Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at
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Einleitung<br />
6<br />
Einleitung<br />
„Die geänderte Familiensitu<strong>at</strong>ion in der modernen<br />
Gesellschaft einerseits und der Auftrag zur optimalen<br />
Förderung aller Schülerinnen und Schüler<br />
im Sinne der Chancengleichheit andererseits machen<br />
es in verstärktem Maße notwendig, <strong>für</strong> eine<br />
verantwortliche Betreuung von Schülerinnen und<br />
Schülern über das traditionelle Angebot hinausgehend<br />
in der unterrichtsfreien Zeit (am Nachmittag)<br />
zu sorgen. …<br />
Das den ganztägigen Organis<strong>at</strong>ionsformen zugrunde<br />
liegende Gesamtkonzept verstand und<br />
versteht ganztägige Schulformen nie im Sinne eines<br />
erweiterten Schulbetriebes über den ganzen<br />
Tag oder eines bloßen Aufbewahrungsortes <strong>für</strong><br />
nachmittags nicht im Familienverband betreute<br />
Kinder, sondern als eine Aufgabe, den pädagogischen<br />
Auftrag von <strong>Schule</strong> im umfassendsten Sinn<br />
wahrzunehmen.<br />
So geht es neben der Erfüllung der ... sozialpädagogischen<br />
Anliegen vor allem auch um die Gestaltung<br />
eines am Lernenden orientierten Wissensvermittlungs-<br />
und Wissensaneignungsprozesses als<br />
auch um eine sehr weit gefasste Förderung der<br />
Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Der ... oft beklagten Kopflastigkeit unserer <strong>Schule</strong><br />
wird im Konzept ganztägiger Schulformen durch<br />
die Möglichkeit intensiverer erziehlicher Befassung<br />
mit den einzelnen Schülerpersönlichkeiten gegengesteuert<br />
1 .“<br />
Diese Sätze stammen nicht etwa aus dem Jahr<br />
2007, sondern sind mehr als zwanzig Jahre alt<br />
und geben knapp einen Diskussionsprozess wieder,<br />
der seit der Errichtung von Schulversuchen<br />
zu ganztägigen Organis<strong>at</strong>ionsformen im Schuljahr<br />
1974/75 zunächst vereinzelt, in der Folge aber immer<br />
konzentrierter, geführt wird.<br />
Solche Diskussionen waren allerdings immer ideologisch<br />
durchwirkt, jede der beiden Großparteien<br />
favorisierte eine der beiden im Schulorganis<strong>at</strong>ionsgesetz<br />
beschriebenen Organis<strong>at</strong>ionsformen.<br />
Nur etwas mehr als zehn Jahre sind nun seit der<br />
gesetzlichen Umsetzung der ganztägigen Betreuung<br />
vergangen, und die <strong>schulische</strong> Tagesbetreuung<br />
erfuhr in grundsätzlichen Dingen weder eine<br />
Reform noch eine nachhaltige Veränderung.<br />
Die letzte gesetzliche Anpassung erfolgte im Vorjahr<br />
einerseits im organis<strong>at</strong>orischen (Gruppengröße,<br />
Eröffnungszahl, Bedarfserhebung), andererseits<br />
im pädagogischen Bereich (Lehrpläne der<br />
verschiedenen Schularten bzgl. gegenstandsbezogener<br />
und individueller Lernzeit). Das Ziel dieser<br />
Reform war, mehr Kindern und somit auch deren<br />
Eltern – nicht nur in den städtischen Ballungsräumen<br />
– <strong>schulische</strong> Tagesbetreuung anzubieten und<br />
den gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung<br />
zu tragen.<br />
Vielfach wird behauptet, dass diese Maßnahmen<br />
zu wenig tief greifend gewesen seien; man muss<br />
aber sehen, dass die Anmeldezahlen im Steigen<br />
begriffen sind und die Tagesbetreuung als ergänzendes<br />
und unterstützendes Angebot <strong>für</strong> die Eltern,<br />
als anregendes Angebot <strong>für</strong> die Kinder wahrgenommen<br />
und auch gerne angenommen wird.<br />
Sie wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten als <strong>Schule</strong><br />
im besten Sinne verstanden und empfunden,<br />
und sie h<strong>at</strong> einen Bildungsauftrag, verankert in den<br />
Schulgesetzen und Lehrplänen.<br />
Eine der großen Forderungen und Folgerungen,<br />
die sich aus dem eben Gesagten ergeben, muss<br />
demnach lauten: Schulische Tagesbetreuung<br />
ist ein wichtiger Teil eines pädagogischen Gesamtkonzeptes<br />
am jeweiligen Standort, sie darf<br />
keineswegs – wenn es sich um die „offene Form“<br />
handelt – ein auf den Vormittagsunterricht aufgestülptes<br />
Zus<strong>at</strong>zangebot sein, ein Fremdkörper im<br />
Organismus <strong>Schule</strong>.<br />
<strong>Schule</strong>n, die Tagesbetreuung anbieten, haben die<br />
Chance, die Gestaltung und Zielsetzung von Unterricht<br />
an sich zu überdenken. Oft wird die Umsetzung<br />
der <strong>schulische</strong>n Tagesbetreuung vom Vormittag<br />
her gedacht und geplant.<br />
• Es existieren so genannte „Vormittagslehrkräfte"<br />
und „Nachmittagslehrkräfte“.<br />
• Es gibt zu wenig Kommunik<strong>at</strong>ion und Kooper<strong>at</strong>ion<br />
zwischen den Vormittagslehrkräften und<br />
den Betreuungspersonen am Nachmittag.<br />
• Der stringente, klassische Vormittagsunterricht<br />
(„50-Minuten-Stunden“) wird am Nachmittag<br />
fortgesetzt.<br />
• Manche „Freizeit“-Angebote am Nachmittag<br />
sind zu sehr fachbezogen und „verschult“ –<br />
was die Unzufriedenheit der Schülerinnen und<br />
Schüler steigert.<br />
Diese Diagnose wurde schon mehrfach gestellt.<br />
Bestrebungen, diesem Befund entgegenzuwirken,<br />
sind vorhanden, sie haben jedoch noch lange nicht<br />
jeden Schulstandort erfasst. Vorrangiges Ziel muss<br />
es sein, dass sich <strong>Schule</strong>n mit Tagesbetreuung<br />
als ganztägige Bildungseinrichtungen zu verstehen<br />
beginnen; sie müssen merken, dass alle in der<br />
ganztägigen <strong>Schule</strong> Tätigen am Bildungsprozess<br />
der Schülerinnen und Schüler beteiligt sind.<br />
Was kann dazu beitragen?<br />
• Sehr viele <strong>Schule</strong>n haben in letzter Zeit Förderkonzepte<br />
entwickelt 2 . Diese müssen, wenn sie<br />
ertragreich sein sollen, im Sinne eines Ganztagskonzeptes<br />
an den vormittäglichen Unter-<br />
1 Arbeits- und Forschungsberichte des Zentrums <strong>für</strong> Schulversuche und <strong>Schule</strong>ntwicklung, Nr. 9, ÖBV 1984, 70 f.<br />
2 vgl. „Fördererlass“ (Rundschreiben 11/2005 vom 28. Juni 2005) des Bundesministeriums <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur