Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at
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Interaktionen, Kooper<strong>at</strong>ionen und Beziehungen – Bedürfnisse und Wünsche<br />
56<br />
ter Fragen stellen und gegebenenfalls mehrmals<br />
nachfragen können, weil der zeitliche Druck wegfällt.<br />
Aber vor allem das gemeinsame Erleben der Freizeitaktivitäten<br />
fördert das gegenseitige Verständnis<br />
und ein n<strong>at</strong>ürliches Umgehen miteinander, was<br />
auch von Seite der Schülerinnen und Schüler geschätzt<br />
wird. Den Schulleitungen kommt, was die<br />
Akzeptanz der Tagesbetreuung angeht, eine maßgebliche<br />
Funktion zu. Schulleiterinnen und -leiter<br />
können wesentlich dazu beitragen, hier eine<br />
Lernkultur zu schaffen und ein kooper<strong>at</strong>ives Sozialklima<br />
an ihrer <strong>Schule</strong> zu unterstützen, was etwa<br />
Frau J. als Chance <strong>für</strong> sich und ihre <strong>Schule</strong> erkannt<br />
h<strong>at</strong>:<br />
„Es ist mir wichtig, dass sich die Kinder und auch<br />
die Lehrer wohl fühlen.(...), dass jeder den anderen<br />
wertschätzt und dass es einfach ein positives<br />
soziales Gefüge ist, wo miteinander gelebt, gelernt<br />
wird” (Frau J. 2006, S. 13).<br />
Auch wenn Lehrkräfte die Bedürfnisse der Kinder,<br />
wie etwa eine wiederholte Aufbereitung der<br />
Lerninhalte oder eine eingeschobene Erholungsphase,<br />
im Regelunterricht erkennen, können sie<br />
aufgrund der Rahmenbedingungen nicht immer<br />
darauf entsprechend reagieren, was jedoch in der<br />
Tagebetreuung in Koordin<strong>at</strong>ion mit dem gesamten<br />
Betreuungspersonal und einigermaßen flexibler<br />
Handhabung des Tagesbetreuungsstundenplans<br />
sehr wohl umsetzbar ist. Unzufriedenheit bei Eltern,<br />
Kindern und Betreuungspersonen kann entstehen,<br />
wenn es an Kooper<strong>at</strong>ion und Kommunik<strong>at</strong>ion<br />
mangelt. Die Schulleiterinnen und Schulleiter<br />
haben daher die verantwortungsvolle Aufgabe,<br />
die Motiv<strong>at</strong>ion aller in der Tagesbetreuung Tätigen<br />
durch die Gewährleistung positiver Rahmenbedingungen<br />
zu stärken. Ein gedeihliches Arbeitsklima,<br />
enge Kooper<strong>at</strong>ion von Schulleitung, Administr<strong>at</strong>ion<br />
und Tagesbetreuungsleitung und die Integr<strong>at</strong>ion<br />
des Betreuungsteams in alle <strong>schulische</strong>n Vorgänge<br />
bilden die Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine gut<br />
funktionierende <strong>schulische</strong> Tagesbetreuung.<br />
4. Interaktionen und Kooper<strong>at</strong>ionen 35<br />
Die Bedeutsamkeit von Interaktionen und Kooper<strong>at</strong>ionen,<br />
die Schaffung einer schulweiten, Profil<br />
bildenden Lernkultur und die Verbesserung<br />
des Sozialklimas – womit Beziehungen innerhalb<br />
der Gruppe der Kinder und Jugendlichen, aber<br />
auch zwischen Lehrkräften und Schülerinnen bzw.<br />
Schüler gemeint sind – wurden nicht nur im Rahmen<br />
der Studie zur <strong>schulische</strong>n Tagesbetreuung<br />
them<strong>at</strong>isiert. Vielmehr finden sich auch Verweise<br />
dieser Art in der bundesdeutschen Forschung und<br />
35 Ulrike Popp (Universität Klagenfurt)<br />
Evalu<strong>at</strong>ion von Ganztagsschulen (zB Holtappels<br />
1994, Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz 2002;<br />
Appel ua. 2003) sowie in Erfahrungsberichten von<br />
<strong>Schule</strong>n, die schon auf einen langen Zeitraum als<br />
offene Ganztagsschule zurückblicken können.<br />
Gerade an Schulstandorten, die sich durch eine<br />
heterogene Schülerschaft, „bildungsferne” Familien<br />
und eine problem<strong>at</strong>ische Sozialstruktur im Umfeld<br />
mit hoher Dichte von Sozialhilfeempfängerinnen<br />
bzw. -empfänger kennzeichnen, steht vor<br />
allem der Gedanke der Dringlichkeit im Vordergrund.<br />
Es muss bei Schulleitung und Lehrkräften<br />
die Erkenntnis reifen, dass ein fachbezogenes Lernen<br />
nur möglich ist, wenn parallel Unterstützung,<br />
Erziehung und Betreuung von der <strong>Schule</strong> und den<br />
in ihr Tätigen mit gewährleistet wird.<br />
„Wir haben immer mehr Erziehungsfunktionen<br />
übernehmen müssen (...) Der Erziehungsauf-trag<br />
h<strong>at</strong> überhand genommen und wurde in der Halbtagsschule<br />
schlecht abgearbeitet. Dann haben wir<br />
gesagt, je länger wir die Kids sehen und auch in<br />
anderen Zusammenhängen sehen, um so mehr<br />
können wir positiv ausstrahlen“ (Interview GTS<br />
Wilhelmsburg 2005, S. 1).<br />
Die Chance, Schülerinnen und Schüler in anderen<br />
Zusammenhängen und in einer mehr ganzheitlichen<br />
Entwicklung zu sehen, nicht nur im <strong>schulische</strong>n<br />
Leistungsbereich, schafft eine bessere<br />
Kenntnis über die Person und mehr Verständnis<br />
<strong>für</strong> Lebensprobleme, die sich bei den Kindern vor<br />
die Lernprobleme schieben (Hentig 1993). Offenbar<br />
lohnt sich dieses pädagogische „Investment”<br />
der Lehrkräfte – gerade im Bereich von Kommunik<strong>at</strong>ion<br />
und wechselseitigem Beziehungs- und<br />
Vertrauensaufbau – und kommt ihrem Unterricht<br />
zu Gute.<br />
„Ich glaub nicht, dass wir durch die Ganztagsschule<br />
besser unterrichten, ich glaube, dass wir einfach<br />
näher rankommen an die Schüler und deswegen<br />
hier einen besseren Kontakt haben, und<br />
dass sich das auch auf den Unterricht überträgt.<br />
Aber wir sind einfach näher dran. Sie erzählen, sie<br />
sind da, wenn man ihnen morgens am Billardtisch<br />
begegnet (...), sie begrüßen einen morgens auch<br />
nett. Also, es ist nicht so, wie in der <strong>Schule</strong>, letzten<br />
Gong, und jetzt muss ich los, und ja keinem begegnen,<br />
sondern es wird abgekl<strong>at</strong>scht (...) Es h<strong>at</strong><br />
eine ganz andere Atmosphäre, ist entstanden sozusagen,<br />
weil man eben auch in der Mittagspause<br />
mit ihnen zusammen ist. Man isst teilweise mit ihnen<br />
zusammen, man h<strong>at</strong> Aufsicht hier, man spricht<br />
mit ihnen, besonders an die auffälligen Schüler, die<br />
es ja hier nun auch gibt, kommt man viel besser<br />
ran, weil man viel mehr Zeit h<strong>at</strong>, weil man sie auch<br />
besser beobachten kann, man sieht die Entwicklung,<br />
wie entsteht etwas, also, das ist <strong>für</strong> mich, das