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BDA Informationen 1.11 - Bund Deutscher Architekten BDA

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ten, aber für die flüchtigen Leser sei doch auf Drostes wunderbare<br />

Wortschöpfungen wie „unniederringbar hässlich“ und „Freischwingerclub“<br />

hingewiesen – genial. Und die Konjunktivform „zwönge“<br />

ist zum Mindesten innovativ. Dass solche Polemiken nicht nur in<br />

der Märkischen Allgemeinen, sondern auch in der staatstragendüberregionalen<br />

Presse möglich sind, zeigt das folgende Zitat aus<br />

der Kolumne „Martenstein“ in DIE ZEIT vom 11. September 2008:<br />

„Ich schlage vor, den Tatbestand ‚Architekturverbrechen’ unter<br />

Strafe zu stellen. Der Paragraf könnte folgendermaßen lauten: ‚Personen,<br />

die an der Planung, Finanzierung und Errichtung von Bauwerken<br />

oder an der Bewilligung von Bauwerken mitwirken, die das<br />

ästhetische Gemeinwohl mehr, als nach Abwägung aller Umstände<br />

erforderlich, beeinträchtigen oder das Stadtbild schädigen oder die<br />

Lebensfreude der Bürger der <strong>Bund</strong>esrepublik Deutschland dauerhaft<br />

in Mitleidenschaft ziehen, werden mit Gefängnis nicht unter<br />

zwei Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. ... Ein Architekt, der<br />

das Schamgefühl seiner Mitmenschen verletzt, indem er in einer<br />

Parkanlage sein erigiertes Geschlechtsteil entblößt, wird bestraft<br />

oder kommt in eine Klinik. Wenn aber der gleiche Architekt statt<br />

seines Geschlechtsteils in oder neben der gleichen Parkanlage ein<br />

für sensible Betrachter mindestens ebenso schockierendes, sogar<br />

deutlich größeres und deshalb für seine Mitmenschen noch viel<br />

besser sichtbares Einkaufszentrum entblößt oder aufstellt, kommt<br />

er straffrei davon. ... Juristen weisen mich auf ein angebliches<br />

Problem hin. Lärm lasse sich objektiv messen. Hässlichkeit dagegen<br />

sei subjektiv. Das lasse ich nicht gelten. Wie oft haben in meiner<br />

Studentenzeit Nachbarn wegen angeblich unerträglichen Lärms<br />

die Polizei gerufen, wir Partygäste fanden aber es gar nicht zu laut.<br />

Wenn wir wegen Hässlichkeit die Polizei rufen dürfen, werden sicher<br />

Bauherrn und <strong>Architekten</strong> auf der Straße<br />

stehen und heuchlerisch sagen, wieso, ist<br />

doch schön, unser Haus. Umso besser. Dann<br />

kann man sie gleich alle hopsnehmen.“<br />

Dass wir <strong>Architekten</strong> von Berufs wegen bereits<br />

mit einem Bein im Gefängnis stehen, ist uns<br />

bewusst. Wenn Droste und Martenstein ihre<br />

Initiative bis zur Gesetzesreife treiben, können<br />

wir das andere Bein gleich nachziehen.<br />

Dass die gute alte Tante „ZEIT“, wenn es um<br />

Architektur geht, soviel Nähe zum deutschen<br />

Stammtisch aufweist, haben wir so auch noch<br />

nicht gewusst. Dafür allein hat sich die Lektüre<br />

doch schon gelohnt.<br />

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