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Strukturen der Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder bis zu ...

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II. Qualitätsentwicklung<br />

1. Die Gruppendiskussion<br />

<strong>Strukturen</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong><br />

Qualitative Sozialforschung setzt die Gruppendiskussion als methodisches Instrument ein, um die Dynamik<br />

des Gruppengeschehens <strong>zu</strong> verstehen <strong>und</strong> dessen meinungs- <strong>und</strong> einstellungsbildende Funktion<br />

nach<strong>zu</strong>zeichnen. Dabei stehen „Erfahrungs<strong>zu</strong>sammenhänge, Wissensbestände <strong>und</strong> Orientierungsmuster<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>“4. Das Interesse qualitativer Forscher/innen gilt dem Verständnis des kollektiven<br />

Prozesses <strong>und</strong> seinem Ergebnis.5 So sehen einige Forscher im Gruppendiskussionsverfahren „die Chance,<br />

gemeinsame Orientierungen bzw. den gemeinsamen Umgang mit individuellen Orientierungen in statu<br />

nascendi heraus<strong>zu</strong>arbeiten".6 Von Interesse ist dabei beispielsweise, ob die Diskussionsteilnehmer/innen<br />

bereits vorhandenen Einstellungen Ausdruck verleihen, o<strong>der</strong> ob sich diese im Diskussionsverlauf erst bilden<br />

bzw. inwiefern sich beide Vorgänge miteinan<strong>der</strong> verschränken <strong>und</strong> <strong>zu</strong> welchem Ergebnis sie führen<br />

– als Gruppenmeinung o<strong>der</strong> als abweichende Meinung von Teilnehmer/innen. Das Aushandeln von Bedeutungen<br />

<strong>und</strong> ihr Ergebnis stehen im Zentrum <strong>der</strong> qualitativen Analyse.<br />

Die Gruppendiskussionen in Eisenborn hatten ein doppeltes Interesse. Es sollte auch hier um Einschät<strong>zu</strong>ngen<br />

von Teilnehmer/innen gehen. Wie würden sie die Qualität <strong>der</strong> FBBE in ihren Einrichtungen darstellen<br />

<strong>und</strong> bewerten Allerdings war mit den Eisenborner Gesprächen das spezifische Ziel verb<strong>und</strong>en,<br />

die Erzieher/innen als Expert/innen für die künftige Qualitätsentwicklung <strong>zu</strong> mobilisieren <strong>und</strong> in dieser<br />

Funktion als Gesprächspartner des Ministeriums für Familie <strong>und</strong> Integration <strong>zu</strong> gewinnen. Dies for<strong>der</strong>te<br />

einen eigenen methodischen Zugang. Deshalb wurde auf ein interviewähnliches Frage-Antwort-Schema<br />

<strong>zu</strong>gunsten einer möglichst offenen, aktivierenden Diskussion verzichtet.<br />

Am Beginn <strong>der</strong> Diskussion stand die Leitfrage „Was macht einen guten Kin<strong>der</strong>garten aus“. Sie sollte die<br />

Teilnehmer/innen da<strong>zu</strong> ermutigen, aus ihrem F<strong>und</strong>us an Wissen, reflektierten Erfahrungen, Alltagsbeobachtung<br />

<strong>und</strong> professioneller Diagnose Qualitätsprozesse <strong>zu</strong> beschreiben <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Diskussion <strong>zu</strong> stellen.<br />

Der kollegiale Austausch sollte sich am beruflichen Alltag <strong>der</strong> Erzieher/innen orientieren <strong>und</strong> unter bewährten<br />

Diskussionsbedingungen stattfinden (Ziel- <strong>und</strong> Thementransparenz, ausreichende Diskussionszeit,<br />

Transparenz <strong>der</strong> Rolle des Mo<strong>der</strong>ators, Spielregeln für ein gelingendes Gespräch). Vorhandene Unterschiede<br />

in den beruflichen <strong>und</strong> institutionellen Positionen (Leitungskräfte, Erzieher/innen) sollten nicht<br />

den Gr<strong>und</strong>satz gleicher Gesprächschancen berühren.<br />

Falls sich in <strong>der</strong> Diskussion eine mehrheitliche Meinung abzeichnete, wurde sie auf Mo<strong>der</strong>ationskarten<br />

festgehalten. Meinungen einer Min<strong>der</strong>heit o<strong>der</strong> Einzelmeinungen von Teilnehmer/innen wurden ebenfalls<br />

auf Karten für alle sichtbar vermerkt, um kontroverse Meinungen <strong>zu</strong> dokumentieren.<br />

Die Heterogenität <strong>der</strong> Teilnehmer/innen nach Institution, regionaler Verortung, Berufsausbildung <strong>und</strong><br />

beruflicher Position geschah in dem Interesse, aus möglichst unterschiedlichen Positionen Beiträge <strong>zu</strong>r<br />

Qualitätsentwicklung <strong>zu</strong> erhalten. Um in je<strong>der</strong> Gruppe unterschiedlichen Auffassungen <strong>und</strong> Argumenten<br />

ausreichend Raum <strong>zu</strong> geben, sollten die Gruppen nicht mehr als 12 Teilnehmer/innen haben.<br />

Die Gruppendiskussionen wurden je nach dem Einverständnis <strong>der</strong> Teilnehmer/innen in Ton o<strong>der</strong> Bild aufgezeichnet.<br />

Um die Diskussion an<strong>zu</strong>regen, setzte die Mo<strong>der</strong>ation folgende Impulsfragen ein:<br />

-- „Wie stellen Sie gute Praxis her“<br />

-- „Was ist das Beson<strong>der</strong>e des Alltags für Kin<strong>der</strong> in Ihrer Einrichtung“<br />

-- „Wie unterscheidet sich die Praxis ihrer Kin<strong>der</strong>tagesstätte von <strong>der</strong> Umwelt (<strong>Erziehung</strong> in <strong>der</strong> Familie)“<br />

-- „Warum ist es für ein Kind gut, wenn es in die Einrichtung kommt“<br />

4 Flick, U., Qualitative Evaluationsforschung, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2006, S. 161<br />

5 Fiedler, A., Kollektives kollektiv erfassen – das Gruppendiskussionsverfahren in <strong>der</strong> Diskussion (Review Essay), unter: http://<br />

www.qualitative-research.net/index.php/fqs/issue/view/20 (12.08.2010)<br />

6 Fiedler, A., ebenda, ohne Seitenangabe<br />

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