pdf zum Downloaden (1,25 MB) - Cemex Deutschland AG
pdf zum Downloaden (1,25 MB) - Cemex Deutschland AG
pdf zum Downloaden (1,25 MB) - Cemex Deutschland AG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
P. Schießl/T. F. Mayer · Lebensdauermanagement von Stahlbetonbauwerken<br />
ter Modelle derzeit noch nicht möglich, so dass stellvertretend<br />
der Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit „Depassivierung<br />
der Bewehrung“ betrachtet wird. Unter Verwendung<br />
des Modells <strong>zum</strong> Chlorideindringen nach Gehlen [2]<br />
ergibt sich für diesen Grenzzustand <strong>zum</strong> Ende der geplanten<br />
Nutzungsdauer von t = 50 Jahren eine Versagenswahrscheinlichkeit<br />
von p f = 47%, d. h., die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass in der betrachteten Geschossdecke nach 50 Jahren eine<br />
Depassivierung infolge Chlorideindringens stattgefunden<br />
hat, beträgt 47%. Der zeitliche Verlauf der Versagenswahrscheinlichkeit<br />
p f und des Zuverlässigkeitsindex β sind<br />
in Bild 2 dargestellt. Für den hier betrachteten Grenzzustand<br />
der Gebrauchstauglichkeit wird am Ende der Nutzungsdauer<br />
in [9] ein Zuverlässigkeitsindex β≥0,5 gefordert.<br />
Da die geforderte Zuverlässigkeit in diesem Beispiel<br />
deutlich unterschritten wurde, ist in einem nächsten<br />
Schritt eine Erhöhung des Chlorideindringwiderstands<br />
durch Rezeptoptimierung bzw. Erhöhung der Betondeckung<br />
oder eine Verringerung der Chlorideinwirkung<br />
durch konstruktive Maßnahmen zu erörtern.<br />
2.3 Optimierungspotential durch Rezepturoptimierung<br />
Ein wesentlicher Vorteil des hier beschriebenen Ansatzes<br />
der Lebensdauerbemessung besteht in der Möglichkeit,<br />
die Auswirkung betontechnologischer Maßnahmen auf<br />
die zu erwartende Lebensdauer quantitativ zu bewerten<br />
und so Optimierungspotentiale durch Rezepturoptimierung<br />
nutzen zu können. Beispielhaft ist in Bild 3 der Einfluss<br />
von Bindemittelzusammensetzung und w/z-Wert auf<br />
die maßgebende Kenngröße zur Beschreibung des Chloridtransports,<br />
den Chloridmigrationskoeffizient, dargestellt<br />
[10].<br />
Derartige Bewertungswerkzeuge gewinnen vor dem<br />
Hintergrund der derzeitigen Entwicklungen am Zementmarkt<br />
an Bedeutung, an dem aufgrund des hohen CO 2 -<br />
Ausstoßes bei der Klinkerproduktion reine Portlandzemente<br />
CEM I zunehmend durch CEM II- und CEM III-<br />
Zemente ersetzt werden. In Bild 4 sind die Auswirkungen<br />
auf die Zuverlässigkeit dargestellt, die in dem zuvor beschriebenen<br />
Beispiel der Austausch eines Portlandzements<br />
durch einen Portlandkompositzement CEM II/B-<br />
M (S-LL) oder einen Hochofenzement CEM III/B bei<br />
gleichem Wasserzementwert bedingt. Bereits vergleichsweise<br />
geringe Hüttensandgehalte bei einem CEM II/B-M<br />
(S-LL) führen hier zu einem signifikanten Anstieg der Zuverlässigkeit.<br />
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die<br />
Rezepturoptimierung unter Berücksichtigung aller Dauerhaftigkeitsaspekte<br />
erfolgen muss. Hohe Anteile an puzzolanischen<br />
oder latent hydraulischen Bestandteilen im Bindemittel<br />
verbessern zwar z. B. den Chlorideindringwiderstand<br />
und den Widerstand gegenüber chemischem Angriff,<br />
führen aber u. U. zu einem Rückgang des<br />
Karbonatisierungswiderstands und des Frost-Tausalz-Widerstands.<br />
Portlandkompositzemente stellen hier einen<br />
möglichen Kompromiss bei verschiedenen Dauerhaftigkeitsanforderungen<br />
an ein Bauteil dar, da sie sowohl einen<br />
vergleichsweise hohen Chlorideindringwiderstand aufweisen,<br />
im Vergleich zu Hochofenzementen mit hohem Hüttensandgehalt<br />
aber zusätzlich auch noch über einen relativ<br />
hohen Karbonatisierungswiderstand verfügen. Der<br />
Einfluss des Bindemittels auf die Wahrscheinlichkeit der<br />
Bild 3. Einfluss von Bindemittel und Wasserzementwert auf<br />
den Chloridmigrationskoeffizienten [10]<br />
Fig. 3. Influence of binder type and water/cement-ratio on<br />
the chloride migration coefficient [10]<br />
Bild 4. Einfluss der Zementart auf den Zuverlässigkeitsindex<br />
bei Chloridbeaufschlagung (w/z = 0,50)<br />
Fig. 4. Influence of the binder type on the reliability index<br />
with respect to chloride-induced corrosion (w/c = 0.50)<br />
karbonatisierungsinduzierten Korrosion bei Verwendung<br />
eines CEM I, eines CEM II/B-M (S-LL) und eines CEM<br />
III/A bei gleichem Wasserzementwert ist exemplarisch in<br />
Bild 5 dargestellt. Als Ergebnis der Rezepturoptimierung<br />
steht die Auswahl einer Betonzusammensetzung, die unter<br />
Berücksichtigung aller Einwirkungen eine möglichst hohe<br />
Dauerhaftigkeit des betrachteten Bauteils gewährleistet.<br />
2.4 Erweiterte Eignungsprüfungen<br />
Die Lebensdauerbemessung, die als Bestandteil der Planung<br />
durchgeführt wird, beruht auf Annahmen sowohl für<br />
die Umwelteinwirkungen als auch für die dauerhaftig-<br />
Sonderdruck aus: Beton- und Stahlbetonbau 104 (2009), Heft 11<br />
15