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Empfehlungen für gelungene schulische ... - elsa - Schule.at

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Interaktionen, Kooper<strong>at</strong>ionen und Beziehungen – Bedürfnisse und Wünsche<br />

Eltern wünschen sich eine Stabilität im Team der<br />

Tagesbetreuung, und das bedeutet kontinuierlich<br />

tätige Lehrkräfte, Freizeitgestalterinnen bzw. -gestalter<br />

und/oder Betreuungspersonen. Oder auch<br />

anders gewendet – ein häufiger Wechsel der Lehrpersonen,<br />

häufige Krankenstände, Fluktu<strong>at</strong>ionen<br />

und eine unzuverlässige Angebotsstruktur sind<br />

kein Qualitätsmerkmal einer guten Tagesbetreuung<br />

und werden von Eltern mit Beschwerden und/<br />

oder Abmeldungen quittiert. Diese Problemfelder<br />

können durch bundesländerspezifische Vorgaben<br />

und Maßnahmen verschärft werden. So sind in<br />

manchen <strong>Schule</strong>n beispielsweise Vereine <strong>für</strong> die<br />

Betreuung der Schülerinnen und Schüler in der<br />

Freizeit zuständig, was häufig zu Unstimmigkeiten<br />

führt, da kranke Betreuungspersonen nicht ersetzt<br />

oder während des Schuljahres zu häufig gewechselt<br />

werden. Ein V<strong>at</strong>er, Herr D., schilderte die Situ<strong>at</strong>ion<br />

sehr drastisch:<br />

„Peter (Name geändert) h<strong>at</strong> jetzt doch kontinuierlich,<br />

sagen wir mal, bis auf einen Lehrer-wechsel<br />

fast alle Lehrer durchgehend gehabt. In der Vierten<br />

ist es auch so. Wenn jetzt ein, zwei Lehrerwechsel<br />

sind in vier Jahren, gut, aber Peter h<strong>at</strong>te, wir haben<br />

das zusammengezählt, etwa 15 Wechsel in der<br />

Nachmittagsbetreuung” (Herr D. 2006, S. 9).<br />

Eltern kritisieren nicht nur, dass sie den vollen Beitrag<br />

<strong>für</strong> eine unvollständig besetzte Freizeitbetreuung<br />

zahlen müssen, sondern dass auch die pädagogisch<br />

sinnvolle Kontinuität und Verlässlichkeit in<br />

der Betreuung nicht gegeben ist.<br />

3. Chancen der Tagesbetreuung <strong>für</strong><br />

die in ihr tätigen Lehrkräfte<br />

Leider wird <strong>schulische</strong> Tagesbetreuung noch immer<br />

dem Vormittagsunterricht gegenüber als weniger<br />

„wertvoll” erachtet. Dies ist auch der T<strong>at</strong>sache<br />

geschuldet, dass <strong>schulische</strong> Tagesbetreuung<br />

ein freiwillig zu nutzendes Zus<strong>at</strong>zangebot ist,<br />

das in der Regel „additiv” an den mehrstündigen<br />

Schulvormittag anschließt. Manche Standorte verzeichnen<br />

jedoch einen regen Zulauf, und es ist davon<br />

auszugehen, dass die Anmeldungen auch im<br />

AHS-Bereich eher steigen als zurückgehen. Lehrkräfte<br />

müssen in Zukunft vermehrt damit rechnen,<br />

sowohl an den Vormittagen als auch an den<br />

Nachmittagen eingesetzt zu werden – und dies<br />

muss nicht mit Nachteilen verbunden sein, sondern<br />

kann als pädagogische Herausforderung und<br />

persönliche Bereicherung Geltung beanspruchen<br />

und eine Erweiterung des beruflichen Handlungsspektrums<br />

sein.<br />

Im Pflichtschulbereich ist es durchaus üblich, dass<br />

nicht ausschließlich Lehrkräfte – wie meistens an<br />

der AHS – in der <strong>schulische</strong>n Tagesbetreuung eingesetzt<br />

werden, sondern dass auch Hortpädagoginnen<br />

bzw. -pädagogen, Sozialpädagoginnen<br />

bzw. -pädagogen oder andere Betreuungspersonen,<br />

die von Vereinen angestellt werden, die Freizeit-<br />

und Hausübungsstunden übernehmen. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> die Arbeit in der Tagesbetreuung<br />

sollte in jedem Falle eine qualifizierte und kompetente<br />

Ausbildung <strong>für</strong> diesen Tätigkeitsbereich sein,<br />

verbunden mit einer hohen Sozialkompetenz und<br />

persönlichem Engagement.<br />

Neben den erforderlichen Grund- und Zus<strong>at</strong>zqualifik<strong>at</strong>ionen<br />

sind aber auch die Eigenschaften, die<br />

Lehrkräfte und Betreuungspersonen mitbringen<br />

(sollen), <strong>für</strong> die Arbeit in der Tagesbetreuung relevant.<br />

Kre<strong>at</strong>ivität, Emp<strong>at</strong>hie, Geduld und vor allem<br />

Verständnis <strong>für</strong> die Kinder und Jugendlichen sind<br />

essenzielle Eigenschaften <strong>für</strong> diese Tätigkeit. Interessanterweise<br />

bevorzugen Kinder keineswegs<br />

eine Laisser-faire-Haltung ihrer Lehrkräfte und Betreuungspersonen,<br />

sondern wünschen sich durchaus<br />

ein gewisses Maß an Strenge, Konsequenz<br />

und Durchsetzungsfähigkeit und einen klaren Umgang<br />

mit Regelverstößen Kinder und Jugendliche<br />

schätzen Betreuungspersonen, die ihnen Aufmerksamkeit<br />

und Gehör schenken, und die bereit<br />

sind, ihnen bei Schwierigkeiten ber<strong>at</strong>end zur Seite<br />

zu stehen. Humor, Einschätzbarkeit und ein ausgeprägter<br />

Gerechtigkeitssinn fungieren dabei als<br />

Basis gegenseitiger Wertschätzung.<br />

Die befragten Personen der Studie zur <strong>schulische</strong>n<br />

Tagesbetreuung teilen die Erfahrung, dass die Betreuung<br />

der Kinder am Nachmittag große Chancen<br />

eröffnet, das Verhältnis zwischen Lehrkräften und<br />

Schülerinnen bzw. Schülern zu vertiefen. N<strong>at</strong>ürlich<br />

liegt es primär am Engagement der einzelnen<br />

Lehrkraft, wie diese Chance genutzt wird. Herr G.<br />

h<strong>at</strong> durch die Möglichkeit, in der <strong>schulische</strong>n Tagesbetreuung<br />

zu arbeiten, seine Schülerinnen und<br />

Schüler besser kennen gelernt:<br />

„Viele Lehrer lernen auch die Schüler von einer anderen<br />

Seite sehen. Das ist unglaublich interessant,<br />

zu sehen, wie sinnvoll Schüler auf einmal fragen<br />

können. Und zwar den Lehrer fragen können, den<br />

sie am Vormittag im selben Fach gehabt haben,<br />

und diese Frage dort nie formuliert hätten, weil andere<br />

Dinge eine Rolle spielen, weil man cool sein<br />

muss, weil man gegenüber seinen Nachbarn das<br />

und das nicht sagen kann, was man unter vier oder<br />

sechs Augen locker ausspricht. Und dadurch werden<br />

Horizonte eröffnet und ein Problem, das am<br />

Vormittag ein unlösbares Problem ist, ist auf einmal<br />

keines mehr” (Herr G. 2006, S. 14).<br />

Für die Schülerinnen und Schüler verbessert sich<br />

die Situ<strong>at</strong>ion, da sie in den Lernstunden leich-<br />

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