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Fachthemen<br />
DOI: 10.1002/best.200900655<br />
Christoph Müller<br />
Zemente mit mehreren Hauptbestandteilen<br />
im Betonbau<br />
Nachhaltige Lösungen für das Bauen mit Beton<br />
Im Hinblick auf die Verminderung der klimarelevanten CO 2 -Emissionen<br />
in der Zementindustrie kommt der Herstellung von Zementen<br />
mit mehreren Hauptbestandteilen eine besondere Bedeutung<br />
zu. Ein Grund dafür liegt – verglichen mit „traditionellen“ CEM I-<br />
Zementen (Portlandzementen) – im energieeffizienteren und ökologischeren<br />
Herstellungsverfahren. Aber auch die Dauerhaftigkeit<br />
und die Leistungsfähigkeit beim Einsatz in Betonbauwerken<br />
sorgen dafür, dass Portlandkompositzemente (CEM II) und Hochofenzemente<br />
(CEM III) mittlerweile auch in <strong>Deutschland</strong> einen<br />
Marktanteil von rd. 65% erreichen. Europaweit werden schon seit<br />
einigen Jahren nur noch annähernd 30% Portlandzement eingesetzt<br />
– bei stetig sinkender Tendenz. Nachfolgend werden die anwendungstechnischen<br />
Eigenschaften, die Anwendungsmöglichkeiten<br />
sowie die ökologischen Vorteile der bisher in <strong>Deutschland</strong><br />
eingesetzten Zemente mit mehreren Hauptbestandteilen dargestellt<br />
und anhand von zwei Praxisbeispielen verdeutlicht. Mit Beispielen<br />
für die Leistungsfähigkeit neuer Zemente im Beton erfolgt<br />
ein Ausblick in mögliche weitere Entwicklungen.<br />
Cements with Several Main Constituents in Concrete Construction<br />
– Sustainable Solutions for Building with Concrete<br />
In view of the reduction of climate-related CO 2 emissions in the<br />
cement industry the manufacture of cements with several main<br />
constituents is of particular significance. One reason is the production<br />
process, which is more energy-efficient and more ecological<br />
compared to “traditional” CEM I-cements (Portland<br />
cements). But also the durability and performance in their use in<br />
concrete constructions are reasons why Portland-composite<br />
cements (CEM II) and blastfurnace cements (CEM III) have<br />
meanwhile reached a market share of about 65% in Germany. For<br />
a few years now, approximately only 30% Portland cements have<br />
been used throughout Europe – with a continuous downward<br />
trend. The application-specific properties, the possible areas of<br />
use as well as the ecologic advantages of the cements with several<br />
main constituents used in Germany so far are described in<br />
the following and illustrated by two practical examples. An outlook<br />
into possible further developments is given by examples of<br />
the performance of new cements in concrete.<br />
1 Einleitung<br />
Zu allen Zeiten wurden in <strong>Deutschland</strong> auf der Basis der<br />
regional verfügbaren Rohstoffe leistungsfähige Zemente<br />
für eine sichere Betonbauweise hergestellt. Insofern hat<br />
die Verwendung von Zementen mit mehreren Hauptbestandteilen<br />
in <strong>Deutschland</strong> eine lange und erfolgreiche<br />
Tradition. Aufgrund der stetig steigenden Anforderungen<br />
an den Umweltschutz kommt heute der Herstellung und<br />
Verwendung von Zementen mit mehreren Hauptbestandteilen<br />
wegen ihrer ökologischen Vorteile eine immer größere<br />
Bedeutung zu.<br />
Bezogen auf die Verhältnisse in <strong>Deutschland</strong> belegt<br />
der erfolgreiche Einsatz in der Baupraxis die Leistungsfähigkeit<br />
von CEM II- und CEM III-Zementen für anspruchsvolle<br />
und dauerhafte Betonbauwerke. Nachfolgend<br />
werden die anwendungstechnischen Eigenschaften<br />
dieser Zemente, ökologische Vorteile ihrer Verwendung<br />
sowie praktische Anwendungsbeispiele vorgestellt. Darüber<br />
hinaus wird die Situation in <strong>Deutschland</strong> mit den gesamteuropäischen<br />
Verhältnissen verglichen. Abgeschlossen<br />
wird der Beitrag mit einem Ausblick auf die Leistungsfähigkeit<br />
möglicher neuer Zemente im Beton. Weitere Informationen<br />
<strong>zum</strong> Thema bietet die aktuelle Broschüre<br />
„CEM II- und CEM III/A-Zemente im Betonbau – Nachhaltige<br />
Lösungen für das Bauen mit Beton“ des Vereins<br />
Deutscher Zementwerke e. V. (VDZ) [1], die in Teilen als<br />
Grundlage für diesen Beitrag diente.<br />
2 Ökologische Anforderungen<br />
Die Anforderungen an die Schonung der Ressourcen, an<br />
die Verringerung des Energieeinsatzes und an den globalen<br />
Klimaschutz sowie steigende Energiepreise stellen alle<br />
Industrien vor erhebliche Herausforderungen. Als energie-<br />
und rohstoffintensive Industrie ist die Zementindustrie<br />
hiervon in ganz besonderem Maße betroffen. Die Zementhersteller<br />
stellen sich dieser Herausforderung, indem<br />
sie ihre Herstellprozesse im Hinblick auf Rohstoff- und<br />
Energieeinsatz in den vergangenen Jahren fortlaufend optimiert<br />
haben.<br />
Der Einsatz natürlicher Rohstoffe und der Brennstoffenergiebedarf<br />
für die Zementherstellung sind in erster Linie<br />
durch die Herstellung des Zementklinkers bedingt.<br />
Dieses gilt auch für die CO 2 -Emissionen, zu denen prozessbedingt<br />
die CO 2 -Emissionen aus den eingesetzten<br />
Kalksteinen als Rohmaterialkomponente beitragen. Darüber<br />
hinaus wird CO 2 aufgrund des Einsatzes der fossilen<br />
Brennstoffe emittiert. In den vergangenen Jahren hat die<br />
Zementindustrie ihren Brennstoffenergiebedarf deutlich<br />
gesenkt und dabei ein verfahrenstechnisches Optimum<br />
nahezu erreicht. Insofern kommt für eine weitere Reduzierung<br />
der CO 2 -Emissionen bei der Zementherstellung solchen<br />
Zementen eine besondere Bedeutung zu, die neben<br />
© 2009 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Beton- und Stahlbetonbau 104 (2009), Heft 2<br />
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