst 3,1<br />
Fischwaren<br />
Thunfisch (ohne Öl) 1 ,1<br />
Bismarckhering 2,1<br />
Käse / Quark<br />
Quark<br />
Speisequark, mager 0,7<br />
Speisequark, 20 % F.i.Tr. 1,1<br />
Schnittkäse / Hartkäse<br />
Emmentaler / Greyerzer, 45 % F.i.Tr. 4,0<br />
Frischobst<br />
Apfel, Grapefruit, Honigmelone, Kirschen (sauer),<br />
Kiwi, Mandarine, Nektarine, Pflaume 0,5<br />
Knabbereien und Naschereien<br />
Nüsse und Samen<br />
Erdnuss, geröstet 5,9<br />
Salziges zum Knabbern<br />
Salzstangen, -brezeln 3,5<br />
Süßwaren<br />
Gummibärchen 3,4<br />
Fruchtriegel / Müsliriegel 3,3 - 4,2<br />
Vollmilchschokolade 5,4<br />
Fleisch<br />
Rindfleisch, mager 1,0<br />
Kalbfleisch, mager 1,0<br />
870 kcal 265 kcal<br />
Nahrungsmittel Energiedichte (kcal/g)<br />
Fleisch<br />
Schnitzel 1,1<br />
Schweineschnitzel, paniert (gegart) 3,2<br />
Hähnchenbrustfilet 1,0<br />
Fisch<br />
Forelle 1,0<br />
panierter Fisch (gegart) 3,2<br />
Beilagen<br />
Kartoffeln 0,7<br />
Reis, poliert, gekocht 1,1<br />
Bratkartoffeln 1,3<br />
Nudeln, gekocht 1,4<br />
Pommes frites (Friteuse) 2,1<br />
Eier<br />
Hühnerei 1,5<br />
Gemüse<br />
Bohnen, Broccoli, Gartenkresse, Kürbis, Möhren,<br />
Porree, Wirsing, Zwiebel, 0,3<br />
Eis / Dessert<br />
Fruchteis / Sorbet 0,8 - 1,2<br />
Portionseis 1,0 - 3,9<br />
Fertigdesserts<br />
Pudding Schokolade / Vanille 1,0<br />
Tiefkühlprodukte<br />
TK-Pizza 2,1 - 2,9<br />
Fischgerichte<br />
Fischstäbchen 2,0<br />
23
24<br />
So funktioniert die Umstellung<br />
Wer abnehmen will, braucht während der ersten<br />
vier bis sechs Wochen nicht nur Speisen mit dem<br />
idealen Durchschnittswert von 1,5 kcal/g aus dem<br />
gelben Bereich zu wählen – Hauptsache, das<br />
Körpergewicht sinkt. Auch in der Kombination der<br />
einzelnen Mahlzeiten kann variiert werden, um<br />
die Kalorienmenge zu reduzieren. Kartoffeln als<br />
Beilage haben zum Beispiel im Vergleich zu Reis,<br />
Brot oder Nudeln die geringste Energiedichte.<br />
Also darf es auch mal ein fettes Kotelett statt<br />
eines mageren Schnitzels sein, wenn es dazu<br />
Salzkartoffeln gibt. So kann durch geschicktes<br />
Kombinieren die Balance zwischen Genuss und<br />
Verzicht, zwischen Essensmenge und Kalorienmenge<br />
gehalten werden.<br />
Ein Beispiel macht das deutlich: Nehmen wir an,<br />
Sie lieben ein herzhaftes Frühstück. Bisher war<br />
die Scheibe Brot, die Sie verzehrt haben, etwa<br />
acht Millimeter, der Schinkenbelag etwa zwei<br />
Millimeter dick. Das sind etwa 35 Gramm Brot<br />
und 20 Gramm Schinken, zusammen 55 Gramm.<br />
Diese Kombination entspricht einer Energiedichte<br />
von 1,8 kcal/g.<br />
444 kcal 216 kcal<br />
Die Energiedichte-Tabelle<br />
Wenn Sie hier sparen wollen, brauchen Sie keinen<br />
Magerjoghurt zu löffeln – schneiden Sie nur die<br />
Brotscheibe etwas dünner, nämlich fünf Millimeter<br />
statt acht. Legen Sie aber ordentlich mehr Schinken<br />
dr<strong>auf</strong>, fünf statt zwei Millimeter. Jetzt essen<br />
Sie sogar mehr als vorher, nämlich zusammen 72<br />
Gramm statt 55 Gramm. Sie sind also früher satt,<br />
weil die Füllmenge im Magen größer ist – und<br />
sparen gleichzeitig Kalorien! Denn die Energiedichte<br />
von 5 mm Brot und 5 mm Schinken entspricht<br />
1,5 kcal/g.<br />
Körpergewicht<br />
Körpergröße (m) x Körpergröße (m)<br />
BMI – Body Mass Index<br />
BMI – Body Mass Index<br />
BMI-Rechner<br />
Der Body-Mass-Index, abgekürzt BMI, ist die weltweit<br />
anerkannte Methode zur Ermittlung des Gewichtszustandes.<br />
Der BMI hat damit ältere Formeln<br />
und Faustregeln abgelöst, etwa die, nach der sich<br />
das Normalgewicht aus der Körpergröße in Zentimetern<br />
minus 100 ergibt.<br />
Wie wird der BMI berechnet?<br />
Der BMI berechnet sich aus dem Körpergewicht in<br />
Kilogramm (kg), dividiert durch das Quadrat der<br />
Körpergröße (m 2 ). Die Formel lautet:<br />
BMI = Körpergewicht : (Körpergröße in m) 2<br />
Die Einheit des BMI ist demnach kg/m 2<br />
Berechnungsbeispiel:<br />
Eine Person mit einer Körpergröße von 160 cm und<br />
einem Körpergewicht von 60 kg hat demnach<br />
einen BMI von 23,4 (60 : (1,6 m) 2 = 23,4)<br />
Welchen BMI sollte man haben?<br />
Mit zunehmendem Alter legen alle Menschen an<br />
Körpermasse zu, das ist natürlich. Es gibt Experten,<br />
die deshalb beim Gewicht im Alter etwas Ent-<br />
warnung geben. Die Universität Hohenheim zum<br />
Beispiel erlaubt in den Altersgruppen folgende<br />
Schwankungsbreiten:<br />
Alter BMI<br />
19 - 24 Jahre 19 - 24<br />
25 - 34 Jahre 20 - 25<br />
35 - 44 Jahre 21 - 26<br />
45 - 54 Jahre 22 - 27<br />
55 - 64 Jahre 23 - 28<br />
> 64 Jahre 24 - 29<br />
= BMI<br />
Es gibt darüber hinaus noch Ausnahmefälle, etwa<br />
Leistungs- und Kraftsportler, die eine extrem hohe<br />
Muskelmasse haben und daher aus dem üblichen<br />
BMI-Rahmen herausfallen. Doch unter der Normalbevölkerung<br />
sind sie eher selten, und nur wenige<br />
können einen <strong>auf</strong>fallend hohen BMI wirklich mit zu<br />
vielen Muskeln begründen. Generell gilt, dass athletische<br />
Körperbautypen einen höheren BMI haben,<br />
weil die Muskeln einfach schwerer sind.<br />
Ab wann ist Übergewicht ungesund?<br />
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die<br />
Dicken seit dem Jahr 2000 festgenagelt: schon ab<br />
einem BMI von 25 im entsprechenden Alter gilt<br />
man als übergewichtig. Ab einem BMI von 30 ist<br />
man gar adipös, wie die Experten sagen – zu<br />
deutsch: schwer übergewichtig oder fettsüchtig.<br />
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BMI – Body Mass Index<br />
Die Adipositas, wie der medizinische Ausdruck lautet,<br />
gilt als chronische Krankheit, die unbedingt<br />
behandelt werden muss, notfalls auch mit Medikamenten.<br />
Dabei geht es nicht um extreme Schwergewichte,<br />
die in keinen Flugzeugsitz mehr passen,<br />
weil sie 50 und mehr Kilo Übergewicht <strong>auf</strong> die<br />
Waage bringen – schon mit etwa 15 Kilo Übergewicht<br />
ist man dabei.<br />
Aber bereits bei einem BMI ab 25 ist man in der<br />
Gefahrenzone. Dann sollte man zumindest dar<strong>auf</strong><br />
achten, dass man nicht weiter zunimmt – und der<br />
Arzt ist <strong>auf</strong>gefordert, den Patienten <strong>auf</strong> das Risiko<br />
hinzuweisen. So schreiben es die Leitlinien der<br />
Deutschen Adipositas-Gesellschaft vor, die sich<br />
ebenfalls an der WHO-Klassifikation orientieren.<br />
Denn schon bei leichtem Übergewicht steigt das<br />
Risiko für Herz- und Kreisl<strong>auf</strong>krankheiten, Gelenkschäden,<br />
Diabetes und bestimmte Krebsarten.<br />
Dabei spielt wieder die Konstitution eine Rolle,<br />
genauer: der Fettspeichertypus. Es gibt zwei genetisch<br />
bedingte Körpertypen, die Fett <strong>auf</strong> unterschiedliche<br />
Weise anlagern: Der A- oder Apfel-Typ<br />
setzt vermehrt am Bauch an, der B- oder Birnen-<br />
Typ eher an den Hüften und Oberschenkeln. Beide<br />
Typen gibt es unter Männern und Frauen, allerdings<br />
überwiegen bei Männern die Apfelformen und bei<br />
Frauen die Birnenformen.<br />
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Menschen vom Apfeltypus haben allgemein ein<br />
höheres Risiko, Diabetes und Herz-Kreisl<strong>auf</strong>-<br />
Erkrankungen zu bekommen. Daher gilt ein Apfel-<br />
Typ auch schon bei einem BMI von 27 als stärker<br />
gefährdet als ein Birnentyp mit demselben leichten<br />
Übergewicht. Eine Faustregel dabei besagt,<br />
dass Männer mit einem Bauchumfang von über 94<br />
Zentimetern und Frauen bei einer Taille über 80<br />
Zentimetern Umfang den Risikofaktor haben. Der<br />
Bierbauch ist daher alles andere als harmlos, und<br />
wer von Natur aus zum Bauchansatz neigt, sollte<br />
dort lieber keine überflüssigen Pfunde deponieren.<br />
Weitere Risikofaktoren machen schon leichtes<br />
Übergewicht ab einem BMI von 25 gefährlich, zum<br />
Beispiel hoher Blutdruck oder Zuckerkrankheit in<br />
der Familie.<br />
Die folgende Tabelle zeigt die generelle Einteilung:<br />
Klassifikation M w<br />
Untergewicht < 20 < 19<br />
Normalgewicht 20 - 25 19 - 24<br />
Übergewicht 25 - 30 24 - 30<br />
Adipositas 30 - 40 30 - 40<br />
massive Adipositas > 40 > 40<br />
Quelle: Leitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft<br />
Lesetipp<br />
Satt essen und abnehmen<br />
Autor: Prof. Volker Schusdziarra<br />
Verlagsangaben: Erscheint Ende 2006 im<br />
MMI-Verlag, Neu-Isenburg<br />
Das Buch ist ab Januar 2007 erhältlich. Bis zum Erschei-<br />
nungsdatum ist es vorab zum Subskriptionspreis in Höhe von<br />
14.95 Euro zuzüglich Porto und Versand direkt beim Verlag<br />
unter folgender Anschrift zu bestellen: Medizinische Medien<br />
Informations GmbH, Am Forsthaus Gravenbruch 7, 63263<br />
Neu-Isenburg. Oder Sie senden Ihre Bestellung per Email an<br />
Diabetes@mmi.de.<br />
Linktipps<br />
Homepage des Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernäh-<br />
rungsmedizin www.med.tu-muenchen.de/de/<br />
gesundheitsversorgung/kliniken/ernaehrungsmedizin/<br />
BMI-Rechner, alles Klassifikationen und Hinweis <strong>auf</strong> die DGE<br />
www.uni-hohenheim.de/wwwin140/info/<br />
interaktives/bmi.htm<br />
Deutsche Adipositas-Gesellschaft (medizinische Fachge-<br />
sellschaft). Sie legt auch die Leitlinien für die Behandlung des<br />
Übergewichts fest, zusammen mit der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährungsmedizin, der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft.<br />
www.adipositas-gesellschaft.de/<br />
Die Europäische Kommission hat ein Programm zur Be-<br />
kämpfung der Fettleibigkeit <strong>auf</strong>gelegt, viele Informationen<br />
und Zahlen dazu gibt es <strong>auf</strong> den verschiedenen EU-Seiten:<br />
http://www.eufic.org/web/article.asp?cust=1&lng=de&sh<br />
ow=EU&rid=4<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) www.dge.de/<br />
Es gibt viele Kliniken, die stationäre Programme für Überge-<br />
wichtige anbieten. Speziell <strong>auf</strong> den Suchtcharakter gehen vor<br />
allem die Kliniken nach dem so genannten Bad Herrenalber<br />
Modell ein. Die hinter dem übermäßigen Essen liegenden psy-<br />
chischen Konflikte stehen bei der Behandlung im Vorder-<br />
grund, ein spezielles Ess-Programm sowie Gruppen- und<br />
Verhaltenstherapie gehören dazu. Kliniken u.a. in Bad<br />
Herrenalb, Grönenbach, Oberstdorf und in Wolfsried (Allgäu).<br />
www.hochgrat-klinik.de/deutsch-hochgratklinik-psychothe-<br />
rapie-bayern/essstoerungen.htm<br />
Psychosomatische Fachklinik Münchwies: Die Klinik ist speziali-<br />
siert <strong>auf</strong> die Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen aller<br />
Art. Die Behandlung der Übergewichtigen (ab BMI über 40)<br />
erfolgt analog zu dem anderer Süchtiger, in der Therapie wer-<br />
den Elemente aus der Suchttherapie angewendet. So müssen<br />
die Patienten zum Beispiel schriftlich ihre Absicht erklären,<br />
das übermäßige Essen einzustellen und Ess-Protokolle füh-<br />
ren, dazu gibt es spezielle Gruppen- und Einzeltherapie<br />
www.ahg.de/ahgde.nsf/FRSEINRICHTUNG/Muenchwies?<br />
opendocument<br />
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