II <strong>Strukturen</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>
II. Qualitätsentwicklung Einleitung <strong>Strukturen</strong> <strong>der</strong> <strong>Bildung</strong>, <strong>Erziehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> Einleitung Im Herbst 2009 setzte das Ministerium für Familie <strong>und</strong> Integration einen Dialog <strong>zu</strong>r Qualitätsentwicklung <strong>der</strong> Tagesbetreuung in Gang, <strong>der</strong> Träger von konventionierten Einrichtungen <strong>und</strong> ihre Fachkräfte einlud, sich an <strong>der</strong> Diskussion um die Ausgestaltung <strong>der</strong> öffentlichen <strong>Betreuung</strong>, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> (BBE) <strong>zu</strong> beteiligen. Zum Verständnis dieser Dialoginitiative ist es wichtig, <strong>der</strong>en bildungs- <strong>und</strong> sozialpolitischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>zu</strong> skizzieren: Spätestens mit dem Jahr 2005 erfährt die <strong>Betreuung</strong>, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> in Luxemburg eine umfassende Transformation. 2005 entstehen die ersten Maisons Relais pour Enfants (MRE). Dieser neue Typus <strong>der</strong> Tagesbetreuung geht <strong>zu</strong>rück auf das Règlement grand-ducal du 20 juillet 2005 concernant l’agrément à accor<strong>der</strong> aux gestionnaires de maison relais pour enfants. Der mit den MRE begonnene Ausbau <strong>der</strong> institutionellen BBE ist gesellschaftlichen Entwicklungen geschuldet. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Reform stehen die Umset<strong>zu</strong>ng einer kindzentrierten BBE, die bessere Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf sowie die soziale <strong>und</strong> sprachliche Inklusion <strong>der</strong> verschiedenen Ethnien in Luxemburg. Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für alle Beteiligten, insbeson<strong>der</strong>e aber für die Einrichtungsträger <strong>und</strong> das Fachpersonal ist, dass die Qualitätsentwicklung <strong>der</strong> BBE parallel <strong>zu</strong>r Ausweitung des Angebots an MRE erfolgen soll. Um die Reform, ihre Aufnahme durch Kommunen, Träger <strong>und</strong> Eltern <strong>und</strong> ihre Umset<strong>zu</strong>ng durch das Fachpersonal <strong>der</strong> Einrichtungen verfolgen <strong>zu</strong> können, setzt mit dem Jahr 2009 eine Begleitforschung des Reformprozesses ein. Forscher <strong>der</strong> Fakultät für Sprachwissenschaften <strong>und</strong> Literatur, Geisteswissenschaften, Kunst <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong>swissenschaften <strong>der</strong> Universität Luxemburg beobachten <strong>und</strong> evaluieren unter Leitung von Prof. Dr. Michael-Sebastian Honig den kindzentrierten Um- <strong>und</strong> Ausbau <strong>der</strong> institutionellen Kleinkin<strong>der</strong>ziehung. Schon im Frühjahr 2009 stand die Qualität <strong>der</strong> BBE als zentrales Anliegen des Ministeriums auf dessen Agenda. Zur Entwicklung von Qualitätsstandards erhielt <strong>der</strong> Autor dieses Beitrags den Auftrag, in Kooperation mit Trägern <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung ein „Manuel des Standards“ <strong>zu</strong> entwickeln. Die Erarbeitung dieses Handbuchs sollte partizipativ in 10 Arbeitsgruppen geschehen. Erzieher/innen <strong>und</strong> Leitungskräfte sollten für folgende Themen Qualitätsansprüche als verbindliche Standards formulieren: „Sicherheit“, „Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Hygiene“, „Ernährung“, „Sprache, soziale, kognitive <strong>und</strong> emotionale Entwicklung“, „Bewegung“, „Kreativität“, „Elternarbeit“, „Integration <strong>und</strong> kulturelle Vielfalt“, „Erzieher-Kind Beziehung <strong>und</strong> Interaktion“, „Infrastrukturelle Bedingungen“. Diese Initiative kam in <strong>der</strong> geplanten Form nicht <strong>zu</strong>stande. Die für den 17. September 2009 vorgesehene Auftaktveranstaltung wurde abgesetzt. Das Familienministerium nahm Abstand von <strong>der</strong> Erarbeitung des „Manuel des Standards“, hielt aber am Ziel <strong>der</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> luxemburgischen Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung fest. Ein neuer Fahrplan <strong>zu</strong>r Qualitätsentwicklung nahm Gestalt an. Die Leitungs- <strong>und</strong> Fachkräfte aus konventionierten Einrichtungen sollten in einem systematisch geführten Dialog gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> BBE diskutieren. Die Engführung auf Qualitätsstandards wurde <strong>zu</strong>rückgestellt. Die Erzieher/innen <strong>der</strong> Foyers de Jour <strong>und</strong> <strong>der</strong> Maisons Relais pour Enfants erhielten eine Einladung nach Eisenborn, um sich dort in Gruppendiskussionen mit <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> BBE in ihren Einrichtungen <strong>zu</strong> befassen, aus ihrer Sicht als Expert/innen den Status quo <strong>der</strong> Qualität <strong>zu</strong> reflektieren <strong>und</strong> den Bedarf an qualitätsför<strong>der</strong>nden Maßnahmen <strong>zu</strong> formulieren. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Gruppendiskussionen sollen in den vom Familienministerium gesteuerten Reformprozess einfließen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> Weiterbildung berücksichtigt werden. Das Familienministerium for<strong>der</strong>te deshalb die Träger <strong>der</strong> Einrichtungen, Leitungskräfte <strong>und</strong> Erzieher/innen auf, sich aktiv <strong>und</strong> systematisch an <strong>der</strong> Diskussion um die Qualität frühpädagogischer <strong>Betreuung</strong>, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erziehung</strong> (FBBE) <strong>zu</strong> beteiligen <strong>und</strong> <strong>zu</strong>r Formulierung dessen, was eine gute Kin<strong>der</strong>tagestätte ausmacht, bei<strong>zu</strong>tragen. Dieser Diskurs zwischen Ministerium <strong>und</strong> Akteuren im Bereich <strong>der</strong> FBBE ist als Top-Down- <strong>und</strong> Bottom- Up-Prozess („Gegenstromverfahren“) angelegt. Mit ihm wird nicht weniger als ein Beitrag <strong>der</strong> Erzieher/ innen <strong>zu</strong>r Zukunftsfähigkeit <strong>der</strong> institutionellen BBE möglich. Der erste Schritt, die Gruppendiskussionen, wird in diesem Bericht dokumentiert. 33