Schach Zeitung - Schachversand Niggemann
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er geht zu einem Verein und sagt, „Ich möchte hier<br />
spielen“. Ein Teil des Betrages, den er an seinen Verein<br />
zahlt, geht dann automatisch an den Deutschen<br />
<strong>Schach</strong>bund. Grob gerechnet finanziert jeder Vereinsspieler<br />
den Deutschen <strong>Schach</strong>bund mit knapp 70 Cent<br />
pro Monat. Ein Erwachsener zahlt 8 Euro pro Jahr, ein<br />
Jugendlicher 4 Euro. Weitere Einnahmen entstehen<br />
aus Zuschüssen, wobei uns das BMI mit ca. 150.000<br />
Euro jährlich unterstützt.<br />
Wer im DSB entscheidet über die Verwendung dieser<br />
Gelder?<br />
In letzter Konsequenz der höchste Souverän, der Kongress<br />
des Deutschen <strong>Schach</strong>bunds. Diesem Kongress<br />
sind wir Rechenschaft schuldig, d.h., wir müssen alle<br />
zwei Jahre die Zahlen vorlegen, und erklären und begründen,<br />
was wir inhaltlich gemacht haben.<br />
Und wer sitzt im Kongress? Wie ergeben sich<br />
Mehrheiten?<br />
Die Vertreter der Länder. Rein rechtlich betrachtet hat<br />
der Deutsche <strong>Schach</strong>bund nur 21 Mitglieder – 17 Ländervertreter,<br />
plus je einen Vertreter für die Bundesliga,<br />
die Sehbehinderten, den Fernschachbund und den<br />
Verband für Problemschach. Die Verbände haben je<br />
nach Höhe ihrer Mitgliederzahlen ein unterschiedliches<br />
Stimmkontingent. Nordrhein-Westfalen hat 42<br />
Stimmen, Bremen nur 3. Zusätzlich stimmberechtigt<br />
mit jeweils einer Stimme sind die Ehrenpräsidenten-<br />
und Mitglieder sowie das Präsidium und die Referate.<br />
Da man für bestimmte grundsätzliche Entscheidungen<br />
im DSB eine Zwei-Drittel-Mehrheit braucht, ist das<br />
Drittel, das man für eine Sperrminorität braucht, relativ<br />
schnell erreicht. Das heißt, man muss die Verbände<br />
in Sachfragen überzeugen und die großen Verbände<br />
muss man noch ein bisschen mehr ;-) überzeugen.<br />
Würde das zum Beispiel heißen, wenn bestimmte<br />
Mitgliederverbände sagen, „Uns gefällt es nicht,<br />
wie die Debatte um die Nominierung der Nationalmannschaft<br />
gelaufen ist“, dass der Kongress dem<br />
DSB andere Vorgaben geben kann?<br />
Ja. Wenn, überspitzt formuliert, ein Mitgliedsverband<br />
bei der Haushaltsdebatte den Antrag stellt, die Unterstützung<br />
für den Leistungssport, die bislang immer um<br />
die 100.000 Euro betragen hat, auf 10.000 Euro zu<br />
kürzen und dieser Antrag eine Mehrheit findet – dann<br />
stehen dem Leistungssport pro Jahr 90.000 Euro weniger<br />
zur Verfügung. Natürlich ist auch das umgekehrte<br />
Szenario, das heißt, eine Aufstockung des Geldes<br />
für den Leistungssport, denkbar. Die höchste Macht<br />
obliegt dem Kongress.<br />
Bei der Debatte um die Nominierung der Nationalmannschaft<br />
wird immer wieder von leeren Kassen<br />
und fehlendem Geld gesprochen. Deshalb ein paar<br />
Fragen zur Bilanz.<br />
Vorab möchte ich betonen, dass ich Wert darauf lege,<br />
die Bilanzen öffentlich zu machen. Ich bin der Meinung,<br />
wenn wir zeigen, was wir tun, löst dies weniger<br />
Interpretationen aus als vermeintlich im Dunkeln vorgenommene<br />
Operationen.<br />
Unter Punkt 4140 und Punkt 4150 in der Bilanz sind<br />
Fernmeldegebühren von 4.778,05 Euro aufgelistet,<br />
dazu kommen noch einmal 2973 Euro für Porto, Te-<br />
<strong>Schach</strong><br />
<strong>Zeitung</strong><br />
Bund und Länder<br />
Interview mit Michael Langer<br />
lefon und Verwaltungskosten der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter, plus Porto-/Frachtkosten von 6.331,34.<br />
Dieser Betrag liegt über dem für die jährliche Miete<br />
und könnte Polemiker einladen zu sagen, das fehlende<br />
Geld für die Olympiamannschaft könnte aus<br />
der Portokasse genommen werden. Wie kommt<br />
es in Zeiten von Internet, Flatrates und Skype zu<br />
solch hohen Kosten?<br />
Das sind genau die Stellen, an denen unsere Kassenprüfer<br />
Jahr für Jahr sehr genau hinschauen. Neben<br />
den Gebühren für viele internationale Gespräche, die<br />
in hohem Umfang pauschalisiert von der ECU rückerstattet<br />
werden, entstehen die Kosten vor allem durch<br />
die Anmietung bzw. Wartung der Telefonanlage.<br />
Innerhalb des DSB wird gelegentlich Sorge über<br />
sinkende Mitgliederzahlen geäußert. Allerdings<br />
fällt der Betrag für „Öffentlichkeitsarbeit“ angesichts<br />
dieser Sorge vergleichsweise gering aus.<br />
Für diesen Posten sind 8.549,12€ veranschlagt,<br />
von denen 5.000€ für Providerkosten und Webmaster<br />
ausgegeben werden. Und was die Sponsorensuche<br />
betrifft, so zeigen sich Horst Metzing<br />
und Klaus Deventer in der aktuellen <strong>Schach</strong>-Ausgabe<br />
skeptisch.<br />
Klaus Deventer<br />
Zitat Deventer: „Es ist möglich, Sponsoren für<br />
Events zu finden, aber ganz schwer wird es bei der<br />
Nationalmannschaft als solcher.“ Nun könnte man<br />
einwenden, dass Jan Gustafsson schon als Talkshowgast<br />
im Fernsehen zu sehen war und in Tageszeitungen<br />
und in Wochenmagazinen zahlreiche<br />
Interviews mit ihm veröffentlicht wurden, Elisabeth<br />
Pähtz ist vom Spiegel offiziell zum Alphamädchen<br />
erklärt worden und auch sie war schon öfter Gast<br />
im deutschen Fernsehen, außerdem hat der DSB<br />
mit jungen Spielern und Spielerinnen wie Niklas<br />
Huschenbeth, Melanie Ohme, Anna Endress oder<br />
Sarah Hoolt, um nur einige zu nennen, durchaus<br />
attraktive Zugpferde für Simultanveranstaltungen<br />
und andere Events, um <strong>Schach</strong> zu fördern. Warum<br />
also hat die Öffentlichkeitsarbeit im DSB einen so<br />
einen geringen Stellenwert und warum wirkt der<br />
DSB bei der Sponsorensuche so resigniert?<br />
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