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Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at

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Interaktionen, Kooper<strong>at</strong>ionen und Beziehungen – Bedürfnisse und Wünsche<br />

ganze soziale Lernen, dieser ganze Erziehungsauftrag,<br />

der h<strong>at</strong> mit Ganztagsschule einen Hintergrund,<br />

auf dem sich besser arbeiten lässt” (Interview<br />

GTS Wilhelmsburg 2005, S. 5).<br />

Hier findet man eine ähnliche Argument<strong>at</strong>ion wie<br />

unter Kap. 3. (Herr G.) Es ist <strong>für</strong> Lehrkräfte eine<br />

pädagogische Herausforderung und positive Bereicherung,<br />

einem „schwierigen” Schüler zu einem<br />

Erfolgserlebnis geführt zu haben. Gleichzeitig<br />

können Lehrkräfte eine stärkere Vorbildfunktion<br />

wahrnehmen in Hinblick auf Höflichkeit und sozialem<br />

Umgang, und das Verhältnis den Schülerinnen<br />

und Schülern gegenüber wird in der Regel<br />

besser und enger. Des Weiteren gibt es mehr<br />

Spielräume <strong>für</strong> soziales Lernen, Konflikt- und Gewaltprävention.<br />

„Ganztagsschule ohne den Schwerpunkt soziales<br />

Lernen geht nicht, behaupte ich einfach mal, und<br />

wir machen deshalb, jetzt formal, führen wir auch<br />

den Klassenr<strong>at</strong> ein ... Wir haben viel Methodenlernen<br />

jetzt, was auch was mit sozialem Lernen zu<br />

tun h<strong>at</strong>. Wir haben Gewaltprävention, wir machen<br />

Gewaltprävention, ich mach das jetzt jeden Montag,<br />

auch Jugendliche sollen unterwegs Gewaltprävention<br />

machen, aber wenn’s darum geht, sind<br />

wir dazu aufgefordert, ihnen dabei zu helfen (...).Da<br />

gibt’s den Sozialpädagogen, der sitzt hier um die<br />

Ecke und trifft mich, wir sind überall dran (...) und<br />

Gewalt ist <strong>für</strong> uns, dadurch, das wir so intensiv und<br />

dicht dran sind, kaum ein Thema, körperliche Gewalt.<br />

Mobbinggewalt haben wir, ist immer so eine<br />

Sache, also auch da arbeitet der Klassenr<strong>at</strong> dran,<br />

und es gibt auch Fortbildungen, die Sozialpädagogen<br />

arbeiten dran, also wir alle. Das ist soziales<br />

Lernen (Interview GTS Wilhelmsburg 2005, S.<br />

10 f.).<br />

Vorbehalte von Lehrkräften, am Nachmittag an<br />

der <strong>Schule</strong> zu sein, konnten abgebaut werden,<br />

in dem <strong>für</strong> Lehrkräfte die Möglichkeit geschaffen<br />

wurde, ihr Fach im Rahmen von Freizeitangeboten<br />

als AG oder Wahlfach anzubieten. Dies setzt jedoch<br />

voraus, dass über eine adäqu<strong>at</strong>e und gleichwertige<br />

Bezahlung und Verschränkung von Gegenstandsbezogener<br />

Lernzeit und Individueller<br />

Lernzeit sowie gelenkten Freizeitangeboten nachgedacht<br />

werden muss.<br />

„Also, jeder Kollege, der sein Fach, das er studiert<br />

h<strong>at</strong>, mag, freut sich darüber, wenn er es über<br />

den Pflichtunterricht hinaus auch noch machen<br />

kann. Er freut sich erst recht, wenn dann interessierte<br />

Schüler hinkommen und nicht welche hingeschickt<br />

werden. Und er freut sich auch, wenn<br />

die Lerngruppe nicht 26 bis 30 Schüler stark ist,<br />

sondern nur 10 – 12. Und er dann noch da<strong>für</strong><br />

mit einer Stunde vergütet wird. Also, der Nach-<br />

mittagsunterricht <strong>für</strong> einen Musiklehrer in unserem<br />

Musikpavillon oder so ein Sportlehrer in der<br />

Sporthalle ist was Angenehmeres als der Pflichtunterricht.<br />

Ich sag das einfach mal so hart oder so<br />

schön und so nett. Also, der freut sich schon. Insofern<br />

haben sich die Leute (<strong>für</strong> die Schulnachmittage,<br />

U.P.) beworben. (...) Wir geben Wunschzettel<br />

aus und siehe da, es haben bestimmte Kollegen<br />

sich beworben, nachmittags von 14.30 bis 16 Uhr<br />

Kurse anzubieten” (Interview GTS Wilhelmsburg<br />

2005, S. 8).<br />

Schulische Tagesbetreuung ist mit einer Änderung<br />

und Bereicherung des professionellen Selbstverständnisses<br />

von Lehrkräften verbunden, das mit<br />

mehr pädagogischer Verantwortung einhergeht.<br />

Aus dem zitierten Erfahrungsbericht geht hervor,<br />

dass sich das Lehrer-Schülerverhältnis verbessert,<br />

dass man ein anderes Verhältnis zueinander<br />

h<strong>at</strong>. Der Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern<br />

wird enger und es bestehen mehr Möglichkeiten,<br />

auf einzelne einzugehen. Aber auch die Lehrkräfte,<br />

die im Rahmen der Studie zur <strong>schulische</strong>n<br />

Tagesbetreuung gefragt wurden, berichteten von<br />

dieser Entwicklung (Hofmeister/Popp 2006, Kap.<br />

6.4). Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in<br />

einer gelösteren Atmosphäre am Nachmittag kann<br />

das Selbstbild der Lehrkräfte beeinflussen. Auch<br />

am Nachmittag ist der Lehrer bzw. die Lehrerin als<br />

Fachkraft gefragt und gefordert, allerdings nicht<br />

mehr als die Instanz, die das gelehrte Wissen auch<br />

abfragt und beurteilt. Somit verschiebt sich die<br />

Funktion der Betreuerinnen und -betreuer in Richtung<br />

Ber<strong>at</strong>erin bzw. Ber<strong>at</strong>er und Lehrkräfte erleben<br />

sich, wie Herr G. es ausdrückt:<br />

„Ich würde sagen, als helfendes Element, Unterstützer<br />

und Begleiter, also nicht als Lehrer, auf keinen<br />

Fall als Lehrer” (Herr G. 2006, S. 21).<br />

Dieser erweiterte Wirkungsbereich von Lehrkräften<br />

wird nicht nur von den Kindern als vertrauensfördernd<br />

wahrgenommen, auch den Eltern fällt<br />

das Zugehen auf Lehrerinnen und Lehrer leichter,<br />

die an den Schulnachmittagen nicht primär als<br />

Leistungsbeurteilungsinstanz fungieren. Lehrkräfte,<br />

die in der Tagesbetreuung eingesetzt werden,<br />

erleben die Erweiterung ihres Rollenbildes als Bereicherung.<br />

Der Tätigkeitsbereich „<strong>schulische</strong> Tagesbetreuung“<br />

bietet die große Chance, einerseits<br />

das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Schülerinnen<br />

bzw. Schülern zu vertiefen und andererseits<br />

über eine <strong>gelungene</strong> Beziehungsarbeit zwischen<br />

Betreuungspersonal, Kindern und Eltern ein entspanntes,<br />

entwicklungsförderndes Umfeld <strong>für</strong> die<br />

Kinder zu schaffen. Die Anteilnahme und Hilfestellung<br />

der Betreuungspersonen bei der <strong>schulische</strong>n<br />

Weiterentwicklung der Kinder und vor allem das<br />

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