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Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at

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Interaktionen, Kooper<strong>at</strong>ionen und Beziehungen – Bedürfnisse und Wünsche<br />

58<br />

gemeinsame Erleben der Freizeitaktivitäten fördern<br />

das gegenseitige Verständnis und ein n<strong>at</strong>ürliches<br />

Umgehen miteinander.<br />

Möglicherweise entspricht diese Rolleninterpret<strong>at</strong>ion<br />

(noch) nicht dem professionellen Selbstverständnis<br />

der meisten Lehrkräfte – aber der soziale<br />

Wandel, was kindliches Aufwachsen und die<br />

Organis<strong>at</strong>ion von Lern- und Bildungsprozessen<br />

anbelangt, geht in diese Richtung. Eine Erweiterung<br />

des pädagogischen Aufgabenspektrums –<br />

Lernber<strong>at</strong>erin bzw. -ber<strong>at</strong>er, Lernbegleiterin bzw.<br />

-begleiter und Lernunterstützerin bzw. -unterstützer<br />

zu sein – gehört zum modernen Berufsbild einer<br />

Lehrperson und zum <strong>schulische</strong>n Erziehungsauftrag<br />

dazu. Ein Wandel der Lehrer/innenrolle ist<br />

angesichts des sozialen Wandels sowie der daraus<br />

resultierenden Veränderungen in den Lebenswelten<br />

Heranwachsender und ihrer Familien nicht<br />

zu ignorieren. Diese Veränderung ihrer Rolle sieht<br />

auch Frau K.:<br />

„Ich versuche schon,(...) dass sie (die Kinder) mich<br />

als Respektsperson sehen, aber nicht als Lehrer,<br />

als Freund oder Gesprächspartner (...) auch als<br />

Spielgefährte” (Frau K. 2006, S. 14).<br />

Der Eins<strong>at</strong>z von Lehrkräften in der Tagesbetreuung<br />

kann sich gleichermaßen auf die Beziehung<br />

zu den Eltern positiv auswirken. Hier steht ebenso<br />

die Ber<strong>at</strong>ung und Hilfestellung im Vordergrund, da<br />

sich Lehrkräfte durch den längeren Zeitraum, den<br />

sie mit den Kindern verbringen, auch ein umfassenderes<br />

Bild machen können. Zur Situ<strong>at</strong>ion, dass<br />

manche Eltern, besonders die Mütter, ein schlechtes<br />

Gewissen entwickeln, wenn sie ihr Kind in die<br />

Tagesbetreuung geben, meint Frau I:<br />

„Insofern hab ich eher die Rolle, dass ich ihnen<br />

(den Eltern) dieses schlechte Gewissen nehmen<br />

möchte oder auch, welche entspannte Familiensitu<strong>at</strong>ion<br />

dadurch entstehen kann, wenn ihr Kind<br />

oder der Aufgabenbereich in der <strong>Schule</strong> bleibt. Ich<br />

hab im Moment eher diese Rolle (...), die mir auch<br />

ein großes Anliegen ist, und die sehr wichtig ist <strong>für</strong><br />

mich als berufstätige Mutter” (Frau I. 2006, S. 17).<br />

Die Erweiterung ihrer Lehrer/innenrolle zugunsten<br />

eines professionellen pädagogischen Verständnisses<br />

wird von den befragten Lehrkräften nicht als<br />

Belastung, sondern als Bereicherung betrachtet.<br />

Deutlich wurde jedoch auch, dass eine gute Tagesbetreuung<br />

sich zum sozialen Umfeld der Schülerinnen<br />

und Schüler und ihrer Eltern hin öffnen<br />

sollte sowie zu anderen pädagogischen Handlungsfeldern.<br />

Mit einer verstärkten Öffnung etwa<br />

zum Stadtteil, zu den Familien, zu Kinder- und Jugendeinrichtungen<br />

in der Gemeinde, zu Kirchen,<br />

Vereinen und Musikschulen lässt sich die Be<strong>für</strong>chtung<br />

der „Verschulung” des Nachmittags zuguns-<br />

36 Ulrike Popp (Universität Klagenfurt)<br />

ten eines pädagogisch gestalteten Lern-, Lebens-<br />

und Erfahrungsbereiches mindern (Holtappels<br />

2003, S. 184 ff.). Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

von außer<strong>schulische</strong>n Partnern können sich in der<br />

Tagesbetreuung engagieren und das pädagogische<br />

Angebot mit musikalischer Förderung, Computer-<br />

und Inform<strong>at</strong>ikkursen, sportlichen Aktivitäten,<br />

künstlerischer und bildnerischer Gestaltung<br />

oder Gewaltprävention bereichern. Aber auch soziales<br />

Engagement könnte in Kooper<strong>at</strong>ion mit Initi<strong>at</strong>iven,<br />

Wohlfahrtsverbänden und der außer<strong>schulische</strong>n<br />

Kinder- und Jugendhilfe in die <strong>Schule</strong><br />

integriert werden.<br />

5. Soziale Beziehungen als Qualitätsmerkmale<br />

in der <strong>schulische</strong>n Tagesbetreuung<br />

36<br />

In einem n<strong>at</strong>ionalen Kriterienk<strong>at</strong>alog zur Qualität<br />

<strong>für</strong> Schulkinder in Tageseinrichtungen (Strätz<br />

ua. 2003) wurden Interaktion, Kommunik<strong>at</strong>ion und<br />

soziale Beziehungen als bedeutsame Qualitätsdimensionen<br />

benannt und folgendermaßen beschrieben.<br />

Erzieherinnen und Erzieher, aber auch<br />

Lehrkräfte in der Tagesbetreuung sollten Kinder <strong>für</strong><br />

die Gestaltung sozialer Beziehungen in der Gruppe<br />

sensibilisieren. Dies betrifft zum einen Äußerungen<br />

von Symp<strong>at</strong>hie, aber auch <strong>für</strong> angemessene<br />

Formen der Antip<strong>at</strong>hie zu. Die Beobachtung der<br />

Kinder spielt <strong>für</strong> die betreuenden Personen ebenfalls<br />

eine Rolle, um Kontaktbedürfnisse und Kontaktbemühungen<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

unterstützen zu können. Dazu gehören die Fähigkeiten,<br />

auf andere zugehen, Freunde finden, und<br />

Vertrauen aufbauen zu können, aber auch Emp<strong>at</strong>hie<br />

und Rücksicht auf die momentanen Interessen<br />

anderer (Strätz ua. 2003, S. 99).<br />

Über die soziale Reichweite und wachsende Bedeutung<br />

von peer groups im Kindes- und Jugendalter<br />

geben Sozialis<strong>at</strong>ions- und Jugendstudien<br />

Auskunft (zB Friesl 2001, Deutsche Shell-Holding<br />

2006). Freundesgruppen haben wichtige, positive<br />

Sozialis<strong>at</strong>ionsfunktionen und bieten Heranwachsenden<br />

die Möglichkeit, in symmetrischen<br />

Beziehungen Regelbewusstsein zu erwerben,<br />

Freizeitinteressen zu teilen und altersgleiche Ansprechpartnerinnen<br />

bzw. -partner bei Alltags- und<br />

Lebensproblemen zu haben (Schröder 1995). Auf<br />

der anderen Seite muss jedoch auch zur Kenntnis<br />

genommen werden, dass Gruppen eine Eigendynamik<br />

von Binnenfixierung, Anpassungsdruck<br />

und Konformitätszwängen entwickeln können, die<br />

eine Selbstentscheidungskompetenz von Kindern<br />

und Jugendlichen überschreitet. In der schulbezogenen<br />

Tagesbetreuung sollten Möglichkeiten ge-

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