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Schach Zeitung - Schachversand Niggemann

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Bund und Länder<br />

Interview mit Michael Langer<br />

Was mich wundert ist, dass der DSB diese Debatte<br />

im Verborgenen führt. So bleibt die Kritik, die an<br />

der jetzigen Form der Deutschen Meisterschaft geübt<br />

wird, unwidersprochen. Warum leistet der DSB<br />

hier und auch in der Debatte um die Deutsche Nationalmannschaft<br />

so eine zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit?<br />

Ich glaube – und das ist der negative Teil meiner Antwort<br />

– das liegt an der fehlenden Ressource. Anders<br />

als in einem Unternehmen vertritt niemand die Entscheidungen<br />

des DSB wirklich öffentlich. Die andere<br />

– positive – Seite meiner Antwort ist der Verweis auf<br />

„gutes Benehmen“. Wir verhalten uns zurückhaltender,<br />

sachlicher und weniger emotional als einige unserer<br />

Kritiker. Allerdings wünsche ich mir, dass wir schneller<br />

wären und bestimmte Dinge offensiver angehen würden.<br />

So ist Ralph Alt zum Beispiel dafür angezählt worden,<br />

dass er die Deutsche Meisterschaft angeblich auf<br />

den gleichen Termin wie die Europameisterschaft gelegt<br />

hat. In Wirklichkeit wurde die Europameisterschaft<br />

kurzfristig verlegt und zwar genau auf den Termin der<br />

zu diesem Zeitpunkt nicht mehr verschiebbaren Deutschen<br />

Meisterschaft.<br />

Durch die zurückhaltende Äußerungspolitik des<br />

DSB, auch in Bezug auf die Debatte um die Nationalmannschaft,<br />

entsteht allerdings auch leicht der<br />

Eindruck, der DSB wolle das Problem aussitzen<br />

und drücke sich um eine pointierte und klare Stellungnahme.<br />

Ich wünsche mir eine offensivere Informationspolitik.<br />

„Ich“ möchte nicht immer warten, bis man uns anzählt.<br />

„Ich“ würde gerne mal der Erste sein, der sich<br />

zu wichtigen Sachfragen öffentlich äußert. Denn die<br />

Diskussionen innerhalb des DSB werden tatsächlich<br />

und durchaus auch mal kontrovers geführt. Aber uns<br />

gelingt es oft schlecht, die Haltung des DSB einer Öffentlichkeit<br />

plausibel zu machen. Hierin besteht m. E.<br />

eines unserer größten strukturellen Defizite.<br />

Ein anderer großer Posten in der Bilanz sind Sach-<br />

und Reisekosten. Sie belaufen sich für Bundeskongress/Hauptausschuss,<br />

Präsidium und Kommissionen<br />

auf ca. 45.000 Euro, dazu kommen noch<br />

4.424,07 Euro Reisekosten hauptamtlicher Mitarbeiter.<br />

Wer reist dort so viel und warum? Dieser<br />

Posten schürt leicht das beliebte Bild vom Funktionär,<br />

der auf Verbandskosten von Sitzung zu<br />

Sitzung reist, es sich am Bankett gut gehen lässt,<br />

doch bei allem Aufwand letztlich nichts bewirkt.<br />

Auch hier müsste der DSB offensiver sein und zeigen,<br />

wo und was er leistet. Bei uns gibt es definitiv<br />

niemanden, der Kohle verheizt. So stimmt es nicht,<br />

dass die Funktionäre im Fünf-Sterne-Hotel mit Bankett<br />

übernachten – o.k., wir schlafen nicht auf Holzbetten,<br />

aber das jeweilige Hotel entspricht in der Regel dem<br />

„normalen“ Standard. Was die Reisekosten betrifft, so<br />

gehen wir bei der Abrechnung von den Kosten einer<br />

Bahnfahrt mit Bahncard 50 zweiter Klasse aus.<br />

Insgesamt gesehen wirkt die Debatte um die Nationalmannschaft<br />

wie ein Fiasko. Deutschland<br />

schickt nicht die beste Mannschaft zur Olympiade,<br />

das Verhältnis zwischen den Nationalspielern und<br />

dem DSB ist in einigen Fällen angespannt, in anderen<br />

vielleicht ganz zerrüttet, der Bundestrainer<br />

wird öffentlich kritisiert, der DSB muss sich verteidigen<br />

und rechtfertigen. Gibt es Pläne, wie man<br />

48<br />

dieses Debakel eindämmt, was man daraus lernt<br />

und wie man so etwas beim DSB in Zukunft vermeiden<br />

kann?<br />

Ich glaube nicht, dass es ein Allheilmittel gibt, das ein<br />

solches Szenario in jedem Fall ausschließt. Aber es<br />

besteht über alle Gremien hinweg Konsens, dass wir<br />

uns das freiwillig nicht noch einmal antun wollen. Im Interesse<br />

aller Beteiligten. Was das „zerschnittene Tischtuch“<br />

betrifft, so hoffe ich, dass es dort, wo es möglich<br />

ist, zu einer Annäherung kommt. Natürlich müssen wir<br />

– der DSB – überlegen, was wir besser machen können.<br />

Auf wichtige Dinge habe ich bereits hingewiesen:<br />

Die Kommunikation mit den Spielern hätte besser sein<br />

können und der DSB hätte eine offensivere und dennoch<br />

freundschaftliche Öffentlichkeitsarbeit betreiben<br />

müssen.<br />

Wie sieht es denn in der Zukunft aus? Können sich<br />

die Spieler – und die Fans – Hoffnungen machen,<br />

dass sich in Bezug auf die Honorare etwas ändern<br />

wird? Zum Beispiel, dass man bei der <strong>Schach</strong>olympiade<br />

2012 eine andere Form findet, um die Spieler<br />

zu bezahlen?<br />

Also, wenn es uns gelingt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

zu verbessern, vielleicht auch mit<br />

Unterstützung der Spieler, wenn es uns gelingen sollte,<br />

jemanden zu finden, der bereit ist, die Nationalmannschaft<br />

zu unterstützen – dann wäre das für alle<br />

Beteiligten gut.<br />

In der Debatte und angesichts des „nackten“ Haushaltsetats<br />

entsteht leicht der Eindruck, der DSB wolle<br />

nicht zahlen. Aber so einfach ist das nicht. Die derzeitigen<br />

Rahmenbedingungen lassen eine Aufstockung<br />

der Honorare nicht zu. In diesem Jahr war in Anbetracht<br />

der Zahlen der GmbH nicht mehr drin.<br />

Aber wir müssen die Debatte als Chance sehen, Punkte,<br />

die bislang nicht diskutiert worden sind, zu klären.<br />

Wir müssen die Thematik gemeinsam mit unseren<br />

Spitzenspielern- und spielerinnen bearbeiten!<br />

Eins steht jedoch fest: Das DSB - Präsidium ignoriert<br />

seine Aufgaben nicht und befindet sich auch gerade<br />

nicht am Buffet ;-)<br />

<strong>Schach</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>

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