Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at
Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at
Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bedingungen des Gelingens <strong>für</strong> eine gute Tagesbetreuung<br />
72<br />
nieren zu können, benötigen ganztägige Schulformen<br />
möglichst alle Kinder und Jugendlichen.<br />
In pädagogischer Hinsicht sollten sich <strong>Schule</strong>n<br />
stärker an die Idee des Lern-, Lebens- und Erfahrungsraums<br />
im Sinne Hartmut von Hentigs<br />
annähern, der diesen Gedanken in Zusammenhang<br />
mit seiner Vorstellung von <strong>Schule</strong> als „polis”<br />
und als Keimzelle einer demokr<strong>at</strong>ischen Gesellschaft<br />
formulierte. <strong>Schule</strong> müsste Heranwachsenden<br />
über die Fächerinhalte hinaus Möglichkeiten<br />
zum sozialen und kooper<strong>at</strong>iven Miteinander, zum<br />
Aushandeln von Regeln, zum respektvollen Umgang<br />
mit Mehrheiten und Minderheiten, zu Toleranz<br />
und Achtung bieten (Hentig 1993, S. 189 ff.)<br />
In einer <strong>Schule</strong> wird nicht nur gelernt, sondern<br />
auch gelebt: Spaß, Spiel, Freizeit, Zubereitung<br />
und Einnahme von Mahlzeiten gehören zum Alltag<br />
dazu. In der Denkschrift der Bildungskommission<br />
Nordrhein-Westfalens (Bildungskommission NRW<br />
1995) wurde die <strong>Schule</strong> der Zukunft als „Haus des<br />
Lernens” konzipiert, in dem Individualität, gegenseitige<br />
Achtung, Zeit zum Lernen und Lernfreude<br />
ihren Pl<strong>at</strong>z finden sollten. Für die <strong>Schule</strong> gehen<br />
diese Überlegungen mit einer anderen Gestaltung<br />
der Lernkultur und der Tagesstruktur einher, die<br />
der Leistungsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen<br />
und Lehrkräften entsprechend rhythmisiert, in einer<br />
verschränkten Abfolge von Unterrichts-, Förder-,<br />
Stillarbeits- und Freizeitphasen organisiert<br />
sein sollte (Buchfeld 2004).<br />
Die Rhythmisierung markiert bereits den Schulbeginn.<br />
Ab 7:00 Uhr sollte eine <strong>Schule</strong> ihren Schülerinnen<br />
und Schülern ein individuelles „Ankommen”<br />
ermöglichen. In diesem „offenen Anfang” könnten<br />
Förderangebote und Hausaufgabenbetreuung untergebracht<br />
werden, aber auch Gespräche, Singen<br />
und Lesen. Der „offizielle Unterricht” würde erst<br />
später beginnen (ab 8.30 Uhr), um dem Biorhythmus<br />
der Kinder und Lehrkräfte entgegen zu kommen.<br />
Eine kindgemäße Tagesstruktur impliziert<br />
auch, dass die Pausen zwischen den Unterrichtsblöcken<br />
länger sind und <strong>für</strong> Bewegung, ungebundene<br />
sportliche Aktivitäten, aber auch Gespräche<br />
und Ber<strong>at</strong>ung von Schülerinnen und Schülern<br />
durch Lehrkräfte mehr Möglichkeiten bieten. Unterricht<br />
wird nicht im 50-Minutentakt erteilt, sondern<br />
in Unterrichtsblöcken, die fächerübergreifend<br />
organisiert sein können, da handlungsorientierte,<br />
problemlösende, entdeckende und projektorientierte<br />
Unterrichtsformen mit ihren didaktischen Arrangements<br />
mehr Zeit benötigen. Das Mittagessen<br />
an der <strong>Schule</strong> wird zu einem frühen Zeitpunkt<br />
des Schultages angesetzt (zwischen 12.00 Uhr bis<br />
12.30 Uhr), um dem „Unsinn der sechsten Stunde<br />
am Vormittag” entgegenzuwirken und um eine po-<br />
sitive Leistungskurve am Nachmittag zu erzeugen.<br />
An den frühen Nachmittagen (13:30-15:00 Uhr)<br />
würde der letzte (verpflichtende) Unterrichtsblock<br />
angesiedelt sein. Danach geht es mit freiwillig zu<br />
nutzenden Zus<strong>at</strong>zangeboten weiter. Durch diesen<br />
kindgerechten Tagesablauf mit Lern-, Ruhe-,<br />
Spiel-, Förder- und Essenszeiten wird ein intensiveres<br />
Lernen und Leben ermöglicht. Der rhythmisierte<br />
Tagesablauf fördert Freundschaften unter<br />
Schülerinnen und Schülern und bietet mehr Chancen<br />
zum Erlernen von Regeln, zu sozialem Verhalten<br />
und Lernprozessen in der Gruppe. <strong>Schule</strong>n,<br />
die bereits seit langer Zeit im Ganztagsbetrieb arbeiten,<br />
halten die verschränkte Abfolge von Unterricht,<br />
Fördern, Ruhephasen und Freizeit <strong>für</strong> eine<br />
unerlässliche pädagogische Voraussetzung und<br />
Bedingung des Gelingens.