Schach Zeitung - Schachversand Niggemann
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Bund und Länder<br />
Johannes Fischer<br />
„Die höchste Macht obliegt dem Kongress“<br />
Interview mit Michael Langer, Vizepräsident Finanzen des DSB<br />
Die gescheiterten Verhandlungen um die Honorare der Nationalmannschaft hat auch ein Licht auf die<br />
Finanzen des <strong>Schach</strong>bundes geworfen. Für den Außenstehenden wirkt es absurd, dass es dem <strong>Schach</strong>bund<br />
trotz eines Jahresetats von 900.000 Euro nicht möglich war, die von den A-Nationalspielern zusätzlich<br />
insgesamt geforderten 10.000 Euro Honorar aufzubringen, während z.B. für Training Geld zur<br />
Verfügung steht. Im Gespräch mit Johannes Fischer erläutert Michael Langer, Vizepräsident Finanzen,<br />
den Etat des Deutschen <strong>Schach</strong>bundes und die Aufteilung in den Hauptetat und die Leistungen der<br />
Wirtschaftsdienst GmbH. Diese wurde einst aus steuerlichen Gründen gegründet. Derzeit werde das<br />
Modell allerdings geprüft. In Bezug auf die Verhandlungen mit den Nationalspielern räumt Michael Langer<br />
Versäumnisse in der Kommunikation ein und wünscht sich generell eine offensivere Informationspolitik<br />
im <strong>Schach</strong>bund. Allerdings fehle es auch an Ressourcen.<br />
Ein Interview mit Michael S. Langer, Vizepräsident Finanzen<br />
im DSB, mit freundlicher Genehmigung von<br />
ChessBase<br />
Sehr geehrter Herr Langer, Sie sind Vizepräsident<br />
Finanzen im DSB. Welche Aufgaben haben Sie<br />
da?<br />
Ich bin für alles verantwortlich, was mit dem Thema<br />
Finanzen zu tun hat. Vorweg: Ich bin nicht derjenige,<br />
der Löcher in Belege macht und sie abheftet. Ich habe<br />
die politische Verantwortung für die Finanzen, das<br />
heißt, ich bin derjenige, der sich seit 2003 u. a. Jahr für<br />
Jahr in die Bütt stellt und den Haushalt dem Kongress<br />
vorstellt. Darüber hinaus bin ich gemäß unserem innerhalb<br />
des Präsidiums geltenden Geschäftsverteilungsplanes<br />
zuständig für die Bereiche Mitgliederverwaltung,<br />
Wertungszahlen, Datenschutz und Marketing.<br />
Mit dem Letztgenannten ist die Rolle des Bindegliedes<br />
zur Wirtschaftsdienst GmbH gemeint.<br />
Viele Aufgaben im DSB – und im <strong>Schach</strong> allgemein<br />
– werden ehrenamtlich ausgeführt. Ich zitiere einmal<br />
Klaus Deventer in <strong>Schach</strong> 9/2010: „Wir sind<br />
ein ehrenamtlich geführter Verband, der Präsident<br />
arbeitet ehrenamtlich, ebenso ich selbst und viele<br />
andere.“ Zugleich hat der DSB Angestellte und<br />
verfügt über einen jährlichen Etat von mehr als<br />
900.000 Euro. Wie passt das zusammen?<br />
Die Aussage von Klaus Deventer stimmt. Das gesamte<br />
Präsidium bekommt kein Geld, wir arbeiten alle<br />
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ehrenamtlich. Aber darüber hinaus haben wir einen<br />
festen Personalstamm von Mitarbeitern, die einen Arbeitsvertrag<br />
haben. Horst Metzing als Sportdirektor ist<br />
hauptamtlich tätig, Jörg Schulz arbeitet als Geschäftsführer<br />
der Deutschen <strong>Schach</strong>jugend, Guido Feldmann<br />
erfasst die Finanzen buchhalterisch und auch Louisa<br />
Nitsche und Anja Liesecke (beide arbeiten im Sekretariat)<br />
sind fest angestellt.<br />
Diese Personalkosten unter Einbeziehung der Kosten<br />
für unsere Bundestrainer machen mit etwa 370.000<br />
Euro jährlich den größten Posten in der Bilanz aus.<br />
Was die Bezahlung betrifft, so orientiert sich der DSB<br />
am Öffentlichen Dienst, das heißt, wir bezahlen in Anlehnung<br />
an den TVÖD (früher BAT), den Tarifvertrag<br />
für den Öffentlichen Dienst. Das ist bei der Einrichtung<br />
dieser Stellen so geregelt worden. Die Förderfähigkeit<br />
von Seiten des Bundes wurde auch daran geknüpft,<br />
dass man seine Mitarbeiter gut behandelt.<br />
Wer entscheidet denn, wie die jeweiligen Mitarbeiter<br />
nach TVÖD eingestuft werden? Wie werden die<br />
Leistungen der Mitarbeiter kontrolliert?<br />
Das richtet sich nach der Beschreibung der jeweiligen<br />
Stelle. Es gibt einen Stellenplan, der dem Kongress in<br />
seiner jeweils aktuellen Fassung regelmäßig vorgelegt<br />
wird. Der DSB ist kein klassischer Wirtschaftsbetrieb<br />
und kann nicht konkret mit Umsatzgrößen etc. nachweisen,<br />
ob einzelne Mitarbeiter bestimmte Vorgaben<br />
erfüllt haben. Trotzdem müssen sich Mitarbeiter natürlich<br />
Fragen stellen lassen.<br />
Etwa 88.000 Euro der Personalkosten entfallen auf<br />
die Bundestrainer Uwe Bönsch und Bernd Vökler.<br />
Sind diese Trainer ebenfalls festangestellt und<br />
welche Aufgaben haben sie?<br />
Ja, beide sind festangestellt, Uwe Bönsch ist A-Trainer<br />
und Bernd Vökler ist für die Förderung des Nachwuchses<br />
zuständig. Der Schwerpunkt der Arbeit von Uwe<br />
Bönsch liegt in der Förderung und Koordinierung der<br />
A-Nationalmannschaft. Er organisiert das Training und<br />
hat die Aufgabe, unsere Kaderspieler zu den großen<br />
internationalen Titelkämpfen hinzuführen. Uwe hat<br />
eine komplexe Thematik zu bearbeiten und letztendlich<br />
dafür zu sorgen, dass wir erfolgreich abschneiden.<br />
Woher bekommt der DSB Geld, wie finanziert er<br />
sich?<br />
Der DSB finanziert sich zum größten Teil, d.h. zu<br />
zwei Dritteln, über Mitgliedsbeiträge – pro Jahr etwa<br />
600.000 Euro. Allerdings tritt der „normale“ <strong>Schach</strong>spieler<br />
in Deutschland nicht in den DSB ein, sondern<br />
<strong>Schach</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>