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BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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übersetzt „Besitz ist Verbrechen“. Besitzer schützen und mehren<br />

Besitz, sie entwerfen Tempel und Burgen, später Schlösser, zuletzt<br />

Verwaltungsgebäude. Merke: Hordenjäger jagt und frisst, Eigentümer<br />

hortet und baut.<br />

Am Bau, auf dem Acker, in der Werkstatt – irgendwo muss gestaltförderndes<br />

Eigentum ja erwirtschaftet werden – mühten sich die<br />

Unterlegenen des Systems. Die Nutznießer lösten sich ab. Pharaonen,<br />

Priester und Beamte in Ägypten, Grundherrn von Latifundien<br />

mit Sklavenwirtschaft in Rom, tausend Jahre Feudalwirtschaft,<br />

Beter, Reiter über Bauern, in West- und Mitteleuropa. Endlich 1840<br />

kommt Proudhon mit seiner erleuchtenden Aufforderung zu Gerechtigkeit<br />

und gegenseitiger Hilfe. Ändern tut sich nichts.<br />

Varia Exempla<br />

Nach Avignon und Schisma, nach den Konzilien in der Hälfte des<br />

15. Jahrhunderts in Konstanz und Basel geriet Rom wieder mit<br />

Macht ins Blickfeld der Päpste. Die Stadt war tief gesunken. Sie<br />

hatte nur noch 25.000 Einwohner, das war ein Prozent der augustäisch-tiberianischen<br />

Bevölkerung. Der stets aufsässige Stadtadel<br />

war endlich entmachtet. Das eröffnete Spielräume. Rom galt noch<br />

immer als caput mundi, die Stadt der Städte des Petrus und seiner<br />

Nachfolger. Unauslöschlich.<br />

Was fällt einem Herrscher, einem pontifex maximus, ein als Zeichen<br />

des Neubeginns Er baut. Aus Florenz kamen die Meister der Paläste,<br />

der Kirchen und wunderbaren Plätze ins verwüstete Rom. Es<br />

entstanden all die Wunder der Renaissance und des Barock. Man<br />

setzte ganz auf Größe. Nach eiligem Besinnen<br />

brach man die konstantinische Petersbasilika,<br />

die Grablege des hl. Petrus, das Heiligtum der<br />

lateinischen Christenheit, zunächst zu Teilen<br />

ab. Man begann mit dem Neubau des Chors,<br />

dem folgten 40 Jahre Streitereien und Stillstand<br />

samt Sacco di Roma (1527). 1546 baute<br />

Michelangelo, ohne Antonio da Sangallos<br />

Modell zu würdigen, weiter. Es entstand, als<br />

Zwischenergebnis, der fabelhafte überkuppelte<br />

Zentralbau, dem der geniale Maderno<br />

1607 bis 1613 sein Langhaus anfügte und<br />

dergestalt den gewaltigen Bau für die Weltkirche<br />

glorreich praktikabel machte. Über all dies<br />

gibt es dicke Bücher.<br />

Wo versteckt sich nun in solcher Architektur<br />

von so viel überwältigender Pracht und Größe,<br />

bei solchem Ruhm, solcher Bewunderung<br />

das Verbrechen Das ist erst aus größerem<br />

zeitlichen Abstand zu begreifen. Die römischkatholische<br />

Kirche hatte seit der Zeit, als sie<br />

Staatskirche wurde, also im 4. und 5. Jahrhundert,<br />

allerhand Grünspan angesetzt. Da<br />

wurde zwar nach Jahrhunderten tiefgreifend<br />

reformiert, aber der Mensch hält so viel hohen<br />

ethisch-moralischen Anspruch nicht lange<br />

durch (man denke an Cluny, die Zisterzienser).<br />

Es wurde wieder Gott verwaltet, besteuert,<br />

Simonie und Nepotismus betrieben, gesündigt<br />

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