Teilnehmende Beobachtung: Das Protokollieren
Teilnehmende Beobachtung: Das Protokollieren
Teilnehmende Beobachtung: Das Protokollieren
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Teilnehmende</strong> <strong>Beobachtung</strong>:<br />
<strong>Das</strong> <strong>Protokollieren</strong><br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim<br />
PH-Weingarten<br />
Kolloquium, 16.12.2009
Struktur:<br />
- Einführende Bemerkungen zu qualitativen Grundprinzipien<br />
und einer Definition von (teilnehmender) <strong>Beobachtung</strong><br />
- Methode der teilnehmenden <strong>Beobachtung</strong><br />
- Rolle des Beobachters<br />
- <strong>Protokollieren</strong> bei der unstrukturierten Teiln. <strong>Beobachtung</strong>,<br />
die unterschiedlichen Arten der Aufzeichnungen,<br />
eine mögliche Gliederung zur Auswertung<br />
- <strong>Protokollieren</strong> bei der strukturierten Teiln. <strong>Beobachtung</strong><br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Qualitative Sozialforschung:<br />
<strong>Das</strong> Untersuchungsfeld der qualitativen<br />
Sozialforschung ist das Handeln und Interagieren<br />
der Subjekte im Alltag.<br />
Ziel ist es, Unbekanntes zu entdecken und daraus<br />
empirisch begründbare Theorien zu entwickeln.<br />
D.h. Hypothesen generieren<br />
nicht: Hypothesen prüfen<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Prinzip der Offenheit:<br />
möglichst wenig Vorentscheidungen! ...<br />
im "Zugang" zum Thema, zum Feld, zu den Untersuchungspersonen<br />
und auch zu den Daten<br />
- zu prüfende Hypothesen nicht vorab festlegen<br />
- der Feldzugang und die Auswahl der Untersuchungspersonen<br />
werden flexibel gehandhabt und können im<br />
Verlauf des Forschungsprozesses neuen Erfordernissen<br />
und Fragestellungen angepasst werden<br />
- bei der Datenerhebung soll die Erzeugung der Daten<br />
möglichst wenig durch die Forscher beeinflusst werden<br />
- bei der Datenauswertung sollen möglichst lange möglichst<br />
viele Hypothesen offen gehalten und geprüft werden.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Subjektivität<br />
Die Subjektivität von Untersuchten und Untersuchenden<br />
wird zum Bestandteil des Forschungsprozesses.<br />
Die Reflexionen des Forschers über seine Handlungen<br />
und <strong>Beobachtung</strong>en im Feld,<br />
seine Eindrücke, Irritationen, Einflüsse, Gefühle, etc.<br />
werden zu Daten, die in die Interpretationen einfließen.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim<br />
Flick 1995
<strong>Beobachtung</strong> (Def.):<br />
• ist „das systematische Erfassen, Festhalten und Deuten<br />
sinnlich wahrnehmbaren Verhaltens zum Zeitpunkt<br />
seines Geschehens.“<br />
Atteslander 2000:73<br />
• <strong>Das</strong> Untersuchungsfeld der teilnehmenden <strong>Beobachtung</strong><br />
ist das Handeln und Interagieren der Subjekte im Alltag.<br />
• Ziel ist es, Unbekanntes zu entdecken und daraus<br />
empirisch begründbare Theorien zu entwickeln.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Der Zugang:<br />
Will man etwas über andere Menschen herausfinden,<br />
geht man einfach zu ihnen hin,<br />
bleibt eine Weile,<br />
macht das mit,<br />
was diese Menschen dort normalerweise treiben,<br />
und lernt sie so durch eigene Erfahrung besser kennen.<br />
Ethnologen, Sozialanthropologen<br />
Lewis Henry Morgan 1870 (Teilnahme am sozialen Leben der Irokesen)<br />
Franz Boas 1880-er Jahre (1994) (Teilnahme am sozialen Leben der<br />
Inuit<br />
Bronislaw Malinowski 1920er Jahre (Malinesian New Guinea)<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Übernahme von Interpretationen sind nur möglich über<br />
das Miterleben des fremden Handelns.<br />
denn:<br />
durch die (annähernde) Übernahme der<br />
Interpretationen der Mitglieder einer bestimmten<br />
Subkultur oder sozialen Gruppe, gelingt es, diese zu<br />
"verstehen" und deren Regeln zu "erklären".<br />
Fehlt jedoch der Zugang zu dem fremden<br />
Bewusstsein, dann ist ein Verstehen fremden<br />
Handelns nicht möglich.<br />
Der Forscher muss die zu untersuchende Gruppe oder<br />
Kultur "von innen" her sehen.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Methode der <strong>Teilnehmende</strong>n <strong>Beobachtung</strong><br />
Unterscheidung wissenschaftlicher (systematischer)<br />
<strong>Beobachtung</strong>sverfahren<br />
1. offen vs. verdeckt<br />
2. nicht-teilnehmend vs. teilnehmend<br />
3. strukturiert vs. unstrukturiert<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
systematisch versus nicht systematisch<br />
systematisch = geplant, nach wissenschaftlichen<br />
Kriterien durchzuführen<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim<br />
bedeutet auch: nach den Kriterien<br />
von Reliabilität und Validität
offen versus verdeckt<br />
offen = Tatsache des Beobachtens ist bekannt<br />
verdeckt = Forschungsabsicht / und Tatsache des<br />
Beobachtens werden verheimlicht<br />
nicht-teilnehmend versus teilnehmend<br />
teilnehmend = der Beobachter wird Element des<br />
zu beobachtenden sozialen Feldes<br />
nicht-teilnehmend = <strong>Beobachtung</strong> von außen<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
strukturiert versus unstrukturiert<br />
strukturiert = Aufzeichnung nach vorab festgelegten<br />
<strong>Beobachtung</strong>skategorien<br />
unstrukturiert = Aufzeichnung nach vorab festgelegten<br />
allgemeinen Richtlinien<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Die Kennzeichen der teilnehmenden <strong>Beobachtung</strong>:<br />
- <strong>Teilnehmende</strong> <strong>Beobachtung</strong> wird in der natürlichen<br />
Lebenswelt der Beobachteten eingesetzt.<br />
- Beobachter nimmt am Alltagsleben der ihn interessierenden<br />
Personen oder Gruppen teil.<br />
- Gegenstand der <strong>Beobachtung</strong> ist das faktische soziale<br />
Handeln von Individuen oder Gruppen.<br />
- Die <strong>Beobachtung</strong> wird in „schwer zugänglichen sozialen<br />
Feldern“ oder bei „relativem Neuland“ eingesetzt.<br />
- <strong>Beobachtung</strong> ist in ihrer Anwendung oft mit anderen<br />
Methoden verschränkt ist. (Methodenmix)<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Rolle des Beobachters<br />
Idealtypisch gibt es vier Rollen, die ein Beobachter<br />
einnehmen kann:<br />
1. die Rolle des vollständigen Teilnehmers<br />
(völlige Identifikation mit dem Feld)<br />
Beobachter nimmt Rollen ein, die im Feld alltäglich vorgesehen sind<br />
2. die Rolle des Teilnehmers als Beobachter<br />
primär Teilnehmer der Feldsituation und sekundär Beobachter<br />
3. die Rolle des Beobachters als Teilnehmer<br />
mehr formale als informelle <strong>Beobachtung</strong><br />
4. die Rolle des vollständigen Beobachters<br />
(ohne Interaktion mit dem Feld)<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim<br />
Gold 1958
going native:<br />
Der Beobachter übernimmt unhinterfragt die im<br />
Feld geltenden Sichtweisen<br />
Ethnozentrismus:<br />
Der Beobachter unterlegt dem Beobachteten sein<br />
eigenes Sinnverständnis<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Protokolle<br />
sind die Grundlage der Analyse!<br />
Man kann diese ordnen<br />
- nach der zeitlichen Dimension<br />
- systematisch nach Inhalten<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Wann soll protokolliert werden?<br />
- direkte Protokollierung meist nicht möglich, stört den<br />
sozialen Alltag im Feld<br />
- dies führt zu Schwierigkeiten, denn<br />
das Erinnerungsvermögen des Beobachters ist begrenzt,<br />
in die faktische Erinnerungsleistung gehen selektive<br />
Mechanismen ein.<br />
→ die behaltenen Inhalte werden mit zunehmender<br />
Zeit geringer<br />
→ je vertrauter man mit den <strong>Beobachtung</strong>sinhalten ist,<br />
desto eher erinnert man sich an diese<br />
- es werden nur Vorgänge behalten, die entweder besonders<br />
oft auftreten oder<br />
gut mit den Vorstellungen des Beobachters übereinstimmen<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Worauf sollte man beim <strong>Protokollieren</strong> achten (1)<br />
- Teilnehmer – wer, wie viele<br />
- Interaktionen der Teilnehmer untereinander<br />
und sich daraus ergebende Konsequenzen für das<br />
soziale Feld<br />
- Beschreibung der sozialen Situation (Ort, Zeit,<br />
Umstände, etc.)<br />
- Regelmäßigkeit oder Einmaligkeit des Beobachtens<br />
- Reaktion der Teilnehmer auf außergewöhnliche<br />
Verhaltensweisen<br />
- sind Differenzen zwischen Gesagtem und Handeln<br />
feststellbar?<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Worauf sollte man beim <strong>Protokollieren</strong> achten (2)<br />
- Der Nachweis, dass das, was man gesehen hat,<br />
wirklich auch so war, ist immer nur bis zu einem<br />
bestimmten Grad zu erbringen.<br />
- Feedback in die Organisation ist nur zu einem<br />
gewissen Grad möglich.<br />
- Die intersubjektive Überprüfbarkeit der Daten ist nur<br />
eingeschränkt gegeben.<br />
- Fast immer sind es Ausschnitte von Einzelfällen, die in<br />
den Blick geraten. Generalisierungen auf der Basis von<br />
teilnehmender <strong>Beobachtung</strong> sind immer äußerst<br />
angreifbar.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Arten von Aufzeichnungen<br />
bei unstrukturierter <strong>Beobachtung</strong><br />
- Feldnotizen<br />
- Tagebuch, begleitend während der ganzen Studie<br />
- Memos (Merkzettel): begründet, interpretierend,<br />
orientierend, zusammenfassend, abgrenzend,<br />
folgernd.<br />
- <strong>Beobachtung</strong>sprotokolle<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Feldnotizen<br />
- was geschah? um was ging es?<br />
- wann und wo geschah es?<br />
- wer war beteiligt?<br />
- wer handelte wie?<br />
- welche Reaktionen wurden ausgelöst?<br />
- welche Ergebnisse stellten sich ein?<br />
- gab es besondere Umstände?<br />
- welche Gegenstände waren präsent?<br />
- Beschreiben des eigenen Verhaltens, der eigenen<br />
Gefühle und Gedanken<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Tagebuch<br />
- Zur Sicherstellung der Chronologie des Untersuchung<br />
- Termine/Einsätze/Sequenzen der <strong>Beobachtung</strong><br />
- Interviewtermine, Interviewpartner<br />
- Besonderheiten, Auffälligkeiten zeitlich einordnen<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Memos<br />
(Merkzettel): interpretierend, orientierend, folgernd.<br />
Memos erklären die Konzepte, hypothetische Ideen<br />
Memos sind Dokumente, mit denen der Forschende<br />
- die eigene Wahrnehmung,<br />
- seine/ihre Befindlichkeit und<br />
- seine/ihre Vorannahmen,<br />
- Vorurteile,<br />
- Interpretationen,<br />
- theoretischen Gedanken<br />
- etc.<br />
festhalten soll<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Mögliche Gliederung der Auswertung<br />
1. Grad der Autonomie des Feldes /<br />
Interdependenzen mit anderen Feldern<br />
2. Räumliche Ausdehnung<br />
3. Beteiligte Personen<br />
- Zahl der beteiligten Personen<br />
- Klassifikation der Personen<br />
- Gruppierungen von Personen<br />
- Beziehungen zwischen den Personen: formal, informal<br />
- Ziele der Personen<br />
- Verteilung von positiven und negativen Sanktionen<br />
4. Grad der der hierarchischen Struktur<br />
5. Kommunikationsmuster und -kanäle im Feld<br />
6. Wiederkehrende Situationen, in denen Personen<br />
interagieren<br />
- Zahl und Art / - Ort / - Dauer<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Grad der Autonomie:<br />
der zu beobachtende Raum, das <strong>Beobachtung</strong>sfeld:<br />
- wie ist der zu beobachtende Bereich abzugrenzen?<br />
Da <strong>Beobachtung</strong>sfelder nie völlig isoliert sind:<br />
- wie offen ist das zu beobachtende Feld?<br />
- Einbindung des zu beobachtendes Feldes in einen<br />
Gesamtkontext<br />
- bestehen Interdependenzen des zu beobachtenden<br />
Feldes mit anderen Feldern?<br />
- Wechselwirkungen mit anderen Feldern<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Räumliche Ausdehnung:<br />
welchen Raum deckt die <strong>Beobachtung</strong> ab?<br />
Beschreibung des Raumes: Größe, Ausstattung,<br />
"Möblierung"<br />
Wer kann/darf sich wo bewegen?<br />
Spezifischen Gruppen vorbehaltene Flächen;<br />
Trennungen/Barrieren zwischen den gruppenspezifischen<br />
Flächen wie …<br />
- Laden: Verkaufsraum, Lagerraum/Hinterzimmer<br />
- Bar: vor dem Tresen, hinter dem Tresen.<br />
- Fußballstadion: Zäune und Tore zwischen den Blocks<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Beteiligte Personen:<br />
- Anzahl der beteiligten Personen<br />
- Klassifikation der Personen<br />
nach Alter, Geschlecht, sozialem Status etc.<br />
- Gruppierungen von Personen:<br />
Anzahl der Personen in welcher Konstellation?<br />
Wie und in welcher Anzahl sind die interagierenden<br />
Personen zueinander gruppiert?<br />
- Beziehungen zwischen Personen, formal, informell:<br />
in welcher Beziehung stehen die miteinander<br />
interagierenden Personen in Beziehung zueinander,<br />
in formaler Beziehung,<br />
in situativer Beziehung<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Kommunikationsmuster und -kanäle im Feld:<br />
Wer kommuniziert mit wem?<br />
Gibt es Muster der Kommunikation?<br />
Was steht hinter diesen Mustern?<br />
Wiederkehrende Situationen:<br />
Was ist das regelmäßige in der Situation? was geschieht<br />
unter diesem Aspekt wie oft? wo? in welcher zeitlichen<br />
Dauer?<br />
- Zahl und Art:<br />
- Ort:<br />
- Dauer:<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
Regeln für die <strong>Teilnehmende</strong> <strong>Beobachtung</strong><br />
1. Machen Sie während der <strong>Beobachtung</strong>, wenn möglich,<br />
kurze Notizen.<br />
2. Nehmen Sie sich möglichst bald nach der <strong>Beobachtung</strong><br />
Zeit zur Niederschrift eines ausführlichen Gedächtnisprotokolls.<br />
Rechnen Sie mit einem Zeitaufwand vom<br />
Dreifachen der <strong>Beobachtung</strong>szeit für die Erstellung des<br />
Protokolls<br />
3. Trennen Sie zwischen Beschreibung und persönlichem<br />
Kommentar (z. B. durch Verwendung unterschiedlicher<br />
Schrifttypen).<br />
4. Schildern Sie Einzelheiten, zunächst keine Globaleindrücke.<br />
5. Beschreiben Sie genau, wie die Menschen aussehen,<br />
mit denen Sie zusammen waren.<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
6. Rekonstruieren Sie Gespräche, die Sie geführt<br />
haben. Werten Sie Notizen über typische Begriffe und<br />
Wendungen der Gesprächspartner aus.<br />
7. Was haben Sie selbst getan? Was hatten Sie an?<br />
Wie sahen Sie aus? Wie ging es Ihnen? Woran fühlten<br />
Sie sich möglicherweise erinnert?<br />
8. Fertigen Sie zur Beschreibung der räumlichen Umgebung<br />
eine Skizze an.<br />
9. Haben Sie versucht, Informationen einzuholen?<br />
Welche Methoden haben Sie dabei inuitiv oder<br />
reflektiert angewendet?<br />
10. Gibt es ethische, moralische und sittliche Probleme bei<br />
der <strong>Beobachtung</strong>?<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim
11. Welche Vorurteile, festgefügten Meinungen und<br />
Glaubenssätze werden in Frage gestellt, mit<br />
denen Sie die <strong>Beobachtung</strong> aufgenommen haben?<br />
12. Falls Sie schon <strong>Beobachtung</strong>sprotokolle haben:<br />
Gibt es Irrtümer in diesen Protokollen, die sich jetzt<br />
korrigieren lassen? Lassen sich Fragen jetzt<br />
besser beantworten?<br />
13. Wann waren Sie erstaunt, betroffen, irritiert?<br />
Was haben Sie in solchen Situationen getan?<br />
14. Welche Gefühlsbeziehungen haben Sie zu den<br />
Menschen, mit denen Sie während der <strong>Beobachtung</strong><br />
zusammen waren?<br />
Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik,<br />
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialforschung, Mannheim